Kapitel 57

Evilslyn

Rare-Mob
Mitglied seit
26.06.2007
Beiträge
454
Reaktionspunkte
2
Kommentare
111
Buffs erhalten
80
Arled öffnete seine Augen, und blickte an die Höhlendecke. Die Pilzhüte, welche sich über ihm ausbreiteten strahlten in ihrem milden Blau und die Sporensegler zogen träge ihre Bahnen. Dies erkannte er jedoch nur durch einen kleinen Korridor, der ihm den Blick nach oben gestattete. Der Rest seines Sichtsfelds wurde von drei Köpfen bestimmt, welche aus großen Augen zu ihm herab blickten. Ragi tätschelte Arleds Wange und redete ruhig aber bestimmt auf ihn ein. Vodan und Hun dagegen blickten lediglich, teilweise geschockt, teilweise verwirrt auf ihn nieder. So als wüssten sie nicht, was sie von den Vorgängen halten sollten.
„Wo…Was…“, stotterte Arled los. Dann kehrte seine Erinnerung zurück.
„Na also, ich wusste doch du wachst wieder auf…“, bemerkte Ragi erleichtert.
„Er ist wach?! Elune sei dank.“, Hun blickte mit großen Augen auf Arled, und Erleichterung zeichnete sich auf seinem Gesicht ab.
Vodan sagte nichts, ließ jedoch einen erleichterten Seufzer durch seine breiten Nüstern entweichen, wobei selbige heftig flatterten.
„Vodan! Wie konntest du ihm nur noch einen Krug von deinem Gesöff einschenken!?“, fuhr Ragi ihn an.
Die Augen des Tauren blickten betroffen in die wütenden Ragis. „Ich dachte er verträgt das. Ist doch ein stattlicher Worg.“
„Niemand! Verträgt dieses Pilzgebräu! Wenn du es nicht trinken würdest wie Wasser, wüsstest du das!“, Ragi war offenbar wirklich wütend.
Vodan, Ragi und Hun, zogen ihre Köpfe zurück und unterbrachen ihr Gespräch, als Arled unvermittelt auf die Füße sprang. Er ließ seinen Blick durch die Höhle schweifen als suche er etwas. Sein Blick war gehetzt.
„Wir müssen hier raus!“, stieß er bestimmt hervor.
„Beruhige dich, wir sinds nur. Arled, du bist Arled, wir haben dich gerettet. Das hier ist Hun…“, Ragi schlug einen Ton an, als wolle er einem Kind etwas erklären, doch weiter kam er nicht.
„Ja, ich weiß. Ragi, Hun und die freundliche Kuh ist Vodan. Aber wir müssen hier weg. Könnten wir das bitte alles etwas abkürzen, und ich erkläre euch alles weitere wenn wir nicht mehr unter Tonnen von Gestein sitzen?!“, Arled bemerkte selbst das sein Tonfall etwas zu ruppig gewählt war, doch als Ragi ansetzte ihn zurechtzuweisen, setzte er im selben Ton hinzu. „Nicht jetzt! Wir müssen weg!“
Bei seinen letzten Worten setzte er sich bereits in Richtung des Weges in Bewegung, auf dem sie die Höhle betreten hatten. Auch wenn sie nicht wussten warum, erkannten nun auch die restlichen drei, dass es ihm ernst war.
„Kommt bald wieder mal vorbei!“, ertönte die dröhnende Stimme Vodans von hinten. Ein Schulterblick zeigte Arled das Vodan sich gesetzt hatte, und ihnen mit einer seiner riesigen Hände nachwinkte. Mit einem Knurren fuhr Arled herum und eilte zurück. Noch bevor er Vodan erreichte zischte er: „Auf die Füße! Du musst mit! Keine Zeit für Erklärungen!“
„Was? Da raus? Hast du eine Ahnung wie Menschen in der Regel reagieren wenn sie Tauren sehen? Für die bin ich doch nur ein Steak!“, trotz des Dröhnens, welches Vodans Stimme zu eigen war, schaffte er es seinen Unmut und Widerwillen klar in seine Worte zu legen.
„Sei nicht albern! Ich habe noch nie gehört dass ein Mensch ein Taurensteak gebraten hätte. Mach jetzt! Soviel sei gesagt, es wird hier schon bald viel unangenehmer sein, als Auge in Auge mit einem Menschen.“, Arleds Stimme duldete keinen Widerspruch.
„Ok, ok, wenn es dir so wichtig ist. Aber ich gehe nicht ohne meine Aufzeichnungen!“, Vodan wirke nicht so, als würde er sich von diesem Vorhaben abbringen lassen. Er stapfte hinüber zu einem der Pilz, dessen Stiel er so ausgehöhlt hatte, dass er ihm als Bücherregal diente. Bedächtig studierte er die Buchrücken. Als er ein Buch heraus nahm, und begann durch die Seiten zu blättern riss Arled, der ihn schon zuvor ungläubig beobachtet hatte, endgültig der Gedultsfaden. Mit wenigen Schritten war er bei Vodan, entriss dem Überrumpelten das Buch und klappte es mit einem Knall zusammen.
„Rucksack!“, war das einzige Wort das er Vodan entgegen schleuderte.
Verdutzt blicke sich Vodan um, machte einige Schritte um den Pilz herum und kehrte mit einer Lederumhängetasche von riesigem Ausmaß zurück.
Arled der ihm bereits ungeduldig die Pranke entgegenstreckte, nahm sie entgegen und fing an wahllos Bücher aus dem Regal in die Tasche zu werfen.
Angesichts der Behandlung die seine Bücher durch Arled erfuhren weiteten sich Vodans Augen entsetzt. „Du kannst doch nicht…, Achtung, das ist…“
Doch ungeachtet seiner besorgten Blicke, den erhobenen Händen, und den Ermahnungen flogen die Bücher weithin in die Tasche.
Als das Regal geleert war, drückte Arled ihm die Tasche in die Arme. Als er schon fast den Weg erreicht hatte wo Ragi und Hun warteten, stand Vodan noch immer am gleichen Fleck, hatte den Beutel geöffnet und blicke besorgt auf seine Bücher.
„Komm jetzt endlich!“, knurrte Arled, wartete aber nicht mehr auf Vodans Reaktion sondern preschte den schmalen Weg an der Höhlewand hinauf. Ragi und Hun folgten ihm.
Just in diesem Moment traf die erste Eruption die Höhle.
Kiesel und kleinere Felsen lösten sich und rollten an den Felswänden hinab. Die sonst so ruhig dahin gleitenden Sporensegler stießen hohe Schreie aus und schossen verwirrt durch die Höhle.
Die Schreie ließen auch Vodan aufhorchen. Sein Blick schoss in die Höhe und folgte dem Flug der Sporensegler. Dann bemerkte er die sich lösenden Felsen, und begriff dass es an der Zeit war zu verschwinden. Überrascht fand sein Suchender Blick Arled, Ragi und Hun, die bereits die Hälfte des Aufstiegs bewältigt hatten. Mit einem donnernden „Wartet!“ setzte er sich in Bewegung.
Arled hoffte das er schnell genug würde aufschließen können. Das nachlassen des Bebens vermittelte den Eindruck als wäre es bereits ausgestanden, doch er wusste es besser. Das Beben war nur ein zarter Vorgeschmack - eine Böe, die dem Orkan voraus ging.
Er erreichte den Gang, durch den sie die Höhle betreten hatten, und eilte hinein. Eine weitere Erschütterung ließ den Boden erzittern. Die Stalaktiten und Stalagmiten vibrierten wie Stimmgabeln, vermittelten Arled ein Gefühl sich in einem riesigen Maul zu befinden. Er konzentrierte sich auf seinen Weg und eilte weiter. Die Wände der Höhle bebten. Knirschend wurde massiver Stein zu Mehl zermalen. Keine Zeit inne zu halten. Keine Zeit zurück zu sehen. Alles was Arled blieb, war die Hoffnung, seine neuen Freunde würden dicht auf seinen Fersen bleiben.
Arled war klar; Wenn die Veränderung, welche er bei seinem Flug über das Land beobachtet hatte, hier in unverminderter Form ankommen würde, die Höhle würde nicht mehr lange bestehen. Erst leise und unter dem Gepolter des Fels kaum wahrnehmbar, dann lauter und lauter werden, kündigte das Tosen der Wassermassen, den Wasserfall an, der den Zugang zur Höhle verbarg.
Sie konnten es schaffen. Mussten es einfach.
Wie als Antwort verstärkte sich das Beben, und mit gewaltigem krachen, lösten sich einige Stalaktiten von der Decke. Arled duckte sich und rannte noch schneller.
Seine Muskeln brannten. Sein Kopf schien zu zerspringen. Die Nachwirkungen des Bieres hemmten seinen Verstand, dass selbst die schiere Panik bei der Vorstellung lebendig begraben zu werden, nur wie durch Leim zu ihm durch zu dringen schien.
Da erkannt er vor sich die Wasserwand hinter welcher Tagslicht schimmerte. Er legte seine letzten Kraftreserven in seine Bein, beschleunigte noch ein wenig mehr, und drückte sich ab. Der Sprung katapultierte ihn durch die Wasserwand, und nur Sekunden später tauchte er in den See.
„Geschafft.“, war sein erster Gedanke, sein Zweiter: „Was ist mit den andern?“
Er riss unter Wasser die Augen auf und blickte sich um. Das Wasser war klar, und so war seine Sicht kaum eingeschränkt. Links von sich sah er den paddelnden Leib eines Worgen den er als Ragis erkannte. Der Worg war bereits auf dem Weg an Land. Er suchte die Wasseroberfläche ab, doch fand er niemanden. Dann blickte er nach unten, und zu seiner Freude, paddelte dort Hun, sichtlich bemüht die Wasseroberfläche zu erreichen.
Doch wo war Vodan? Arled drehte sich einmal um sich selbst während er auftauchte. Kein Taure war zu sehen. Sein Kopf stieß durch die Wasseroberfläche und er blickte zum Wasserfall zurück. Was er dort sah, es wäre lustig gewesen, hätte nicht so immense Angst in Vodans Augen gestanden. Der Taure stand mit dem Rücken an die Felswand gelehnt auf einem schmalen Sims. Er war nicht durch den Wasserfall gesprungen, sondern seitlich daraus hervor gekommen. Da begriff Arled auch schon warum.
In Vodans Hand baumelte seine Tasche, welche mit seinen Büchern gefüllt war.
„Spring!“, schrie ihm Arled zu, als ein ohrenbetäubender Lärm anhob der aus der Höhle zu kommen schien.
„Aber meine Bücher!“, gab der Taure zurück.
„Beim Licht! Da wird gleich alles einbrechen! Spring jetzt!“
„Ja spring!“, ertönte die Angsterfüllte Stimme Huns. Der riesige Worg bot einen seltsamen Anblick, sein Fell hing an ihm herab, und in seinem Blick lag tiefe Sorge um Vodan.
Ragi handelte statt zu sprechen. Mit gewaltigen Schlägen seiner Arme kraulte er ans Ufer. Dort angekommen, wendete er sich um und streckte Vodan die Arme entgegen. „Wirf!“, es war mehr ein Befehl, denn eine freundliche Aufforderung, doch Vodan folgte umgehend. Er schleuderte die Büchertasche in Ragis Richtung. Als dieser sie geschickt fing, konnte man förmlich sehen wie die Anspannung aus Vodan wich. Er ging in die Hocke, und sprang.
Anders als die Worgen landete er nicht Kopf voran, sondern mit angezogenen Beinen, und dem Hosenboden zuerst. Hun und Arled, wurden von der ausgelösten Welle förmlich versenkt. Hustend und prustend tauchte Arled wieder auf, und warf dem fröhlich grinsenden Vodan einen verärgerten Blick zu. Hun dagegen, lachte herzlich. Der Taure und er schienen genau auf einer Wellenlänge zu liegen.
Arled verdrehte nur die Augen, sparte sich seinen Kommentar, und graulte zu Ragi ans Ufer. Als auch Vodan und Hun das Ufer erreicht hatten, ertönte plötzlich ein lautes Zischen. Sie blickten sich überrascht nach der Quelle um. Der Wasserfall der noch gerade eben in eine Woge aus Gischt stürzte, traf nun nicht mehr auf die Wasseroberfläche. Stattdessen prasselte das Wasser auf dicke Lava, die sich als wahrer Strom aus dem inneren der Höhle nach außen ergoss. Sie konnten erkennen, dass das Wasser des Sees an der Eintrittsstelle bereits zu kochen begonnen hatte. Schon bald würde der gesamte See nur noch eine tote Kloake sein.
„Das war es dann für die Pilze und Sporensegler.“, meinte Ragi trocken.
„Die armen Pilze.“, kam von Hun der wehmütig auf jene Stelle schaute, an der sich der Höhlenzugang befunden hatte. Um die Segler schien es ihm nicht leid zu tun.
„Mein Bier…“, jammerte Vodan, der dastand und wieder seine Büchertasche umklammert hielt.
Arled und Ragis Blicke trafen sich, beide verdrehten die Augen, grinsten, und machten sich auf den Weg.
„Kommt schon ihr Beiden. Wir müssen eine neue Unterkunft finden. Es wird bald vollends Hell, und solange wir noch Worgen sind, kommen wir bedeutend schneller voran.“, erklärte Ragi.
„Wo sollen wir denn überhaupt hin?“, Vodans Stimme verlieh noch immer seiner Trauer über den Verlust seines Bieres Ausdruck. Er blickte Ragi erwartungsvoll an. Dieser zuckte nur mit den Schultern, ich glaube das, sollte nicht ich entscheiden. Und mit einem Blick auf Arled, fragte er. „Sag an Arled. Wohin sollen wir uns wenden?“
„Nach Nordost.“, seine Antwort kam ohne Zögern. Es war normal für ihn, das Ragi ihn fragte wo es lang gehen sollte. Die Geschehnisse hatten ihn verändert. Noch vor wenigen Wochen hätte er nicht einmal damit gerechnet, dass irgendjemand bereit wäre, sich von ihm den Weg bestimmen zu lassen. Doch er war gewachsen. Er wusste was kommen musste. Angst war kein Argument dem aus dem Weg zu gehen. Und beileibe er hatte eine Heidenangst. Doch er ließ es sich nicht anmerken. „Zum Greymanewall.“, setzte er hinzu.



…to be continued

Mit freundlichen Grüßen
Eure Evi
 
Zurück