Kurzgeschichtenprojekt: Hallow's End

Yalda

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Heute: Sinister CallingSinister Calling

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„Sie verfolgt uns.“ Davaketh schielte über seine Schulter.
„Hm?“ machte der Tauren neben ihm.
„Die Kürbislaterne – sie verfolgt uns. Schon seit Brill.“
„Quatsch. Kürbislaternen laufen doch nicht.“ Trotzdem drehte sich Yaldagor nun um und suchte die Straße hinter sich ab. Da war in der Tat eine Kürbislaterne, aber sie war an einem Zaun befestigt.

„Na diese hier schon. Siehst du? Siehst du? Wie sie da auf dem Holzpfosten sitzt? Sie LAUERT.“
„Sie …LAUERT? Und woran willst du das erkennen?“
„Die Augen! Sie haben so etwas Bösartiges an sich, ich schwöre, diese Kürbislaterne verfolgt uns, mein geschätzter Freund und sie wird uns heute nach im Schlaf erwürgen. Ne halt, erschlagen, so. Erschlagen wird sie uns. „
„Hast du wieder eine von Yucas Pfeifchen ausprobiert?“ Yaldagor sah den Orc streng an.
„Wie? Was? Wie kommst du darauf?“
„Weil du dich gerade wie unser Trollbaby aufführst. Es gibt sicherlich einen ganz einfachen Grund dafür, dass die Laterne so aussieht, als würde sie uns Nachrennen. Und da ich nicht wie du vor Angst erstarrt bin—„
„Ich bin nicht vor Angst erstarrt!“ keifte der Orc. „Ich finde es nur seltsam, dass….hey warte, du willst doch nicht etwa….sie könnte die beißen!“ Der Tauren ignorierte Davaketh und ging zu dem Zaun zurück.

Yaldagor schmunzelte. „Es ist nur ein Kürbis, siehst du?“ In dem Moment, als er die Hand nach der Laterne ausstreckte, hüpfte diese plötzlich auf kleinen Wurzelbeinchen vom Zaun und rannte in den Wald.
„DONNERWETTER. Ein Gruselkürbis“ Sagte Yaldagor und starrte der Laterne verdattert hinterher.
Nach einigen Minuten betretenen Schweigens fügte er hinzu „Na der hat aber ein Tempo drauf.“
„Der holt jetzt ihre Familie und dann wird er uns heute Nacht erschlagen.“ Davaketh klang überzeugt.

„Und wenn du mir nicht glauben willst, bitte, morgen früh, wenn du nur noch ein ausgeweidetes Rinderskelett bist, werde ich auf deinen Knochen herumtanzen und schreien „Ich habs ihm gesagt, aber er wollte nicht hören!““
„Mo…Momentmal, du glaubst diese Gruselkürbislaterne frisst Taurenfleisch? Und hey, du würdest auf meinen Knochen herumtanzen?“
„Ich sage das nur, weil du mir nicht glauben willst. Ich bin ernsthaft besorgt um unser Leben.“

„Jetzt hör auf herumzuquengeln wie ein Blutelfenpaladin, dem ein Fingernagel abgebrochen ist. Bist du ein Orc, oder bist du ein Orc? Meine Güte, es ist ein KÜRBIS. KÜRBIS! Sowas fresse ich normalerweise. Ich mache Suppe draus.“ Der Tauren seufzte. Warum zum Geier war Davaketh heute nur so dämlich? Von Yucajin hätte er sowas ja erwartet, aber der Orc war normalerweise eher darauf bedacht, alle darauf hinzuweisen, dass er keine Angst hatte und alles anzünden würde, was sein Leben bedrohte.

„Ja und jetzt werden sie sich dafür rächen, dass du ihre Kürbisfamilien ausgelöscht hast. Vielleicht mussten sie zusehen, wie du neulich die Masken geschnitzt hast! Sie werden dich aushöhlen und eine Kerze in deinen Schädel stecken.“
„Sicher.“ Brummte Yaldagor unbeeindruckt.

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Etwas war seltsam an diesem Abend. Seine drei Freunde erklärten schon erstaunlich früh, wie müde sie doch seien und als sich Yaldagor in seine Decke einwickelte und die letzten Seiten von „Sehnsucht in Moonglade“ las, flackerte die Kerze verdächtig und ging schließlich nach mehreren Minuten Kampf gegen den Luftzug aus. Es war kalt im Zimmer geworden und vor Yaldagors Schnauze bildeten sich Atemwölkchen.

Der Vollmond schien durch das kleine Fenster, und Eisblumen kletterten über das Glas.
Dann hörte er es: ein Schaben, ein Trippeln, ein Kratzen.
Er legte das Buch zur Seite, und blickte sich panisch um.
Es knarrte im Flur.

Dann klopfte es am Fenster und ein Kürbiskopf starrte durch die Glasscheibe.
Yaldagor schnappte nach Luft. Die blutrünstigen Kürbisse! Sie waren gekommen um ihn zu holen….sie würden…ihn ausweiden und seinen Schädel als Laterne verwenden!

Er zuckte zusammen, denn die Tür knarrte. Er blickte vom Fenster zur Tür und wieder zurück zum Fenster. Der Kürbiskopf vor dem Fenster war verschwunden.
Sein Magen machte einen unangenehmen Hopser.
Jetzt hörte er ein Flüstern vom Flur her. „Yal….da…….gor……wir kommen um dich zu ho…..len!“

Er schlang sich seine Decke um die Schultern und zog sich in eine Ecke zurück.
„Raaaache….!“ Flüsterte eine andere Stimme.
Drei Kürbisköpfe tauchten in der Dunkelheit auf, kamen auf ihn zugeschwebt.
„Raaaache!“ flüsterte eine weitere Stimme. Jetzt fiel Yaldagor auf, dass eine der Kürbislaternen verdächtig niedrig flog. Beinahe…Goblinhöhe.
„Wir kommen um dich zu holen….mon!“ raunte jetzt wieder die erste Stimme.
„YUCA.“ Yaldagor hatte die Decke fallen lassen, war aufgesprungen und beide Hände in die Hüften gestemmt.

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Die drei schwebenden Kürbisse kicherten, kurz darauf tauchten die Körper seiner drei Freunde auf, die sich vor Lachen die Bäuche hielten.
„Du hättest dein Gesicht sehen sollen, mon!“
„Haha, die blanke Angst!“
„Ok, ihr hattet mich…fast.“
„Fast? Ich würde sagen, wir hatten dich soweit, dass du nach deiner Mama rufen wolltest!“
„Pah.“ Schnaubte der Tauren. „Also…wie habt ihr das gemacht?“.
„Hm? Leicht. Nur Unsichtbarkeitstrank und Kürbishelme.“ Grinste Davaketh.
„Und der Rest?“
„Welcher Rest, wir haben sonst nichts gemacht?“
Yaldagor sah seine drei Freunde streng an. „Ich meine die Eisblumen. Und der Kürbis vorm Fenster!“
Das Lachen verstummte.
„Wir haben….nichts….vorm Fenster gemacht.“ Flüsterte Sarimir.
„Ehrlich nicht, mon.“
„Du veralberst uns jetzt doch….oder?“

In diesem Moment klopfte es am Fenster und von draußen winkte ein kleiner Gruselkürbis mit seinen blättrigen Armen. Vier gestandene Hordler riefen im Einklang ein Wort. Es war „Mamaaaa!“
 
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