Das zweite Jahr der Drachen - Weg von den Wurzeln

Tami12

Rare-Mob
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Oh mein Gott es ist anderthalb Jahre her dass ich hier was geschrieben habe. Warum genau weiß ich garnicht. Wahrscheinlich weil von meiner Freundesliste auch nur noch so wenig Leute aktiv waren. Aber dieses Thema hier brennt mir auf der Seele also möchte ich doch mal wieder was veröffentlichen. Und auch wenns keiner liest
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Es geht um Dragon Age 2 das neue Werk von Bioware welches nach dem hochgelobten was eine astreine Wiedererweckung der alten Rollenspielklassiker war und leider auch einzigartig geblieben ist. Der Nachfolger wurde also heiß erwartet und nachdem er jetzt erschienen ist zeigen sich viele Spieler sehr enttäuscht es wird von runtergedummten Spielmechaniken gesprochen einem billigen Konsolenport. metacritic hat Userbewertungen mit einem Durchschnitt von 43. Auch ich habe die Demo gespielt und versuche mal meine Eindrücke hier wiederzugeben.

Dragon Age-Previews las ich bereits vor einigen Jahren soweit ich weiß war das Spiel 5 Jahre und ein paar zerquetschte in der Entwicklung und man merkt es dem Spiel an. Jeder Ort ist handgebaut und liebevoll detailliert und das Kampfsystem sucht da seinesgleichen und überzeugt durch Taktik und Vielfalt. Das Skillsystem ist meiner Meinung zwar teilweise etwas zu linear besonders als Krieger aber so schlimm finde ich das nicht. Wenn ich das Spiel in wenigen Worten beschreiben müsste wäre es wohl: Großer etwas schwerfälliger aber mit Herzblut geschaffener Epos.
Der Nachfolger brauchte anderthalb Jahre Entwicklungszeit also deutlich weniger als der Vorgänger. Klar Engine Welt Grundidee und Stimmung waren einfach zu übernehmen aber ein Großteil des Contents musste dann doch neu geschaffen werden. In der kurzen Zeit? Und diese Befürchtungen bestätigen sich. Zu Beginn der Demo fällt einem ersteinmal auf dass die Grafik irgendwie sehr... leer wirkt. Grau Schwarz Braun und Rot sind die dominierenden Töne und statt Fantasygemälden aus dem ersten Teil wirken die Landschaften eher wie Restprodukte aus Prince of Persia: Warrior Within. Der erste Kampf ist völlig an den Haaren herbeigezogen der Charakter schlachtet sich mit extremsten Moves durch Horden von Dark Spawns welche in übertriebenen Wolken aus Blut explodieren wenn man sie tötet. Die Fähigkeiten wie zum Beispiel der Backstab wirken wie 1 zu 1 aus WoWs Shadowstep übernommen heißt der Charakter blinzelt sich hinter den Gegner und schlägt zu. Dies mag in PoP cool sein aber in DA2 wirkt es meiner Meinung nach extrem deplatziert. Waren Schurken und Krieger nicht immer an die Physik der Welt gebunden? Wie kommt es dass er sich also hinter einen Gegner "teleportieren" kann? Und dieser bittere Vorgeschmack zieht sich durchs Menü. Wenig Entwicklungszeit und eine alte Engine sind zwar Gründe aber keine Entschuldigung für die extrem kargen Landschaften die übrigens in der Nähe von Lothering liegen sollen aber irgendwie so garnicht nach dem grünen Farmland aussehen. Auch nachdem es von Darkspawns überrannt wurde. Was ist noch wichtig? Ach ja die Helden. In DA2 gibts keine Origins-Storys mehr was schade ist man spielt stattdessen Mass Effect-like einen vorgegebenen Helden der ein Mensch ist und Hawke heißt. Vorname und Gesicht sind frei wählbar die Stimme jedoch nicht die der Held jetzt im Gegensatz zu Teil 1 hat. Hawkes Standartmodell sieht aus als käme er gerade aus einem Modemagazin herausgestolpert und seine ihn begleitende Schwester die übrigens den modelhaften Frauenkörper mit allen weiblichen Menschen des Spiels teilen muss auch mit den "alten" erinnert doch stark an Miranda aus Mass Effect 2. Wir haben also mal wieder dass "es darf keine hässlichen Helden geben"-Problem welches gerade in einer Fantasywelt sehr stört (Auf die Piratin aus Kirkwall mit den zwei Bowlingkugeln gehe ich hier garnicht erst ein). Die restlichen Charaktere der Family sind kaum errinnerungswürdig der Bruder stirbt nach wenigen Minuten und die Mutter ist wohl nur im Lotheringabschnitt mit dabei. Kaum ist man aus seiner Verwunderung über merkwürdig übertriebene Kämpfe und karge Landschaften heraus taucht plötzlich Flemeth auf. In Gestalt eines Drachen. Doch als sie sich in einem Menschen verwandelt traut man seinen Augen kaum. Aus der hutzeligen alten Hexe aus Teil 1 die mit einer Hausfrauenrobe in einer Hütte im Wald lebt ist ein Alexstrasza-Verschnitt (achtet auf die Haare) im Latex-SM-Kostüm geworden. Sehr merkwürdig. Und bei Story-Inkonsistenzen hört es hier nicht auf. Hawkes Schwester ist Magierin und zwar eine sehr begabte. Sie verschießt Feuerbälle und schützt mit magischen Schilden.
Wir fassen zusammen: Hawkes Familie eine Bauernfamilie aus dem verschlafenen Lothering besteht aus einem Sohn der scheinbar geheimes Martial-Arts-Training gehabt hat einer Schwester die ohne Zirkelausbildung im geheimen (sonst hätten die Templars sie als Apostate bestimmt schon weggesperrt) zu einer Top-Magierin herangewachsen ist einem Bruder der zumindest ein Schwert tragen kann und der Mutter die trotz ihres Alters wohl schon seit Tagen am rennen ist. Passt irgendwie mehr zu Smallville als zu Dragon Age 1. Das Niveau auf dem Hawke sich jetzt schon befindet übersteigt das der Grey-Warden-Anwärter bereits jetzt die sich im Turm von Ostagar nur mit Mühe gegen den Oger behaupten konnten und danach überwältigt wurden. In der Zeit hat Hawke bereits über hundert Darkspawns UND einen Oger besiegt nachdem er Tage auf der Flucht war. Duncan hat einen Scheißjob gemacht so Leid es mir tut. Abgesehen davon dass nie erklärt wird warum er das kann wie seine Schwester unerkannt so gut werden konnte usw.

Die Kämpfe an sich sind ein Thema für sich. Die Fähigkeiten ähneln stark denen aus Teil eins sind aber Gefühlsmässig stärker vor allem weil was extrem schade ist und der Taktik einiges abbricht es kein Friendly Fire mehr gibt. Was für eine blöde Idee. Zusätzlich ist die Iso-Ansicht verschwunden was das Spiel als Fernkämpfer teilweise sehr unübersichtlich werden lässt. Die Charaktere halten viel aus auch wenn sich dies sicherlich durch den Schwierigkeitsgrad anpassen lässt. Was genau das Problem ist kann ich garnicht genau sagen aber im Gegensatz zu Teil eins fühlen sich die Kämpfe overpowert an. Wenn Teil eins zum Leben erwachte Ritterspielzeuge waren dann ist Teil 2 Prince of Persia. Was nicht passt. Ist aber auch nur meine Meinung.

Wenn man die Demo also gespielt halt kann man die positiven Dinge schnell abzählen. Die neuen Skillbäume finde ich besser als die alten das sie zwar immernoch linear sind aber nicht mehr soo linear. Die Musik und die cinematographische Aufmachung am Anfang der Demo gefallen ebenfalls gut.
Nun aber zu den negativen Punkten:
Das Dialogsystem bietet nur noch drei Optionen zu antworten - Gutmensch Arschloch und Lol-Speak (Hay I wunna be a dragon 2!!!11 Hehelol) gut gekennzeichnet mit einem Symbol damit mans auch versteht. Sind ja alle etwas beschränkt
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Die Kämpfe wirken von den Animationen her total overpowert und der Wegfall von Friendly Fire ist ärgerlich. Die Lücken in der Story die unerklärten Inkonsistenzen die mangelnde Vorgeschichte und generell das Gefühl dass das Spiel im Eiltempo produziert wurde und jeglicher Ballast über Bord geworfen wurde. Dragon Age 1.3 kommt in den Sinn.

ABER Spaß macht es schon und die Geschichte ist bestimmt auch ganz nett also warum regen sich alle so unfassbar auf? Naja weil man es mit dem Vorgänger vergleicht und zwar zurecht. Wo Teil 1 groß war ist Teil 2 eher so mittel bis klein. Wo Teil 1 komplex war ist Teil fast schon Hack'n'Slay. Besonders schade da Dragon Age 1 der letzte Fels in der Brandung war die letzte Bastion von anspruchsvollen Rollenspiel in einer Welt von NoBrainer-Farmville und C&C4 was sich von alleine spielt. Und ausgerechnet der Nachfolger dieses Spiels wird genau zu dem was Teil 1 nicht war. Damit ist klassisches Rollenspiel wohl fürs erste tot. Wer wird in die Lücke springen?

Zusammengefasst: Wenn man DA1 durch einen ME2-Filter presst kommt eben nicht viel gutes bei raus. Für sich alleine gesehen ist es ein gutes Spiel aber mit Dragon Age im Namen erwartet man mehr. Viel mehr. Und das ist DA2 leider nicht.
Müsste ich es also mit wenigen Worten beschreiben würde das wohl so klingen:
"Kleiner Fantasysnack wirkt gerusht"
 
Du solltest nie von einer Demo auf das wirkliche Spiel schliessen. Gerade das mit dem friendly fire beispielsweise liess sich bereits bei DA1 ganz nett ausschalten, indem man auf leicht gespielt hat. Und selbst wenn man FF gehabt hat - das konnte locker weggeheilt werden. ein bisschen Gruppenheilung, röms. DA2 ist vor allem deswegen auch interessant, weil die Heilung viel weniger Platz einnimmt. Wenn man selbst keinen Magier spielt, dann bekommt man spätestens mit Anders und Level 8-9 einen Gruppenhealspell, der ewwwwig viel abklingzeit hat.
Und FF ist in höheren Schwierigkeitsstufen verfügbar.
Der Anfang der Story ist inkosequent - vielleicht. Wenn man aber später erfährt, dass der Vater von Hawke selbst ein abtrünniger Magier war, und so die Schwester (im Fall von Schurke/Kriegerhawke) oder Hawke selber (im fall von Magierhawke) ausgebildet hat, ist es schon eher verständlich.
Und von Hack n Slay kannst du kaum reden, ich hab beide im leichten Grad durchgespielt und bin zumindest im zweiten Teil viel öfters an meine Grenzen gekommen :D (aber gut ich bin auch ne schlechte spielerin.) Ich denke, gerade auf höheren Schwierigkeitsstufen lässt sich da extrem viel an der Taktik drehen.
Was mir besonders gefallen hat, ist, dass die Story genauso toll ist, aber dass man sich nicht in den Nebenquests verliert. Es gibt sehr viele Nebenquests, aber es ist halt klarer strukturiert. Wenn ich mich erinnere, wieviele von diesen blöden Nebenquests ich in Origins verpasst, nicht gerafft oder nicht mal gefunden hab.. Ohje.
Soviel dzau.
Kaufs dir und erlaub dir dann eine Meinung - taugt besser ;)
 
Aber dient nicht eine Demo gerade dazu, mich zu überzeugen, ein Spiel zu kaufen?
Und für mich haben gerade diese vielen Nebenquests und das finden eben jener einen großen Teil der "epischen" Welt ausgemacht. Allerdings muss ich auch sagen - nach allem, was ich zur Hauptsstory gehört habe - dass, wenn es nicht mit einem "kauft-den-Nachfolger"-Cliffhanger enden sollte, sie mir besser gefällt, als die typische irgendwelche-Dämonen-sind-böse-Klischee-Story. Aber am Ende dient die Demo nunmal dazu, mir einen Eindruck vom Spiel zu verschaffen, und der war bei mir nunmal: schnell gemacht. Darunter fällt neben den stark begrenzten Möglichkeiten für den Charakter, dem quasi-Wegfall der Party-Mitglieder-Ausstattung und der kleineren und kärgeren Spielwelt auch die deutlich kürzere Spielzeit.
 
Klar dient die Demo dazu, einem zum Kauf zu überreden- sie sollte aber nicht Grundlage für eine umfassende Beurteilung des Spiels sein, wie du sie hier gerade gemacht hast. Das ist irreführend.
Die Story an sich ist zwar geschlossen, aber irgendwie doch offen, sie lässt möglichkeiten für einen dritten teil.
Und im übrigen kann man den Partymitgliedern Ringe, amulette, gürtel und Waffen anziehen. Das bisschen Brustrüstung, der man übrigens im verlauf des spiels runen reinpacken kann, macht da auch nur noch den geringsten unterschied. zu sagen, man könne sie nicht ausschatten, ist auch wieder nicht korrekt.
Wie gesagt.. erst kaufen, dann meckern ;)
 
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