Aus den Augen...

Krigar setzte trotz seiner Last, locker über die Palisaden hinweg.
Er überquerte die von Bäumen befreite Schneise und verschwand im nahen Wald.
Nach kurzer Zeit erreichte er eine Lichtung. Hier von hier waren sie nach Lohenscheit aufgebrochen, und hier wartete auch der Rest ihrer Gruppe.
Rudgar der für das Ausschalten der Nachtwache verantwortlich gewesen war, stand mit sechs anderen Worgen auf der Lichtung bereit.
Sie rochen angespannt. Erwartungsvoll. Jagdbereit.
Krigar legte den leblosen Körper von seiner Schulter auf den Waldboden und fesselte ihn mit einem bereitgelegten Seil. Dann hängte er ihn an einen Baum.
Krigar musste beim Anblick der verdrehten Schultern grinsen. Das würde ein schmerzhaftes Erwachen geben, so viel stand fest.
Dann wendete er sich den wieder den Worgen zu, welche ihn erwartungsvoll anstarrten.
Er warf den Kopf in den Nacken und stieß ein langgezogenes Heulen aus. Der Auftrag war erfüllt, was nun kam, war die Kür.
Das Rudel setzte sich wie ein Mann in Bewegung. Lohenscheit wartete.

Ellenoras Vater und Mutter waren in heller Aufregung. Unmittelbar nachdem die Glocke geschlagen worden war hatten auch die Schreie begonnen, und schienen kein Ende zu nehmen. Sie hatten sich schnell die Kleidung des Vortages übergeworfen und Ellenoras Vater hatte das Familienschwert von der Wandhalterung genommen.
Zwar war die Waffe schon recht alt, und Ellenoras Vater nicht besonders im Umgang damit vertraut, doch wollte er um keinen Preis unbewaffnet nach draußen gehen.
Bevor er die Haustür öffnete drehte er sich noch einmal seiner Familie zu.
„Ellenora, ich möchte, dass du immer dicht bei mir bleibst. Hast du das verstanden. Ich weis nicht genau was uns da draußen erwartet, aber es wird gefährlich werden. Deshalb möchte ich, dass du mir nicht von der Seite weichst.“
„Ich will aber nicht nach draußen!“, Ellenora schluchzte. „Warum können wir denn nicht einfach hier warten bis es vorbei ist.“
„Das geht nicht. Wenn wir hier bleiben sitzen wir auf dem Präsentierteller. Wir müssen zu den Soldaten, und vor allem müssen wir heraus finden was genau hier vor sich geht.“
Seine Stimme war fest und bestimmt. Noch bevor Ellenora weiter protestieren konnte hatte er sich auch schon umgewand und die Tür geöffnet.
Er streckte den Kopf aus der Tür, blickte nach rechts und links, gab Ellenora und ihrer Mutter ein Zeichen ihm zu folgen und huschte nach draußen.
Edina, folgte ihrem Mann. Ellenora die fest die Hand ihrer Mutter umklammert hielt, folgte ihr auf dem Fuß.
Der Nachthimmel über Lohenscheit war orange verfärbt. Irgendwo mussten Häuser in Brand geraden sein, denn auch der schwere Geruch von Rauch kroch durch die engen Gassen.
Die bereits im Haus vernommenen Schreie, drangen nun ungehindert an Ellenoras Ohren.
Ein jeder durchfuhr sie wie ein Peitschhieb und mehre die Angst.

Ihr Vater schritt voran das Schwert einsatzbereit vor sich erhoben. Es waren jedoch keine Angreifer zu sehen. Nach der Geräuschkulisse zu urteilen, mussten die Angreifer auf dem Dorfplatz zugange sein. Ihr Vater schlug den Weg zu den Unterkünften der Stadtwache ein. Sie durchquerten mehrere kleine Gassen ohne irgendjemand zu begegnen.
Vom Dorfplatz ertönte ein Horn gefolgt von einem Kriegsschrei. Das Klirren von Klingen war zu vernehmen.
Als sie die Quartiere schon fast erreicht hatten, und gerade eine weitere Gasse durchquerten, schoss unvermittelt ein grauer Schemen aus dem Dunkel einer Seitengasse und riss Ellenoras Vater von den Beinen.
Er und der Angreifer prallten schwer gegen die Wand. Ellenora schrie als sie in dem Angreifer einen Worgen erkannte. Das Untier schnappte nach ihrem Vater, und dieser hatte alle Mühe seinen Kopf vor den schnappenden Kiefern zu bewahren.
Ellenoras Mutter, stand wie angewurzelt da und starrte auf die Kämpfenden. Ellenora die ihre Hand umklammerte, versuchte sie weg zu ziehen, jedoch erfolglos. So sehr sie auch schrie und zerrte, ihre Mutter war wie aus Stein.
Erst als der Worg mit einer seiner Pranken ausholte und Framir eine Wunde am Bein zufügte, was dieser mit einem gellenden Schrei quittierte kam wieder leben in ihre Mutter.
Doch schon im nächsten Moment verwandelte sich Ellenoras Erleichterung in pures Entsetzen. Edina ließ ihre Hand los. Ellenora verlor das letzte bisschen Fassung. Sie krallte sich an den Rocksaum ihrer Mutter, weinte und schrie.
So bemerkte sie nicht, wie Edina in ihren Ärmel griff und ein Messer hervor zog.
Vorsichtig näherte sie sich dem Worgen von hinten, und rammte ihm das Messer bis zum Heft kurz unter dem Nacken in den Rücken.
Ein ersticktes Gurgeln, entfuhr der Kehle des Worgen. Er wirbelte herum und schlug mit seiner Pranke zu. Er traf Edina mit voller Wucht.
Sie flog an die Hauswand hinter ihr, und sackte in sich zusammen.
Ellenora schrie auf und stürzte zu ihr.
Der Worg aus dessen Rücken noch immer der Messer griff ragte entdeckte fixierte sie mit einem hasserfüllten Blick und machte einen Schritt auf sie zu. Ellenora bemerkte es nicht.
Durch einen Vorhang aus Tränen blickte sie ins Gesicht ihrer Mutter.
Ein kleines Rinnsal von Blut lief aus ihrer Nase.

Framier sah wie seine Frau gegen die Wand prallte und seine Tochter zu ihr stürzte.
Der Worg hatte von ihm abgelassen und trotz des Messers in seinem Rücken machte er nun anstallten auf Ellenora zuzugehen. Die Angst um seine Familie und der blanke Hass auf das Wesen das seine Frau schwer verletzt, wenn nicht gar getötet hatte, ließ Framier den Schmerz in seinem Bein vergessen. Er stützte sich auf sein Schwert, drückte sich nach oben, holte aus und mit einem Schwung in den er all seine Kraft legte trennte er den Kopf der Bestie ab, der wirbelnde in der Dunkelheit verschwand.
Der Torso blieb noch kurz stehen, sackte dann in die Knie und viel vorn über.

Framier war sofort an der Seite seiner Tochter. Er legte behutsam seine Finger an Edinas Hand und fühlte ihren Puls. Nichts. Sein Herz sank, Tränen füllten seine Augen.
„Edina. Liebes, sag doch etwas.“ Er packte ihre Schultern und schüttelte sie sanft.
Ellenora hing am Arm ihrer Mutter und schluchzte herzerweichend. „Mama! Mama!“, trotzig wiederholte sie wieder und wieder die Worte.
Framier legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Ellenora, du musst jetzt stark sein. Mama wird uns nicht begleiten können. Wir müssen weiter und Hilfe holen.“
Ellenora sah ihn aus Tränenüberströmten Augen an als sähe sie ihn das erste Mal. „Ich geh hier aber nicht weg! Ich will bei meiner Mama bleiben!“, sie wendete sich wieder dem leblosen Körper ihrer Mutter zu und schüttelte ihren Arm „MAMA!“.
Framier hörte dass der Kampfeslärm immer näher kam, und wusste, dass er keine Zeit hatte Ellenora alles zu erklären. Kurzerhand schnappte er sie sich und lief los.
„Lass mich sofort wieder runter! Lass mich, ich will zu meiner Mama!“ er fühlte sie Ellenoras Körper bebte. Sie schlug wie wild mit ihren Fäusten auf ihn ein. Wand sie wie eine Schlange.
Framier jedoch hielt sie fest und rannte so schnell er konnte.
Sein Geist war wie in Watte gepackt. Das Pochen aus der Wunde an seinem Bein ignorierte er so weit es ging, knickte aber immer wieder ein, fing sich und rannte weiter.
Den Plan die Soldaten zu erreichen hatte er aufgegeben. Er musste seine Tochter retten.
Er vermied es breite Straßen zu benutzen da er wusste wie groß die Wahrscheinlichkeit war dort entdeckt zu werden. So musste er zwar Umwege in Kauf nehmen, erreichte jedoch die Palisaden ohne auf jemanden zu treffen.
Da er davon ausgehen musste das an den Eingängen der Stadt sicher Kampfhandlungen stattfanden, hatte er einen Ort angesteuert, an der man die Palisaden über eine schmale Treppe betreten konnte. Ellenora hatte das auf ihn einschlagen und Schreien eingestellt, und hing schlaff über seine Schulter. Nur ihr gleichmäßiges Schluchzten ließ Framier wissen das sie noch am leben war.
Auf der Palisade setzte er sie vorsichtig ab, packte sie an beiden Schultern schaute ihr ins Gesicht.
„Hör mir jetzt gut zu. Alles wird wieder gut werden. Du musst jetzt stark sein. Ich werde dich an der Außenwand hinab lassen, und dann rennst du in den Wald und versteckst dich da. Bleib dort bis ich dich holen komme, komm auf keinen Fall hierher zurück bevor ich nicht zu dir komme! Verstehst du das?!“, er war sich nicht einmal sicher ob Ellenora ihn gehört hatte, denn sie starrte ihn nur fassungslos an.
Im nächsten Moment hing sie an seinem Bein und umklammerte es. „Lass mich nicht allein! Ich will bei dir bleiben!“, Panik lag in ihrer Stimme.
„Das geht nicht. Es ist viel zu gefährlich. Ich hole Mama und dann komme ich nach.“ Noch während Ellenora Widerworte suchte, packte er sie, schwang sie über die Palisade und ließ sie so weit es ihm möglich war nach unten. Ellenora zappelte, weinte und protestierte lautstark.
„NEIN! BITTE ICH WILL NICHT! PAPA LASS MICH NICHT ALLEIN!“ Ihr Blick traf den Framiers und für einen Moment verstummte sie.
„Ellenora, du bist mein Leben. Ich würde dich nie absichtlich in Gefahr bringen. Vertrau mir, du musst dich jetzt verstecken. Es gibt keinen Anderen Weg. Ich weis du kannst es schaffen. Sei mutig meine Kleine, alles wird gut.“
Eine Veränderung trat in Ellenoras Gesicht. Ihre Mundwinkel strafften sich, ihre Tränen versiegten nicht, wurden jedoch weniger. Auch ihr Schluchzen ließ nach.
„Aber beeil dich, bitte.“ „Ich komme so schnell es geht. Vergiss niemals, ich liebe dich.“ Mit diesen Worten ließ Framier ihre kleine Hand aus der Seinen gleiten und Ellenora landete nach kurzem Fall auf dem Waldboden.
„Jetzt geh! Lauf schnell!“, Ellenora blicke noch einmal zu ihm auf, wandte sich dann um und verschwand im Nebel.
 
Hey da,
ich find die geschichte schon ziemlich cool, sie ist packend.
Aber mir ist aufgefallen, dass du die namen deiner Protagonisten häufig veränderst. Wahrscheinlich unabsichtlich und aus Zufall. Zum einen hat sich der Papa von Ellenora von Rumgar zu Framier geändert und schon vorher, bei der Geschichte des Bauernjungenhat sich der Name dessen Vaters geändert, mehrmals sogar, glaub ich. Man weiß zwar wer gemeint ist, aber es wirkt beim ersten mal verwirrend.
Aber schreib weiter, die Geschichte hat was.
-Anni-
 
Hey da,
ich find die geschichte schon ziemlich cool, sie ist packend.
Aber mir ist aufgefallen, dass du die namen deiner Protagonisten häufig veränderst. Wahrscheinlich unabsichtlich und aus Zufall. Zum einen hat sich der Papa von Ellenora von Rumgar zu Framier geändert und schon vorher, bei der Geschichte des Bauernjungenhat sich der Name dessen Vaters geändert, mehrmals sogar, glaub ich. Man weiß zwar wer gemeint ist, aber es wirkt beim ersten mal verwirrend.
Aber schreib weiter, die Geschichte hat was.
-Anni-


Argh... stimmt hast recht, hmm hatte paar Tage zwangspause und hab den Namen vom Vater nicht mehr gefunden ^^

Welchen Namen soll ich nehmen? Habt ihr vorlieben, entweder ich ändere alles in Rumgar, oder alles in Framier.

/Fixed. Rumgar ist tot, lang lebe Framier
 
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Noch sie die letzten Bäume passierten und auf die Lichtung von Lohenscheit traten, kündete ein orangeroter Schein, sowie beißender Rauch das Brennen des Dorfes an.
Anders als bei seinem ersten Besuch, bei dem er, Flinegar und Eihm das Dorf längere Zeit vom Waldrand beobachtet hatten, um eine Stelle zu finden an der die Verteidigung am schwächsten war, preschten sie nun ohne anzuhalten auf die Palisaden zu. Sie wurden sogar noch schneller, da sie nun keine Bäume und Sträucher mehr im Weg hatten die sie behinderten.
Der Geruch des Blutes lag in der Luft.
Süß, metallisch und verheißungsvoll.
Die durch die Nacht gellenden Schreie, das Rauschen des durch seine Adern schießenden Blutes und das gierige Knistern der Flammen vermischten sich zu einem rauschenden Meer der Klänge, in dem seine Mordlust lodernd entflammte.
Krigar und der Rest seines Packs, hoben synchron vom Boden ab, sprangen im hohen Bogen auf die Balustrade. Unter ihnen konnten sie die Dächer der Stadt überblicken. In der nähe des Dorfplatzes standen mehrere Häuser lichterloh in Flammen.
Im Spiel der lodernden Flammen konnten sie Flinnegar ausmachen der gerade einen der Wächter Lohenscheits am Hals gepackt hielt. Die Füße des Soldaten ruderten in der Luft.
Die Füße erschlafften abrupt als Flinnegar ihm mit der anderen Pranke einen Schlag gegen den Kopf verpasst so dass dieser in unnatürlichem Winkel nach hinten weg knickte.
Krigar schaute erst nach links dann nach rechts. Sein Gefolge blickte ihn erwartungsvoll an.
Mit einem kurzen nicken gab er ihnen den Befehlt, nein es war eher die Erlaubnis, denn eines Befehls bedurfte es nicht, zum Angriff.
Fächerförmig sprangen die Worgen los, und landeten verteilt auf den Dächern der Ortschaft.


Framier rannte durch die verlassenden Gassen. Das Schwert fest im Griff. Er wusste dass seine Frau tot war, er hatte selbst ihren Puls gefühlt, doch tief in seinem Innern weigerte sich etwas es zu akzeptieren. Vielleicht hatte er in der Hektik des augenblicks an der falschen Stelle gefühlt, oder ihr schwacher Puls war von seinem rasenden überdeckt worden. Auch jetzt noch spürte er seinen Pulsschlag bis in die Fingerspitzen.
Er erreichte den Ort an dem er Edina zuletzt gesehen hatte. Am Stumpf, der vom Hals des Worgen, nach seinem Hieb noch übrig geblieben war hatte sich eine große Blutlache gebildet. Edina lag noch immer da wie sie es getan hatte als er ging.
Er kniete neben ihr nieder und legte eine Hand an ihre Wange.
Die Haut war kalt. Sie war also tatsächlich tot.
Tränen füllten seine Augen als die grausame Endgültigkeit dieser Tatsache sich ihren Weg in sein Bewusstsein bahnte.

Etwas in ihm zerbrach.
Die Welt um ihn wurde still.
Die Wunde an seinem Bein nahm er nun nicht einmal mehr als Pochen wahr.
Sein ganzes Bewusstsein war erfüllt von der brennenden Gier auf Rache.
Er würde diese Bestien töten. Eine nach der anderen.
Er drückte seiner Frau einen Kuss auf die bleiche Stirn.
Dann stand er auf. Packte den Griff seines Schwertes so fest, dass die Knöchel seiner Finger weiß hervor traten und rannte auf den Dorfplatz zu.

to be continued...

MfG
eure Evi
 
Flinnegar war in seinem Element. Nachdem sie ihren Auftrag erledigt und Krigar sich mit ihrem Fang davon gemacht hatte, begann der Teil auf den sich Flinnegar seit ihrem Aufbruch gefreut hatte.
Flinnegar hatte sich umgehend auf den Weg in die Dorfmitte gemacht. Obgleich er das Dorf nicht kannte, leiteten ihn Nase und Ohren zuverlässig. Der Geruch dem er folgte war jener von Öl und Stahl, die Geräusche, das Geklapper von Metal.

Und da waren sie, genau wie er es erhofft hatte. Eine ganze Gruppe von Stadtwachen hatte sich auf dem Dorfplatz versammelt. Manche waren noch dabei Teile ihrer Rüstungen anzulegen, andere liefen aufgeregt durcheinander. Flinnegars Gesicht verzog sich zu einem bösen Grinsen. Dass sie ihren Anführer nicht auffinden konnten, schien genau die Wirkung zu zeigen die sie erwartet hatten. Ein jugendlich wirkender Mann der nun offenbar in der Befehlskette nach oben gerutscht war, brüllte Befehle, die aber wenn überhaupt, nur zögerlich befolgt wurden. Beim verzweifelten Versuch, Ordnung in die Reihen zu bringen, wogte der Federbusch auf seinem Helm heftig hin und her. Sein Kopf war rot vor Anstrengung und Schweiß stand auf seiner Stirn.
Flinnegar war klar, wenn er seinen Plan umsetzen wollte, musste er handeln bevor dieser Kerl Ordnung in Reihen bringen konnte. Daher zögerte er nicht.


Rudwin schrie, dass ihm die Stimmbänder schmerzten, und doch schien ihm keiner zuzuhören. Wo steckte nur Elgar? Wahrscheinlich hatte er sich nach Dienstschluss wieder in den „durstigen Wanderer“ verkrochen und sein abendliches Trinkritual abgehalten. Dort saß er wahrscheinlich, vornüber gesunken, am Tresen und bemerkte nicht was hier los war. Oder er lag bereits in seinem Bett und schlief seinen Rausch aus.
Rudwin hatte zwei seiner Männer losgeschickt ihn zu suchen, doch bisher war keiner der beiden zurück gekehrt.
Die Männer, die teilweise vor kurzem noch schlafend in ihren Betten gelegen hatten, waren vollkommen verwirrt.
Rudwin konnte es ihnen nicht verübeln. Immer wieder ertönten Schreie aus dem Dunkel der Nacht, woraufhin sich die Männer beunruhigt umblickten bevor sie weiter ihre Rüstungen anlegten.
Bevor sie selbst richtig ausgerüstet waren, wäre es Wahnsinn gewesen zu versuchen den Schreienden zu helfen. Die Worgen waren ihnen in der Dunkelheit noch mehr überlegen als sie es im Licht ohnehin schon waren. Außerdem wusste keiner wie viele von ihnen dort draußen in der Dunkelheit lauerten.

Rudwin hoffte inständig, dass in kürze Elgar auftauchen würde. Auf seine Befehle würde gehört werden. Und Rudwin hätte auch endlich jemanden der ihm sagte was er tun sollte, denn er war völlig überfordert.
Doch als er einen hoffnungsvollen Blick über die Straßeneinmündungen, welche auf den Platz führten gleiten ließ, war es nicht Elgar den der dunkle Straßenschlund ausspuckte.
„Vorsicht Männer! Worg!“, schrie er so laut er konnte.
Köpfe fuhren zu ihm herum, um dann seinem ausgestreckten Finger zu folgen und den grauen Worgen zu entdecken der mit voller Geschwindigkeit auf sie zukam.

Der junge Ered sah ihn nicht. Bis er den Kopf gewendet hatte, um zu Rudwin zu blicken, hatte der Worg die Strecke mit einem gewaltigen Sprung überbrückt und traf mit einem Prankenhieb seinen Schädel. Sein Genick brach mit einem lautstarken Krachen, und schmatzend rissen seine Sehnen.
Noch während Rudwin wie gelähmt dastand und in Zeitlupe Ered auf den Boden aufschlagen sah, wütete der Worg mit ungezügelter Wildheit weiter unter seinen Männern. Fänge gruben sich in Hälse, Pranken fällten gestandene Männer wie Strohhalme. In der Gruppe der Männer breitete sich Panik aus, und die letzten Spuren von Ordnung zerfielen.
Einige Soldaten suchten ihr Heil in der Flucht, andere starrten fassungslos auf das sich ihnen darbietende Massaker. Nur wenige griffen zu ihren Waffen und boten Widerstand.
Doch sie, während der Worg umgeben war von potentiellen Zielen, wurden durch ihre in Panik verfallenen Kameraden behindert.

Sie waren fünfzehn Mann gewesen, fünfzehn Mann mit Schwertern Äxten und Speeren, alles in allem eine schlagkräftige Truppe. Doch nach wenigen Minuten sah sich Rudwin dem Worgen allein gegenüber. Einige seiner Männer waren geflohen, wenn auch nicht viele, denn der Worg schien gezielt darauf zu achten die Fliehenden abzufangen. Der Großteil lag tot oder sterbend am Boden.
Der Worg kam langsam auf ihn zu. In seinen Augen konnte Rudwin die Mordlust lodern sehen. Sein Fell war Blut getränkt. Seine gewaltigen Klauen öffneten und schlossen sich. Das Maul stand halb offen und gab den Blick auf gewaltige Zähne frei.

Rudwin wollte sein Schwert ziehen.
Rudwin wollte sich verteidigen.
Rudwin wollte weg.
Rudwin wollte zu seiner Mutti.
Rudwin pinkelte sich an.
So stand er bewegungslos da, wie versteinert, bis der Worg vor ihm aufragte. Das warme Gefühl des frischen Urins, der langsam an der Innenseite seiner Schenkel herab lief hatte etwas Tröstliches. Rudwin begann zu weinen.
Das letzte was Rudwin durch seine Tränen sah, als der Worg ihn am Hals gepackt hielt und zu sich auf Kopfhöhe hob, war ein Mann in Zivilkleidung der aus einer Gasse auf den Dorfplatz gerannt kam. In seiner Hand hielt er ein Schwert.
Dann traf die freie Pranke des Worgen Rudwins Kopf.
Damit endeten all seine Sorgen.


Framier kam am Dorfplatz an, wo sich ihm ein schreckliches Schauspiel bot. Die Stadtwache hatte sich offenbar hier gesammelt um dem Angriff geschlossen entgegen zu treten. Doch waren sie wohl, noch ehe sie sich organisiert hatten, angegriffen worden. Ein einzelner Worg wütete unter ihnen und fuhr blutige Ernte ein. Sein Maul schnappte nach links und rechts, riss Halsschlagadern auf oder hinterließ tiefe Furchen in Armen und Beinen. Seine Pranken waren ebenso gefährlich. Die gewaltigen Klauen waren tödlich wie Dolche.
Zwei Männer standen noch als Framier den Platz betrat.
Einer von beiden versuchte mit einer Lanze den Worgen anzugehen. Dieser packte die Lanze jedoch am Stiel, brach ihre Spitze ab, und rammte sie dem verdutzt drein schauenden Soldaten ins Bein, worauf dieser schreiend zusammen brach. Dann näherte sich die Bestie dem letzten Verbliebenen.
Ein Federbusch auf dessen Kopf verriet seinen höheren Rang.
Allerdings bekleckerte er sich nicht gerade mit Ruhm. Wimmernd stand er da, das Schwert noch immer in der Scheide steckend, machte er keinerlei Anstalten sich zu verteidigen.

Framier zögerte nicht. So schnell und zeitgleich so leise wie möglich eilte er von hinten auf den Worgen zu. Dieser schien ihn nicht zu bemerken da er vollauf mit seinem letzten Opfer beschäftigt war. Framier kam immer näher heran, das Schwert schlagbereit erhoben.

…to be continued

Mit freundlichen Grüßen
Eure Evi
 
„Armseelig, einfach nur Armseelig.“, dachte sich Flinnegar als er sein letztes Opfer zappelnd und röchelnd vor sich hängen sah.
Zwar hatte er um seine körperliche Überlegenheit gewusst. Doch dieser Auftritt war erbärmlich gewesen.
Die Männer hatten sich mehr gegenseitig behindert als sich ihm entgegenzustellen. Manche hatten wie Kinder nach ihren Müttern geschrien, von Angesicht zu Angesicht mit ihm, ihres nahen Todes gewahr.
Doch dieser Geck, mit seinem Federbusch auf dem Kopf, war mit Abstand der armseligste Wicht von allen.
Flinnegar konnte deutlich den leichten Ammoniakgeruch wahrnehmen, der aus seiner Hose wehte. Ekel stieg in Flinnegar auf.
Er holte aus und brach dem Wimmernden mit einem einzigen Schlag das Genick.

Um ein Haar hätte das Geräusch der berstenden Knochen, welches Flinnegar immer einen wohligen Schauer über den Rücken jagte, sein Leben gekostet.
Nur seinen geschärften Sinnen hatte er es zu verdanken, dass er die sich von hinten schnell nähernden Schritte hörte.
Er ließ den schlaffen Körper fallen und sprang zur Seite.
Wenngleich ihm diese schnelle Reaktion das Leben rettete, so reichte sie dennoch nicht um unverletzt zu bleiben.
Brennender Schmerz durchzuckte seinen Arm, als die Klinge in seine Schulter fuhr.
Flinnegar fuhr herum. Welchen der Soldaten hatte er nur vergessen. Er war sich sicher gewesen den Federträger für den Schluss aufgespart zu haben.
Offenbar hatte er sich auch nicht geirrt. Statt eines Soldaten, sah er sich einem Mann gegenüber, der Zivilkleidung trug.
Flinnegar blieb keine Zeit ihn genauer in Augenschein zu nehmen. Mit tödlicher Geschwindigkeit raste die Schwertklinge erneut auf ihn zu.
Gerade noch konnte er sich durch einen Sprung nach hinten retten. Er hörte das Sirren der Klinge als sie knapp vor seinem Gesicht durch die Luft schnitt.
Er setzt zum Gegenangriff an, doch sein Gegenüber blockierte den Schlag mit der Klinge.
In den Augen des Mannes brannte purer Hass. Sein Gesicht war eine Fratze des Leides und der Wut.
Diese Menschen. Obwohl Flinnegar erst seit kurzem diese Welt betreten hatte, verwunderten ihre Bewohner ihn zutiefst.
In diesem Zivilisten schien mehr Kampfeswille, Mut und Kraft zu stecken, als in der gesamten Mannschaft die in ihrem eigenen Blut um sie herum lagen.
Der Mensch attackierte mit ungezügelter Wildheit. Hieb und Stach nach Flinnegar, sodass dieser gezwungen war, manche Attacken zu parieren statt ihnen auszuweichen.
Zwar trug Flinnegar die für die Worgen typischen Ellbogenschilde, doch nicht jeder Schlag kam so dass er auch mit diesen parieren konnte.
Zwei Hiebe trafen seinen Unterarm und rissen tiefe Wunden bis auf den Knochen.
Nur seinem Worgenskelett verdankte er, dass es bei einer Fleischwunde blieb. Ein Mensch hätte seinen Arm verloren.

Der Schmerz weckte tief im Innern von Flinnegar eine Kraft die trotz der generellen Wildheit der Worgen, nur dann aktiviert wurde, wenn ihr Leben in Gefahr geriet.
Der Schmerz, die Überraschung über die heftigen Angriffe alles wurde wie weggewaschen.
Er badete in einem See der Stille, in der nur noch das Rauschen seines Blutes in seinen Ohren dröhnte. Für Flinnegar gab es nun kein zurück mehr. Er straffte seinen Körper und schnellte nach vorn.

Framiers Wut kannte keine Grenzen. Das Bild seiner bleichen Frau, brannte in seinem Herzen. Und der Worg vor ihm repräsentierte all jene die für ihren Tod verantwortlich waren.
Er würde Zahlen, mit Blut, mit seinem Leben.
Die wilde Bestie, die noch eben ein ganzes Regiment auseinander genommen hatte, wich unter der Inbrunst seiner Angriffe zurück.
Trotz der tierischen Reflexe des Worgen, hatte er einige Treffer landen können, und dem Untier tiefe Wunden beigebracht, aus denen dickflüssiges Blut hervorquoll.
Er würde ihn töten.
Erst ihn, und dann das gesamte restliche Pack, falls es den Fehler machen sollte ihm unter die Augen zu treten.
Wie im Rausch ließ Framier sein Schwert auf die Kreatur niedergehen. Schritt um Schritt trieb er ihn vor sich her.

Gerade noch rechtzeitig bemerkte Framier die Veränderung in den Augen der Bestie.
An die Stelle der Mordlust und Überheblichkeit, welche selbst während des Zurückweichens in des Worgen Augen zu lesen war, trat Wahnsinn.
Framier hatte keine Zeit auszuweichen als der Worg nicht mehr zurück wich, sondern seine Muskeln spannte und mit weit geöffnetem Rachen auf ihn zusprang.
Wie in Zeitlupe sah er die blitzenden Zähne auf sich zukommen, und wählte die einzig verbliebene Möglichkeit.
Er ließ sich nach hinten fallen, und stieß das Schwert mit aller Kraft nach vorn.

Die Klinge bohrte sich bis zum Heft in den Brustkorb des Worgen. Der massige Leib begrub Framier fast vollständig.
Den Kopf der Bestie direkt neben dem seinen, konnte Framier deutlich hören wie der letzte Atemzug röchelnd den Lungen der sterbenden Kreatur entwich.
Ein kurzes Gefühl der Befriedigung durchströmte Framier.
Doch, seinen brennenden Hass, reichte es nicht zu löschen.

Halb schob er den Leichnam von sich, halb kroch er darunter hervor.
Er trat den Worgen, in die Rippen und versucht ihn umzudrehen, um seine Waffe zurück zu holen.
Schnell stellte er fest, dass der Körper zu schwer war und gab auf. Er spuckte auf den Worgen und schaute sich dann nach einer Alternative um. Neben all den Toten und Verletzten lag ein reichhaltiges Waffenarsenal herum.

Eine Art aufgeregtes Kläffen ließ ihn aufsehen.
Auf einem Dach ganz in der Nähe stand ein Worg. Die Laute die er von sich gab waren nicht schwer zu interpretieren. Er verkündete den Tod seines Artgenossen.
Er rief das Rudel.

Framier bückte sich und hob eine kurzstiehlige Axt und einen Dolch von Boden auf.
Als er sich aufrichtete um den Worg zu erwarten, war dieser nicht mehr allein. Ein weiterer hatte sich zu ihm gesellt.
„Kommt nur her! Kommt ihr Bestien! Ich nehme es auch mit euch beiden auf. Kommt her wenn ihr eurem flozerfressenen Freund Gesellschaft leisten wollt.“ Die durch sein Blut wallende Mischung von Adrenalin, und Endorphin, ließ ihn sich fühlen als könne er es mit der ganzen Welt aufnehmen. Angst hatte keinen Platz mehr in Framier.

Die Worgen machten jedoch keine Anstallten vom Dach herab zu steigen. Stattdessen legten sie ihre Köpfe in den Nacken und stießen ein langgezogenes Heulen aus, das weit über die Dächer der Stadt hallte. Etliche Wölfe stimmten in das heulen ein.
Zu Framiers Überraschung auch hinter ihm.
Ganz in der Nähe.

To be continued…

MfG
Eure Evi
 
Framier stand in der Mitte des Platzes. Seine Kleidung war zerschlissen und an mehreren Stellen Blut getränkt. Teilweise von seinem Eigenen, welches noch immer aus der Wunde an seinem Bein trat, zum größeren Teil jedoch von dem des Worgen. Die Axt wog schwer in seiner Hand. Sein Bein hatte wieder zu pochen begonnen.
Diesen Kampf hatte er gewonnen, doch seine Berserkerwut hatte seinen Muskeln einen hohen Tribut abverlangt. Langsam kroch Müdigkeit wie Säure in seine Gliedmaßen.
Doch er durfte nicht nachlassen, für Ellenora.
Vor seinem Inneren Augen sah er seine Tochter, wie sie aus tränengefüllten Augen zu ihm aufblickte, bevor sie im Nebel verschwand. Sie war so ein tapferes kleines Mädchen.
Innständig hoffte Framier, dass ihre Flucht in den Wald unbeobachtet geblieben war.
Er frage sich ob er wohl sein Versprechen ihr zu folgen, würde halten können.
Auf jeden Fall, würde er ihr Zeit verschaffen, auch wenn es sein Leben kosten sollte.
Er würde es teuer verkaufen.

Als das Heulen anhob, drehte sich Framier langsam um die eigene Achse.
Sein Herz sank bei dem sich bietenden Anblick.
Auf fast jedem Dach, der den Platz umstehenden Häuser, hatten Worgen Position bezogen.
Davon ausgenommen waren nur jene zwei Häuser die mittlerweile komplett in Flammen standen, und die Nacht in einen unheimlichen Schein tauchten.
Framier schloss die Augen und sprach ein kurzes Stoßgebet.
Dann öffnete er die Augen und straffte sich. Einige der Worgen waren von den Dächern gesprungen und kamen langsam näher.
Sollte sie nur kommen. Er war bereit.
Für Lohenscheit.
Für Edina.
Für Ellenora.


Arled war bester Laune an diesem Morgen. Müde zwar, denn er hatte die gesamte Nacht auf dem Dach zugebracht, aber glücklich. Heute war wieder Vollmondnacht.
Sein Vater hatte ihn am Morgen zur Seite genommen, und für die Nacht ein besonderes Vorhaben angekündigt. Arled wusste zwar nicht worum es genau ging, doch doch er nahm an, dass sein Vater ihm das Jagen beibringen wollte.
Wenn seine Prognosen stimmten, müsste Arled die erste Verwandlung bevorstehen. Zumindest die erste an welche er sich am nächsten Morgen auch würde erinnern können.
Arled war mehr als gespannt. Und außerdem hegte er insgeheim die Hoffnung „Sie“ wiederzusehen.
Abgesehen von der Vorfreude auf ihr Erscheinen, gab es auch einige Fragen, die er mit ihr klären musste.

Die Stunden des Tages verstrichen quälend langsam. Arled machte einen ausgiebigen Spaziergang durch die Felder und Wiesen der Umgebung. Statte den Tieren eine Besuch ab. Spielte ein wenig am nahegelegenen Bachlauf. Doch egal was er tat, vor seinem Inneren Auge sah er immer wieder die Scheibe des Mondes, und das Gesicht der Frau in weiß. Nichts vermochte ihn zu zerstreuen, so wie es früher der Fall gewesen war.
Als er am frühen Nachmittag nach Hause kam, teilte ihm sein Vater mit, dass sie bald aufbrechen würden und er sich nicht mehr so weit vom Haus entfernen sollte.
Arled war es nur recht. Wäre es nach ihm gegangen, er währe längst auf dem Weg gewesen.

„Na, wie fühlst du dich heute?“ Flugur brach das Schweigen als erstes, welches seit ihrem Aufbruch geherrscht hatte.
„Naja, ich bin schon aufgeregt. Aber Angst habe ich keine. Ich versuche mir vorzustellen wie es wohl sein wird. Bisher habe ich die Verwandlung ja noch nicht bewusst erlebt. Tut es eigentlich weh?“ Obgleich Arled versuchte den starken Mann zu geben, kannte Flugur seinen Sohn gut genug um die Beunruhigung in der Stimme zu vernehmen.
„Nun ja, es sind nicht wirklich Schmerzen. Aber es ist, wie soll ich sagen, gewöhnungsbedürftig.“
„Gewöhnungsbedürftig, aha.“ Arled zog seine Augenbrauen nach oben, dann nickte er knapp und versank wieder in Gedanken.
Flugur konnte nur zu gut verstehen was nun in ihm vorging. Andererseits hatte Arled wenigstens ihn an seiner Seite, Flugur war allein auf sich gestellt gewesen, und er erinnerte sich nur sehr ungern zurück.

Nachdem sie circa eine halbe Stunde gelaufen waren, stellte Arled fest das sein Vater offenbar nicht den Weg einschlug der zu der kleinen Lichtung führte, auf der sie die letzte Vollmondnacht verbracht hatten. Auf seine Frage hin, wo sie denn hingingen, blieb sein Vater vage. Er sagte nur, dass er für diese Nacht eine bessere Stelle gefunden habe.

Nachdem sie noch fast eine Stunde unterwegs waren erreichten sie eine kleine Talsenke durch die ein Bach floss. Eingebettet zwischen sanften Hügeln, war das Tal mit üppiger Vegetation bewachsen.
Sie schlugen ihr Lager direkt am Bach auf.
Die Bäume, die ein kleines Wäldchen auf dem Hügel hinter ihnen bildeten, reichten hier fast bis an den Bach herunter und schufen einen Windgeschützten bereich.
Schon bald prasselte sein kleines Lagerfeuer. Arled hatte beim Holzsammeln einen Stock gefunden, den er wie so oft mit seinem Schnitzmesser bearbeitet, während sein Vater aus einem langen dünnen Ast und eine mitgebrachten Schnur eine Angel bastelte.

„Glaubst du es gibt eine Chance auf Heilung für uns?“ Arled schaut überrascht auf.
„Woher soll ich denn das wissen?“, fragte Arled. „Ich weis nicht mal ob es eine Krankheit ist. Immerhin sterben wir doch nicht daran. Es ist eher eine Art Fluch würde ich sagen. Wenigstens ist es nichts Schlimmes.“
„Na du bist gut. Wieso ist das nicht schlimmes?“ Flugur sah ihn verblüfft an.
„Nun ja, ich sehe das so. Wir werden stärker, schneller, bekommen schärfere Sinne. So laufen normal doch keine Krankheiten ab. Und die Nachteile, wie die ungezügelte Wut, bekommt man mit der Zeit ja auch in den Griff wie du sagst“
Über Flugurs Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. Die Einfachheit und Unbeschwertheit mit der Arled das Thema behandelte war erfrischend.
Welch gewaltige Willensstärke erforderlich war, den Trieben in seiner Worgenform nicht nachzugeben, würde er noch früh genug erfahren.
Und dieser Moment nahte unaufhaltsam.
Der Himmel war bereits von der der Untergebenden Sonne in blasses Rosa getaucht.
„Wir werden sehn. Wir werden sehn.“ Murmelte er mehr zu sich selbst als an Arled.
 
oO
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Kein "to be continued" ?

Ich hoffe mal das war nur ein versehen. Ich wäre sonst todtraurig
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to be continued... ^^

Also schocken muss man euch um hier mal Antworten zu bekommen. =)
 
Als die Sonne kurz davor stand die Firmamentsbühne zu verlassen, und Platz für den Mond zu machen, waren Arled und Flugur gerade mit ihrem Abend essen fertig.
Flugur hatte mit seiner selbst gemachten Angel zwei Weisenfische gefangen, die er mit Wildkräutern der Wiese in ein köstliches Mahl verwandelt hatte.
„Ich bin papp satt.“, sagte Arled der nach hinten an einen Stein gelehnt saß und sich den Bauch tätschelte.
„Das ist gut. Es wird es dir leichter machen.“, Flugur drehte seine Fischgräte in den Händen und pflückte letzte Fleischreste ab.
„Denk immer daran, dein Körper ist auch in Worgenform der deine. Ich weis noch, bei meiner ersten bewussten Verwandlung, erschien mir die Art meines Denkens so fremd, dass ich glaubte im eigenen Körper verdrängt worden zu sein. Zur Randfigur degradiert worden zu sein, im eigenen selbst.“
Obwohl Arled wusste, dass sein Vater nur versuchte ihm Tipps zu geben, klang was er sagte doch sehr unnachvollziehbar. Natürlich war sein Körper, der seine, wessen denn sonst.

Wenn auch nur im Traum, hatte Arled immerhin schon einmal seine Worgenform erlebt. Und damals waren seine Gedanken genau so klar gewesen wie in seiner Menschenform.
„Ich werde es mir merken.“, versicherte er dennoch. „Außerdem bist du ja bei mir.“
„Also gut, Arled. Dann ist soweit alles gesagt. Gehen wir.“, entgegnete Flugur, während er schon dabei war sich zu erheben.
Arled und er liefen gemeinsam hinunter zum Bach. Im Dämmerlicht schlängelte er sich wie ein schwarzes Band durch die Landschaft. Fast lautlos bis auf ein leises gluckerndes Gurgeln.
Hunderte Grillen spielten der Nacht ihr Lied, und in dem nahen Wald konnte Arled einen Kauz rufen hören.
Unvermittelt fiel sanftes Licht über die Landschaft, und Arled der dessen Quelle suchte, entdeckte den Mond. Langsam erhob er sich am Horizont, und Arled war wie gebannt. Er schaute zu Flugur, und stellte fest das auch er die Scheibe betrachtete.

Ein Kribbeln lief durch Arleds Körper, während sich die Scheibe weiter und weiter enthüllte.
Das Kribbeln wurde stärker und stärker. Arled rieb erst aufgeregt seine Finger, dann ballte er seine Hände zu Fäusten. Das Warten dehnte sich zur Ewigkeit.
Dann als die Kugel fast komplett war, schloss er die Augen, holte tief Luft. Er füllte seine Lungen bis sie zu zerbersten drohten; und öffnete die Augen.

Da war er, der Vollmond. Rund und makellos. Das kribbeln der Erregung war zu einem Gefühl geworden als ob sein ganzer Körper vibrierte.
In der Mitte seines Brustkorbs breitete sich ein Gefühl der Wärme aus, und verteilte sich mit jedem Herzschlag rasend schnell durch seinen Körper.
Seine Hände und Füße wurden warm, immer wärmer.
Arled hob seine Hände vor sich und beobachtete ungläubig was er sah.

Die Glieder seiner Hand, schienen wie im Zeitraffer zu wachsen. Die Finger wurden länger und länger. Die Knochen knackten in seinen Handflächen als die Handteller sich verbreiterten.
Doch statt Schmerz, spürte Arled nur die pulsierende Wärme die ihn durchströmte. Genährte aus einer Art innerem Brunnen, in der Nähe seines Herzens.
Dann bemerkte er die Veränderung der Haare an seinen Armen.
Sie hatten alle Farbe verloren.
Leuchtend weis waren sie, schimmernd im Mondenschein. Und wuchsen.
Doch wuchsen nicht nur die vorhandenen Haare in atemberaubender Geschwindigkeit, sondern überall aus seiner Haut brachen weitere hervor.
Bald schon waren seine Hände und Finger von Fell überzogen.
Zwar konnte er, da er bekleidet war, es nicht sehen, doch spürte er deutlich, dass diese Veränderung auch am Rest seines Körpers ablief.
Er schaute nach unten, und stellte fest, dass die Spitzen seiner Schuhe zerrissen waren, und Klauen daraus hervor ragten. Klauen, an mit weißem Fell bedeckten Füßen.
Arled fühlte sich fantastisch.

Im Augenwinkel konnte er seinen Vater erkennen. Auch er steckte mitten in der Verwandlung.
Das Gefühl der Wärme in Arled pulsierte mittlerweile wie wild, und strömte nun auch an seinem Hals empor und füllte seinen Schädel.
Als die Welle des Wohlbehagens in sein Hirn flutete, glaubte er fast um den Verstand zu kommen. Er legte den Kopf in den Nacken und stieß ein Heulen aus, während sich auch sein Kopf in den eines Worgen verwandelte, und die Verwandlung komplett machte.

Mit dem Ende des Heulens, endete auch das Gefühl der Wärme. Es ging nicht langsam zurück. Verschwand einfach von jetzt auf gleich und hinterließ eine Leere in Arled, wie er sie noch nie gekannt hatte.
Schwer atmend stand er da.
Grass, Wasser, Sand, Erde, der Wald, Tiere, er selbst...
Die Intensität mit der die Gerüche in ihn drangen überwältigten Arled.

Wenn er ehrlich war, roch er nicht den Wald, er roch:
Erde, Rinde, Harz, Nadeln, Hasen, Rehe, Wildscheine, sogar einige Wölfe konnte er ausmachen.

Er war so beschäftigt mit den Gerüchen klar zu kommen, dass er erst jetzt des Lärms gewahr wurde welcher ihn umgab. Es waren die Grillen.
Für ihn war es jedoch kein leises Lied, so wie er es noch vor kurzem empfunden hatte. Es war ein Crescendo sondergleich. Dröhnte auf ihn ein, und stach in seine Ohren.

Als ihn etwas an der Schulter berührte schnappte er Instinktiv danach.
Wären Flugurs Sinne nicht ebenso geschärft gewesen wie die seinen, er hätte wohl seine Klaue eingebüßt.
Er konnte sie gerade noch zurück reißen, bevor Arleds Kiefer mit lautem Schnappen aufeinander schlugen.
„Ganz ruhig, mein Sohn.“ Flugurs Stimme klang seltsam. Die Stimmebänder eines Worgen eigneten sich nicht wirklich für das Formen menschlicher Worte. Waren eher für das Heulen und Kläffen ausgelegt.
Flugur stellte sich vor Arled, und legte seine großen Pranken auf Arleds Ohren. Trotz ihres grobschlächtigen Aussehens war er völlig sanft.
Arled versuchte seinen Kopf wegzuziehen, doch Flugur hielt ihn fest.
„Schhhhh, schhhhh. Bleib ganz ruhig. Du musst deinem Hirn Zeit geben sich daran zu gewöhnen.“, so leise und beruhigend wie es ihm in seiner Gestallt möglich war, redete Flugur auf Arled ein.
Arled hatte keine Probleme ihn auch mit zugehaltenen Ohren zu verstehen.
Langsam wurde die Lautstärke erträglicher, sein Verstand raste.

Geräusche, Gerüche, das wehen des Windes in seinem Fell, der Geschmack der Umgebung den er auf der Zunge spürte, alles rollte auf ihn ein.
Doch immer besser konnte er sich wieder auf Einzelheiten konzentrieren.
Es dauerte wohl nur wenige Minuten bis sein Vater die Pranken von seinen Ohren nehmen konnte, aber für Arled fühlte es sich an wie eine Ewigkeit.
Danach war das Zirpen der Grillen zwar noch immer ein sehr lautes Geräusch, doch fühlte es sich nicht mehr an als würde sein Kopf zerspringen.
Arled konnte es sogar völlig ausblenden, und wie sich ihm die Welt dann darstellte, überstieg alles was er erwartet hatte.
Er hörte Käfer die in seiner Umgebung durch das Gras liefern. Er hörte die Halme des Grases wenn der Wind durch sie strich. Konnte den Flügelschlag der Fledermäuse vernehmen die über dem Bach in den Mückenschwärmen jagten.

Dann hörte er das davon Preschen eines Rehs im nahen Wald, und war schon losgelaufen bevor er es selbst bemerkte. Mit atemberaubender Geschwindigkeit flog die Landschaft an ihm vorbei. Die durch seine Nüstern strömende Luft lieferten ihm tausende und abertausende Informationen über die Umgebung. Sein Ohren zuckten hin und her, sammelten Eindrücke, aber ohne das Geräusch des Rehs zu verlieren.

Plötzlich war Flugur an seiner Seite, jagte dahin. Der Gegenwind zerzauste sein Fell.
„Bleib stehen! Arled!“, stieß er zwischen tiefen Atemzügen hervor.
Arled wollte, doch er konnte es nicht.
Es gab Beute. Es gab Fleisch.
In seinem Geist konnte er Bilder aufblitzen sehen, wie er seine Klauen in die Seite eines Rehs schlug. Wie er es zu Fall brachte und dann seine Fänge in dessen Hals grub. Er konnte förmlich den Geschmack des Blutes riechen und schmecken, so präsent war seine Vorstellung.
Oder war es eine Erinnerung. Es schien so real.

Tiefer und tiefer in den Wald jagte Arled. Flugur ihm dicht auf den Fersen.
Arleds Puls raste. Seine Atmung ging tief und gleichmäßig. Er fühlte sich nicht einmal erschöpft obwohl er in seiner menschlichen Gestallt, schon nach einem Bruchteil der Strecke die er zurück gelegt hatte, halbtot zu Boden gesunken wäre.
Das Reh war nun nicht mehr weit entfernt. Arled konnte es riechen, und hören. Nur sehen konnte er es noch nicht.

Plötzlich stieß sein Bein gegen etwas.
Er wollte es noch hochreißen doch was immer es war, womit er kollidiert war, er umschlang sein Bein, und riss ihn von den Füßen. Er streckte seine Pranken nach Vorn um den Sturz abzufangen, war jedoch zu schnell. Er Überschlug sich mehrmals, bevor sein Vorwärtsdrang unsanft von einem Baum gestoppt wurde.
Er schüttelte sich kurz und sprang wieder auf die Beine.
Wütend blickte er sich nach der Stolperfalle um.

Der Waldboden war eben. Nichts wies darauf hin worüber er gestürzt war.
Nur Flugur stand schwer schnaufend da.
„Meine Güte, Arled. Du hast mir keine andere Wahl gelassen. Hör mir doch zu.“
Arled begriff.
Flugur hatte ihn zu Fall gebracht.
Flugur hatte seine Jagd behindert.
Flugur neidete ihm seine Beute.

Arled senkte den Kopf zog die Lefzen hoch und knurrte Flugur an.
Es war ein drohendes Knurren, das aus den tiefen seines Bauches herauf stieg.
Das Reh war entkommen. Aber Flugur würde bezahlen.
Langsam nahm Arled Geschwindigkeit auf und rannte mit aufgerissenem Maul auf Flugur zu.

to be continued...

MfG
eure Evi
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Graaa! Machs ... doch... nicht... so.... Spannend!
 
das war ne fiese stelle um den teil zu beenden !^^ ein abschnitt besser als der andere^^
 
Moos riss aus dem Boden, als Arled Geschwindigkeit aufnahm. Die Krallen an seinen Füßen gruben sich tief ins Erdreich, und gaben ihm perfekten Halt. Wie ein weißer Blitz schoss er dahin. Mit einem Sprung katapultierte er sich mit voller Kraft auf seinen Widersacher zu.
Er schien nicht abwehrbereit. Sein Fehler.

Kurz bevor Arled seine Klauen in ihn schlagen konnte, machte sein Gegenüber eine schnelle Seitwärtsbewegung. Arled, unfähig seinen Schwung noch umzulenken schoss ins Leere und brauchte einige Sekunden bevor er schlingernd zum stehen kam.
Wütend fuhr er herum.
Nahm Maß, und stürmte erneut los.
Die Wut brandete heftig in seinem Innern.
Wie durch einen Schleier sah er den Anderen.
Fast hatte er ihn erreicht.
Und wieder lief er ins Leere.

Mit einem wütenden Aufheulen schnappte er in die Richtung in die der Andere auswich, jedoch ins Nichts. Als er den Blick wieder nach Vorn richtete, ragte ein Baumstamm vor ihm auf. Um ein Haar wäre er damit kollidiert.
Geistesgegenwärtig drückte er sich kräftig vom Boden ab, lenkte seine Kraft um, und schlug seine Klauen in die Rinde.
Mit Hilfe seiner kräftigen Arme und dem Restschwung, schoss er förmlich den Baum hinauf und tauchte in die dichte Baumkrone ein.
Die Blätter rauschten an seinem Kopf vorbei.
Äste splitterten.
Arled drückte sich vom Stamm ab, und sprang in die Krone eines benachbarten Baumes weiter. Dort klammerte er sich fest und verharrte regungslos.

Sein Widersacher stand gute zwanzig Meter unter ihm. Noch immer gut sichtbar auf der Lichtung. Arled konnte sehen wie seine Ohren hin und herzuckten, beim Versuch ihn auszumachen.
Im bestreben sich nicht durch Geräusche zu verraten, atmete Arled so flach es ihm möglich war.

Flugurs Sinne waren aufs Äußerste angespannt.
Die Haare in seinem Nacken waren gesträubt.
Sein Puls raste. All seine Körperfunktionen standen auf kampfbereit.
Er war bereit diesen Emporkömmling zu töten.
Nur sein Verstand, hinderte ihn daran, den Baum hinaufzustürmen, und dieses Versteckspiel ein für alle Mal zu beenden.
Es beleidigte Flugurs Sinne, dass dieser Worg da oben, offenbar davon ausging er könne sich vor ihm verbergen.
Selbst wenn sein weißes Fell nicht wie ein Leuchtfeuer im Grün der Blätter zu sehen gewesen wäre, so hätte er ihn doch gerochen. Obgleich auf diese Distanz nicht einmal dies nötig gewesen wäre.
Flugur konnte sein Herz schlagen hören.
Dieser Worg hatte es gewagt ihn anzugreifen. Dieser Worg…

Nein! Es war nicht „dieser Worg“.
Es war Arled. Sein Sohn.
Flugur hatte seine Mühe gegen den Inneren Drang anzukämpfen, ihn einfach nur als Rivalen zu sehen. Angesichts dessen wie schwer er sich selbst damit tat, konnte er Arled schlecht einen Vorwurf daraus machen wie er sich verhielt. Immerhin war Arled mit dem Worgen Dasein nicht annähernd so vertraut wie er selbst. Die Intensität seiner Sinne und Empfindungen waren ihm völlig neu.

Ein Rauschen über ihm, riss ihn aus seinen Gedanken.
Er spannte seine Muskeln an. Wollte zur Seite springen. Doch zu spät.

Mit voller Wucht traf Arleds massiger Körper auf seinen Rücken. Unter dem heftigen Aufprall knickten Flugurs Beine ein, und er schlug hart auf den Waldboden.
Arled packte seine Arme und presste sie gegen seinen Oberkörper, so dass Flugur nichts zu tun vermochte, denn sich zu winden.
Flugurs stieß ein schrilles Schmerzjaulen aus, als Arled seine Fänge in seine Schulter grub.
Wie Dolche fuhren sie ihm in die Haut.
Der Schmerz ging tief. Tiefer und tiefer kroch er durch Flugurs Bewusstsein.
Bis er in den Tiefen auf Resonanz stieß.
Mit Urgewalt flammte Wut in Flugur auf, und verlieh ihm ungeahnte Kräfte.
Mit einer Pranke fuhr er sich auf den Rücken, packte Arleds Nackenfell, der sich noch immer auf seinem Rücken hielt und grub seine Klauen tief ein.
Als er mit voller Kraft an ihm riss, spürte er wie sie in Arleds Fleisch drangen.
Wie Schaufeln bohrten sie sich in ihn, gaben Flugur den Halt den er benötigte.

Arled röhrte vor Schmerz, schien sich erst jedoch auf seinem Rücken halten zu können.
Noch einmal Riss Flugur mit aller Kraft.
Und Arled verlor den Halt. Flog durch.
Dumpf wie ein Sack Mehl prallte er mit dem Rücken auf den bemoosten Waldboden.
Pfeifend entwich die Luft seinen Lungen.
Arleds und Flugurs Blicke trafen sich.
Arleds Gesicht war eine verzerrte Maske der Wut.
Die erhobenen Lefzen gaben den Blick auf seine Zähne frei, rot gefärbt von Flugurs Blut.
Sein Augen zu dünnen Schlitzen zusammengezogen, blitzten golden.
Purer Hass stand in ihnen.

Flugur spürte wie der Anblick seines Blutes die Mordlust in ihm zusätzlich anfachte.
Wie flüssiges Magma brodelte sie in ihm. Es kostete sein menschliches Ich fast mehr Energie dem inneren Drang nicht nachzugeben, denn es seine Arme kostete, den sich windenden Arled festzuhalten.
„Hör mir zu! Arled! Lass den Unsinn! Ich bin es doch, Flugur!“
Falls seine Worte von Arled überhaupt wahrgenommen wurden, zeigte er es nicht.
Knurrend und sich windend versuchte er nach Flugur zu schnappen.
„Also gut, du lässt mir keine andere Wahl.“, raunte Flugur.
Sein Kopf schnellte nach Vorn, und seine aufgerissenen Kiefer schlossen sich um Arleds Kehle.
Innerhalb weniger Augenblicke erschlaffte der sich windende Körper und lag völlig still.

To be continued…

MfG
Eure Evi
 
Und wieder ne fiese Stelle, um aufzuhören^^
 
Arled lag völlig reglos. Sein Atem ging flach.
Die Zähne seines Rivalen übten bedrohlichen Druck auf seine empfindliche Kehle aus.
Die noch eben in ihm wogende Kampfeslust, war versiegt.
Hatte sich von einer Sekunde auf die andere tief in seinem Innern verkrochen.
Ein jämmerliches Winseln entfuhr Arleds Kehle.
Er hatte verloren. War bereit sein Schicksal zu akzeptieren.
Sein Leben lag in den Händen des Siegers.
Das Abnehmen des Adrenalins ins Arleds Blut, ließ seine Gedanken wieder flüssiger fließen.
Es traf ihn wie ein Schlag, und er wollte noch tiefer im Boden versinken, als es ob der Niederlage, eh schon sein Wunsch war.

Was machte er hier eigentlich.
Der Andere, war sein Vater.
Er war Arled.
Er aß gerne Braten mit Soße.
Oder einen Brotkanten, dick mit Wurst bestrichen.
Aber keine Rehe.
Schon gar nicht wenn sie noch herum rannten.
Was war nur in ihn gefahren.
Wenn er versuchte sich zurück zu erinnern, brodelte in ihm wieder die Wut.
Beim Gedanken an Flugurs Unterbrechung seiner Hatz, entfuhr ihm unwillkürlich wieder ein leises Knurren.
Flugurs Kiefer schlossen sich etwas fester um seine Kehle.
Arled verstummte.
Was war wenn Flugur sich ebenso in seiner Wut verloren hatte wie er selbst?
Was wenn dies die letzten Sekunden seines Lebens darstellte.
Hier irgendwo, verlassen im tiefsten Wald, vom eigenen Vater zerfetzt zu werden.
Arled empfand zum ersten Mal in Worgengestallt, Unbehagen.
Sein Körper reagierte sofort.
Seine feinen Sinne konnte die Veränderung in seinem Schweiß wahrnehmen.
Offenbar konnte es Flugur auch, denn sein Biss lockerte sich.
Arled bewegte sich, was Flugur mit einem tiefen kehligen Knurren quittierte, worauf er wieder erstarrte.
Nun ließ Flugur endgültig von ihm ab. Lies sich zurück in fallen, und landete im Schneidersitz.
Arled setzt sich auch auf, und schüttelte seinen Kopf hin und her, wie um wieder klar zu werden.
„Es tut mir echt leid. Ich war irgendwie nicht recht bei mir…“, setzte Arled an.
„Schon Ok.“, schnitt ihm Flugur das Wort ab. „Ich hatte dir ja gesagt, dass es nicht leicht ist sich unter Kontrolle zu halten.“ Während er sprach, beäugte er Missmutig die Bisswunden die Arled bei seinem Rodeoritt auf seiner Schulter hinterlassen hatte.
Dreckreste die beim Kampf in die Wunde geraten waren entfernte er mit einigen Zungenschlägen.
„Willst du das nicht lieber verbinden?“, fragte Arled mit hochgezogener Augenbraue.
„Nicht nötig. Du weist selbst wie schnell unsere Wunden heilen. Ich glaube sogar, dass sie es sogar auf diese Art noch schneller tun“
Arled warf einen skeptischen Blick auf die Wunde. Speichelreste glänzten im Fell, der Blutfluss war jedoch zum erliegen gekommen.
Es gab offenbar noch mehr, als das Klarkommen mit der Wut, was Arled für sein Worgen Dasein zu lernen hatte.

Arleds Rücken brannte, wo Flugur ihn gepackt hatte um ihn von seinem Rücken zu reißen, doch er ansonsten fühlte er sich hervorragend.
Nun, da die Rangfolge auch für sein tierisches Ich geklärt war, fiel Arled vieles leichter.
Sie rannten gemeinsam durch den Wald und Flugur gab die Richtung vor.
Wenn Arled eine Fährte aufnahm, überließ er Flugur die Entscheidung ob sie ihr folgten oder nicht.
Und selbst als Arled den relativ frischen Kadaver eines Hirsches fand, der für seine Sinne köstlichen Duft verbreitete, reichte ein Kommando Flugurs um den Kadaver hinter sich zu lassen, ohne sich auch nur einmal umzusehen.

Arled wurde bald klar, dass Flugur offenbar ein Ziel anstrebte.
Obgleich auf ihrer Route abseits der Wege, für einen Menschen wohl jeder Baum dem anderen geglichen hätte, sog Arled mannigfaltig Informationen in sich auf. Er erkannte nicht nur, dass sie in die immer gleiche Richtung unterwegs waren, sondern hätte mit verbundenen Augen zurück gefunden. Die Geruchsspuren der Wildtiere, welche vor kurzem erst seinen Weg gekreuzt hatten, waren so intensiv, dass er sie fast visuell wahrnahm.
Frische Spuren weckten Farberinnerungen. Farben, wie Rot, Gelb, und Orange blitzten in seinem Verstand auf und schienen sein tatsächliches Sehen zu überlagern.
Ältere Spuren wirkten Lila, Ocker und die schwächsten schließlich Erdfarben.

Schon eine halbe Stunde bevor sie aus dem Wald in die sanft gewellte Hügellandschaft hinaus traten, hatte Arled die Tiere gewittert. Erregt zuckte seine Nase von Links nach Rechts.
Speichel floss in seinem Maul zusammen. Auch Flugur stand witternd da und überblickte das Panorama.

In einer einige Kilometer entfernten Talsenke, lag ein kleines Dorf. Die Schornsteine einiger Häuser rauchten, und gedämpftes Licht schien noch aus vereinzelten Fenstern.
Auf dem sich in sanften Hügeln dahin wellenden Land, welches zwischen dem Ort und Arled erstreckte, wuchsen üppige Wiesen. Wie ein Flickwerkteppich waren sie in Weiden unterteilt, auf denen ein buntes Allerlei an Tieren herum stand.
Kühe auf der einen, die wiederkäuend herumlagen, oder direkt im stehen schliefen. Auf der anderen Ziegen, welchen kleine Glöckchen um den Hals trugen die bei jedem ihrer Schritte leise schellten. Etwas weiter entfernt witterte Arled auch Pferde.
Doch was seine Aufmerksamkeit am meisten fesselte, war ein ihm äußerst vertrauter Geruch.
Der Geruch nach Schafen, ihren Schafen.

War es denn möglich, dass sie die gesamte Strecke, die immerhin ein halber Tagesmarsch gewesen war, in so kurzer Zeit, noch dazu quer durch den Wald zurück gelegt hatten?
Und was machten sie hier? Flugur wollte wohl kaum auf der eigenen Weide jagen, oder einem seiner Nachbarn die Tiere reißen.
Warum also hatte er sie hierher geführt.
Arled wollte Flugur gerade zu Rede stellen, da setzte er sich bereits wieder in Bewegung.

Im vollen Lauf preschten sie dahin. Der vertraute Geruch ihrer Schafe wurde immer stärker.
In Arled meldete sich wieder der Hunger.
Wenn er sich auch nicht erschöpft fühlte, so hatte der Weg doch an seinen Energiereserven gezehrt, die nun aufgefüllt werden wollten.
„Wo willst du den hin?“, stieß er zwischen zwei Atemzügen hervor, als er zu Flugur aufgeschlossen hatte.
„Das wirst du gleich sehen.“, gab dieser zurück ohne langsamer zu werden.

Arled roch es bevor er es sah.
Er hatte geahnt dass Flugur zu ihren eigenen Schafen unterwegs war.
Unentwegt war der Geruch stärker geworden. Die Umgebung vertrauter.
Nun waren sie angekommen, ganz so wie Arled es erwartet hatte.
Zumindest fast so.
Das Flugur an Esmeraldas Weide halten würde, wäre ihm nie in den Sinn gekommen.


To be continued

Mit freundlichen Grüßen
Eure Evi
 
Der Tag, war ein Tag.
Ja, ein nicht besonders schöner Tag.
Aber auch kein besonders schlimmer Tag.
Ein Tag wie viele zuvor.
Ein Tag wie noch viele kommen würden.
Ein Tag mit Sonne.
Ein Tag ohne Regen.
Ein Tag mit saftigem Gras.
Ein Tag mit Schatten unter ihrem Baum.
Ein Tag wie Esmeralda sie häufig erlebte, und wieder vergaß.
In letzter Zeit vergaß sie generell recht viel.
Sie verbrachte ihre Tage damit auf ihren Arled zu warten.
Der sich aber aus irgendeinem Grund nicht mehr sehen ließ.

So hing sie des Abends häufig ihren trübsinnigen Gedanken nach.
Äste hier einen Halm, dort ein Blatt, aber ohne Arled war alles fad.
Noch dazu stand heute der Vollmond am Himmel und tauchte die Welt in ein Zwielicht, welches ihren eh schon leichten Schlaf zu einem Ding der Unmöglichkeit machte.
Sie wusste nicht wie lange sie so noch durchhalten konnte.
Es war einfach zum verzweifeln.
Wie so oft, schloss sie die Augen und dachte an bessere Zeiten.
Daran wie sie Arled das erste Mal gesehen hatte. Wie sie gespielt hatten.
Wie er ihr das Fell gekrault hatte. Und an sein Lachen, wenn sie ihn mit ihrer Nase angestupst hatte.
Ihre Erinnerungen an diese Zeit waren so ganz anders als jene an den Alltagstrott.
Wenn sie sich nur genug konzentrierte, glaubte sie fast Arleds Lachen zu hören.
Fast kam es ihr so vor als könne sie ihn sogar riechen.

Esmeraldas Augen klappten auf wie Schwingtüren.
Ihre halbschlafartige Erinnerung an Gerüche, hatte sie wohl auch in Wirklichkeit tief die Luft in ihre Lungen saugen lassen.
Doch was ihre Sinne ihr vermittelten, riss die angenehmen Erinnerungen an Arled hinfort.
Adrenalin schoss in ihre Adern und schärfte zusätzlich ihre Wahrnehmung.
In der Luft lag ein schwerer Geruch. Ein Geruch der Esmeraldas Urinstinkte ansprach.
Angst kroch durch Esmeralda wie zäher Kleister.
Machte es schwer zu denken. Machte es schwer sich zu bewegen.
Gänsehaut lief ihr in Schüben über die Haut.
Leise blökte sie und ging rückwärts, bis sie mit ihrem massigen Hinterteil an ihren Baum stieß.
Leider fühlte sich diesmal kein Gefühl der Sicherheit, wie es so oft gewesen war, wenn sie bei Regen unter seinen Ästen Schutz gesucht hatte.

Irgendetwas war da draußen.
Und es kam näher, daran bestand kein Zweifel.
Der Geruch war immer deutlicher zu vernehmen.
Unter dem wilden schweren Geruch konnte Esmeralda einen zweiten ausmachen, metallisch, süß, der Geruch von Blut.
Das durfte doch alles nicht wahr sein.
Kein Schlaf! Kein Arled! Keine extra Löwenzahnration, wie er sie ihr immer gepflückt hatte. Seit Wochen! Und jetzt auch noch das!
Esmeralda legte sich auf den Boden und zog den Kopf ein.
Versuchte ein Busch zu sein.
Ein Strauch.
Irgendetwas nur nicht sie selbst.

Ihr Blick zuckte hin und her.
Die Geräusche der Tiere auf den Nachbarweiden bestätigten ihre schlimmsten Befürchtungen. Warnrufe, Schnauben und Getrampel ertönte ringsum.
Ihr Herz pochte so schnell, dass sie schon glaubte es müsse gleich zerspringen.
Dann hörte sie etwas an der Tür ihres Gatters.
Sie riss den Kopf in die Richtung, und erstarrte.
Wie gigantische Glühwürmchen schwebten goldene Punkte in der Luft.
Auch wenn Esmeralda nicht unbedingt die klügste war, sie wusste dass dies keine Glühwürmchen waren.
Auch wer so behütet wie sie aufwuchs, erkannte Raubtieraugen wenn sie auf ihn blickten.

Das war zu viel.
Sie blökte ein letztes trotziges Blöken, zog den Kopf ein, und harrte der unausweichlichen Dinge die da kommen würden.
In ihren Gedanken träumte sie sich zu Arled.
Und ihr war fast, als läge sein Geruch noch immer, zart wie eine Ahnung in der Luft.

To be continued…

MfG
Eure Evi
 
Der Adler segelte fast lautlos auf ausgebreiteten Schwingen, durch die kühle Abendluft. Unter ihm floss das Land dahin, wie eine Momentaufnahme der See.
Nur das die Wellen hier, statt der weißen Schaumkronen, Wälder auf ihren Rücken trugen.
Der beißende Geruch von Rauch stach nun viel deutlicher in seiner Nase.
In einer Talsenke unter sich konnte er eine kleine Siedlung ausmachen. Mehrer Häuser standen in Brand, und tauchten den Ort in orange roten Feuerschein.
Dicker schwarzer Rauch stieg auf, und zog weit ins Land hinein.
Der Adler tauchte in einen warmen Aufwind, der durch die Feuer bedingt war ein, und stieg in kreisenden Bahnen höher, während er das treiben im Ort beobachtete.
Überall liefen Menschen herum. Die meisten schienen auf der Flucht. Waren unbewaffnet und versuchten den Ort zu verlassen.
Doch der Adler machte auch andere Gestalten aus. Halb Mensch halb Wolf, die unter den Flüchtlingen grausame Ernte hielten.
Er sah wie sie manche Flüchtenden anfielen und zerrissen. Andere sammelten sie ein und brachten sie zum Dorfplatz. Dort trieben sie die Gefangenen zusammen.
Es musste ein regelrechtes Massaker auf dem Platz stattgefunden haben.
Überall lagen Leichen und Sterbende herum. Blut tränkte die Erde.

Framier fühlte sich elend. Was hatte er nur getan.
Seine Gedanken waren bei Ellenora. Seiner kleinen Tochter, die gerade Ängste ausstehen musste, wie er es sich gar nicht ausmalen wollte. Ganz allein; im Wald; in der Mitte der Nacht. Immer wieder gellten verzweifelte Schmerzensschreie auf, um unvermittelt zu verstummen.
Andererseits hoffte er auch dass dem so war, denn es bedeutete dass sie nicht diesen Bestien in die Hände gefallen, oder gar tot war.
Warum nur war er ihr nicht gefolgt, nachdem er sich von Edinas Tod überzeugt hatte?
Hatte er wirklich geglaubt diese Bestien besiegen zu können?
Die Wut hatte ihn blind gemacht.
Bis er durch einen einzigen gezielten Schlag auf den Hinterkopf überwältigt wurde, hatte er gar geglaubt es mit den fünf Worgen aufnehmen zu können, die ihn umringt hatten.
Nun war seine Zuversicht gebrochen.

Die Worgen hatten ganze Arbeit geleistet.
Die Stadtwache lag tot oder im sterben. Die im Schlaf überraschten Dorfbewohner hatten nie die Chance gehabt einen Widerstand zu organisieren.
Wie Schafe waren sie vom Lärm aus ihren Häusern gelockt worden, und konnte wie eben jene auch gefangen und zur Schlachtbank geführt werden.
Wer sich zur Wehr setzte, bezahlte an Ort und Stelle mit dem Leben.

Die Gruppe von Gefangenen hatte schnell erkannt, dass es kein Entkommen aus dem Ring der Worgen gab.
Der junge Marl hatte es versucht. Ein Freund von Ellenora.
Er hatte geglaubt in einem Moment der Unachtsamkeit in eine Seitengasse verschwinden zu können. Nun lag er mit gebrochenen Beinen auf der Erde. Seine lauthalsen Schreie die er gellend ausgestoßen hatte, waren zu einem schwachen Wimmern abgeflaut. Schweiß stand auf seiner Stirn, und seine Augen waren nach oben gedreht, so dass nur mehr das weiße zu sehen war. Der Schmerz hatte ihm seines klaren Verstandes beraubt. Sein Zwilling Karl, kauerte so nah es ihm die Worgen gestatteten in seiner Nähe und redete besänftigend auf ihn ein.

Danach hatte es keiner mehr gewagt, auch nur den Anschein zu erwecken, an Flucht zu denken. Was nicht hieß das es keiner Tat. Framiers Verstand raste.
Stellte Möglichkeiten zur Flucht auf und verwarf sie wieder.
So sehr er auch grübelte, er fand keinen Ausweg.

Framier wurde aus seinen Gedanken gerissen, als plötzlich irgendwo im Dorf ein Heulen ertönte, und Unruhe in die Reihen der Worgen kam. Erwartungsvoll blickten sie in die Herkunftsrichtung des Heulens, und nach kurzer Zeit war klar warum.

Aus dem Dunkel einer etwas breiteren Gasse, in der an Markttagen die Stände der Händler aufgestellt waren, traten zwei Worgen ins Licht. Sie flankierten einen dritten Worg, der etwas nach hinten versetzt in ihrer Mitte schritt.
Framier erkannte sofort, dies war der Anführer der Worgen.
Von seiner Statur her, war er sogar für einen Worgen stämmig.
Sein Gesicht, mit Stammeszeichnungen in erdigem Rot und Gelb verziert. Die Schilde, welche die Worgen mit Lederbändern an ihren Ellbogen trugen, waren bei ihm von viel besserer Qualität denn bei seinen Artgenossen. Auch sie wiesen die Rot Gelben Stammesfarben auf. Auf seinem Rücken trug er einen gewaltigen Beidhänder, der bei einem Menschen auf dem Boden geschliffen hätte.
Dennoch bewegte er sich mit einer tödlichen Anmut als würde er das Gewicht gar nicht spüren.

Die umherstehenden Worgen sanken bei seinem erscheinen, wie ein Mann auf ihr Knie nieder, und beugten ihre Häupter.
Nun waren auch Framiers letzte Zweifel ausgeräumt.
Dieser Worg musste Gamrei sein.

Ein Plan keimte in ihm auf. Er hatte kaum Erfolgsaussichten, doch erlaubte er sich zu hoffen.
Wenn er es schaffen konnte den Anführer zu erschlagen. Wenn er den richtigen Moment abpassen konnte. Vielleicht könnte es dann eine Chance geben zu überleben.
Das strenge Hirachiesystem der Worgen, könnte ihm durch einen Mord am Anführer, Respekt verschaffen, oder ihn eventuell sogar dessen Platz einnehmen lassen.
Es war unwahrscheinlich, dass sie ihn nicht an Ort und Stelle dafür zerreißen würden, aber Framier war bereit nach jedem Strohhalm zu greifen.
Sein suchender Blick wanderte umher, doch obwohl der Platz voller Waffen lag, so hatten die Worgen doch den Bereich der Gefangenen von selbigen geräumt.

Gerade als er aufgeben wollte, sah er es.
Fast unsichtbar, da von unvorsichtigen Füße nahezu vollständig im Matsch versenkt, sah Framier den Leder umwickelten Griff des Dolches, den er bei seiner Gefangennahme verloren hatte.
Langsam, um keinen Verdacht zu erwecken, näherte er sich der Stelle, und stellte einen Fuß auf den Griff.
Zuversicht keimte in ihm auf.
Vielleicht war doch noch nicht alles verloren.

to be continued...

MfG
eure Evi
 
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Seeehr spannend und ich freu mich immer, wenn ich seh das Du erneut etwas dazu geschrieben hast
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Gamrei ließ seinen Blick über die Verwüstung gleiten, die seine Schergen angerichtet hatten und wirkte zufrieden. Als er die Gefangenen traf, drängten diese sich eng zusammen, ob der Boshaftigkeit die darin lag. Mit einem Satz sprang er auf die Brunnenumrandung, was ihm übersicht verschaffte, und ihn für alle gut sichtbar machte.

„Rudel, hört mich!“, hob er an.
„Ihr habt gute Arbeit geleistet! Wir wurden von Arugal gerufen, um diese Welt zu retten.
Wir kamen ohne Bedingungen zu stellen! Doch wie ihr wisst, wurde meine Ehre schon bei unserer Ersten Begegnung mit diesen Menschen“ – er spuckte das Wort förmlich aus – „beschmutzt.“
Mehrere Worgen brachten ihren Unmut zum Ausdruck. Als das Geheule, und Gekläffe wieder abflaute setzte Gamrei seine Ansprache fort.
„Durch euren beherzten Einsatz haben wir klargestellt, dass diese Behandlung von uns nicht hingenommen werden wird. Die Worgen des Clans der Blutfänge werden sich niemals wie Schoßhündchen fügen!“
Zustimmender Jubel brandete durch die Reihen der Worgen.
„Hier und heute, werden wir diesen Emporkömmlingen ein Mahnmal setzen, das sie nicht werden ignorieren können! Wir könnten ihnen das Leben nehmen, doch ich denke es wird besser sein, ihnen etwas zu schenken! Etwas, das die Grenze zwischen ihnen und uns, die sie ja so viel besser macht als uns, für immer verwischen wird!“ Nach seinen letzten Worten zog er seine Lefzen zurück und entblößte seine Reißzähne.

Unter johlenden Zustimmungsbekundungen von Seiten seiner Gefolgsmänner, sprang Gamrei vom Rand des Brunnens und schritt langsam auf die Gruppe Gefangener zu.
Die verängstigten Bewohner Lohenscheits drängten sich dich zusammen, wie eine Herde Vieh. Die Augen weit aufgerissen, folgten sie jeder Bewegung Gamreis.

Einzig Karl, der dem noch immer vor sich hinwimmernden Marl Beistand leistete, und Framier, der seinen Platz auf dem Dolch um keinen Preis verlassen wollte, befanden sich etwas abseits der Gruppe. Gamreis Blick entdeckte den dasitzenden Jungen, und fixierte ihn.
Karl schien das Näherkommen des Worgen nicht zu bemerken.

Erst als Gamrei direkt neben ihm stand Blickte er auf.
Seine Augen waren Tränenunterlaufen und rot. Das Wimmern Marls war fast völlig verstummt. Offenbar hatte sich sein Verstand in eine Welt zurück gezogen, in der Schmerz keine Rolle mehr spielte.

„Ahhhhrg!“, mit dem plötzlichen Schrei, der sich Karls Kehle entrang, hatte niemand gerechnet. Er schnellte aus seiner Sitzposition nach oben und stürzte sich auf Gamrei.
Sprang ihn an, und deckte ihn mit Schlägen und Tritten ein.
„Ihr Monster! Was habt ihr meinem Bruder angetan! Ich hasse euch! Stirb!“, mit aller Kraft Schlug er auf den Brustkorb Gamreis ein, trat zu und schnaubte vor Wut.
Gamrei blieb sichtlich unbeeindruckt.
Keiner der umstehenden Worgen sah es als nötig an Gamrei zu schützen. Nicht einmal sein bösartiges Grinsen verlor Gamrei, als er auf den verzweifelten Jungen herabsah.
Nachdem er Karls Angriffe einige Sekunden beobachtet hatte, packte er ihn plötzlich am Hals, und hob ihn auf Augenhöhe vor sich.
Karl wedelte wie ihm Rausch noch immer mit seinen Armen, schlug auf den Arm des Worgen ein, und versuchte nach ihm zu treten. Erst als Gamrei sein Gesicht ganz nah vor das seine hielt, und ihm mit seinen goldenen Augen direkt in seine Seele zu blicken schien, erschlaffte Karl.
„Na mein kleiner? So viel Wut?“, sein hämisches Grinsen wurde noch ausgeprägter. „Was würdest du davon, halten wenn ich deinen Bruder wieder gesund machen würde?“
Karls Verwünschungen und Todesdrohungen verstummten.
Seine Augen wurden groß und er starrte Gamrei verblüfft an.
„G..g..geht das denn?“, kindliche Hoffnung lag in seiner Stimme.
„Aber sicher geht das.“, Gamreis Stimme hatte einen weichen fast schon freundlichen Klang angenommen.

Sein Minenspiel erzählte eine andere Geschichte, die Framier einen Schauder über den Rücken jagte. Im Gesicht des Worgen machte sich eine fast unheimlich Vorfreude bemerkbar.
„Wenn du versprichst brav zu sein, zeigt ich es dir, okay?“
Immer noch in Gamreis Griff hängend, wanderten Karls Augen zu seinem Bruder. Lange würde er nicht mehr auf dieser Erde verweilen wenn er keine Hilfe bekam.
Das konnte auch ein medizinischer Laie wie Karl unschwer erkennen.
Er schaute zurück zu Gamrei, schniefte und nickte.

Fast schon behutsam stellte Gamrei den Jungen auf dem Boden ab.
Beide gingen auf den daliegenden Marl zu. Gamrei ließ sich neben ihm auf seine Knie nieder, und beäugte Marl eingehend. Karl stand auf Marls anderer Seite und schaute hoffnungsvoll zu. Gamrei setzte zu einem Singsang an und bewegte seine Hände auf mystisch wirkende Weise über dem Jungenkörper hin und her.

Die Gruppe der Gefangenen schaute mit angehaltenem Atem zu. War es wirklich möglich das dieser Worg Marl heilen würde?

Framier hatte das Gefühl der Einzige zu sein der die Scharade durchschaute. Er ließ sich nicht blenden. Es entging seinen wachsamen Augen mitnichten, dass sich der Kreis der Worgen um die Gefangenen immer weiter schloss. Wenn für viele Gamreis Hände den Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit darstellten, so interessierte Framier sich mehr für seine Ohren.
Von der Jagd wusste Framier, das bei Wolfrudeln nur ein geringer Teil der Kommunikation über Laute verlief. Viel mehr Informationen wurden über Körperhaltungen, Ohrenstellungen und Gerüche mitgeteilt. Und eben dies schien hier gerade stattzufinden.

Gamrei brachte seine Schachfiguren in Stellung. Alles was er mit seinen Händen tat, war nur Hokuspokus. Framier wusste, er musste bald handeln, sonst wäre es zu spät. Soviel stand fest.

Der kleine Junge schaute ihm mit großen Augen dabei zu wie er seine Hände über dem Körper seines Bruders kreisen ließ. Völlig ernst rezitierte er alte Ferse in der Sprache der Worgen, und musste sich innerlich selbst loben.
Er fand sich extrem überzeugend.
Obgleich er nur Abzählreime aus seiner Jugend herunter betete, tat er es in jenem Singsang, wie er es bei echten Schamanen des Stammes gehört hatte. Und das alles während er seine Männer nur mithilfe seiner Ohren koordinieren musste. Er war eben nicht umsonst der Alphaworg.

„Wirkt denn der Zauber schon?“, fragte der kleine Junge erwartungsvoll. „Könnt ihr ihn retten?“
Gamrei unterbrach sein Ritual und schaute auf.
Als sein Blick den des Jungen traf, konnte er sehen wie die Erkenntnis in die Augen des Jungen trat. Er wusste nicht, ob er es in seinen Augen gesehen hatte, oder an dem hämischen Grinsen, welches er nicht mehr zu unterdrücken in der Lage war.
Doch das spielte keine Rolle mehr. Seine Worgen waren in Position. Es war Zeit seinen Plan für Lohenscheit in die Tat umzusetzen.

„Tja mein kleiner, der Zauber wird wirken. Allerdings werde ich erst jetzt damit beginnen.“ Dann zuckte sein Kopf nach unten und seine Zähne gruben sich in Marls Schulter.
Karl blieb keine Zeit zu reagieren. Unbemerkt hatte ein Worg hinter ihm Position bezogen, der ihn im Moment von Gamreis Attacke nach oben riss, und seinerseits die Zähne in seine Schulter trieb.
Karls Schmerzensschrei verlor sich in dem losbrechenden Chaos, als sich sämtliche Worgen gleichzeitig, auf die völlig geschockten Gefangenen losstürzten.

To be continued…

Mit freundlichen Grüßen
Eure Evi
 
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