Schwarzes Blut, Kapitel 3: Die verzierte Runenklinge

Valfara

Rare-Mob
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Nachdem er sich aus der Gegenwart des Lichkönigs entfernt hatte, und kurz darüber nachdenken konnte, war es jedoch sehr logisch was er als nächstes tun musste. Er brauchte Ausbildung und es gab nur einen, der ihm sagen konnte, wo er sie bekam: Instrukteur Razuvious, der oberste Ausbilder.
Also begab er sich in die große Halle unterhalb der Terrasse, wo Razuvious meistens anzutreffen war. So auch jetzt. Er machte seine Runde zwischen seinen Nekromaten, die damit beschäftigt waren, Leichen für den Aufstieg vorzubereiten. Hin und wieder blieb er stehen, um eine auszuwählen.
Valfor fühlte, wie seine Schritte unwillkürlich langsamer wurden, je näher er dem kam. Er konnte sich noch zu gut an seinen Aufstieg erinnern und das war etwas, an das er lieber nicht so oft dachte. Er blieb schließlich in angemessener Entfernung stehen, da er ihn nicht unterbrechen wollte, musste jetzt aber leider zusehen. Jetzt wieder zu gehen, würde ihm als Schwäche ausgelegt werden und es gab keine schwachen Todesritter, nur tote. Auch dies war eine Prüfung, aber eine, die er sich unwillkürlich selbst auferlegt hatte. Trotzdem konnte er jetzt keinen Rückzieher mehr machen, weswegen er mit ausdruckslosem Gesicht im Hintergrund stand, während Razuvious seinen Blick über die vor ihm liegenden Leichen wandern lies.
„Dieser hier…“, sagte er schließlich und zeigte auf einen ausgemergelten Troll. Einer der Nekromaten nickte und begann mit der Beschwörung. Ein giftiges grünes Licht umfing den Troll und seine reglose Gestalt wurde langsam in die Luft gehoben.
Valfor erinnerte sich unwillkürlich zurück und fragte sich einen Moment, ob er auch innerlich vor Schmerzen schrie und es nur nicht ausdrücken konnte. Er unterdrückte ein Schaudern, und zwang sich weiter zuzusehen.
Das Licht erlosch und mit einem Stöhnen fiel der Troll zu Boden. Er rappelte sich auf und sah sich verwirrt um. „Wer… wer seid ihr? Wer… was bin ich?“
Razuvious verzog verächtlich das Gesicht. „Dieser hier ist zu früh erwacht. Er beinhaltet Gefühle und Erinnerungen…“
Valfor fühlte, wie es ihm kalt den Rücken hinunterlief. Auch er war sehr verwirrt gewesen, als er zu sich kam. Er konnte von Glück sagen, dass sein Schweigen und seine sofortige Unterwerfung als Enthusiasmus ausgelegt worden waren.
Razuvious sah streng auf den Troll hinunter. „Ihr wurdet gewogen und für zu leicht befunden…“ Mit einem Wink der Hand zu seinen Nekromanten: „Entsorgt ihn…“
Diese kamen der Aufforderung eifrig nach. „Ja, Lehrer.“ Mit einer Geste befahl einer: „Erhebt euch, meine Diener. Erhebt euch und labt euch an den Schwachen.“ Der Boden um den Troll herum begann zu bewegen und vier Ghule erhoben sich daraus. Ohne zu zögern stürzten sie sich auf den hilflosen Troll und hatten ihn mit wenigen Schlägen ihrer Klauen wieder getötet. Danach gruben sie sich wieder in den Boden ein, und nur die zerfetzte Leiche erinnerte daran, dass sie da gewesen waren.
Valfor fühlte sich extrem unbehaglich, da er ungern daran erinnert wurde, dass das auch sein Schicksal hätte sein können. Er zwang sich zu einem überlegenen Lächeln und wartete, bis Razuvious sich von dem fehlgeschlagenen Experiment abgewandt hatte, um dann auf ihn zuzutreten.
Er schien nicht überrascht zu sein, ihn zu sehen, denn er musterte ihn kurz von oben bis unten und eines seiner seltenen Lächeln huschte kurz über seine Lippen. „Ihr habt den Ruf des Lichkönigs vernommen, Todesritter. Die Zeit, eurem Meister zu dienen, ist gekommen.“
Er winkte Valfor, ihm zu folgen. „Es ist gut, dass Ihr zu mir gekommen seid. Der erste Schritt ist, euch auszurüsten. Das einzige wirklich wichtige Stück Ausrüstung eines Todesritters ist seine Runenklinge. Mit dieser Klinge beherrscht er die Mächte des Blutes, der Frostes und der Dunkelheit. Außerdem dient sie als Gefäß, in dem der Todesritter Runenmacht speichern kann.“
Diese Ausführung hatte Valfor zwar schon tausendmal von seinen anderen Ausbildern gehört, jedoch bekam es jetzt eine ganz neue Bedeutung, da er bis jetzt eine Runenklinge noch nicht mal hatte anfassen dürfen, da sie sehr persönliche Besitztümer waren.
„Die Zeit ist gekommen, um eure erste Runenklinge zu schaffen. Geht zu den Waffenregalen auf der ersten Ebene und sucht nach einem Kampferprobten Schwert. Bringt dieses Schwert anschließend zu einer der Runenschmieden und verwandelt es in Eure Runenklinge.“
Valfor verbeugte sich wortlos, wobei er seine Aufregung kaum verbergen konnte. Seine erste Runenklinge! Eifrig begab er sich zu den Waffenregalen, die ringsum an der Wand standen, und ging diese eines nach dem anderen sorgfältig durch. Razuvious hatte ihm kein Zeitlimit gesetzt, und er wollte ein Schwert haben, auf das er sich verlassen konnte.
Die Auswahl war groß. Es waren alles zweihändige Schwerter, aber da hörten die Gemeinsamkeiten schon auf. Ein Zweihänder für ihn, konnte ein Taure vermutlich mit einer Hand führen und umgekehrt konnte er den des Tauren vermutlich nicht mal hochheben. So fielen einige schon wegen der Größe weg, andere fand er einfach hässlich, wie eine Klinge, die so viele Haken hatte, das er sich fragte, wie man verhindern konnte, dass man sich selbst damit verletzte.
Schließlich entschied er sich für eine lange, gerade Klinge, die sehr schlicht und ohne Verzierungen waren. Die Runen würden Verzierung genug sein.
Jetzt kam der schwere Teil. Er trug das Schwert zu einer der Runenschmieden und legte es der Breite nach vor die Öffnung des Schmiedeofens, in die dafür vorgesehen Halterung. Sofort begann Hitze aus der Öffnung zu strömen und das Schwert begann leicht zu glühen.
Valfor atmete tief durch und verdrängte aller Unsicherheiten aus seinem Kopf. Jetzt war nicht die Zeit zu zögern. Mit seinem Essmesser stach er sich in den Zeigefinger, so dass ein Blutstropfen hervortrat. Mit diesem Blut malte er die erste Rune auf die Klinge. Sorgfältig und langsam, er konnte sich keine Fehler leisten. Es war schwer, denn die Klinge war heiß und er durfte trotz der Schmerzen keinen Fehler machen. Theoretisch konnte er die Runen alle im Schlaf, so oft waren sie ihm eingedrillt worden. Bei jeder Gelegenheit hatten sie sie zeichnen müssen, und jeder Fehler war unbarmherzig bestraft worden. Nicht aus Grausamkeit, sondern weil ein Fehler bei der Klinge selbst fatal war. Er hatte keine Lust, als blutleere Leiche auf dem Boden zu enden.
Doch die vollendete Rune war makellose, was er daran sah, dass sie rot aufleuchtete und sich dann in das Schwert eingraviert. Das Blut verschwand und nur noch die Rune selbst war da. Das Blut von seinem Finger war auch verschwunden und es waren auch keine Brandwunden zu sehen, obwohl er zum Schluss das Gefühl gehabt hatte, das seine Fingerspitze völlig weg gebrannt war und er mit dem bloßen Knochen zeichnete.
Doch er lies sich nicht viel Zeit sein Werk zu bewundern, sondern machte sich an die zweite Rune. Hierzu brauchte er keine Vorbereitungen, doch sobald er den ersten Strich gemalt hatte, fühlte er wie eisige Kälte seine Finger empor kroch. Diese Rune war ein Wettlauf gegen die Zeit, den die Kälte breitete sich immer mehr aus, und wenn er die Rune nicht fertig bekam, bevor sie ihn unbeweglich machte, würde er als Eisstatue enden. Falls er einen Fehler machte, würde das gleiche passieren.
Die Kälte hatte aber zum Glück erst seinen Arm erreicht, als er den letzten Strich führte und sie verschwand so abrupt, wie sie gekommen war, als die Rune blau aufleuchtete und sich eingravierte.
Valfor schüttelte kurz die Hand, um sicher zu gehen, dass sie ihm gehorchen würde und machte sich dann daran, die unheilige Rune zu zeichnen. Kaum hatte er den Finger auf die Klinge gesetzt, als Schmerzen ihn durchfuhren, als ob er mit Säure zeichnen müsste, die sich langsam durch seine Adern bewegte. Er biss die Zähne zusammen und musste sich mit aller Macht davon abhalten, sich noch mehr zu beeilen. Die Schmerzen machten es ihm schwer, sich zu konzentrieren, doch eisern behielt er sein Tempo bei, auch wenn seine Hand inzwischen mit grünen Linien durchzogen war, die langsam seinen Arm hoch wanderten. Wenn sie sein Herz erreichten, würde er sterben.
Doch auch diese Rune brachte er zu Ende, bevor es so weit war. Die Schmerzen und die grünen Linien verschwanden, als sich die grün leuchtende Rune in das Schwert brannte. Trotzdem taumelte er noch ein wenig vor Erschöpfung, betrachtete dann aber stolz sein Werk. Die erste große Prüfung war geschafft. Allerdings wunderte er sich jetzt nicht mehr, dass die meisten Ritter ihr Schwert so gut hüteten, wenn man das jedes Mal machen musste, um eine neue Klinge herzustellen.
Er gönnte sich noch eine kurze Verschnaufpause, und nahm seine Klinge in Augenschein. Die drei Runen waren in regelmäßigen Abständen vom Heft abwärts eingraviert. An der Spitze war jedoch noch Platz. Dort würden die individuellen Runen hinkommen, die er selbst bestimmen konnte. Bis jetzt wusste er allerdings noch keine, doch hoffte er, dass sich das bald ändern würde.
Das brachte ihn dazu, die Klinge aufzunehmen und wieder zu Razuvious zurückzubringen. Zum Glück waren die Klingen in den Waffenregalen auch immer gleich mit Scheiden und Gurten gekommen, so dass er sie sich bequem auf den Rücken schnallen konnte.
So fand er sich wieder bei Razuvious ein. Der nickte zufrieden. „Gut gemacht, Valfor. Ihr habt es geschafft, Eure erste Runenklinge herzustellen. Mit dieser werdet Ihr Chaos und Zerstörung hervorrufen! Ihr werdet eine Spur des Blutes hinterlassen, ein Schlachtfeld mit den Leichen all derer übersät, die es wagen sollten, sich der Geißel zu widersetzen.“ Mit jedem Wort war er leidenschaftlicher geworden und Valfor konnte die Wut und den Hass spüren, der hinter seinen Worten lag. Vermutlich würde er es gerne selbst tun, aber seine Aufgaben banden ihn hier.
Razuvious beruhigte sich wieder ein wenig und fuhr fort: „Ihr könnt eine Runenklinge herstellen, doch es fehlen noch die Runen der Macht, um ihr den letzten Schliff zu geben. Kommt!“ Er führte Valfor zurück zu einer Runenschmiede und zeigte ihm die Rune, die gerade in sein Schwert geprägt war. „Passt genau auf, ich werde es Euch nur einmal zeigen. Das ist die Rune des schwarzen Gletschers. Sie sorgt dafür, dass Eure Frost- und Schattenangriffe mehr Schaden machen. Wenn Ihr euch jetzt aber zum Beispiel nur auf Frost konzentrieren wollt, ist diese Rune besser.“ Mit konzentriertem Gesichtsausdruck presste er seine Hand kurz auf die vorhandene Rune, die dadurch verschwand. Er quittierte Valfors überraschten Gesichtsausdruck mit einem trockenen Lachen. „Du musst es einfach nur wollen. Aber sieh her.“
Valfor beobachtete ihn genau, als er die zweite Rune anstelle der ersten malte. „Diese heißt Rune des schneidenden Eises und das ist genau was sie tut.“ Er steckte sein Schwert wieder weg. „Mit der Zeit werdet Ihr noch mehr Runen lernen, doch diese zwei werden es für den Anfang tun. Sucht Euch eine aus und verseht Eure Waffe damit. Kehrt zu mir zurück, sobald Eure Klinge vor dunkler Energie leuchtet!“ Er lachte kurz auf und kehrte wieder zu seinen Runden zurück.
Valfor hatte sich beide Runen genau angesehen, und entschied sich für die Rune des schwarzen Gletschers, da er bis jetzt noch nicht wusste, worauf genau er sich spezialisieren würde. Sorgfältig zeichnete er sie auf die Spitze seines Schwertes und betrachtete zufrieden wie sie kurz schwarz aufleuchtete und sich in sein Schwert prägte.
Insgeheim war er erleichtert, dass es so viel einfacher war, als die Herstellung an sich. Aber wenn nicht, würde vermutlich keiner sich die Mühe machen, seine Runen der Macht zu wechseln.
Razuvious nickte nur, als er die Rune sah, äußerte sich aber nicht zu seiner Wahl. „Merkt Euch meine Worte, Todesritter. Die Runenschmiede ist ein Instrument der Geißel. Es gibt sie nur in den Nekopolen und im Herzen der Eiskrone. Ihr könnt die Runen nur an einer Runenschmiede prägen. Kehrt noch oft zurück, um eure Runen zu wechseln. Ein Todesritter muss auf alles vorbereitet sein, was sich ihm in den Weg zu stellen wagt!“
Valfor verneigte sich und jubelte innerlich. Er hatte eine Klinge und nichts konnte ihn jetzt noch aufhalten.
 
Wieder einmal Top! ;) Vor allem find ichs super beschrieben wie er die Einzelnen Runen Einfügt und ihm die kälte und der Tod den Arm hochkriecht! ;)
 
Danke. :) Aber gut, dass es nicht mehr als drei Runen waren, sonst wären mir die Ideen ausgegangen. *g*
 
Coole Story! Und langer Text. *g*
Und endlich meine versprochenen Korrekturen:

Gleich im ersten Satz: Nachdem er sich aus der Gegenwart des Lichkönigs entfernt hatte, und kurz darüber nachdenken konnte, war es jedoch sehr logisch was er als nächstes tun musste. (Das Komma vor und ist zuviel)
Er machte seine Runde zwischen seinen Nekromaten, die damit beschäftigt waren, Leichen für den Aufstieg vorzubereiten. (Heißt das nicht Nekromant mit N vor dem T oder ist das eine Sonderbezeichnung?)
Trotzdem konnte er jetzt keinen Rückzieher mehr machen, weswegen er mit ausdruckslosem Gesicht im Hintergrund stand, während Razuvious seinen Blick über die vor ihm liegenden Leichen wandern lies. (Ließ mit ß, weil von lassen, nicht von lesen *g*)
Einer der Nekromaten nickte und begann mit der Beschwörung. (Hm, anscheinend heißen die hier wirklich Nekromat ujnd nicht wie sonst üblich Nekromant.)
Er unterdrückte ein Schaudern, und zwang sich weiter zuzusehen. (auch wieder ein Komma zuviel ;))
Mit einem Wink der Hand zu seinen Nekromanten (also doch mit N?)
Der Boden um den Troll herum begann zu bewegen und vier Ghule erhoben sich daraus. (da fehlt das "sich" vor zu bewegen)
Geht zu den Waffenregalen auf der ersten Ebene und sucht nach einem Kampferprobten Schwert. (kampferprobt klein)
So fielen einige schon wegen der Größe weg, andere fand er einfach hässlich, wie eine Klinge, die so viele Haken hatte, das er sich fragte, wie man verhindern konnte, dass man sich selbst damit verletzte. (dasS er sich fragte)
Schließlich entschied er sich für eine lange, gerade Klinge, die sehr schlicht und ohne Verzierungen waren. (die Klinge "war", ist schließlich nur eine ;))
Er trug das Schwert zu einer der Runenschmieden und legte es der Breite nach vor die Öffnung des Schmiedeofens, in die dafür vorgesehen Halterung. (da fehlt ein E bei "vorgesehene")
Doch die vollendete Rune war makellose, was er daran sah, dass sie rot aufleuchtete und sich dann in das Schwert eingraviert. (hm, das E, das bei "makellos" zuviel ist, fehlt darüf bei "eingravierte")
Doch er lies sich nicht viel Zeit sein Werk zu bewundern, sondern machte sich an die zweite Rune. (*g* du liest zuviel; hier heißt es auch "ließ")
Sorgfältig zeichnete er sie auf die Spitze seines Schwertes und betrachtete zufrieden wie sie kurz schwarz aufleuchtete und sich in sein Schwert prägte. (da fehlt ausnahmsweise das Komma zwischen "zufrieden" und "wie")
Es gibt sie nur in den Nekopolen und im Herzen der Eiskrone. (es heißt doch "Nekropole" mit R nach dem K, oder?)
 
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