Wo ich bin und wo ich hin möchte – Vol I: Blog

Problembeere

Rare-Mob
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Das Semester ist vorbei, der neue Patch da und unser Maintank auf Urlaub.
Damit könnte man die erste Firelands-ID mit allen Aspekten und Nuancen auf den Punkt bringen.

Bevor ich allerdings einen genaueren Blick auf die Problemchen und Probleme meiner Gilde zu werfe, wollte ich noch etwas Allgemeines über das Schreiben loswerden. Eigentlich sollte das hier ein Blog darüber werden was so abgeht und vor allem, wie wir damit umgehen. Ich wollte zeigen, dass Menschen mit den unterschiedlichsten Persönlichkeiten; einer Altersspannbreite von 20 bis 29; die sich teilweise aus der Schulzeit kennen und manchen wertvollen Mitspieler im Laufe von sechs, bald sieben Jahren World of Warcraft aufgegabelt haben; die Polizisten, Mathestudenten, Krankenpfleger, Bürohengste, Schichtarbeiter und Bauarbeiter sind; von denen einige ans Heiraten denken oder sogar schon Kinder haben während andere um einen Studienplatz bangen; die in allen Teilen Deutschlands wohnen, von der französischen Grenze über den ‚hohen Norden’ und die polnische Grenze bis nach Österreich – dass Menschen also, die der Zufall zusammen gewürfelt hat, trotzdem so eine enge Gemeinschaft bilden können, die ich ganz bewusst provokativ als Freundschaft bezeichnen will. Aber genau das ist auch der Punkt. Will man denn seine Freunde so kritisch beobachten? Selbst wenn man es könnte, und das ist meiner Meinung nach nicht möglich, allein schon deswegen weil man sie doch immer nur wie durch ein Fenster betrachtet. Alles, was außerhalb des Rahmens ist bleibt einem gezwungenermaßen verborgen. Mal abgesehen davon, dass man bei Menschen, die man mag, ja ohnehin zu einer positiven Sichtweise neigt.

Ich muss zugeben, ich hätte nicht gedacht, dass es so schwierig ist, darüber regelmäßig etwas zu schreiben. Dinge, die mich maßlos aufregen sind am nächsten Tag gleichgültig geworden. Situationen, über die ich mich kaputt lachen konnte, klingen aufgeschrieben platt und langweilig. Und vor allem werden einem die interessanten oder zumindest auch längerfristig einflussreichen Entwicklungen und Mechaniken doch erst richtig bewusst, wenn man darauf zurück blicken kann.

Ich dachte, ich kann einen aktuellen Blog führen und zum Beispiel sagen ‚Hey, es sieht aus als ob der und der mit dem und dem n Problem hat’ und zwei Wochen später so was wie ‚Jup, hatten sie aber der Gildenleiter hat mit ihnen geredet und jetzt passt’s wieder, was amüsant ist weil eigentlich ging es ja nur um blablabla’.
Ich dachte, ich kann bisschen was dazu sagen, wie man langsam wärmer wird miteinander, woran es liegt, dass der Neue erst mal skeptisch beäugt wird und es trotz guter Leistung etwas braucht, bis man auf menschlicher Ebene etwas warm wird. Doch es ist in Wirklichkeit so, dass ich jetzt darüber anfangen kann zu schreiben, was vor zwei Monaten brandaktuell war. Und was in WoW vor zwei Monaten stattgefunden hat ist eigentlich ziemlich unerheblich. Natürlich gibt es immer wieder punktuelle Ereignisse, an die man sich dezidiert erinnert, aber im Großen und Ganzen ist es eben wie überall. Alles befindet sich im Fluss. Und damit komme ich auch ‚schon’ zum Punkt: wie beschreibt man denn Flüsse nun am besten?

Ich versuche ja gerne, mich irgendwie eloquent und halbwegs interessant auszudrücken, auch wenn ich dazu neige, lange Sätze zu machen, zugegeben. Trotzdem mag ich es irgendwie, Situationen nur ‚kurz’ zu umreißen, wie ich es oben getan habe. Um aber die ganze Bedeutung begreifen zu können muss der geneigte Leser dann ja erst wieder entweder dabei gewesen sein oder doch soweit über die Hintergründe informiert werden, dass er sich seinen Teil denken und aus dem hingeworfenen Brocken etwas machen kann. Natürlich könnte ich auch einfach darüber schreiben, dass wir zwei neue Leute in der Stammgruppe haben und der zweite Tag der letzten ID ziemlich mies (soll heißen keine Kills) gelaufen ist, weil eben ein Tank fehlt, dafür ein Heiler getankt hat und wir ansonsten mit einem Restoschamanen und zwei Heiligpaladinen unterwegs sind, was, gelinde gesagt, nicht die beste Klassendiversität darstellt. Das war aber nie die Art Blog, die ich schreiben wollte. Ich lese sie zwar sehr gerne, aber zu ausschweifenden Texten ist sie natürlich nicht so sehr geschaffen. Vor allem, da ich oft mit einem Thema im Kopf anfange zu schreiben und am Ende doch auf ganz andere Dinge gekommen bin.

Deswegen möchte ich mich jedenfalls nicht komplett aber doch teilweise umorientieren. Weniger versuchen meine Gilde als Portrait einzufangen, das sie sowieso immer nur unzulänglich darstellen kann, und dafür mein Fenster (ich spiele WoW übrigens auch immer im Fenster, also trifft es das auch in dieser Hinsicht ziemlich gut) zum Stilmittel zu erheben. Denn meinen ganz persönlichen, subjektiven Zugang kann ich immer noch direkt und vor allem echt rüberbringen. Und wenigstens ein Bisschen Echtheit haben diese tollen, virtuellen Menschen, die meine Freunde sind, auf jeden Fall verdient.

So long,
euer Beerchen (voller neuer Ideen)
 
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