Ich habe mich in den letzten 6 Jahren, da spielte ich das letzte Mal D2 einfach weiterentwickelt.
Ich habe angenommen das mir D3 in etwa soviel Spaß machen würde wie damals D2 und ich es tatsächlich Monate spielen könnte.
Jetzt gehn mir nach noch nichtmals zwei Wochen die Spielinhalte auf den Keks.
Geht mir ähnlich, auch wenn ich vom Spiel positiv überrascht war, insbesondere von der für Blizzard-Verhältnisse doch ganz guten Story.
In den Jahren seitdem ich D2 gezockt habe, hat sich einfach meine Wahrnehmung sowohl in Bezug auf Spiel-, als auch Grafik- und Storydesign massiv weiterentwickelt. Sachen, die ich früher unheimlich toll fand würde ich heute nichtmal mit der Kneifzange anfassen - und D2 war da keine Ausnahme, als ich es zur "Vorbereitung" vor ein paar Monaten nochmal hervorgekramt habe.
Insofern war ich auch sehr ernüchtert in Bezug auf den Hype und ich schätze, das hat meiner Sicht auf D3 gut getan. Es ist bei weitem kein Meilenstein, aber es macht zwischendurch sehr viel Spaß und das ist schon mehr als ich erwartet hatte. Trotz der deutlichen Schwächen, von denen die Grafik, das Charaktersystem und die Lootverteilung wohl die drei dicksten sind.
Was die Spieler mit nicht "dunkel genug" meinen, liegt wohl daran das D2 in punkto Ausstattung der Items etwas anders war. Man musste ja um mehr sehen zu können bestimmte Items tragen, damit die Helligkeit um die Spielfigur herum besser wurde.
Ich finde so wie D3 jetzt ist, gut genug. So kann man auch Effekte einbringen, die man auf Grund der geringeren Helligkeit in D2 hätte gar nicht realisieren können. Ich will halt mehr sehen, als nur 50% des Bildschirms von der Mitte aus gesehen.
Bei D1 und in Maßen D2 hat die eingeschränkte Sicht wirklich sehr gut funktioniert, um Atmosphäre zu erzeugen. Allein in (überwiegend) dunklen Gängen, in dem Wissen, dass jederzeit etwas um die nächste Ecke kommen kann, das einen umlegen wird. Überspitzt formuliert: Isometrischer Survival-Horror. Bei D3 fehlt dieses Gefühl einfach völlig. Man rennt durch, aber bedroht fühlt man sich sich nur, wenn ein potenziell tödlicher Boss bereits vor einem steht (also auf den ersten ein, zwei Schwierigkeitsgraden so gut wie gar nicht).
Aber selbst wenn man D2 außen vor lässt: Die Grafik ist dazu da, die Atmosphäre zu unterstützen - wenn das klappt, dann vergibt man es auch leichter, wenn sie technisch veraltet ist. Aber gerade da klafft in D3 ein ziemlicher Spalt. Die Atmosphäre die das Spiel erzeugen will ist eine "Fünf vor Apokalypse"-Stimmung, eine trostlose Welt ohne Hoffnung, die auch noch kurz vor der entgültigen Auslöschung steht. Das kommt in mehreren Dialogen mit NPCs zum tragen und wenn man sich mal tiefer in den Hintergrund einliest. Aber davon merkt man im Spiel selbst so gut wie nichts, von Dialogfetzen mal abgesehen. Es sieht einfach zu "idyllisch" aus, man nimmt den Gebieten nichtmal dann ab, dass hier gerade eine Horde marodierender Dämonen vorbeizog, wenn man die Dämonen und ihre Opfer zusammen auf dem Schirm hat. Das etwas angestaubte Vampire Bloodlines wäre ein schönes Beispiel, wie man es besser machen kann, dass der Stil (nicht die technische Qualität!) der Umgebungsgrafik die Stimmung unterstützt.
Aber das Problem ist für Blizz ja auch nicht neu, WoW hatte dasselbe Problem (und ich vermute daher kommen die Kommentare von wegen "WoW-Grafikstil" bei Diablo 3): Solange man sich in eher idyllischen Gebieten aufgehalten hat (Mulgore, Elwynn, Nagrand, Tanaris, Uldum, etc.) wirkte der Stil gut, aber wenn eine Bedrohung erzeugt/untermalt werden sollte (Dungeons, Burning Steppes, Plaguelands, Icecrown...), versagte er völlig.
Da kann man sich auch nicht mit "Comic-Stil" rausreden, Comics wissen spätestens seit den Achtzigern, wie man Atmosphäre mit angemessenem Stil verstärkt.