[Kurzgeschichten]

Sive

NPC
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Morgenrot


Für Sandra, die mich dazu inspiriert hat.




Er wusste das es eine törichte Idee war die Hilfe des Ordens auszuschlagen, doch das es so schlimm war, hätte er nicht erwartet.

Die Defias hatten ein kleines Dorf in Westfall überfallen und waren nun mit ihrer Beute auf dem Weg zurück in Ihr Versteck.
Seit dem Tod von Van Cleef war Chaos in der Bruderschaft ausgebrochen.
Mehrere versuchten den Titel des neuen Anführers für sich zu beantspruchen und gingen dabei mit einer Brutalität vor die für Ihn als Paladin unverständlich war.

Er murmelte ein kurzes Stoßgebet um den Schutz des Lichtes anzuflehen und fühlte wie sich seine Glieder mit rechtschaffenem Zorn füllten und ihm die Kraft gaben sein Handwerk zu verrichen.
Er zog Schwert und Schild und trat auf die Straße.

„Bis hierhin und nicht weiter.“ stellte er sich ihnen entschlossen entgegen.

Einer gegen 8.
Die Chancen standen nicht schlecht das er heute den Dienst für das Licht quittieren würde. Aber würde in Überzeugung sterben und seine Aufgabe mit Eifer erfüllen.

„Eh Boss, ist der Kerl verrückt oder einfach nur Dämlich?“ fragte einer der ein Gesicht wie ein Oger hatte und genauso stank.

Die Anderen grinsten, sie dachten er wäre leichte Beute. Es würde ihm die Sache leichter machen.
Vielleicht würde er diese Nacht doch noch überleben.

„Borov, Radis. Kümmert euch um diesen Trottel, ich wil hier nicht die ganze Nacht rumhocken.“

Das musste der Anführer sein, er musste zuerst sterben.

Borov zog eine riesige Keule aus einem Lederriemen über der Schulter, Radis einen Langdolch aus seinem Gürtel.

So stürmten sie auf ihn ein und er hielt stand.
Er musste standhalten! Er war ein Paladin, ein heilliger Krieger, ein Bollwerk des Lichts!

Borov bewegte sich als Erster.

Mit seiner riesigen Keule die mehr einem Holzprügel ähnelte schlug er von oben zu.
Er hob den Schild um diesen Schlag zu parriern und bereute es sofort.
Der Einschlag traff ihn wie ein Schock und ließ seinen linken Arm erlahmen.
Radis nutzte die Gunst der Stunde und hieb in Richtung seiner Kehle, doch eine kurze Finte wie er sie im Kloster gelernt hatte ließ Radis seinen eigenen Hals treffen anstelle des seinen. Er hielt sich die Kehle und versuchte seinen Lebenssaft zu bewahren der ihm unablässig aus den Adern floß, doch vergebens.

In diesem kurzen Moment des Erstaunens rief er das Licht an, es möge seinen Arm heilen.

Er rief und das Licht antwortete, eine freundliche, wohlige Wärme breitete sich in seinem Arm und seinem ganzen Körper aus. Gestärkt und mit neuem Eifer stürzte er sich auf die restlichen Defias.

Er hatte den Körper von einem, den Mut von Fünf.

Er parrierte, wich aus, blockte und hackte sich so seinen Weg durch die Defias.
Adrenalin zirkulierte in seinem Körper und übernahm die Macht über seine Muskeln.
Schwerter brachen, Schilde splitterten und nacheinander gingen die Defias zu Boden so sah er sich am Ende den letzten zwei Defias gegenüber.

Doch dann geschah etwas Unvorhergesehenes.
Er dachte sie hätten nur das Dorf geplündert, aber niemand hatte ihm gesagt das sie eine Geisel hatten!

Der Anführer hatte ein junges Mädchen, vielleicht sechzehn oder siebzehn Winter alt, an den Haaren gepackt und hielt ihr einen Dolch unter das Kinn.

„Der Spaß ist vorbei Kirchenhund!“ rief er. „Lass die Waffen fallen oder ich mache ein Filet aus ihr!“

Der zweite Grinste nun auch und freute sich auf die bevorstehende Befriedigung des Tötens.

Widerwillig ließ er Schwert und Schild in den Staub und das Dämmerlicht der Straße fallen während eine Stimme in seinem Kopf schrie. „Töte ihn! Zerfetze ihn! Scher dich nicht um die Göre!“
Mit einem geistigen Nein brachte er seinen Kopf zum Schweigen und suchte nach einem Ausweg.

„Eigentlich wollten wir uns heute den Abend mit einem kleinen ##%% dieser Bauernstochter vertreiben, doch DU, kleiner Kirchenhund bist mit auch recht.

Er schubste das Mädchen weg, zog einen Säbel und ging in eine fesche Fechtposition.

Innerlich rollte er mit den Augen. „Er versuchte zu imponieren. Auch das noch...“

„Ich werd dich wie einen Fisch filetieren, Paladin. Und wenn ich erst mit dir fer-“
„Was ist das auf deiner Schulter Boss?“ warf der andere ein.

Er konnte nicht anders. Er musste zusehen.
Wenn man davon absah das dieses...Ding auf zwei Beinen ging hatte es Ähnlichkeit mit einer Ratte.

„Brenne.“ hörte er eine Stimme sagen.

Der andere ging in Flammen auf und wälzte sich unter Schreien und Qualen auf dem Boden.
Nach wenigen Sekunden hörte er auf zu zucken und blieb reglos liegen.

Doch Anführer bekamm nun Angst. Er vergaß jedoch das er noch einen Gast seiner Schulter hatte.
Mit einem schrillem Schrein sprang ihm das Rattengeschöpf in sein Gesicht.

„Nehmt es Weg! Bitte!“ Schrie er. Doch es war zu spät. Das Geschöpf griff zu, und die kleinen Hände leuchteten wie kleine Sonnen.

Der Mann schrie und riss sich das Geschöpf vom Gesicht und noch bevor Er nach seinem Schwert oder dem Schild greifen konnte war der Defias im Gebüsch verschwunden.

„Komm her Yazqup.“ sagte abermals die Stimme.

Er griff nach seiner Ausrüstung und war bereit sich zu verteidigen, was auch immer kommen mochte.
Um so mehr stutze er als er in das Gesicht einer Frau blickte.





Warum musste sie immer so nett sein?
Eigentlich hätte sie entspannt zusehen können wie die Defias aus den dummen Paladin kleine Scheibchen gemacht hätten.
Doch als der Anführer von ihnen ein junges Mädchen nahm, da ging ihr der Spaß zu weit.
Wenn es nur nicht immer so belastend wäre anderen zu helfen!
Sie verfluchte einmal mehr ihre Hilfsbereitschaft und ging in Position um dem Paladin zu helfen...
Von da an ging alles schnell.
Sie rief die Macht des Nethers an und verbrannte den Fetten bei lebendigem Leib, genoß dabei seine Schreie und seine Qualen wie einen erlesenen Wein.
Ihr kleiner Wichtel brachte sich unterdessen in Position auf der Schulter des Anführers, er hatte in seinem Entsetzen nichts davon gemerkt und selbst wenn, er wäre zu spät gewesen.

Auf ihr mentales Zeichen hin, brannte Yazqup dem Mann die Augen aus, ja..sein Schrei war nichts im Vergleich zu dem armseligen Gewimmer das anderen..
Doch dann riss der Defias sich den Wichtel vom Gesicht und flüchtete ins Gebüsch.
Was für eine Schmach! Sie hatte sich gehen lassen, den Moment zu sehr ausgekostet!
Murrend rief sie Yazqup zurück.

Sie sah den Paladin an. Er starrte zurück.

„Ihr...habt mich gerettet?“

Sie nickte vorsichtig, man konnte bei Paladinen nie wissen was in ihren Köpfen vorging.

„Dürfe ich Euren Namen erfahren?“

Sie nannte ihn.

Sie stutzte als er plötzlich vor ihr niederkniete.
„Nun Milady, da ihr das meinige Leben gerettet habt, so will ich es Euch schenken. Ich schwöre das euch kein Leid in meiner Nähe zugefügt werden wird.“

Darauf wusste sie keine Antwort.

„Hört auf zu scherzen Paladin. Ich werde jetzt gehen.“

„Ich scherze nicht Herrin.“
Hatte der Kerl sie grade „Herrin“ genannt?

Sie achtete nicht weiter drauf und folgte der Straße weiter um ihr Ziel möglichst noch Morgen zu erreichen. Über die Schulter sah sie das der Paladin ihr folgte, was solls er würde schon noch aufgeben.

Nach 4 Stunden Dauermarsch hatte er immernoch nicht aufgegeben.
Es wurde Ihr zuviel. Sie würde sich umdrehen und dem Paladin eine Lektion erteilen.

Eine Millisekunde nachdem sie sich umgedreht hatte hörte sie wie etwas an ihrem Hinterkopf vorbei schoss. Sie wusste, stehen bleiben würde den Tod bedeuten. Weiterlaufen den Paladin.
Sie fluchte und rannte weiter, gönnte sich jedoch einen kleinen Blick nach rechts um einen Blick auf das Geschoss zu erhaschen, es war ein Wurfmesser.

Der Paladin hatte wohl scharfe Augen, denn er wartete schon mit Schwert und Schild auf sie.

„Hinter mich Herrin!“ rief er mit voller Überzeugung.

Sie sahen beide was aus dem Gebüsch taumelte. Es war der Anführer, oder vielmehr das was von ihm übrig war.

„Ihhrrrrrr....!“ Seine linke Gesichtshälfte war vollständig verbrannt, es fehlte ein Auge und aus seinem Mund trat weißer Schaum des Wahnsinns. Es stank fürchterlich.

„Kirrrrrchenbasssstarrrd...ich werrrde dirr und deiner Hexen!@%* diese Qualen hunderrrrtfach zurrückzahlennn!“
Sie konnte den Wahnsinn in seinen Augen sehen, wie er langsam auf sie zu kam, bereit sein restliches Leben auszuhauchen, nur um sie noch mitzunehmen.

Mit seinem Säbel stürmte er auf sie zu, doch der Paladin wurde wieder zum Bollwerk.

Der Säbel brach.
Der Schädel brach.
Der Schild nicht.

Sie zwang sich von der verstreuten Hirnmasse wegzusehen und fing an zu rennen.
Irgendwann blickte sie hinter sich und sah immernoch den Paladin.

„Warum!“ schrie sie. „Warum folgst du mir!?“

„Herrin, ich habe geschworen mein Leben eurer Verteidigung zu widmen.“ erwiederte er als wäre es das natürlichste auf der Welt.

Sie drehte sich um und sah den Paladin lächeln, es war ein sanftes, warmes, fürsorgliches Lächeln wie sie es schon lange nicht mehr gesehen hatte.
Sie konnte nicht anders, sie musste zurücklächeln.

„Wie war Euer Name?“ hörte sie sich sagen.

Er nannte ihn. Und es war ein schöner Name.

Vielleicht gab es doch einen Morgen für sie...



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