Spiel oder Lebensgefühl?

Khanor

Dungeon-Boss
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Während wir gestern eine herrliche Veranstaltung genießen durften um uns, unser Lernverhalten und einige Arbeitsmethoden kennenzulernen drehte sich der junge Herr vor mir um und fragte mich, was ich denn eigentlich spielen würde, schließlich weise mich meine Zocker-Kappe ganz eindeutig als Zocker aus.

Der junge Herr hat vier Level-70-Chars auf Nefarian, Horde, und ich bin mir zu 100 % sicher, dass er mich auf das Thema nicht wieder ansprechen wird, denn erstens klingt es schon unglaubwürdig, wenn jemand sagt er habe sechs 60er und diverse Kleinstchars, und wenn dieser jemand dann auch noch behauptet kein BC zu haben...

Kennt ihr die Sorte von Menschen, die alles schon gesehen haben, einfach zu allem etwas erzählen können, für die nichts neu ist, die in jedem Gespräch eine tragende Rolle einnehmen, weil sie sich nach vorn drängeln und glänzen wollen?

Für genau so jemanden wird er mich halten.

Ich weiß nur nicht, ob mir das egal ist oder nicht.

Im Endeffekt suchen wir doch alle irgendwo vielleicht jemanden mit dem man sich hin und wieder austauschen kann oder der einfach nur weiß worum es geht und einen nicht verurteilend ansieht.

Und dennoch...

Einmal angefangen verfalle ich schnell einem Hang zum labern und, was noch viel schlimer ist, zum immer weiter labern, und auch wenn ich zu meinem Hang zu diesem Spiel stehe habe ich keine Lust jemand zu sein der tagein tagaus seine Umwelt damit beschallt. Es ist keine Scham, es ist eher dieses irgendwo kratzelnde Verlangen danach "normal" zu sein, zu zeigen, dass man WoW zockt und doch auch andere Themen hat. Und ganz ehrlich, wer will schon immer wieder seine Crit-Rekorde zitieren oder aus dem PvP berichten? Mal ist das ganz ok, aber andauernd?

Unser Gespräch war auch recht schnell beendet und irgendwie blieb in mir so ein Gefühl zurück, dass ein wenig Beschämung mit sich brachte. Diese seltsame Stille, wenn einem Gespräch der Stoff ausgeht. Es ist nunmal ein Unterschied ob man zusammen spielt oder ob man irgendwie versucht auf einen Nenner im Gespräch zu kommen, das klappt nicht mit jedem.

Und wenn man in meine Charakterliste schaut wird einem aufmerksamen Leser auffallen, dass wir InGame wohl auch auf keinen Nenner kommen werden, da ich mit meinem 39er Paladin auf Seiten der Allianz seinen vier 70er Hordlern nicht viel entgegenzusetzen habe.

Das drückt eher im Gesicht
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Nachdem der Tag des rumsitzens, diskutierens und dem sich vor in immer neuen Gruppen ausgearbeiteten Kurzpräsentationen drücken dann endlich gegen 17.00 Uhr sein Ende fand stand gestern Abend die erste wirklich studentische Aktivität auf dem Plan:

Campusfest.

Zusammen mit den Immatrikulationsbescheinigungen, dem Studententicket und -ausweis hatten wir einen Gutschein für ein Pfungstädter erhalten, den man umzusetzen gewillt war, der Dekan war so nett dem Fachbereich Bau einen Cocktailgutschein zu spendieren und zusätzlich hatten alle Erstsemester in einem kleinen Couponheft noch einen weiteren Getränkegutschein erhalten.

Der Grundstein des Abends war also gelegt. Und bei Leuten mit einem Trinkverhalten wie dem meinigen ist die Menge auch durchaus ausreichend um schon ein wenig rumzulallen und ich erwälte recht früh die Heimfahrt und würde sagen zu einem gut verträglichen Zeitpunkt den Absprung geschafft zu haben.

Während man sich dort nun allerdings zusammenfand und auch ein paar Gespräche mit anderen führte die man vorher eben nur "gesehen" hatte outete sich ein weiterer junger Mann als WoW-erfahren, wobei ich diese Einstufung allerdings kritisch beäuge.

Was beinhaltet denn das Wort "erfahren"? Erfahrung. Nur ab wann ist es wirklich Erfahrung? Oder geht es bei diesem Wort einfach nur darum "eine Erfahrung gemacht zu haben"? Wenn ich mir ein Skateboard kaufe, bin ich dann automatisch Skater? Oder bin ich das erst nachdem ich einige runden in der Pipe überstehe und mich vor Tony Hawk nicht verstecken brauche?

Wie auch in dem anderen Gespräch erwähnte ich den zugunsten des Studiums vorläufig eingefrorenen Account worauf er nun erwiderte, seiner sei ebenso seit einer Woche stillgelegt. Und er habe auch "schon" ein halbes Jahr gespielt.

Und an dieser Stelle ist für mich wie gesagt die oben genannte Fragestellung aktiv geworden.

Ein halbes Jahr... Hm...

Ich will ihn nicht ausgrenzen oder ähnliches oder über die "Späteinsteiger" motzen. Nur ist es irgendwie ein Unterschied ob ich seit Release, seit BC oder erst weit danach spiele. Das gesamte Spielgefühl hat sich im Lauf der Zeit geändert, sei es wegen irgendwelchen Patches, die das Leveln einfacher gestalten, sei es wegen neuem Handling der Klassen oder einfach den gravierenden Unterschied, der das Spiel durchlief als The Burning Crusade seinen Einzug nahm.

Aber was ist schon ein halbes Jahr? Ob der Zeitraum lang oder kurz ist hängt individuell von der Aktivität ab, ein halbes Jahr Nichtraucher sein ist schon eine lange Zeit wohingegen ein halbes Jahr Studieren noch gar nicht so wirklich viel ist. Und sogar ich komme mir, wenn ich von einer Spielzeit von nicht ganz zwei Jahren rede, recht "klein" vor. Ich denke ich liege damit im allgemeinen Mittelfeld, da sich viele Release-Spieler schon lang verabschiedet haben und mit BC so mancher neu eingestiegen ist.

Aber ein halbes Jahr?

Ich für meinen Teil bin ja bekanntlich nicht auf den allgemeinen Raidbetrieb ausgelegt und sehe World of Warcraft eher unter dem Gesichtspunkt, dass weniger ein Spiel ist als ein Lebensgefühl. Sich einfach so hinsetzen und es spielen bis man keine Lust mehr hat, das ist bei allen Spielen möglich, aber sich über einen langen Zeitraum dafür begeistern zu können, egal ob Raider oder nicht, kann nicht jeder Spieler von sich behaupten.

Wie es wohl ab November weitergehen mag ist noch fraglich, ich glaube nicht, dass jeder der Spieler den nächsten Schritt mitgehen wird und sich so mancher (zumindest vorläufig) verabschieden wird. Ebenso glaube ich auch nicht, dass so viele Neueinsteiger dazukommen und vor allem auch dabei bleiben werden, wie es bei BC gewesen ist. Wenn ich soweit meinen Rythmus im Studium gefunden habe werde ich wohl erstmal die Zeit genießen die Scherbenwelt für mich allein zu haben und mich dann auf in Richtung dem neuen, kleinen Eiland machen um für mich herauszufinden ob sich meine Spielfreude so fortsetzen wird wie sie sich dei letzten Monate, bald "Jahre" gehalten hat.

Wenn sich allerdings meine Zeit in der World of Warcraft einmal dem Ende gegenüber sieht werde ich nicht den Schritt in ein anderes, vergleichbares Game wagen. Klar, The Lord of the Rings Online oder Warhammer Online und wie die Alternativen alle heißen sind ähnlich, wenn auch komplett anders (wie Neueinsteiger gern verfechten) und würden weitere, neue Herausforderungen auf diesem Gebiet bringen und sicherlich würde ich auch hier über kurz oder lang Spaß finden, doch denke ich bisher einfach nicht, dass ich das will.

Ich nannte WoW ein "Lebensgefühl" und habe mich lange Zeit damit intensiv beschäftigt, daher wird es dann für mich auch gut damit sein. Keine Lust etwas zu kopieren versuchen, in einer anderen Welt zu versuchen ein gleiches Spielgefühl aufkommen zu lassen.


Wie dem auch sei, für heute steht eine Stadtralley durch Darmstadt an. Ich verspüre eigentlich wenig Lust mich heute zu bewegen, aber schaden wird mir weder die Bewegung noch ein kleinwenig Ortskenntnis in Analcity.

Also dann, bis die Tage
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Hihi, da ist sie wieder: Die Erfahrung und die Bewertung derselben.
Gerade noch bei Sio, jetzt bei Khanor.
Erinnert ein wenig an die Ketteneffekte der Schamanen, die sich nahestehende Ziel trifft. Ob jemand Erfahrung hat, oder erfahren ist, bezieht sich immer auf das Umfeld. Und da ist ein halbes Jahr viel im Vergleich zu ner Woche, aber nichts in Vergleich zu 2 Jahren, und so weiter. Als ich angefangen habe, deutlich nach BC, war mir klar, dass ich im Spiel ein Anfänger sein würde. Allerdings hatte ich schon nach recht kurzer Zeit diverse Mitspieler, die ganz offensichtlich noch weniger Erfahrung hatten. Das lange Spielzeit nicht zwangsläufig dazu führt, das man von allem Ahnung hat, ist ja wohl auch klar. Ich treffe immer mal wieder auf "Seit Release Spieler", denen man noch den einen oder anderen Tip geben kann, auch als Späteinsteiger.
Sicher hört man ein "damals war alles noch schwerer" und "so richtig gut spielen muss man nicht mehr können" des öfteren von den "alten Hasen" und ich will das auch gar nicht bewerten. Nur ist das Spiel für mich lediglich Entspannung, nicht Leistungsmesser. Ich muss nicht "besser" sein als andere, und ich bin ganz entspannt, wenn Einzelne davon reden, dass man ja jetzt diese oder jene Raid Instanz machen müsse. Müssen muss ich nichts.
Es ist natürlich für den Spielgenuss gut, wenn man Mitspieler hat (auch rnd), die zumindest grob wissen, welche Rolle sie denn spielen (Tank, DD, Heiler) und ob sie das überhaupt spielen können. Ein Vergelter Paladin ist nun einmal ein sehr schlechter Tank. Nur mal so zum Beispiel.
Wenn Du von Lebensgefühl sprichts, bin ich etwas skeptisch. Auch für mich stellt WoW mehr dar, als einfach nur ein Spiel. Es ist eher eine Art Hobby, das man gemeinsam betreibt. Und eine Gemeinschaft bedingt natürlich ein wenig "Lebensgefühl". Dies ist fü mich aber ein Beiwerk, wenn auch ein sehr positives.
Kritisch sehe ich es, wenn dieses Online Lebensgefühl eine so hohen Stellenwert einnimmt, das es das RL Lebensgefühl verdrängt. Es ist sicher hart, zum Beispiel das T6 Set komplett an einem Char zu vereinen, gespickt mit dem einen oder anderen extrem Raren Zubehör (Waffen, Schmuck, was auch immer). Nur sollte es nicht DIE Leistung des Lebens sein.
 
Die Definition von "Lebensgefühl" war diesbezüglich auch lediglich auf das Spiel bezogen, nicht dass es den Lebensinhalt darstellen soll ;)
 
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