Kurzgeschichtenprojekt: Hallow's End

Yalda

Rare-Mob
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Heute: Süßes oder SauresMeine Jungs feiern die Schlotternächte - und was wäre Süßes oder Saures ohne die lieben Kinder?

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Eigentlich war es ganz einfach: man beugte sich vor und fischte mit den Zähnen einen Apfel aus dem Bottich. Wenn man geschickt war, wurde man auch kaum dabei nass. Yaldagor saß so gut wie trocken auf dem Fußboden, knabberte an seinem gewonnenen Apfel und beobachtete seine Freunde dabei, wie sie sich blamierten. Der Boden um das Apfelfass war bereits durchnässt und so angesabbert wie die Äpfel nun waren, würde sicher kein anderer mehr an diesem kleinen Wettbewerb teilnehmen.

"Unfair, mon." Yucajin verpasste dem großen Bottich im Gasthaus einen Tritt mit dem Fuß. "Datt is nix für Trolle. Datt is schlechtes Mojo."
"Ich dachte...." brummte Davaketh amüsiert "...Trolle seien eine uns ach so überlegene Rasse."
"Yo mon, im Kampf, wenn wir unsere Gegner austricksen. Bei der Jagd, wenn wir unz geübt auf die Beute stürzen. Bei der Paarung wenn wir unsere extrem attraktiven Körper einsetzen um-"
Das Ende des Satzes wurde von Gurgelgeräuschen erstickt, als Davaketh Yucajins Kopf in den Wassertrog mit den schwimmenden Äpfeln drückte.
"Puh, Glück gehabt." sagte Sarimir. "Ich glaube meine Vorstellungskraft hätte diese Details aus seinem Leben nicht überlebt."
Davaketh ließ den Troll los, der nun keuchend, und keifend aus dem Apfeltrog hochblickte.
Auf einem der langen Trollhauer waren zwei Äpfel aufgespießt, Wasser rann überall aus Yucajins langen Haaren.
"Siehst du, du hast es geschafft."
"Willst du mich ersäufen, du orkischer Halbaffe, mon?"
Sarimir versuchte zuerst, das Lachen zu unterdrücken, es wollte ihm allerdings nicht so Recht gelingen, vor allem nicht als der Untote Gastwirt mit einer Grabesstimme hinter ihm krächzte "nur ein Apfel pro Gast.Das kostet extra."

"Ey so ein rassistischer Feiertag, mon." Er zog vorsichtig den ersten Apfel von seinem Stoßzahn.
"Ja, die Erfinder dieses Spiels hatten sicherlich keine Rasse mit Stoßzähnen im Sinn."
Als nächstes versuchte es Sarimir. Der kleine Goblin hatte zwar keine Probleme damit, einen Apfel mit dem Mund aus dem Wasser zu fischen, verlor dann aber auf der Kante des Trogs das Gleichgewicht und landete mit einem lauten Platschen im Wasser.
Davaketh hatte ebenfalls kein Glück - zwar wurde er nicht nass, aber er wurde deartig wütend, dass die Äpfel ihm immer wieder entwischten, dass er (versehentlich, wie er immer wieder betonte) den Fußboden hinter sich in Brand steckte.
Während nun Gastwirt und Orc wild gestikulierend über den angekohlten Brettern standen und sich Dinge an den Kopf warfen, die bereits nach wenigen Augenblicken weniger mit Holz zu tun hatte sondern sich eher auf die Beleidigung nahestehender Familienmitglieder bezogen, beschlossen Sarimir, Yaldagor und Yucajin, schonmal das Weite zu suchen. Das könnte böse enden und es gab nicht mehr allzuvielen Gasthäuser in denen sie kein Hausverbot hatten.

"Iz das zu fassen, ey, unbesiegt im Krieg und dann zack, in die Knie gezwungen von einem Bottich mit Obst, mon."
"Dann hoffen wir mal, dass der Allianz diese Schwäche nicht zu Ohren kommt - sicherheitshalber könnten wir auch alle Apfelbäume in Azeroth anzünden."
Yucajin zupfte sich den zweiten Apfel vom Hauer. "Yo mon, Obst ist Krieg."


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Sie standen unschlüssig in der Mitte von Brill, als eine maskierte Orkfrau ihnen zuwinkte. Um sie herum eine laut schnatternde Kinderschar, teilweise in Verkleidung.
"Oh, ja richtig, wir hatten versprochen, den Kindern zu zeigen, wie man richtig Süßes oder Saures spielt." sagte Yaldagor.
"Na datt kann ja watt werden.Erklärtst du ihnen auch, datt man nicht alles auf einmal fressen sollte, wie gewisse, anwesende Rindviecher, weil man sonst den ganzen Abend nur herumkotzt?"
Yaldagor schnaubte belustigt und ging dann hinüber zu der Gruppe Kinder, die bereits auf ihn warteten. "Soooo Kinder, habt ihr alle eure Kürbistaschen bereit?"
"Jaaaa!" ertönte es im Chor.
"Ich hasse Kinder." murmelte Sarimir und dann, nach einem Knall der aus Richtung Gasthaus kam "Riecht es hier nach Bratapfel?"

Bereits wenige Minuten später schlenderten sie mit Waisenkindern im Schlepptau über den Zeppelinhügel nach Undercity. Davaketh war immer noch im Gasthaus und den Geräuschen nach zu Urteilen, brach dort gerade ein neuer Krieg aus.
Die Waisenkinder hatten einen Narren an Yucajin gefressen und fragten ihn nun Löcher in den Bauch.
"Duuu? Warum tragen Trolle keine Schuhe?" "Weil eben."
"Duuuu, sind alle Trolle so nass?" "Nein."
"Duuu? Bist du ein Mädchen?" "NEIN VERDAMMT!" "Aber warum hast du so lange Haare?"
"Duuuu?" "NEIN! MON!"
"Duuu, was heißt Mon?"

Yaldagor war bester Laune, hatte zwei Waisenkinder auf den Schultern sitzen und summte fröhlich, während Sarimir alles daran setzte, sich so zu strecken, dass er nicht kleiner war als die Kinder.
"Ah da sind wir schon. Undercity, entzückende Stadt. Habe dort meine Kakerlake gekauft." Er trat durch das Haupttor und die Kinderschar folgte ihm, inzwischen etwas weniger laut. Nicht nur Neugier, auch Angst war in den Gesichtern einiger Kinder zu finden, als sie an den modrig grünen Gräben vorbeizogen. Das Orcmädchen auf Yaldagors Schulter jedoch schien der Anblick der unheimlichen Hauptstadt nicht im mindesten zu irritieren.
"Duuu? Wie heißt deine Kakerlake?"
"Fipps. Er ist aber schon ziemlich alt, früher habe ich ihn überall mit hingenommen."
Einen Augenblick blieb die Gruppe vor dem Riesenkürbis im ehemaligen Thronsaal von Lordaeron stehen. Es folgten einen "Ooohs" und "Aaaahs" und die wirklich berechtigte Frage, wie dieser fette Kürbis überhaupt in den Thronsaal geschafft werden konnte.
Als sie auf den Aufzug warteten, erinnerte sich Sarimir an das Krabbeltier, was er eines Tages in seinem Frühstück gefunden hatte. Und er erinnerte sich daran, dass er versucht hatte, den Käfer zu zertreten. Es war das einzige Mal, dass er Yaldagor wütend gesehen hatte und er wollte die Erfahrung nicht wiederholen.
"Deine verdammte Kakerlake hat einen Namen?"
"Deine Füchsin hat auch einen Namen."
"Ja, aber sie kämpft auch für mich."
"Fipps kämpft auch für mich, er ist sehr tapfer."
"Wie bitte kann ein kleiner Käfer für dich kämpfen?"
Die Frage blieb unbeantwortete, denn der Aufzug in den Untergrund erreichte die obere Plattform und es waren allerhand an Ermahnungen nötig, um alle Kinder sicher in den Bauch der Undercity zu bringen. "Vorsicht, Kinder, dieser Aufzug hat mehr Blut an seinen äh...Händen kleben als Illidan, Arthas, Varian Wrynn und Deathwing gemeinsam."
Es wurde ziemlich eng, mit all den Kindern.

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Als sie die unteren Plattformen erreichten, lehnte Davaketh bereits an der gegenüberliegenden Wand des Aufzugschachtes und knabberte an einem Apfel.
"Wie bist du denn so schnell hergekommen?"
"Tja...wie soll ich sagen, es war fast wie Magie." antwortete Davaketh mit einem sarkastischen Unterton und einem Augenrollen.
"Also Kinder, bereit für den großen Raubzug auf den Süßigkeitenkessel?"
Vergnügliches Quieken dröhnte ihm entgegen.
"Also gut, ihr kennt die Regeln? Ihr sagt euren Satz und dann darf sich jeder eine Hand voll Süßigkeiten aus dem Kessel nehmen. Aber seid vorsichtig, der Kessel ist verzaubert! Nur einmal nehmen, sonst endet ihr vielleicht als Fledermaus."
Andächtig reihten sich die Waisenkinder vor dem Kürbiskessel auf, und nach und nach piepsten sie "Süße oder Saures!" woraufhin die Gastwirtin jedesmal ein keuchendes, markerschütterndes Lachen ertönen ließ.
"Sind sie nicht niedlich?"
"Warum hast du eigentlich keine Kinder?" fragte Davaketh, immer noch an seinem Apfel knabbernd.
"Tja hm. Keine Ahnung." brummte Yaldagor. "Nie wirklich drüber nachgedacht. Glaube nicht, dass die Damen mich besonders attraktiv finden."
"Ach Quatsch, die Gastwirtin dahinten zwinkert dir schon die ganze Zeit verwegen zu."
"Äh....sie hat keinen Unterkiefer mehr. Und Untote vermehren sich nicht auf äh...müssen wir da jetzt drüber reden?"
Yucajin winkte der Untoten verlegen zu. "Ich glaube, mon, sie zwinkert unserem Kurzen zu."
"Was?" keuchte Sarimir "Nein, sie ist ganz klar auf deiner Augenhöhe, sie schaut nicht nach unten...." Die Gastwirtin schenkte ihnen ein Unterkieferloses....Lächeln.
"Watt?"
"Sag nicht immer watt. Vielleicht steht sie auch auf unseren Orc....Ihr wisst schon, die Mädels lieben Rebellen und Orcmagier sind so selten wie....wie...."
Davaketh räusperte sich "Überleg dir gut, was du als nächstes sagst."
"Nicht vor den Kindern!" brummte Yaldagor. "Die mögen es nicht, wenn sich Mami und Papi streiten. Und die mögen es erst recht nicht, wenn sich Mami und Papi gegenseitig flambieren."
Das letze Kind griff in den Kürbiskessel.
"Nun äh, Mission Süßes oder Saures ist erfüllt." Yaldagor lächelte und winkte die Kinder zu sich. "So Kinder, damit es nicht wieder so ein Gedränge gibt, äh...kommt ihr mit mir und die anderen drei.." er gestikulierte in Richtung seiner Freunde "Nehmen den Aufzug nach uns. Husch husch!" Der Tauren schien es verdammt eilig zu haben, dort wegzukommen. Sarimir sah Yucajin und Davaketh fragend an, als Antwort deutete Davaketh zu der Untoten Gastwirtin, die nun langsam auf sie zugeschwebt kam und das untote Äquvivalent zu Hinternwackeln und Hüftschwung hinlegte.

"Oh...oh." murmelte Sarimir. "Yal hat rechtzeitig das sinkende Schiff verlassen und uns nicht mitgenommen."
"Watt?"
"Sag nicht immer watt - und schau nicht rüber, sie kommt auf uns zu..."
"Ganz langsam zurückgehen....und lasst sie nicht eure Angst erkennen." flüsterte Davaketh.
"Wann kommt der verdammte Aufzug wieder....mach was....mach ein Portal oder....MACH IRGENDWAS ANDERES - oh nein, da ist sie schon."
"Cho ihr Hübchen...ihr habt den ganchen Nachmittag cho hemmungchloch mit mir geflirtet..."
"Oh nein, sie hat ein Nudelholz...mach doch einer etwas...."
"Ich möchte jech wach CHÜCHECH oder ich werde CHAUER."

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"Was ist denn mit euch passiert?" fragte Yaldagor, als seine drei Freunde mit einigen Stunden Verspätung in Brill auftauchten. Zerzauste Haare, zerfledderte Roben und ein klarer Ausdruck von Schuld waren auf den Gesichtern zu lesen.
"Wir haben Süßes oder Saures mit der Gastwirtin von Undercity gespielt. Sie hat uns ihren Zauberkessel gezeigt" krächzte Sarimir.
"Ya mon. Und wir haben Saures bekommen."
"Haben wir da jetzt auch Hausverbot?"
Die drei senkten ihre Blicke und murmelten gleichzeitig "Ja." und "Entschuldigung" und "Watt kann ich denn dafür, mon, wenn ich mit so einem unwidastehlichen Astralkörpa gesegnet bin, mon?"
 
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