[RP]Das Ende von "Schwarzauge" Sinthóras Ináste

Melian

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Das Ende – oder erst der Anfang?

Solean starrte auf das lodernde Feuer. Es schien nur darauf zu warten, die Leiche verzehren zu können. Heiße Luft schlug den anwesenden Sonnenkämpfern entgegen, wie gieriger Atem.
War das das Ende? Solean wusste es nicht.


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Eine kleine Ewigkeit schien zu vergehen, bis er sich herunterbeugte und den Leichnam hochhob, mit beiden Armen. Leblos baumelte der Kopf umher, als er die Leiche die wenigen Schritte zum Feuer trug. Der unnatürlich verrenkte Hals war das einzige, was auf die Todesursache hinwies.
Solean trat nah ans Feuer. Es war ihm egal, dass es nach ihm ebenso griff, wie nach der Leiche. Er stand einige Sekunden so da, bis er seinen ehemaligen Kommandanten behutsam auf den Boden legte, mitten ins Feuer. Sobald er einige Schritte zurückgetreten war, und die Aura des Frostes um ihn sich aus dem Feuer zurückzog, griff das Feuer zu.
Es schien beseelt diesen Abend. Es griff nach Sinthóras´ Leichnam, trieb seine feurigen Klauen in den Leib, wie um sich davon zu nähren.

Solean rammte sein Schwert in den Boden, legte die Hände auf den Griff und kniete nieder, starrte in das Feuer, welches langsam, aber gründlich seine Arbeit tat.

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Von entfernt hörte er, wie Thari etwas sagte, wie Dorthrian einige Worte sprach. Sie klangen feierlich, ernst, aber sie waren hohle Phrasen. Wer könnte wirklich etwas sagen, was von Bedeutung war?

Kaiyanor folgte seinem Beispiel und kniete ebenfalls nieder.

Ganz leise flüsterte Solean etwas. Niemand hörte es. „Danke, dass ihr mir Hoffnung gegeben hat“, sagte er ins Feuer, schloss die Augen.

„Oh.. Belore Solean, warum steht ihr hier?“
„Ich habe auf euch gewartet, Sinthóras.“
„Auf mich? Wieso das denn?“
„Ich muss mit euch sprechen.“
„Sinthóras. Ich möchte mich euch anschließen.“
„Aber.. warum.. ihr? Ich meine.. ich kann euch nicht das bieten, was ihr gehabt habt.“
„Das zählt nicht.“
„Warum nicht?“
Er starrte Sinthóras in die Augen.
„Weil ich mich nutzlos fühle“
„Ihr braucht eine Aufgabe?“
Solean nickte.


So hatte alles angefangen. Sinthóras war bereit gewesen, ihm zu trauen. Solean hatte es ebenfalls getan. Er hatte den Fall des einst so stolzen Kommandanten miterlebt. Er empfand Trauer – weil er sich erinnerte, wie sich das anzufühlen hatte in einer solchen Situation.
Viele hatte er zu Grabe getragen. Seine Frau, seine zwei Kinder. Sein Trupp, verraten von der Geißel vor Silbermond. Gefallen. Und er mit.

Er richtete sich wieder auf. Aus dem Feuer stieg unnatürlicher schwarzer Rauch auf, doch das kümmerte ihn nicht. Wer weiß, welche Magie in Sinthóras geherrscht hatte – und wohin sie nun zurückkehrte.
Er hoffte, Sinthóras Qualen hatten nun ein Ende. Er hoffte, Sinthóras hätte endlich, was er wollte. Ruhe. Frieden.
Etwas wofür er gekämpft hatte.

Das Feuer brannte langsam nieder. Er dachte an ein altes, thalassisches Lied, welches er früher manchmal gesungen hatte. Er schüttelte den Kopf. Nein. Diese Erinnerung wollte er heute nicht mehr wecken.

“Möge der Wind immer in deinem Rücken sein
Möge die Sonne warm in dein Gesicht scheinen
Möge der Regen sanft auf die Felder fallen,
und bis wir uns wiedersehen,
und bis wir uns wiedersehe,
möge die Sonne dich in ihren Händen halten und schützen.“


Duras und er sammelten die Asche in zwei Tüchern. Schweigend ritten sie in Richtung Meer.
Dieses Mal kostete es ihn weniger Konzentration, das Eis unter den Füssen der fünf Elfen stabil zu halten. Sie traten geschlossen einige Meter weg vom Ufer ins Meer.

Langsam rieselte die Asche ins Wasser, und schlussendlich das Tuch. Einige Momente lag es still auf der Wasseroberfläche, bis es sank.

„Warum tue ich dies? Warum tue ich dies immer noch? Warum.. kämpfe ich?“

Solean zog seinen Handschuh aus, und drehte mit dem Daumen der linken Hand an dem Ring, der den Ringfinger zierte.
Sie gingen zurück. Hinter ihnen wurde das beschworene Eis vom Meer wieder verschlungen, alle hatten es eilig, ans Ufer zu kommen. Sie kletterten die kleine Böschung herauf. Währen die andern weitergingen, drehte sich Solean noch einmal um, und brüllte aus voller Kehle zwei Worte in den klammen Abendhimmel.

„Für Quel´thalas!“

Das Meer war ruhig. Unnatürlich ruhig.

Und ebenso geräuschlos ließ Solean den Ring vom Finger gleiten. Mit einem leisen Klirren landete der Ring in der Tasche auf etwas gläsernem, vielleicht ein paar Phiolen.
Solean brauchte die Erinnerungen nicht. Nicht mehr. Und nicht um diesen Preis. Emotionen - und seien es nur Erinnerungen daran - hatten in diesem Kampf nichts mehr verloren. Nichts mehr.

„Verzeih, Fiyeran.“
 
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