Review: FIA World Rally Championship (3DS)

Khanor

Dungeon-Boss
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Was kann man sagen?

Nachdem ich ein Video für Amazon aufgezeichnet hatte, in dem ich von "ganz klar 5 Sterne" sprach, kam ich zu dem Schluss, doch nur 4 Sterne zu vergeben. Das Spiel hat viel Potential und es macht mir nach wie vor Spaß, die Grafik ist meines Erachtens nach super und an sich läuft auch alles rund, aber die Möglichkeiten sind doch nur mäßig ausgeschöpft und ein richtiges Rennsimulationsgefühl kommt wegen der sehr spärlichen Menüeigenschaften nicht durch.

WRC-Titel.jpg


Die Steuerung ist okay, beschleunigt wird mit A oder R, gebremst/rückwärts gefahren mit B oder L, gelenkt mit dem Schiebepad oder dem Steuerkreuz. Einzige weitere Tastenbelegung ist die Kameraperspektive auf Steuerkreuz oben, wahlweise auf weit und nah am Auto und Stoßstange zu stellen. Die Navigation im Menü kann über die Tasten oder das Touchdisplay erfolgen. Für die Rückspulfunktion (im schnellen Rennen nicht verfügbar) befindet sich ein Button auf dem Touchdisplay und ermöglicht, bis zu 5 Sekunden ungeschehen zu machen.

Der Einstieg ins Spiel erfolgt unspektakulär; ein Ladebildschirm und sofort erscheint die Auswahl zwischen Saison, Super-Spezial-Stages und Schnelles Rennen. Irritierend hier ist, dass die "schnellen Rennen" nur auf den Strecken gefahren werden können, die bereits im Saisonmodus freigefahren wurden. Damit endet auch jeglicher Nutzen dieser Funktion, denn ob man nun ein Auto und ein Rennen im Saison- oder im Quickrace-Modus auswählt nimmt sich zeitlich rein gar nichts. Einziger Unterschied: im Schnellen Rennen gibt es wie gesagt keinen Rewind-Button und es werden keine Race Points gesammelt (durch Zeitvorsprung, Drifts oder Sprünge), mit denen man hinterher Fahrer und Super-Spezial-Stages kaufen oder sein Auto reparieren lassen kann.

WRC-Schnee.jpg


Die regulären Rennen sind immer, Rally-typisch, Punkt-zu-Punkt-Rennen gegen die Uhr bzw. die Bestzeiten anderer Fahrer. Die Super-Spezial-Stages (wie erwähnt müssen diese mit Race Points freigeschaltet werden - je 5000 Punkte pro Strecke, 6 davon gibt es insgesamt) sind Rundkurse, auf denen man gegen einen anderen Wagen auf einer Parallelstrecke antritt.

Der Sound im Spiel ist okay, vermittelt aber kein Realitätsgefühl, die einzige Musik im Spiel ist das Techno-Gedüdel am Anfang, welches im Menü zu hören ist, aber nach einem 2-minütigen Durchlauf ausgeblendet wird und auch keine Loop-Funktion enthält - es folgt Stille.

Der 3D-Effekt ist natürlich nicht erforderlich, macht sich aber ganz gut, wie ich finde, sofern man an einem Ort spielt, an dem man das Gerät ruhig halten kann; Busreisen sind hier ungeeignet.

Die Steuerung ist leicht, wenn man nur irgendwie zum Ende kommen möchte. Will man etwas effektiver arbeiten, sollte man sich die Zeit nehmen, das Maximum herauszukitzeln. Mir persönlich erscheint es nicht so, dass die Lenkung mit dem Schiebepad das halten könnte, was sie verspricht, nämlich präzise Lenkbefehle, stufenlos. Mir verblieb eher der Eindruck, dass ab einer leichten Lenkbewegung der Vollanschlag der Lenkung vorliegt und die Karre einfach ungehalten seitlich abhaut. Aus diesem Grund bin ich auf die Lenkung mit dem Steuerkreuz umgestiegen und tippe leicht, um geringe Lenkungen vorzunehmen und halte gedrückt, wenn es schärfere Kurven sind. Die Bremse ist natürlich mit Vorsicht zu genießen, auch, weil es keinen unterschiedlichen Knopf für reguläre Bremse und Handbremse gibt. Wegen dem Untergrund Schotter/Eis ist natürlich auch Vorsicht geboten gleichzeitig zu lenken und zu bremsen. Wünscht man einen Drift oder wenigstens ein halbwegs einlenkendes aber unkontrolliertes Rutschen, bietet sich die Bremse in jedem Fall an. Geht es aber um Geschwindigkeitsreduktion sollte man es einfach mal mit der "Gas weg" Methode versuchen und den Wagen ab dem angegebenen Bremspunkt in der Ideallinie ausrollen lassen - der Effekt ist meist größer und der Wagen bleibt kontrollierbar.

WRC-Strae.png


Ideallinie, ein weiteres Stichwort. Schön, dass eine vorhanden ist, aber unschön, dass man sie nicht ausschalten kann. Ebenso unschön ist, dass die Streckenhinweise des "Beifahrers" nur als Einblendung am oberen Bildrand erfolgen und nicht, wie in anderen Spielen, angesagt werden. Außerdem unterscheiden sich die Angaben von Strecke zu Strecke, eine intensive Kurve 3 kann auf der einen Strecke ein 90° Knick sein, auf der nächsten eine Vollgaskurve. Auch lästig ist, dass auf manchen Strecken die Ankündigungen erst erscheinen, wenn man schon über den Bremspunkt hinaus ist und eigentlich nur noch hoffen kann, irgendwie nicht in die Bande zu knallen oder von der Strecke zu fliegen.

Von der Strecke fliegen, der nächste Punkt: die automatische Aufstellfunktion - also das Zurücksetzen auf die Straße, wenn man von der Strecke abgekommen ist - ist gut, aber sie greift oftmals viel zu früh. Ich würde mir schon etwas mehr Realismus wünschen und die Möglichkeit oder gar den Zwang, dass ich, WENN ich mich in die Pampa gefahren habe, mich da auch selbst wieder herausmanövrieren muss - wozu gibt es sonst den Rückwärtsgang? An manchen Stellen fährt man weit von der Strecke ab, bis irgendwas passiert, auf anderen ist man gerade mit gefühlt zwei Reifen von der Strecke (was im Rallysport ja eigentlich der Normalzustand ist) und schon wird man neu aufgestellt.

Das Standard-Auto - das einzige, welches zum Spieleinstieg verfügbar ist - ist ganz gut. Etwas träge in der Anfahrt, Höchstgeschwindigkeit liegt bei 127 km/h, aber sonst mit etwas Übung in den Griff zu bekommen. Erst gegen Ende musste ich über die Anschaffung eines anderen Wagens nachdenken, da mir einfach die Geschwindigkeit fehlte, um an den Führenden dran zu bleiben. Für Race Points zwischen 5000 und 8000 kann man weitere Fahrzeuge bzw. Fahrer mit Autos freischalten, die über mehr Bumms verfügen, allein schon die höhere Beschleunigung und die Topspeed von 140 km/h machen eine Menge aus, dafür ist das Handling natürlich auch wieder sehr gewöhnungsbedürftig - ein schnelles Auto fliegt auch schneller ab.

Schadensmodell gibt es auch und irgendwann hängt dem Spieler die halbe Karre in Fetzen. Soll vorkommen, ist aber verschmerzbar. Allerdings wirkt sich das auch geringfügig auf die Fahreigenschaften aus und ab "halb kaputt" beginnt der Wagen, einen Seitendrall zu bekommen und ist die Schadensleiste komplett leer, also der Wagen wirklich total hinüber, ist dieser zwar zu beherrschen, aber doch sehr ausgeprägt - seltsam ist nur, dass er auf der nächsten Strecke auch mal willkürlich in die andere Richtung sein kann. Ist der Wagen völlig demoliert passiert genau nichts. Man bleibt nicht liegen, man wird nicht disqualifiziert, es sieht nur blöd aus und ist verschmerzbar beeinträchtigend, das wars. Eine komplette Reparatur kostet 500 Race Points. An sich ist das alles irgendwie verschmerzbar und man kann immer mal wieder reparieren, aber ich stellte fest, dass ich wohl das eine oder andere Mal zu oft repariert hatte, denn um nach Abschluss der Saison auf den Super-Spezial-Stages meine Runden drehen zu können musste ich diverse male bereits geschaffte Saison-Strecken fahren, um das "nötige Kleingeld" zur Verfügung zu haben. 5000 Punkte beisammen, ausgegeben für eine Stage, gefahren, gewonnen, wieder 20 Minuten Saison fahren.

WRC-Steppe.png


Abschluss der Saison, ja, DAS war der Punkt, an dem ich dann wirklich ernüchterte und einen Stern abziehen musste. Klar habe ich bisher viele nicht so tolle Punkte erwähnt, aber all die waren verschmerzbar und das Spiel fesselte mich weiter. Aber dann, das zweite Rennen in Groß Britanien beendet, volle Saisonpunktzahl erreicht, das Spiel schafft es gerade noch zu speichern und dann...

Schwarzer Bildschirm. Home-Menü mit der Meldung, dass die Software wegen eines Fehlers beendet wurde und das Gerät nun neu gestartet wird. Nichts weiter. Kein Staff, kein Abschpann, keine Siegerehrung, nichts. Noch ein Versuch, gleiches Ergebnis (auch das ist auf YouTube in einem anderen Video dokumentiert).

An so einem Punkt bewertet man anders, neu und all die vorher vorhandenen Missstände kommen von "naja egal" zu "na, auch da haben sie nicht gut genug gearbeitet", somit bleibt mein Spaß am Spiel, gepudert wird mit Ernüchterung und es bleiben insgesamt (nur noch) 4 Sterne übrig. Auch das ist noch eine ziemlich gute Bewertung finde ich, aber 5 ist es wirklich nicht wert. Besonders zu dem Preis von derzeit 40 â?¬, denn dafür ist zwar die offizielle FIA-Lizenz erworben, aber lieblos in den Zwischensequenzen bleibt es dennoch.

Fakt ist, an WRC für den 3DS ist viel Potential verschenkt worden, StreetPass wird in keinster Weise unterstützt (ein Austausch von Daten für die Super-Spezial-Stages wäre denkbar gewesen) und nicht einmal ein Mehrspielermodus ist vorhanden. Das Menü ist lieb- und einfallslos und für individuelle Konfigurationen nicht im mindesten Platz - dafür glänzt das Spiel mit einem passenden 3D-Effekt, einer nicht geringen Anzahl an unterschiedlichen Strecken mit angenehmer Grafik und Umgebungsdetails und auch der Sound passt, wenn er auch nichts perfektes ist. Präzision ist hier ein Fremdwort (zumindest, wenn man als Maßstab "vollwertige" Rennsimulationen leistungsstärkerer Konsolen ansetzt), aber man kann sich mit der Steuerung irgendwann arrangieren und umgeht bei diesem Spiel die peinliche Frustration eines "Asphalt 3D", was ja nunmal nur für 10 bis 15 â?¬ gut zu finden ist.

Kaufempfehlung JA, aber ein sinnvollerer Preis sollte die Grundlage sein. Ich würde es wieder kaufen und weiterempfehlen, wenn man ein "richtiges" Rennspiel für den 3DS sucht.
 
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