Die Schrecken hinter geschlossenen Lidern

Khanor

Dungeon-Boss
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Ich weiß wie der Teufel aussieht: wie ein fettes und hässliches Kindergartenkind... das brennt.

Aber der Reihe nach.

Ich habe mal erwähnt, dass ich wenig bis gar nicht träume. Soweit ich weiß. Dafür Träume ich jedoch erschreckendes und schlimmes in wesentlich größerer Häufigkeit direkt zum Einschlafen. Die letzten drei Abende musste ich mich aus diesen Traumsegmenten rausschreien - ich wusste, dass es träume waren, aber da meine Lider viel zu schwer waren um sie zu öffnen (schließlich schlief ich ja) musste ich so lang (im Trraum) schreien bis in der Realtität wenigstens irgendwelche Laute aus meiner Kehle dringen, damit Yvonne mich wecken kann.

So natürlich auch heute abend. Nach eingier Zeit konnte ich dann doch wieder einschlafen, unerwarteterweise aber mit einem erneuten fiesen Ende das benötigten Schlafs.

Heute war es tatsächlich filmreif, wenn ich aber auch gut darauf hätte verzichten können.

Ich sehe alles aus den Augen einer Person, von der ich nicht weiß ob ich es bin oder nicht. Die Situation ähnelt am Anfang eher einem Tactic Shooter. Es wird geplant jemanden zu stellen, aber nicht einfach so, sondern eben mit System.

Das Briefing findet im Obergeschoss eines Hauses statt, aber daran habe ich keine Bildlichen Erinnerungen mehr. Ich weiß auch, dass das nicht der Anfang der Geschichte ist, aber an den Teil davor fehlen mir auch sämtliche Erinnerungen.

Ich höre eine Stimme sagen, dass ich bzw. die Person die mir ihre Augen leiht die Zielperson in einem Kellerraum stellen soll. Diese Zielperson hat noch einen Komplizen, dessen Verschwinden als Lockmittel dienen soll.

Die Zielperson soll durch verschiedene Kellerräume in einen bestimmten gelockt werden, soll sich dort in eine bestimmte Ecke drehen wofür breits eine Vorrichtung zur Erregung deren Aufmerksamkeit eingerichtet wurde und dann soll ich sie von hinten überwältigen. Ich soll auf diesen Moment hinter einem Stück Gerümpel warten und dann blitzschnell hervor springen.

Die Lockperson wurde bereits ausgeschaltet, über Funk soll seine Stimme abgespielt werden um die Zielperson nach unten zu locken. Der Komplize ist sehr klein, vielleicht gerademal einen Meter groß... Es ist taghell, der Keller hat kalkweiße Wände und helles Holz, wirkt eher wie ein Ferienhaus in einem südlichen Land.

Der Einsatz beginnt. Die Zielperson befindet sich bereits im Haus, das Tonband verbreitet die Komplizenstimme schon im Keller. Ich stehe noch in dem völlig ungeeigneten Kellerraum gegenüber der Kellertreppe und stehe unter Zeitdruck, weil trotz bereits laufender Aktion noch nicht alles vorbereitet ist. Hier steht ein Brett oder eine alte, nicht mehr benötigte Tür, die Teil des Plans ist. Die Stimme des Komplizen erzählt nämlich gerade, dass sie sich hinter diesem Stück verbirgt, bevor sie weiter in den Keller gehen wird.

Mir, einer söldnerähnlichen Person, also etwas grobschlächtig und auf den ersten Blick nicht sonderlich geistig voll bemittelt fällt aber auf, dass der Komplize zu klein wäre um darüber hinweg zu schauen, was er aber (laut seiner gerade ablaufenden Erzählung) der Fall ist. Da ich in typisch amerikanischer Manier einen Hang zu coolen und absurden Reaktionen á la Actionfilm-Bösewicht-Reaktionen habe esse ich gerade ein matschiges Fertig-Sandwhich aus dem Supermarkt, dessen Verpackung ich ein wenig auseinander Biege und an dieses Stück Holz hänge. Es sieht beinahe aus wie eine kleine Trittstufe mit ca. 30 cm Abstand zu Oberkante, also eigentlich viel zu klein, selbst für jemanden der nur 100 cm groß ist, aber im Stil eines unterbelichteten Actionfilm Nebencharakters (der in wenigen Augenblicken sterben wird, was man ja in solchen Filmen immer vorher weiß) lege ein schiefes Grinsen auf und schmatze mit vollem Mund: "Jetzt passt's."

Mein Avatar bewegt sich nun den Kellergang entlang, der in die entgegengesetzte Richtung der Treppe führt zu dem geplanten Kontaktpunkt - ein Kellerraum auf der linken Seite. Ich höre noch die Worte aus dem Briefing, während ich mich umsehe: "Die Begebenheiten da unten sind nicht ganz optimal."

Richtig. Denn die Bilder die sich während der Besprechung vor meinem Auge abspielten passen nicht zu der Situation, die sich mir tatsächlich bietet. Die Räume sind nicht komplett voneinander durch Steinwände getrennt sondern relativ offen, wie hinter einem groben Bretterzaun. Außerdem ist der Keller nicht verwinkelt sondern in geraden Zügen aufgebaut, sodass man die Stelle an der ich gerade stehe sofort einsehen kann, wenn man sich am Fuß der Treppe umdreht.

Der Kellerraum, in dem die Aktion über die Bühne gehen soll ist wesentlich kleiner als erwartet und bietet mir auch nicht wirklich eine Möglichkeit zum Verstecken. Dort steht zwar etwas Gerümpel an der erwarteten Stelle, allerdings nicht groß genug um meinen muskelübersähten Körper und den breiten Schultern Schutz zu gewähren - und zusätzlich ist es auch nur ein Gitter aus Holz, also mehr oder weniger durchsichtig.

Testhalber beziehe ich dort Position, stelle aber fest, dass ich sofort zu sehen sein werde - der Plan wird so nicht funktionieren.

"Gegebenenfalls musst du noch Kleinigkeiten variieren damit das Lockmittel funktioniert. Du wirst sehen, was ich meine", klingt die Stimme des Einsatzleiters in meiner Erinnerung.

Wieder richtig. Während ich dort so kauere und überlege, wie ich den Plan noch wie geplant ausführen kann scheint nicht nur meine Deckung immer kleiner zu werden, sondern mein Blick fällt plötzlich auch auf den Boden direkt vor der Tür, wo eine auf ein Brett geschraubte Steckdose liegt an die ein mit Netzteil versehenes Funkgerät angeschlossen ist, aus der die Stimme des Komplizen die Zielperson in den Keller lockt.

Mist.

Auf dem Board über der Tür ist kein Platz um die Apparatur dort zu verstauen, außerdem hängt dann das Kabel quer durch den Raum. Schnell suche ich Alternativen.

Gegenüber ist noch ein kleiner Verschlag, der aber keinen Schutz bietet. Man würde mich auch hier sofort sehen - die Zeit wird knapp, denn die Zielperson ist bereits im Keller.

Ich sehe mich weiter um und entdecke eine Treppe nach unten neben dem eben entdeckten Verschlag. Dort wäre ich auch sofort zu sehen, diese Option fällt also auch flach und ich versuche wieder den Verschlag für mein Unternehmen zu gewinnen.

Fehlanzeige. So glasklar wie ich die Zielperson sehe wird sie mich auch sofort sehen, wenn sie sich jetzt umdrehen würde.

Meine Gedanken rasen, viel Zeit bleibt mir nicht mehr. Die Person ist mittelgroß und sieht äußerlich wie ein etwa 70-jähriger Mann mit kahlem Kopf aus, hell gekleidet. Als er sich genug über die "Tür" mit dem jetzt-passt's-Tritt gewundert hat beginnt er sich umzudrehen und mir bleibt noch genug Zeit in den Treppenbereich zu springen und einige Stufen hinunter zu eilen, bevor er mich sieht.

Alles scheint schief zu gehen. Ich haste die Treppe nach unten, öffne eine Tür und stehe in einer Wohnung, hell und sehr schön eingerichtet, überall ist Holz und es wirkt sehr edel. Und Tageslich erhellt alles, obwohl ich mittlerweile im zweiten Kellergeschoss bin. Woher das Licht kommt weiß ich nicht, aber unter anderen Umständen würde ich das gesamte Anwesen als mein Traumhaus beschreiben können.

Direkt links neben der Treppe ist ein Küchenbereich in den ich hechte, da die Zielperson gleich die Treppe herunter kommen wird. Ich verstecke mich hinter der Ecke, scheine aber keinen richtigen Halt zu finden. Als die Tür am Fuß der Treppe erneut geöffnet wird beginne ich noch hinten zu kippen.

In jeder anderen Situation würde das wohl gewollt und gut aussehen. Der Held würde sich über den Rücken abrollen, die Waffe ziehen und das Ziel eliminieren. Bei mir wirkt es aber plump und überhaupt nicht gewollt, ich rudere mit den Armen, bekomme meine Waffe nicht richtig zu fassen und kann sie nciht ziehen (obwohl ich mich erinnere, dass die Zielperson ursprünglich nur bis zur Bewusstlosigkeit überwältigt werden sollte) und lande mehr oder weniger direkt vor deren Füßen, mit ängstlichem Gesicht (nur in dieser Situation übrigens meinem realen Sven-Gesicht) und auf dem Rücken liegend.

Der Mann sieht zu mir herab und ich beginne hektisch irgendetwas zu stammeln, während ich wieder versuche meine Waffe zu ziehen. Beinahe beschwichtigend beugt sich der Mann zu mir herunter, sein ursprünglich aber sehr gütiges und nettes Gesicht wirkt plötzlich düster, angsteinflößend. Verstärkt wird dieser Effekt dadurch, dass plötzlich das Licht ins Zwielicht wechselt ohne dass man den Übergang bemerkt hätte und er nicht mehr in weiß, sondern in schwarz gekleidet ist.

Seine Hände liegen unter meinem Kopf, er beugt sich tiefer und murmelt etwas, ich leide unter diesem Blick, empfinde Todesangst. Er schließt die Augen, mir wird klar, dass er Priester ist...

Als er die Augen jedoch wieder öffnet sind es keine Augen mehr, sondern nur schwarze Löcher aus denen mir tötliche Bosheit entgegen zu schimmern scheint. Trotzdem werde ich mir in dieser Situation bewusst, dass die Präsenz von jemandem "von den Guten" anwesend ist, was meine Todesangst aber nicht mindert.

Am Fuß der Treppe steht eine Nonne. Sie sieht aus wie Kai Opaka aus der Star Trek Serie Deep Space Nine, nur etwas größer, schlanker und komplett in schwarz gekleidet. Ansonsten stimmt die Kleidung aber überein. Mir wird bewusst, warum mir das Gesicht des Mannes so bekannt vorkommt, er sieht aus wie ein Schauspieler dessen Namen ich nicht kenne, der aber schon in so manchem Film mitgespielt hat und immer recht grimmig schaut. Seine Gestalt ist durch und durch böse.

Was soll eine Nonne in so einer Situation schon tun? Sie stammelt etwas, ist auch ängstlich und wie in jedem Film ist das Gute dem Bösen eigentlich hoffnungslos unterlegen. So auch hier.

Der Mann lässt von mir ab, dreht sich langsam um und geht langsam auf die Nonne zu. Er wechselt einige Worte mit ihr an die ich mich nicht erinnern kann, aber sie sind durch und durch böse, bedrohlich, nahezu vernichtend.

Er hebt seine Arme, nimmt ihren Kopf in beide Hände, schließt die Augen, senkt leicht den Kopf und sagt ganz ruhig zu ihr: "Du brennst."

Man sieht ihre Schmerzen, sie windet sich und leichter Dampf kräuselt sich über ihrem Kopf.

Was passiert ist weiß ich nicht, aber plötzlich gehe ich, in nahezu andächtigem Tempo, hinter dem Kerl die Treppe hoch, höre die Nonne hinter mir schmerzerfüllt, resigniert und dennoch mit fester Stimme sagen: "Ich kenne dich. Ich erkenne dich. Du bist der Teufel."

Eine Erkenntnis, die ich selbst noch nicht hatte, die aber von vorn bis hinten logisch ist.

Der Treppenaufgng liegt nicht mehr im Tageslicht sondern wie alles andere in mittlerweile einem Keller angemessenen Lichtverhältnissen. Düsteres, graues Licht lässt ihn zu einem Schemen verschwimmen, der mit gesenktem Kopf langsam leicht seitlich die Treppe hinauf geht.

Als er beinahe die Tür erreicht hat drehe ich mich um. Die Nonne steht auf der ersten Stufe, sinkt langsam in die Knie und ihr Gewand steht in Flammen. Mit einer Mischung aus Trauer, Erkennen, Resignation und Angst sagt sie mit einem Hauch von Verachtung in ihren Worten:

"Du kannst dich nicht verstecken... Ich erkenne dich, egal wie du dich zeigst. Du siehst aus wie ein fettes, hässliches Kindergartenkind...
...das brennt."

Sie bricht sterben zusammen, während ich mich erschrocken nach vorn drehe und den Mann ansehe der in diesem Augenblick blitzschnell zu schrumpfen scheint auf etwa einen Meter Größe, leicht rundlich und heller werdend. Immer heller bis er schließlich ein Feuerball ist.


Zum Glück werde ich wach und setze mich schnaufend auf. Ich fühle mich miserabel. Der Blick auf die Uhr zeigt 23:58 Uhr. Keine gute Zeit um Angst vor dem weiterschlafen zu haben aber dennoch entschließe ich mich aufzustehen.

Vorher muss ich aber Kräfte und Mut sammeln mich in die Schwärze der Wohnung zu ergeben, was mir momentan ganz und gar nicht gefällt - ich habe Angst vor der Dunkelheit.

Ausnahmsweise scheine ich Yvonne nicht geweckt zu haben, doch sie bewegt sich hinter mir und streift wohl mit dem Fuß das Eisengestell des Bettes. Das Geräusch jagd mir solche Angst ein, weil ich im ersten Moment nicht weiß woher es kommt, und ich drehe mich erschrocken um, suche die sich scheinbar bewegenden Schatten nach einer Bedrohung ab, kann aber nichts entdecken. Gänsehaut am ganzen Körper, aber ganz bestimmt keine angenehme.

Ängstlich husche ich zur Tür, öffne sie. Durch das Geräusch aufgeschreckt hüpft das Muunii durch seinen Käfig - aber nach so einem Traum denkt man nicht daran, dass man ein Karnickel hat, das Geräusche von sich gibt oder sie verursacht und stirbt schutzlos in der Tür stehend innerlich tausend Tode.

Erst der Griff zum Lichtschalter rettet mich geringfügig aus meiner Panik, wenn mich auch seit mittlerweile einer Stunde jedes Geräusch, das ich nicht selbst erzeuge zu Tode erschreckt.
 
Wie oft hast du Albträume? Hast du in letzter Zeit irgendetwas geguckt, wo das herrühren kann?
 
Ach Bebi :/ Was träumst du denn für Sachen?
Das war bestimmt das böse Navy CIS oder wie das heißt, in Kombination mit den Kindergartenkindern, die wir gestern gesehen haben, der Nonne aus Porco Rosso etc.
Bitte weck mich in Zukunft bei sowas.
 
Solche Albträume hab ich eigentlich gar nicht. Und schon gar nicht solche an die ich mich eine halbe Stunde später noch erinnern könnte.
Andere eigentlich recht häufig.
 
Hey, das klingt toll! Besonders ab diesem Absatz liest es sich gut: "Der Mann sieht zu mir herab und ich beginne hektisch irgendetwas zu stammeln [...]" Dies ist nun einer meiner Lieblingsblogs!
 
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