In Mitteleuropa ist unter den Bandwürmern des Menschen der Rinderbandwurm (Taenia saginata)
sozial-hygienisch von Bedeutung.
Die Häufigkeit der Infektion hängt weitgehend von der Herkunft des Bandwurmträgers (Ausland) bzw. den Lebens- und Ernährungsgewohnheiten der Bevölkerung ab.
1. Erreger
Der Wurm Taenia saginata gehört zu den Cestoden. Die Länge des voll ausgebildeten Wurmes kann bis zu 10 m betragen. Er besitzt keinen Darmkanal und ernährt sich durch das Tegument. Der Kopf (Skolex) ist stecknadelkopfgroß, besitzt vier starke Saugnäpfe und hat im Gegensatz zum Schweinebandwurm (Taenia solium) kein mit Hakenkranz versehenes Rostellum (Stirnfortsatz). Unmittelbar an den Kopf schließt sich der Halsteil (Keimzone) an, aus dem die einzelnen Glieder (Proglottiden) hervorgehen. Länge und Breite der Proglottiden nehmenmit der Entfernung vom Kopf zu. Das reife Bandwurmglied ist länger als breit (ca.12-20 mm mal4-7 mm). Jedes Glied besitzt einen kompletten männlichen und weiblichen Geschlechtsapparat. Der
Uterus, den man nach Färbung oder Kompression der Glieder mit einer Lupe erkennt, besitzt beiderseits
des zentralen Stranges durchschnittlich 18 wenig verzweigte Seitenäste. Die abgestoßenen reifen Glieder des Rinderbandwurmes können Eigenbewegung zeigen und den Darm des Menschen durch den Anus aktiv
verlassen.
Bei T. saginata besteht etwa ein Fünftel des Wurmes aus reifen, ausgewachsenen Gliedern (zwischen
200 und 400). Sie werden täglich abgestoßen. Monatlich produziert ein Bandwurm etwa 400 reife Glieder, in jedem befinden sich etwa 100 000 Eier. Bereits im Darm können die Eier aus den abgelösten Gliedern austreten und so in den Darminhalt gelangen, mit dem sie ausgeschieden werden, oder die Eier werden
durch Zerfall der Proglottiden in der Außenwelt frei.
Damit sich ein Bandwurm entwickeln kann, muß das Ei in den Darm eines Zwischenwirtes (Rind)
gelangen. Im Magendarmkanal des Rindes lösen sich die Eihüllen auf, wodurch der Embryo (Onkosphäre)
im Dünndarm freigesetzt wird. Dieser bohrt sich in die Darmwand ein und gelangt mit dem Blut vorwiegend in die gut durchblutete Muskulatur. Hämatogen in andere Organe verstreute Onkosphären können sich nur
selten zu infektionsfähigen Finnen entwickeln. In der stark beanspruchten Muskulatur wie Herzund
Kaumuskeln sterben diese oft schon nach einigen Monaten ab, während sie in der Skelettmuskulatur
jahrelang infektionstüchtig bleiben können. Die Finnen (Zystizerken) haben nach etwa 15 bis 25 Tagen Stecknadelkopfgröße und die Form kleiner, weißer, dünnwandiger Bläschen. Später befindet sich in diesen der handschuhfingerartig eingestülpte Kopf. Nach durchschnittlich 10 Wochen ist die Finne etwa 0,5 cm groß
und infektionsfähig. Der Zystizerkus muß zur Weiterentwicklung vom Rind oral in einen Menschen
gelangen, in dessen Darm er sich zum Bandwurm entwickelt. Die ersten geschlechtsreifen Glieder
werden nach 11 bis 12 Wochen abgestoßen.
2. Übertragung
Die infektionsfähigen Finnen werden vom Menschen beim Verzehr von rohem (Schabefleisch, Tartar),
nicht tiefgefrorenem oder ungarem Rindfleisch aufgenommen.
Nach Auflösung der Finnenkapsel durch den Magensaft stülpt sich der Kopf heraus und heftet sich mit seinen Saugnäpfen an die Dünndarmwand.
3. Krankheitserscheinungen
Die Taenia-Infektion des Menschen verläuft meist symptomlos.
Kommt es zu Krankheitserscheinungen, so sind diese uncharakteristisch und können Magen-, Darm
und Gallenwegserkrankungen vortäuschen.
Folgende Einzelsymptome werden bei den meisten Bandwurmträgern (etwa in der Reihenfolge der Häufigkeit des Vorkommens) beobachtet:
- „Wühlen im Leib“ (vorwiegend in der Nabelgegend),
- Juckreiz in der Analgegend
- Übelkeit, Erbrechen,
- Obstipation-Durchfälle (oft alternierend auftretend),
- spastische Leibschmerzen,
- Appetitlosigkeit,
- Gewichtsabnahme,
- starke Müdigkeit, allgemeine Schwäche,
- Kopfschmerzen,
- Schwindelgefühl und Zeichen einer vegetativen Dysregulation.
Lebensbedrohliche Situationen, wie akute Appendizitis (durch Einwandern reifer Proglottiden),
Ileus (bei multipler Taenien- Infektion), akute Cholezystitis oder Pankreatitis sind selten. Oft führen
die Bandwurmträger nur die Mißempfindungen zum Arzt, die diereifen Rinderbandwurmglieder bewirken,
wenn sie aktiv den Darm verlassen.
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