Akt II: Helegrods letztes Aufgebot

Kerindor

Rare-Mob
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Sanft wiegt sich die Feder im Wind, stabilisiert den Pfeil auf dem Flug durch den eiskalten Himmel. Die scharfen Augen Chrianors verfolgen das kaum sichtbare blinken der messerscharfen Pfeilspitze auf den Weg ins Ziel. Der Zenit der Flugbahn ist erreicht und der Pfeil senkt sich gen Boden, unbeirrt von den turbulenten Winden.
Der Riese hat wohl kaum wahrgenommen wie ihm geschah als ihn der Pfeil das Auge durchbohrte und in seinem Schädel stecken blieb. Erst langsam, dann immer schneller krachte er der länge nach in den Schnee. Es war ein schwieriger, doch nicht unmöglicher Schuß für die Elbin gewesen.
Erleichterung tat sich unter Kriegern breit.
Von Zaudrus Höhle aus war der Schlachtzug zur Plattform zurückgekehrt und hatte den Weg zum nördlichen Pass aufgeschlagen, wohin Adhargal geflüchtet war.
Stellenweise war der Pfad so schmal das nur zwei der Kämpfer nebeneinander laufen konnten ohne Gefahr zu laufen in den Abgrund zu stürzen der sich rechts neben ihnen auftat. Von den Zwergen vor Urzeiten in den Fels gemeißelt, führte der Weg an der Flanke des Berges hinauf zum Gipfel. Von dort aus blickten sie einst in die Ferne um Gefahren für Moria rechtzeitig erkennen zu können.
Nun aber bewegte sich der Schlachtzug der freien Völker auf diesem uralten Pfad um den Feind aus Angmar gefangen zu setzen.
Der Weg führte seit Thorogs Zeiten nur noch bis zum Gipfel, denn der nördliche Abstieg ins Tal wurde damals durch die Zwerge zerstört. Wußte Adhargal dies nicht? Oder wußte der Verderbte eine andere Macht dort oben?
Uns blieb nichts weiter übrig als es selbst herauszufinden. Der Riese der vor uns den Pfad bewachte verhieß nichts gutes.
Im Grunde waren die Riesen eine Sippe von Einzelgängern die zu Herrn Elrond seit jeher ein gutes Verhältnis pflegten. Leider war in letzter Zeit zu immer stärkeren Unruhen und feindliche Übergriffe auf Reisende unter den Riesen gekommen. Gerüchte wurden laut das ein noch unbekannter Anführer Truppen unter ihnen aushebt. Aber dies konnte nicht Adhargal sein. Riesen würden nur einem stärkeren Riesen folgen.
Und der tote Leichnam vor uns muss einer dieser Gefolgsleute gewesen sein, denn er trug uns unbekannte Riesensymbole, aber auch Zeichen von Angmar.
Wir schoben den massigen Körper der uns den Weg versperrte den Abgrund hinunter und marschierten weiter in Richtung Gipfel.
Man konnte die quälenden Gedanken der Gefährten spüren wie die eiskalte Luft und die lähmende Kälte die selbst durch dickste Mäntel kroch.
Wir hatten grade die hälfte des Wegs hinter uns als die nächste Patrouille sich aus einem Schneeschauer schälte. Für einen Hinterhalt war es nun zuspät. Der Riese hatte uns erblickt.
Dicht über das rasch hochgerissene Schild flog der Prügel hinweg und krachte gegen die Felswand aus der etliche Steine platzten und ein paar leichter bekleidete Gefährten leicht verletzte. Ein Barde ging von einem Stein am Kopf getroffen sogar sogar ohnmächtig zu Boden.
Pfeile flogen über unsere Köpfe hinweg, doch der Riese schüttelte diese am als ob seine Haut der eines Drachen gleicht.
Wieder sauste ein Hieb hinab dem wir nur mit Mühe auf dem schmalen Pfad ausweichen konnten. Lange konnte dies nicht gutgehen.
Die Rettung brachte Sidhren, unser Kundiger, welcher ihm mit gezieltem Wurf sein blitzendes Pülverchen an den Kopf schleuderte. Geblendet focht der Riese mit der Luft als unsere Schilde an sein Knie krachten und ihm das Gleichgewicht raubte. Der Riese prallte in einer rechtsdrehung gegen die Felswand und kippte betäubt hinterrücks Richtung Abgrund. Ein kleiner Schubs genügte nun und der Riese verschwand in der Tiefe.
Erleichtert wandten wir uns unserem Barden zu. Eine Elbin stand bei ihm und versuchte ihn aufzuwecken. "Derilak", sprach sie "wach auf kleiner Hobbit, die Kälte bringt dich sonst um." Doch nichts rührte sich. "Geht mal beiseite, ich hab die passende Medizin" kam von hinten und kam ein Zwerg angestapft. "Wacht auf mein Freund, hier ist Tharon" brummelte er aus seinem Bart und hielt ihm einen Rucksack, gefüllt mit unzähligen Leckereien unter die Nase.
Langsam fing Nase des Hobbits an zu zucken und erst ein, dann öffneten sich beide Augen. "Was ist passiert" fragte er und begann sogleich das erste Essenspaket auszupacken. "Ihr habt einen Stein an den Kopf bekommen, das Ergebnis sieht hübsch blau aus und wächst noch." brummelte der Tharon. Derilak fasste sich kauend an die Stirn und zuckte fast augenblicklich zurück. Fast hätte er sich an seiner Mahlzeit verschluckt.
"Nun denn Herr Derilak, wenn ihr wieder zu Kräften seit, lasst uns gehen" bemerkte Parwing. Rasch räumte der Hobbit seine Rationen wieder ein und versuchte leicht säuerlich seinen Hut so aufzuziehen das die Kälte nicht all zusehr biß und gleichzeitig doch nicht auf das nun blaugrüne Horn drückte.
"Für wieviel Wochen hat der Hobbit denn die Vorräte eingeplant?" fragte Chrianor mit hochgezogener Augenbraue. "Wieso Wochen?" brummelte Tharon zurück, "das reicht grad mal für 3 Tage, wenn er sich einschränkt wohlgemerkt."
Mit einem heiteren Lachen machte sich der Schlachtzug nun wieder auf dem Weg gen Gipfel.
Nun schien das Glück auf unserer Seite zu sein. Unser Feind rechnete wohl nicht damit das einer die beiden Patrouillen überwinden könnte.
Nach einem uns endlos erscheinenden Fußmarsch an dieser windumtosten Bergflanke erreichten wir einen Durchlass. Es schien als ob dieser vor langer Zeit mal ein Tor gewesen war, nun aber nur noch ein paar Mauerreste Zeuge seiner früheren Funktion waren. Als ob was Gewaltiges das Tor samt Angeln und Mauerwerk nach innen gedrückt hatte.
Vorsichtig und leise machte sich der Schlachtzug kampfbereit. Waffen und Rüstungen wurden nochmals kontrolliert, eine letzte Stärkung gegessen.
Es wurde ernst. Die Schilde voran schritten die Wächter durch die Bresche um Adhargal seiner gerechten Strafe zuzuführen.



Hinter dem Durchgang erweiterte sich der Gang, bis auch die Wände links und rechts der Gruppe vom Schneegestöber verschluckt wurden. Ein mulmiges Gefühl machte sich breit. Mitten in diesem weißen Nichts waren nun verhaltene Stimmen zu vernehmen. Eine dunkel grollende und überschnappend helle Stimmen schienen im Streit zu sein. "Was sprechen diese Stimmen dort?", fragte Tharon.
"Ich höre die Worte, doch verstehe ich sie nicht. Es ist die dunkle Sprache von Mordor die ihr hört. Aber nur wenige haben das Wissen um den Worten zu folgen."
"Dann lauft doch zurück und fragt Herrn Elrond wenn ihr nicht helfen könnt Herr Sidhren." feixte der Zwerg. Zum Glück für Tharon konnte er nicht das finstere Gesicht des Elben sehen. Die Elbin Stine schüttelte leicht den Kopf. "Lasst gut sein Herr Sidhren. Zwerge sind bisweilen sehr merkwürdig, aber ich denke er meint es nicht böse."
"Ruhe bitte" mahnte Parwing. "Jeder kennt seine Position. Schlachtformation einnehmen und weiter!"
Schlagartig herrschte wieder Schweigen, nur noch die unbekannten Stimmen waren nun zu vernehmen.
Wir rückten weiter vor. Vor uns taten sich nun die Umrisse eines größeren Felsens auf welcher sich beim näherkommen zu bewegen schien. Angespannt ging es nun Schritt um Schritt weiter. Die Konturen wurden deutlicher, es schien doch kein Felsen zu sein. Aber was ist es dann?
Die Antwort lies nicht lange auf sich warten. Der Schleier des Eiswindes schwächte sich ab und die ersten Sonnenstrahlen bohrten sich zu uns durch.
Das was wir für einen Felsen hielten, entpuppte sich als Schuhwerk, vor dem eine in dunkler Robe gekleidete Gestalt wild gestikulierte.
Diese kleine Gestalt muss wohl Adhargal sein. Aber wer gehört zu diesem gewaltigen Schuh?
Und wie auf das Stichwort riß nun der Schneevorhang endgültig auf und offenbarte uns den Besitzter. Ein wahrhaft gewaltiger Riese stand vor uns. Gekleidet war er in die Felle unzähliger Tiere, vermutlich Auerochsen, denn deren gewaltige Hörner waren als Zierwerk an den Beinen, Brust, Armen und seiner Kaputze befestigt.
Neben seiner beeindruckenden Statur erschreckte uns vorallem das was an seiner rechten Hand herunter hing. Ein Streitkolben, der Schilde nicht nur spalten, sondern nebst Träger regelrecht zermalmen würde.
Wärend ich überlegte wie man diesen Gegner angehen könnte, schrie Adhargal und zeigte auf uns. Wir vernahmen von seinem Gestammel nur das Wort "Storvagun".
Das war er also, Storvagun der Anführer der Riesensippe. Offensichtlich waren wir mitten in die Verhandlungen zwischen Angmar und der Riesensippe geraten. Der Blick den uns Storvagun nun zuwarf, verriet das die Verhandlungen erfolgreich verlaufen waren. Es schien lediglich nur noch ein Problem über die Rangfolge zwischen Storvagung, Adhargal und Angmar zu geben. Letztlich wischte Storvagung dieses Problem beiseite und beförderte den verdutzten Adhargal mit einer fast beiläufigen Handbewegung vom Rand der Plattform auf der wir uns befanden.
"Angmars Botendienste sind wohl nur von kurzer Dauer", witzelte einer. "Ruhe", befahl Parwing. "Vielleicht können wir noch verhandeln."
Nun wurde es ernst. Storvagung sah uns finster an, fasste seinen Streitkolben fester und drehte sich in unsere Richtung. "Der kleine Zwerg verprach uns viel Gold und Macht wenn wir viele von euch Winzlingen für Angmar töten."
Gut, dachten wir, damit wären die Verhandlungen beendet. Und wie aufs Stichwort sauste der gewaltige Streitkolben auf uns nieder. Wir sprangen auseinander und wer noch auf den Beinen war, wurde von der gewaltigen Erschütterung umgerissen. Der Riese riss an dem Streitkolben der sich tief eingegraben hatte, als unsere Jäger, schon wieder auf den Beinen, ihre Pfeile auf die Reise schickten. Storvagun war aber nicht so einfältig wie die anderen Riesen. Er schirmte seine Augen ausgezeichnet ab und trat dabei in unsere Richtung. Ich hieb mein Schwert in seine Sehnen, hatte aber wenig erfolg. Zumindest lies er sich nichts anmerken. Parwing koordinierte unsere Angriffe. Wie ein Fischschwarm der seine Räuber durch ihre Vielzahl verwirrte, so rannten wir um ihn herum, lenkten ihn ab, stachen auf ihn ein und wichen dem tödlichen Streitkolben aus.
Offenkundig das er uns so nicht auf Dauer gegenüberstehen konnte, rief er mit grollender Stimme seine Diener um Hilfe. Und sie kamen.
"Schneekreaturen" gelte es hinter mir. "Sie greifen die hinteren Linien an".
Parwing befahl unseren Zwerg Tharon und ein paar andere sich um diese zu kümmern. Unsere Bardin Stine war schon in arge Bedrängnis geraten, als sie einen der Krieger eine schnelle Wundversorgung zukommen lies und dabei den Schneekreaturen am nächsten war.
Tharon lies seine Axt in die Kreatur neben ihr verschwinden und machte sich mit einem Grinsen auf zum nächsten Tier.
Storvagun war nun nicht mehr zu kontrollieren. Wahnsinnig vor Wut und Schmerz schlug er wie von Sinnen um sich. Es wurde immer schwerer den wuchtigen Schlägen auszuweichen. So traf es Raidanuir, unserem Waffenmeister, der gerade eine der Kreaturen erschlug, mit Wucht in den Rücken. Er wurde fortgeschleudert und blieb reglos liegen. "Derilak kümmer dich um ihn, Kerindor lenk den Riesen ab, Jäger zielt auf sein Herz und ringt ihn endlich nieder." Parwing war in ihrem Element. Ich hechtete einem Schwinger ausweichend zur Seite und sah im Augenwinkel nur noch zwei Schwerter in der Seite des Riesen versinken. Raidanuir war zurück und hatte die kurze Unachtsamkeit Storvaguns ausnutzen können.
Wir nickten einander zu und gingen zum weiteren Angriff über. Schmerzverzerrt versuchte der Riese nun den Streitkolben zu einem weiteren tödlichen Schlag zu erheben, doch die Wunde schwächte ihn zu stark. Wie gebannt starrte er uns an, das Ende kommen sehend. Einem dunklen Schwarm gleich schwirrten Pfeile wohlgezielt zu seinem Herzen. Schwert um Schwert, Klinge um Klinge nutzen den Moment der Schwäche aus und senkten sich in sein Fleisch.
Dann nun fiel der Riese. Es war geschafft. Storvagun, der Vasall Angmars hatte sein Leben ausgehaucht. Ohne diesen Anführer sollten die Riesen wieder zur Vernuft geraten und sich der alten Bündnisse mit Imladris erinnern.
"Freunde seht mal was ich gefunden habe". Kerino Weinreb, ein kleiner Hobbit und Meister des Auffindens versteckter Kostbarkeiten, hatte seine neugierige Nase sogleich in die Habseligkeiten Storvaguns gesteckt und ein schickes Schulterpolster gefunden. Den Blutflecken nach zu urteilen hatte der Vorbesitzer nicht freiwillig hergegeben. "Hier ist ein Zeichen eingestickt, SP" murmelte Kerino. Wer SP war, wusste niemand genau, nur das dieser ein Meisterdieb wie Herr Bilbo Beutlin gewesen sein sollte. Der Legende nach wollte er den ultimativen Schatz heben, was ihm offensichtlich aber wohl misslungen war.
Parwing schritt heran und musterte die Polster. "Ein gutes Stück Handwerkskunst" urteilte sie. "Ich hoffe diese bringen euch mehr Glück als demjenigen der dieses vor euch trug."
"Nun Freunde, jetzt haben wir nur noch das Problem das Adhargals Siegel wohl unerreichbar geworden ist. Ich..." Kerino zupfte Parwing am Ärmel, "Ja was ist?"
"Da war noch das hier bei den Sachen, es sah wertlos aus. Aber ich glaube das meintet ihr?" und hielt Parwing ein goldenes Siegel mit blutrotem Rubin entgegen. Mit hochgezogener Augenbraue nahm Parwing das Siegel an sich, murmelte etwas unverständliches und schritt in Richtung Tor.
"Alles sammeln, versorgt die Verwundeten. Wir wollen noch vor Sonnenuntergang unten an der Plattform sein."
Sie taten wie geheißen.
Dort unten wartete Grisgard auf uns, der letzte der Angmarim in Helegrod und der Schlüssel zu Thorog.

(...)
 
Wie kalt war es denn ? Der Beschreibung nach klingt kälter zu sein als Sibirische Kälte ;).
 
Furchtbar kalt. Ich friere immer noch so das ich es kaum schaffe die Kurzgeschichte hier fertigzustellen. ;)
 
Mit meiner Kundigen hab ich da den Trick immer eins meiner kleineren Pets unter der Robe zu tragen, wirkt wie ein Wärmflasche ;-)
 
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