I
Imbads
Guest
Hier eine nette Kurzgeschichte von einem bekannten, sehr angenehm zu lesen wie ich finde.
1. Nachts in der Tundra, Landebahn Kurbelzisch
„Landebahn Kurbelzisch! Landebahn Kurbelzisch bitte kommen! Wir haben schwere Verluste erlitten. Wiederhole, Verluste in allen Sektoren! Plötzliche Geiselaktivität! Lufteinheiten der Geisel. Wiederhole, Lufteinheiten der Geisel in allen Sektoren! Beginnen Notlandung! Hört ihr? Lande-„
Brüllend, schweißgebadet jagte Frin aus seinem Bett hoch. Sein Herz raste und die Bilder in seinem Kopf verschwanden nur langsam.
Minutiös sah er die dunkle Landschaft der Tundra in seinem Geist auftauchen. Die vielen kleinen roten Punkte auf der Landmasse, die in Flammen standen. Und außerhalb des !!@*pits sah er die dunklen Gestalten vorbei rasen. Große, geflügelte Teufel, mit rot glühenden Augen, die ihn angrinsten und schreckliche Schreie von sich gaben. Dann brach die Hölle aus der KOM-Einheit. Yosh, Flieger der zweiten Staffel brüllte etwas über Lufteinheiten der Geißel, darüber, dass die Sektoren 3 bis 15 völlig überrannt wären, bis plötzlich das KOM von Rauschen, Tosen und dem Geschrei sterbender Gnome erfüllt war. Auf allen Frequenzen. Berichte von Verlusten, Angriffen, Todesschreie, Panik, Furcht. Mit zittriger Hand hielt Frin seinen Kopf fest, vor seinem inneren Auge sah er die Maschinen brennend in Richtung Boreanische Tundra stürzen. Einheit für Einheit. Auch einzelne Piloten waren darunter. Sie flogen im freien Fall, teils brennend, in die Dunkelheit. Kreischend, ihre Augen mit blankem Entsetzen erfüllt.
Seine Faust schlug auf dem Nachttisch auf. Krampfhaft versuchte er seine Fassung wieder zu erlangen und sich endlich zu beruhigen. Tief einatmen und wieder ausatmen. So, wie man es ihnen damals in den Übungen beigebracht hatte. Langsam wirkte es. Das Zittern verschwand, sein Verstand begann die Bilder auszublenden, das Schreien der Gnome verlor sich, sein Herz schlug langsamer. Dann herrschte Ruhe, wunderbare Stille.
Frin Kupferschlag fasste sich entnervt an die Schläfe. Das musste bereits die fünfte Nacht sein, die nach demselben Schema verlief. Seit dem Absturz und der Vernichtung seiner Fliegerstaffel war er nicht in der Lage normal zu denken. Sein Appetit war praktisch nicht vorhanden und sein Verstand schien ihm unheimliche Streiche zu spielen. Ständig hörte und sah er Dinge, die im nächsten Moment nicht mehr da waren. Erst gestern hatte er geglaubt eine Gestalt in der Fliegerhalle gesehen zu haben, die ihn aus einer dunklen Ecke beobachtete. Selbst nach mehrfachen Rufen zeigte sie sich nicht und kam nicht aus dem dunklem hervor, bis sich Frin zusammen nahm und mit der Rohrzange im Anschlag in Richtung Gestalt lief. Doch als er ankam und hinter der Maschine nachsah, fand er nichts vor, außer einem leeren Werkzeugkasten und einem ölverschmierten Technikeroverrall. Er hatte niemanden etwas von diesem Vorfall erzählt, die anderen dachten ohnehin bereits, dass er seit dem Absturz nicht mehr normal war. So etwas würde sie nur noch mehr anstacheln. Aber er war sich sicher, dass da etwas gewesen war.
Frin schnappte sich seine alte Rohrzange, die ihn seit seiner Fliegerausbildung als Glücksbringer begleitete, und seufzte.
„Zeit für einen kleinen Spaziergang", murmelte er und verlies das Zimmer durch kleine Tür.
2. Rohrzangen und Gnomische Anatomie, Maschinenhangar Kurbelzisch
Um diese Uhrzeit war es gewöhnlich sehr ruhig auf der Landebahn, insbesondere in den Mannschaftsunterkünften und den Maschinenhangars. Gelegentlich wurden Reparaturarbeiten an beschädigten Fliegern noch bis spät in die Nacht ausgeführt, allerdings gab es seit dem großen Absturz nicht mehr viele zu reparierende Flieger. Nun warteten die Techniker auf neues Material aus Ironforge, um weitere Maschinen bauen zu können. Eine gewisse Unruhe hatte sich unter den Gnomen eingestellt. Es war ein ungewöhnliches Gefühl von so vielen Schrottteilen umgeben zu sein und dennoch nichts Richtiges damit anfangen zu können, weil die Grundausstattung des Materials fehlte. Frin begutachtete ein seltsames Konstrukt, dass von den Technikereinheiten liebevoll Schrott-Bot3 getauft wurde. Eine bizarre Konstruktion, aus den neu entdeckten Metall, Kobalterz, das sie vor einiger Zeit in der Umgebung der Landebahn abgebaut hatten. Auf eine gewisse Art und Weise beunruhigte ihn dieses Ding, allein dieser Gedanke erschreckte Frin aufs Tiefste. Er war ein verdammter Gnom! Das Volk, das sich wohl am meisten durch seine genialen Erfindungen auszeichnete und seinem Hang zur absoluten Innovation. Auch wenn diese Brotröstungsmaschine ein ziemlicher Flop gewesen ist, definierte ihre Kreation allein das innovative Wesen seines Volkes. Dennoch wirkte dieses Ding unheimlich auf ihn. Die rubinroten Augen waren nun matt rot, da die Maschine abgeschaltet war, doch sie glühten intensiv sobald sie wieder aktiviert wurde.
Genau wie die Augen der Flugbestien.
Frin zuckte zusammen und schlug wütend gegen die mit Metallplatten verstärkte Hangarwand. Er war hier draußen um sich zu beruhigen, nicht um sich wieder in seinen schrecklichen Erinnerungen zu verlieren. Zeit weiter zu gehen, er wollte nach seiner geliebten Maschine sehen, eines der wenigen Flugzeuge, die den Angriff überstanden hatten und noch intakt war. Ein paar kleine Verbesserungen, das sollte ihn lange genug ablenken, bis er wieder friedlich schlafen konnte.
Mit hastigen Schritten ging er den Gang entlang in Richtung Rep-Station 3, dort wo seine geliebte Terrorschraube stand. Ihm wurde mollig warm ums Herz, wenn er daran dachte, wie er seine Maschine mit seinen Werkzeugen verbessern und „heilen" würde, Freude stieg in ihm auf und die Welt nahm endlich schönere Züge an. Er begann zu pfeifen.
Endlich kam er an. Da stand sie, seine große Liebe, die Terrorschraube. Eine der besten Flugmaschinen dieser Staffel, bestückt mit feinster Gnomentechnik, verstärkt durch kleine persönliche Modifikationen und liebevoll verziert durch ihn und seinem Co-Pilot Jansen. Jansen, schoss es ihm durch den Kopf. Er hatte ihn eigentlich besuchen wollen auf der Med-Station, denn er kam beim Absturz nicht so glimpflich davon wie er. Sein linker Arm war an mehreren Stellen gebrochen und seine Beine waren unter den Metallteilen der Maschine eingequetscht gewesen. Aber dafür war auch noch morgen Zeit. Jansen war sein Freund, aber ihn in diesem Moment zu sehen, würde ihn wieder nur aufwühlen. Und das wollte er nicht.
„Ich komm dich morgen besuchen Jansen… aber jetzt muss ich erst mal hier sein", murmelte er und machte sich an die Arbeit.
Stunden vergingen und Frin zeigte immer noch keine Anzeichen von Ermüdung. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und verbreitete dabei etwas Öl. In der Spieglung auf der Flugzeugoberfläche sah er es und musste herzlich lachen. Doch sein Lachen verging ihm schnell. Als er etwas in der Spieglung sah, dass nicht zu ihm gehörte. Etwas huschendes. Mit fest umklammerte Rohrzange drehte er sich ruckartig herum und suchte nach dem huschenden Ding. Wieder nichts. Plötzlich ertönte ein metallisches Geräusch. Stapfen… Zischen… Klicken. Langsam kam Frin von der Leiter runter, die Rohrzange schlagbereit in der linken Hand. Das Geräusch kam aus dem Eingang zum Flur, jemand hatte das Licht ausgeschaltet. Nervös fummelte Frin an seinem Gürtel und holte mit einer zittrigen Bewegung eine Fangnetzvorrichtung hervor. Sicher ist sicher, dachte er sich.
„Wer ist da?",rief er laut aus und ging näher in Richtung Eingang. „Na los, zeig dich du Scherzbold… ich tue dir auch nicht weh!".
In seiner Stimme lag weitaus mehr Selbstbewusstsein, als er momentan eigentlich hatte, aber die Umstände stählten ihn. Keine Panik, kein Entsetzen, stehe deinen Gnom raste es ihm durch den Kopf.
Das Geräusch war nun keine 10 Schritte mehr entfernt und Frin versteckte sich hinter einem Haufen Kisten, während er den Eingang weiterhin beobachtete. Er staunte nicht schlecht, als die Schrott-Bot Einheit erschien. Ihre Augen glühten in einem widerlichen Rot und es gab im spuckenden Ton Audioinformationen ab. Sie lief noch etwa zehn Meter weiter, bis sie zusammenbrach und die Audiostimme langsam an Kraft verlor.
„Wessen kranke Idee ist das gewesen?!", brüllte Frin wütend. „Ich bin nicht in der Laune für solche hirnrissigen Sachen, wer auch immer da ist, du wirst in den nächsten Minuten eine Welt der Schmerzen kennen lernen, wie du sie noch nie geka-", noch während Frin diese Sätze ausstoß und aufgeregt zum Eingang lief, krachte hinter ihm etwas von oben herab.
Erschrocken drehte er sich um, die Rohrzange zum Zuschlagen bereit und schrie entsetzt, als er sah, was da hinter aufgetaucht war. Ein schattenartiges Wesen in gebückter Haltung, bestückt mit zwei großen ledrigen Flügeln, einem Maul voller spitzer, nadelartiger Zähne und rot glühenden Augen. Wie zur Salzsäule erstarrt, sah Frin dieses Ding an, bis es ihn anspring und dabei fürchterliche Schreie von sich gab. Das holte ihn aus seiner Paralyse raus und Frin sprang zurück. Das Wesen krachte mit dem Kopf voran auf den Boden und gurgelte wütend, während es versuchte sein Gleichgewicht wieder zu finden. Frin nutze die Möglichkeit und schlug mit aller Kraft zu. Einmal, zweimal, dreimal. Immer wieder raste die Rohrzange auf die Kreatur nieder, bis der Kopf des Monstrums nur noch ein blutiger Brei aus Knochen und Gehirnmasse war. Es bewegte sich nicht mehr.
Frin seufzte und lies die Rohrzange fallen. Zitternd lies er sich an den Kisten entlang gleiten und setzte sich auf den Boden. Seine Hände waren vom Blut des Monstrums beschmiert, kleine Gewebefetzen hingen an seinem Gesicht, sein Herz raste wie vorher, doch es war tot. Er hatte es eigenhändig getötet! Er lächelte triumphierend.
„… was hast du getan?", ertönte eine entsetzte Stimme aus dem hinteren Bereich des Hangars.
Frin sah nach hinten und erblickte einen bleichen Gnom, dem der Angstschweiß auf der Stirn stand. Er war verwirrt. Was soll er getan haben. Er hatte ein Monstrum getötet, mehr nicht, als wenn das alleine schon keine großartige Leistung gewesen wäre.
„Oh nein! Du Irrer! Du hast sie umgebracht! Du krankes Schwein! Zu Hilfe! Hilfe!", der Technikergnom rannte los und verschwand nach Hilfe rufend aus der Halle.
Völlig verwirrt sah Frin dem Gnom nach, warum machte er so einen Aufstand? Dann begann es ihm langsam zu dämmern, der Gedanke allein lies sein Herz anhalten. Mit wachsenden Entsetzten drehte Frin seinen Kopf in Richtung der Blutlache.
Dort sah er die Überreste von Meryn Flinkfinger, eine der besten Technikerinnen die Landebahn Kurbelzisch zu bieten hatten. Ihr Schädel war zertrümmert. Die Rohrzange lag blutverschmiert neben ihm. Panik kroch in Frins Verstand empor.
Jansen würde wohl länger auf seinen Besuch warten müssen.
3. Ein alter Gaul und ein kleiner Wicht, Transportroute VLK
Zarachiel hielt die Zügel des Karrens und lies sie gelegentlich aufpeitschen, wenn die Esel an Geschwindigkeit verloren. Sie waren bereits zu lange unterwegs, auch wenn die Route die sie benutzten als sicher galt. Der alte Zwerg kratze sich am bärtigen Kinn und warf einen Blick zu seinem langjährigen Gefährten hinüber. Dort saß im hinteren Teil des Karrens ein kleiner Gnom, der sich an einigen Kisten zu schaffen machte.
„Was suchst du denn Schraubstock?" tönte der alte Zwerg entnervt von der Kramerei seines Kollegen.
„Das übliche", kam es als Antwort zurück, „Informationen über unseren neuen Fälle, Personalakten, eben all der Kram der zu unserer Arbeit gehört Zara."
Grummelnd wandte sich Zarachiel wieder den Eseln zu und begann sie schneller voran zu treiben. Auf keinen Fall wollte er noch nachts auf dieser Strecke unterwegs sein, egal wie sicher diese Strecke angeblich war. Eine weitere Stunde verging und Zarachiel hatte sich mittlerweile an das kramende Geräusch gewöhnt, das sein kleiner Freund mit einer faszinierenden Inbrunst verursachte.
„Ha!", Schraubstock hüpfte mit einem zusammen gebundenen Bündel Papiere neben ihn auf die Karrenbank und lies das Gummiband vom Bündel gleiten.
„Hm? Was hast du schönes gefunden alter Freund?", fragte Zarachiel neugierig und entspannter, nachdem das Kramen endlich aufgehört hatte.
„Unser neuster Fall Zara, eine recht interessante Angelegenheit. Eine alte Bekannte hat mich über diesen Vorfall in Kenntnis gesetzt und um Hilfe gebeten.", sprach der Gnom.
„So, so, das ist also der Grund, warum du mich heute noch mitten in der tiefsten Nacht aus meinem Schlaf gerissen hast und mich zu Tode erschreckt hast?", kam die säuerliche Antwort.
„Wenn du tot bist, hast du genug Zeit zum schlafen Zara", lachte der Gnom und begann in der Akte zu blättern. „Hm… ein klassischer Fall, hier schau es dir einmal an."
Zarachiel übergab Schraubstock die Zügel, der gleich darauf die Esel zu größeren Elan anspornte und den Karren damit zu einer holprigen Geschwindigkeit verhalf. Neugierig begann der Zwerg damit, die Akte zu studieren und ging den zusammen gefassten Bericht des Kurbelzischer Vorstehers durch.
„Hört sich nach einem klassischen Fall von posttraumatischer Belastungsstörung an, die Symptome sind ziemlich eindeutig. Aggressives und dissoziatives Verhalten, Depressionen, Suizidgedanken… was zur? Wahnvorstellungen?"
Schraubstock nickte.
„Ja, sie sagte, dass er von einem Ungeheuer mit roten Augen und Fangzähnen sprach, hat ihn angeblich in der Hangarhalle überfallen und versucht ihn umzubringen. Tja, allerdings hat es sich dabei um einen anderen Gnom gehandelt", erklärte Schraubstock trocken.
Zarachiel kramte in der Akte, bis er auf die Aufnahmen des Tatortes stieß.
„Uh, ziemlich brutal. Er muss mehr als nur einmal zugeschlagen haben, so wie der Kopf… sowie die Überreste aussehen. Hm, aber ungewöhnlich ist es nicht unbedingt. Fälle von „austickenden" Kriegsteilnehmern die unter großer Belastung standen sind nicht ungewöhnlich, denk nur einmal an den Soldaten in der Vallianzfeste zurück, der seinen Kameraden mit einer zerbrochen Flasche die Kehle zerfetzt hat, weil er ihn dumm angemacht hat. Ehrlich Schraubstock, ich sehe darin keine großen Ungewöhnlichkeiten…", sprach der Zwerg.
„Zara, die Vallianzfeste ist gut besiedelt, dort gab es weitaus weniger Fälle dieser Art als in Kurbelzisch", seufzte der Gnom, "Tatsächlich läuft einiges schief auf der Landebahn. Es gab vermehrt Berichte über verschwundene Arbeiter, extreme Ausbrüche von Gewalt unter den Mannschaftsmitgliedern, sogar Fälle von Selbstmord. Du musst eines bedenken", der Gnom sah ihn nun mit ernster Miene an, "Kurbelzisch liegt sehr weit abseits des „sicheren" Gebietes, um ganz genau zu sein grenzt es direkt an einem Gebiet das als Geiselhoheitsgebiet gilt… angeblich soll sogar eine Nekropole gesichtet worden sein."
„Nekropole, eh?" brummte Zarachiel finster.
Schraubstock nickte und lies Zarachiel ein paar Seiten weiter blättern, bis er auf eine in Sektionen eingeteilte Karte stieß.
„Das ganze Chaos nahm seinen Lauf mit einer gescheiterten Erkundung des Luftraums rund um Kurbelzisch auf", Schraubstock zeigte auf die mit Rot markierten Gebiete, die auf der Karte mit der Bezeichnung Sektoren 1-15 beschriftet waren. „Die Einheiten wurden von Lufteinheiten der Geisel angegriffen, es war ein Massaker, nicht einmal die Hälfte aller Flieger hat es geschafft zurück zu kehren. Und unser Fall... nun, er war einer der wenigen, die es geschafft haben. Allerdings scheint sein Verstand stark unter den Ereignissen gelitten zu haben… und in Anbetracht der Tatsache mit den Geiselgebieten steckt vielleicht mehr dahinter", sinnierte der Gnom.
Zarachiel nickte.
„Aye, eine vernünftige Annahme. Wahrscheinlich auch eine richtige. Also, die Gnome der Landebahn Kurbelzisch sind einem erhöhten Stressfaktor ausgesetzt. Das ganze gewinnt an Dynamik, bis sich gute Freunde an die Gurgel gehen und versuchen sich gegenseitig umzubringen, weil sie misstrauisch werden und Dinge sehen, die nicht wirklich da sind. Hm… klingt für mich wie ein klassischer Fall von Belastungsstörung UND Massenhysterie."
Die beiden sahen aneinander schweigend an. Es war das selbe Muster, seit dem Zeitpunkt an dem sich die zwei kennen gelernt hatten. Und keiner wollte, dass es sich ändert.
Zarachiel grinste.
„Kurbelzisch, wir kommen!"
Die untergehende Sonne warf ihre Schatten über die Boreanische Tundra und langsam ragten die Bohrtürme und Maschinenhangare der Landebahn Kurbelzisch bedrohlich hinter dem Horizont hervor.
4. Rostige Räder, Bohrplattform 3
Vollgas Kurbelzisch war beinahe vor Stolz geplatzt, er vom Hochtüftler den Auftrag zur Erkundung Nordends und dem Bau einer neuen Gnomensiedlung erhalten hatten. Seine Auftaktsrede war monumental gewesen, er hatte von Pionieren gesprochen, von tapferen Gnomen, bereit alles für ihr Volk zu geben und den Gefahren des Nordens zu trotzen und erfolgreich inmitten des brutalen Landes zu sein. Nun ging er im Geiste seine Rede durch und begann damit bestimmte Sätze zu streichen. Mit besorgter Miene sah er über das gewaltige, inzwischen mechanisierte Areal, das einst eine dampfende Wasserlandschaft war.
Große Pumpstationen erhoben sich aus dem Boden, verbunden mit fassdicken Kabeln, Rohrleitungen und Pipelines. Tiefenschachte wurden geschlagen, verstärkt mit Metallgerüsten und an ein komplexes, unterirdisches Netzwerk aus Minen und Tunneln angeschlossen. Die Adern, die Blutversorgung seiner Landebahn. Durch sie wurden die notwendigen Rohstoffe in das Herz der Gnomenanlage befördert. Der Bau war beschwerlich und viele gute Gnome hatten dabei ihr Leben gelassen oder wurden schwer verletzt. Aber sie hatten Erfolg gehabt. Inzwischen war Landebahn Kurbelzisch einer der strategisch wichtigsten Punkte für sein Volk. Tief in den unteren, düsteren Regionen seines Hirnes sah er sich schon als neuen Obertüftler, der Gnom, der sein Volk in ein neues glorreiches Zeitalter der Technik führen würde.
Doch die grausame Realität hatte den kleinen Mann schnell wieder eingeholt, als er zu seinem Tech-Offizieren sah, welche gerade die Verluste der einzelnen Sektoren durchrechneten.
„Sektor Sieben hat 20 Prozent an Effektivität und Produktionsrate verloren, Tendenz steigend Großtüftler Kurbelzisch. Außerdem haben wir weitere Berichte von Personalverlusten erhalten. Zwei Mechanisten, ein Med-Spezialist, sowie zwei Minenarbeiter. Der technische Schaden beläuft sich auf drei zerstörte Bohreinheiten, zwei defekte Stridereinheiten und wahrscheinlich 4 ausgefallene Pipelines! Weitere Berichte folgen in kürze!"
Vollgas nickte grimmig.
„Schicken sie jeweils eine Rep-Einheit und eine Strider-Einheit zum Schutz der Rep-Einheit los, wir brauchen diese Anlage. Bisher ist sie neben Sektion Fünfzehn die lukrativste und beim heiligen Zahnrad, ich werde den Nether auf und ab springen, sollten wir sie verlieren!", fauchte der wutentbrannte Kurbelzisch.
„Aber Großtüftler, wir kö-", wollte ein Mitglied des Tech-Stabes erwidern, bis der zornige Blick des Gnomes auf ihn viel.
„Dies ist unser Machwerk… unser Fleisch. Unser Blut. Und wir werden nicht wie die Feiglinge die Flucht ergreifen, nur weil es nicht nach Plan läuft. Verstanden?" ,zischte Vollgas gereizt.
„… ja, natürlich Großtüftler Kurbelzisch. Verstanden."
Mit resigniertem Blick orderte der uniformierte Gnom die ausgewählten Einheiten die ausgewählte Sektion zu untersuchen und die Schadensminimierungsprotokolle einzuleiten. In wenigen Sekunden würden weitere Gnome mit ihren Maschinen in die Eingeweide Azeroths hinabsteigen, um die Befehle des Hochtüftlers zu befolgen. Der Tech-Offizier schluckte schwer. Wie viele Einheiten waren bereits auf diese Art verschwunden? Dennoch konnte er den Hochtüftler verstehen, immerhin war dies ihre große Chance. Und solche Gelegenheiten kommen selten. Schweren Herzen erteilte er den Autorisierungscode und sah auf der visuellen KOM-Einheit, wie sich die Truppen in Bewegung setzten.
Kurbelzisch überblickte wieder sein Hoheitsgebiet. Niemand würde ihm dieses Areal streitig machen. Nicht die Geisel, nicht der Wahnsinn, niemand. Er würde seine Vision verwirklichen. Nur die Ankunft dieser beiden Spezialisten beunruhigte ihn. Er sah in Richtung untergehende Sonne, die sein Reich mit blutroten Schleier überzog.
Schon bald würden sie ankommen…
5. Sturrköpfigkeit, Kurz vor Landebahn Kurbelzisch
Zarachiel lag auf seinem Rücken und versuchte es sich so bequem wie möglich zu machen, während der schwer beladene Eselkarren der Landebahn immer näher entegen kam. Qualm stieg von seiner Pfeife auf, während er genüßlich seine letzten Vorräte an Siabitabak verrauchte. Gutes Kraut, es würde schwer werden, vergleichbar gutes wieder zu finden. Er seufzte und machte innerlich einen Vertrag mit sich selber, dass er die Finger vom Kraut lassen würde, wenn er keines von ähnlich guter Qualität finden würde.
"So, wir sind gleich da Zara.", sagte Schraubstock. Der Gnom hatte alle Mühe die Esel unter Kontrolle zu halten. Die Tieren waren unruhig, das konnte er sehen und spüren anhand ihrer immer größer werdenden, störrischen Art. Schraubstock zuckte zusammen, als plötzlich ein Bündel mit Karotten auf seinem Schoß landete. Verwundert drehte er sich nach hinten und konnte seinen zwergichen Begleiter grinsend auf dem Karren liegen sehen.
"Nimm die Angel dazu und du hast einen wunderbaren Motivator für unsere tierische Freunde.", lachte der alte Zwerg.
Schraubstock folgte seinem Rat und kombinierte in Windeseile die zwei Teile miteinander. Und tatsächlich, die Esel folgten dem Köder ohne zu zögern oder weiteren Radau zu machen. Er musste grinsen. Polternd kam Zarachiel wieder nach vorne und setzte sich neben den Gnom, die Pfeife im Mundwinkel angelegt.
"Das Zeug wird dich eines Tages umbringen Zara.", sagte Schraubstock und hustete."Und mich wahrscheinlich auch...", als ihm der Qualm entegen kam.
"Das mag sein, aber dann kann ich abtreten und sagen, dass ich einen wahrhaft genussvollen Tod gehabt habe. Einen, mit herrlich frischem Aroma und kräftigen Geschmack, gerösteter-"
"Ja, ja, ja, ich habe es schon verstanden du alter Suchtbart.", unterbrach ihn der immer heftiger hustenede Gnom. "Würdest du deine Ansprachen und Gebete nur genauso leidenschaftlich vortragen, dann hättest du nicht ständig Ärger mit der Ironforge-Bruderschaft. Und... na ja, vielleicht wäre es auch gut, wenn du sie nicht ständig Idioten nennen würdest."
"Aber es SIND Idioten!", protestierte Zarachiel.
"Aye, trotzdem ist es unklug, ihnen dies direkt ins Gesicht zu sagen... vor versammelten Rat, an den ranghöchsten Abt addressiert." erwiederte Schraubstock trocken.
"Ach das hast du gemeint. Ehm... nun.... also.... ich... ", antwortete Zarachiel.
"Ja?"
"... fahr einfach weiter Schraubstock. Ich arbeite schon an dem Entschuldigungsschreiben für den Rat."
"Du arbeitest also seit drei vollen Monaten an dem Schreiben?", kam es trocken zurück.
"Aye, gut Ding will Weile haben und ähnlicher Kram.", nickte der Zwerg.
"Mh... so langsam verstehe ich, warum man ausgerechnet uns nach Northend versetzt hat.", sagte Schraubstock und peitschte die Esel nach vorne.
Edit: Vote hinzugefügt, gibt euer Feedback und eure + Bewertungen ab. Der bekannte hat die Woche noch Abi, aber danach besucht er den Link mit etwas Glück gibt's eine Fortsetzung!
1. Nachts in der Tundra, Landebahn Kurbelzisch
„Landebahn Kurbelzisch! Landebahn Kurbelzisch bitte kommen! Wir haben schwere Verluste erlitten. Wiederhole, Verluste in allen Sektoren! Plötzliche Geiselaktivität! Lufteinheiten der Geisel. Wiederhole, Lufteinheiten der Geisel in allen Sektoren! Beginnen Notlandung! Hört ihr? Lande-„
Brüllend, schweißgebadet jagte Frin aus seinem Bett hoch. Sein Herz raste und die Bilder in seinem Kopf verschwanden nur langsam.
Minutiös sah er die dunkle Landschaft der Tundra in seinem Geist auftauchen. Die vielen kleinen roten Punkte auf der Landmasse, die in Flammen standen. Und außerhalb des !!@*pits sah er die dunklen Gestalten vorbei rasen. Große, geflügelte Teufel, mit rot glühenden Augen, die ihn angrinsten und schreckliche Schreie von sich gaben. Dann brach die Hölle aus der KOM-Einheit. Yosh, Flieger der zweiten Staffel brüllte etwas über Lufteinheiten der Geißel, darüber, dass die Sektoren 3 bis 15 völlig überrannt wären, bis plötzlich das KOM von Rauschen, Tosen und dem Geschrei sterbender Gnome erfüllt war. Auf allen Frequenzen. Berichte von Verlusten, Angriffen, Todesschreie, Panik, Furcht. Mit zittriger Hand hielt Frin seinen Kopf fest, vor seinem inneren Auge sah er die Maschinen brennend in Richtung Boreanische Tundra stürzen. Einheit für Einheit. Auch einzelne Piloten waren darunter. Sie flogen im freien Fall, teils brennend, in die Dunkelheit. Kreischend, ihre Augen mit blankem Entsetzen erfüllt.
Seine Faust schlug auf dem Nachttisch auf. Krampfhaft versuchte er seine Fassung wieder zu erlangen und sich endlich zu beruhigen. Tief einatmen und wieder ausatmen. So, wie man es ihnen damals in den Übungen beigebracht hatte. Langsam wirkte es. Das Zittern verschwand, sein Verstand begann die Bilder auszublenden, das Schreien der Gnome verlor sich, sein Herz schlug langsamer. Dann herrschte Ruhe, wunderbare Stille.
Frin Kupferschlag fasste sich entnervt an die Schläfe. Das musste bereits die fünfte Nacht sein, die nach demselben Schema verlief. Seit dem Absturz und der Vernichtung seiner Fliegerstaffel war er nicht in der Lage normal zu denken. Sein Appetit war praktisch nicht vorhanden und sein Verstand schien ihm unheimliche Streiche zu spielen. Ständig hörte und sah er Dinge, die im nächsten Moment nicht mehr da waren. Erst gestern hatte er geglaubt eine Gestalt in der Fliegerhalle gesehen zu haben, die ihn aus einer dunklen Ecke beobachtete. Selbst nach mehrfachen Rufen zeigte sie sich nicht und kam nicht aus dem dunklem hervor, bis sich Frin zusammen nahm und mit der Rohrzange im Anschlag in Richtung Gestalt lief. Doch als er ankam und hinter der Maschine nachsah, fand er nichts vor, außer einem leeren Werkzeugkasten und einem ölverschmierten Technikeroverrall. Er hatte niemanden etwas von diesem Vorfall erzählt, die anderen dachten ohnehin bereits, dass er seit dem Absturz nicht mehr normal war. So etwas würde sie nur noch mehr anstacheln. Aber er war sich sicher, dass da etwas gewesen war.
Frin schnappte sich seine alte Rohrzange, die ihn seit seiner Fliegerausbildung als Glücksbringer begleitete, und seufzte.
„Zeit für einen kleinen Spaziergang", murmelte er und verlies das Zimmer durch kleine Tür.
2. Rohrzangen und Gnomische Anatomie, Maschinenhangar Kurbelzisch
Um diese Uhrzeit war es gewöhnlich sehr ruhig auf der Landebahn, insbesondere in den Mannschaftsunterkünften und den Maschinenhangars. Gelegentlich wurden Reparaturarbeiten an beschädigten Fliegern noch bis spät in die Nacht ausgeführt, allerdings gab es seit dem großen Absturz nicht mehr viele zu reparierende Flieger. Nun warteten die Techniker auf neues Material aus Ironforge, um weitere Maschinen bauen zu können. Eine gewisse Unruhe hatte sich unter den Gnomen eingestellt. Es war ein ungewöhnliches Gefühl von so vielen Schrottteilen umgeben zu sein und dennoch nichts Richtiges damit anfangen zu können, weil die Grundausstattung des Materials fehlte. Frin begutachtete ein seltsames Konstrukt, dass von den Technikereinheiten liebevoll Schrott-Bot3 getauft wurde. Eine bizarre Konstruktion, aus den neu entdeckten Metall, Kobalterz, das sie vor einiger Zeit in der Umgebung der Landebahn abgebaut hatten. Auf eine gewisse Art und Weise beunruhigte ihn dieses Ding, allein dieser Gedanke erschreckte Frin aufs Tiefste. Er war ein verdammter Gnom! Das Volk, das sich wohl am meisten durch seine genialen Erfindungen auszeichnete und seinem Hang zur absoluten Innovation. Auch wenn diese Brotröstungsmaschine ein ziemlicher Flop gewesen ist, definierte ihre Kreation allein das innovative Wesen seines Volkes. Dennoch wirkte dieses Ding unheimlich auf ihn. Die rubinroten Augen waren nun matt rot, da die Maschine abgeschaltet war, doch sie glühten intensiv sobald sie wieder aktiviert wurde.
Genau wie die Augen der Flugbestien.
Frin zuckte zusammen und schlug wütend gegen die mit Metallplatten verstärkte Hangarwand. Er war hier draußen um sich zu beruhigen, nicht um sich wieder in seinen schrecklichen Erinnerungen zu verlieren. Zeit weiter zu gehen, er wollte nach seiner geliebten Maschine sehen, eines der wenigen Flugzeuge, die den Angriff überstanden hatten und noch intakt war. Ein paar kleine Verbesserungen, das sollte ihn lange genug ablenken, bis er wieder friedlich schlafen konnte.
Mit hastigen Schritten ging er den Gang entlang in Richtung Rep-Station 3, dort wo seine geliebte Terrorschraube stand. Ihm wurde mollig warm ums Herz, wenn er daran dachte, wie er seine Maschine mit seinen Werkzeugen verbessern und „heilen" würde, Freude stieg in ihm auf und die Welt nahm endlich schönere Züge an. Er begann zu pfeifen.
Endlich kam er an. Da stand sie, seine große Liebe, die Terrorschraube. Eine der besten Flugmaschinen dieser Staffel, bestückt mit feinster Gnomentechnik, verstärkt durch kleine persönliche Modifikationen und liebevoll verziert durch ihn und seinem Co-Pilot Jansen. Jansen, schoss es ihm durch den Kopf. Er hatte ihn eigentlich besuchen wollen auf der Med-Station, denn er kam beim Absturz nicht so glimpflich davon wie er. Sein linker Arm war an mehreren Stellen gebrochen und seine Beine waren unter den Metallteilen der Maschine eingequetscht gewesen. Aber dafür war auch noch morgen Zeit. Jansen war sein Freund, aber ihn in diesem Moment zu sehen, würde ihn wieder nur aufwühlen. Und das wollte er nicht.
„Ich komm dich morgen besuchen Jansen… aber jetzt muss ich erst mal hier sein", murmelte er und machte sich an die Arbeit.
Stunden vergingen und Frin zeigte immer noch keine Anzeichen von Ermüdung. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und verbreitete dabei etwas Öl. In der Spieglung auf der Flugzeugoberfläche sah er es und musste herzlich lachen. Doch sein Lachen verging ihm schnell. Als er etwas in der Spieglung sah, dass nicht zu ihm gehörte. Etwas huschendes. Mit fest umklammerte Rohrzange drehte er sich ruckartig herum und suchte nach dem huschenden Ding. Wieder nichts. Plötzlich ertönte ein metallisches Geräusch. Stapfen… Zischen… Klicken. Langsam kam Frin von der Leiter runter, die Rohrzange schlagbereit in der linken Hand. Das Geräusch kam aus dem Eingang zum Flur, jemand hatte das Licht ausgeschaltet. Nervös fummelte Frin an seinem Gürtel und holte mit einer zittrigen Bewegung eine Fangnetzvorrichtung hervor. Sicher ist sicher, dachte er sich.
„Wer ist da?",rief er laut aus und ging näher in Richtung Eingang. „Na los, zeig dich du Scherzbold… ich tue dir auch nicht weh!".
In seiner Stimme lag weitaus mehr Selbstbewusstsein, als er momentan eigentlich hatte, aber die Umstände stählten ihn. Keine Panik, kein Entsetzen, stehe deinen Gnom raste es ihm durch den Kopf.
Das Geräusch war nun keine 10 Schritte mehr entfernt und Frin versteckte sich hinter einem Haufen Kisten, während er den Eingang weiterhin beobachtete. Er staunte nicht schlecht, als die Schrott-Bot Einheit erschien. Ihre Augen glühten in einem widerlichen Rot und es gab im spuckenden Ton Audioinformationen ab. Sie lief noch etwa zehn Meter weiter, bis sie zusammenbrach und die Audiostimme langsam an Kraft verlor.
„Wessen kranke Idee ist das gewesen?!", brüllte Frin wütend. „Ich bin nicht in der Laune für solche hirnrissigen Sachen, wer auch immer da ist, du wirst in den nächsten Minuten eine Welt der Schmerzen kennen lernen, wie du sie noch nie geka-", noch während Frin diese Sätze ausstoß und aufgeregt zum Eingang lief, krachte hinter ihm etwas von oben herab.
Erschrocken drehte er sich um, die Rohrzange zum Zuschlagen bereit und schrie entsetzt, als er sah, was da hinter aufgetaucht war. Ein schattenartiges Wesen in gebückter Haltung, bestückt mit zwei großen ledrigen Flügeln, einem Maul voller spitzer, nadelartiger Zähne und rot glühenden Augen. Wie zur Salzsäule erstarrt, sah Frin dieses Ding an, bis es ihn anspring und dabei fürchterliche Schreie von sich gab. Das holte ihn aus seiner Paralyse raus und Frin sprang zurück. Das Wesen krachte mit dem Kopf voran auf den Boden und gurgelte wütend, während es versuchte sein Gleichgewicht wieder zu finden. Frin nutze die Möglichkeit und schlug mit aller Kraft zu. Einmal, zweimal, dreimal. Immer wieder raste die Rohrzange auf die Kreatur nieder, bis der Kopf des Monstrums nur noch ein blutiger Brei aus Knochen und Gehirnmasse war. Es bewegte sich nicht mehr.
Frin seufzte und lies die Rohrzange fallen. Zitternd lies er sich an den Kisten entlang gleiten und setzte sich auf den Boden. Seine Hände waren vom Blut des Monstrums beschmiert, kleine Gewebefetzen hingen an seinem Gesicht, sein Herz raste wie vorher, doch es war tot. Er hatte es eigenhändig getötet! Er lächelte triumphierend.
„… was hast du getan?", ertönte eine entsetzte Stimme aus dem hinteren Bereich des Hangars.
Frin sah nach hinten und erblickte einen bleichen Gnom, dem der Angstschweiß auf der Stirn stand. Er war verwirrt. Was soll er getan haben. Er hatte ein Monstrum getötet, mehr nicht, als wenn das alleine schon keine großartige Leistung gewesen wäre.
„Oh nein! Du Irrer! Du hast sie umgebracht! Du krankes Schwein! Zu Hilfe! Hilfe!", der Technikergnom rannte los und verschwand nach Hilfe rufend aus der Halle.
Völlig verwirrt sah Frin dem Gnom nach, warum machte er so einen Aufstand? Dann begann es ihm langsam zu dämmern, der Gedanke allein lies sein Herz anhalten. Mit wachsenden Entsetzten drehte Frin seinen Kopf in Richtung der Blutlache.
Dort sah er die Überreste von Meryn Flinkfinger, eine der besten Technikerinnen die Landebahn Kurbelzisch zu bieten hatten. Ihr Schädel war zertrümmert. Die Rohrzange lag blutverschmiert neben ihm. Panik kroch in Frins Verstand empor.
Jansen würde wohl länger auf seinen Besuch warten müssen.
3. Ein alter Gaul und ein kleiner Wicht, Transportroute VLK
Zarachiel hielt die Zügel des Karrens und lies sie gelegentlich aufpeitschen, wenn die Esel an Geschwindigkeit verloren. Sie waren bereits zu lange unterwegs, auch wenn die Route die sie benutzten als sicher galt. Der alte Zwerg kratze sich am bärtigen Kinn und warf einen Blick zu seinem langjährigen Gefährten hinüber. Dort saß im hinteren Teil des Karrens ein kleiner Gnom, der sich an einigen Kisten zu schaffen machte.
„Was suchst du denn Schraubstock?" tönte der alte Zwerg entnervt von der Kramerei seines Kollegen.
„Das übliche", kam es als Antwort zurück, „Informationen über unseren neuen Fälle, Personalakten, eben all der Kram der zu unserer Arbeit gehört Zara."
Grummelnd wandte sich Zarachiel wieder den Eseln zu und begann sie schneller voran zu treiben. Auf keinen Fall wollte er noch nachts auf dieser Strecke unterwegs sein, egal wie sicher diese Strecke angeblich war. Eine weitere Stunde verging und Zarachiel hatte sich mittlerweile an das kramende Geräusch gewöhnt, das sein kleiner Freund mit einer faszinierenden Inbrunst verursachte.
„Ha!", Schraubstock hüpfte mit einem zusammen gebundenen Bündel Papiere neben ihn auf die Karrenbank und lies das Gummiband vom Bündel gleiten.
„Hm? Was hast du schönes gefunden alter Freund?", fragte Zarachiel neugierig und entspannter, nachdem das Kramen endlich aufgehört hatte.
„Unser neuster Fall Zara, eine recht interessante Angelegenheit. Eine alte Bekannte hat mich über diesen Vorfall in Kenntnis gesetzt und um Hilfe gebeten.", sprach der Gnom.
„So, so, das ist also der Grund, warum du mich heute noch mitten in der tiefsten Nacht aus meinem Schlaf gerissen hast und mich zu Tode erschreckt hast?", kam die säuerliche Antwort.
„Wenn du tot bist, hast du genug Zeit zum schlafen Zara", lachte der Gnom und begann in der Akte zu blättern. „Hm… ein klassischer Fall, hier schau es dir einmal an."
Zarachiel übergab Schraubstock die Zügel, der gleich darauf die Esel zu größeren Elan anspornte und den Karren damit zu einer holprigen Geschwindigkeit verhalf. Neugierig begann der Zwerg damit, die Akte zu studieren und ging den zusammen gefassten Bericht des Kurbelzischer Vorstehers durch.
„Hört sich nach einem klassischen Fall von posttraumatischer Belastungsstörung an, die Symptome sind ziemlich eindeutig. Aggressives und dissoziatives Verhalten, Depressionen, Suizidgedanken… was zur? Wahnvorstellungen?"
Schraubstock nickte.
„Ja, sie sagte, dass er von einem Ungeheuer mit roten Augen und Fangzähnen sprach, hat ihn angeblich in der Hangarhalle überfallen und versucht ihn umzubringen. Tja, allerdings hat es sich dabei um einen anderen Gnom gehandelt", erklärte Schraubstock trocken.
Zarachiel kramte in der Akte, bis er auf die Aufnahmen des Tatortes stieß.
„Uh, ziemlich brutal. Er muss mehr als nur einmal zugeschlagen haben, so wie der Kopf… sowie die Überreste aussehen. Hm, aber ungewöhnlich ist es nicht unbedingt. Fälle von „austickenden" Kriegsteilnehmern die unter großer Belastung standen sind nicht ungewöhnlich, denk nur einmal an den Soldaten in der Vallianzfeste zurück, der seinen Kameraden mit einer zerbrochen Flasche die Kehle zerfetzt hat, weil er ihn dumm angemacht hat. Ehrlich Schraubstock, ich sehe darin keine großen Ungewöhnlichkeiten…", sprach der Zwerg.
„Zara, die Vallianzfeste ist gut besiedelt, dort gab es weitaus weniger Fälle dieser Art als in Kurbelzisch", seufzte der Gnom, "Tatsächlich läuft einiges schief auf der Landebahn. Es gab vermehrt Berichte über verschwundene Arbeiter, extreme Ausbrüche von Gewalt unter den Mannschaftsmitgliedern, sogar Fälle von Selbstmord. Du musst eines bedenken", der Gnom sah ihn nun mit ernster Miene an, "Kurbelzisch liegt sehr weit abseits des „sicheren" Gebietes, um ganz genau zu sein grenzt es direkt an einem Gebiet das als Geiselhoheitsgebiet gilt… angeblich soll sogar eine Nekropole gesichtet worden sein."
„Nekropole, eh?" brummte Zarachiel finster.
Schraubstock nickte und lies Zarachiel ein paar Seiten weiter blättern, bis er auf eine in Sektionen eingeteilte Karte stieß.
„Das ganze Chaos nahm seinen Lauf mit einer gescheiterten Erkundung des Luftraums rund um Kurbelzisch auf", Schraubstock zeigte auf die mit Rot markierten Gebiete, die auf der Karte mit der Bezeichnung Sektoren 1-15 beschriftet waren. „Die Einheiten wurden von Lufteinheiten der Geisel angegriffen, es war ein Massaker, nicht einmal die Hälfte aller Flieger hat es geschafft zurück zu kehren. Und unser Fall... nun, er war einer der wenigen, die es geschafft haben. Allerdings scheint sein Verstand stark unter den Ereignissen gelitten zu haben… und in Anbetracht der Tatsache mit den Geiselgebieten steckt vielleicht mehr dahinter", sinnierte der Gnom.
Zarachiel nickte.
„Aye, eine vernünftige Annahme. Wahrscheinlich auch eine richtige. Also, die Gnome der Landebahn Kurbelzisch sind einem erhöhten Stressfaktor ausgesetzt. Das ganze gewinnt an Dynamik, bis sich gute Freunde an die Gurgel gehen und versuchen sich gegenseitig umzubringen, weil sie misstrauisch werden und Dinge sehen, die nicht wirklich da sind. Hm… klingt für mich wie ein klassischer Fall von Belastungsstörung UND Massenhysterie."
Die beiden sahen aneinander schweigend an. Es war das selbe Muster, seit dem Zeitpunkt an dem sich die zwei kennen gelernt hatten. Und keiner wollte, dass es sich ändert.
Zarachiel grinste.
„Kurbelzisch, wir kommen!"
Die untergehende Sonne warf ihre Schatten über die Boreanische Tundra und langsam ragten die Bohrtürme und Maschinenhangare der Landebahn Kurbelzisch bedrohlich hinter dem Horizont hervor.
4. Rostige Räder, Bohrplattform 3
Vollgas Kurbelzisch war beinahe vor Stolz geplatzt, er vom Hochtüftler den Auftrag zur Erkundung Nordends und dem Bau einer neuen Gnomensiedlung erhalten hatten. Seine Auftaktsrede war monumental gewesen, er hatte von Pionieren gesprochen, von tapferen Gnomen, bereit alles für ihr Volk zu geben und den Gefahren des Nordens zu trotzen und erfolgreich inmitten des brutalen Landes zu sein. Nun ging er im Geiste seine Rede durch und begann damit bestimmte Sätze zu streichen. Mit besorgter Miene sah er über das gewaltige, inzwischen mechanisierte Areal, das einst eine dampfende Wasserlandschaft war.
Große Pumpstationen erhoben sich aus dem Boden, verbunden mit fassdicken Kabeln, Rohrleitungen und Pipelines. Tiefenschachte wurden geschlagen, verstärkt mit Metallgerüsten und an ein komplexes, unterirdisches Netzwerk aus Minen und Tunneln angeschlossen. Die Adern, die Blutversorgung seiner Landebahn. Durch sie wurden die notwendigen Rohstoffe in das Herz der Gnomenanlage befördert. Der Bau war beschwerlich und viele gute Gnome hatten dabei ihr Leben gelassen oder wurden schwer verletzt. Aber sie hatten Erfolg gehabt. Inzwischen war Landebahn Kurbelzisch einer der strategisch wichtigsten Punkte für sein Volk. Tief in den unteren, düsteren Regionen seines Hirnes sah er sich schon als neuen Obertüftler, der Gnom, der sein Volk in ein neues glorreiches Zeitalter der Technik führen würde.
Doch die grausame Realität hatte den kleinen Mann schnell wieder eingeholt, als er zu seinem Tech-Offizieren sah, welche gerade die Verluste der einzelnen Sektoren durchrechneten.
„Sektor Sieben hat 20 Prozent an Effektivität und Produktionsrate verloren, Tendenz steigend Großtüftler Kurbelzisch. Außerdem haben wir weitere Berichte von Personalverlusten erhalten. Zwei Mechanisten, ein Med-Spezialist, sowie zwei Minenarbeiter. Der technische Schaden beläuft sich auf drei zerstörte Bohreinheiten, zwei defekte Stridereinheiten und wahrscheinlich 4 ausgefallene Pipelines! Weitere Berichte folgen in kürze!"
Vollgas nickte grimmig.
„Schicken sie jeweils eine Rep-Einheit und eine Strider-Einheit zum Schutz der Rep-Einheit los, wir brauchen diese Anlage. Bisher ist sie neben Sektion Fünfzehn die lukrativste und beim heiligen Zahnrad, ich werde den Nether auf und ab springen, sollten wir sie verlieren!", fauchte der wutentbrannte Kurbelzisch.
„Aber Großtüftler, wir kö-", wollte ein Mitglied des Tech-Stabes erwidern, bis der zornige Blick des Gnomes auf ihn viel.
„Dies ist unser Machwerk… unser Fleisch. Unser Blut. Und wir werden nicht wie die Feiglinge die Flucht ergreifen, nur weil es nicht nach Plan läuft. Verstanden?" ,zischte Vollgas gereizt.
„… ja, natürlich Großtüftler Kurbelzisch. Verstanden."
Mit resigniertem Blick orderte der uniformierte Gnom die ausgewählten Einheiten die ausgewählte Sektion zu untersuchen und die Schadensminimierungsprotokolle einzuleiten. In wenigen Sekunden würden weitere Gnome mit ihren Maschinen in die Eingeweide Azeroths hinabsteigen, um die Befehle des Hochtüftlers zu befolgen. Der Tech-Offizier schluckte schwer. Wie viele Einheiten waren bereits auf diese Art verschwunden? Dennoch konnte er den Hochtüftler verstehen, immerhin war dies ihre große Chance. Und solche Gelegenheiten kommen selten. Schweren Herzen erteilte er den Autorisierungscode und sah auf der visuellen KOM-Einheit, wie sich die Truppen in Bewegung setzten.
Kurbelzisch überblickte wieder sein Hoheitsgebiet. Niemand würde ihm dieses Areal streitig machen. Nicht die Geisel, nicht der Wahnsinn, niemand. Er würde seine Vision verwirklichen. Nur die Ankunft dieser beiden Spezialisten beunruhigte ihn. Er sah in Richtung untergehende Sonne, die sein Reich mit blutroten Schleier überzog.
Schon bald würden sie ankommen…
5. Sturrköpfigkeit, Kurz vor Landebahn Kurbelzisch
Zarachiel lag auf seinem Rücken und versuchte es sich so bequem wie möglich zu machen, während der schwer beladene Eselkarren der Landebahn immer näher entegen kam. Qualm stieg von seiner Pfeife auf, während er genüßlich seine letzten Vorräte an Siabitabak verrauchte. Gutes Kraut, es würde schwer werden, vergleichbar gutes wieder zu finden. Er seufzte und machte innerlich einen Vertrag mit sich selber, dass er die Finger vom Kraut lassen würde, wenn er keines von ähnlich guter Qualität finden würde.
"So, wir sind gleich da Zara.", sagte Schraubstock. Der Gnom hatte alle Mühe die Esel unter Kontrolle zu halten. Die Tieren waren unruhig, das konnte er sehen und spüren anhand ihrer immer größer werdenden, störrischen Art. Schraubstock zuckte zusammen, als plötzlich ein Bündel mit Karotten auf seinem Schoß landete. Verwundert drehte er sich nach hinten und konnte seinen zwergichen Begleiter grinsend auf dem Karren liegen sehen.
"Nimm die Angel dazu und du hast einen wunderbaren Motivator für unsere tierische Freunde.", lachte der alte Zwerg.
Schraubstock folgte seinem Rat und kombinierte in Windeseile die zwei Teile miteinander. Und tatsächlich, die Esel folgten dem Köder ohne zu zögern oder weiteren Radau zu machen. Er musste grinsen. Polternd kam Zarachiel wieder nach vorne und setzte sich neben den Gnom, die Pfeife im Mundwinkel angelegt.
"Das Zeug wird dich eines Tages umbringen Zara.", sagte Schraubstock und hustete."Und mich wahrscheinlich auch...", als ihm der Qualm entegen kam.
"Das mag sein, aber dann kann ich abtreten und sagen, dass ich einen wahrhaft genussvollen Tod gehabt habe. Einen, mit herrlich frischem Aroma und kräftigen Geschmack, gerösteter-"
"Ja, ja, ja, ich habe es schon verstanden du alter Suchtbart.", unterbrach ihn der immer heftiger hustenede Gnom. "Würdest du deine Ansprachen und Gebete nur genauso leidenschaftlich vortragen, dann hättest du nicht ständig Ärger mit der Ironforge-Bruderschaft. Und... na ja, vielleicht wäre es auch gut, wenn du sie nicht ständig Idioten nennen würdest."
"Aber es SIND Idioten!", protestierte Zarachiel.
"Aye, trotzdem ist es unklug, ihnen dies direkt ins Gesicht zu sagen... vor versammelten Rat, an den ranghöchsten Abt addressiert." erwiederte Schraubstock trocken.
"Ach das hast du gemeint. Ehm... nun.... also.... ich... ", antwortete Zarachiel.
"Ja?"
"... fahr einfach weiter Schraubstock. Ich arbeite schon an dem Entschuldigungsschreiben für den Rat."
"Du arbeitest also seit drei vollen Monaten an dem Schreiben?", kam es trocken zurück.
"Aye, gut Ding will Weile haben und ähnlicher Kram.", nickte der Zwerg.
"Mh... so langsam verstehe ich, warum man ausgerechnet uns nach Northend versetzt hat.", sagte Schraubstock und peitschte die Esel nach vorne.
Edit: Vote hinzugefügt, gibt euer Feedback und eure + Bewertungen ab. Der bekannte hat die Woche noch Abi, aber danach besucht er den Link mit etwas Glück gibt's eine Fortsetzung!
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