Schau mal hier rein:
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Beide Artikel sind zwar schon etwas älter, aber da sind zeitlose "Klassiker" meiner Sammlung dabei.
Den schundigsten und lustigsten Horrorstreifen aller Zeiten kannte ich da allerdings noch nicht. Die absolute Party-Granate ist Dwain Espers "Maniac" (aka "Sex Maniac"). Kurzkritik:
"Es ist mir immer wieder ein echtes Vergnügen, wenn mir völlig unerwartet eine absolute Trashperle vor die Glotzer flimmert, die so vollkommen daneben ist, daß man aus dem ungläubigen Staunen und Lachen überhaupt nicht mehr heraus kommt. Beginnen möchte ich mit einer solchen Perle, die ganz locker in den Olymp der schlechtesten Filme aller Zeiten vordringt und dabei wesentlich unterhaltsamer, blöder und handwerklich noch schlechter gemacht ist als beispielsweise Ed Woods "Plan 9 from outer space".
Dwain Esper, dessen Filmographie auch einen Streifen mit dem Titel "How to undress in front of your husband" aufweist, kam anfang der '30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts auf die wunderbare Idee, seine reinen Exploiter als "Aufklärung" auszugeben, um so der Zensur ein Schnippchen zu schlagen. Im Falle seines "Maniac" (1934) bedeutet dies, daß die Filmhandlung immer wieder von Schrifttafeln, unterlegt mit Fahrstuhlgedudel der unerträglichsten Art, unterbrochen wird, in denen der Zuschauer über psychische Erkrankungen und deren Auswirkungen informiert werden soll. Die so angestrebte Seriösität wird denn auch vom Plot vollkommen unterstützt: Da gibt es den völlig bekloppten Wissenschaftler Dr. Meirschultz, der bereits optisch den Archetyp des studierten Wirrkopfs inklusive Rauschebart, wirrem Haarschopf und Nickelbrille widerspiegelt. Dieser geniale Querdenker hat ein Mittel entwickelt, mit dem er Tote wieder zum Leben erwecken kann. Nach dem ersten erfolgreichen Test versagt sein wegen irgendwelcher ungesetzlicher Aktivitäten vorbelasteter Assistent Maxwell bei der Beschaffung weiterer Versuchskaninchen, weil ihn kämpfende Katzen derart erschrecken, daß er wimmernd das Weite sucht. Dr. Meirschultz hat - nach kurzem Heulkrampf - jedoch eine superbe Idee: Maxwell soll sich erschießen und sich sogleich wiederbeleben lassen. Maxwell behagt das aus völlig unverständlichen Gründen gar nicht und knallt den Strubbelkopp über den Haufen, um sich dann mit Hilfe eines zufällig herumstehenden Makeup-Koffers, wie er sich wahrscheinlich in jedem gut ausgestatteten Blubberlabor der damaligen Zeit befunden haben muß, in seinen ehemaligen Geldgeber zu verwandeln. Ab diesem Zeitpunkt knallt der Streifen völlig durch; das muß man sehen, um's zu glauben (mehrmals - und selbst dann fällt es noch schwer).
Bei Esper stimmt wirklich nichts: Die Schauspieler sind sauschlecht, die Story macht nicht mal halbwegs Sinn, völlig unnütze Zwischenschnitte und herrliche, fast unübersehbare Anschlußfehler erfreuen das Herz jedes Trashfans. Im Gegensatz zu vielen anderen schlechten Filmen langweilt "Maniac" jedoch in keiner einzigen Sekunde seiner kurzen 51 Minuten Laufzeit, sondern bietet Entertainment pur. Nebenbei liefert Esper noch den Beweis, daß es richtig gigantisch große Scheiße bereits zu Anfangszeiten des Tonfilms gab - inklusive Früh-Splatter und Nakedeis.
Wer diesen großartigen frühen Vertreter des Partyfilms sichten möchte, hat drei Möglichkeiten: Er bezieht aus den USA die vom "Qualitätslabel" Treeline vertriebene Box "50 Horror Classics", die noch viel mehr (allerdings weniger unterhaltsamen) Müll und ein paar kleine Perlen bietet oder greift auf die Veröffentlichung von "Kino and Video" inklusive Audiokommentar und Bonusfilm namens "Narcotic" (ebenso strubbelig wie "Maniac", aber weit weniger unterhaltend) zurück. Wer nicht importieren möchte, muß mit der Version von cmv vorlieb nehmen. Dort ist der Streifen als Extra zu irgendeinem Herschel-Gordon-Lewis-Machwerk enthalten." (aus dem unveröffentlichten Teil meiner dritten Party-Film-Empfehlungen).
Weniger oder mittlerweile nicht mehr bekannte gute Horrorfilme:
"Session 9" von Brad Anderson. Sozusagen die "Anti-These" zum traditionellen Horrorfilm (Spukhaus ohne Spuk; kaum Dunkel-Szenen; ein "Monster", das schließlich mehr Mitleid als Angst hervorruft - und ein stilles Ende, das nachwirkt. Leider nur im Originalton zu genießen; die Synchro zerstört den Film komplett).
"Kairo" aka "Pulse" von Kurosawa. Die Horror-Antwort auf "Fight Club", ganz und gar gegen den Teenie-Horror-Boom geworfen. Nicht zu verwechseln mit dem Ami-Remake, das in keinster Weise an das Original anknüpfen kann (vor allen Dingen nicht inhaltlich). "Do you want to see a ghost?"
"The Haunting" ("Bis das Blut gefriert"). Bis heute unübertroffener Geisterhaus-Film, der mit sparsamen Mitteln ein Höchstmaß an Atmosphäre und Bedrohung erzeugt. Wieder nicht zu verwechseln mit dem unerträglichen Remake.
"The Innocents". Steht "The Haunting" in keinerlei Hinsicht nach. Einer der Klassiker, die man im Horror-Genre gesehen haben sollte.
"The Uninvited". Sozusagen das Urbild eines "Romantic Thrillers" mit allem, was dazugehört: Geräusche in der Nacht, böse Geister und ein dunkles Geheimnis um ein altes Haus und dessen ehemalige Bewohner. Leider nur sehr schwer zu sehen.
€dit: Wer sich für den klassischen Horrorfilm interessiert, der sei auf Ralf Ramges bisher unvollständiges Buch "Das Dokument des Grauens" hingewiesen (Meilensteine des Horrorfilms bis derzeit 1932). Umfangreicher, kompetenter und detaillierter als auf den bisherigen 800 Seiten (!) des Buches kann man sich kaum informieren (und es ist auch noch kostenlos:
http://retro-park.de/ )
Wer es kürzer mag, dem sei Reclams "Filmgenres: Horrorfilm"[1] ans Herz gelegt. In kompetenten Besprechungen werden die Kinder der jeweiligen Zeit herausgestellt. Der Rest der Reihe ist übrigens genauso empfehlenswert.
[1]
http://www.amazon.de/Horrorfilm-Ursula-Vos...1421&sr=8-8