Wenn einer nicht den Mut hat.......

Puabi

Rare-Mob
Mitglied seit
29.01.2008
Beiträge
201
Reaktionspunkte
0
Kommentare
223
Buffs erhalten
2

....seine Mutter zu fic***, sollte er wenigstens seinen Vater erschlagen.

Dies sind die ersten Zeilen in dem Buch Der Minus-Mann von Heinz Sobota. Und genauso krass, wie diese ersten beiden Zeilen formuliert sind, ist das ganze Buch geschrieben. Es handelt sich hierbei um einen Romanbericht des Österreichers, den er sich selbst gewidmet hat.

Der Autor
Heinz Sobota wird 1944 als Sohn eines Bankangestellten im burgenländischen Sauerbrunn geboren. Mit kleineren Diebstählen beginnt er seine kriminelle Karriere und wird zu einer Jugendstrafe verurteilt. Immer wieder gerät er mit der Justiz in Konflikt, versucht seinen Vater umzubringen, wird wegen Raubes verurteilt und in eine Strafanstalt eingewiesen. Im Wiener Milieu ist er als Zuhälter und Gewalttäter bekannt. Sein Roman "Der Minus-Mann" entsteht in etwa sieben Wochen, während der Haft Sobotas in einem Marseiller Gefängnis. Heinz Sobota lebt in München.
(Quelle: Random House)Der Klappentext
Dieses Buch ist der schonungslose, atemverschlagende Lebensbericht eines Mannes, der als Zuhälter und Gewalttäter gelebt hat, der ein exzessiver Trinker und gefürchteter Schläger war, ein Mann, tief gespalten in seiner Beziehung zu Frauen, voller Haß und Selbsthaß. Das Buch wurde in einem Zuchthaus in Marseille geschrieben. Es ist ein wichtiges Zeugnis von der Nachtseite unserer Gesellschaft, das unsere Kenntnis vom Menschen bestürzend erweitert. Ein Buch über Gewalt und Gegengewalt.

Es gibt höllische Szenen in diesem Buch: brutale, tödliche Schlägereien unter den Zuhältern, die Folterung eines Mädchens, das als Dirne abgerichtet wird, die Vergewaltigung eines jungen Gefangenen durch die Zellenbelegschaft - so nackt, so direkt ist das noch nie beschrieben worden, ohne Selbstmitleid, ohne jede Beschönigung und ohne jeden Versuch der Rechtfertigung.

Der Inhalt aus meiner Sicht
Als erstes möchte ich anmerken, dass dieses Buches oft fälschlicherweise in der Erotik-Sparte von Buchhandlungen und Büchereien untergebracht wird.. Es ist zwar Erotik in dem Buch enthalten, aber in einer derart schonungslosen Art und Weise, daß man es nicht als Erotik direkt bezeichnen kann.

Heinz Sobota, geboren 1944, erzählt in diesem Buch seine Lebensgeschichte, von seiner Karriere als Knastbruder und Zuhälter und seinen Gewalttaten. Das Buch beginnt 1949, als Sobota 5 Jahre alt ist. Schon in dieser frühen Kindheit wird er mit dem Schlechten der Welt konfrontiert, als er sieht, wie seine Mutter seinem Vater fremdgeht. Daraufhin beginnt er, die Mädchen seiner Schule sexuell zu belästigen, woraufhin er der Schule, und noch vielen weiteren, verwiesen wird.

1962 war er bereits mehrmals im Gefängnis, kurze Zeit später unternimmt er den ersten Mordversuch an seinem Vater. Dieser hat ihn nie richtig akzeptiert und ihn als Haufen Sche.... in einem Körper bezeichnet.

In den ganzen Gefängnissen, in denen er während seines Lebens ist, wird er mit der knallharten Sexualität konfrontiert, die in diesen Haftanstalten herrscht. Homosexualität ist dort Gang und Gebe, da die Sehnsucht nach Frauen übergroß wird. Häftlinge werden geradezu abgerichtet, um die Wünsche anderer Mitgefangener zu erfüllen.

In den kurzen Momenten seiner Freiheit, sei es durch Entlassung oder Ausbruch setzt Sobota die Brutalität fort, die er im Gefängnis kennen gelernt hat. Er prügelt sich durch die Gegend, und zwecks Geldbeschaffung richtet er sich mehrere Mädchen ab, die für ihn anschaffen sollen.

So geht es jahraus, jahrein, immer wieder Gefängnisse, ein kurzer Moment in Freiheit, Gefängnisse usw. Trotz der ganzen ihm begegneten Brutalität sehnt er sich nach ein bisschen Liebe, heiratet und wird sogar Vater. Doch diese Idylle der behüteten Familie kann er nicht lange aufrecht erhalten, die kriminelle Ader in ihm ist stärker.

Das Buch endet schließlich 1974, als Sobota 29 Jahre alt ist. Die letzten Zeilen seines Romanberichts schreibt er in einem Gefängnis in Marseille.

Meine Eindrücke
Das Buch ist in einer ziemlich umgangssprachlichen und für das beschriebene Milieu wohl typischen Ausdrucksweise geschrieben, und Wörter wie Fic***, Sche***, oder Mö** und Fo*** finden sich reichlich. Ich mag diese Wörter hier gar nicht ausschreiben, da sie zum Teil doch ziemlich abwertend sind und sicher nicht gerade gern gesehen werden seitens der Buffed-Redaktion.

Weite Teile sind auch komplett in österreichischem Dialekt geschrieben, gerade die Passagen in den Gefängnissen. So musste ich manche Abschnitte zwei- bis dreimal lesen, um sie auch richtig zu verstehen. Z.B. wird genau erklärt, wie man eine Alarmanlage auszuschalten hat.

Geeignet ist das Buch wohl erst ab einem Alter von 18 Jahren. Man sollte die heutige Jugend zwar nicht unterschätzen, aber da dieses Buch aufgrund seiner Schreibweise den Leser doch sehr mit nimmt, würde ich dieses Alter als Richtmaß empfehlen.

Auf jeden Fall regt der Romanbericht zum Nachdenken an. Wieso ist es so weit gekommen ? Was hat Heinz Sobota derart in die kriminelle Laufbahn gezogen ? Beruht wirklich alles auf seinem Erlebnis mit 5 Jahren oder ist die Missachtung seines Vaters schuld ?

Ich bin zwar auch nicht der Meinung, dass man Straftaten immer auf eine schlimme Kindheit zurückführen kann, aber in diesem Fall hat es wohl sehr viel ausgemacht.

Einige Infos zum Buch
Das Originalbuch ist 1978 im Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln erschienen. Die Gesamtherstellung lag bei Clausen & Bosse Leck.
Es gibt aber eine Taschenbuch-Neuauflage, die Infis hierzu stammen von Bol.de
Erschienen: Januar 1980
Aus der Reihe: "Heyne-Bücher Allgemeine Reihe"
Erschienen bei: Heyne
ISBN-10: 3-453-01111-2
ISBN-13: 9783453011113
Einband: kartoniert/broschiert
Auflage: 33. Auflage
Seitenzahl: 351
Gewicht: 213 g
Sprache(n): Deutsch
Preis: 7,50 €

Vielleicht konnte ich euch mit diesem Blog ja einen interessanten Lesetipp unterbreiten, vielleicht kennen es auch schon manche und teilen mir ihre Meinung zu diesem Buch in einem Kommentar mit.
Eure Dani



2001 habe ich diesen Bericht (zumindest in ähnlicher Form) auf Ciao.de veröffentlicht. (Knusperratte)
 
Das hört sich nach hartem Tabak an und ist sicher nichts für jugendliche
 
Puh, das hört sich schon sehr ... arg brutal an. Ich hoffe auch, dass Jugendliche sowas gar nicht erst in die Finger bekommen. Bei denen ist ja alles "Harte" einfach nur cool.
 
Zurück