3. Stollen des Todes (3)

Dencarion

Rare-Mob
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Endlich war er den penetranten, kleinen, rothaarigen Teufel wieder los geworden. Dieser kleine, laute Zwerg hatte ihn den ganze Weg aus der Höhle der Brutmutter, bis zum Troß genervt und derbe Witze über Nachtelfen, Menschen und Spanner gemacht. Zum Glück war es Argamil gelungen schnell ein Bier für Ibdavkii zu organisieren, so daß er ihn umgehend in seliger Gesellschaft des Bierfasses zurück lassen konnte. Natürlich hatte Argamil gleich einen richtig großen Anschiß von seinen Vorgesetzten bekommen, weil er nicht bei den Schlachtreihen war, sondern sich irgendwie hinter den Linien herumdrückte. Aber im Moment war ihm das egal. Er war nur froh diesen lauten, kleinen Zwerg wieder los zu sein.
Andererseits ärgerte ihn der zweite Anschiß doch ziemlich. Seine Vorgesetzte, die Elfenkriegerin Zampo, hatte ihn ganz gewaltig zusammengefaltet, weil seine Robe in so erbärmlichem Zustand war. Sicher, seine Roben des Schreckens, waren nun eher Roben des Elends, aber das sollte doch in Zeiten wie diesen wirklich egal sein.
Ärgerlich kickte er einen kleinen Stein .der vor ihm auf dem Boden lag, weg. Mit lautem Klackern flog er durch den Stollen, bis er mit einem dumpfen Aufprall landete.
„AU! Welcher Dämlack wirft hier mit Steinen?“
Überrascht blieb Argamil stehen und spähte in die Dunkelheit. Doch er konnte nichts erkennen.
„Welcher Idiot auch immer das war, sollte besser herkommen und mir helfen, statt sich jetzt feige davon zu machen. Los, komm her!“
Langsam ging Argamil durch den Stollen, und spähte in die Dunkelheit. Fast hätte er die Grube im Boden übersehen. Erschreckt blieb er stehen und schaute in die Tiefe.
„Ah, sehr gut, hilf mir hier raus!“
Erstaunt erkannte Argamil, daß es sich bei dem Loch im Boden wohl um eine Fallgrube der Oger handelte. Sie war ungefähr 2 Meter tief, und der Boden war mit langen, zugespitzten Pfählen gespickt. Und dort unten, zwischen den Pfählen saß ein kleiner Gnomenhexer. Offenbar hatten die Oger bei der Erstellung der Falle nicht an so kleine Wesen wie einen Gnom gedacht. Die Pfähle standen weit genug auseinander, so daß der Gnom unverletzt zwischendurch gefallen war, und nun auf dem Boden saß. Leider war der Gnom aber viel zu klein um ohne Hilfe wieder aus der Grube zu kommen.
„Was ist? Hilf mir endlich!“
Da unten stand dieser kleine Hexer, und funkelte ihn zornig an, während er ihm seine kleinen Hände entgegenstreckte. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund mußte Argamil unwillkürlich an Dana denken, die auch immer so fordernd war. Ärgerlich wischte er den Gedanken beiseite und kniete sich an den Rand der Grube, und streckte dem Gnom seine Arme entgegen. Leider war die Grube zu tief, und die Arme zu kurz, er kam nicht heran.
„Such einen Stock, oder ein Seil, sonst schaffen wir es nicht!“
Im Stillen verfluchte sich Argamil schon selbst, weil er diesen blöden Stein weggekickt hatte. Er schaute sich um, aber hier im Stollen war nichts Entsprechendes zu finden.
„Hast Du nichts was Du als Seil benutzen kannst?“
Argamil wollte gerade den Kopf schütteln, als sein Blick auf seinen zerrissenen Ärmel fiel. Er schluckte einmal schwer, dann stieß er seufzend den Atem aus, und begann dann die traurigen Reste seiner Robe in Streifen zu reißen. Viel war nicht mehr zu reißen, und so dauerte es nicht lange, bis er die Streifen zusammengebunden hatte, und so ein passables Seil hergestellt hatte. Mit nacktem Oberkörper und in seinen langen Hosen beugte sich nun Argamil nach unten, und warf dem Gnom den Strick entgegen.
Geschickt fing der Gnom sein Ende des Stricks, und begann nun aus der Grube herauszuklettern. Oben angelangt, klopfte er sich schnell den Staub und Dreck von der Robe, und wandte sich dann dem immer noch knienden Argamil zu. Er streckte seine rechte Hand aus und stellte sich dann vor:
„Golghatorr, Hexer des wütenden Hunde Clans“
Nun stand Argamil auf, schüttelte die Hand des Gnoms und erwiderte:
„Argamil, Hexer …. Hexer ohne Robe.“
Der Gnom hob eine Augenbraue, legte den Kopf kurz schief und sagte dann:
„Kein Problem, meine Schwester ist Schneiderin. Und ich stehe tief in Deiner Schuld, ohne Dich wäre ich nie dort unten herausgekommen.“
Er drehte sich um und begann bereits den Stollen zurückzulaufen, und rief über seine Schulter:
„Komm’, wir gehen sie suchen, sie wird Dich mit einer gar fürstlichen Robe entlohnen, glaub’ mir. Sie hängt wirklich sehr an mir.“
Kichernd lief er weiter, und Argamil mußte sich sputen, um ihm hinterher zu kommen. Irgendwie kam er sich schon komisch vor, wie er so, mit nacktem Oberkörper hinter dem Gnom herstiefelte, und dabei traurig die Überreste seiner einst so tollen Robe in den Händen hielt. Auch konnte er sich nicht so recht vorstellen was für einen Ersatz ihm die Schwester dieses Gnoms wohl schneidern sollte. Sicher, es gab einige wirklich begnadete Schneider, die Roben von geradezu epischer Qualität herstellen konnten, aber naja, bei seinem Glück, würde er wohl mit einer einfachen, blauen Leinenrobe enden. Er stieß einen traurigen Seufzer aus.

***

Ich war erleichtert, daß wir das Chaos endlich hinter uns gelassen hatten. Es hatte einiges taktisches Geschick erfordert uns aus dem Getümmel zu lösen, ohne die Kampfordnung der Zurückgebliebenen durcheinander zu bringen.
Nun folgten wir unserer Kundschafterin Clar’Aroft. Die Trollin lief sicher vor uns durch die Gänge, und erkannte schon an den Abzweigungen ob es sich um eine Sackgasse handelte, oder ob uns dieser Stollen unserem Ziel näher brachte. Mehrmals ertappte ich mich dabei, daß mein Blick auf ihrem recht knackigen Hinterteil ruhte, statt die Umgebung zu beobachten. Jedesmal riß ich meinen Blick von ihr und schaute mich dann unauffällig um. Ich hoffte niemand hätte meine Blicke bemerkt.
Da bemerkte ich, daß wir langsamer wurden. Clar’ hob die Hand, und bedeutete uns still zu sein.
Nun konnte auch ich die Geräusche hören.
Ich hörte Brüllen und Klirren. Ganz offensichtlich wurde im Stollen vor uns gekämpft. Doch vom Lärmpegel her konnte es kein großes Gefecht sein, eher ein kleines Gerangel.
Vorsichtig schob ich mich nach vorne, nickte der Kundschafterin zu, und schlich mich langsam, von Elvenshrek begleitet, auf die Quelle der Geräusche zu.
Ich schlich um eine Biegung im Stollen, und bleib überrascht stehen.
Vor mir sah ich einen gewaltigen Höhlenoger. So groß und mächtig, daß er den Stollen gut zur Hälfe ausfüllte. In seiner Hand schwang er eine gewaltige Keule und hieb sie in Richtung der Gestalt vor ihm. Und obwohl die Gestalt vor ihm ein ausgewachsener, kräftiger Taure war, der die meisten von uns locker um einen Kopf überragte, sah er geradezu schmächtig aus, gegen den Oger.
Zu meiner Überraschung erkannte ich in dem Taurenkrieger Ràgnàrók, der mit seiner Planaraxt und seinem Schwert die Schläge des Ogers abwehrte. Hinter ihm erkannte ich Bulljin, den Magier, der einige Feuerzauber gegen den Oger schleuderte.
Ich runzelte die Stirn.
Irgend etwas stimmte da nicht.
Zunächst hatte ich angenommen der Oger wäre ungemein geschickt, und würde den Angriffen der Beiden so ausweichen, oder er besäße ungeheure Abwehrkräfte, mit denen er die Zauber Bulljins zurückschlug. Doch langsam wurde mir klar, daß das Problem eher bei den Beiden lag, als an den ungeheuren Kräften des Ogers.
Fast jeder zweite Schlag des Taurens ging ins Leere, und immer wieder stolperte der Krieger vorwärts und krachte in den Bauch des Ogers, wenn wieder einer seiner Schläge vorbei ging. Genauso ungeschickt stellte sich der Troll an. Mehr als die Hälfte seiner Feuerbälle zischte ungehindert am Schädel des Ogers vorbei und Krachte mit lautem Getöse in die Felswand dahinter.
Und dann roch ich es!
Unter all den Gerüchen, von Schweiß, Staub, verkohltem Fels und auch einer kleinen Brise Angst, konnte ich den unverkennbaren, süßen Geruch von Trollkraut riechen.
Verwundert schüttelte ich den Kopf, und hetzte dann Elvenshrek auf den Oger.
Mit drei schnellen Schritten sprang ich hinterher. Ich schaute zu Ràgnàrók und rief:
„Laß den Scheiß! Wir haben Arbeit.“
Mit diesen Worten hieb ich dem Oger meine Axt in den Rücken. Vollkommen überrumpelt sank der Oger zu Boden.
Nun stand ich Ràgnàrók und Bulljin gegenüber, die mich fassungslos anstarrten.
Der Taure erblickte Elvenshrek und gewann als erstes die Sprache wieder.
„Elvieeeeeee!“
Überschwenglich tätschelte er Elvenshreks Kopf. Das tat er allerdings so fest, daß er Arme bei jedem Schlag nickte. Schließlich wuschelte Ràgnàrók ihm nochmals über den Kopf, was Elvenshrek mit einem genervten Knurren quittierte, bevor der Taure sich auf mich stürzte und mich in die Arme nahm.
„Denc! Denc! Was machst Du den hier?“
Seine Arme umschlangen mich wie ein Schraubstock, und er hob mich hoch, so daß ich mit dem Kopf in die Decke krachte. Ich sah Sterne vor den Augen.
Ich bekam kaum Luft, so fest hielt er mich, und so sah ich mich gezwungen ihm kräftig auf den Schädel zu hauen und zu rufen:
„Hey Du dummer Ochse! Paß doch auf! Und laß mich sofort runter!“
Kein Anderer hätte unter normalen Umständen so etwas zu Ràgnàrók sagen können, ohne mit gebrochenem Hals beim Geisterheiler zu landen. Aber Ragna und ich waren schon seit langer Zeit gute Freunde, und fast Blutsbrüder. Unzählige Geplänkel in der Kriegshymnenschlucht, dem Arathibecken und auch des Alteractals hatten uns geprägt.
Wäre Ràgnàrók’s Schädel nicht von so dichtem Fell bedeckt gewesen, hätte man ihn rot werden sehen, als er mich herunter ließ, und vorsichtig wieder auf dem Boden absetzte.
„’Tschuldigung“
Verlegen scharrte er mit dem Huf.
„Ich hab’ mich soo gefreut Dich zu sehen, alter Kumpel.“
Nun kam auch Bulljin zu uns, betrachtete kurz den gefällten Oger und hieb mir dann auf die Schulter.
„Tastingo Denc. Schön, daß Du auch kommen konntest, Maan.“
Ich hob nur die Augenbrauen und schaute die Beiden an.
„Heieiei, sich im Vollrausch von einem Oger überraschen zu lassen! Das ist doch wohl voll Anfänger mäßig, oder?“
Schuldbewußt grinsten sich die Beiden an, und strahlten mich dann an.
„Hey, das Zeugs war gut.“, schwärmte mit Ràgnàrók vor.
Bevor ich etwas erwidern konnte, vernahm ich Schritte hinter mir. Ich drehte mich um, und sah, daß auch der Rest unserer kleinen Gruppe nachgekommen war. Schnell wurden Ragna und Bulljin begrüßt, und wir gaben den letzten Stand der Nachrichten weiter.
In diesem Moment vernahm ich das Stampfen eiliger Schritte, und drehte mich um.
Jemand kam den Stollen entlang gerannt, direkt auf uns zu.
Ich nahm die Axt in beide Hände, und wartete gespannt.
Mit raschen Schritten kam der Ork, dicht gefolgt von einem Untoten, um die Ecke, und kam schlitternd zum Stehen, als er uns entdeckte.
Erleichtert stieß ich die Luft aus, und richtete mich aus meiner Abwehrhaltung auf. Der Untote Schurke kam nicht mehr rechtzeitig zum Stehen und rutschte in seinen Vorgesetzten hinein. Schließlich trat er hinter ihm hervor und schaute uns an.
„Ah, da seid ihr ja. Wir rennen schon seit Stunden durch diese Tunnel und suchen euch.“
Mit erleichtertem Lächeln schritt Jazz auf uns zu und begann uns zu begrüßen. Doch der Ork hinter ihm stand noch immer an derselben Stelle wo er zum Stillstand gekommen war, und funkelte wütend auf einen Punkt hinter mir. Stocksteif stand er da, bis sich ein drohendes Knurren aus seiner Kehle löste.
Im selben Moment hörte ich ein ähnliches, drohendes Knurren hinter mir. Ich wußte sofort von wem es kam.
Da spürte ich auch schon die große Pranke auf meiner Schulter, und wurde von Ràgnàrók zur Seite geschoben, als er langsam und bedrohlich auf Dontpanic zu ging.
Der Ork baute sich zu seiner vollen Größe auf, und streckte seinen Brustkorb vor. Schließlich stießen die Beiden mit lauten Kleppern ihrer Brustpanzer zusammen und starrten sich an.
Fast synchron stießen sie ein wütendes „DU!“ aus.
Die Fäuste an den Seiten geballt, die Brustkörbe gegeneinander gepreßt, standen sie da und starrten sich funkelnd in die Augen.
„Was macht diese alde Lusche von Offtank hier?“
Worauf Ràgnàrók nur ein abwertendes Schnauben ausstieß und erwiderte:
„Pah, dich steck’ ich doch locker in die Tasche! Leibwächter! Mit meinem neuen Schwert bekommst Du eine Breitseite, daß Du Dich bei deinem Schurken am Rockzipfel ausweinen mußt.“
Laut knirschten die Zähne des Orks als seine Kiefer voller Wut aufeinander mahlten.
„Pah! Mit den Büchsenöffnern kommste nich’ weit!“
Panic holte tief Luft und wollte gerade fortfahren, als Tynstar, die untote Hexerin, die sich unserer Gruppe angeschlossen hatte, vor trat und die Beiden auseinander schob.
„Was soll das? Ihr benehmt Euch ja wie zwei Schuljungs!“
„Genau!“
Mit diesen Worten trat auch Lilium vor und funkelte die Beiden böse an.
„Wenn das wieder euer üblicher Weitpinkelwettbewerb oder Schw_anzvergleich werden soll, könnt ihr sofort wieder damit aufhören! Wir haben Wichtigeres zu tun.“
Ich sah, daß dies noch nicht richtig wirkte und trat nun auch zwischen die Beiden.
„Hört zu, wir müssen wirklich zusammen halten und zusammen arbeiten um hier raus zu kommen. Wir brauchen euch Beide – auch wen euch das nicht paßt. Wenn wir draußen sind, dann verspreche ich euch, werde ich am Lagerfeuer einen offiziellen Wettbewerb zwischen euch beiden veranstalten, und wir klären das ein für alle mal.“
Langsam lösten sie die Blicke von einander, und blickten statt dessen zu mir.
„Versprochen.“
Grimmig schauten sich die beiden Krieger an, und nickten dann langsam.
Sofort löste sich die Stimmung, und die Beiden wurden auseinander geschoben. Jazz und Tynstar schoben Panic in die eine Richtung, während Smoke und Lilium mit Ràgnàrók ein Stück in die andere Richtung gingen.
Ich wischte mir den Schweiß von der Oberlippe und blickte in die Runde. Ràgnàrók, Bulljin, und jetzt auch Jazz und Dontpanic waren eine willkommene Verstärkung unserer Gruppe. Doch nun hieß es die Gruppe wieder in Bewegung zu setzten, und uns endlich hier heraus zu führen.
Ich nickte Clar’ zu, die sich umdrehte und nun wieder den Stollen entlang ging. Sofort ergriff Ursharok wieder das Kommando und führte uns hinter der Kundschafterin durch die Gänge. Am vorderen Ende der Gruppe lief Ràgnàrók, während Dontpanic am hintern Ende der Gruppe blieb.
 
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