„Ich habe George Lucas nicht erkannt…“

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Auf unseren Seiten findet ihr dieser Tage zwei Videos zu meinem Besuch auf der Skywalker Ranch. Da in diesen Filmchen nicht alles gesagt werden kann, will ich euch hier mit weiteren Eindrücken zulabern.

http://vid.buffed.de...er-Ranch-Teil-2

„Die Gelegenheit für einen Besuch auf der Skywalker Ranch kommt vermutlich nur einmal im Leben.“ Das waren die Worte von Olli Haake, als er sich vor wenigen Wochen auf den Weg nach San Francisco machte, um sich direkt vor Ort Episode 1 in 3D anzuschauen. Damals witzelten wir in der Redaktion, dieses Privileg wiege die Verpflichtung, sich zwei Stunden Jar Jar Binks anhören zu müssen, nicht auf und es wäre doch wirklich groß, wenn er direkt nach Filmstart aufstehen und mit den Worten „Ach so! Episode EINS!“ den Raum verlassen würde. Olli war trotzdem da, er war begeistert und nur wenig später stand er wieder vor uns. Dieses Mal mit den Worten „Die Gelegenheit für einen Besuch auf der Skywalker Ranch kommt vermutlich nur zweimal im Leben…“

Ja - er war erneut eingeladen worden. Dieses Mal ging es um Star Wars Kinect und dieses Mal konnte er den Termin nicht wahrnehmen. Es begann also ein mittellanges Hin- und Her, wer jetzt für wen fahren sollte/durfte und schließlich wurde ich anhand der Zahl der bislang angehäuften Actionfiguren ermittelt.
Nicht zuletzt durch den Film „Fanboys“ – eine Komödie über Star Wars-Fans, die in George Lucas‘ berühmtes Firmengelände einbrechen wollen - gilt die Skywalker Ranch nördlich von San Francisco ja inzwischen sowohl als Mekka aller Möchtegernjedis als auch als uneinnehmbare Festung, die niemand ohne Zustimmung des Altmeisters persönlich zu Gesicht bekommt. Selbst Ronald Reagan – so lehrt uns die ansonsten kaum informative Website der Ranch - wurde ein Rundgang verwehrt. Der Besuch in diesen Hallen kommt also für Star Wars-Jünger vielleicht nicht ganz einer Audienz beim Papst gleich, aber doch zumindest einer Tour durch seinen Hobbykeller.

Für mich als jemanden, der sich an ein Leben ohne Star Wars nicht mehr erinnern kann, dessen Wände mit entsprechenden Plakaten tapeziert waren, dessen Bücherregale unter der Last der Jedi-Comics zusammenzubrechen drohten und der es in 30 Jahren nie in die USA geschafft hatte, wäre es natürlich eine himmelschreiende Ungerechtigkeit gewesen, wenn jemand anders die Tour hätte antreten dürfen. Vielleicht jemand schwarzhaariges. Ein Communitymanger vielleicht. Am Ende noch aus dem Osten…

(Okay, Zam hatte Urlaub)


2. März 2012
Mit insgesamt 50 Journalisten an Bord geht es von San Francisco aus über die Golden Gate Bridge Richtung Lucas Valley, San Rafael. Ich und Heinz stellen dabei das einzige deutsche Team. Heinz ist Mháires Plüscheule, die auch als Ko-Moderator der Late Nerd Show dient (bzw WAR, eigentlich ist Heinz vor Kurzem verstorben, aber das ist eine andere Geschichte) und somit mein Ersatz für einen echten Akteur vor der Kamera. Ein Beweisheinz quasi, der aussagt „Ich war da!“ Er würde noch vor einigen typischen Sehenswürdigkeiten posieren müssen.

Das Tal, in dem die Ranch liegt, ist übrigens nicht nach dem Filmemacher benannt. Im Gegenteil hat Lucas den Standort wegen des Namens gewählt. „Lake Ewok“ hingegen wurde erst nach dem Kauf des Geländes so getauft. Vor Ort erwartet uns Chefentwickler Kudo Tsunoda, um vor dem Hintergrund des ikonischen Hauptgebäudes der Ranch geduldig alle Fragen zu beantworten. Der flippige Kudo ist selbst von Sternenkrieg besessen und wird nicht müde, seine eigene Begeisterung über diesen exklusiven Besuch zu betonen. Star Wars Requisiten gibt es hier allerdings leider keine zu sehen. Lediglich George Lucas‘ private Filmplakatsammlung säumt sämtliche Gänge. Auch den Meister selber bekommen wir nicht zu Gesicht, denn entgegen anderslautender Gerüchte wohnt er nicht auf der Ranch. Ich habe also keine Chance, ihn von meinen Drehbuchideen zu überzeugen. Meine Tagträume, in denen er freudenstrahlend auf mich zukam mit den Worten „Nico Mendrek! Du hast doch Nerds of the Old Republic gemacht! Willst du nicht Episode 7 drehen?“ erschienen mir sowieso nicht so wirklich realistisch.

Neben einer Tour zu einem sehr, sehr kleinen Souvenirshop (Plüschewok, T-Shirts, Postkarte, Stifte, Cantina-Glas) bleibt der einzig andere Programmpunkt eine Präsentation des Sound Departments. Hier wird uns gezeigt, wie Lichtschwertgeräusche unter eine Cutscene gelegt werden. Immerhin: Hier sind noch dieselben Leute am Werk, die bereits für Knights of the Old Republic gearbeitet haben und die neuen Tracks im Score wurden vom Londoner Symphonieorchester eingespielt. Ein seltener Aufwand für ein Kinect Game.
Das war’s auch schon auf der Ranch. Ein wenig beschleicht mich (und auch Heinz) das Gefühl, dieser Besuch war reiner Selbstzweck. Eindrücke über das Spiel haben wir hier kaum gewonnen. Offenbar geht es eher darum, uns Journalisten ein Zuckerli mitzugeben, von dem wir noch unseren Urenkeln erzählen können („Mama, warum erzählt Opi von dieser alten Ranch?“ …Ignorante kleine Bastarde, ich kann sie jetzt schon nicht leiden…).

Danach geht es auch schon weiter ins Presidio. Das ehemalige Militärgelände an der Nordspitze von San Francisco beherbergt sowohl Lucasfilm als auch LucasArts und ILM. Hier erwarten uns die unvermeidbaren Cosplayer und – endlich – echte Requisiten aus den Filmen. Die meisten der Kollegen stürzen sich direkt auf den 1,75 großen Vader und einen einsamen Stormtrooper und outen sich damit als Nicht-Fachpresse. Mal ehrlich: Vader und einen von seinen Schergen sehen wir auf jeder Messe! Das kann ja wohl kaum die große Attraktion sein.

Während noch Interviews mit R2D2 geführt werden, schlendere ich schon einmal in die Eingangshalle – in der Hoffnung, irgendeine Requisite begrabbeln zu können. Und: Direkt in der Eingangshalle sind die Lichtschwerter von Luke Skywalker und dem Imperator ausgestellt – Repliken leider. Lebensgroße Statuen von Boba Fett und Darth Vader blicken streng wachend in den Raum. Nicht, dass jemand die Repliken angrabbelt, oder das „L“ von „Lucasfilm“ mitgehen lässt.

Nach einer weiteren Frage- und Antwortrunde mit den Entwicklern (Kudo ist ein wenig genervt, dass seinem Kollegen hier die gleichen Fragen gestellt werden, wie ihm gerade auf der Ranch und macht seinem Unmut durch ein „Nennst du mich einen Lügner?“ Luft) dürfen wir dann auch endlich selbst das Lichtschwert schwingen. In der firmeneigenen Cantina wurden mehrere 3D-Fernseher aufgestellt und unter der Anleitung kompetenter LucasArts-Mitarbeiter, die einige Geschichten über ihren Chef zum Besten geben können („Ich habe George nur ein Mal gesehen und nicht erkannt. Als ich frage ‚Kenne ich dich nicht von irgendwoher?‘ Ging er einfach kopfschüttelnd weg.“), dürfen wir uns im Duell gegen Darth Vader oder im „Jedi Destiny Mode“, dem Storymodus, versuchen. Auch können wir als blutrünstiger Rancor über Tattooine oder Naboo wüten und Passanten fressen oder als halbnackte Leia im Galactic Dance Off mit den Hüften wackeln – ein Spiel für die ganze Familie eben.

Zu diesem Zeitpunkt habe ich alles im Kasten und Heinz beginnt, sich zu langweilen. Ich habe eine Tüte voller Souvenirs und den Inhalt meiner Lucas-Lunchbox habe ich ebenfalls eingepackt - nachdem ich mehrere 1000 Euro für Actionfiguren ausgegeben habe, kann Herr Lucas auch mal für mich sorgen und tatsächlich schaffe ich es mit dieser Verpflegung meinen gesamten US-Aufenthalt zu bestreiten. Das Event geht damit zu Ende, die Zeit in San Francisco jedoch nicht. Vor meinem Rückflug habe ich noch einen ganzen Tag.


3. März

Der Plan also: Ab ans Meer. Unterwegs alle Comicläden abklappern (es sind nur zwei laut google brauchbare dabei). Dort die Golden Gate Bridge abfilmen. Google Maps sagt, es sind ca 6 Meilen vom Hotel zum Strand. Das sollte doch machbar sein.

Tatsächlich ist es schwer, sich in einer Stadt mit rein rechtwinklingen Straßen zu verlaufen. Etwas anders sieht es im Presidio aus – hier muss ich auf dem Weg zum Pazifik durch und kann bei dieser Gelegenheit noch ein paar Bilder vom Lucasfilm-Gebäude machen. Das Presidio wurde mir von den Kollegen als lauschiger kleiner Park beschrieben und so mache ich mich unbeschwert auf den Weg, um diesen zu durchqueren. Leider erweist dieser kleine Park sich schon bald als Gelände voller Wildnis, Baustellen und Autobahnen – und somit voller Umleitungen für Fußgänger, auf denen es ständig auf und ab geht.

Heinz und ich irren ganze vier Stunden durch die Anlage und die Tatsache, dass wir dabei über den Nationalfriedhof UND einen Tierfriedhof stolpern, hebt weder meine noch seine Laune. Dazu kommt natürlich, dass ich Heinz und die Kameratasche auch noch trage (während Heinz mich entgegen unserer Absprache auf dem Rückweg nicht getragen hat) und für San Francisco viel zu warm angezogen bin. Ich bin kein großer Sportler und nach einiger Zeit spüre ich bereits, wie fertig ich aussehen muss. Joggerinnen, die mir entgegen kommen, halten kurz inne und kramen in ihren Taschen – wohl um sich zu vergewissern, dass ihr Pfefferspray bereit liegt. Schließlich erreiche ich aber dennoch den Strand und bekomme meinen Schuss von der Golden Gate Bridge.

Dass ich mich auf einem auch als FFK-Strand genutzten Gelände/Singletreff für Herren wiederfinde, tut meiner Freude über das Erreichen des Ziels nur einen kleinen Abbruch. Der homophobe Heinz drängt aber, diesen Ort der Unsittlichkeit bald wieder zu verlassen. Der Rückweg ähnelt dem oben bereits beschriebenen Hinweg und sorgt immerhin für ruhige Träume auf dem Flug zurück ins malerische Fürth.

Achso, ans Ende muss ja noch ein Fazit. Ich wähle ein Science Fiction Zitat: „Das war ja was.“
 
Und am Ende kamen du, Heinz und der Plüschewok heil heim. Inzwischen tun nicht mal mehr die Füße weh, gell? :P
 
Ja .. der hatte Urlaub und keinen Reisepass :P
 
Comicläden FTW!!!! War bestimmt super schön *neid liest mit* *g*
 
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