Steinigt mich...

[LonelyDD]

denn ich bin Raucher.
Noch dazu wage ich es, diese Tot bringende Eigenschaft in der Öffentlichkeit zuzugeben.
Ja sogar Diskussionen anzuzetteln...wie kann ich nur.

Zum 01. September diesen Jahres ist es nun so weit, dass Gesetz zum Nichtraucherschutz tritt in Kraft und ganz Deutschland hat sich dran zu halten.

Nach meinem Urlaub wurde mir dieses Thema schmerzlich durch meinen Vorgesetzten näher gebracht. An meiner Bürotür klebte ein hässlich anmutender Zettel mit grässlicher Signalfarbe.

Da ich ja ein braves Mädchen bin, halte ich mich sofort und ohne Widerworte an dieses Verbot. Meine Gedanken veröffentliche ich lieber nicht, wüsste der Chef was mir gerade durch den Kopf geht, würde er mir diese Gedanken wahrscheinlich auch noch verbieten.

Jahrelang habe ich die allmorgendlichen Bürokatastrophen neben Kaffee und Zigarette ertragen und gelöst. Aber jetzt? Jetzt fehlt mir jegliche Konzentration.
Schon in der leise blubbernden Maschine rieche ich mein Lebenselixier.
In wenigen Augenblicken ist der schwarze Saft fertig.
Da ich aus Sachsen stamme (das sind die Leute mit dem komisch-lustigen und gleichzeitig hässlich klingenden Dialekt) trinke ich mein Getränk natürlich mit Zucker und Sahne, wie sollte es auch anders sein.
Was nun noch fehlt, ist meine Zigarette. Ein Raucher weiß wovon ich rede. Zum Kaffee (in Männerkreisen wohl eher das Bier) gehört nun mal die Zigarette – oder auch zwei.
Kaffee ohne Zigarette (bei Belieben auch in umgekehrter Reihenfolge) gehören zusammen wie das Bett und der Schlaf. Es ist entspannend.

Nun gut, seit diesem Montag soll mir dieses allmorgendliche Ritual also erspart bleiben.
Also bewege ich mich mit meinem riesen Pott und der Schachtel Zigaretten in der Tasche in Richtung Ausgang des Gebäudes. Kalt ist es an diesem Morgen, ungemütlich. Und die Entspannung bleibt gänzlich aus. Aber ich treffe auf Gleichgesinnte, alle nur am schimpfen.

(An dieser Stelle muss ich pausieren...schreiben über das Rauchen ohne zu rauchen pack ich dann doch nicht...ich bin nicht Willensstark...)

Ich habe mir während meiner Pause tatsächlich Sorgen um unseren Staat gemacht.
Natürlich muss man die Nichtraucher vor dem Passivrauchen schützen. Natürlich soll es so sein, dass unsere Jugendlichen nach neuester Gesetzesvorlage erst mit Erreichen des 18. Lebensjahres Zigaretten im Handel erwerben dürfen.
Allerdings haben diese Schutzmaßnahmen auch erhebliche Nachteile.
Hat sich der Gesetzgeber wirklich umfassend mit den Folgen der umfangreichen Verbote auseinander gesetzt?

Zitat: Als Nichtraucherschutz bezeichnet man Maßnahmen, die geeignet sind, Personen, die nicht rauchen, wirksam vor den Gefahren des Tabakrauchs zu schützen (Passivrauchen). Darunter fallen Rauchverbote, Werbeverbote für Tabakwaren und Aufklärungskampagnen.

Bei dem Begriff der Geeignetheit handelt es sich um einen unbestimmten Rechtsbegriff,
dessen Inhalt und Bedeutung im Streitfall der gerichtlichen Interpretation und Ent-
scheidung bedarf.
So viel zu geeigneten Maßnahmen. Aber der Gesetzgeber hat ja alle „geeigneten“ Maßnahmen vorgeschrieben.
Insofern darf nun nicht mehr in Diskotheken, nicht mehr in Kneipen, nicht mehr in Cafe's usw. geraucht werden.
Den Nichtraucher wird’s freuen, erst recht den militanten Nichtraucher.
Der Raucher hingegen wird in jeder Situation des Tages an den Pranger gestellt und Betreiber oben genannter Unternehmen beklagen schon jetzt Umsatzeinbußen in nicht unerheblicher Höhe.
So könnte man doch meinen, dass dieses Gesetz auch Wirtschaftsschädigend ist.

Ich will aber mal noch einen Schritt weiter gehen:
Wie ich bereits erwähnte, die Raucher sind nun ohne große Probleme zu erkennen.
Man sieht sie überall und man jagt sie von überall fort.
Darf ich mich als Raucher eigentlich diskriminiert fühlen?
Auch dafür gibt es doch Gesetze oder?

Bleiben wir aber bei der Wirtschaft.
Viele Raucher werden sich das nicht bieten lassen und rebellieren, werden vielleicht hin und wieder gegen das Gesetz verstoßen.
Der Raucher, der sich der öffentlichen Prangerkampagne allerdings nicht aussetzen will, der gibt das Rauchen kurzerhand auf.
Wieder werden sich alle Nichtraucher, einschließlich der Krankenkassen, WHO und sonstige Rauchgegner freuen.
Freut ihr euch auch dann noch über die zahlreichen Nichtraucher, wenn die Bundesrepublik Steuereinbußen in Millionenhöhe zu beklagen hat?
Denn die Bundesregierung holt sich ihr Geld an anderer Stelle zurück. Sie werden dem Kind einen netten Namen geben und schon hat man eine neue Steuer erfunden die dann ALLE Bundesbürger zu zahlen haben.
Ja liebe Nichtraucher, auch ihr werdet dann zur Kasse gebeten.

Dann werden wieder alle klagen, dass sie weniger Geld zur Verfügung haben.

Das gleiche Problem hatten wir schon einmal liebe Nichtraucher.
Erinnert ihr euch noch an die Einführung der Öko-Steuer? Ich möchte das an dieser Stelle nicht weiter ausführen, aber wer sich mit der deutschen Politik befasst, weiß auf welche Problematik ich in diesem Zusammenhang hinweisen möchte.

Die Krankenkassen legen in jedem Jahr die Zahlen vor, aus welchen eindeutig zu erkennen sein soll, wie viele Millionen sie schon wieder für die Raucher ausgeben mussten. Ist es aber nicht so, dass alle Krankenkassen auf ihren Geldern sitzen mit Dollarzeichen in den Augen? Immer weiter wurden die Beiträge erhöht und die Leistungen gesenkt. Tja liebe Krankenkassen, warum erkennt ihr einen Raucher nicht auch als kranken Menschen an? Ich möchte das mal plump mit einem Alkoholiker vergleichen.
Wie viel investiert man doch für Entziehungskuren und dergleichen. Der Alkoholiker ist ein kranker, bedauernswerter Mensch. Dem wird geholfen, denn er ist eindeutig süchtig.
Warum wird dem Raucher, welcher seit 20 Jahren jeden Tag Steuergelder in die Taschen der Bundesrepublik wirtschaftet nicht ähnliches geboten? Ist er doch genauso Suchtkrank wie der Alkoholiker. (wer möchte setzt hier einfach andere Süchte ein)

An dieser Stelle schließe ich diesen Blog.
Ich werde weiter rauchen, werde mich steinigen und anprangern lassen.
Und vielleicht werde ich eine Kampagne gegen die Diskriminierung starten

Grüße
Lonely