Dies und das

Guernica

Rare-Mob
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Hin und wieder beschäftige ich mich mit dem Thema WoW auch ernsthaft ;-) Manchmal animieren mich Forenbeiträge im offiziellen Forum dazu. Auch heute habe ich mehrere Threads zum Thema WoW und Privatleben gelesen und dabei meine eigenen Überlegungen gesponnen.


"WoW und Erfolg im Leben möglich?" war die Frage von einem Spieler, der im Mai Abitur macht und zur Zeit seinen Account deswegen still gelegt hat. Viele fragten zurück, was er denn unter Erfolg verstehen würde... für mich war eigentlich klar, dass er Erfolg im Beruf und im Privaten gemeint hat... das eine schließt das andere nicht zwangsläufig aus. Die Frage, die sich mir gestellt hat, war, "Was er denn in WoW erreichen möchte?" Denn wenn man sich alle 2 Tage für 2 Stunden einloggt, dann ist einem erfolgreichen Leben nichts im Wege, man kann jedoch im Spiel selber, nach der Definition der größtenteils minderjährigen und über recht viel Freizeit verfügenden Spieler, nichts erreichen. Man kann nicht Stunden lang und regelmäßig ein paarmal in der Woche raiden um sein Equip zu verbessern und man kann seine Berufe nicht bis zum erreichbaren Limit ausschöpfen (die begehrtesten Items verlangen Urnether für die Herstellung, das nur von Bossen der Instanzen gedroppt wird, idealerweise auf der "heroischen" Schwierigkeitsstufe" und außerdem "Bop= bind on pickup" ist).... dies ist den Vollzeitspielern vorenthalten. Hat man denn jedoch den etwas anders definierten "Spielspaß" im Vordergrund, die Entdeckung der Welt, Leveln, Questen etc. dann gehört man recht schnell zu einer Minderheit im Spiel und ist meistens alleine unterwegs.... man spricht auch gerne vom Casualgamer.

Diese beiden Gruppierungen haben sich nicht besonders gern, das beruht jedoch auf einem folgenschweren Mißverständnis. Früher (vor BC) haben sich viele Spieler aufgeregt, dass man an die besseren Items als Casualgamer gar nicht rankommen kann. Kurz vor BC wurde das PVP-System Level 10-60 gelockert und jeder konnte innerhalb kürzester Zeit an gute Ausrüstung gelangen. Des Weiteren hat man die Questbelohnungen aufgewertet und so manches lilane Teil aus MC oder BWL sah neben ihnen schon relativ schnell alt aus. Diese Entwicklungen deuteten viele als Resultat der Forderungen der Casualgamer (auch Casuals selbst). Ich kann verstehen, dass dies den Unmut der Spieler erregt hat, die vorher Wochen oder Monate lang die 40er Raidinstanzen durchwühlt haben. Casualgamer (und auch andere) schlugen mit dem Argument zurück, dass es ihnen doch hoffentlich Spaß gemacht hat diese Instanzen zu besuchen und sie sich deswegen nicht so aufregen sollen. BC sollte auch von einem frisch 60er bespielbar sein, der durchleveln möchte und nicht erst noch schnell geeignetes Equip zusammen farmen möchte. Es entbrannte schließlich eine hitzige Diskussion, in der sich beide Seiten ziemlich angegiftet haben.

Dieser großzügige "Ausverkauf" der Items hat ein großes Loch zwischen den eh schon weit auseinander klaffenden Gemeinschaften "Casuals" und "Vollzeitspieler" gerissen. Nun zeichnet sich ja langsam das Endgame ab und vielen wird langsam klar, dass Blizzard dazu nichts neues einfiel. Schlüssel für die heroischen Instanzen durch Ruffarmerei erlangen, anschließend die heroischen Instanzen meistern... vorher kommt man gar nicht in die Raidinstanzen hinein. Ja, Raids erfordern mittlerweile nur noch 25 Spieler (statt wie früher 40), aber das ist in meinen Augen kein Vorteil. Es ist immer noch genauso schwierig 25 Randoms zusammen zu trommeln und mit ihnen eine Raidinstanz ohne lange Vorbereitungsphase zu meistern wie früher mit 40 Spielern, nämlich unmöglich. Der einzige Vorteil liegt bei den kleineren Gilden, die nun nicht 40 70er sondern nur 25 züchten müssen. Bei 25 Spielern und mittlerweile 9 Klassen (und ihren skillungsmäßigen Abwandlungen) auf beiden Seiten ist es unmöglich geworden eine oder mehrere Klassen nicht zu benachteiligen. Die Unmut einiger Klassen wälzt sich langsam auf die Spieler ab, der Blizzard aber nur schwer beikommen kann... Beispiel am Rande des Themas: Druiden, Schattenpriester, Furorkrieger... je mehr Supporter-, Heil- oder Tankklassen ihren Schwerpunkt auf Damage auslegen und diese Spielweise auch in Gruppen und Raids ausüben möchten, desto verärgerter werden die wirklichen Damageklassen, die um ihre "Existenzberechtigung" bangen.

Worauf ich eigentlich hinaus will, ist, dass sich gar nichts geändert hat. Es wird sich genau so abspielen wie in den Monaten vor BC... es werden mehr und mehr Raidinstanzen nachgeschoben, je nachdem wann die ersten Gilden anfangen sich zu langweilen, während Casualgamer sich mit Ruf- und Goldfarmen beschäftigen können. Die meisten werden es aus zeitlichen Gründen nicht einrichten können zu raiden, ebenso wenig PVP zu betreiben, denn das erfordert mittlerweile Arenateams... also zumindest regelmäßige Anwesenheit, was sich die wenigsten leisten können. Im Open PVP kann man nichts erreichen, zumindest solange die Horde in der Minderheit ist. Aus meiner Sicht hat sich alles nur noch erschwert und zwar unverhältnismäßig.

Also, was ich eigentlich sagen wollte, ist, dass je schwieriger die zu erreichenden Ziele sind, desto mehr Zeitaufwand erfordert das Spiel. Jugendliche, die dem Gruppenzwang nicht widerstehen können, könnten tatsächlich dazu verleitet werden zu viel Zeit in WoW zu verbringen. Erfolg im Spiel bedeutet große Einschränkungen in Reallife. Doch, meistens schon. Es könnten Dinge darunter leiden, die für die Zukunft wichtig sind. Wenn WoW bisher noch nicht süchtig gemacht hat, dann wird es mit BC süchtig machen. Selbst ich habe gemerkt, dass ich mein Spielpensum erhöht habe, aber bei mir spielen auch noch andere Einflüsse eine Rolle.

Und das bringt mich zu einem anderen Thread, der mich ziemlich beschäftigt hat. Eine offensichtlich sehr junge Person hat die Frage in den Raum geworfen, was denn die Eltern der anderen über das Spiel denken würden. Größtenteils haben wohl "erwachsene" Spieler geantwortet und sich einen kleinen Spaß erlaubt. Sie meinten, dass sie die Eltern beim nächsten Besuch mal fragen könnten, was sie über das Spiel denken würden. Nun, nach und nach hat sich dann die eigentliche Intention des TE entpuppt... Er wollte wohl ein wenig Unterstützung haben, denn offenbar waren seine Eltern nicht so begeistert über seine Spielleidenschaft, sie selber würden aber anscheinend auch nicht gerade wenig Zeit im Internet bzw. mit einem anderen Spiel verbringen. Ich habe nur kurz angemerkt, dass seine Eltern wohl erwachsene Personen wären und somit mehr Recht hätten frei über ihre Freizeit zu bestimmen. Ich vermutete, dass sie sich einfach nur Sorgen machen, ob er denn nicht andere Dinge vernachlässigen würde. Dabei musste ich feststellen, dass ich mir versucht habe ein Bild über die Familie zu machen. Es schießen einem ganz unfreiwillig Eindrücke in den Kopf, Szenen, die man sich im Laufe eines Themas vorstellt. In diesen Szenen sah ich die Eltern vor dem PC, wie sie exzessiv ihrer Spiel- bzw. Online-Leidenschaft frönten (das ist nichts unanständiges, liebe Kinder!^^) und somit ein "wunderbares Vorbild" für ihr Kind präsentierten. Dass der TE mit dem Spielen ein wenig übertrieb, war nur eine von mehreren Anwesenden aufgestellte Vermutung. Wir konnten es uns nicht vorstellen, was Eltern dagegen haben könnten, wenn ihr Kind nach den Hausaufgaben noch 1-2 Stunden spielen würde... ergo übertriebene Spielkonsumierung, evtl. sogar WoW-Sucht.

Schnell bildet sich dann eine schlechte Meinung (bei einem solch jungen Spieler) über die Eltern und es wird einem bewußt, wie sehr sich Kinder am Verhalten der Eltern orientieren und definieren. "Sie tun es, also darf ich doch auch!" Ich habe schon fast vergessen, wie es sich bei mir abgezeichnet hat damals (ist ja auch schon 15 Jahre her :-) Bei mir war es das Thema "Rauchen" Meine Mutter war dabei mein großes "Vorbild", habe ich sie doch noch nie ohne Zigarette im Mund gesehen. Meine Mama ist eine liebe Person, aber leider schon fast Kettenraucherin. Also, meine Schlussfolgerung: sie tut es, also dann rauche ich auch... war ja klar. Aber sowas vergisst man einfach mit der Zeit, glücklicherweise hat mich der Thread daran erinnert. Und schon habe ich fiberhaft versucht zu überlegen, was denn mein Sohn für schlechte Angewohnheiten von mir abschauen könnte. Glücklicherweise habe ich mit dem Rauchen damals in der Schwangerschaft aufgehört und auch nicht wieder angefangen. Hm, ich arbeite viel... ich arbeite nicht nur in der Gastronomie, nein, ich bin auch selbständig in der Gastronomie. Ich arbeite fast ohne Unterbrechung, selbst als Raphi noch ein Baby war, habe ich sehr viele Dinge von zuhause aus erledigt, ansonsten hätte ich die Bude zusperren müssen. Ich habe meine Mama in die Kinderbetreuung eingebunden, Raphi verbringt den Großteil des Tages und manchmal auch die Nacht bei ihr. Zugegeben, das alles findet nicht ohne Herzschmerz auf meiner Seite statt, aber momentan sehe ich keine andere Lösung. Vielleicht spiele ich auch deswegen verhältnismäßig viel (ich verzichte aber meist nur auf Schalf, wenn ich spiele), nur damit ich meine momentane Situation nicht sehen muss.

Ich merke aber auch, dass ich meinen Sohn wegen der Arbeit manchmal einfach beiseite schiebe. Dies wird mir recht schnell bewußt und ich mache es sofort wieder gut, aber auf lange Sicht muss ich mir einfach eingestehen, dass es kein gutes Leben ist für ein Kind. Ich mache Fehler, die ich nicht machen möchte... ich ertappe mich manchmal dabei, wie ich Ausflüge, die ich mit ihm geplant habe, verschieben will, wenn sich beruflich etwas Wichtiges ereignet hat. Ich frage mich, warum ich nicht mit der gleichen Selbstverständlichkeit meinen Beruf beiseite schieben kann. Die Antwort ist einfach, aber nicht zufrieden stellend... es ist das liebe Geld. Wäre ich irgendwo angestellt gewesen, hätte ich mir Mutterschaftsurlaub genommen. Doch ich bin leider selbständig und das hat die Eigenart, dass man für nicht viel mehr Geld viel viel mehr arbeiten muss. Ach, habe ich schon erwähnt, dass Raphis Vater sich dieser Verantwortung nicht gestellt hat? Nein? Dann tue ich es hiermit^^

Wie dem auch sei, ich möchte kein schlechtes Vorbild für ihn sein, ich möchte ihn aber auch nicht soweit nerven, dass er genau das Gegenteil von dem tut, was ich mache. Sicher, ich habe noch ein wenig Zeit für Kurskorrekturen, aber auch nicht mehr lange. Ich möchte nicht, dass er mal im Kindergarten erzählt, dass er bei der Oma aufwachsen muss und dass die Mama nie Zeit hätte. Das würde mir das Herz brechen.

Tja, was für Dinge einem einfallen, wenn man sich in Foren rumtreibt! :-) So, jetzt muss ich da nochmal hinaus und dann ab nach Hause, denn morgen ist Zoo angesagt.
 
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