Die Abenteuer des Kevin Braun

Hey Danke für die Fortführung. Ist dir bis hier hin mal wieder super gelungen und ich freue mich darauf, zu erfahren wie es weiter geht :-)
 
Elroth, du hast mich nicht vergessen *freu* ^^
Eigentlich hatte ich schon viel früher geplant, wieder über Kevin zu schreiben, nur ist mir im besten Willen keine Idee gekommen, welchen Handlungsstrang ich über WoW Classic spinnen soll. Das war eigentlich der Hauptgrund, weshalb es zu so einer Verzögerung gekommen ist. Von der Idee, Kurzgeschichten zu schreiben war ich überhaupt nicht angetan.

Es freut mich sehr, dich trotz fast einem Jahr Verzögerung als Leser des zweiten Teils begrüßen zu dürfen
Das bezieht natürlich auch alle anderen mit ein, die im Hintergrund mitlesen ^^

Bitte verzeiht mir meine grammatikalischen Neuschöpfungen die ich gelegentlich zu Tage fördere, da ich die Sätze oft so niederschreibe, wie sie mir soeben durch den Kopf gehen. Wenn mir etwas auffällt, was sonderbar anmutet, werde ich es natürlich noch nachträglich korrigieren.

Somit wünsche ich euch viel Spaß beim lesen. Wie immer bin ich für Feedback, Ideen und Anregungen jeglicher Art offen

Liebe Grüße
Mafi
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Natürlich bin ich dir treu geblieben ! Ich habe hier immer mehrmals im Monat reingeschaut und gehofft, das etwas neues kommt. Und ich bin zufrieden, wie und mit wem du Kevin in ein neues Abenteuer schickst :-) Freue mich auf weitere spannende Geschichten Lg, dein treuer Leser Elroth ;-)
 
Ich bin begeistert...

da ich die letzten Tage im Büro nicht viel zu tun hatte, war ich froh auf deine erlebnisreiche und fesselnde Geschichte zu stoßen. Ohne irgendeine Meinung oder Ahnung was mich auf dieser Reise erwartet habe ich angefangen die Geschichte um Kevin zu lesen und muss sagen, schon seit dem ersten Kapitel hat mich diese Story gefesselt.

Deine Art zu schreiben hat mir des öfteren ein breites Grinsen ins Gesicht gezaubert. Ich glaube wenn mich einer meiner Kollegen dabei gesehen hätte, wäre ich für verrückt erklärt worden. ^^

Dein Humor und die Art, wie du versteckte Szenen aus Filmen etc. einbaust ist wahrlich erfrischend und hat mir einige vergnügte Stunden beschert..

Ich habe jede Zeile all deiner Kapitel verschlungen und lächze nach mehr. Mach bitte weiter und erfreue uns mit Kevins Abenteuern..

Ich für meinen Teil bin mittlerweile ein kleiner Fan von und um die Geschichte über Kevin und da interessieren mich nicht die kleinen Rechtschreibfehler o.Ä. Dafür macht die Story viel zu viel Spaß

Von mir gibts dafür ne 10/10 mit *


Grüße, Tartarus
 
Herrlich was habe ich gelacht, vorallem über arthi
Bin noch nicht ganz durch, aber hat mir sehr gut gefallen.
Du kannst mir auch gerne eine signierte Ausgabe zuschicken
 
Hallo Tartarus, Hallo Icepeach,
Danke für euer überaus positives Feedback. Es ist immer wieder eine Freude, wenn ein paar neue Gesichter dazustoßen und ihre Meinung zu der Geschichte kundtun

Es wird auf alle Fälle noch zahlreiche Fortsetzungen zur Geschichte geben. Wie lange das zweite Buch werden wird, weiß ich leider noch nicht, aber so wie es im Moment aussehen wird, wird es umfangreicher wie der erste "Band".

Gleich anschließend zu diesem Kommentar werde ich das vierte Kapitel posten. Dieses ist leider etwas kürzer geworden, da es ursprünglich nicht als eigenes Kapitel ausgelegt war. Dafür wird das fünfte Kapitel umso umfassender. Ich vermute, dass dieses wahrscheinlich so lange werden wird, wie das Kapitel über die Schlacht um Hyal. Dieses Kapitel wird etwas anders sein als die anderen, da ich gerne mal etwas ausprobieren möchte, und dem einen oder anderen wahrscheinlich vertraut vorkommen wird

Liebe Grüße
Mafi
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Kapitel 4 – Der geheimnisvolle Magier von Nethergarde​
-------------------------------------------​

Die nächste Zeit gab es auf unserer Reise ins Schlingendorntal kaum besondere Vorkommnisse die wir nicht hätten bewältigen konnten. Die meiste Zeit der Reise versuchten wir über das zu spekulieren, was wir in der Höllenfeuer-Zitadelle erlebt hatten. Dass Magtheridon dazu missbraucht wird, um mit dessen Blut eine neue Armee von Höllenorks zu züchten, schien uns, nachdem was wir gesehen und gehört haben, am logischsten. Die Frage ist nur: Warum? Wir vermuteten, dass sich die brennende Legion erneut für den Krieg rüstet. Im schlimmsten Fall, so vermuteten wir, plant die Legion erneut einen Angriff auf Azeroth. Unsere Gespräche wurden jäh unterbrochen, als wir das Dunkle Portal erreicht hatten. Dabei war es weniger der Anblick, der uns den Atem stocken ließ, als die Tatsache, dass die Dämonen Grenzkontrollen eingerichtet hatten. Ohne einen gültigen Reisepass beziehungsweise eines Einreisevisums sei uns die Reise nach Azeroth nicht gestattet. Das Problem ließ sich schnell lösen, indem ich einfach erwähnte, dass Illidan, der momentane Obermotz der Scherbenwelt, eine guter Freund von mir sei. Plötzlich entgegnete man uns mit entzückender Höflichkeit. Einreiseformalitäten waren auch überhaupt kein Problem mehr. Der Zoll entschied spontan, uns als „Diplomaten" die Einreise nach Azeroth zu gewähren.​

Doch die Probleme waren nur kurzfristig gebannt. Die nächsten entstanden sofort nachdem wir das Portal durchschritten hatten. Wir wussten nicht, dass das die azeroth’sche Version des Dunklen Portals von grimmigen Magiern aus Dalaran beschützt wurde, die hier in den verwüsteten Lande einen Außenposten, genannt Nethergarde, errichtet hatten. Außenposten war gut. Das Ding ist eine verdammte Festung! Auf alle Fälle vermuteten sie in uns sofort eine Vorhut der brennenden Legion, die für eine erneute Invasion die Umgebung auskundschaften soll. Als Rexxar dann noch erwähnen musste, dass eben diese Legion just in diesem Moment dabei war, eine neue Armee aufzustellen, haben die Magier endgültig rot gesehen. Jetzt waren sie in ihrer grenzenlosen Weisheit endgültig davon überzeugt, dass wir nicht in friedlicher Absicht gekommen waren. Sie packten uns und steckten uns in die nächstbeste Zelle.​

Rexxar versuchte sich noch zu wiedersetzen, aber vergebens: „Sehen wir aus wie eine Vorhut der Legion? Bin ich ein Dämon? Nein, ein Ork! Verstehst du? Ein Ork!"​
Dazu unser Bewacher trocken: „Eben, ein Ork. Das Volk, das den Krieg nach Azeroth brachte..." Wenn du mich fragst, ist deine Ausrede mehr als dürftig."​

Mit diesen Worten verriegelte der Magier hinter uns die massive Holztür.​

Rexxar: „Verdammt. Was machen wir jetzt? Ich bezweifle, dass wie hier auf diplomatischen Weg wieder rauskommen werden. Eine Flucht mit Waffengewalt ebenso wenig." Hoffnungslos ließ sich Rexxar in der nächstbesten Ecke des Zimmers zusammensinken. Er vergrub sein Gesicht in seinen Pranken.​

Ich überlegte: „Nicht ganz."​
Rexxar blickte auf: „Nicht ganz? Was meinst du? Hast du einen Plan?"​
Ich lächelte: „So in etwa."​

Bei diesen Worten griff ich in meinen Lederbeutel, nahm eine Kaffeebohne heraus und ließ sie wortlos auf den Boden fallen...​

-ZEHN MINUTEN SPÄTER-​

Die Magier von Nethergarde sind in Aufruhr. In Aufruhr deshalb, weil in der kleinen Zelle Dinge vorgehen, die sich ihrer Kontrolle zu entziehen schienen. Inzwischen hatte sich ein Bataillon, bestehend aus fünf Magiern und doppelt so vielen bewaffneten Soldaten vor der Zellentür von Kevin und Rexxar versammelt. Keiner von ihnen wagte es, die Tür zu öffnen. Denn irgendetwas schienen die beiden Gefangenen zu planen. Zumindest drangen undefinierte Geräusche durch die Tür, die in der halben Festung wiederhallten. Es war ein immer lauteres und immer häufiger auftretendes „poppen". Besser konnte man das Geräusch nicht erklären. Gäbe es Popcorn in Azeroth, dann könnte man das Geräusch damit wahrscheinlich am ehesten vergleichen.​
Dann das unfassbare. Die Tür begann zu beben, dann zu schütteln, schließlich nach außen hin zu biegen. Holz knarrte unter der untypischen Belastung – begann nachzugeben. An der Stirn der Magier hatte sich kalter Schweiß gebildet. Einige schluckten, niemand wusste, was gleich kommen würde. Egal was sie vermuteten, mit dem, was nun folgte, konnte keiner rechnen.​

Mit einem lauten Knall zerberstete die massive Holztür. Die ersten Soldaten wurden durch die gewaltige Wucht des Aufschlags nach hinten gerissen. Die nächsten vier Soldaten verschwanden unter einem dunkelbraunen Etwas, welches sich wie eine Flut durch die Korridore der Festung bahnte. Die Magier sollten nie erfahren, was für eine fremdartige, diabolische Magie die beiden Gefangenen entfesselt hatten. Im Zentrum der Flut wurde Kevin und Rexxar mitgezogen.​
Ein lautes, panisches Geschrei entwich aus den Kehlen der entsetzten Magier, als sie im dunklen Strom mitgerissen wurden. Immer schneller und schneller bewegte sich die Masse, durch die eigene Ausdehnung immer stärker angetrieben. Diejenigen, die im Weg standen wurden mitgerissen – bis plötzlich die Flut zum Stillstand kam. Kevin quälte sich mühsam an die Oberfläche – blickte um sich. Sie waren im Freien. Hinter sich erspähte er einige Meter entfernt die gebersteten Tore von Nethergarde. Sofort war er wieder auf den Beinen. Er packte Rexxar am Kragen und zog ihn mit einer unmenschlichen Kraft, die er kaum für möglich gehalten hatte, hinter sich her. In einem sicheren Abstand ließ er sich mit dem noch immer vollkommen kraftlosen Rexxar hinter einem Felsen nieder.​
Kevin spähte sicherheitshalber vorsichtig über die Felsen, doch niemand schien ihnen zu folgen. Jetzt hatte der Feind ihn kennen gelernt. Den „kräftigen" Geschmack von frisch gerösteten Kaffee.​

Hätte es Rexxar nicht mit eigenen Augen gesehen, hätte er dieses Schauspiel, das sich vor seinen Augen darbot, nie geglaubt. Er wurde Zeuge wie nacheinander praktisch jedes Fenster in der Festung zerschellte, als der Kaffee sich weiter seinen Weg bahnte. Wie ein Wasserfall ergoss sich das Schwarze Gold aus jeder nur erdenklichen Gebäudeöffnung. Hin und wieder rutschte auf diese Weise auch ein Magier aus dem Fenster, welcher, zwei Etagen tiefer, relativ weich in einem riesigen Haufen Kaffee landete. Hin und wieder wurde der Aufprall mit einem schmerzerfüllten Grunzen belohnt, als an manchen Stellen der Kaffee doch nicht so hoch stand wie vermutet. Wir beobachteten noch eine Weile das Schauspiel. Mich würde vor allem interessieren, wie sie das Kaffeemalheur beseitigen wollen. Wenn sie nichts unternehmen, wird sich der Kaffee immer weiter ausdehnen, und erst die verwüsteten Lande, und später ganz Azeroth überschwemmen.​

Meine Geduld wurde schon bald belohnt. Die Magier beratschlagten sich, was nun zu machen sei. Einer machte den Vorschlag, die ganze Kaffeepracht einfach per Feuerzauber anzuzünden, Ein anderer empfahl, die Bohnen in ein Leerengefängnis zu bannen, während hingegen ein dritter vorschlug, die Bohnen mit einem Energievortex in eine andere Dimension zu befördern. Jeder dieser Vorschläge hatte einen gravierenden Nachteil. Sie müssten in jeden Fall die Festung aufgeben, doch dazu war keiner bereit. Die Debatte schwenkte schon bald in wahrsten Sinne des Wortes zu einer handgreiflichen Diskussion um.​
Die Situation beruhigte sich erst, als ein Magier mit blauer Zipfelmütze dazwischen ging und eine mögliche Lösung für das Problem vorschlug. Um was es ging, hörte ich leider nicht, dafür hörte ich den tosenden Beifall, den der unbekannte Magier für seine Idee bekam – es musste sich also um etwas großartiges handeln.​
Stumm begann der Magier sein Ritual in einem schlampig, mit Ölkreiden gezeichnetem Pentagramm. Er klatschte dreimal in die Hände, blickte dann dreimal nach rechts und vollführte einen eleganten Hüftschwung, bei der wahrscheinlich jede Hula-Tänzerin vor Neid erblasst wäre, bevor er mit der folgenden Beschwörungsformel begann...​

Higitus pigitus zumba kazing,
Auf mein Kommando, da hört jedes Ding,
Wir packen den Koffer, kommt alle heran,
kommt her ihr Bohnen, sonst seit ihr dran!
Hocketie pocketie wocketie wob abra dabra hop,
macht euch alle winzig klein, dann geht genug in den Koffer rein,
Higitus figitus migitus mum Prestidigitonium.​

Während er den Vers aufsagte, wedelte er mit seinem Zauberstab herum, als wäre es ein Suppenlöffel. Auch wenn sein Ritual seltsam anmutet, scheint es wie geplant zu funktionierend. Mir klappte die Kinnlade hinunter als ich beobachtete, was der blaue Magier mit meinen Bohnen vorhatte. Wie durch Zauberhand schrumpften meine Bohnen auf ein Bruchteil ihrer Größe zusammen, die anschließend durch einen magischen Sog in einer handelsüblichen Reisetasche verschwanden. Nach absolvierten Ritual schloss er die Tasche. Alles was danach folgte, war in meinen Augen unnötig. Die Augen des Magiers begannen zu glitzern, bevor sich sein Gesicht verzog, als würde er perverse Freude an all dem finden, was er jetzt vollbrachte. Zuerst setzte er die Handtasche mit einer explosionsartigen Feuersäule in Brand, bevor er sie in ein Leerengefängnis sperrte und anschließend in mit einem Energievortex in die nächstbeste Dimension verbannte. (Dadurch verwandelte sich ein Stern auf der anderen Seite des Universum in eine Supernova und zerstörte einen Planeten, dessen einziger Überlebender zu einem der größten Helden der Menschheit wurde. Hierbei handelt es sich jedoch um eine ganz andere Geschichte, und werde nicht näher darauf eingehen)​

Anschließend verbeugte sich der blaue Magier vor tosendem Publikum, machte kehrt, stieg dabei auf seinen etwa zwei Meter langen Bart, und fiel der Länge nach hin. Mit einer raschen Bewegung war er wieder auf den Beinen und setzte seinen Weg fort. Sein Ziel war scheinbar ein riesiger Turm, der etwas abseits der Festung stand.​

Ich war scheinbar in einer Art Tranche verfallen, denn ich reagierte erst, als mir Rexxar nach mehrmaligen ansprechen in die Schulter zwickte. Ich jaulte auf.​

Rexxar grinste mich an. „Geht’s wieder?"​
ICH: „Jaja, geht schon. Ich war nur etwas...verwirrt. Wer um alles in der Welt ist dieser alte Magier?"​
REXXAR: „Der Ex von Madam Mim?"​
ICH: „Wem?"​
REXXAR: „Ach nichts, ist mir nur gerade so durch den Kopf gegangen..."​

Rexxar dachte nicht daran, näher auf seinem Kommentar einzugehen. Deshalb beließ ich es dabei. Kann nicht besonders wichtig gewesen sein. Vielleicht wieder so eine Spinnerei von ihm. Oder eine Aussage mit tieferem Sinn, welchen ich nicht verstehe. Es hat keinen Sinn, sich weiter darüber den Kopf zu zerbrechen, deshalb winkte ich Rexxar zu mir und setzte mit ihm den Weg fort – dicht gefolgt von Misha, Leokk, Grummel und Geisterschwinge. Die vier verstehen es, sich im Hintergrund zu halten. Bisher sind sie mir kaum unter die Augen gekommen – unsichtbare Begleiter, jedoch gewillt, im Notfall ihren Meister mit dem Leben zu verteidigen.​

Der Weg führte uns weiter in die Sümpfe des Elends, wo wir einen Zwischenstopp in Steinard einlegten. Am nächsten Tag, nachdem ich mehrere Tassen frisch gemahlenen Kaffees verkauft hatte, brachen wir wieder auf. Zur Mittagszeit hatte Rexxar dann die glorreiche Idee auf die Jagd zu gehen. Die Gründrachenwelplinge, die in dieser Gegend herumflattern, ließen ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen. Jedoch hatte er nicht die Rechnung mit der Brutmutter gemacht, weshalb wir es plötzlich sehr eilig hatten, unsere Reise fortzusetzen.​
 
Hi Mafi,

wieder einmal echt schön geschrieben. Leider nur zu kurz
Ich bin schon gespannt wie du dein nächstes Kapitel gestallten wirst. Hoffe du lässt uns nicht allzu lang warten

Greetz, Tartarus
 
Oh, das ging ja schnell

Leider werde ich für das nächste Kapitel länger brauchen als normalerweise, da das nächste Kapitel eine ziemliche Überlänge haben wird. Ob ich es diese Woche noch veröffentlichen kann, kann ich leider nicht garantieren

Liebe Grüße
Mafi
 
Joa, hatte heut morgen nicht viel zu tun. Da konnte ich gleich ma nen blick auf das kleine Abenteuer werfen ^^

Mach dir kein Stress bezüglich der nächsten Kapitel. Wir machen ihn uns ja auch nicht beim lesen

Greetz, Tartarus
 
Sorry, wird sich leider noch verzögern, da bei mir in der Abteilung die meisten auf Urlaub sind und ich Überstunden noch und nöcher schieben darf. Momentan schiebe ich einen zwölf-stunden-dienst, die zwei Stunden autofahrt nicht eingerechnet. Mein Kollege hat seit März seine Arbeit aufstauen lassen und ich daf es jetzt ausbaden -.-
Besserung ist erst in eineinhalb Wochen in Sicht. Dann hab eine Woche Zeit, bevor ich für eine Woche nach Tschechien verschwinde

Das Kapitel ist übrigens im Moment etwa zur Hälfte fertig.

Liebe Grüße
Mafi
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Mach dir kein Stress, ich bin mir sicher, dass sich das warten lohnen wird

LG, Tartarus
 
Aber warten is doof!! Hoffe Mafloni kommt bald wieder und hat Zeit weiterzuschreiben...

Need more epic stuff! ^^
 
Hallo zusammen.
Ich versichere euch, dass ich euch nicht vergessen habe

die letzten paar Wochen war ich im Ausland, und im Moment geht es bei uns drunter und drüber. Personalwechsel in der Abteilung, Überstunden und kaum Zeit privat meine Tastatur in die Hand zu nehmen. Ich bin optimistisch dass ich in den nächsten paar Tagen wieder dazu komme meine Geschichte weiterzuschreiben.

Bis dahin muss ich euch leider schweren Herzens leider wieder weiter vertrösten
 
Spät aber doch veröffentliche ich nun das fünfte Kapitel zu meiner Kevin-Geschichte.

Ich wünsche euch viel Spaß beim Schmökern
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Kapitel 5 – Zu Besuch beim Grafen

-------------------------------------------



Hier in den Bergen war es noch immer tiefster Winter. Aber was konnte man denn auch anderes erwarten. Immerhin überwindet dieser schmale Gebirgspass eine Anhöhe von gut und gern zweitausend Metern Seehöhe. Es war bereits tiefste Nacht, dennoch überraschend hell. Immerhin hatte der Mond beinahe seinen monatlichen Zyklus vollendet – morgen ist Vollmond. Die Temperaturen liegen hier oben gut und gerne fünfzehn Grad unter dem Gefrierpunkt. Dennoch wagten es zwei einsame Wanderer, trotz dieser unmenschlichen Witterung, die Reise über den Pass in Kauf zu nehmen. Der Eine war ein muskulöser Halbork mit Henkersmaske, der jeglichen Elementen der Natur zu trotzen schien. Während der frostige Schneesturm seinen nackten Oberkörper umwehte, drang der Fremde immer Tiefer in das ihm unbekannte Gebiet vor. Dicht hinter dem Ork folgte die zweite Person auf einem Braunbären, die jedoch in weit schlechterer Verfassung zu sein schien als der Karawanenführer. Es war ein halb erfrorener Mensch im mittleren Alter, eingemummt in die wenigen Stofffetzen, die er auftreiben konnte. Für diese unmenschlichen Temperaturen war die dünne Sommerkleidung jedoch viel zu wenig. Er regte sich nicht mehr, seine Lider waren bereits seit gut einer Stunde geschlossen. Vielleicht schlief er, vielleicht konzentrierte er sich darauf, nicht zu erfrieren. Oder träumte er gerade von den traumhaft schönen Sandstränden von Tel Abim? Das werden wir wohl nie erfahren.



In der Ferne schallte das Echo eines Wolfgeheuls. Rexxar drehte sich mit einer gefassten Bewegung um. Er deutete Misha, hinter ihn zu gehen. Sie müsse Kevin notfalls schützen. Dieser machte hingegen noch immer keine Anstalten sich zu bewegen.

Spätestens jetzt wusste Rexxar, woher das Geräusch kam. Hinter dem nächsten schneeverhangenen Hügel kamen ein Rudel Wolfe herangestürmt. Wenn er richtig gesehen hatte, waren es vier an der Zahl. Die Augen hatten durch das intensive Mondlicht eine strahlend gelbe Färbung angenommen. So wirkten sie noch gefährlicher – schon beinahe diabolisch. Rexxar ging in Kampfposition, indem er etwas in die Hocke ging und gleichzeitg seinen Schritt verbreiterte, um besseren Stand zu haben. Ruhig griff er auf seinen Rücken und zog nacheinander seine beiden Äste hervor. Kurz darauf war der erste der Wölfe heran, der versuchte Rexxar am Bein zu packen. Er sprang zurück, wirbelte die Äxte über dem Kopf und ließ dann beide auf den Wolf niedersausen. Er jaulte nur noch kurz auf, bevor er für immer verstummte. Auch der zweite Wolf hatte weniger Glück. Er versuchte Rexxar frontal anzuspringen. Er ließ eine Axt fallen und packte die andere mit beiden Händen. Indem er die Axt waagrecht schützend vor die Brust hielt, konnte er den Wolf abfangen. Der Wolf und der Ork waren sich kurz so nahe, dass Rexxar den üblen Mundgeruch des Tieres riechen konnte. Rexxar erkannte in seinen Augen nur Blutdurst. Er schleuderte den Wolf zu Boden und verpasste ihn einen kräftigen Tritt mit seinem Stiefel. Der Angreifer drehte sich wie eine Pirouette in der Luft bevor er reglos am Boden landete.

Rexxar schaute sich nach den letzten beiden Wölfen um. Diese hatten Misha umkreist und versuchten dem Bären nun in Bedrängnis zu bringen. Misha wich knurrend zurück, wohlwissend dass sie nicht riskieren konnte, Kevin den Angreifern schutzlos auszuliefern.

Der Ork ließ ein markerschütterndes knurren aus seiner Kehle erbeben. Die Wölfe wurden unsicher. Wie ein hungriges Tier bewegte sich Rexxar auf Angreifer zu. Dann verloren sie die Nerven und brachen winselnd die Hetzjagd ab. Wie ein Blitz waren sie hinter dem nächstbesten Hügel verschwunden.

Rexxar entspannte sich, steckte seine Äxte weg. Er drehte sich zu Misha um, musterte dann Kevin. Dieser sitzt noch immer regungslos auf dem Bären und rührte sich nicht. Der Ork vermutete das Schlimmste. Er winkte Misha zu und setzte mit ihr den Weg fort.



Mit einem Ruck waren die Wanderer zum Stillstand gekommen. Rexxar hatte seine rechte Hand gehoben um so seinem Bären Misha verstehen zu geben, dass sie anhalten soll. Mit einem unterdrückten knurren kam Misha diesem Befehl nach. Links von Misha landete Geisterschwinge und Leokk. Letzerer transportierte Grummel, die Stachelbestie beziehungsweise Kampfeber, in seinem Maul. Leokk hatte den Eber, wie eine Katzenmutter ihr Kätzchen, am Genick packend transportiert, und setzte diesen nun sachte in der schneeverwehten Landschaft ab. Rexxar musterte seine Begleiter, sie hatten die Reise bisher unbeschadet überstanden. „Gut so“, dachte er sich wahrscheinlich. Er prüfte die Umgebung. Rechts von ihm war ein einsames Gasthaus mit einer kleinen schneeverwehten Veranda. Auf der Veranda stand ein morscher, verwehter Schaukelstuhl. In einiger Entfernung konnte er die Silhouette eines kleinen Dorfs ausmachen – Rexxar vermutete, dass es sich hierbei um das Dorf Totmannsfurt handelt, welches bereits vor einigen Kilometern mit einem Wegweiser angeschlagen war. Direkt dahinter befand sich noch etwas. Rexxar konnte es kaum erkennen, es schien eine Art Festung zu sein, ein Schloss vielleicht.

Wenn er sich die Umgebung so anschaut, wäre kein Name passender gewesen. Hier wirkte alles irgendwie still – einsam – tot. Lediglich hier in dem Gasthaus schien noch Leben zu sein, denn ein dämmriges Licht drang aus seinem Inneren. Als wäre dies der Auslöser gewesen, wurde plötzlich die Tür aufgerissen und ein dürrer alter Blutelf mit Halbglatze trat ins Freie. Er grinste. Dabei entblößte er ein Gebiss, bei dem wahrscheinlich ein jeder Zahnarzt kapituliert hätte. „Ich wusste nicht, dass es so abartig hässliche Elfen gibt“, dachte Rexxar.



Das Lächeln des Blutelfen nahm schon bald Züge des Entsetzens an. Spätestens dann, als Rexxar Kevin zuerst gestupft und dann geschüttelt, aber noch immer keine Reaktion bekommen hatte. Zu allem Überfluss kippte Kevin nun wie ein Stück Holz seitlich vom Bären und landete im Schnee. Sofort waren der Wirt und ein paar neugierige Gäste heran, die Kevin packten und in die warme Stube zogen. Sie waren unschlüssig wie sie nun reagieren sollten. Zuerst rieben sie sein Gesicht mit Schnee ein, in der Hoffnung, dass er dadurch wach wurde. Bis diese Gäste schlussendlich einsehen mussten, dass dies keine besonders gute Idee war, war bereits die Wirtin mit einem Bottich heißem Wasser zur Stelle. Die kräftig und muskulös gebaute Frau, ebenfalls Blutelfin und etwa genauso alt wie der Wirt, packte Kevin kurzerhand und „stellte“ ihn auf den nächstbesten Stuhl. Setzen wäre in der Tat der falsche Ausdruck dafür gewesen, so durchgefroren wie Kevin zu dieser Stunde bereits war. Die Füße von Kevin tauchte sie hingegen in den mit heißem Wasser gefüllten Bottich.



Inzwischen hatte sich Rexxar abgewandt und diskutierte mit dem Wirten über eine Schlafmöglichkeit für seine Begleiter. Hilfsbereit wie der Wirt war, führte er Rexxar zu einem angrenzenden Stall.

Der Wirt verbeugte sich: „Natürlich stelle ich Ihnen auch eine Bleibe für eure Tiere zur Verfügung, ohne Frage - Um was für Tiere handelt es sich denn?“

Wortlos pfiff Rexxar durch seine Finger. Der Wirt erbleichte zusehends, als die Schar abgetrottet kam. Erst Misha, dann Leokk, und schlussendlich Grummel und Geisterschwinge.

REXXAR: „Halten Sie meinen Windreiter am Besten von Möbelstücken fern, er kratzt.“

Mit diesen Worten machte Rexxar kehrt und kehrte zu Kevin ins Gasthaus zurück.

Kevins Zustand hatte sich inzwischen stark gebessert. Er hatte bereits dreimal geblinzelt.



Eine Stunde später gab es Abendessen. Das war ein paar Minuten, nachdem Kevin wieder zu sprechen begonnen hatte. Dabei fixierte er mit seinen Augen die Zimmerdecke, und fixierte mit seinen Augen ein Objekt, welches direkt über ihrem Tisch hing.



KEVIN: „Sieh mal...Knoblauch...“

Rexxar folgte seinem Blick. Jetzt sah auch er es. In regelmäßigen Abständen hingen traubenweise Knoblauch von der Decke. An den Wänden war er hingegen in der Form von Girlanden aufgeknüpft.

REXXAR: „Ich sehe es... wozu der wohl dient?“

KEVIN: „Keine Ahnung.“

REXXAR: „Ich werd mal den Wirten drauf ansprechen.“



Kurz darauf kam der Wirt angetrottet. Er strahlte über das ganze Gesicht. In seinen Händen balancierte er das Geschirr, als wäre er ein gelernter Jongleur.

Der Wirt tischte das Essen auf: „Sie können den ganzen Winter hier bleiben, und wenn sie wollen, auch den ganzen Sommer. bei Sandoval sind sie glücklich und geborgen wie im Paradies. aber ich sag ihnen eins...“

REXXAR: „...der Knoblauch...“

SANDOVAL: „...ach was, Knoblauch...“

REXXAR: „Nein! Ich will wissen, warum hier so viel Knoblauch hängt.“

SANDOVAL: „Wo?“

Rexxar deutet zur Decke: „Na hier zum Beispiel.“



Im Gasthaus wurde es totenstill. Die Gäste fixierten den Wirten mit einem drohenden Blick.



SANDOVAL: „Ach da! Ja... ähmmm...“, er wedelte abwehrend mit den Händen, „lassen wir das, Herr...“

REXXAR: „Rexxar, ich heiße Rexxar.“

SANDOVAL: „...nun gut Rexxar, das ist...ähhh...“



Da er das Gefühl hatte, dass das Gespräch sowieso in keine sinnvolle Konversation leiten wird, versuchte er das Thema zu wechseln.



Rexxar unterbrach den brabbelnden Wirten: „Was ist das eigentlich für ein Schloss am Horizont?“

Sandoval panisch: „Ob es hier irgendwo ein Schloss gibt, fragen sie? ja...ähhh...es gibt hier ebenso wenig ein Schloss, wie... wie... wie eine Windmühle!“, der Wirt wandte sich zu die Gäste, die ihn noch immer fixiert hatten, „Oder kennt ihr hier irgendwo eine Windmühle, oder gar ein Schloss?“



-STILLE-​


Plötzlich antwortete ein Gast: „Schloss gibt es keines, aber dafür einen Turm, das ist der Turm von...“, weiter kam er nicht, denn drei der Gäste hatten ihn gepackt und ihm den Mund zugehalten.



Shandoval mit gespielter Freude: „Na seht ihr? keine Windmühle, kein Schloss, gar nichts...“, er wedelte wieder mit seinen Händen, „Los, los, los! Essen sie.“



Rexxar war nicht ganz überzeugt. Er entschied, vorerst das Thema ruhen zu lassen – vorerst! Er würde nachforschen, und sobald er etwas wüsste, würde er zuschlagen. Denn irgend etwas geht hier vor sich. Etwas, das so schrecklich ist, dass niemand darüber zu sprechen wagt. Und Kevin? Kevin würde ihn dabei unterstützen. Denn sie würden erst abreisen, wenn dieses Mysterium gelöst ist.



Ein neuer Tag bricht herein. Ich hatte das Gefühl als hätte ich die ganze Nacht nicht geschlafen. Was zumindest zur Hälfte stimmte. Es musste bereits in den frühen Morgenstunden gewesen sein, als wir endlich ins Bett gekommen waren. Alpträume hielten mich vom schlafen ab. Ich träumte, dass ich von Wölfen durch die Nacht gejagt wurde. In ihren Augen stand die Mordlust geschrieben. Es war offensichtlich, dass sie mich jagen würden, bis sie mich zur Strecke gebracht hatten. Ich schreckte aus diesem Traum hoch, als mein Hals gerade zwischen den Kiefern eines Wolfes zu verschwinden drohten. An meinem ganzen Körper klebte kalter Schweiß. Mir war bewusst, dass ich heute kein Auge mehr zubekommen würde. Später erzählte ich Rexxar von meinem realistischen Traum. Er zuckte nur beiläufig mit den Schultern und meinte nur: „Es war nur ein Traum. Denk nicht weiter darüber nach.“

Es musste so um acht Uhr gewesen sein, als ich mit vor Müdigkeit brennenden Augen die Treppe ins Gasthaus hinunter torkelte. Völlig verschlafen ließ ich mich auf dem nächstbesten Tisch gleich neben der Treppe nieder. Im Gasthaus hatten bereits die ersten Kunden Platz genommen.

Kaum eine Minute später stand bereits die Kellnerin vor meinem Tisch und schenkte mir eine Tasse dampfenden Kakaos ein.

Ich war noch zu müde sofort zu realisieren, was jetzt geschah. Ich hörte nur, wie plötzlich die Tür aufgetreten wurde, und die Kellnerin ebenso schnell unter meinem Tisch verschwunden war.

„Die Götter waren grausam zu dir, als sie dir diese Gestalt gegeben hatten“, dachte ich mir, als ich den ersten Blick auf den Fremden erhaschen konnte. Es war eine mittelgroße buckelige Gestalt mit einem schrumpeligen, verzogenen Gesicht. Es war schwer, sein Alter einzuschätzen. Ein weiteres markantes Markenzeichen waren seine Beine. Das linke davon war beinahe doppelt so dick wie das rechte. In seinem Maul thronte ein Gebiss, bei dem man mehr Zahnfleisch zu Gesicht bekam als Zähne.



Der buckelige humpelte Schnurstracks zum Tresen und klopfte mit flacher Hand auf die Tischplatte. Gleichzeitig grunzte es ein paar unverständliche Worte. Der Wirt schien den Fremden zu verstehen, denn er hatte es plötzlich sehr eilig, eine versteckte Bodenluke zu öffnen und hinunterzuklettern. Der Buckelige stampfte inzwischen voller Ungeduld mehrmals mit den Beinen am Boden auf.

Ich war so gebannt von diesem Schauspiel, dass ich Rexxar erst dann bemerkte, als er sich neben mir am Tisch niedergelassen hatte. Auch ihm war der Schlaf ins Gesicht geschrieben. Er rieb sich die Lider, streckte sich in alle Himmelsrichtungen und öffnete dann erst richtig die Augen. Erst jetzt bemerkte er, was genau mein Interesse geweckt hatte.

Der Wirt war inzwischen zurück und hatte dem Fremden irgend ein längliches Bündel in die Hand gedrückt, dessen Inhalt ich beim besten Willen nicht definieren konnte. Am wahrscheinlichten waren irgend eine Art von Vorräten.



Genauso schnell wie der Fremde gekommen war, war er auch wieder verschwunden. Erst jetzt hatte die Kellnerin, die mir den Kakao gebracht hatte, den Mut, wieder unter dem Tisch hervorzukommen.



Rexxar erbost: „Was hast du unter dem Tisch gemacht?“



Anstatt eine Antwort auf die Frage zu geben, servierte sie Rexxar eine Tasse Kakao und war dann in großer Hast aus dem Gästezimmer geeilt.“



Rexxar blickte mich an: „Na los! Verfolge ihn!“

ICH: „Und du?“

REXXAR: „Du bist schneller als ich, außerdem... duftet der Kakao hier sehr verführerisch.“ Er grinste.



Ohne etwas darauf zu erwidern, war ich aufgesprungen und hinter dem Buckeligen nachgestürmt. Ich erreichte die Tür, als der Fremde sich gerade mit einem Pferd samt Schlitten in Bewegung zu setzen begann. Ich fluchte. „Verdammt, ich bin zu spät“, dachte ich, während ich im Laufen hilflos beobachten musste, wie der Schlitten immer mehr an Fahrt gewann. In einer letzten Verzweiflungstat vollführte ich einen Hechtsprung – und erwischte um Haaresbreite das winterliche Fuhrwerk, genauer gesagt, das Ende der Kufe.



Soweit, so gut, und was jetzt? Hilflos schlitterte ich auf meinem Bauch über die engen Straßen und Kurven, während der Buckelige sein Pferd zu immer größeren Höchstleistungen antrieb. Ich setzte zu einem panischen Schrei an, wurde aber jäh unterbrochen, als ich dann meinen Mund voller Schnee hatte. Somit litt ich leise, und hoffte insgeheim, dass diese Teufelsfahrt endlich ein Ende hatte.



Etwa zwanzig Minuten später spürte ich, wie der Schlitten an Fahrt verlor und bereits kurz darauf zum Stillstand kam. Ehrlich gesagt wundert es mich, wie ich es schaffte, den Schlitten nicht loszulassen – Ganz einfach. Krampf in den Fingern! Oder besser: Durch die Kälte des aufwirbelnden Schnees spürte ich gar nichts mehr. Mich wundert es, dass es ich schaffte, den Schlitten überhaupt noch loszulassen. Immerhin waren meine Finger völlig gefühlslos geworden.

Als ich um die Ecke des Schlittens blickte, schlief mir das Gesicht ein. Wir hatten noch lange nicht unser Ziel erreicht. Der Fremde hatte nur deswegen angehalten, weil vor ihm ein schwarzer zotteliger Wolf den Weg versperrt hatte.

Was jetzt geschah, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Eigentlich hätte ich damit gerechnet, dass der Buckelige jetzt eingeschüchtert die Flucht ergreift, aber das Gegenteil war der Fall. Es war der Wolf, der das Weite suchte, als der Buckelige begeistert von der Kutsche sprang und dem Wolf mit einem Tempo nacheilte, das ich nie für möglich gehalten hatte. Ich frage mich, warum der Kerl überhaupt mit einer Kutsche unterwegs ist, wenn er zu Fuß auch nicht recht viel langsamer ist...



Ein schmerzerfülltes Heulen eines Wolfes hing in der Luft. Kurz darauf erschien der Fremde wieder am Horizont. Beziehungsweise in der nächsten Kurve. Denn der Schnee war zu beiden Seiten gut und gerne zwei Meter aufgetürmt, sodass es unmöglich war, überhaupt etwas zu erkennen, was eine Kurve weiter passierte. Als ich den Fremden erblickte, hatte ich es sehr eilig mich wieder hinter dem Pferdschlitten zu verstecken. Mein Herz pochte, als würde es jederzeit zerspringen. Der Buckelige sah aus, als hätte er einen Bären zerrissen – in diesem Fall wohl eher einen Wolf. Sein Gesicht war blutverschmiert. Im Moment war er dabei, sich genüsslich die Finger abzulecken. Der Fremde sprang wieder auf das Fuhrwerk, welches sich daraufhin wieder in Bewegung setzte. Und ich? Ich hatte plötzlich jegliches Interesse verloren, den Fremden weiter zu verfolgen. Ich machte keinerlei Anstalten mehr, nach der Kufe zu greifen. Wortlos beobachtete ich am Bauch liegend, wie der Buckelige mit seinem Gefährt hinter der nächsten Kurve verschwand. Ich blieb noch ein paar Minuten so liegen, aus Angst, er würde wiederkommen, bevor ich vorsichtig aufstand und begann, mit schwerfälligen Schritten den Weg zurück ins Gasthaus anzutreten.



Rexxar war außer sich. Wutentbrannt ließ er seine Faust auf den massiven Eichentisch sausen, sodass dieser unter der immensen Belastung gefährlich knirschte.



REXXAR: „Du hast ihn entkommen lassen? Warum frag ich dich, warum?“

ICH: „Ich hab’s dir doch schon einmal erklärt. Das Monstrum hat vor meinen Augen einen Wolf zerlegt. Hättest du dann noch die Motivation gehabt ihn zu verfolgen?“

REXXAR: „EIN Wolf? Pah, dass ich nicht lache! Ich nehme es im Notfall sogar mit vier auf!“

ICH: „Aber ich bin nicht du! Sieh das doch endlich mal ein!“

Rexxar versuchte sich zu verspannen. Er grummelte in seinen nicht vorhandenen Bart: „*Grrr* vermutlich hast du recht.“

Innerlich bebte er noch vor sich hin, aber er schien einzusehen, dass ich Recht hatte.



Der restliche Tag verlief ohne Besonderheiten. Seit ich Rexxar von meinem eigenartigen Vorfall berichtet hatte, war er ständig in Alarmbereitschaft. Jederzeit bereit, bei den kleinsten seltsamen Vorfällen die Initiative zu ergreifen. Leider wurde er enttäuscht. Heute passierte nichts aufregendes mehr, außer, dass der Wirtin um die Mittagszeit ein Sack Reis umgekippt war.



Es musste kurz nach Mitternacht gewesen sein, als ich unsanft aus dem Schlaf gerissen wurde. Denn Rexxar rüttelte mich, als schüttle er am Watschenbaum.



„Kevin, verdammt, Kevin wach auf!“, flüsterte er in einer Lautstärke, dass man es fast bis ins Nachbarzimmer gehört haben müsste.

Ich war sofort auf den Beinen: „Was ist los? Ist irgendwas passiert?“



Rexxar deutete mir mit einer Handbewegung, dass ich ruhig sein sollte.



REXXAR: „Hörst du das?“



Ich konzentrierte mich. Zuerst hörte ich gar nichts, danach ein altbekanntes knurren: „Misha?“

Das hatte Rexxar anscheinend gereicht. Ihm war wohl der selbe Gedanken durch den Kopf gegangen. Er packte mich unsanft an den Händen und zog mich hinter sich her. Als wir die Treppe hinunter stürmten, nahmen wir nur jede dritte Stufe. Mit einem lauten Knall trat Rexxar die Tür auf, stürmte ins Freie und befanden uns sofort in einer Geräuschkulisse der ganz besonderen Art. Im Stall war ein Aufruhr ausgebrochen. Die Tiere waren unruhig. Rexxar ballt seine Hände zu Fäusten. Er rechnete mir dem Schlimmsten. Sein Verdacht schien sich zu bewahrheiten, denn als er den Stall betrat, stockte er.



REXXAR: „Wo ist Misha...“

Ich quetschte mich an den Ork vorbei um mir selbst ein Bild von der Situation zu machen. Mal sehen... Leokk ist da, ebenso Geisterschwinge und Grummel. Nur von Misha fehlte jede Spur. Wir stürmten wieder ins Freie. Suchten nach Fußspuren, aber vergebens. Es gab keine.



ICH: „Wie ist das nur möglich...?“



Inzwischen hatte sich der Wirt zu uns gesellt. In seinen Augen stand ein Ausdruck des Entsetzens.



REXXAR: „DU!“, er packte den Blutelfen, „Du kahlköpfige, einäugige blinde Fledermaus! Was wird hier gespielt?“ Er begann den Wirten zu schütteln.

SANDOVAL: „Ich weiß es nicht, bitte glaubt mir, ich weiß es nicht!“



Rexxar verpasste ihm eine schallende Ohrfeige, dessen Echo noch lange nachhallte.



REXXAR: „Du lügst!“, er holte zu einem weiteren Schlag aus.

Ich hielt ihn zurück: „Das reicht, das hat doch keinen Zweck, lass es gut sein.“

Der Ork entspannte sich, ohne jedoch den Blick von seinem Opfer zu wenden. In den Augen des Elfen war pures Entsetzen geschrieben.

Ich wandte mich an den Elfen. Ich versuchte es mit einem freundlicheren Ton: „Was weißt du wirklich? Wenn wir euch helfen sollen, müsst ihr schon mit uns zusammenarbeiten.“

Sandoval ängstlich: „Sie würden uns töten, wenn wir das täten. Sie sehen alles, sie sind überall, aber nirgendwo.“

ICH: „Wer sind >>Sie<<?“

SANDOVAL: „Sie würden uns töten, sie würden uns töten.“ Bei diesen Worten raffte er sich auf, stürmte zurück ins Gasthaus und warf das Schloss ins Tor.



Während ich noch über das soeben gesprochene durch meinen Geist hallte, hatte Rexxar bereits die Initiative ergriffen.



REXXAR: „Leokk! Such!“



Hechelnd kam der glupschäugige Windreiter angerast. Er bellte zwei Mal zustimmend, bevor Leokk mit dem begann, was er am besten konnte. Sabbern, glupschen, und schnüffeln. Anfangs bezweifelte ich die Sinnhaftigkeit dieser Aktion, denn der Windreiter schien nur ziellos durch die Gegend zu schnuppern. Plötzlich begann er wie von einer Tarantel gestochen durch den Schnee zu stürmen und zu springen. Ein paar Sekunden später bellte er und trottete zu Rexxar zurück. Rexxar blickte in die Ferne – lächelte. Sanft kraulte er Leokk hinter den Ohren. Dieser begann wieder fröhlich zu sabbern.



REXXAR: „Gut gemacht Leokk, gut gemacht.“

Ich verwirrt: „Was hat er gut gemacht? Jetzt sind wir genau so schlau wie vorher.“

REXXAR: „Nicht unbedingt.“ Er deutete mit den Finger in den Schnee. „Überzeug‘ dich selbst.“



Ich kam dieser Bitte nach. Zuerst sah ich gar nichts, dann wusste ich, was Rexxar mir zeigen wollte. Ich staunte nicht schlecht.



ICH: „Das gibt’s nicht.“

Rexxar mit gespielter kindlicher Stimme: „Gibt’s jawohl.“



Ich trat tiefer in den Schnee hinein. Ich konnte nicht glauben was ich da sah. Denn im Schnee stand folgendes geschrieben: 47,0/75,6.



ICH: „Koordinaten?“

REXXAR: „In der Tat.“ Bei diesen Worten angelte Rexxar eine Art Miniatur-Sextanten aus der Tasche, um die Lage zu bestimmen.


Rexxar mehr zu sich selbst, als zu mir: „Genauso, wie ich es mir gedacht hatte.“

ICH: „Was hast du dir gedacht?“

REXXAR: „Na wohin Misha gebracht wurde natürlich.“ Er deutete mit dem Finger scheinbar ziellos in die tiefe Nacht. „Siehst du den Schatten dort? Das ist das Schloss von dem ich gesprochen hatte, beziehungsweise der Turm! Dorthin wurde Misha gebracht.“

Ich völlig hilflos: „Aber warum sollte sich jemand die Mühe machen, einen lebendigen Braunbären zu entführen?“

REXXAR: „Wenn ich das nur wüsste. Aber das werden wir bald herausfinden.“

ICH: „Du willst ihnen folgen?“

REXXAR: „Natürlich! Jetzt sofort!“



Nachdem Rexxar noch etwas Überzeugungsarbeit geleistet hatte, war der Wirt plötzlich damit einverstanden uns zu helfen. Zumindest wollte er uns dabei helfen, den Turm schneller zu erreichen. Es waren jeweils ein Paar gehobelter Bretter, einschließlich einer Art Wanderstock.



ICH: „Eine Schiausrüstung?“

Sandoval grinste vergnügt: „Nicht irgendeine Schiausrüstung. Das sind von Matthias Zdarsky eigenhändig signierte alpine Schibretter.“ Er streichelte verträumt die Schi. „Und das Beste: Mit original Lilienfelder Stahlsohlenbindung. Ohne technischen Schnickschnack. Einfach, aber effektiv.“



Ich und Rexxar starrten uns ratlos an. Wir dachten bereits, dass wir ihm die Ausrüstung mit Gewalt aus den Händen reißen müssen, da er keine Anstalten machte, sie uns zu überreichen. Er hielt sie noch immer fest umschlungen und hatte einen imaginären Punkt in der Ferne fixiert.

Rexxar klopfte mir auf die Schulter und flüsterte mir zu: „Ich packe ihn, du ziehst, okay?“

Bevor ich darauf etwas erwidern konnte, war Sandoval bereits wieder aus seiner Trance erwacht und drückte uns seine Schätze mit einem verschmitzten Lächeln in die Hand. Beim rauslaufen rief und der Wirt noch etwas zu: „Aber passt gut darauf auf.“



In meiner Kindheit bin ich oft Schi gefahren. Damals war das Rotkammgebirge ein angesagtes Tourismusgebiet. Kein Ort auf Azeroth hatte besser ausgebaute gnomischen Liftanlagen als das berühmte Galardelltal. Das war natürlich bevor die Goblins auf den Plan traten und diesen wunderbaren Wintersport zunichte machten. Es dauerte nicht lange, bis Schifahren durch die sogenannten „Wok-Meisterschaften“ abgelöst wurden.



Mit „Mehr Spaß, mehr Tempo, weniger Bewegung“ haben die Goblins ihre Sportart damals beworben. Die sportbegeisterten Gnome konnten dieser Art von Freizeitvergnügen gar nichts abgewinnen. Dies ist auch einer der Gründe, weshalb die Goblins und Gnome ewige Rivalen wurden...

Der Schi ist seither völlig aus den Geschichtsbüchern verschwunden. Lediglich hier, am Ende der Welt, wird dieser Sport anscheinend noch praktiziert.



REXXAR: „Ich hätte lieber einen Wok...“

ICH: „Warum denn?“

REXXAR: „Ich kann nicht Schifahren...“

ICH: „Ach was, das wird schon.“ Bei diesen Worten gab ich Rexxar, der sich bereits die Schi angelegt hatte einen Stoß, der daraufhin wild gestikulierend am Fahrt gewann und innerhalb kürzester Zeit aus meinem Blickfeld verschwand. „Von wegen, er kann nicht Schi fahren... neidisch könnte man werden...“

Mit diesen Gedanken setzte auch ich mich in Bewegung.



Rexxar hatte eine eigentümlich Art der Wegfindung. Ich folgte seinen Spuren im Schnee, die wie mit einem Lineal gezogen den Hügel hinunter verliefen. Aber eins musste man ihm lassen: Mut hat er. Zumindest hatte er Kunststücke vollführt, die ich nicht einmal im Traum vollführen würde. Zuerst benutzte er einen zehn Meter tiefen Steilhang als Sprungschanze, indem er einfach in voller Fahrt über die Klippen donnerte, wohlbehalten landete und anschließend seinen Weg fortsetzte. Schon bald darauf verliefen sich die Spuren in einem dichten Wald. Hier hinterließ Rexxar eine Spur der Zerstörung. Sämtliche Äste, die er streifte waren geknickt. Die Spuren endeten schließlich in einer riesigen Schneeverwehung am Fuße des Turmes, in dem Rexxar kopfüber steckte. Erst mir größter körperlicher Anstrengung konnte ich ihn wieder herausziehen. Rexxar stöhnte. Als ich den riesigen Ork so vor mir sah, musste ich lachen. Durch das ganze Grünzeug an seinem Körper sah er aus wie eine Eule nach dem siebten Waldbrand.



ICH: „Na du Flitzer? Gehe es in Zukunft etwas langsamer an, das kann leicht nach hinten losgehen.“, ich grinste über beide Ohren.

Rexxar keuchte: „Na warte, wenn ich dich in die Finger kriege...“

Ich unterbrach: „Ist nicht nötig. Wir sind am Ziel.“

REXXAR: „Wir... sind am... Ziel?“ Bei diesen Worten drehte sich Rexxar auf den Rücken. Er schien so eine Art Ehrfurcht zu verspüren. Ich konnte es ihm nicht verübeln. Ich hatte noch nie zuvor ein so monumentales Bauwerk gesehen. Die Wände waren aus geschliffenen grauen Stein, dennoch in einem Baustil geformt, den ich beim besten Willen nicht zuzuordnen vermag. Wie gesagt, ein wunderschöner Turm, hätte nicht eine klitzekleine Kleinigkeit diesen Anblick zerstört: Über dem Eingang thronte eine gigantische Leuchtreklame, die man wahrscheinlich in Sturmwind noch als Wetterleuchten vernehmen konnte.



- KARAZHAN – MEDIV’S TURM -​
Rexxar zynisch: „Ich glaube der Turm heißt Karazhan.“

ICH: „Ach neeeee, wie kommst du nur darauf...“

REXXAR: „Wir sind also am Ziel... und was machen wir jetzt? Wir können wohl kaum anklopfen und hoffen, dass wir hineingelassen werden.“

ICH: „Das nicht, aber wofür haben wir Leokk. Wir werden einfach mit ihm hineinfliegen.“

REXXAR: „Sorry, geht nicht.“

ICH: „Was ist denn jetzt schon wieder das Problem?“

Rexxar räusperte sich: „Nun ja... ich hab keine Fluglizenz hier in Azeroth.“

ICH: „Na und? Denkst du das schert hier draußen irgend jemanden?“

REXXAR: „Auch wieder war...“, er pfiff Leokk zu sich, flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der Windreiter bellte zustimmend.“



Rexxar sattelte auf. Der Windreiter bewegte sich nicht.



ICH: „Na los, worauf wartest du?“

REXXAR: „Es...geht irgendwie nicht. Leokk, was ist das Problem, warum startest du nicht?“

Der Windreiter winselte.



REXXAR: „Ach verdammt!“, frustriert stieg er ab.

ICH: „Willst du mir weiß machen, du verstehst was er sagt?“
REXXAR: „Natürlich, du etwa nicht?“

ICH: „Woher auch?“, ich nickte Richtung Leokk. „Was hat er gesagt?“

REXXAR: „Ohne gültig Fluglizenz kann er mit Reiter nicht fliegen...“

ICH: „Das ist aber nicht dein Ernst, oder? Willst du mit weis machen, wenn du deinem Windreiter einen gültigen Flugschein unter die Nase hältst, kann er plötzlich starten?“

Rexxar ratlos: „Sieht so aus... seltsam, nicht war?“, er grinste verlegen.

Ich wollte Rexxar gerade den Vorschlag machen, dass er sich unter Leokk anbinden soll, denn dann würde er nicht mehr als Reiter, sondern als Fracht gelten, aber daraus wurde nichts mehr. Hinter uns hatte sich, ohne dass wir es gemerkt hatten, eine riesige Gestalt angeschlichen. Als wir den Schatten bemerkten, der sich hinter uns aufbaute, war es bereits zu spät. Wir wurden von zwei riesigen, blauen Pranken am Genick gepackt in die Höhe gerissen. Erst auf den zweiten Blick bemerkte ich, dass sie künstlich waren. Aus den Augenwinkeln erhaschte ich einen Blick auf den Angreifer.



ICH: „Ein Arkanwächter!“, hallte es durch meinen Kopf. Aber ein ganz besonderes, wie ich auf dem zweiten Blick feststellte. Es war etwa vier Meter groß, trug um dem Hals eine grün-rot gepunktete Fliege (vom Durchmesser her gut einen halben Meter groß) sowie ein dunkelbraunes Gilet aus feinstem Hirschleder der Marke „Hugo Boss“. Aus wäre das nicht genug, prangte auf seiner linken Brust, wenn man es so nennen konnte, ein Namensschild: „Der Kurator – Bodyguard“.



Ein modebewusstes Konstrukt, ging es mir durch den Kopf.



KURATOR: „Der Kurator hat nerviges Gesindel gepackt. Jetzt Kurator bekommt endlich Gehaltserhöhung.“, ein metallische Gelächter erfüllte die Umgebung. Er machte mit uns kehrt und trug uns ins Schloss. Wir versuchten uns zwar zu wehren, was aber, in Anbetracht der Größe unseres Angreifers, ein sinnloses Unterfangen war. Der einzige positive Effekt: Wir waren jetzt im Turm – dort wo wir eigentlich hin wollten.“



Nach ewig langer Zeit, wie es mir schien, hatten wir das Ziel erreicht. Mein Genick war von der blöden Transportmethode inzwischen steif geworden. Wir wurden in einen kleineren, kreisrunden Raum getragen. Der Boden war mit einem weinroten Teppich verziert. An der Decke hang ein gigantischer, gläserner Kerzenleuchter. Am nördlichsten Ende knisterte ein Feuer in einem kunstvoll verziertem Kamin. Davor stand ein von uns abgewandter Schaukelstuhl. Er bewegte sich. Vermutlich saß darin der Hausherr.



Unsanft wurden wir aus etwa eineinhalb Metern fallen gelassen. Das Konstrukt ließ uns einfach los. Danach machte es kehrt und verschwand wieder lautlos aus dem Raum. Als wir mit dem Gesäß voran am steinharten Boden aufschlugen mussten wir beide schmerzerfüllt grunzen. Als wäre dies der Auslöser gewesen, winkte uns die unbekannte Gestalt uns zu. Wenn ich mir dessen Hände anschaue, musste es sich auch hier um einen Blutelfen handeln. Als wir näher kamen, drehte sich die Gestalt zu uns um. Ich hatte mich nicht getäuscht. Es handelte sich um einen Blutelfen. Aber er wirkte, wie bereits Sandoval, alt, sehr alt. Seine Augen leuchteten in einem untypischen purpurnen Rot. Seine Haut war selbst für einen Blutelfen sehr blass. Er war selbst für Blutelfenverhältnisse edel gekleidet. Ich vermutete, es handelte sich hier um eine höherrangige Persönlichkeit, vermutlich um einen Grafen.

„Ist er ein Albino?“, schoss es mir durch den Kopf. „Ist Albinismus bei Blutelfen überhaupt verbreitet?“



GRAF: „So stielt man sich also heimlich um meinen Turm. Vielleicht wollte man auch unbemerkt eindringen?“

ICH: „Tja, um genau zu sein Herr...“

GRAF: Prinz Aterann.“



„Ein Prinz! Was um alles in der Welt hat ein Prinz in dieser Einöde verloren?“



Der Prinz starrte mich an. Musterte mich mit einem Blick, als würde er mir bis in meine Seele schauen. Nach einer langen Pause begann er zu sprechen. „Seit ihr nicht Kevin Braun? Dies ändert natürlich alles. Ich habe schon viel von Ihnen gehört. Ich bin praktisch so eine Art Fan von ihnen. Ich hatte bereits die Gelegenheit, ihre kleine Spezialität zu kosten – den Kaffee. Ich hatte mir sogar eine eigene Tasse dafür zugelegt. Die müsste hier noch irgendwo sein. Diese müssten Sie mir bei Bedarf noch signieren...“

Ich bebte regelrecht vor Begeisterung: „Er kennt mich! Ist das die Möglichkeit? Es scheint selbst in solch einer Pampa habe ich bereits einen gewissen Ruf!“ Mein Herz wollte vor Freude beinahe zerspringen.



Ich verbeugte mich hastig: „Ihre Exzellenz ist zu gütig. Aber nur zu gerne.“

ANTERANN: „Sie haben sich also verirrt?“

ICH: „Nein, nein, ganz im Gegenteil, wir waren auf der Suche nach...“, ich räusperte mich und schluckte den Rest des Satzes hinunter.

ANTERANN: „WEN oder WAS haben sie gesucht?“, in seiner Stimme hatte sich ein befehlender, herausfordernder Tonfall breitgemacht.

Ich stotterte: „Wir haben in der Tat nach etwas gesucht, nämlich... ähmmm... nämlich...“

Rexxar half mir aus: „...eine Kaffeepflanze...“



Ich warf Rexxar einen drohenden Blick zu. „Ist der Typ irre? Eine Kaffeepflanze, hier in dieser Einöde?“



Laut sagte ich: „...ganz genau, eine Kaffeebohnenpflanze.“

Atherann musterte uns mit einem augenscheinlich interessierten Blick: „Was sie nicht sagen... ich dachte Kaffeebohnen würden nur in wärmeren Gefilden wachsen?“

Ich hastig: „Nicht immer eure Exzellenz.“

Atherann: „Soso, zumindest steht das so auf der ersten Seite ihrer Speisekarte.“

Ich: „In...meiner...Speisekarte?“

Atherann: „Natürlich, ganz vorne. Vom Wortlaut her stand es in etwa so geschrieben: Versuchen Sie die Spezialität des Hauses. Kaffee, frisch gekocht aus den exotischen, sonnengereiften Kaffeebohnen aus eigenem Anbau.“

Ich: „Ach jaaa. Stimmt. Genau deshalb wird eure Exzellenz auch einsehen, warum wir so verwundert waren als wir davon erfuhren, dass hier im verschneiten Hochgebirge solche wachsen sollen. Wir hatten gedacht wir träumen, hab ich Recht Rexxar?“

Rexxar gestikulierte wild herum: „Ähmmm... ja, das war wie...ähhh...“

Ich unterbrach ihn: „Weiße Bohnen soll sie haben! Stelle man sich das vor! Natürlich wäre das nicht die erste Art vom Pflanzen die in kälteren Gefilden wachsen, weshalb es auch nicht so verwunderlich ist, dass wir ausgerechnet hier Kaffee finden. Es hat schon früher berühmte Naturwissenschaftler gegeben, die hier im Gebirge die heimische Tier und Pflanzenwelt untersuchten. Als Beispiel zum Beispiel Christian Morgenstern der das „Nasobema lyricum“ entdeckt hatte, beziehungsweise Vicco von Bülow, der Entdecker des „Petrophaga lorioti“.

Antherann: „Merkwürdig...“

Ich: „Merkwürdig schon, aber nicht völlig unbegreiflich. Der Rückzug in biologisch-botanisch hostilen Regionen des Hochgebirges ist eine primäre Abwehrreaktion der immer stärker voranschreitenden Urbanisierung der kulturlandschaftlich geprägten Regionen des Westens, sprich die Regionen um den Wald von Elwynn, insbesondere Sturmwind...“



In der Ferne ertönte das beruhigende krächzen eines Hahnes​
Atherann erhob sich aus seinem Stuhl: „Also ein Überlebensinstinkt?“

ICH: „So in etwa könnte man es Ausdrücken eure Exzellenz.“

ANTHERANN: „Und wie kann es sein, dass sich die Pflanze bereits zurückgezogen hatte, bevor man überhaupt etwas von ihrer Existenz erfahren hatte? Sie müsste theoretisch dennoch in den westlichen Regionen wachsen.“

ICH: „Durch die Vibrationen.“

ANTHERANN: „Vibrationen?“
ICH: „In der Tat. Ausgelöst durch das in der Natur unübliche vibrieren von Fuhrwerken, insbesondere Kutschen und ähnlichen...“<br style="mso-special-character: line-break"> <br style="mso-special-character:line-break">

Mein Redeschwall wurde jäh unterbrochen, als ein bereits wohlbekannter Buckliger mit einem lauten Ruck die Tür aufriss und in gemächlicher Eile in den Raum humpelte. Dieser gestikulierte wild in der Luft herum, gepaart mit unverständlichen, grölenden Schwachsinn.

Atherann nickte ihm zu, bevor er sich wieder zu uns wandte: „Mein Diener, Moroes, teilte uns soeben mit, dass euer Bett gerichtet sei...wenn ihr mich nun entschuldigen würdet... ich werde mich nun zu Bett begeben.“

ICH: „Aber... es wird doch bereits hell!“

ATHERANN: „Ich bin ein Nachtschwärmer, am Tag bin ich zu nichts zu gebrauchen. Euch steht es natürlich frei, euch in meinem bescheidenen Anwesen frei zu bewegen. Gleich nebenan liegt das Herzstück des Turmes – meine Bibliothek. Ich habe einst viel gelesen...damals...als ich noch jünger war.“, der Prinz fixierte einen Punkt in der Ferne, riss sich aber sogleich wieder los. „Natürlich könnt ihr auch den Aerobic-Raum eine Etage tiefer aufsuchen, oder das Schwimmbad direkt über uns. Ich bin mir sicher, dass euch nicht langweilig werden wird. Wie dem auch sei, ich bitte euch nun, uns zu folgen. Moroes wird euch den Weg zu euren Zimmer weisen.“



Wir kamen dieser Bitte gerne nach. Wenn ich so darüber nachdenke, forderte mein Körper ohnehin bereits seinen Tribut ein. Als ich das Wort „Zimmer“ vernahm, wurde ich mit einem Schlag hundemüde. Langsam schritten wir einen langen, dunklen Gang entlang. Hinter uns wurde eine Tür mit einem lauten knarren geöffnet. Erschrocken fuhr ich zusammen. Ich, aber auch der Rest der Gruppe blieb stehen und drehten sich in die Richtung des Geräuschs um.

Stumm trat ein blondlockiger Jüngling, ebenfalls der Gattung Blutelf durch die Tür. Vom Aussehen her müsste er in etwa meinem Alter sein – lässt man die Tatsache weg, dass Blutelfen um ein paar hundert Jahre älter werden als Menschen. Ich bilde mir ein, dass Blutelfen, im Vergleich zu ihren Verwandten, den Nachtelfen, eine deutlich kürzere Lebensspanne haben sollte. Fünfhundert Jahre, wenn ich mich nicht irre, aber ich schweife schon wieder gedanklich ab.

Auf alle Fälle war dieser Elf zwar schlichter gekleidet als der werte Prinz Atherann, aber keineswegs weniger elegant. Zu diesem Zeitpunkt trug er ein weißes, faltenloses Hemd, welches in einer eng anliegenden Dreiviertelhose verschwand. Das unterste Viertel seiner Beine verdeckten dicke weiße Baumwollsocken, die wiederum in eleganten dunkelbraunen Lederschuhen steckten. Eines hatte er jedoch mit Atherann gemein: die rot glühenden Augen und die engelsgleiche weiße Haut. Er verursachte Unbehagen in mir: Er starrte mich an. Und zwar mit einem Blick, der mich zu durchbohren drohte. Unsicher wendete ich meinen Blick ab.



Atherann: „Dies ist Theraldis, mein Sohn und gleichfalls Anwärter auf den Rang eines Prinzen.“



Als wäre dies ein Zeichen gewesen, begann Theraldis seinen Kragen zu richten, bevor er sich mit langsamen, eleganten Bewegungen auf mich zubewegte und erst ein paar Zentimeter vor mir stehen blieb. Sein Blick hatte sich noch immer an mich geheftet. Mit einer ebenso eleganten Bewegung strich er sich mit einer Handfläche durch sein goldblondes Haar, bevor er mich mit einer ebenso eleganten und sanften Bewegung an beiden Handflächen ergriff und mir folgenden Worte mit einer melodischen, angenehmen Stimme entgegen hauchte.“



Theraldis: „Guten Abend.“



Bei diesen Worten drückte er meine Handflächen noch fester, bevor sich sein Griff wieder langsam lockerte und wieder in die Ausgangsposition zurückglitten. Nach wie vor schien mein Gegenüber jeder meiner Bewegungen zu verfolgen. Ich war verunsichert.



Ich war froh als Atherann mich aus dieser misslichen Situation errettete, indem er das erlösende Machtwort sprach, aber gleichzeitig klang es unheilverkündend.



ATHERANN: „Ich denke ihr werdet später noch genügend euch noch...näher...kennenzulernen.“



Bei diesen Worten machte Moroes und der Prinz kehrt und führten uns durch die dunklen, Spinnweben verhangenen Gänge noch tiefer in den Turm.



Vor einer der zahlreichen Holztüren kam die Gruppe schließlich zum Stillstand.



ATHERANN: „Dies hier ist euer Zimmer, Herr...“

REXXAR: „Rexxar!“

ATHERANN: „...Rexxar..., und direkt nebenan“, er deutete den Flur entlang, „liegt Ihr Zimmer, Mister Braun.“

ICH: „Vielen Dank eure Exzellenz, aber...“, ich wagte einen Blick in Theraldis Richtung, der mich noch immer musterte, „...ich würde es vorziehen im selben Zimmer zu...“

Atherann unterbrach mich: „Die Zimmer besitzen eine Verbindungstür.“



Mit diesen Worten setzten die beiden Prinzen einschließlich Moroes den Weg fort. Ich machte Anstalten den beiden zu folgen, jedoch gab Moroes durch eine zornige Handbewegung zu verstehen, dass er das lieber nicht versuchen sollte. Wie ein geschlagener Hund zog ich mich mit Rexxar für eine Unterredung in eines der Zimmer zurück.“



ICH: „Seltsam...“

REXXAR: „Was?“

ICH: „Die beiden Hausbesitzer. Sie wirken irgendwie... ich weiß nicht wie ich es ausdrücken soll... anders. Außerdem ist ihr Körper eiskalt...“

REXXAR: „Wie kommst du denn darauf? Hast du einen der beiden umarmt?“

ICH: „Nein, Theraldis hat mir die Hand gedrückt...“



Rexxar kicherte. Ich explodierte ungewollt.



ICH: „WAS IST DARAN SO LUSTIG!?“

Rexxar: „Hihihi... nichts, ihr habt euch nur die Hand gedrückt... hihihi. Ein besonders zärtlicher Händedruck... hihihi.“



Ich ballte meine Fäuste. Im Gesicht muss ich wohl knallrot angelaufen sein denn Rexxar war mit einem Schlag wieder ruhig. Dennoch hatte Rexxar mühe sich zusammenzureißen. Seine Brust vibrierte unentwegt.



ICH: „Nein, ernsthaft jetzt. Dieser Zustand ist nicht normal. Und dazu die weiße Haut. Meinst du, sie sind...“

REXXAR: „Untot?“

ICH: „Ja, untot.“



Rexxar überlegte kurz: „Darüber hab ich mir auch schon Gedanken gemacht. Aber dennoch blieben einige Dinge ungeklärt. Wie zum Beispiel warum sie das Sonnenlicht meiden, beziehungsweise warum sie am Blut von Wölfen naschen, oder warum sie generell Schlaf brauchen.“

ICH: „Nekromantie?“

REXXAR: „Danke, das war mir auch klar, oder hast du schon mal von einem natürlichen Zustand des Untodes gehört?“



Ich schluckte meinen verärgerten Kommentar hinunter: „Nein, natürlich nicht.“



REXXAR: „Vielleicht sind diese Art von Untoten an gewisse Zwänge der Lebenden gebunden. Wie zum Beispiel der Zwang nach Schlaf und Nahrung.“

ICH: „Aber warum Blut?“

REXXAR: Ich kann mir gut vorstellen, dass ein Toter Körper kein eigenes Blut mehr produziert und deshalb extern zugeführt werden muss.“

ICH: „Was aber nicht erklärt warum ein Untoter überhaupt Blut braucht, wenn sein Körper schon tot ist!“



Rexxar zuckte mit den Schultern: „Wenn ich das wüsste. Vielleicht verzehrt ihr Körper Blut um am Leben zu bleiben? Das wäre das einzige was ich mir vorstellen könnte. Genauso gut könnte es natürlich auch sein, dass sie doch leben und das Ganze nur ein Hirngespinst von uns Beiden ist. Aber wer weiß das schon?“



Rexxar gähnte: „Wie dem auch sei, darüber möchte ich mir jetzt nicht den Kopf zermartern. Ich wird mich jetzt eine Runde aufs Ohr hauen. Ich hatte die letzten Nächte nicht gerade übermäßig viel Schlaf.“



ICH: „Wäre es nicht besser, wie verbarrikadieren uns? Ich bin nicht besonders wild darauf, im Schlaf von einem Blutsauger besucht zu werden.“

REXXAR: „Nein, ich denke das ist keine gute Idee. Es ist besser, wir schlafen mit einem offenen Auge.“



Wortlos huschte ich zu Rexxar unter die Bettdecke. Dieser fuhr hoch.



REXXAR: „WAS UM ALLES IN DER WELT MACHST DU DA??“

ICH: „Ich gehe zu Bett...“

REXXAR: „Was ist nur in dich gefahren, geh in dein eigenes Bett!“

Ich zögerte: „Alleine?“

REXXAR: „Natürlich, was hast du denn gedacht! Wenn dir der Gedanke nicht behagt alleine zu schlafen, dann lass die Verbindungstür offen...“



Der Gedanke behagte mir in der Tat nicht. Aber was bleibt mir anderes übrig? Vor Angst gebeutelt verzog ich mich in mein eigenes Zimmer. Bevor ich aber überhaupt an Schlaf denken konnte, verbarrikadierte ich die Zimmertür mit dem massiven Eichenschrank, der zu meiner rechten stand. Auch wenn ich mich jetzt um eine Spur sicherer fühlte wurde es für mich eine unruhige Nacht.





-EIN PAAR STUNDEN SPÄTER-​


Durch einen lauten Knall wurde ich aus dem Schlaf gerissen. Da ich bereits mit dem schlimmsten gerechnet hatte, packte ich mit einer raschen Bewegung den nächstbesten Gegenstand, in diesem Fall meinen Schuh und sprang kampfbereit aus meinen Bett. Ein Fremder war in das Zimmer eingedrungen. Als ich erkannte wer es war, war ich in keinster Weise beruhigt. Es war Moroes. Wortlos beobachtete er das Schauspiel das ich vor ihm ablieferte, bleckte dann nur genüsslich über seinen übergroßen Vorbiss – ich vermute darunter ein schelmisches Grinsen – bevor er näher kam und unsanft ein Tablett auf den Nachttisch fallen ließ. Bei genauerer Betrachtung kam ich zu dem Entschluss, dass es sich hierbei um ein typisches englisches Frühstück handeln musste. Zumindest entdeckte ich Würstchen, Spiegeleier, Orangensaft und eine Tasse dampfenden schwarzen EarlGrey-Tees.

Ich wusste nicht ob ich mich darüber freuen sollte oder nicht. Mit schwirrten die verrücktesten Gedanken durch den Kopf.



„Hat er das gekocht? Ist es wirklich das, wonach es den Anschein hat? Wenn er es wirklich gekocht hat, schmeckt es dann wie der Koch aussieht?“



Während ich darüber philosophierte, ob ich das Zeug wirklich kosten sollte, war Moroes bereits zur Tür getreten, musterte zuerst den Schrank, anschließend mich mit einem drohenden Blick, bevor er mit einem raschen Ruck den Schrank zur Seite schob und durch die Tür verschwunden war. Gleichzeitig schrie mir Rexxar aus dem Nachbarraum zu:



REXXAR: „Du kannst es ruhig essen, es schmeckt hervorragend.“



Als ich mit dem Tablett bewaffnet zu Rexxar ins Zimmer schritt, hatte sich dieser bereits im Bett aufgesetzt und verzehrte genüsslich seine Spiegeleier.



REXXAR: „Wie hast du geschlafen? Ich für meinen Teil hab mich hervorragend erholt.“

In Anbetracht dessen, dass ich bereits nicht nur einen, sondern bei genauerer Betrachtung sogar zwei oder drei schwarze Ringe unter den Augen angesetzt hatte, eine sinnlose Frage. Oder hörte ich da gerade Sarkasmus in seiner Stimme?



Ich grummelte: „Hervorragend, ich war noch nie ausgeschlafener...“



Ich stockte: „Was um alles in der Welt machst du da?“
REXXAR: „Ich? Ich schneide die Semmel auf!“

ICH: „Aber doch nicht mit deiner Axt!“

REXXAR: „Was soll ich denn machen? Das Messer, dass mir der Diener gereicht hatte ist viel zu stumpf!“

ICH: „Das nennt man auch Buttermesser!“

REXXAR: „Also, jetzt wo das geklärt ist dass es sich hier um ein Buttermesser, und nicht um ein Semmelmesser handelt... darf ich jetzt mein Gebäck aufschneiden?“


Bei diesen Worten hielt er mit der einen Hand die Semmel quer, während er mit der anderen Axt ausholte und mit einem lauten Kriegsschrei die Axt auf die wehrlose Semmel niedersausen ließ. Dabei durchschlug er nicht nur das Gebäck sondern auch gleich nebenbei den halben Nachttisch. Triumphierend grinste er in meine Richtung. Statt darauf etwas zu erwidern nahm ich meinerseits die Semmel und Buttermesser vom Tablett und schnitt mit langsamen Bewegungen das Gebäck auf.

Rexxar musterte mich dabei interessiert. Er grinste verlegen: „Oh...hehe...ich verstehe.“



Den Rest des Frühstücks versanken wir wieder im Schweigen. Das einzige, was die Ruhe unterbrach war das nicht endend wollende Geklapper von Rexxars Besteck, der futterte wie ein Weltmeister. Irgendwann hab ich aufgehört zu zählen, wie oft Rexxar Moroes kommen ließ und eine weitere Portion verlangte. Doch nach eineinhalb Stunden ließ sich selbst Rexxar, der sehr schwer satt zu bekommen war, zufrieden zurück in sein Bett plumpsen.



ICH: „Du scheinst deinen Aufenthalt hier sehr zu genießen.“

REXXAR: „In der Tat. Das ist das erste Mal, dass ich in einem richtigen Bett geschlafen habe. An so ein Leben könnte ich mich regelrecht gewöhnen.“

Ich staunte nicht schlecht: „Noch niemals zuvor?“

REXXAR: „Nein, niemals. Typen wie ich sind nun mal nicht für ein Leben im Vorgarten geschafften. Das Schicksal hat noch etwas viel größeres mit mir vor.“

ICH: „Hey, und was ist mit mir?“

Rexxar tätschelte mich: „Mit dir natürlich auch Kevin. Mit dir natürlich auch.“





-KURZE MELODRAMATISCHE PAUSE-​




ICH: „Ich würd‘ mal vorschlagen, dass wir uns mal hier in diesem...Turm...mal genauer umschauen. Vielleicht finden wir ja heraus, was es mit unseren seltsamen Hausherren tatsächlich auf sich hat.“



Gesagt getan. Kurz darauf waren wir auch bereits auf den Weg. Man darf nicht unterschätzen, wie weitläufig dieser Turm war. Ich bilde mir ein, dass der Turm von draußen kleiner gewirkt hatte. Wir waren bestimmt um die zwei Stunden unterwegs bevor wir mit der groben Hausbesichtigung soweit fertig waren. Von unseren Hausherren fehlte aber jede Spur. Deshalb entschieden wir uns, auch das umliegende Gelände zu besichtigen. Schon bald darauf wurden wir auf ein gleichmäßiges Hämmern aufmerksam. Das Geräusch stammte aus einer kleinen Werkstätte leicht abseits vom Turm. Und wen fanden wir dort? Moroes, der eifrig seinen Tischlerarbeiten nachging. Doch er schien uns nicht zu bemerken.



ICH: „Ein Sarg?“

Rexxar zuckte mit den Schultern: „Sieht ganz danach aus.“

ICH: „Stellt sich nur die Frage: für wen?“

REXXAR: „Wenn ich mir die Maße des Sargs anschaue, dann ganz bestimmt nicht für mich.“

ICH: „Für wen dann?“



Rexxar grinste mich an, klopfte mir auf die Schulter und ging wortlos weiter.

Nach ein paar Meter blieb er plötzlich abrupt stehen. Mit seinem breiten Zeigefinger deutete er in die Ferne.



REXXAR: „Kevin, sieh mal.“

Ich blinzelte. Es dauerte etwas bis ich erkennen konnte was Rexxar meinte.

ICH: „Meinst du die kleine in die Turmmauer eingelassene Kapelle?“

REXXAR. „Ich bezweifle, dass es sich hierbei um eine Kapelle handelt, auch wenn es danach den Anschein hat. Siehst die die Treppen, die in die Tiefe führen? Ich vermute da unten viel mehr eine Gruft?“

Ich überlegte: „Dies könnte in der Tat unsere erste große Spur sein. Vielleicht finden wir da unten ja Hinweise über die ehemaligen Besitzer dieses Anwesens?“



Ich wartete keine Antwort von Rexxar ab, sondern marschierte einfach los. Ich hörte ein schnelles stampfen hinter mir, als Rexxar Mühe hatte, wieder zu mir aufzuschließen. Wir hatten die Gruft beinahe erreicht, als wir plötzlich eine Stimme hörten. Sie gehörte Moroes, der hinter uns wild schimpfte und in der Luft herum gestikulierte.



ICH: „Ich glaube er will, dass wir da nicht reingehen...“

REXXAR: „Soso... wenn wir das nicht dürfen, soll er mir das der hässliche Knilch ins Gesicht sagen. Und zwar so, dass ich es auch verstehe!“



Mit diesen Worten machte Rexxar wieder kehrt und setzte seinen Weg fort. Ich tippte ihm auf die Schulter.



ICH: „Du... ich glaube er hat dich gehört.“

REXXAR: „Aus dieser Entfernung? Unmöglich. Und selbst wenn... wen störts...“

ICH: „Ich glaub er ist wütend.“

Rexxar: „Und wenn schon.“

ICH: „Er kommt in unsere Richtung.“

REXXAR: „Soll er sich ruhig her trauen.“

ICH: „Er fängt an zu rennen.“

REXXAR: „Ähhh...na...und?“

ICH: „Er hat eine Holzfälleraxt gezückt.“

Rexxar blieb erstarrt stehen: „Wie bitte? Ist der Typ irre?“



Rexxar griff auf seinem Rücken und zog, während er herumwirbelte, seine beiden Äxte hervor. Keine Sekunde zu früh wie es scheint. Denn just in diesem Augenblick hatte Moroes bereits zu einem hohen Sprung angesetzt und schlug mit der Axt nach Rexxar. Dieser wiederum schaffte es nur mit Müh und Not, seine beiden Waffen zu verkreuzen um die Attacke abzuwehren. Funken leuchteten auf, als Moroes Schneide an Rexxars Waffen abprallte. Von der Wucht des Aufpralls überrascht, begann Rexxar zu straucheln. Moroes hingegen landete mit beiden Beinen wieder am Boden, und zwar mit so einer Eleganz, als hätte er sein Leben lang nichts anderes gelernt.

Rexxar starrte den Angreifer fassungslos an. In dessen Gesicht hatte sich ein hämisches Grinsen breit gemacht. Moroes ging in die Hocke, wirbelte zur Schau mit der Axt in der Luft herum, bevor er Rexxar mit einer Handbewegung signalisierte, er solle näherkommen. Rexxar stieg völlig auf diese Provokation ein. Mit einem lauten Schrei stürmte er den Buckligen an. Dieser bückte sich unter dem Schwung der Äxte durch, während er sich selbst um die eigene Achse drehte und Rexxar mit dem Griff seiner eigenen Waffe von den Beinen fegte. Rexxar landete wild rudernd rücklings im Schnee. Bevor dieser aufspringen konnte, hatte sich Moroes mit einem Bein bereits auf Rexxars Brustkorb gestellt und drückte ihn spielend auf den Boden. Gleichzeitig ließ der Bucklige die Axt auf Rexxars Schädel sausen. Dieser konnte nicht anders als seine Augen zu schließen um nicht das bittere Ende sehen zu müssen. Doch der tödliche Schlag blieb aus. Überrascht schlug er wieder die Augen auf. Moroes hatte die Axt einen Fingerbreit vor den Schädel abgebremst und war noch für ein paar Sekunden in dieser Siegerpose stehen geblieben. Langsam zog der Bucklige die Axt wieder zurück, deutete mit seiner Hand auf die Gruft und schüttelte den Kopf. Rexxar verstand. Er nickte nur mehr unwillig. Dem Buckligen schien dies zu reichen, denn er packte wieder seine Axt weg und stieg von dem Halbork herunter. Mit einem schnaufen setzte er sich Rexxar wieder auf.



Rexxar mit wahrer Bewunderung: „Wahnsinn, wo hast du so kämpfen gelernt?“

ICH: „Erwarte dir keine Antwort. Moroes ist bereits wieder gegangen.“ Ich deutete in die Ferne. „Siehst du?“



Rexxar blickte in die Ferne. Und siehe da: Dort marschierte der Bucklige dem Sonnenuntergang entgegen, seine Axt lässig an die Schulter gelehnt. So schauten wir noch eine Weile in seine Richtung, obwohl er bereits lange am Horizont verschwunden war. Lediglich seine Spuren im Schnee zeugten noch davon, was sich erst vor kurzem hier abgespielt hatte.





-ETWAS SPÄTER-​
Nacht war inzwischen über das gigantische Anwesen angebrochen. Von unseren beiden Hausherren fehlt nach wie vor jede Spur. Was mich jedoch nicht besonders stört. Ich bin noch immer vollkommen kopflos, wenn ich daran zurückdenke, von was ich vorher Zeuge geworden bin. Rexxar hatte praktisch keinerlei Chancen gegenüber dem Hausdiener. Zwei Angriffe hatten gereicht um Rexxar zu Boden zu schicken. Und dann noch diese Leichtigkeit mit der er meinen Freund zu Boden drücken konnte. Rexxar war definitiv eins nicht: ein Schwächling. Moroes selbst sah hingegen gar nicht danach aus, als ob er besonders übermäßig viel Kraft hätte. Dass er stark war hatte ich bereits vermutet, aber nicht in solchen Ausmaßen!



Ich weiß nicht wie lange ich bereits hier in dieser Bibliothek saß und mich durch die Bücher wühlte. Es ist nicht so, dass ich nach irgend etwas konkretes suchte. Ich kann nicht einmal sagen, ob ich hier in der Bibliothek saß um etwas über den Turm herauszufinden oder deshalb, weil ich mich irgendwie ablenken wollte. Vielleicht auch beides. Von Misha fehlt nach wie vor jede Spur. Und was mit Rexxars restlichen Begleitern ist, entzieht sich ebenso meiner Erkenntnis.

Ich saß an einem kleinen hölzernen Schreibtisch direkt neben einem schmalen Turmfenster, welches sich nach oben hin zu einem Spitz verjüngert. Obwohl das Fenster geöffnet war und draußen ein Schneesturm wütete, war es hier drinnen weder windig, noch kalt. Fast so als würden jegliche Umwelteinflüsse aus dem Turm ausgesperrt worden. Wenn ich so darüber nachdenke ist diese Theorie gar nicht soweit hergeholt. Immerhin gehörte dieser Turm einem der stärksten Magier in der Geschichte der Menschheit. Viel weiß ich noch nicht über ihn, aber das wenige, was ich von ihm weiß, hab ich heute erst aus einem der zahlreichen Büchern herausgelesen.



Die einzige Bibliothekstür wurde geöffnet. Eine bekannte Gestalt trat ein. Es war Theraldis.



THERALDIS:“ Wer sitzt hier so einsam und verlassen im abgelegendsten Raum des Turms? Darf man eintreten?“



Ich nickte ihm nur still zu. In jeglicher Situation wäre mir seine Gegenwart mehr als unangenehm gewesen. Aber nachdem, was ich heute bereits erlebt hatte, war mir dies im Moment völlig egal.



ICH: „Ich bin überrascht, euch erst zu so fortgeschrittener Stunde zu treffen. Ich hab euch den ganzen Tag über nicht gesehen.“

THERALDIS: „Ich bitte um Verzeihung. Es gab noch... ein paar Vorbereitungen zu treffen für den heutigen Ball.“

Ich überrascht: „Ein Ball? Was für ein Ball?“

THERALDIS: „Der Jahresball von Karazhan natürlich. Aber es würde mich nicht wundern wenn ihr davon noch nie gehört habt. Es kommen ausschließlich geladene Gäste – eine kleine Familienfeier sozusagen.“

ICH: „Oh, tut mir leid, wenn ich das gewusst hätte. Es war nicht unsere Absicht, eure Feier zu stören.“

THERALDIS: „Aber, aber, nicht im geringsten. Im Gegenteil, ihr seit herzlichst dazu eingeladen. Es wäre auch bestimmt im Interesse meines Vaters, wenn einer seiner größten Vorbilder am Ball vertreten wäre.“



Bei diesen Worten hatte sich Theraldis einen Stuhl gepackt und hatte sich neben mich gesetzt. Dabei rückte er mir so nahe an die Pelle, dass ich unwissentlich ein paar Zentimeter nach rechts ausgewichen war.



Ich nervös: „Ich… fühle mich geehrt.“



Theraldis musterte den Bücherstoß neben mir.



THERALDIS: „Suchst du nach etwas bestimmten?“

Ich etwas hastig: „Nein, nein überhaupt nicht, ich wollte mir nur... etwas die Zeit vertreiben...“

THERALDIS: „Aber du zitterst ja!“



Bei diesen Worten legte er mir einen Arm um die Schultern und blickte mir in die Augen. Sein Gesicht war dem meinen dabei so Nahe, dass ich eigentlich seinen Atem spüren müsste – tat ich aber nicht! Ich wurde noch nervöser.



Theraldis schien dies nicht zu entgehen: „Was macht dir solche Kopfzerbrechen? Wovon fürchtest du dich?“



Er begann mir sanft durch die Haare zu streichen. Ich zuckte zusammen, war aber nicht möglich, irgendetwas zu unternehmen. Praktisch vor Schreck erstarrt. Nicht wegen der Annäherungsversuche sondern eher wegen der Tatsache, dass sich meine Befürchtungen zu Bewahrheiten schienen.“



Seine Haut war bleich und kalt, atmete nicht. Nur sein Blick strahlte eine Art von Leben aus.



ICH: „Was bist du?“ Ich erschrak, als ich erkannte, dass ich diesem Gedanken laut ausgesprochen hatte, denn Theraldis hatte sich zurückgelehnt und starrte mir mit einem ernsten Blick in die Augen.

THERALDIS: „Was genau meinst du?“ Er sprach diesen Satz in einem Tonfall aus, der es unmöglich machte, nicht zu antworten.

ICH: „Ich... ich... ich meine... bist du... tot?“



Theraldis antwortete nicht sofort: „Nein, ich bin nicht tot. Ich bin nur ein...“

Ich zögerte: „Untoter?“

THERALDIS: ...San’layn...“

Unwillkürlich wiederholte ich diese Worte: „Ein San’layn?“

THERALDIS: „Man nennt uns auch die Blutprinzen. Eine spezielle Kaste der Sin’dorei. Jedoch ist für uns kein Platz mehr für Unseresgleichen. Deshalb leben wir im Verborgenen – fernab unserer Heimat.“

Ich stotterte: „Aber, aber warum?“

Theraldis antwortete ausweichend: „Weil wir gefallen sind und zurückgelassen wurden. Wir dienen jetzt etwas größerem – genauso wie du bald und dein Ork-Freund.“



Bei diesen Worten packte er mich an beiden Schultern und entblößte in seinem Mund vier spitze Eckzähne. Er machte Anstalten mir in das Genick zu beißen. Ich versuchte mich zu wehren aber vergebens. Er hatte einen Griff wie ein Schraubstock. In meiner Panik griff ich nach dem erstbesten was ich habe, in diesem Fall ein Buch mit einem dicken Ledereinband, und stieß es ihm in den offenen Mund. Er verbiss sich unweigerlich darin. Überrascht und gleichzeitig zornig sprang er zurück und versuchte sich das unter lautem Gebrüll wieder herauszureißen. Ich nutzte die Chance, sprang auf und stürmte aus der Bibliothek. Hinter mir warf ich die Tür in die Angeln, in der Hoffnung, ein paar Sekunden kostbare Zeit zu schinden.



Es dauerte nicht lange bis ich hinter mir ein lautes Trampeln vernahm, danach das zerbersten einer massiven Holztür und danach das Gebrüll eines fuchsteufelswilden Blutelfs der herangestürmt kam. Adrenalin und panische Todesangst beflügelten mich zu neuen Höchstleistungen. Ich rannte schneller als jemals zuvor in meinem Leben. Ich wagte es nicht, mich umzudrehen, in der Angst ich könnte wertvolle Sekunden verlieren. Ich brauchte mich nicht umzudrehen um zu wissen dass mich Theraldis vermutlich schon bald eingeholt hatte.



In der Ferne hörte ich lautes Gelächter. „Der Ball!“ donnerte es in meinen Gedanken. „Dies könnte meine Rettung bedeuten. Theraldis wird es nicht wagen, mich vor all den Ballgästen anzufallen.“ Ich schaffte das unmögliche. Ich legte noch einmal ein Zahn zu. Ich wusste nicht wohin ich laufen musste – musste ich auch gar nicht. Ich orientierte mich nach dem Gelächter der Besucher. Tatsächlich – vor mir lag das Tor in eine prunkvoll verzierte Halle. Ich stürmte hinein – und fühlte mich sofort in Sicherheit. Hinter mir hörte ich nur mehr das fluchen von Theraldis, der wohl soeben erkannt hatte, dass ihm seine Beute entwischt war. Ich war überrascht, dass ich mit keinem der Ballgäste zusammengestoßen war. Dennoch reichte das Schauspiel, das ich soeben darbot dazu aus, dass ich praktisch alle Ballgäste zu mir umdrehten. Ich versuchte mich so gut es geht zu entschuldigen.



ICH: „Verzeiht mir... *schnauft*... ich wollte nur nicht zu spät zum Abendprogramm kommen.“



Dies schien den Besuchern zu genügen, denn diese drehten sie sich wieder zu ihren Konversationspartnern um. Ich blickte mich im Saal um. In der Ferne winkte mir jemand zu.



REXXAR: „Kevin, hierher!“



Erfreut über diesen Anblick wäre ich am liebsten losgelaufen. Da ich jedoch nicht noch mehr Aufmerksamkeit erregen wollte, versuchte ich mein Tempo zu zügeln. Kurz darauf war ich bei Rexxar angekommen, der sich gerade voller Begeisterung über das Buffet hermachte. In der Hand hielt er eine Art Sektglas.



REXXAR: „Kevin, gut dass du hier bist, ich dachte schon, du verpasst das Beste an diesem Fest.“ Bei diesen Worten kramte er aus seinem übervollen Tablett – ein Teller wäre wohl zu klein gewesen – eine knusprig, braun gebratene Hühnerkeule hervor und biss genüsslich hinein.



ICH: „Rexxar, gut dass ich dich hier treffe. Der Prinz und sein Sohn sind...“

REXXAR: „Hervorragede Gastgeber, ich weiß.“

ICH: „Nein, das meinte ich nicht, sie...“

REXXAR: „...geben großartige Bälle.“ Rexxar rührte mit einem Zahnstocher in seinem Drink rum, fischte eine Cocktailkirsche heraus und ließ sie in seinem Mund verschwinden.



REXXAR: „Aaaahhh, Wodka-Martini. Ein Teufelsgesöff sag ich dir.“

Ich verzweifelt: „Rexxar, sei endlich still und hör zu, wir werden von zwei Blutsaugern verfolgt die uns nach dem Leben trachten.“



Rexxar zog etwas unter dem Tisch hervor. Es schien eine Art Waffe zu sein.



ICH: „Was um alles in der Welt ist das schon wieder?“

REXXAR: „Das? Das hier ist meine Fliegenklatsche. Du hattest doch Blutsauer erwähnt oder?“



Wäre die Situation nicht so todernst gewesen, hätte ich Rexxar vermutlich mitleidig belächelt. Das Ding sah aus wie ein Tennisschläger, groß genug dass selbst Rexxar beide Hände brauchte um das Ding ordentlich zu halten.



ICH: „Ja, aber so groß? Wo hast du das Ding überhaupt her?“

REXXAR: „Weißt du, wie groß die Gelsen in Zangarmarschen sind? So eine kleine Klatsche hilft dir dort auch nicht mehr. Die hab ich mir selbst gebaut, nachdem ich nachts bereits zwei Mal eine Stechmücke mit den bloßen Händen erwürgen musste. Du musst verstehen, dass ich zumindest in der Nacht etwas Ruhe haben möchte.“

ICH: „Ja aber... wo hast du die auf die Schnelle her?“

REXXAR: „Ich reise niemals ohne. Ich habe sie nur vorläufig unter dem Tisch verstaut, da die Wahrscheinlichkeit, dass hier im Ballsaal Blutsauger auftauchen relativ gering ist.“

ICH: „Den wirst du auch brauchen. Hier sind nämlich welche. Es sind...“



Die Menge teilte sich. Durch den neu geschaffenen Gang näherten sich im gemächlichen Schritt Atherann. Wenigstens Theraldis war nicht anwesend war mein erster Gedanke. Ein paar Schritte von uns entfernt blieben sie stehen. Als Atherann zu sprechen begann, hatte sich seine Stimme erschreckend verändert. Es war nicht der Tonfall der sich geändert hatte, es war etwas ungreifbares. Etwas, an dem Prinzen das mir das Blut in den Adern gefrieren lässt. Rexxar schien es nicht anders zu gehen, denn dieser hatte den Griff um seine Waffe verstärkt.



ATHERANN: „Mister Kevin Braun. Ihr wärt beinahe zu spät zu unserer Hauptattraktion gekommen. Ich hätte es mir nie verzeihen können, hättet ihr dieses Spektakel verpasst.“



Mit diesen Worten drehte sich der Prinz zur Menge um die gebannt seinen Worten zu lauschen schien.



ATHERANN: „Wie ihr wisst, waren die letzten Jahre hart für uns. Immer weniger Leute wagen sich hier in die Berge. Es wurde immer schwieriger für uns weitere Gäste in das bescheidene Dorf Totmannsfurt zu locken. Doch heute, meine werten Freunde, hat sich das Warten ausgezahlt. Denn heute haben wir nicht nur einen, oder zwei, sondern sogar drei Gäste.“



Ein erfreutes Raunen ging durch die Menge.



ATHERANN: „Unser erster Gast ist ein Gastwirt aus besagten Dorf, der dies erst alles ermöglicht hatte. „Wäre er nicht gewesen, wäre auch dieses Jahr wieder sehr düster für unsere Gemeinde ausgefallen. Bittet unseren ersten Gast doch herein.“



Bei diesen Worten erfüllte ein verzweifeltes Gejammer den Raum, als eine uns wohl bekannte Gestalt vom Kurator persönlich >hereingebeten< wurde. Sprich: in typischer Kurator-Manier wurde die Gestalt am Genick packend in den Saal getragen und anschließend auf halber Höhe fallen gelassen. Ein lautes poltern und ein unterdrücktes Stöhnen erfüllte die Halle als der „Gast“ schmerzhaft auf dem Hinterteil landete. Erst jetzt erkannte ich die Gestalt – es war Sandoval.“



SANDOVAL: „Aber wenn ich es doch bereits sagte... ich habe nichts mit den Ganzen zu tun. Ich bin unschuldig! Bitte, lasst mich gehen.“

Atherann mit einem teuflischen lächeln: „Warum denn? Euch ist es doch zu verdanken, dass wir zwei so berühmte Persönlichkeiten wie Kevin Braun und Rexxar zu Besuch haben. Habt ihr ihnen nicht Unterkunft gewährt und ihnen geholfen unseren Turm zu erreichen? Es ist das mindeste von uns, uns für diesen Gefallen bei euch zu revanchieren, indem wir euch ebenfalls zu diesem Ball einladen.“



Bei diesen Worten verbeugte sich Atherann und schritt in die Menge. Dies schien den Gästen zu genügen, denn sie begannen Sandoval einzukreisen und sich ihm zu nähern. Verzweifelt, wie ein gefangenes Tier ließ sich der Gastwirt auf die Knie fallen und betete erneut um Gnade. Der Anblick der jetzt folgte war grausam. Ich wünschte ich hätte nicht hingesehen. Wie auf ein Zeichen sprangen die Ballgäste den wehrlosen Sandoval an. Schmerzerfüllt heulte er auf, als sich eine unzählige Menge an Zähnen in sein Fleisch gruben. Der Todeskampf schien nur ein paar Sekunden zu dauern bevor Sandovals Körper leblos zusammensackte. Genüsslich bleckten sich die Ballgäste die Zähne.



ATHERANN: „Blut ist unser Lebenselixier. Eine gravierende Schwäche für unser Geschlecht, die wir unserem Meister zu verdanken. So wie er nach ewigwährender Rache hungert, müssen wir nach Blut dürsten. Entweder wir geben diesen Drang nach – oder wir gehen daran zugrunde.“



Der Blutprinz drehte sich wieder zu uns um.



ATHERANN: „Ich bedauerte es zutiefst, euch in diese Misere hineingeritten zu haben Mister Braun, aber wir haben keine andere Wahl. Aber eins garantiere ich euch. Wir werden es kurz uns schmerzlos machen. Keine Sorge, es wird nicht euer Ende sein, ich lade euch herzlich ein, euch unserer Gemeinschaft anzuschließen – so wie es auch Sandoval zweifelsohne tun wird. Wen ihr wollt können wir im Laufe der Jahrhunderte über die Wesensarten des Kaffees philosophieren. Außerdem... wärt ihr ein lang ersehnter Weggefährte für meinen Sohn. Er erzählte mir, dass er jetzt schon völlig verrückt nach euch ist.“



Rexxar mischte sich ein: „Wo ist Misha?! Wo ist mein Bär? Wenn ihr uns schon herlocken musstet, dann will ich auch wissen was ihr Mistkerle ihr angetan habt!“



Er brodelte vor Zorn. Seine kräftigen Oberarme waren bis zu Anschlag gespannt.“



ATHERANN: „Der Bär... der Bär... ach der... ihr habt Glück. Er ist wohlauf. Die Bestie hat ihren Zweck erfüllt und haben keinerlei Verwendung mehr für sie. Aber wenn ihr sie sehen wollt...“



Atherann winkte jemanden außerhalb unserer Sichtweite zu.



Ein lautes Brüllen erfüllte den Raum als gewaltvoll ein in Eisenketten gelegter Braunbär in den Saal gezogen wurde. Die Fesseln waren eng geschnürt. Manche Gelenke waren aufgescheuert. Dunkles, verkrustetes Blut konnte man bereits von Weitem ausmachen.



Rexxar fassungslos: „Nein...Misha...“

ATHERANN: „Wir hatten leider keine andere Wahl, der Bär wütete wie ein Berserker. Er war nicht zu bändigen – kurze Pause – wie dem auch sei, darüber können wir uns noch später unterhalten, nach... euer Wiedergeburt.“



Jetzt begannen auch uns die Ballgäste einzukreisen – ihr Anführer: Atherann persönlich. Hätte Rexxar nicht so rasch reagiert, wäre dies vermutlich unser Ende gewesen. Ich war wie vor Schreck erstarrt, als sich der Mob uns näherte.



Rexxar bebte vor Zorn, seine Muskeln zum bersten gespannt. Anstatt wie erwartet in die Defensive zu gehen, begann dieser mit einem Frontalangriff. Mit einem lauten Kriegsschrei stürmte er nach vor – direkt auf Atherann zu. Er setzte zu einem hohen Sprung an, hob seine Waffe über den Kopf – und ließ die gigantische Fliegenklatsche mit einem lauten *Platsch* auf den Blutprinzen niedersausen. Atherann wurde ohne nennenswerten Widerstand zu Boden gedrückt. Prunkvoll verzierte Keramikfliesen zerbrachen unter der unmenschlichen Kraft des Aufpralls, als der Blutprinz gut fünfzehn Zentimeter in den Boden gestanzt wurde. Hatte Rexxar mal das Blut Mannoroths gerochen, war er nicht mehr zu bremsen.

Rexxar wirbelte um seine eigene Achse. Im Eilverfahren überprüfte er den Raum nach der nächstbesten potentiellen Bedrohung. Die Ballgäste waren tatsächlich kurzfristig gestockt, als sie mitansehen mussten, wie Rexxar ihren Anführer mit einem Schlag zu Boden schmetterte. Rexxar hingegen war bereits einen Schritt weiter. Er ging leicht in die Hocke, griff gleichzeitig in eine seiner unzähligen Taschen und fischte eine kleine Trillerpfeife hervor. Er zögerte nicht. Sofort hatte er tief Luft geholt und der Pfeife einen lauten, langgezogenen Ton entlockt. Das Geräusch war so laut, dass einige Gäste schmerzerfüllt die Ohren zuhalten mussten. Ich verstand nicht, was Rexxar gerade vorhatte, aber wie ich Zu Recht vermute, sollte ich es schon bald herausfinden.

Während sich die Gäste wieder zum Angriff ausholen versuchten, packte mich der Halbork am Hosenbund, quetschte mich, während ich lautstark Protestierte unter die Achsel und setzte zu einem erneuten Sturmangriff an. Mit dem Ellbogen voran stürzte er sich in die Menge.



Von meiner unglücklichen Position aus konnte ich nicht viel erkennen. Wild wurde ich hin und her gerissen während Rexxar immer tiefer in die Menge eindrang. Immer wieder hörte ich einen dumpfen Aufprall und das keuchen eines Blutelfen der sich in den Weg warf aber spielend leicht von Rexxar per Ellbogen-Taktik aus den Weg geräumt wurde. Jetzt erkannte ich sein tatsächliches Ziel – Misha. Als wir an unserem Ziel angekommen waren, riss sich Rexxar die beiden Äxte vom Rücken und durchtrennte mit roher Gewalt die massiven Eisenketten die Misha am Boden fesselten.



Inzwischen war die Meute blutdürstiger Blutelfen wieder nachgerückt die unheilvoll immer näher zu kommen droht. Es waren einfach zu viele. Rexxar schlug drohend mit seinen Äxten um sich, Misha zog drohend ihre Runden, während ich nicht mehr anzubieten hatte wie meine bloßen Fäuste. Plötzlich ging alles sehr schnell. Die Blutelfen stürmten heran. Die erste beiden wurden von Rexxar mit spielender Leichtigkeit zu Boden geschleudert. Ein dritter wurde von Misha zu Boden gerissen. Sprich: um mich herum schien ein heilloses Gemetzel auszubrechen. Ein vierter ging zu Boden als ich ihm kurzerhand einen deftigen Kinnhaken verpasste.

Inzwischen hatten Rexxar und Misha einen schützenden Kreis um mich gebildet, wohlwissend, dass ich vermutlich nicht so eine Kämpfernatur war wie meine beiden Begleiter. Dennoch tat ich mein möglichstes um dabei mitzuhelfen das Chaos unter Kontrolle zu halten. Zwei Blutelfen zum Beispiel schleuderte ich mit chirurgischer Präzision jeweils eine Kaffeebohne in den Rachen als diese versuchten, sich per Hechtsprung und aufgerissenen Maul in Rexxars Schulter zu verbeißen. Entsetzt griffen sie sich an die Kehle, als meine Kaffeebohnen ihr Ziel trafen. Sollen sie von mir aus an meinen Bohnen ersticken. Auch ein dritter Elf war gezwungen sich an den Hals zu greifen. Nicht deshalb, weil er sich an einer Bohne verschluckt hatte, sondern weil ich mein Ziel verfehlt hatte. Die Bohne landete statt im Maul mit der Kraft eines Faustschlags mit einer solchen Wucht am Kehlkopf, das auch dieser gezwungen war verzweifelt nach Luft zu japsen. Warum diese atmen mussten aber zum Beispiel Theraldis nicht, werde ich vermutlich nie erfahren. Vielleicht weil Atherann und sein Sohn „echte“ San’layn waren, aber die Ballgäste nur verwandelte... wer weiß.



Ein Hagel bunter Glassplitter regnete auf die überraschten Ballgäste herab, als das größte Buntglasfenster im Raum durch einen schweren Aufschlag zerbarst. Zuerst erkannte ich gar nichts, danach sah ich drei schemenhafte Gestalten, die sich aus der Luft näherten. Es waren Leokk, Geisterschwinge und Grummel. Letztere wurde wie üblich im Maul von Leokk transportiert. Aus den Augenwinkeln erkannte ich, wie Rexxar zufrieden seine Trillerpfeife drückte. Jetzt verstand ich, was er vorhin damit bewirken wollte. Mit dieser Pfeife konnte er seine Begleiter herbeirufen. Gehorsam landeten sie neben Rexxar im Zentrum des Gemetzels. Mit der unerwarteten Unterstützung waren wir es plötzlich, die den Angreifern das Fürchten lehrten. Wenn ich an dieses Ereignis zurückdenke, läuft mir noch immer ein kalter Schauder über den Rücken. Rexxars Begleiter waren diszipliniert, hörten auf die Befehle ihres Herrchens, und verstanden es im Team zu kämpfen. Als ich Rexxar an diesem Tage kämpfen sah, musste ich mir nun endgültig eingestehen, dass ich an der Seite von einem der besten lebenden Bestienmeister kämpfen durfte. Selbst Leokk, der glupschäugige Windreiter mischte in dem Kampf mit, dass ich regelrecht neidisch werden könnte.



REXXAR: „Misha, Beiß!“

REXXAR: „Grummel setze Nadelrakete ein“

REXXAR: „Geisterschwinge! Ruckzuckhieb vorbereiten!“

REXXAR: „Leokk, Schlecker. Paralysiere sie!“



ICH: „Es hat keinen Sinn, es sind einfach zu viele.“

Rexxar nickte: „Stimmt leider, doch ein Ausweg ist in Sicht.“ Er deutete zu dem zerborstenen Fenster. „Wir stürmen durch die Menge und springen mit einem Satz aus dem Fenster.“

ICH: „Bist du irre? Weißt du wie tief es da draußen runtergeht?“

Rexxar klopfe mir auf die Schulter: „Dieses Mal musst du mir voll und ganz vertrauen. Bitte halte Grummel fest während du springst, ich werde die Nachhut bilden. Und jetzt renn!“



Wie von einer Tarantel gestochen stürmte ich los. Den paar Elfen die mir entgegensprangen konnte ich spielend ausweichen. Doch umso näher ich dem Fenster kam, desto unsicherer wurde ich. Ich blickte mich um. Über mir entdeckte ich Leokk, der mir zu folgen schien. Ich verstand was Rexxar vorhatte. Ich nahm nochmals Anlauf und sprang mit einem großen Satz aus dem Fenster. Es folgte ein großer Schreck. An meinem Bein hatte sich etwas festgekrallt. Es war Theraldis, der mir in einem Anfall von Wahn hinterher gesprungen war. Ich versuchte ihn im freien Fall abzuwimmeln, jedoch vergebens. Ein heftiger Kampf entbrannte in der Luft. Wir gaben uns die Rechte, die Linke, doch musste ich eingestehen, dass mir Theraldis in vielerlei Dingen überlegen war. Er konnte stärkere Schläge austeilen und gleichzeitig mehr einstecken. Ich drohte den Kampf zu verlieren.



Neben mir entdeckte ich Leokk, der in einen Sturzflug übergegangen war um uns einzuholen. Direkt unter mir verlangsamte er den Flug und konnte mich mit müh und Not auffangen. Wie das in dem ganzen Getummel überhaupt möglich war, ist und bleibt wohl immer ein Rätsel. Auf alle Fälle rückte mir Theraldis noch immer gefährlich nahe an die Pelle. Er hang noch immer an meinem Schuhwerk fest. Ich entledigte mich des Problems kurzerhand, indem ich einen Stachel von Grummel abbrach und diesen kurzerhand in Theraldis Handfläche stieß. Mit einem schmerzerfüllten Schrei ließ er mich los – und verschwand unter mir in der Finsternis. Ich bildete mir ein, ein dumpfes *plumps* gehört zu haben als dieser am Boden ankam. Ich bezweifelte aber nicht dass dieser den Aufprall überlebt hatte.



Leokk setzte mich in sicherer Entfernung zum Turm auf einer weiten schneeverwehten Ebene ab. Doch von Rexxar fehlte jede Spur. Hat er es geschafft oder wurde er gefangen? Was geschah mit Misha, und Geisterschwinge? Mir war zum Heulen zumute. Ich befürchtete bereits das schlimmste.



STIMME: „Kevin!“

Ich fuhr zusammen. Das war doch eindeutig Rexxars Stimme. Ich blickte mich um, doch konnte ich nichts erkennen.“

REXXAR: „Kevin, hier oben!“

Ich riss den Kopf in den Nacken – und erstarrte.

ICH: „Aber... das ist unmöglich...“

Rexxar grinste über beide Ohren.



Über mir schwebte Geisterschwinge. Die kleine, fette, kugelrunde Schleiereule mit den smaragdgrünen Augen. Diese transportierte Rexxar, indem sich die Eule kurzerhand in Rexxars Genick gekrallt hatte. Dieser wiederum trug in den Armen einen riesigen Braunbär, schon fast größer als er selbst – Misha. So schwebten die drei über mir, Rexxar nach wie vor grinsend, denn er schien wohl zu wissen, dass mir diesen Anblick niemals jemand glauben würde.
 
Kapitel 6 – Von Gnomen und anderen Giftzwergen

-------------------------------------------



Hasserfüllt wand ich mich in dem Eisernen Griff von Rexxar. Fluchend schlug ich auf meinem Begleiter ein, jedoch erfolglos. Das Muskelpaket schien meine Hiebe nicht mal zu spüren. Erneut versuchte ich mich aus seiner Umarmung zu lösen indem ich einfach wegzulaufen versuchte, doch Rexxar hielt meine Hand eisern fest.



ICH: „Lass mich los, verdammt! Hast du nicht gehört? Ich will dem Idioten eine Lektion erteilen die sich gewaschen hat! Erst werd ich ihn am Kragen packen, ich grün und Blau schlagen und danach in einem Bottich mit seinem widerlichen Gebräu saufen lassen!“

REXXAR: „Kevin, zum letzten Mal! Hör mir verdammt noch Mal zu! Es hat keinen Zweck, hörst du? Es hat keinen Zweck. Lass es einfach!“

ICH: „Es geht ganz schnell, versprochen. Ich renn hin, packe ihn und tunke ihn ein. Dafür brauch ich nur eine Hand!“



Vor meinen Augen tanzten Sterne als mir Rexxar eine schallende Ohrfeige verpasste. Benommen brach ich zusammen. Ich spürte nur mehr, wie ich von zwei kräftigen Armen sanft aufgehoben wurde, bevor ich für eine Weile das Bewusstsein verlor.



Ich weiß nicht, wann ich wieder wach wurde, doch es schien bereits später Nachmittag zu sein, denn das Licht um mich herum war bereits etwas dämmriger geworden. In der Nähe hörte ich das beruhigende Geräusch eines knisternden Lagerfeuers. Ein feiner gebratener Geruch umwob meine Nase. Sofort meldete sich mein Magen zu Wort. Immerhin war es bereits eine Weile her, seit ich die letzte Mahlzeit zu mir genommen hatte. Noch immer etwas benommen, richtete ich mich vorsichtig auf. Als ich meinen noch immer steifen Hals realisierte, fiel mir sofort wieder ein, was passiert war. Zornig sprang ich auf meine Beine. Mein zorniger Blick fixierte Rexxar, der an dem Lagerfeuer hockte und mit einem Holzstab im Feuer herumstocherte.



REXXAR: „Marshmallow gefällig?“



Ich starrte ihn weiter an, in der Hoffnung, er würde von selbst auf den gestrigen Vorfall zu sprechen kommen. Zu seinem eigenen Glück tat er es auch.



REXXAR: „Was? Du warst gestern so in Rage, dass du nicht mehr anders zu bändigen gewesen wärst. Ich hätte bei einer Runde Gnomenfußball mitgespielt, doch nicht mitten auf Allianzgebiet und neben einer Horde Zeugen!“



Ich beruhigte mich zumindest ein bisschen. In meinem Inneren wusste ich, dass er Recht hatte. Hätte ich wirklich gestern eingeschritten, wäre die Sache vermutlich nicht besonders schön für uns ausgegangen. Dennoch versuchte ich Rexxar mit einem bösen Blick zu fixieren – wenn nur aus Trotz und Stolz – aber es klappte scheinbar nicht besonders gut. Rexxar brach in ein schallendes Gelächter aus.“



REXXAR: „Du schaust aus wie ein trotziges Kind dem man den Lolli geklaut hat. Komm, setz dich her und iss mal was. Um das... Gnomenproblem kümmern wir uns später.



Nachdenklich futterte ich an meinen Marshmallows während ich überlegte, wie man dem Gnomen das Sakrileg, das er begannen hatte am besten vergelten könnte. Fakt ist, dass ich völlig vergessen hatte was mir Rexxar vor unserer Abreise erzählt hatte. Eben dass hier im Dämmerwald ein Gnom mit pinken Haaren ein Kaffeehaus betreibt. Seinen Namen weiß ich inzwischen – Travis Nichols. Nun werdet ihr auch verstehen, weshalb ich gestern zum Berserker geworden war. Der Gnom hatte meine, ich wiederhole, MEINE Idee geklaut und verdient sich im Gegensatz zu mir mit MEINER Idee dumm und dämlich, während ich mich in der Scherbenwelt mit Kaiserschmarrn über Wasser halten musste. Was unweigerlich zur Frage führte: wie ist das möglich? Es gibt nur eine Möglichkeit an Kaffee zu kommen: ÜBER MICH! Weder in der Scherbenwelt noch hier auf Azeroth gibt es solche Pflanzen. Ich hab diese Köstlichkeit selbst nur durch Zufall erhalten.



Plötzlich fühlte ich mich zurückversetzt an eben diesen schicksalhaften Tag, an dem ich in den Besitz der Bohnen gekommen war. Gäbe es nicht einen Zeugen, würde es sowieso keiner glauben (wie so viele meiner Abenteuer wenn ich so darüber nachdenke...) Ihr erinnert euch? Damals wurde ich mit einem Raumschiff der Naaru entführt, traf dort auf den redseligen Gnom Millhaus Manasturm, den ich seither nie mehr gesehen hatte... und traf außerdem auf Wesen die ich noch nie gesehen, geschweige denn gehört hatte. Eines dieser Wesen – die Naaru nannten es „Zerg“ oder so – hinterließ einen Haufen brauner... Körner als es wieder wegteleportiert wurde.



Intuitiv nahm ich kurzerhand so ein Korn und biss genüsslich hinein. Meine Worte dazu waren in etwa so:



„Mmmmhhhh... so cremig... ich nenne es Kaka...Kakaffee!“



Naja... wenn ich so darüber nachdenke würde mir heutzutage nicht mehr alles in den Mund stecken was eine fremde Alienrasse an Bord eines Raumschiffes zurücklässt... Inzwischen bin ich älter geworden... und etwas reifer. Aber ich schweife schon wieder ab.



Fakt ist, dass es – rein statistisch gesehen – praktisch unmöglich ist, dass eben dieser Gnom ebenfalls von den Naaru entführt wurde, einen Zerg zu Gesicht bekommt und ebenso kurzerhand eine Kaffeebohne nascht. Es gibt nur eine Möglichkeit – ER HAT MEINE IDEE GESTOHLEN! Nur wie? Das entzieht sich meiner Erkenntnis. Ich hab keinen pinkbärtigen Gnom unter meinen Gästen gehabt, das wüsste ich!



REXXAR: „Du wirkst so nachdenklich. Ist dir bereits eine Idee gekommen, wie wir deine Rache vollstrecken?“

Ich überlegte noch kurz, bevor ich über das ganze Gesicht zu strahlen begann. „In der Tat. Pass auf, wie machen folgendes...“

>>Ein lautes Hämmern, Sägen und Donnern hallte die ganze Nacht über durch den Wald. An Ruhe war sowohl für die Einwohner von Dunkelhain, beziehungsweise für den halben Wald nicht zu denken.<<



Pünktlich mit dem ersten Sonnenstrahl des Tages waren wir bereit, unseren diabolischen Plan in die Tat umzusetzen. Lass es mich einfach so erklären. Als unser Zielobjekt bereits auf dem Weg war um sein Kaffeehaus zu eröffnen, war unser Plan bereits im vollen Gange. Travis wirkte an diesem Tag sehr angeschlagen. Er hält sich vor Schmerzen gebeutelt den Kopf und schaute drein als hätte er die ganze Nacht nichts geschlafen. Als er die Tür zu seinem Café aufsperrte und sich umdrehte kam schließlich der zweite Schock für ihn. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite, direkt gegenüber seines Kaffeehauses hatten sich Fremde niedergelassen. Zumindest standen dort plötzlich reihenweise Tische und Bänke, die er definitiv dort nicht hingepflanzt hatte. Direkt davor stand eine lange weiße Holztheke. Hinter der Theke wiederum grinsten ihm ein schadensfroher Mensch, ein Halbork, sowie seine vier Begleiter entgegen.



Travis zeigte auf uns: „IHR...“



Anstatt etwas darauf zu erwähnen fischte ich eine Kaffeemühle unter der Theke hervor und begann herausfordernd an der Kurbel zu drehen. Travis Blick verfinsterte sich. In seinen Augen loderte ein bedrohliches inneres Feuer. Jetzt stürmte er ins Kaffeehaus und holte ebenfalls eine Kaffeemühle. Als er nun selbst begann an der Kurbel zu drehen, gab er unmissverständlich zu verstehen, dass er bereit ist die Herausforderung anzunehmen. Mögen die Spiele beginnen!

Wie zu erwarten kamen wir mit unserer Freilufttheke nur langsam in Schwung. Was nicht verwunderlich war. Die meisten Gäste, die zu Travis zu Besuch kamen waren Stammgäste, die eben nichts anderes kannten als das Kaffee-Geschluder des Gnoms. Sein Zeug schmeckte wie schwarz gefärbtes Spülwasser. Echt widerlich. Deshalb verstehe ich auch nicht, warum Travis mit seinem Gebräu so erfolgreich werden konnte. Hin und wieder traute sich schließlich doch jemand, bei uns eine Kostprobe unseres Kaffees zu nehmen – und waren sofort hellauf begeistert. So kam es, dass ich nach und nach den einen oder anderen Stammgast von Travis erfolgreich abzweigen konnte.



Inzwischen war es Mittag geworden. Über zu wenig Kundschaft konnten wir uns beide nicht beschweren. Im Gegenteil. Sowohl Travis Café als auch unsere Freilufttheke waren hoffnungslos überfüllt. Es sah aber nicht danach aus, als ob ich als der große Gewinner aus diesem Wettbewerb aussteigen würde. Das Schlachtenglück schwappte mal zu der einen, mal zu der anderen Seite. Rexxar, der Anfangs mit meiner kleinen Handkurbel den Kaffee gemahlen hatte, war inzwischen auf eine eineinhalb Quadratmeter große Mühle umgestiegen, mit einer Kurbel, die der Ork mit beiden Armen bedienen musste um irgendwie die nötige Kraft dafür aufbringen zu können. Seine Muskeln waren zum Bersten gespannt. Der Andrang war unmenschlich. Mit einer kleineren Mühle würden wir es riskieren, zahlende Kundschaft an unseren Feind zu verlieren. Niemand war gewillt, Ewigkeiten auf sein Getränk warten zu müssen.



Ich begann zu beobachten woran es liegen könnte, warum wir mit unserem eindeutig besseren Produkt nicht in der Lage waren, dem Gnomen im wahrsten Sinne des Wortes davonzuziehen. Schon bald darauf erkannte ich die Ursache. Es war Rexxar. Die Menschen hatten Angst vor ihm. Immerhin waren die Menschen hier von der damaligen Orkinvasion direkt betroffen. Der Schreck vor solch einem blutrünstigen Ungeheuer sitzt ihnen noch immer in den Knochen. Dass dieser Muskelprotz zusätzlich eine Henkersmaske trägt, und aussieht als würde er die Kunden gleich zum nächsten Galgen führen, dämpfte das Interesse an meiner Spezialität noch zusätzlich. Ich musste handeln, sofort!



ICH: „Rexxar, du machst ihnen Angst. Setz deine Maske ab.“

Rexxar starrte mich an als hätte er einen Geist gesehen: „Bist du irre? Niemals!“

ICH: „Komm schon. Sie dich um. Die Leute fürchten sich vor dir. Ich bin mir sicher, wenn sie dein Gesicht sehen würden, würden sie mehr Vertrauen fassen.“

Rexxar überlegte kurz: „Gut möglich... aber ich kann nicht.“

ICH: „Warum nicht? Hast du irgendwas zu verbergen?“

REXXAR: „Eigentlich nicht.“

ICH: „Was ist dann das Problem?“

Rexxar zögerte: „Die Maske ist das Problem. Sie geht nicht ab!“

ICH: „Das ist nicht dein Ernst, oder?“

Rexxar: „Nicht im geringsten.“ Er griff auf die Maske, zog und zerrte daran, aber die Maske rührte sich nicht im geringsten. Nach einer Minute des Kampfes war Rexxar völlig außer Atem. „Siehst du? Geht nicht!“

Ich versuchte es ebenfalls. Bitter musste ich feststellen, dass Rexxar nicht gelogen hatte, was sein Maskenproblem betrifft. „Die Maske ist dir eindeutig zu klein... Das müssen ja immense Schmerzen für dich sein.“

REXXAR: „Nein, nein, keine Sorge. Ich bin sozusagen in die Maske reingewachsen. Ich hab keine Schmerzen. Nur im Sommer wird’s hier drinnen etwas stickig.“

ICH: „Hast du noch nie versucht, sie dir runterzuschneiden?“

REXXAR: „Verdammt! Natürlich hab ich’s versucht, nur besteht die Maske aus feinster Yorkshire Wolle. Absolut reißfest und unkaputtbar!“

ICH: „Warum setzt du dir überhaupt so eine Maske auf? Wolltest du Eindruck schinden oder so?“

Rexxar grummelte: „NEIN! Bedanke dich bei meiner Mutter! Sie sagte: Rexxar, mein Liebling, deine Oma hat dir eine hübsche Wollhaube für den Winter gestrickt. Setze sie doch wenigstens auf. Ich sagte darauf: Ich kann nicht, sie ist zu klein, zu eng und außerdem sieht sie hässlich aus. Meine Mutter meinte nur: Ach, stell dich doch nicht so an. Ich helfe dir! Mit einem großen Kraftaufwand zog sie mir schließlich die Haube rüber. Siehst du? War ja gar nicht so schlimm!“

Rexxar bitter: „Tja... seit diesem Tag an trag ich eine Maske.“

Ich schwieg eine Weile: „Wenn du schon eine Maske trägst, dann mach dich wenigsten nützlich. Spiel, Jongleur oder Feuerschlucker oder so. Biete den Leuten einfach eine unvergessliche Show.

REXXAR: „Haha... der war gut. Ich mach mich doch nicht vor dem Leuten zum Affen. Außerdem... wer bedient dann die Kaffeemühle, wenn nicht ich? Du etwa?“

ICH: „Ich nicht, aber deine Begleiter. Binde einfach einen Baumstamm an die Kurbel, binde Misha daran fest und lass sie wie einen Esel im Kreis laufen. Siehe da, Problem gelöst.“

Rexxar trotzig: „Ich denke ja nicht mal daran.“



Zehn Minuten später waren wir bereits wieder mittendrin im Wettbewerb. Misha wurde nun zum Kaffee mahlen abbestellt, während Rexxar mit Leokk, Grummel und Geisterschwinge als eine Art Dompteur die Leute unterhielt. Zwischendurch war er auch wie ich ihn gebeten hatte, als Feuerspeier unterwegs und ließ dann und wann in heroischen Posen seine Muskeln spielen. Die Leute waren Feuer und Flamme. Der Beifall und Jubelschreie wollten gar nicht mehr abreißen. Immer mehr Leute zog es an unsere Theke, während Travis hilflos zusehen musste, wie ihm nach und nach die zahlende Kundschaft entschwand.



Am Ende des Tages war Travis Gasthaus wie leergefegt. Bei meiner Theke standen hingegen die Kunden zu Duzenden Schlange. Rexxar war die Hauptattraktion des Tages. Und das Beste: mein Kaffee verkaufte sich hervorragend!



STIMME: „Haltet ein! Was ist das für ein Aufruhr?“



Die Menge teilte sich. Durch den freigewordenen Pfad schritt ein hochrangiger Offizier mit einem Bataillon Wachen aus Sturmwind. Direkt vor unserer Theke blieb er stehen. Stumm blickte er sich um.



HAUPTMANN: „Sieh an, sieh an, eine Veranstaltung... wurde dies von offizieller Seite genehmigt?“

Ich schluckte: „Nun ja... ich... ähhh...“

HAUPTMANN: „Also nicht.“ Der Hauptmann griff sich in seine blecherne Gesäßtasche und fing einen Kugelschreiber sowie einen Schreibblock heraus.“

HAUPTMANN: „Lasst uns mal sehen: „Fehlende Genehmigung für die Veranstaltung, nächtliche Ruhestörung, dazu Geschäftsschädigung dritten Grades... mannomann... das wird teuer...“

Rexxar griff ein: „Was zum Teufel, willst du Knilch uns wirklich einen Strafzettel aufbrummen. Ich werde dir...“

Der Hauptmann und Rexxar stockten gleichermaßen.



BEIDE: „DUUU?“

Ich zu Rexxar: „Du kennst den Typen?“

REXXAR: „Klar, das ist der Kerl der mich damals beim Picknicken gestört hat – und dem ich dann seinen Helm in den...“

HAUPTMANN: „Eine Erniedrigung sondergleichen. Aber wie du siehst bin ich heute vorbereitet. Dein Anblick ändert natürlich alles... das kostet zusätzlich. Das heißt... murmelmurmel... Beleidigung und körperliche Verletzung eines Vorgesetzten... zusätzlich ist die verdächtige Person eine mögliche Vorhut einer weiteren Orkinvasion...“
REXXAR: „Jetzt mach aber mal halblang du...“


Ich flüsterte Rexxar zu: „Sag jetzt nichts mehr, ich kümmere mich darum.“

Ich lächelte den Hauptmann an: „Und mit was dürfen wir jetzt rechnen werter Herr Hauptmann?“

HAUPTMANN: „AHA! Versuch durch Schleimerei die Strafe zu mindern *schreibsel* ihr habt es ja faustdick hinter den Ohren.“

ICH: „Okay, okay, ich hab‘s verstanden. Darf ich den Grund für die Anklage erfahren?“

HAUPTMANN: „Uns wurde gemeldet, dass zwei Fremde hier in den heimischen Wäldern drauf und dran sind Unruhe zu stiften. Deshalb wurden wir dazu beordert, diesen Gerüchten auf den Grund zu gehen. Mir scheint die Gerüchte entsprechen der Wahrheit.“

ICH: „Aber wir stiften doch verdammt nochmals keine Unruhe. Sehen Sie sich doch um! Die Leute amüsieren sich großartig!“



In der Menge rumorte es. Man konnte verschiedene Wortfetzen auffangen: „JA... DAS IST WAHR... GENAU...“



HAUPTMANN: „Was jedoch nichts an den bereits geschehenen Vergehen ändert... Hiermit befehle ich euch, diese nicht genehmigte Veranstaltung aufzulösen. Geht nach Hause!“



Die Menge zerstreute sich langsam. Zurück blieben nur ich, Rexxar sowie der Hauptmann und sein Bataillon Soldaten. In der Ferne entdeckte ich Travis Nichols, der breit grinsend den ganzen Vorgang beobachtete.



Hat dieser Giftzwerg etwa die Armee alarmiert?, dachte ich mir. Laut sagte ich: „Und mit was für einer Strafe dürfen wir jetzt rechnen?“, ich knirschte mit den Zähnen.

HAUPTMANN: „Die Auslieferung des Orks sowie ein saftiges Bußgeld in der Höhe der Hälfte der Einnahmen!“

ICH: „Wie bitte? Rexxar ist unschuldig. Wenn, dann ist es meine Schuld! Ich bin auf die Idee mit der Veranstaltung gekommen. Wenn, dann führen Sie mich ab.“

HAUPTMANN: „Da ist nichts zu machen. Dieser Ork ist eine Gefahr für die Allgemeinheit, er hat mich, einen Hauptmann bereits tatkräftig angegriffen. Man stelle sich vor wie viele er vielleicht bereits erschlagen hat. Nein. Das kann ich beim besten Willen nicht zulassen.“

Ich war am verzweifeln. Ich ging sogar so weit, ein Mittel anzuwenden, welches ich zutiefst ablehnte. Ich schritt näher an den Kommandanten heran, klopfte ihm auf die Schulter und flüsterte ihm so, dass es kein anderer hören konnte ins Ohr.

ICH: „Von mir aus nehmen Sie die ganzen Einnahmen, aber führen Sie nicht Rexxar ab. Ich bürge für ihn und alles was er getan haben soll.“

Der Hauptmann überlegte. Starrte erst mich an, dann Rexxar, dann wieder mich. Er schien ernsthaft zu überlegen, ob er mein „Trinkgeld“ annehmen sollte. Er klopfte mir auf die Schulter, hob dann den Kopf und sprach dann zu Rexxar.

HAUPTMANN: „Ihr habt Glück einen Freund zu haben wie er es ist. Ihr seit Frei – für dieses Mal. Euer Freund hat euch soeben für eine...Kaution... freigekauft. Sollte ich euch aber jemals wieder in meinem Einflussbereich entdecken wird es für euch nicht mehr so glimpflich ausgehen.“

Der Hauptmann strich seinen deftigen Gewinn von gut fünftausend Gold ein, machte dann mit seinem Bataillon kehrt und war schon bald am Ende der Straße verschwunden. Erst dann wagte ich es zu sprechen.

ICH: „Puhhh, das war knapp...“

REXXAR: „Ich kann dir gar nicht sagen wie unendlich Leid mir das Ganze tut. Jetzt hab ich dich um den ganzen Gewinn gebracht...“



Ich lächelte: „Nicht im geringsten.“ Ich zeigte auf den Gnom und sprach dann so laut, dass auch er es vernehmen konnte. „Siehst du den Gnom da? Heute hab ich mehr gewonnen, als ich jemals zum träumen gewagt hätte. Heute haben praktisch alle Stammgäste von Travis von der Existenz von Kevin Braun erfahren. Jetzt wo alle Welt weiß, wie MEIN Kaffee schmeckt, hat mein größter Konkurrent mit einem Schlag de facto alle Stammgäste verloren. Ohhh ja. Ich bin mir sicher mit dem heutigen Tag ist die Blütezeit des Gasthauses vorüber.“


Ich grinste in Travis Richtung. Der Gnom erbleichte.



Ich brach in schallendes Gelächter aus, klopfte Rexxar auf die Schulter und verschwand mit ihm in Richtung Sonnenuntergang. Oh ja, heute war in der Tat ein sehr lukrativer Tag für mich.
 
Hallo DamnedFreak,
Immer gerne. Ich weiß, ich hab etwas lange auf das nächste Kapitel warten lassen, Schuld daran waren Personalwechsel in der Arbeit und anschließend das "Sommerloch" bzw. ein mehrwöchiger Urlaub *hust*
keine Sorge, mit Kevin ist es noch lange nicht zu Ende. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir uns noch immer vier Jahre "vor" WoW befinden. Es ist also noch lange nicht Schluss. Außerdem wird das zweite Kevinbuch vom Umfang her definitiv dicker als das erste. Ich bin bereits bei Seite 50 angelangt und hänge eigentlich noch immer in der Vorgeschichte fest. Solltest du die Erweiterung zu Wc3 gespielt haben weißt du vermutlich schon, auf welcher "Geschichte" die momentane Handlung aufgebaut wird. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht sofort ersichtlich ist

Liebe Grüße
Mafi
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Zurück