Hurricane 2009 - So war es dieses Jahr! (Teil 1 - Der Freitag)

amokfrosch

Rare-Mob
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Moin Moin!

Seit 1997 findet jedes Jahr im Juni das Hurricane Festival in Scheeßel statt. Für vier Tage (inkl. Camping) wird das Örtchen zwischen Hamburg und Bremen von bis zu 80.000 Feierwütigen heimgesucht. Wie es dieses Jahr gelaufen ist, erfahrt ihr hier:

Während der Großteil schon am Donnerstag anreist, kamen wir erst amFreitag Mittag auf den Eichenring. Der Campingplatz ist in der Regel von Donnerstag 13 Uhr bis Montags 10 Uhr geöffnet und wird auch dementsprechend frequentiert. Da wir nur rund zwei Stunden + X Anreise haben ( X steht hierbei für die quälend langen Minuten im Stau), schlagen wir meist erst am Freitag Vormittag auf.

Freitag, 8:00 Uhr - "Wir bauen für Sie":
Sachen gepackt, Abfahrt! Bis zum Elbtunnel ging es flüssig. Der Berufs- und Reiseverkehr dort hielt uns etwas auf. Trotzdem war es verhältnismäßig wenig Stau und wir dementsprechend froh. Dann doch die Ernüchterung. Kurz vor dem Buchholzer Dreieck steht alles. Gut eine Stunde bis zur nächsten Kurve *ächz*.
Der Grund war der Ausbau der A1 auf 70km Länge. Wenn in ein paar Jahrhunderten die sechs Spuren fertig sind, wird es sicher schön zu fahren sein.

Freitag, 11:30 Uhr - "P4 wir kommen!":
Vor uns, hinter uns, neben uns - überall Autos aus Nordeuropa mit nur einem Ziel: Hurricaaaaaaane!! Am Eichenring angekommen, die erste Ernüchterung. P4, der beste Parkplatz für Pkw, schon lange voll. Wir wurden umgeleitet zu P6. Der liegt rund 1,5 km weiter entfernt. Insgesamt rund 3km vom Campigplatz. Aber wir waren ja vorbereitet. Nur Zelt, Stühle, Klamotten, Früstück. Einmal laufen sollte reichen.

Freitag, 14:00 Uhr - "Jetzt geht's los":
Es kann so schwierig sein einen Platz für ein 2m² Zelt zu finden...Hier reserviert, dort die Toiletten oder der Zaun, welcher gern als Urinal benutzt wird. Nach endlosem suchen fanden wir ein Fleckchen Erde. Es war sogar perfekt. Dixies in der Nähe, aber nicht zu nahe. Duschen, Bäcker, Grillstation auch in der Nähe. Und der Eingang zum Festivalgelände war nur 200 Meter entfernt.

Freitag, 15:00 Uhr - "Der schlimmste Moment":
Zelt ausgepackt, Stangen montiert und.....REGEN! wie auf Kommando schüttete es bevor das Zelt stand. Regenschirme auf, Zelt festhalten, warten. Als es endlich vorbei war, war auch die Laune mit den Regenwolken verschwunden. Man war ich sauer. Nass bis auf die Knochen. Schnell das Zelt fertig aufbauen, dann umziehen gehen...

Freitag, 17:00 Uhr - "Endlich Musik":
Nach dem langen Marsch zurück zum Auto und wieder zum Zelt packten wir die Regensachen ein und machten uns auf zum Festivalplatz. Inzwischen hatten wir die Eröffnung mit "Glasvegas" verpasst und auch "the Horrors" waren bereits gelaufen. Also gleich rüber zur "Blue Stage", der zweiten Bühne. Dort spielte grad Bosse. Axel Bosse, eigentlich Solo-Künstler, war mit seiner Band angereist und machte richtig Stimmung im Wetterchaos. Der erste Lichtblick :-)

Freitag, 17:30 Uhr - "Johnossi":
"Johnossi" - Solo-Künstler? Nein, es sind wenigsten Zwei. Engelbert und Bonde heissen die beiden Schweden namentlich. Ihr toller Auftritt zeigte wieder einmal, dass die Bands im Nachmittagsprogramm oft die besseren Acts sind. Auch sie spielten ihren bislang größten Hit "Man must dance" und witzelten über das Wetter, das nun im Minutentakt umschwang. Sonne-Hitze;Regen-Kälte

Freitag, 18:00 Uhr - "Erkundung":
Mit "Johnossi" im Rücken starteten wir eine kurze Geländeerkundung. Ein Basar im Halbkreis aufgebaut bot die obligatorischen Fanartikel, sonstige Klamotten, Tattoo's, Piercings, Platten uvm. Beide Bühnen wurden flankiert von unzähligen Fressbuden. Beck's Städen, Coca-Cola, Jack Daniel's zeigten außerordentliche Präsenz. Der Favorit war jedoch der Imbiss Mann von der "Manta-Platte". Dazu gab es Bunjee-Jumping vom Kran und einen t-Mobile Stand. Dort standen Tisch-Kicker, es gab Sitzecken und man konnte einige Give-aways abstauben. Hervorzuheben ist der Handy Service. Man konnte dort sein Handy aufladen lassen.

Ebenso beliebt war auch der Marlboro Cube. Ein riesiger roter Würfel, den man nur nach Ausweiskontrolle (ab 18!) betreten konnte. Drinnen wohlige Atmosphäre. Musik aus der Dose, bequeme Sofa. An ein paar Bildschirmen konnte man seine eigene Zigarettenschachtel Designen. In der anderen Ecke gab es ein Gewinnspiel, bei dem man T-Shirts und Feuerzeuge abstauben konnte. Ähnliche Aktionen gab es das ganze Wochenende auch bei T-Mobile und Jack Daniel's.
Auch Radio Bremen zeigte Präsenz. Mit Live-Moderation und dem einzigartigen Bobby-Car Rennen
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Freitag, 18:10 Uhr - "Zwei Mann Beatbox":
Mit nicht allzu hohen Erwartungen sind wir zur Blue Stage rüber. "The Ting Tings", der erste der heutigen Elektro-Acts, wartete auf Zuschauer. Ein für Regentage gut besuchter Auftritt entpuppte sich sogar als Highlight. Die beiden Briten sorgten für mächtig Stimmung! Jules de Martino spielte Drums, Gitarre, Keyboard und sang die Back Vocals - manchmal alles zur selben Zeit! Katie White wirkte völlig aufgedreht. Stimmgewaltig (aber oft sehr schrill) schmetterte sie die bislang größten Hits raus. "Great DJ", "Shut up and let me go". Alle Songs ein wenig modifiziert, verlängert, verbessert. Kurz vor dem Ende präsentierte Miss White dann ihre Deutschkenntnisse:
"Mein Deutsch ist Scheiße. Das Wetter ist Scheiße. Habt Spaß!" - waren ihre letzten Worte bevor sie sich eine extra Drum besorgte und wie ein Berserker den Rythmus von "That's not my Name" anschlug.

Freitag, 18:50 Uhr - "Die Qual der Wahl":
Im anrückenden Abendprogramm war es leider unvermeidlich auf einige Bands verzichten zu müssen. Waren die Vorbands noch zeitlich nacheinander organisiert, so wurde ab 19 Uhr auf allen drei Bühnen nahezu gleichzeitig gespielt.
Wir entschieden uns gegen "The Sounds" auf der Hauptbühne, die noch eine halbe Stunde spielten. Stattdessen wagten wir einen ersten Blick in das Coca-Cola Soundwave Zelt. Dort wurden gerade "Datarock" aus Norwegen angekündigt. Für mich kein unbeschriebenes Blatt, hatte ich die vier Jungs doch schon einige Wochen in der Heavy Airplay Liste meiner Radiosendung.
Die Stimmung im Zelt war gigantisch. Ein riesiges Zirkuszelt bot Platz für einige Tausend Zuschauer. "Datarock" stürmten pünktlich die Bühne. Gekleidet in roten Trainingsanzügen ging es im extra Tempo quer durchs neue zweite Album. "Give it up" machte den Anfang und die Menge stimmte Textsicher ein "Oooohohooohhooo". Die Songs gingen nahtlos ineinander über. "Molly", "Dance!" - Man wusste kaum was grad lief. Aber man war auch so fixiert auf die wuselnden Bandmitglieder. Keiner der Vier stand auch nur eine Sekunde still. Schlagzeug-Bergsteigen, Boygroup-Performance, Animation der Menge. Wenn man ein Live Konzert besucht erwartet man genau DAS! Spitze! Rückwirkend mein persönliches Highlight!

Freitag, 19:30 Uhr - "Katy Perry":
Was viele möglicherweise abgeschreckt hat, war die Verpflichtung der Chartsstürmer "Katy Perry" oder "Duffy". Ein mulmiges Gefühl hatte ich auch, treten doch sonst eher Bands wie "Beatsteaks" oder "Foo Fighters" auf. Aber man soll nicht zu früh meckern, siehe "The Ting Tings".
Da wir aber unbedingt "Editors" sehen wollten, führte unser Weg geradewegs aus dem Zelt an der zweiten Bühne vorbei zur Green Stage, der Hauptbühne. Etwas gemächlich gingen wir, denn so konnte wir noch einen Eindruck vom laufenden Auftritt Katy Perry's gewinnen. Beobachten konnte man eine gute Stimmung der Menge (vielleicht wegen dem knappen Outift der Dame?). Der Sound jedenfalls war gut. Gerade lief "I kissed a girl" als wir den Wirkungsbereich der "Editors" erreichten.

Freitag, 19:45 Uhr - "Monotonie":
*Gähn* - Die Müdigkeit? Der Streß der letzten Stunden? Das Wetter? So recht begeistern konnten wir uns bei den "Editors" nicht. Musikalisch einwandfrei - ja und? Wenn 60 Minuten hinterm Mikro geklebt wird damit ja jeder Ton sitzt, geht etwas der Flair der eigentlich Live Musik verloren. Schade, denn die Songs hätten durchaus mitreiß-Potential gehabt.
So blieben Tom Smith & Co. unter den Erwartungen. Vielleicht hatten sie auch auf besseres Wetter gehofft.

Freitag, 20:30 Uhr - "Tribut":
Der anstrengende Tag forderte seinen Tribut. Wir brachen die Gästerolle ab und wanderten zum Zelt zurück. "Editors" waren fast vorbei, "Duffy" und "Franz Ferdinand" sparten wir uns. Aus dem *kurzmalhinlegenundFüßeentspannen* wurden fast zwei Stunden tiefschlaf. Während man das Gejohle von Franz Ferdinand hörte, machten wir uns für das Abendprogramm bereit. Der Zeltplatz sah übrigens schon jetzt so aus, als wären die meisten Leute schon vier Wochen hier. Die Dixie-Klo Reihe gegenüber war mit Klebeband nummeriert und verziert worden. Nun wurde eifrig Toiletten-Bingo gespielt
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Freitag, 22:30 Uhr - "Eine Legende":
"Kommt heut noch was vernünftiges?" - Diese Kommentare hörte man dieses Jahr desöfteren. Ich mein: Warum fährt jemand zum Festival wo er kaum Bands mag? Davon abgesehen; wir fanden das Line-Up dieses Jahr auch schwach. Aber bestimmte Bands wollten wir unbedingt sehen. Andere kannte wir gar nicht und wollten unvoreingenommen urteilen. Die alten Legenden im Line-Up sind ein absolutes MUSS. Wann hat man schonmal die Chance diese zu sehen ohne extra Geld für ein Solo Konzert auszugeben?
Um 22:30 Uhr trat dann die erste Legende ihren Weg an. "Moby", seit 1990 in Deutschlands Raver Szene bekannt, gab sich die Ehre. In Begleitung einer Big Band und der stimmgewaltigen Frau an seiner Seite, hörte man alle seine Hits. Zwischen Songs wie "Why does my Heart feel so bad", "Raining again" oder "Lift me up" gab es lustige Anekdoten. Unter anderem erzählte er von seinen Auftritten in Deutschland, bei denen der folgende Song, den er 1994 komponierte, immer gut ankam. Dann stimmte er "Feeling so real" an und die Menge tobte. Der Boden bebte unter den Bässen und für kurze Zeit wurde das Rockfestival zur Love Parade.

Den elektronischen Freitag hatten Nachmittags schon einige dutzend Feiernde eingeläutet. Mit Ghettoblaster und Klopapier zog die Menge die lange Straße entlang und zelebrierte so die erste Rave-Parade auf dem Hurricane Festival.

Freitag, 23:58 Uhr - "Ende Tag 1":
Nun fragt sich mancher, wieso sich eingefleischte Rocker an elektronischen Klängen erfreuen können. Die Antwort darauf gab die Hauptbühne. Während Moby in den letzten Klängen lag, spielten dort die "Kings of Leon" auf. Wie anfangs schon erwähnt, gibt es für mich nichts langweiligeres als zu einem Konzert zu gehen und dann festzustellen, dass man genauso gut eine CD hören könnte. Das muss Bewegung rein, da darf nicht alles perfekt klingen, die Hits müssen verändert sein.
"Kings of Leon" waren...hmmmm.....steril.
Die vier Followill Brüder (ja, einer ist nur Cousin, ich weiß), standen wie angewurzelt mit ihren Instrumenten hinterm Mikro. "On Call" klang gut, riss aber nicht mit. Als dann der Super-Hit "Use somebody" kam, war die Menge nicht mehr zu halten. Die Band spielte es mit einer Studioqualität diszipliniert runter. Perfekt - aber öööööde!

Samstag, 00:30 Uhr - "Entmutigt":
Nach dieser Enttäuschung war die Luft raus. "Kraftwerk"spielten noch auf der zweiten Bühne. Eigentlich Pflicht dort nochmal reinzuschauen. Auch "Culcha Candela" im Zelt sollen gut gewesen sein. Uns war die Lust nach diesem Tag aber vergangen. Die besten Auftritte waren zweifellos "The Ting Tings" und "Datarock". Wer braucht schon Headliner?
Diese Frage sollte bis zum Sonntag unbeantwortet bleiben.
Unser Weg führte zurück zum Zelt wo noch fleissig Toiletten-Bingo gespielt wurde und über "Helga" und die "Abschlep-Quote" eine durchschnittlichen Mannes auf einem Festival sinniert wurde. Nebenbei hörte man die prächtige Stimmung aus dem Motor Booty Discozelt. Das Öffnen der Bierdosen, das Klappern der Dixie-Klo Türen und der leicht wummernde Bass des Discozelts schaukelte uns in tiefen, erholsamen Schlaf...

Später mehr - Hurricane Festival 2009 - So war es Teil 2 - Der Samstag!
 
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