Kapitel 46

Evilslyn

Rare-Mob
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Als Arled erwachte, stand die Sonne bereits am Himmel, und tauchte das Zimmer in warmes Licht. Er war noch immer komplett bekleidet, und lag auf der Decke, statt darunter. Sein Kopf fühlte sich an, als hätte man ihn mit Watte vollgestopft. Was war nur geschehen?
Sein Blick fiel neben das Bett, wo er den kleinen Flakon entdeckte, der noch immer unverkorkt, auf dem Teppich lag.
Was hatte Hespa ihm da nur zu trinken gegeben?
Die Erinnerung an den kleinen Kellerraum, und die Vorgänge derer er darin gewahr worden war, traten ihm wieder vor Augen. Ein Untoter, in Gilneas. Das konnte nicht sein. Auch wenn Arled von einem Hof kam, auf den nicht viele Informationen durchdrangen, so war er sich doch sicher, von einer Geißelinvasion hätte er sicher gehört. Aber es war ja keine Invasion. Es war einer. Und das beunruhigte ihn umso mehr. Dieser, dieses etwas, lebte in einem Haus. Nicht in einer Höhle, oder in einer Gruft, wo er sich zwischen echten Leichen hätte verbergen können. Nein, dieser Untote musste einfach Kontakt zu lebenden Menschen pflegen, sonst hätte er sicher nicht so ein Labor in seinem Keller errichten können, wie Arled es gesehen hatte. Und wenn er Kontakt pflegte mit Menschen, was waren das nur für Menschen?
Wo war er hier nur hingeraten. Er würde der Sache auf den Grund gehen müssen, irgendetwas stimmte ganz und gar nicht mit diesem verschlafenen Örtchen.
Kurz nachdem er sich angezogen hatte, klopfte es zaghaft an der Tür, und Merrith erkundigte sich ob sie eintreten dürfe. Sie wirkte gestresst. Hespa hatte sie wohl bereits mit etlichen Aufgaben bedacht, wovon ihn zu wecken, eine der leichtesten war. Als er auf ihren Ruf mit einem kurzen „Herein.“, antwortete, schob sie die Tür einen Spalt auf, streckte ihren Kopf hindurch und beäugte ihn. Als sie bemerkte, dass er bereits bekleidet war, drückte ihr Mund leichten Unmut aus, sie hatte sich offenbar mehr erhofft.
Arled grinste. Er war noch nicht oft auf Mädchen getroffen, und schon gar nicht auf solche die ein augenscheinliches Interesse daran zeigten ihn ohne Hemd zu betrachten.
Das war einer der Nachteile auf einer entlegenen Farm zu leben.
Merrith betrat den Raum und hatte ein Tablett mit Brot, Wurst und Käse bei sich, an dem Arled sich zu bedienen begann, noch bevor sie es abstellte. Sein Hunger war von der kleinen Mahlzeit am Vorabend nur kurz gestillt worden, und nun mit aller Macht zurück gekehrt.
Merrith verlies das Zimmer direkt wieder, da sie noch Dinge zu erledigen habe, teilte ihm jedoch mit, das Hespa ihn wieder im Kaminzimmer erwarte. Arled stöhnte beim Gedanken an ein weiteres Verhör innerlich auf, doch zu Merrith meinte er nur, er würde sich gleich nach dem Essen zu ihr begeben.

Das Gespräch verlief diesmal besser als erhofft. Arled hatte vermutet, erneut diesem nicht enden wollenden Strom von Fragen ausgeliefert zu sein, auf die er selbst keine rechte Antwort wusste. Doch Hespa fragte ihn nur ob er gut geschlafen habe, und stellte ihm dann zwei Männer vor, die ihm bei der Suche nach Flugur helfen sollten.
Der eine hieß Ragi, war von kleiner Statur, doch wirkte drahtig. Seine Augen wirkten wach, und zeugten von einem regen Verstand. Dies, und die Dolche an seinem Gürtel, ließen Arled vermuten, dass er sich im Kampf mehr auf sein Geschick und seine Reflexe verließ, denn auf seine Kraft.
Ganz im Gegensatz zu Hun, seinem Begleiter. Er war in etwa so beweglich wie ein Hackklotz, aber wohl auch ebenso standhaft. Er überragte Arled um beinahe zwei Köpfe, und sein Kreuz war breit genug, das Arled sich ohne Probleme hinter ihm hätte verbergen können.
Sein Gesicht war von einer Narbe geprägt, die unter seinem rechten Auge verlief. Es musste eine üble Verletzung gewesen sein, die diese Narbe zurückgelassen hatte, denn obwohl er einen ungepflegten Bart trug, wuchsen auf seiner Narbe keine Haare. Sein Haupthaar, trug er als dicken Zopf auf seinem Rücken. Er wirkte wie ein Riese auf Arled. Eine Waffe trug er nicht bei sich.
Als sie aus dem Haus traten, wo bereits ein Knecht, mit drei Pferden wartete, stellte sich auch heraus warum Hun keine Waffe bei sich trug. An der Seite seines Pferdes, welches die beiden welche für Ragi und Arled bereit standen fast wie Ponys wirken ließ, hing die gewaltigste Axt die Arled je zu Gesicht bekommen hatte. Etliche Runen überzogen die enormen Axtblätter.
„Ist kaum von dem Ding zu trennen, Zwergenarbeit.“, kommentierte Ragi, mit einem verdrehen seiner Augen. „Wenn er damit besser durch die Türen passen würde, hätte er sie sogar mit hinein genommen, meistens tut er das sogar, doch Hespa hat es ihm verboten.“
Arled stellte sich vor wie Hespa vor diesem Riesen stand und ihn zurechtwies, und obwohl er sie erst so kurz kannte, es bereitete ihm keinerlei Probleme.

Während sie durch die umliegenden Wälder ritten stellte sich Ragi als hervorragender Gesprächspartner heraus, während Hun die meiste Zeit nur stumm dahin ritt. Ab und an, grunzte er über Ragis Kommentare, oder nickte nur wenn dieser ihn etwas fragte.
An Arled direkt richtete er nie das Wort.
Arled gab den Weg an, und so ritten sie zuerst an den Fluss, an dem er und Flugur kampiert hatten, ehe die Erdwelle auf sie zugerast war. Er ging davon aus, von dort am besten rekapitulieren zu können, wo entlang sie gekommen waren. Doch das war leichter gesagt als getan.
Die Erdwelle hatte so viel Schutt und Schlamm vor sich hergeschoben, dass der Flusslauf nicht mehr derselbe war. Zwar war der Fluss noch immer vorhanden, hatte sich allerdings ein neues Bett gesucht, und so lag ihre Feuerstelle nun nicht mehr an einem Fluss, sondern neben einer braunen matschigen Kuhle. Doch von Flugur fehlte jede Spur.
Sie schlugen von dort den Weg ein, auf dem sie Richtung Dämmerungszuflucht gelaufen waren doch auch hier fehlte jede Spur.
Sie umrundeten das Örtchen, nichts.
Als die Sonne begann langsam dem Horizont entgegen zu sinken, sprach unvermittelt Hun mit tiefer dröhnender Stimme, und Arled wäre um ein Haar vor Schreck von seinem Pferd gefallen.
„Es wird Zeit. Hespa hat uns angewiesen rechtzeitig zurück zu kommen. Wir müssen unsere Suche für heute abbrechen.“
„Ja, ja mein Dickerchen ganz ruhig. Ich hab es nicht vergessen. Wir kommen schon rechtzeitig.“, entgegnete Ragi mit einem Schmunzeln in der Stimme. An Arled gewand fuhr er fort. „Wenn es um Hespas Wünsche geht, duldet er keinen Aufschub. Aber er hat schon recht, sie hat uns angewiesen du sollest vor Dämmerung zurück sein, du brauchst noch Schlaf meinte sie.“
„Ich bin gar nicht erschöpft, wir können gerne noch ein wenig weiter suchen.“, erwiderte Arled. Keine Gute Idee.
Hun drehte den Kopf zu ihm, und seine Augen schienen Arled durchbohren zu wollen.
„Sie sagte wir sollen zurück kommen. Entweder du kommst jetzt mit, oder ich bringe dich.“, seine Stimme stellte klar, dass diese Drohung Wortwörtlich zu verstehen war und er bei weiteren Widerworten unangenehme Konsequenzen zu fürchten hätte.
„Keine Angst mein Großer. Ich bin mir sicher Arled wird gerne zurück reiten, er wollte nur sagen das er nicht müde ist.“, beschwichtigte Ragi die Situation.
Hun schnaubte, wendete seinen Blick aber erst wieder nach Vorn, als Arled sein Pferd mit einem Zug an den Zügeln in Richtung Dorf lenkte.

Sie kehrten zurück und Hespa erwartete sie bereits. Als sie berichteten keine Spur von Flugur gefunden zu haben, schien sie dies aufrichtig zu bedauern. Sie versicherte Arled, das Ragi und Hun natürlich auch in den kommenden Tagen bei der Suche behilflich seien würden, und schickte ihn dann auf sein Zimmer. Essen und seinen Heiltrank habe sie dort bereits bereit gestellt. Arled sparte es sich, erneut darauf zu verweisen noch nicht müde zu sein, wünschte den anderen Gute Nacht, bedankte sich bei Hun und Ragi für ihre Hilfe und begab sich in sein Zimmer.

Dort angekommen stellte er sich ans Fenster und blickte hinaus auf Dämmerungszuflucht.
Nebel lag über den Dächern, und verlieh der Szenerie eine unheimlichen Atmosphäre.
Irgendwo unter einem dieser Dächer ging gerade ein Untoter seinen schändlichen Taten nach. Und wer weis was sonst noch in diesem Ort vor sich ging. Arled schauderte. Zum ersten Mal wünschte sich auch der menschliche Teil von ihm eine Vollmondnacht herbei.
In seiner Worgenform wäre vieles leichter gewesen. Sein Geruchsinn hätte ihm eine ganz andere Sicht auf die Stadt ermöglicht. Und sein Worgenkörper wäre auch nicht so verletzlich gewesen, stärker schneller. Aber die nächste Vollmondnacht lag noch in weiter ferne.
Er fragte sich wo Flugur nur abgeblieben war. Er hoffte inständig, dass er nicht ernstlich verletzt oder gar getötet worden war an jenem Tag. Doch dann hätte man ihn ja mit ihm finden müssen, was offenbar nicht der Fall war.
Wahrscheinlich so nahm er an, hatte Flugur sich zurück gezogen, da er nicht wusste was von dem Ort zu erwarten war. Doch warum war er dann nicht wiedergekommen, um ihn zu finden. Womöglich glaubte er ebenfalls an Arleds tot.
Arled wendete sich vom Fenster ab und ging zum Bett. Sein Abendmahl stand wie von Hespa angekündigt daneben. Ein Henkel Trauben, ein Kanten Brot, ein Stück Käse, und daneben wieder ein Flakon mit der grünlichen Flüssigkeit.
Arled aß, alles auf und griff dann nach dem Flakon. Er drehte ihn unschlüssig in seinen Händen. Die Geschmackserinnerung lies sich die Haut in seinem Mund zusammen ziehen.
Medizinische Wirkung hin oder her, war Arled klar, dass der Schlaf, welcher ihn so plötzlich übermannt hatte, nur von dem Getränk herrühren konnte. Und Schlaf konnte er in dieser Nacht gar nicht gebrachen. Er hatte noch etwas vor.
Er öffnete den Flakon, befeuchtete seine Fingerspitzen mit der Flüssigkeit und rieb sie sich auf die Lippen. Dann öffnete er das Fenster und kippte den Rest auf die Dachschindeln. grünlicher Dampf stieg von der Flüssigkeit auf, während sie in Richtung Dachkannel floss.

Dann legte sich Arled ins Bett, ohne sich auszuziehen und tat als ob er schlief.
Die Sonne versank und tauchte das Zimmer in Dunkelheit. Alles war ruhig, und Arled begann sich zu fragen ob er vielleicht doch paranoid war. Vielleicht war es ja doch nur die Erschöpfung gewesen die ihn am Vorabend übermannt hatte. Da hörte er plötzlich Schritte auf dem Flur. Sie waren seltsam gedämpft und begleitet von einem merkwürdigen klicken.
Arled mühte sich seinen Atem langsam und gleichmäßig gehen zu lassen. Gab sich Mühe seinen Herzschlag ruhig zu halten.
Die Türklinke wurde langsam herunter gedrückt, er hörte es mehr als er es in dem dunklen Zimmer sehen konnte, und die Tür wurde behutsam geöffnet. Ein Lichtstrahl fiel vom Flur in den Raum. Durch minimal geöffnete Lieder harrte Arled dessen was nun passieren würde.
Ein Kerze auf einem silbernen Kerzenhalter erschien, doch was Arleds Aufmerksamkeit mehr fesselte als die Kerze selbst, war die haarige Pranke, in der sie gehalten wurde.


… to be continued

Mit freundlichen Grüßen
Eure Evi
 
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