Mein Krankenhausaufenthalt

Unowiel

Quest-Mob
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Als Erstes solltet ihr wissen, dass ich nicht viel spreche. Das hat vor allem etwas mit einem Erlebnis aus meiner Jugend zu tun, das ich bis heute nicht wirklich verarbeiten konnte und wohl auch niemals können werde. Worum geht’s in meinem 2. Blog … Ich war gute 3 Tage im Krankenhaus zwecks Entfernung der Weisheitszähne + Korrektur meines Unterbisses.

Ich habe mir jeden Tag auf einem Block notiert, was passiert ist, wies mir ging und was ich so erlebt habe. Ich möchte uech bitten nur Kommentare zu posten, die nicht in offensiver Weise geschrieben sind. Ich weiß: Mimimimi Unowiel. :yo:

Ein besonderes Danke geht an die Leute, die mir so fleißig E-Mails geschrieben und mir Trost gespendet haben (alphabetisch): Aiko, Andi, Boen, Carchi und Willi … Ich denke eure Mails haben den gesamten Heilungsverlauf sicher um das Doppelte beschleunigt.

Ein besonderer Dank geht an Laura, die mir vor meiner OP noch einige wunderschöne Gedanken mitgegeben hat.

1. Tag: Preperations

Ich denke es war um 2 Uhr morgens als ich Laura noch bei einer dicken Geschichte geholfen hatte, die mir persönlich auch sehr ans Herz gegangen ist. Ich denke, dass ich ihr den besten Rat gegeben habe, den man ihr hätte geben können. Das Problem konnte gelöst werden, richtig gedankt wurde mir dafür nicht, vielleicht habe ich auch etwas Falsches gesagt, ich weiß es nicht. Um 3 Uhr oder so ging’s ins Bett, um 4 konnte ich einschlafen, um 8 bin ich wieder aufgestanden. Um 10 sollte ich im 30km entfernten Krankenhaus sein. Nervosität und Müdigkeit lagen bei 0… Why? Can’t tell.

8:30: frisch geduscht und angezogen und voll gepackt mit Kleidung, meinem Ipod, den Kurt Cobain Tagebüchern (wtf?) und meinen Sennheiser Kopfhörern, die ich sonst nur am PC verwende, steige ich mit meiner Mutter ins Auto und wir fahren los. Meine Mutter unheimlich nervös, ich unbeeindruckt … Why? … Can’t tell. Um 9:40 kamen wir etwa an, meldeten uns bei der Ambulanz zum stationären Aufenthalt an, meine Mutter spricht, ich bin zu schüchtern/feige. Wir werden zur Patientenanmeldung geschickt, meine Mutter spricht. Ja, ich bin still, antworte auf keine Fragen der netten Dame. Why? Can’t tell. Nervosität liegt weiterhin bei 0. Anmeldung getan, wieder zurück zur Kieferchirurgie und zur Ambulanzanmeldung. Meine Mutter und ich spazieren durch den OP-Bereich zur Krankenstation. Dort melden wir „uns“ beim Schwesternzimmer. Meine Mutter spricht, ich sage nichts. Man stellt mir die gesamte Station vor, mir werden die Teeküche, die Toilette, das Bad und schließlich mein Zimmer. Ich suche mir das Bett am Fenster aus, packe meine Sachen aus. Gleich am Anfang wird mir Blut abgenommen, auf die Frage hin ob mich das stört, antworte ich ebenfalls nicht, wofür habe ich Mami dabei... Die Schwester zapft also das Blut ab. Schmerz war kaum welcher zu spüren. Dann kam ein witziger Fragebogen. Ich habe noch nie so oft „Nein“ bei einem Fragebogen angekreuzt. Rauchen Sie? Nah. Trinken Sie Alkohol? Nah. Nehmen Sie Drogen? Nah. Haben Sie Allergien? Nah. Haben Sie Erkrankungen der Muskulatur? Nah! Die etwa 30 Male. Immer Nein. Ich scheine gesund zu sein. Fein! Im Laufe des Tages bekam ich noch etwa 5 Fragebögen mit fast identischen Fragen und natürlich identischen Antworten. Die Krankenschwestern, die ich bisher angetroffen habe, sind alle supernett. Niemand macht mir Vorwürfe, dass ich nur sehr wenig oder gar nichts sage. Meine Mutter wirkt schon leicht angesäuert, ich kam wohl sehr arrogant rüber … Wollte ich eigentlich gar nicht. :X Um etwa 13:00 verabschiedet sich meine Mutter von mir mit einem kurzen Kuss. Mein Vater kommt ja um 14 Uhr heim und will was zu essen. Als meine Mutter weg war, legte ich mich sofort aufs Bett, warf meinen iPod an und hörte fast 5 Stunden Musik und las die Kurt Cobain Tagebücher (Why? Can’t tell.). Neben Tool hörte ich vor allem Dream Theater, was ich Carchi versprochen hatte. Hatte meine Freude an der Musik. Im Laufe des Nachmittags bekam ich noch einige Tabletten, die ich gleich mal geschluckt habe sowie irgendeine Spritze. Was da drin war, ist mir bis heute relativ egal.
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Es wird Abend. Ich bin immer noch in meine Musik vertieft. Ich denke auch, dass sie viel zu laut war. In meinem Zimmer waren noch eine schwer Krebskranke und eine Schifahrerin die wohl übel auf die Fresse geflogen ist. Ihr Gesicht war ein einziger dicker Kratzer. Die Krebskranke hatte überall Narben und sah auch sehr schlimm aus. Ich denke am 2. oder 3. Tag war sie dann verstorben, ich sah sie jedenfalls nicht mehr ins Zimmer zurückkommen nachdem ihr Pulsmesser schnell zu piepsen begann. :/ Etwa um 24 Uhr kam noch mal eine Schwester zu mir und hängte ein „Nüchtern“ Schild über mein Bett. Ab dem Moment durfte ich nichts mehr essen oder trinken. Um 8 Uhr war Operation angesagt. Nervosität lag noch immer bei 0. Am Abend las ich mir auch die ersten Mails meiner Freunde durch, die alle im Laufe des Abends eintrudelten. (Dickes Danke noch mal falls ihr das hier lest!) Ausnahmsweise hatte ich diesmal nämlich das Handy meines Vaters bei mir, tolle Sache. Er verwendete solang das Handy vom Sportverein, wo er Sektionsleiter ist. Gegen 1 Uhr schlief ich dann ein.

2. Tag: Giving Blood, keepin’ Faith

Um 7 Uhr wachte ich wieder auf. Operation war wohl verschoben worden, ich bekam jedenfalls keine Beruhigungstablette, die man kurz davor bekommen sollte. Hätte auch keine gebraucht, Nervosität war selbst noch Stunden davor bei 0. (What is wrong with me?) Mit den Gedanken war ich ohnehin wo anders. Vor allem bei Laura und Carchi und all den Anderen, vor allem aber bei Laura, die mir wie oben schon erwähnt, einen schönen Gedanken geschenkt hat, den ich in dem Moment auskostete. Gegen 7:30 kam dann das Frühstück für die anderen Beiden, die Skifahrerin bekam Flüssigkotze und die Krebskranke weiches Brot. Ich bekam nichts, sollte ja nüchtern bleiben. Bis 10 Uhr geschah nichts, ich fragte mich ob überhaupt noch etwas passieren wird. Lange sah es zumindest für mich so aus als würden sie die OP verschieben. Tool – The Patient dröhnte mir in die Ohren, sicher viel zu laut, die Beiden anderen hat es teilweise bestimmt genervt. Um 11 kam dann endlich die Schwester mit der Tablette, die ich gleich mal schluckte, nachdem ich nervige Strümpfe sowie ein langes OP Hemd angezogen hatte. Gemütszustand war eigentlich normal, nervös war ich immer noch nicht. Gegen 12 holte mich dann die Oberschwester ab und rollte mich samt Bett in den OP Raum. Meine Zimmergefährtinnen wünschten mir Alles Gute und ich lächelte die Beiden ein wenig an. Also rollten wir durch eine Rolltür in den OP, wo schon fünf oder sechs Schwestern und Ärzte auf mich auf mich warteten. Der grüne OP Tisch war umstellt mit lustigen Geräten und Werkzeugen, die mich wohl einige Minuten aufschnippseln sollten. Die Ärzte fragten mich ob ich trotz Tablette rüberrücken könne. Ich nickte und rückte also von meinem Bett aus auf den OP Tisch, wo ich mich dann auf eine Kopfstütze legen durfte. Dann knallte man mir erstmal eine Nadel in die Innenseite meines linken Ellbogens, die neben der Narkose später auch als Leitung für Infusionen dienen sollte. Dann kam die Anästhesistin, die ich schon am Tag zuvor getroffen hatte. Bei ihr habe ich die Einverständniserklärung für die Narkose sowie für die Operation unterschrieben. Sie sagte mir kurz noch mal wie alles ablaufen würde und dass ich bloß keine Angst haben soll. Das Pulsgerät, das man mir bereits am Finger angehängt hatte war total ruhig und piepste ganz normal vor sich hin, Nervosität war also selbst kurz vor der OP noch bei 0 und ich fühlte mich ganz normal. Ein Arzt fragte mich auch noch ob ich nervös wäre … Ich schüttelte nur kurz den Kopf. Mit den Gedanken war ich wieder wo anders. Vielleicht war das der Grund für meine Ruhe, die ich an den Tag gelegt hatte. Dann kam ein kleiner Schmerz an meinen Ellbogen, de Anästhesistin meinte, das wäre die erste Fuhr an Betäubungsmittel. Die Umgebung wirkte etwas verschwommen. Die Ärztin meinte noch, dass ich mir einen schönen Traum ausdenken solle, was ich auch getan hatte. Einen sehr schönen Traum. =) Dann schlief ich ein.

2. Tag: Pain Surpression

Etwa 3 Stunden nach der OP wachte ich im Aufwachraum auf. Es war 18 Uhr. (OP dauerte bis 15 Uhr) Ich öffnete die Augen. Der Raum war relativ groß und ein Vorhang trennte mich zu einem anderen Bett, das links neben mir stehen sollte. Schmerzen hatte ich eigentlich keine, Schwindel auch keinen, mir ging es eigentlich. Nur mein linker kleiner Finger brannte. Wtf? Mein kleiner Finger? O_O Naja, ich ignorierte ihn vorerst und hörte das Pulsgerät piepsen, das an meinem rechten Ringfinger angebracht war. Es piepste etwas langsamer als vor der OP. Wahrscheinlich weil ich noch recht müde war. Als ich mich richtig umsah entdeckte ich erst, dass mein Gesicht, die Bettdecke, der Polster und das Leinentuch voll mit Blut waren. Auch aus meiner Nase tropfte ein wenig Blut. Ich betätigte die Schwesternglocke und einen kurzen Moment später war auch schon eine recht junge Schwester für mich da. Ich bat Sie um einen Spucknapf und eine Nasenbinde, dass ich nicht mein eigenes Blut schlucken muss. Das bringt bekanntlich Brechreiz. So spuckte ich erstmal in den Napf, es kam dabei fast nur en Blut-Speichelgemisch raus. Nach einer Stunde, etwa gegen 19:30 war es dann schon besser. Das Nasenbluten hatte wohl komplett aufgehört, die Nasenbinde fühlte sich recht trocken an. Die Schwester kam mal wieder rein und fragte ob ich Schmerzen hätte. Ich schüttelte den Kopf und sagte Nein. Sie guckte mich recht verwundert an, normalerweise sollte ich wohl welche gehabt haben. Als sie weg war, kam von nebenan ein schwaches „Hello“ und der weiße Vorhang wurde weggezogen. Das Piepsen des Pulsgeräts wurde schneller. Ich antwortete auf Englisch. Ein recht zerdeppertes Gesicht lugte hinter dem Vorhang hervor. Er fragte wo ich herkam und worum ich operiert wurde. Das Sprechen fiel mir recht schwer. Mein Gesicht war wohl sehr stark geschwollen. Das Piepsen wurde immer schneller … Der Typ meinte er komme aus Schweden und wäre beim Schifahren gestürzt. Mein erster Gedanke ging lustigerweise an Kungen und Awake von Nihilum, die beide aus Schweden stammen. What is wrong with me? 8D Naja, das Piepsen wurde mit der Zeit ein durchgehender Ton, meine Schwäche beim Sprechen mit fremden Leuten setzte sich wieder mal durch. 1 Minute später war wohl die halbe Krankenstation im Zimmer und fragte was mit mir los sei. Ich zuckte nur mit den Schultern und dachte an etwas Schöneres als an die peinliche Situation. Der Puls wurde wieder langsamer und gleichmäßiger. Die Leute im Zimmer hauten langsam aber sch wieder ab und ich schloss die Augen und dachte weiter an was Feines Puls war wieder normal. Um 20 Uhr haben sie mich endlich wieder ins Zimmer verfrachtet Erste Aktion dort war aufs Klo gehen, die Schwester hat mich wieder doof angeguckt und mich gefragt ob mir nicht schwindelig wäre. Nein, mir war nicht schwindelig. Ich zog mir also erstmal was Anderes (Bloodstained Clothes suck!) an und marschierte dann alleine aufs Klo, die Schwester hat immer noch blöd geguckt. Dann erstmal iPod angemacht: Tool – Lateralus + Random Wiedergabe und alles war okay. Schlafen würde ich die Nacht ohnehin nicht können, da ich mehr oder weniger den ganzen Tag im Bett rumgelungert bin. Gegen 21 Uhr as ich noch ein Jogurt und trank etwas Wasser, das mir gut bekam. Mir war nicht schlecht, ich hatte keine Schmerzen und bis auf das geschwollene Gesicht und ein taubes Gefühl im Mund hatte ich keine Beschwerden. Mir fiel übrigens erst gar nicht auf dass die Weisheitszähne raus waren, die wurden mir dann als Präsent ins Zimmer gebacht. ^.^ Mein Oberkiefer ist wohl jetzt kaum merklich weiter vorn, was ein Mist. Total sinnlos. :ugly: Sonst hab ich nur noch paar E-Mails beantwortet und mich über viele Herzchen von Boen gefreut.
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3. Tag: Come as you are

Wie vorhergesehen konnte ich nur sehr wenig schlafen, höchstens 2 Stunden, den Rest der Zeit hörte ich „Nirvana – Unplugged in New York“, was mir de Nacht einigermaßen versüßt hat. Um 6 Uhr morgens wurde dann die Krebskranke aus dem Zimmer gebracht, seitdem hab ich sie nicht mehr gesehen. Der Tag verlief soweit ganz ruhig, am Morgen durfte ich mich erstmal Röntgen lassen, war auch fein soweit. Bei der Visite wurde ich gefragt wie es mir geht. Ich sagte, dass alles okay wäre. „Sie können dann morgen entlassen werden.“ Wtf. Das ging schnell. Ohne Schmerzen (ich hab sie wohl unterdrückt, ich hätte laut Arzt schon Schmerzen im Kiefer haben sollen, aber da war eigentlich nix.) und ohne richtige Beschwerden … Witzig. Ich bekam auch Frühstück und Mittagessen, ging ganz normal aufs Klo samt Stuhl und alles war i.O. Alles war also reibungslos abgelaufen und ich war eigentlich bis auf ganz wenige Beschwerden schmerzfrei. Am Nachmittag kamen dann auch meine Eltern vorbei und brachten mir den Laptop vom Sportverein und ich knabberte meine ersten Brötchen, was auch schmerzlos und beschwerdenfrei vorüber ging. Fein oder? Tja, bis 24 Uhr habe ich mir „Sweeney Todd“, „Die Fälscher“ und „Engel + Joe“ angeguckt, ein schöner Videoabend also.

Tag 4: What a bunch of fucking shit

7:30 in the morning. Ich habe durchgeschlafen – Alles in Ordnung und im grünen Bereich. Mein Kiefer ist noch immer angeschwollen, aber es sieht schon besser aus als am Tag zuvor. Ich mache mich ans Frühstück, diesmal ein Kakao, 2 Jogurts (DANI + SAHNE FTW!) und ein Stück Milchgebäck, was ich aber nicht anrührte, der Rest war sehr gut.

Bis 10 guckte ich den letzten Teil von Band of Brothers an, den ich schon länger gucken wollte. Ganz nett, aber die Filme von gestern waren besser. Amipropaganda halt. Zuvor erreichte mich noch ein Anruf von meiner Mutter, dass meine Oma wohl einen Schlaganfall erlitten hatte, was mich recht hart traf …Sie wird hoffentlich wieder. 8[ Wobei es ohnehin eine Schande ist, Menschen so lange am Leben zu halten bis sie nicht mehr können. Meine Oma leidet an Demenz und erkennt mich kaum noch … Um 11 Uhr holte mich mein Onkel ab und wir fuhren nach Hause. Ein orkanartiger Sturm machte die Fahrt sehr beschwerlich, aber letztendlich kamen wir doch durch und ich war endlich zu Hause. Meine Mutter, mein Onkel und meine Tante (die auch mitgefahren war) fuhren gleich weiter ins nächste Krankenhaus, zu meiner Oma.
 
Es freut mich, dass du die OP gut überstanden hast. Wobei die Nachricht von deiner Oma das für dich ganz sicher alles in den "ist mir eigentlich völlig egal" - bereich gezogen hat... Schrecklich, dass das so kommen musste. Du hast mein Mitgefühl :/
Dein Eintrag ist super informativ und spannend geschrieben, es hat mir Freude gemacht den zu lesen, auch wenn es so traurig ist was mit deiner Oma passiert ist, oder immernoch passiert. Ich hoffe um ihret- und um deinetwillen dass es ihr bald besser geht.
 
Erinnert mich an meine Weisheitszahn OP.. alle machen da voll das Geschrei draus "öh das tut voll weh" etc etc.
Freut mich das du wieder "unter den Lebenden" weilst, dennoch gute Besserung weiterhin, auch an deine Oma.
 
Schön das du wieder da bist und so tapfer durchgehalten hast :)
Außer das ich mir sorgen gemacht habe und nicht wusste was sache ist bin ich nun wieder beruhigt und froh das du wieder unter uns weilst xD
 
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