Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft: Zeitlos - Meine Melancholie

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"Kinder, wie doch die Zeit vergeht...."

In jüngeren Jahren belächeln wohl viele Menschen diese Aussage meist älterer Mitmenschen.
Denkt man doch aus Unwissenheit, es handele sich um stumpfes Gerede.
Auch ich war eine von diesen unwissenden jungen Dingern der Rasse des Homo Sapiens.

Warum dieser dramatisch anfangende Text fragt ihr euch?

Nun ja, wenn ich mir vor Augen halte, dass ich mittlerweile schon wieder über ein Jahr nicht mehr aktiv auf buffed unterwegs war, werde ich melancholisch und muss mittlerweile schmerzlich feststellen:
Ja, die Zeit vergeht wirklich Jahr für Jahr immer schneller.
Ob man nun viel erlebt hat oder nicht. Sie rennt dennoch unaufhaltsam an der eigenen Existenz vorbei. Wir alle werden älter, dagegen kann man nichs machen.
Die Zeit jedoch hat ihren eigenen Weg gefunden, nicht sich selbst zum Opfer zu fallen.

Meine derzeitige Stimmung liegt nicht alleine an meiner längeren Abwesenheit von buffed, gewiss nicht.
Allerdings wird einem hier vor Augen gehalten, wann man woran Freude empfand, sich über etwas aufregte, oder einfach nur das geschrieben hat, was einem just in diesem Moment in den Sinn kam.

Ein Text mit Datum, virtuellen Wörtern, festgehalten auf irgendeiner Seite des endlos scheinenden Internets. Vergangenheit und doch greifbare (klickbare) Erinnerungen.

Meine teilweise sehr alten Blogs auf buffed lassen mich traurig schmunzeln.
Wie naiv ich doch damals war, welch ein kostbares Gut!
Hätte mir vor fünf Jahren jemand gesagt alles würde so kommen, wie es heute ist – ich hätte wohl lauthals und spöttich gelacht!
Wenn ich meine damalige Dummheit doch nur wettmachen könnte. Das wäre viel wert.
Aber es ist nicht mehr zu ändern und das ewige sich selbst hinterfragen zerrt die so wichtigen noch wenigen Kraftreserven auf.
Jetzt muss man der Wahrheit ins Auge sehen und sich selbst eingestehen die Zeit der Unbeschwertheit und Geborgenheit ist vorbei und hat sich in ein grausames Wesen namens kaltherzige Realität verwandelt. Man ist alleine. Auch wenn man nicht alleine ist, so ist man doch immer ein Stück alleine, ob man will oder nicht.

Ich möchte keinen jämmerlichen Eindruck gepaart mit Mitleid erwecken, keineswegs.
Aber ist es denn fair sich Sorgen über etwas machen zu müssen, wo andere, gleichaltrige Menschen noch keinen einzigen Gedanken in ihrem gesamten Leben drüber verschwendet haben?!

Mir ist bewusst, dass es Menschen gibt, denen es viel schlechter geht als mir.
Aber...
Ich bin vor Zorn, Verständnislosigkeit und Neid zerfressen, wenn ich sehe welche "Probleme" die Menschen in meinem Alter haben. Schicksalsschläge lassen einen zwar reifer werden, man ist gewappneter im Leben, aber der über Jahre anhaltende Schmerz ist ein hoher Preis dafür. Zu hoch. Man ist kurz davor jeden Moment zu zerbrechen und nur die wenigen WERTVOLLEN (keine Partybekanntschaften, keine ignorante Blutsverwandtschaft, keine Egoisten) Menschen, die immer da waren, ob man nun gelacht oder geweint hat, sorgen dafür, nicht in kleine Stücke zu zerspringen, sondern sich weiterhin zu bemühen nur einen kleinen Knacks zu haben, der über die Jahre langsam in Vergessenheit gerät.

Mein letztes Jahr war gewiss nicht mein schlimmstes in den vergangen, jedoch ist einiges passiert.
Einiges, und doch irgendwie zu wenig.

- Mein geliebter Freund ist im Sommer 2011, nach vier Jahren Beziehung, zu mir gezogen
- meine Katzen erfreuen sich bester Gesundheit und sind wunderbare Lebewesen
- ich hatte einen Nervenzusammenbruch, welcher zeigte, ich bin nicht unerschütterlich
- ich frage mich, ob ich jemals meine gewünschte berufliche Laufbahn einschlagen werde
- in der Meditation finde ich kurze Momente der Kraft, Erkenntnis und Ausgeglichenheit
- Sorgen, einfach zu viele Sorgen und (scheinbar) unlösbare Probleme
- neun Monate absolute WoW-Abstinenz und nun doch wieder vor 1 1/2 Monaten reaktiviert
- habe wieder leicht angefangen zu rauchen und durch Frust noch mehr zugenommen
- meine Allergien sind derzeit schlimmer denn je
- habe das Schreiben und lesen wieder leidenschaftlich für mich entdeckt
- das Verhältnis zwischen meiner besten Freundin und mir könnte besser nicht mehr sein
- vieles ging verloren, meine kostbare und unausschöpfliche Phantasie blieb
- meine geliebte Mama fehlt mir, so sehr... Tag für Tag...

Wie nah doch Leid und Freude beieinander liegen können, nicht wahr?

Nur... Warum verfliegt die Freude meistens genauso schnell, wie sie gekommen ist und warum, verdammt nochmal, warum lässt einen das Leid oftmals in eine Starre versinken, von der man glaubt sich nie wieder losreißen zu können?
Ich weiss es nicht. Egal wie viel ich darüber nachgedacht habe, nachdenke und auch weiterhin nachdenken werde, es wird mich keine Antwort jemals zufriedenstellen, um diese Frage als "abgeschlossen" betrachten zu können.

Außerdem...

Zeit.... Was ist das eigentlich?

zeitlostp07w3um15.jpg


Auch hier gibt es zu viele Antworten und ich bin fest davon überzeugt, manches sollte man einfach nicht zu genau wissen, um die eigene Existenz besser ertragen zu können.

Da fällt mir eine Stelle aus einem der (für mich) besten Rollenspiele aller Zeiten ein -
Artemisia, die Antragonistin aus Final Fantasy VIII sprach im finalen Kampf folgende Worte:

"Erinnerungen...
aus ferner Kindheit
Jenes Empfinden...
Jene Worte...
Jene Gefühle...
Mit dem erwachsen werden
geht vieles verloren.
Die Zeit wartet nicht.
Man hält sie fest
und doch zerrinnt sie.
Doch jetzt..."

Wie viel Wahrheit doch in den besagten wenigen Worten steckt...

Mit diesen nachdenklichen Zeilen lasse ich euch für den Moment zurück und kann von mir selbst behaupten: Dies war der ehrlichste, spontanste sowie privateste Blog, den ich jemals irgendwo veröffentlicht habe.

Ich schäme mich nicht dafür, sondern fühle mich, für diesen winzigen Moment, ein kleines bisschen stärker.
 
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