Die Sterne über Dalaran - Dritter Abschnitt, Teil 8 (3.8)

Melian

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Spätabends in Dalaran

„Also, wie schlimm ist es, Hathorel? Ich will einen ungeschönten Bericht.“
Erzmagister Aethan Sonnenhäschers starrer Blick lag auf Hathorel.
„Natürlich, mein Lord.“
Hathorel seufzte, dann berichtete er.
„Ich konnte nicht viel herausbekommen, ausser Gerüchte. Die Expedition ist vor zwei Stunden gestartet.“
„Das Ziel?“
„Wyrmruhtempel“, antwortete Hathorel knapp.
Sonnenhäscher schlug mit der Faust auf den Tisch und fluchte. Hathorel zuckte zusammen.
„Er ist also enttarnt, wie konnte das passieren? Beim Licht der Sonne..“
„Ich weiss es nicht.“
Sonnenhäscher fuhr sich durch die Haare.
„Verzeiht Hathorel. Das stellt uns nur gerade vor ziemliche Probleme. Konntet ihr ihn wenigstens noch einmal erreichen, um ihn zu warnen?“
„Nein. Ich habe es mehrmals versucht, doch offensichtlich will oder kann er gerade nicht kommunizieren.“
Sonnenhäscher blickte ihn starr an. „Wie sollen wir weiter vorgehen?“, wagte Hathorel zu fragen.
„Das ist eure Mission, Hathorel. Wie würdet ihr weiter vorgehen?“
Hathorel stockte. „Ähm..“
„Nun kommt schon.. Ihr seid doch sonst immer so gut darin. Ihr habt diesen Posten nicht, weil ihr mich bestochen habt, das wisst ihr so gut wie ich, sondern weil ihr taugt.“
Die Karte lag immer noch ausgebreitet auf dem Tisch. Hathorel fuhr sich über das Kinn und antwortete einige Minuten lang nicht. Er konnte Sonnenhäschers Blick fühlen, wie er sich in seinen Rücken bohrte.
Als er sich umdrehte, straffte er sich etwas. Seine Stimme klang sicher und von der nervösen Anspannung, die ihn in den letzten Stunden heimgesucht hatte, war nichts mehr zu hören.
„Wir werden ebenso eine Expedition starten. Im schlechtesten Falle holen wir sie nicht ein, dann können wir immerhin versuchen, sie dahingehend zu zwingen, uns Sonnenhoffnung zu überlassen, möglicherweise auf ihrem Rückweg. Ich gehe nicht davon aus, dass sie ihn sofort exekutieren. Ein Spion hat viele Informationen, ich würde es ebenso nicht tun.“
Sonnenhäscher nickte. „Und im besten Falle?“
„Im besten Falle warnen wir Dairean, holen ihn da raus und schaffen es dem Silberbund das Relikt abzunehmen.“
„Das wäre zu schön um wahr zu sein.“
„Aber es wäre möglich, Erzmagister.“
„Das wäre es.“
Sonnenhäscher griff nach seinem Stab.
„Ich lasse euch freie Hand, Hathorel. Ich muss euch aber warnen. Ich verbiete euch, mich fortan mehr als üblich zu besuchen. In dieser Affäre darf keine Verbindung zu mir gezogen werden. Ihr werdet mit eurem Kopf dafür geradestehen, wenn etwas schiefgeht.“
Hathorel salutierte.
„Jegliches Bisschen an ungewöhnlichen Methoden wird mir von Rhonin zu Last gelegt. Er ist beeinflussbar, das nutzt diese Windläuferschlampe natürlich redlich aus. Ich kann mir keinerlei Fehler leisten.“
„Das verstehe ich, Erzmagister. Ich werde mit Freuden für alles geradestehen.“
„Selbstverständlich werdet ihr auch belohnt, wenn ihr diese Mission noch zu unserem Interesse geradebiegt.“
Hathorel lächelte, als Sonnenhäscher nach einer Abschiedsformel aus der Tür huschte.

Zur gleichen Zeit, oberstes Stockwerk des Wyrmruhtempels

„Ich habe nachgedacht, meine Königin.“
Krasus trat neben Alexstrasza, die über den Tisch gebeugt war, und blickte sie an, während er die Worte in einer Sprache äusserte, die kein Sterblicher beherrschte. Nur wenige hatten sie je gehört, die Sprache der Drachen.
Diese wandte den Kopf zu ihrem Gefährten hin.
„Worüber, Korialstrasz?“
Er deutete wortlos auf den ramponierten Schwertgriff, der auf einem seidenen roten Tuch vor ihnen lag.
„Ah, ich verstehe. Auch meine Gedanken beschäftigt dieses Relikt.“
„Dieser Griff.. Er ist es, nicht wahr?“
„Muss ich dir wirklich antworten? Du weisst es so gut wie ich.“
Krasus nickte. „Wohl wahr. Wohl wahr.“
Alexstrasza richtete sich schliesslich wieder auf und bedeckte den Griff mit dem Seidenstoff. Sie trat einige Schritte von ihm weg, bis sie schliesslich am äussersten Rand der Plattform zu stehen kam und ihre Blicke schweifen lies.
„Meine Königin“, murmelte Krasus und trat neben sie, legte ihr eine Hand auf den Arm. Sie blickte ihn kurz an und drehte den Körper dann zu ihm.
„Was war das Ergebnis deines Nachdenkens?“
Krasus drehte sich ebenso zu ihr und legte beide Hände auf die Oberarme der elfischen Gestalt, in der sich seine geliebte Königin gerade befand. Er lächelte sanft.
„Ich glaube, wir werden Zeugen von Vorgängen elementarer Wichtigkeit. Vielleicht ist das hier der Anfang dessen.“
Alexstrasza nickte. „Doch du bist nicht Kalecgos' Meinung“, sprach sie seine Gedanken aus. Sie kannte ihn so gut.
„Ich kann seine Bedenken verstehen. Doch bin ich nicht der Meinung, dass man ihnen ihr Erbe verwehren soll. Thalodien Dämmersucher hat mit dem Schwert stets im Recht gehandelt. Auch ein wiederhergestelltes Quel'delar wird dies können.“
„Mein Gefährte, wie immer stellst du die Dinge ins richtige Licht.“
„Ich bemühe mich, die Welt zu verstehen, meine Königin.“
Sie lächelte ihn an und einen Moment blieb die Welt für ihn stehen. Für dieses Lächeln würde so mancher Sterbliche morden, für ihre Gunst ein Leben lang die Seele verkaufen.
Doch es galt nur ihm.
„Hoffen wir, dass du Recht behältst, mein Gefährte.“

XXXX
 
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