Aus den Augen...

Magnus schritt durch die Gänge der Burg auf einer seiner endlosen Patroullien.
Seit die Worgen das Gemäuer bewohnten war vieles anderes geworden. Wo früher Dienstmägde, wie fleißige Bienen durch die Gänge schwärmten, kümmerte sich nun niemand mehr um Spinnweben, Wollmäuse oder Fledermausdung.
Besonders letzterer hatte eine verheerende Auswirkung auf das alte Gemäuer. In den dunklen Ecken der Burg, und derer gab es viele, nisteten die Lederflügler teilweise zu hunderten, wenn nicht zu tausenden. Ihr Kot, der in manchen Gängen fast Kniehoch stand, fraß sich förmlich in das Gestein. Magnus tat es in der Seele weh, wenn er den langsamen Verfall, des einst stolzen Silberleinanwesens mit ansehen musste.
Ein Lächeln huschte über sein durchscheinendes Gesicht, als er an die Zeiten zurück dachte, als wahre Heerscharen von Dienern die Herrschaften umsorgten. Horden von Köchen, Dienstboten und Mägden das alte Gemäuer mit Leben erfüllten und noch rauschende Feste gefeiert wurden. Das Lächeln schwand, als er sich bewusst wurde, dass dies wohl nie wieder der Fall sein würde.
Und wenn, er hätte doch nicht teilnehmen können. Seine Zeit der irdischen Freuden war vorbei.
Wenn er durch die Gänge schritt, bleiben seine Füße immer auf dem Boden, selbst wenn der Guano ihm bis über die Knie reichte. Wenn er schrie, flog keine der Fledermäuse auf.
Er würde wohl auf immer als stiller Beobachter durch die Gänge schreiten, bis Wind und Regen, auch den letzten Stein abgetragen, hätten.
Vielleicht, würde er dann Frieden finden.

Fest in das dichte Fell seiner Beute gekrallt, den Blutgeschmack noch auf der Zunge, fand sich Arled in einer prekären Situation wieder.
Er hatte gerade seinem Opfer, welches noch immer heftig zappelnd zu entkommen suchte, den Todesstoß versetzen wollen, als er plötzlich die Fänge Flugur an seiner Kehle spürte.
Er hatte ihn im Rausch, der mit seiner Jagd einherging, völlig vergessen.

Wie konnte er nur so anmaßend sein?
Er war ein schlechtes, unbeherrschtes Mitglied des Rudels.
Er wartete auf das unvermeidliche.
Wartete das Flugur sich seiner entledigen würde.
Wölfe die ihrem Alphatier nicht gehorchten, waren ein Gefahr für das Rudel.
Doch der Biss kam nicht.
Sekunden dehnten sich zu einer kleinen Ewigkeit während sie so verharrten.
Arled fragte sich, wenn Flugur ihn schon nicht töten würde, warum er dann nicht endlich losließ.
Immerhin hatten sie Beute gemacht, genug für beide.

Als Esmeralda just in diesem Augenblick in seinen Armen blökte, füllte sich sein Geist mit Bildern. Es mag an der Art ihres Blökens gelegen haben, oder am langsam nachlassenden Adrenalin in seinen Adern, doch erst jetzt erinnerte sich Arled wo er sich befand, und welche Beute er umfangen hielt.
Sein Griff lockerte sich.
Esmeralda, dem Wahnsinn nahe, schoss davon, und verkroch sich in der hintersten Ecke ihres Gatters. Fleisch hing von ihrem Rücken herab, und ihr Blut hatte die rechte Seite ihres Fells blutrot gefärbt.
Flugur, der den Wechsel in Arleds Gemüt bemerkt hatte, lockerte seinerseits seinen Biss um Arleds Hals.
„Esmeralda!“, würgte Arled hervor.
Seine Worgenstimmbänder ließen die Bestürzung, welche in seiner Stimme lag, falsch klingen. Doch selbst als Mensch hätte Arled wohl kaum ein Wort hervor gebracht.
Was hatte er nur getan?

Flugur merkte erleichtert, dass der Kampfgeist, die Wut und die Gier aus Arled wichen.
Sein Geruch änderte sich vom wilden Duft der Jagd, zu einem devoten, Respekt bezeugenden.
Dann entspannten sich auch seine Muskeln und die arme Esmeralda schoss davon.
Auf ihrem Rücken klaffte Arleds Bisswunde. Dunkles Blut sickerte daraus hervor. Arled blickte ihr nach, dann zu Flugur, und wieder zu Esmeralda. Verwirrung und Entsetzen lag in seinem Blick. Flugur konnte sich nur zu gut in seine Lage versetzen.

Ihm war es in den ersten Nächten seiner Verwandlung, ähnlich ergangen, nur war er auf sich allein gestellt gewesen.
Noch immer erinnerte er sich mit Grauen an den Morgen zurück, als er mit blutigen Kleidern, im Wald unweit ihres Hauses erwacht war. Er war extra weit von zu Hause weg gegangen, um Übergriffe aufs eigene Vieh zu vermeiden, doch hatten ihn offenbar seine Instinkte zurück geführt.
Das schlimmste war jedoch, als er an seinem Haus ankam, und von der völlig aufgelösten Maiiden erfuhr, dass ihr Sohn in der Nacht von einem Tier angefallen worden war.
Noch immer wurde ihm flau im Magen, dachte er an die ohnmächtige Verzweiflung zurück, die ihn geplagt hatte.
Diese war dann aber in blankes Entsetzen umgeschlagen, als Arleds Verhalten zweifelsfrei darauf hinwies, dass seine Verwandlung bereits im Gange war.
Dies, gepaart mit der Tatsache mit niemandem sprechen zu können, war die Hölle gewesen.

Arled stand auf und ging auf Esmeralda zu.
Sein Jagdfieber war völlig erstorben.
Es sah seltsam aus, wie dieser riesige weiße Worg, in ach so menschlicher Haltung, leicht vorn übergebeugt, auf Esmeralda zuging.
Eine Hand beschwichtigend nach vorne ausgestreckt, welche aufgrund der messerscharfen Klauen an ihrem Ende, nicht wirklich beruhigend wirkte.
Esmeralda sah dies offenbar genauso, denn sie blökte und verdrehte die Augen bis nur noch das Weiße zu sehen war.
Als Arled noch ein paar Schritte näher gekommen war, stob sie plötzlich schlingernd los, hielt auf die Begrenzung ihres Gatters zu, drückte sich ab, und krachte mit ihrem Kopf gegen den Querbalken der Umrandung.
Schwer schlug sie auf dem Boden auf, kam auf die Beine, schüttelt ihren dicken wolligen Schädel und blökte trotzig. Arled, der beim Geräusch von Esmeraldas Einschlag mitfühlende zusammengezuckt war, wollte zu ihr eilen, was Esmeralda jedoch nur zu einem neuen Fluchtversuch trieb.
Diesmal rannte sie noch schneller, ihre kurzen Beine ermöglichten es ihr jedoch nicht höher zu springen, und so krachte sie erneut gegen die Holzwand.
Wo vorher ihr Fell noch die größte Menge des Aufpralls absorbiert hatte, vermochte es dies nun nicht mehr, und Esmeralda ging bewusstlos zu Boden.

Arled war direkt bei ihr.
Kniete nieder und bettete ihren Kopf auf seinen haarigen Oberschenkeln.
„Esmeralda“, so leise und zärtlich es seine Stimmbänder zuließen redete er auf sie ein. „was machst du denn mein Mädchen. Ach was mach ich dir Vorwürfe. Was ist nur in mich gefahren.“

Esmeralda, so war Flugur sich sicher, bekam von allem nichts mit. Der Stress, die Rückenverletzung und der doppelte Einschlag in den Zaun, hatten sie an die Grenze ihrer Belastbarkeit gebracht. Ihm war klar, wenn nichts geschehe, würde sie wohl schon bald auf der himmlischen Weide äßen.
Flugur beobachtete alles Angespannt.
Seine Anspannung wuchs.
Würde es wieder geschehen?


Arleds Verstand raste.
Wie konnte es nur dazu kommen.
Warum hatte Flugur sie überhaupt hergeführt.
Warum hatte Flugur nicht besser aufgepasst.
Aber im nächsten Moment verwarf er diese Gedanken.
Er hätte sich, in der Erregung der Jagd, auch von Flugur nicht abhalten lassen. Hatte ihn ja nicht einmal wahrgenommen bis er seine Zähne am Hals gespürt hatte.
Hatte nur noch seine Beute gesehen.
Beute, nicht mehr und nicht weniger, die sich nun als sein liebstes, unter allen Tieren die sie besaßen, herausstellte.
Wut keimte in ihm auf.
Wut auf sich.
Wut auf die Situation.
Wut auf die Unabänderlichkeit dessen was geschehen war.
Und seine Wut wuchs.

Äußerlich blieb er gefasst.
Fuhr mit seinen Klauen bewährten Pranken so sanft wie möglich über Esmeraldas Fell und redete beruhigend auf sie ein.
Esmeralda begann zu zucken.
Erst dachte er schon sie käme zu sich, doch dann wurden ihre Bewegungen mehr und mehr krampfhaft.
Panik vermischte sich mit der Wut in seinem Bauch, und fachte diese noch mehr an.
„Ruhig, meine Kleine. Ruhig.“ Gefühlvoll wuschelte er ihr durchs Fell hinter den Ohren, so wie sie es immer am liebsten gemocht hatte.
Flehentlich blickte er zu Flugur auf, der aber nichts tun konnte als Mitfühlend zurück zu blicken.
Die Zuckungen Esmeraldas wurden stärker. Ihre Lieder flackerten, und entblößten ihre weg gedrehten Augäpfel. Rosaner Schaum trat vor Esmeraldas Maul.

Sie würde sterben.
Arled wusste es.
Nein!
Das würde er nicht zulassen.
Wut.
Loderte in ihm infernogleich auf, schien ihn von ihnen zu verzehren.
Verzweiflung.
Packte ihn, schien ihn zu erdrücken.
Nein!
Es durfte nicht sein.
Seine Klauen bohrten sich tief in Esmeraldas Fell, als er sich verzweifelt an sie klammerte.
Wärme.
Erst wie ein kleines Licht in den Feuern der Wut, und dem Ozean der Ohnmacht, fast nicht zu erkennen, erwuchs sie zu einem Nimbus der Zuversicht, der die Wut löschte, und eine Rettende Insel in dem Ozean für ihn bildete.
In seinem Kopf herrschte völliger Friede.
Arled hatte das Gefühl als ob elektrische Stöße durch seine Gliedmaßen strömten.
Seine Wahrnehmung wurde immer deutlicher.
Er konnte plötzlich den Wind in seinem Fell spüren, doch nicht wie normal, sondern mit jedem seiner Haare.
Nahm sich selbst wahr bis in die Haarspitzen.
Dann war da noch etwas anderes, verworren, und erst unverständlich.
Kurz aufblitzende Bilder.
Ein Junge, maximal Zehn Sommer alt, der über ein Gatter spähte.
Dann ein Baum, dessen Äste im Wind wehten, und der gleich Junge darunter, nur etwas älter, der ihm den Nacken graulte.
Es dauerte einen Moment bis er bemerkte, dass diese Erinnerungen nicht seine Eigenen waren.
Und noch einen bis er den Jungen erkannte.
Er war es selbst. Nur Jünger.
So wie Esmeralda ihn sah.


Irgendwie war eine Verbindung zwischen ihnen entstanden.
Er wusste nicht wie, er wusste nicht warum. Doch er wusste instinktiv was zu tun war.
Er stellte sich vor, seinen Verstand durch seine Hände in Esmeralda hinein gleiten zu lassen. Tiefer und tiefer, drang er ein und plötzlich hatte er die Gedankenwelt Esmeraldas hinter sich gelassen.
Spürte das, was sie selbst mit ihren Erinnerungen zu verdrängen suchte.
Die brennende Wunde auf ihrem Rücken. Die Infektion, die sich von seinem Biss aus in ihre Adern verteilte. Sowie die Prellung an ihrem Vorderkopf.
Es war so intensiv, als wären es seine eigenen Verletzungen.
Ohne genau zu wissen wie er es anstellte, ließ er die Wärme die sein Innerstes ausfüllte durch seine Hände in Esmeralda fließen. Hüllte die Verletzungen damit ein, umwob sie, durchdrang sie.
Und fühlte wie Augenblicklich eine Heilung einsetzte.

Flugur stand wie gebannt da und blickte auf das Schauspiel das sich ihm darbot.
Arled kniete noch immer bei Esmeralda und hielt ihren Kopf auf seinen Beinen.
Ein leichter Schimmer ging von ihm aus.
Obwohl Flugur es schon einmal gesehen hatte, konnte er seine Augen nicht losreisen.
Damals war er selbst so mit seinen Bisswunden beschäftigt, dass er schon in Erwägung gezogen hatte, es sei ein Traum gewesen.
Doch er hatte es sich nicht eingebildet, war keinem Irrsinn aufgesessen.
Sein Sohn hatte ihm damals, auf jener Lichtung, das Leben gerettet und konnte sich nicht einmal daran erinnern.
Und nun war er im Begriff das gleich für Esmeralda zu tun.

…to be continued

Mit freundlichen Grüßen
Eure Evi
 
Uhuhuhu...*flöt*. Das ja mal der Haaammmer!
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Flugur konnte das sich ihm bietende Schauspiel kaum fassen.
Die offene Wunde, die Esmeraldas Rücken verunstaltete, schien das noch frische Blut an den Wundrändern in sich einzusaugen. Fleisch, welches beim Biss mehr oder weniger in Fetzen gerissen wurde, fügte sich wieder zusammen. Sogar das Fell kehrte wieder. Nichts zeugte nach kurzem mehr davon, dass eine klaffende, lebensbedrohende Wunde an der Stelle gewesen war, wo nun wieder frisches weises Fell wallte.
Nur die Blutreste die bereits tiefer ins Fell gesickert waren, verliehen Esmeralda ein Aussehen, als sei sie der Schlachtbank entflohen.

Flugur fiel auf, dass der Atem des Schafs, welcher als Arled begonnen hatte, nur noch unregelmäßig und stoßweise gekommen war, nun wieder Esmeraldas Flanke in ruhigen, gleichmäßigen Zügen hob und senkte. Auch das unkontrollierte Zucken hatte aufgehört.


Arled sandte seine Sinne noch einmal durch alle Winkel von Esmeralda. Prüfte ob sie noch Schmerzen hatte, fand jedoch nichts. Bevor er sich wieder in sich selbst zurück zog, berührte er einmal kurz die kleine goldgelb schimmernde Kugel, als die er Esmeraldas Geist wahrnahm. Das Schimmern rührte von der Patina her, in die er ihn beim Eintritt gehüllt hatte.
Ebenso wie die Heilung selbst, hatte er auch dies, rein instinktiv getan. Offenbar vermittelte es Esmeralda ein Gefühl der Glückseeligkeit, in dem sie Schlafähnlich dahin döste.
Als hätte sie seine Anwesenheit bemerkt, stellte sie im Traum wachsam die Ohren auf.
Arled konzentrierte sich auf das Gefühl wenn er sie gegrault hatte. An der Stelle kurz hinter den Ohren. Dort mochte sie es am liebsten. Oft hatten sie Stunden dagesessen und Arled hatte sie dort gegrault.
Wie es schien, funktionierte es, denn sie rieb ihren Kopf, an einer imaginären Hand, und entspannte ihre Ohren. Im Geiste lächelte Arled milde. Dann zog er sich zurück.

Er öffnete die Augen und atmete tief durch. Flugur stand nicht weit entfernt und schaute ihn aus großen ungläubigen Augen an. Arled wusste nicht was er sagen sollte. Also wendete er sich wieder Esmeralda zu. Bis auf ihr blutgetränktes Fell am Unterbauch, deutete nichts mehr darauf hin, dass sie noch vor kurzem dem Tode nah gewesen war. Ein heftiger Regen, und auch dieses letzte Indiz wäre verschwunden.

„Wie hast du das gemacht?“, brach Flugur das Schweigen.
„Ich weis es nicht.“, gab Arled zurück, und das war nicht mehr als die Wahrheit. „Ich fühlte Wut, Verzweiflung, und dann wurde alles von einem warmen Gefühl förmlich hinweggespült.
Ich konnte ihre Verletzungen spüren. Es war seltsam, einerseits fühlte ich mich wie ich, zum teil war ich aber auch ein Teil von ihr. Ich kann es nicht erklären, aber irgendwie wusste ich einfach was zu tun war.“
Flugur sah nicht so aus, als ob diese Erklärung ihn zufrieden stellte, aber wie es schien war das Alles was Arled sagen konnte.
„Vielleicht kannst du mehr sagen wenn du eine Nacht darüber geschlafen hast. Jetzt sollten wir zusehen, dass wir noch etwas zu Essen finden, ehe es hell wird.“, Flugurs Vorschlag hatte ein tiefes Grollen in Arleds Magengegend zu Folge.
„Also gut, gehen wir. Mein Magen bringt mich noch um.“, entgegnete Arled.
Gerade als er aufstehen wollte, berührte ihn etwas an seinem Arm.
Arled blickte nach unten, und stellte überrascht fest, dass es Esmeralda war, die ihren Kopf an ihm rieb, so wie sie es immer zu tun pflegte wenn er sie Besuchen kam. Alle Furcht vor ihm schien aus ihr Gewichen. Mit einer seiner großen Pranken, streichelte er behutsam über ihr dichtes Fell. Wie es schien, hatte nicht nur er in ihr Wesen zu blicken vermocht, als er ihren Geist berührte. „Tja mein Mädchen, das wäre aber beinahe schief gegangen. Pass auf dich auf.“ Dann tätschelte er noch einmal ihre Seite, blickte zu Flugur.
„Wollen wir?“, war seine einfache Frage.
„Los geht’s!“, Flugurs einfache Antwort.
Und schon setzten sie über das Gatter hinweg, und rannten in die Nacht hinein.


Tesius wankte, eine halb volle Flasche noch immer in der Hand haltend, durch die engen Korridore zwischen den Zelten dahin. Leise trällerte er ein Liedchen vor sich hin. Seine Sicht war stark verschwommen. Es waren etliche Stunden verstrichen, seit sie mit ihrem Fang ins Lager zurück gekehrt waren. Alle hatten ein Heidenaufsehen gemacht, ob der heldenhaften Tat Ellenoras.
Tesius, bewunderte sie ebenfalls, hätte sich aber gewünscht in den Geschichten nicht immer nur als Nebenfigur aufzutauchen. Er fand immer erst Erwähnung, wenn es darum ging einen garantierten Lacher einzufahren, sich über seine Schreckhaftigkeit zu amüsieren.
Zwar lachte er immer mit, doch nagte jeder belustigte Blick, jeder Lacher an seinem Selbstwertgefühl.
Aber sollten sie nur Lachen. Eines Tages würde er auch die Worgen jagen. Und dann würden sie schon sehen was für ein Kerl in ihm steckte.
Eigentlich war er mit dem Ziel losgegangen, sich einen stillen Platz zum Pinkeln zu suchen. Doch seine Füße trugen ihn unwillkürlich zu der Stelle, an der der Käfig mit ihrem Gefangenen stand. Die großen Feuer brannten noch. Waren allerdings bei weitem nicht mehr so groß und hell wie bei ihrer Ankunft.
Die abgestellten Wachen, hatten sich an einem davon zusammen gedrängt. Tesius konnte an der von ihnen ausgehenden Geräuschkulisse erkennen, dass auch sie nicht mehr nüchtern waren.

Er schaute zum Käfig und bekam einen Schock.
Er war leer.
Gerade als er schon nach den Wachen rufen wollte, erkannte er doch noch die Umrisse des Worgen. Er hatte sich hingesetzt und war im schattigen unteren Teil kaum zu erkennen.
Tesius ging näher heran.
Halb aus Neugierde, halb um sich zu beweisen, dass er doch nicht so ängstlich war, wie man ihn immer hinstellt.
Der Worg saß im Schneidersitz und sah fast aus als würde er meditieren.
Die Größe des Käfigs ermöglichte es ihm ohnehin nicht sich hinzulegen.

Im Glaube sein Gegenüber schlafe, trat Tesius näher heran.
Verstohlen schaute er sich um, in der Angst die Wachen könnten ihn bemerken. Doch niemand nahm von ihm Notiz.
Er trat an den Käfig und beobachtete den Worgen.
Seine Augen waren geschlossen, die Ohren nach hinten gekippt.
Gleichmäßig hob und senkte sich sein Brustkorb.
Schlafend wirkte er völlig harmlos.
„Hey Floteppisch!“, raunte Tesius ihm lallend zu.
Keine Reaktion.
Tesius wartete noch einen Augenblick, bückte sich dann, und streckte vorsichtig eine Hand durch die Gitterstäbe.
Langsam näherte sich seine Hand dem haarigen Schienbein.
Sein Herz schlug etwas schneller, doch eingehüllt in seine Wolke aus Alkohol, merkte er es kaum.
Noch fünfzehn Zentimeter trennten ihn vom Fell des Worgen.
Zehn, fünf und dann berührte er ihn.
Das Fell fühlte sich strack und rau an.
Er fuhr mit seiner Hand da Bein hinab, bis er an der großen Pranke angelangt war.
Mit seiner Fingerspitze tippte er vorsichtig auf eine der Krallenspitzen.
Ein süffisantes Lächeln lag dabei auf seinem Gesicht.
Dann zog er die Hand zurück, richtete sich auf und schaute auf den Worgen herab.
„Na also, “, ein Schluckauf unterbrach Tesius schwer verständliche, da alkoholgeschwängerten Worte, „bin isch mudisch, oder was?“
Dann setzte er die Flasche an die Lippen, legte den Kopf in den Nacken, und nahm einen tiefen Schluck.
Als er den Kopf wieder nach vorne kippen ließ, blickte er direkt in zwei goldene, fellumrandete Augen.
Er wollte gerade schreien, da schoss eine Pranke zwischen den Gitterstäben hindurch, packte ihn am Hals und ein Schreien wurde unmöglich.

…to be continued

Mit freundlichen Grüßen
Eure Evi
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Wenn es ein Buch wäre, hätte ich es bestimmt schon zu ende gelesen, da es so spannend geschrieben ist
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Geniale und unerwartete Wendung!

Schade dass keine Untoten (egal welche) drin vorkommen
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Karl erwachte als die Sonne bereits hoch am Himmel stand. Es kam häufig vor, dass er den halben Tag verschlief, besonders wenn er in der Nacht zuvor gejagt hatte.
Wenigstens hatte er es sich über die Jahre hinweg abzugewöhnen geschafft, nach seinen Streifzügen im Wald zu erwachen. Was ihm als Worg als gemütliches Bett erschien, hatte sich nur allzu oft, in seiner menschlichen Form als unbequem oder einfach nur ekelig entpuppt.
Er schlüpfte aus dem Bett und streckte sich, begleitet von einem herzhaften Gähnen.

Er zog sich ein Hemd und eine Hose über, die er wie jedes Mal, auf dem Stuhl neben seinem Bett deponiert hatte. Und lief nach unten um sich eine Schüssel Wasser zu holen, mit der er sich waschen konnte.
Als er aus seinem Haus trat, war Lohenscheit schon längst erwacht.
Überall liefen Menschen herum, die ihrem Tagwerk nachgingen.
Das rege Treiben im Dorf, war jedoch nur auf den ersten Blick normal.
Wer genauer hinsah, hätte schnell bemerkt, dass in Lohenscheit gar nichts in Ordnung war.
Dazu kam es jedoch nicht, da wie jeden Tag, nur vertraute Gesichter die Straßen durchstreiften. Es war ewig her, dass sich der letzte Fremde nach Lohenscheit verirrt hatte.
Nicht seit sich die Kunde verbreitete das Worgen die Wälder ringsum durchstreiften und manche Spukgeschichte über ihr Dorf kursierte.

Obwohl Karl sich kaum noch an die Zeit erinnern konnte, als es anders gewesen war, vermisste er es schon ab und an. Seine Erinnerung war fast verblasst, nur noch wenige Bilder waren geblieben.
Eines davon war, wie zur Erntedankfestzeit der ganze Dorfplatz zu einem riesigen Festbankett ausgebaut war, wo unzählbare Köstlichkeiten aufgetischt wurden. Die Erntezeit war ohnehin die Zeit der Händler, und sie kamen in Scharen, ihre Waren feil zu bieten. Karl hatte es geliebt durch die engen Gassen zu ziehen, die exotischen Gerüche in der Nase, und hier und da etwas zu naschen.
Diese Erinnerung war auch dicht mit einer anderen Verknüpft, nämlich die an seine Freunde mit denen er damals seine Zeit verbrachte.
Einerseits war da die Erinnerung an sein Bruder, Marl der sich Aufgrund seines höheren Alters stets als Anführer gebärdete - dabei war er gerade mal zwanzig Minuten vor ihm geboren. Dieses Verhalten hatte er gelinde gesagt auch als Worg nicht abgelegt, es war eher noch schlimmer geworden.
Andererseits jene an Ellenora.
Beim Gedanken an sie befiel ihn ein tiefes Gefühl der Trauer.
Sie hatte ihm stets sehr nah gestanden. Täglich hatten sie Marl und er Lohenscheit gemeinsam unsicher gemacht, und sich in einem ständigen Wettstreit um ihre Gunst befunden.
Sie waren noch Kinder gewesen, nie mehr als Freunde. Doch wenn Karl heute zurück Blickte, war er sich fast sicher, dass früher oder später eine Liebe zwischen ihr und einem von ihnen beiden entstanden wäre.
Doch der Tag der Worgen hatte alles verändert.
Er und Marl waren zu Worgen geworden, und Ellenora war in jener dunklen Nacht gestorben.

Karl blinzelte die Tränen weg, die ihm in die Augen steigen wollten, und zog den Eimer aus dem Brunnen nach oben. Was geschehen war, war nun einmal geschehen. Er musste das beste daraus machen.
Kurze Zeit nachdem er ins Haus zurück gekehrt war, ertönte die kleine Glocke die am Eingang befestigt war, und kündigte Besuch an.
Karl, der gerade sein Gesicht eingeseift hatte, verdrehte die Augen und eilte nach unten.
Schon auf der Treppe erkannte Karl das es nur Marl sein konnte.
Wie es seine ungeduldige Natur normal war, hämmerte er bereits an die Tür.
“Karl! Karl, komm schon, mach auf! Es ist schon nach Mittag!”
Karl öffnete die Tür und machte sich direkt wieder auf den Weg nach oben.
“Ich weis wie viel Uhr wir haben. Trotzdem werde ich nicht wegen dir meine Rasur unterbrechen. Was gibt es denn heute wieder so wichtiges, dass du mir fast die Tür einrennen musst?”, rief er über seine Schulter zu Marl, der sich sofort an seine Fersen geheftet hatte, zurück.
“Och, möchte mein Bruderherz seine Stöpelchen stutzen?”, höhnte Marl.
Sein Bruder liebte es ihn mit seinem spärlichen Bartwuchs aufzuziehen. Er war nie dicht genug geworden, um einen ernsthaften Bart stehen zu lassen, und so rasierte sich Karl täglich, während Marls Gesicht ein Bart zierte wie er dichter kaum sein konnte.
“Wolltest du mir nicht irgendetwas bahnbrechend wichtiges erzählen?”, fragte Karl, und schaffte es seine Verärgerung über Marls Seitenhieb, kaum in seiner Stimme mitschwingen zu lassen.
“Ja, stimmt. Sieh du nur zu das du den Wendigo aus deinem Gesicht vertreibst, und hör zu.”
Karl verdrehte die Augen, schnaufte einmal kurz durch, und begann sich den Schaum aus dem Gesicht schaben. Es hatte keinen Sinn mit Marl zu diskutieren, und hätte ihm sicher nur noch mehr Schmähungen eingebracht.
Marl achtete gar nicht weiter darauf, platzierte sich auf dem kleinen Holzschemel der neben dem Badezuber stand, und redete direkt weiter drauf los.
“Wie du ja vielleicht mitbekommen hast - wenn Seniore nicht wieder die ganze Nacht Trübsal geblasen, und den Mond angeheult hat - hatten wir gestern wieder Scherereien mit diesen verdammten Flüchtlingen, die sich in ihrem elenden Lager am Greymanewall verschanzt haben.”, er räusperte sich lautstark, und dem Geräusch zu folge auch äußerst erfolgreich. Karl befürchtet schon er würde ihm auf den Boden spucken. Doch Marl schwang sich von dem Schemel, öffnete das Badefenster und spuckte die grüngelbe Ladung auf die Dachschindeln.
Während Karl dies aus dem Augenwinkel wahrnahm, und angeekelt das Gesicht verzog, was ihm einen schmerzhaften Schnitt seiner Rasierklinge einbrachte, nickte Marl zufrieden, schloss das Fenster und fuhr fort als wäre nichts gewesen. “Gestern Nacht haben sie sechs von uns getötet. Haben sie verbrannt wie Dreck. In ihren Augen sind wir nicht mehr als ein Übel das es zu tilgen gilt. Und der ältesten Rat verbietet noch immer sie anzugreifen.”, angewidert verzog er bei der Erwähnung des Rats das Gesicht. “Ich meine, gut, wir haben viele Verluste erlitten nachdem sie sich auf unsere Übergriffe eingestellt hatten. Aber ich sage durch dieses ewige defensive herum gehocke, werden sie früher oder später uns alle erledigen. Wir sollten zuschlagen, mit unserer gesamten Stärke, und sie entweder töten, oder zu einem von uns machen.”
“Das kann doch nicht dein Ernst sein”, entgegnete Karl entrüstet. “Er erinnere dich wie wir zu Worgen wurden. Wir wären nicht besser als Arugals Gefolge, wenn wir so handelten. Ich könnte es mir nicht verzeihen. Ich jage um zu töten, wenn ich es muss.”
Marl lächelte ihm spöttisch zu, “Das war schon immer dein Problem Bruderherz. Du bist einfach zu weich. Was war ist Vergangenheit. Wir sind ihnen Körperlich weit überlegen. Sollen wir denn auf Ewig hier herum sitzen und warten bis sie eines Tages eine Armee gegen uns entsenden. Und glaub mir, früher oder später wird es so kommen.”
Vom vor dem Fenster liegenden Hof ertönender Lärm unterbrach ihr Gespräch. Irgendetwas ging dort unten vor sich.
Karl schaute nach draußen und entdecke sah eine ganze Traube Menschen die zwei Personen umringten.
Der eine trug nur noch seine Hosen, welche zum größten Teil in Fetzen von ihm herabhingen.
Karl erkannte in ihm Hetsch. Schon bevor er zum Worgen geworden war, war er als Dorfschläger und Trinker bekannt. Das Worg Dasein hatte ihn aber erst zu einem echten Kotzbrocken gemacht. Er war rücksichtslos und gefährlich.
Er und seine Schergen, pflegten in der Nacht den umliegenden Wald zu durch streifen und arglose Reisenden, zu bestehlen, und nicht selten sogar zu verspeisen. Karl hatte schon oft das Gefühl gehabt, Hetsch sei in seiner Worgform, mehr er selbst, denn als Mensch.
Was viel mehr seine Aufmerksamkeit in Bann zog, war der junge Mann den er bei sich hatte. Seine Kleidung war mehr oder weniger intakt, auch wenn sie ziemlich verdreckt war. Das Gesicht des Jungen schätzte Karl auf maximal achtzehn Lenze. Obgleich Karl von seinem Fenster aus, gut zwei Steinwürfe vom Geschehen entfernt war, konnte er die Angst in den Augen des Jungen erkennen.
Karl war klar warum. Dieser Junge kam nicht aus Lohenscheit, dessen war er sich sicher.


Ellenora erwachte aufgrund aufgeregter Rufe, und setzte sich auf. Sie fragte sich gerade, was wohl passiert sein mochte, als der Eingang ihres Zeltes stürmisch zur Seite gerissen wurde. “Ellenora, kommen sie schnell, Miras...”, Lestitus brach seinen Satz ab und wendete sich peinlich berührt ab, als er bemerkte das Ellenora unbekleidet war.
Ellenora schmunzelte, schwang sich aus dem Bett, zog sich ein Hemd über, und schlüpfte in ihre Hose.
“Na los, spuckt es schon aus.”, herrschte sie während dessen Lestitus an, der offenbar vergessen hatte, warum er da war.
“Äh, ja. Miras. Er...”
“Jetzt drucks nicht so herum sondern sprich Klartext. Du tust ja so als hättest du noch nie eine nackte Frau gesehen.”, sie schnallte sich locker ihren Schwertgurt um die Hüfte und preschte an ihm vorbei ins Freie.
Lestitus eilte ihr nach.
“Miras, er will euch sehen, es gibt Probleme. Der Worg...”
Weiter kam er nicht. Bei Ellenora gingen bei seinen Worten alle Alarmglocken an. Sie rannte los, und bekam seine Rufe gar nicht mehr mit.
Der Worg. Sie hatte so viel in diesen Fang investiert. Wenn jemand ihn getötet, oder zugelassen hatte, dass er sich selbst tötet, würde sie ihn zu Rechenschaft ziehen.
Doch was sie erwartet war viel schlimmer als sie es erwartet hatte.
Der Käfig war leer.
Überall war helle Aufregung.
Zwei Wächter trugen einen zugedeckten Leichnam, auf einer Bare davon.
Mitten in dem Chaos stand Miras, und verteilte Aufgaben an die herum stehenden Männer.

...to be continued

MfG
eure Evi
 
Tief im Schoß der Erde, weit ab von allen Vorgängen, die sich überirdisch ereigneten, lag er in tiefem Schlummer.
Doch es war ein unruhiger Schlaf.
Selbst bis in die tiefsten Tiefen seiner Träume, folgten ihm die Stimmen.
Erzählten ihm von Verrat, und von Verlust.
Erzählten ihm von Hass.
Hass der zu seinem eigenen geworden war.
Dem Hass, der einst der ihre gewesen war.
Der nun zu einem Teil seiner selbst geworden war, untrennbar mit seinem Ich verwoben.

Es gab eine Zeit, da er gegen den Hass angekämpft hatte.
Doch mittlerweile hieß er ihn willkommen, denn er linderte etwas den immerwährenden Schmerz.
Selbst im Schlaf, peinigten ihn die Kräfte, die in ihm wogten.
Kräfte die ihn einst fast zerrissen hätten.
Und noch immer daran arbeiteten, ihr Werk zu vollenden.
Doch sie würden es nicht schaffen.
Sie nährten nur weiter seinen Hass, der heißer brannte als all der Schmerz.
In ihm verdampfte er alle Pein wie in einem Hochofen. An ihm hielt er sich fest, ringend um seine geistige Gesundheit.
Es gab Momente in denen er fast fürchtete, sie bereits eingebüßt zu haben, doch auch diese Gedanken verfeuerte er im Hochofen seines Hasses.

Fast noch schlimmer als der Schmerz und die Stimmen waren jedoch die Erinnerungen.
Sie waren Bruchstückhaft, wirkten wie aus einer anderen Zeit, einem anderen Leben. Sie schienen ebenso zu zerreißen, wie es sein Körper zu tun drohte.
Da waren Bilder von Gesichtern, von Orten.
Er sah das Gesicht eines Mannes, aus dem ihn Augen, so leuchtend blau, dass sie fast zu brennen schienen anschauten. Er hatte einen kecken Gesichtsausdruck, und ein schelmiges Grinsen spielte um seine Mundwinkel.
Dann Bilder eines Sees, eines Sees aus reiner Energie.
Er sah einen Himmel, voll von Drachen.
Ihre schuppigen Leiber glänzten in der Sonne.
Er konnte Drachen aller Schwärme ausmachen,
Die Zeitbewahrer glänzten bronzen bis golden, je nachdem wie sich das Sonnenlicht in ihren Schuppen brach.
Wächter der Träume, in schillerndem Grün.
Das azurblau der Magiewächter, schien fast mit dem Blau des Himmels zu verschmelzen.
Und in ihrer Mitte, von einem Heer roter Drachen umringt, majestätisch mit ihren ledrigen Schwingen schlagend, schwebte sie, Alextrasza.
Lebensbinderin, Aspekt des Lebens.
Hatte er einst geglaubt sie vielleicht gar lieben zu können, flammte nun endloser Hass bei ihrem Anblick in ihm auf.
Auch sie hatte ihn Verraten.
Sein Hass verzehrte die Erinnerung, und eine neue trat an ihre Stelle.

Er sah die Dächer einer Stadt.
Gebaut von Menschen.
Diesen ärmlichen Geschöpfen. Kaum in der Lage sich zu schützen.
Wehrlos, wenn sie unbewaffnet waren.
Klein und ohne Klauen, ohne Zähne.
Doch sie wiesen eine unstillbaren Wissensdrang auf, der nur von ihrem Wille zur Macht noch überstiegen wurde.
Ihnen war jedes Mittel recht, um diese zu erhalten.
Er erinnerte sich, wie oft er sich genau diese Wesensart zunutze gemacht hatte, um sie zu lenken, zu seinen Zwecken zu manipulieren.
Er hatte sie wie Spielzeug betrachtet.
Und dann waren es ausgerechnet diese Wesen, die eine große Teilschuld an seiner jetzigen Lage hatte.
Sein Hass brach erneut hervor und verzehrte das Bild der Stadt, und ihrer stolzen Türme.

Nur um von noch schlimmeren Erinnerungen ersetzt zu werden.
Es war die Erinnerung an seinen letzten Kampf. Der Kampf in dem er geschlagen worden, und zum Rückzug gezwungen worden war.
Unendliche Male, hatte er diese Bilder gesehen. Seine Schwestern und Brüder, die sich gegen ihn wandten. Gegen IHN! Den mächtigsten Drachen aller Zeiten.
Er hatte so viel ertragen für sie.
Hatte so gelitten für sie.
Und sie hatten geglaubt ihn hintergehen zu können.
Doch sie wussten nichts von den Stimmen.
Wussten nicht das er hören konnte was sie dachten.
Es war eines der wenigen Dinge, die ihn noch so etwas wie Freude empfinden ließ wenn er an das Entsetzen in ihren Augen dachte, als er ihnen zuvor kam.
Als er ihnen seine wahre Macht offenbarte.
Er hatte alles geplant, und wären diese verfluchten Menschen nicht gewesen hätte er seine Rache vollbracht. Hätte er sie alle ausgelöscht.
So wie er es mit den Kindern, seines ehemals besten Freundes, Malygos getan hatte. Die gerechte Strafe dafür, sich als Freund zu gebärden, und hinter seinem Rücken zu intrigieren.
Nur Alextrasza hätte er am Leben gelassen. Sie wäre seine Gefährtin geworden. Hätte mit ihm eine neue Ära der Drachen begründet.
Doch alles war anders gekommen.
Und nun lag er tief unter der Erde, in seinem Reich, wo er die Umgebung nach seinem Gutdünken formen konnte.
Wo er sicher war, wo er wartete.
Doch bald hätte die Zeit des Wartens ein Ende.
Die Goblins, derer Dienste er sich, teils durch Beeinflussung ihres Geistes, teils mittels der Furcht die sie vor ihm hatten, versicherte, hatten ganze Arbeit geleistet.
Unermüdlich schwärmten sie zu hunderten und tausenden durch seine Höhle, und panzerten seinen Leib.
Bald würde er an die Oberfläche zurück kehren.
Die Zeit des Versteckspiels war vorüber.
Er würde Azeroth in seinen Grundfesten erzittern lassen, würde sie alle bezahlen lassen.
Und nicht eher ruhen bis auch der letzte von ihnen, winselnd vor ihm kriechen würde.

Bei der bloßen Vorstellung, krampfte er im Schlaf genüsslich seine gewaltigen Vorderpranken. Er bemerkte gar nicht dass dies, dreißig unglücklichen Goblins das Leben kostete, die nicht rechtzeitig entkommen konnten.
Von seinen in den Fels gehauenen Krallen durchfuhren Schockwellen das Gestein, die die gesamte Höhle erschütterten. Felsbrocken stürzten von der Decke, die auf beim Aufschlag auf seine Schuppen in kleine Brocken zerbrachen, und auf ihrem Weg in die aus Lava bestehenden Seen, unzählige weitere Goblins ins Jenseits beförderten.
Doch auch an den Höhlenwänden machte die seismische Welle nicht halt, und lief durch das Land, wie sich Wellen ausbreiteten wenn ein Stein ins Wasser fiel.


…to be continued

Mit freundlichen Grüßen
Eure Evi
 
In den Wochen nach jener Nacht, als Arled Esmeralda geheilt hatte, verbrachte er damit, über selbige Nachzudenken. Tagtäglich fragte er sich, was genau in jener Nacht geschehen war.
Besonders überrascht war er, von Flugur zu erfahren, dass er, als er sich das erste Mal verwandelt hatte, bereits schon einmal geheilt hatte.
Er kannte Geschichten von Heilern, doch diese waren durch langjährige Lehren gegangen.
Hatten ihr altes Leben hinter sich gelassen, und waren in Städte wie Gilneas, Sturmwind oder , vor dessen Fall, nach Lordaeron gezogen. Dort wurden ihnen, hatten sie sich als würdig erwiesen, durch Großmeister die uralten Rieten gelehrt.
Er aber hatte es einfach, gefühlt.

So sehr er sich auch bemühte, konnte sich nicht erinnern, jenes Gefühl der Wärme, dass er im Moment der Heilung in sich gespürt hatte, in den Jahren zuvor schon einmal empfunden zu haben. Vielleicht, so erklärte er sich schließlich, war es ja etwas, dass in ihm reifte, und nur zufällig mit seiner Verwandlung ausgebrochen war. Ebenso wie eines Tages einfach die Barthaare zu sprießen begannen.

Esmeralda besuchte er in dieser Zeit wieder häufig.
Wie es schien wusste sie Bescheid, denn sie kam gleich bei seinem ersten Besuch auf ihn zugelaufen und hatte sich besonders innig an ihn geschmiegt. Ganz so als wolle sie sich bei ihm bedanken.
Bei seinen trübsinnigen Gedanken konnte sie ihm allerdings leider nicht helfen. Auch wenn sie oft vor ihm stand, und mit großen Augen betrachtete, während er grübelte.

Es gab jedoch noch etwas, was ihn zusätzlich beschäftigte, und wie ein drohender Schatten über ihm hing.
Eine Woche nach der Nacht bei Esmeralda, war er und Flugur zusammen nach Grimmgal gefahren, um einige Felle zu verkaufen, und hatten dort beunruhigende Nachrichten in der Taverne aufgeschnappt. Sie gaben sich unwissend, und überrascht als ein ziemlich betrunkener Dörfler mit einer Geschichte begann, über Mann große Wölfe..
“Worgen sage ich euch, es sind verdammte Worgen in unseren Wäldern unterwegs.”, hatte er lallend versucht seine Zuhörer zu überzeugen.
“Isch hab den alden Fahlsted selbst geseh.
Mit diesen meinen eigenen Augen!
Uuund isch habe ihm zugehört.
Alle hamm se gelacht, alle, aber isch kannde ihn.
Und wenn isch sag, isch kannde ihn, dann mein isch nischt nur vom Sehen.
Der hätte sich sowas niemals ausgedacht. Besonners da er ja im sterben lag. Armer Fahlsted, wollte uns warnen und isss einfach verreckt.”
“Hör auf meinen Gästen Angst zu machen. Ich glaube für dich ist es an der Zeit nach Hause zu gehen, und deinen Rausch auszuschlafen.”, hatte der Wirt sein Gelalle schließlich beendet, welcher ihnen ihr Bier bracht. Zwar hatte es der Trunkene versucht zu ignorieren, war dann allerdings äußerst unsanft vom Wirt der Tür verwiesen worden.
Als er wiederkam nickte er ihnen beschwichtigend zu.
“Der Alte trinkt gerne mal einen über den Durst. Dann fängt er immer an die abstrusesten Geschichten aufzutischen. Fahlsted den er erwähnte ist wirklich gestorben. Allerdings war es wohl eher ein normaler Wolf, und weniger eine Sagengestallt. Aber im Suff mahlt er sich seine Welt immer gerne etwas bunter.”
“Nichts für ungut. Wir geben eh nicht viel auf diese Art Gerüchte.”, hatte Flugur nur kurz erwidert und versucht dabei so zu wirken als sei die Sache bereits vergessen.
In Wahrheit brodelte es in ihm.
Ein Mann war also angefallen worden, und hatte vor seinem Tod von Worgen gesprochen.
Er selbst war nie in der Nähe von Grimmgal gewesen, wenn er das Haus für seine nächtliche Verwandlung verlassen hatte. Noch war er am Morgen in der Nähe von Grimmgal erwacht.
Er konnte sich also recht sicher ausschließen daran beteiligt gewesen zu sein.
Als wäre es ihm nachträglich erst eingefallen, rief er dem Wirt nach, als dieser bereits hinter seinem Tresen verschwinden wollte.
“Wirt, entschuldigt, aber gibt es denn in letzter Zeit viele Übergriffe von Wölfen. Wir haben auch Schafe müsst ihr wissen, und ich möchte lieber vorbereitet sein.”
“Es sind harte Zeiten. Nicht nur für uns Menschen. Natürlich fehlt hier und da mal Vieh, das ist aber nur normal. Was sollen die Tiere auch denken, wenn wir ihnen, einer gedeckte Tafel gleich, das Vieh vor die Nase setzen. Immerhin ist es nach einem übergriff meist mehrere Wochen völlig still. Sie nehmen nur was sie unbedingt brauchen.”, er zuckte mit den Schultern, warf sich sein Bartuch über die Schulter und verschwand in der Küche.
Arled und Flugur tauschten über ihren Krügen vielsagende Blicke.
“Fehlte, hier und da ein Tier.” sowie “wochenlang still”, hallte in ihren Ohren vielsagend wider.

Noch auf der Heimreise beschlossen sie der Sache, in der folgenden Vollmondnacht, nachzugehen. Wenn der Worg, der Flugur verwandelt hatte, kein Einzelfall gewesen war, mussten sie es wissen.
Arled dachte an die Frau die ihm nun schon mehrfach erschienen war, hielt es jedoch für besser Flugur weiterhin nichts von ihr zu erzählen.
Allein der Gedanke an sie, erfüllt ihn mit einem warmen Gefühl der Zuneigung.

...to be continued

MfG
eure Evi
 
Ruhelos schritt Ellenora in dem geräumigen Zelt auf und ab.
Miras der auf einem Stuhl an einem kleinen Tisch platz genommen hatte, brütete über einer Karte, auf der das Flüchtlingslager, Lohenscheit und die umliegenden Wälder verzeichnet waren.
Die Karte war nicht hundertprozentig genau, doch waren die wichtigsten Knotenpunkte, wie die Position der vorgeschobenen Wachposten und Fallen vermerkt.
Resignierend schüttelte er den Kopf. „Wenn sie ihn haben, und ich sage bewusst wenn, da ich eher davon ausgehe, dass dieses Biest ihn in Stücke gerissen hat, nachdem er ihn nicht mehr benötigte, dann ist er verloren. Es gibt für uns keine Möglichkeit ihn zu befreien, geschweige denn, dort überhaupt hinein und wieder hinaus zu kommen.“
„Wir müssen es zumindest versuchen.“ Ellenora fuhr sich nervös, mit einer Hand durchs ihr braunes Haar, „wir können hier nicht tatenlos herum sitzen. Wenn er ihn hätte zerreißen wollen, warum dann nicht gleich hier. Er brauchte ihn nicht für seine Flucht, nachdem der Riegel erst einmal umgelegt war. Wenn du mich fragst, hat er ihn mitgenommen weil er ihnen wertvolle Informationen geben kann.“
„Wichtige Informationen?“, Miras schaute sich mit hochgezogener Augenbraue an, „Du glaubst doch nicht wirklich, dass diese Bestien so weit denken. Wenn er ihn mitnahm bis Lohenscheit, steckt er mittlerweile auf einem Spieß, wie ein Spanferkel.“
„Mag sein. Aber wenn es nicht so ist, könnte ich mir nie verzeihen, nicht wenigstens versucht zu haben ihn zu retten.“, Miras kannte Ellenora gut und lange genug um zu wissen, dass er sie nicht von ihrem Vorhaben abbringen konnte.
„Versprich mir wenigstens dass du dich umsiehst, und dann direkt wieder dort verschwindest. Und reite bei Tag, dann ist es weitaus weniger gefährlich.“, sorge lag in Miras Worten.
„Keine Angst, ich pass schon auf mich auf. Ich werde normal mit ihnen fertig, wenn sie Worgen sind, was sollen sie da schon als Menschen ausrichten?“, sie schenkte Miras ein Lächeln, und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Ich wusste du würdest verstehen, dass ich ihn nicht einfach aufgeben kann. Ich muss einfach sicher gehen.“
Vor Ellenoras innerem Auge sah sie Tesius vor sich, wie er auf der Lichtung gestanden und den in seinem Netz wütenden Worgen, mit großen Augen gemustert hatte.
„Willst du nicht lieber zwei oder drei mitnehmen? Du hast freie Wahl unter den Männern. Ich würde mich besser fühlen, wüsste ich, dass du nicht alleine da draußen bist.“, Miras Blick zeigte, dass er ihre Antwort bereits kannte.
„Ich bin nicht allein. Framier ist doch bei mir. Ich bin sicherer wenn ich nur auf mich selbst aufpassen muss. Außerdem hält eh kaum ein Pferd mit Framier mit. Sie würden mich nur aufhalten.“, als sie die Anspannung in Miras Augen sah, fügte sie noch hinzu, „Kein Sorge. Wenn es zu heikel wird, komme ich wieder und hole Verstärkung. Ich will ja erst einmal nur sehen ob er noch lebt.“
Bei ihren letzten Worten, eilte Ellenora auch schon aus dem Zelt.
Damit war die Diskussion beendet.
Miras Mund verzog sich zu einem Lächeln.
Auch wenn die Angst um sie ihn manchmal bald wahnsinnig machte, so erfüllte sie ihn doch immer wieder mit Stolz.



Arleds Sinne liefen auf Hochtouren.
Seine Nerven waren angespannt.
Wenn er die Nase in den Wind hielt, konnte er noch leicht den Geruch von Grimmgal wahrnehmen, obwohl es ein gutes Stück entfernt lag. Was jedoch seinen Puls beschleunigte, war ein anderer Geruch.
Ein Geruch dessen Quelle viel näher lag.
Der Geruch nach frischem Blut.
Nach Blut, und nach Wolf.

Arled verharrte, und hielt prüfend seine Nase in den Wind.
Die Quelle des Geruchs war näher gekommen.
Wie Nebel, konnte er die Geruchsfahne über einen nahen Hügel wehen sehen.
Adrenalin schoss in seine Adern. Was würde ihn hinter dieser Kuppe erwarten.
Gerne hätte er Flugur an seiner Seite gewusst, doch der hatte sich die gegenüberliegende Seite des Dorfes vorgenommen. Er hätte ihn holen können, doch dann wäre vielleicht schon alles vorbei gewesen.
Er würde zumindest erst einmal nachsehen, dann könnte er im Zweifelsfall immer noch Flugur herbeirufen, oder sich ungesehen zurück ziehen.
Der Wind stand günstig, wehe in seine Richtung. Wer oder was immer ihn hinter dem Hügel erwartete, konnte ihn also nicht wittern.
So leise wie möglich stieg er den Hügel hinauf.
Das Geräusch berstender Knochen, gefolgt von Schmatzlauten, kündigte bereits das Schauspiel an, welches sich ihm bot, als er die Kuppe erreicht hatte, und auf der anderen Seite hinabblicken konnte.
Ein Worg kauerte sich über etwas, was einmal ein Reh gewesen sein dürfte.
Es war kaum noch als solches zu erkennen, denn er schien sich schon eine ganze Weile an im gütlich getan zu haben.
Eine gewaltige Wunde klaffte im Bauch des Tieres, und Arled konnte die Eingeweide des Tieres sehen. Beim Anblick der Leber, zog sich sein Magen knurrend zusammen.
Seine tierischen Instinkte trieben ihn an, hinab zu stürmen, und dem anderen die Beute streitig zu machen, doch sein Verstand hielt ihn zurück.
Er hatte sich flach auf den Bauch gelegt, und beobachtete das Schauspiel.
Genüsslich riss der Worg große Stücke aus dem Hals seiner Beute und würgte sie kaum gekaut hinunter.
Aus seinen Lefzen triefte das Blut, färbte sein gräuliches Fell am Hals dunkel.
Er schien Arled nicht zu bemerken.
War ganz in den Verzehr seiner Beute vertieft.
Aus der Gier, mit der er seine Beute verschlang, folgerte Arled, dass es sich um eine seiner ersten Verwandlungen handeln musste. Seine tierischen Instinkte hatten eindeutig die Oberhand.

Arled betrachtete das Schauspiel gebannt.
Er und Flugur waren also nicht die einzigen Worgen in Gilneas.
Und wenn sie hier einen fanden, wie viele mochten noch dort draußen sein?
Vor seinem Inneren Auge, erschien aus den Tiefen seiner Erinnerung, das makellose Gesicht der weißen Frau, welche er schon mehr Mals in seinen Visionen gesehen hatte.
Er müsse Verbündete finden, hatte sie gesagt.
Müsse dem Rudel dienen.
Bisher konnte kaum von einem Rudel die Rede sein.
Wenn sie mehr wusste als er, und das lag auf der Hand, dann war dieser Worg sicherlich nicht der einzige, außer ihm selbst und Flugur.
Arled beschloss sich fürs Erste nicht zu zeigen.
Er würde dem Worgen folgen, und sehen wohin er nach seiner Mahlzeit laufen würde.
Wo er herkam, so dachte sich Arled, musste es noch mehr geben.
Da weder er noch Flugur für seine Verwandlung verantwortlich waren, mindestens noch ein weiterer.
Als wäre sein Gedanke ein Stichwort gewesen, kam Bewegung in das Gebüsch hinter dem fremden Worgen.
Aus dem Unterholz brach eine massige Gestallt hervor.
Bis auf das braune Fell, welches seinen Körper bedeckte, sah er seinem ins Fressen vertieften Artgenossen ausgesprochen ähnlich.
Der Graue, schien nicht überrascht, ob der Ankunft seines Artgenossen. Er störte sich auch nicht daran, als dieser begann sich am Bein seiner Beute zu schaffen zu machen.
Arleds Neugierde wuchs von Minute zu Minute.
Nun war er sich endgültig sicher, hier waren sie richtig.
Womöglich würde er hier endlich einige Antworten, auf die Fragen die ihn seit seiner Verwandlung plagten, finden.


Magnus stand wieder einmal Wache.
Wie er es wieder und wieder getan hatte. All die Jahre, Abend für Abend, seit Arugal mit den Resten seiner verlausten Armee hier eingefallen war, und sein eigenes Leben jenes unrühmliche Ende gefunden hatte.
Als sei es nicht schlimm genug gewesen, diese Viecher, aus ihrer Welt nach Azeroth zu bringen. Als wäre es nicht schlimm genug gewesen, als er herausfand, nicht in der Lage zu sein sie zu kontrollieren.
Hatte er auch noch seinen Verstand eingebüßt.
Seine Kinder hatte er sie genannt. Hatte etwas von Verantwortung ihnen gegenüber gefaselt.
So als wäre es das selbstverständlichste von der Welt, das Baron Silberlein seine Anwesen für ihn und sein Gezücht räumen müsse.
Magnus erinnerte sich noch immer an den überraschten Gesichtsausdruck, als der Baron seine Anliegen zurück wies.
Und er erinnerte sich an das Blutbad, welches auf diese Zurückweisung gefolgt war.
Er erinnerte sich weitaus besser als es ihm lieb war.
An diesem Tag war aus dem Silberleinanwesen, Burg Schattenfang geworden. War alles Leben aus dem Gemäuer getilgt worden.
Die Worgen hatten keinen Unterschied gemacht, weder Frauen noch Kinder hatten sie verschont.
Wer starb, zog noch das beste Los.
Weit schlimmer war das Schicksal derer die verwundet wurden, jedoch nicht starben.
Bei der ersten Vollmondnacht, waren sie zu ebensolchen Bestien geworden, wie es ihre Angreifer waren. Und dabei offenbar so degeneriert, dass sie darauf folgend, vor Arugal krochen wie seine Schoßhunde.
Doch auch sie beneidete Magnus, denn sie schienen ihr Schicksal kaum noch zu begreifen.
Er selbst aber, war gefangen, in jenem immer wiederkehrenden Rad, von Pflichtbewusstsein und Notwendigkeit. Er konnte nicht sterben, konnte jedoch auch nicht leben.
Sein Tagesablauf war immer gleich.
Jeden Tag erwachte er, obwohl das eine seltsame Bezeichnung war, denn er schlief nie. Er lag einfach in seinem Bett. Konnte nicht aufstehen, konnte nicht schlafen. Die Augen geöffnet und starrte an die Decke. Bis seine innere Uhr ihm vermittelte, dass er nun aufwachen würde, und sein Tagwerk von neuem begann.
Nie änderte sich etwas.
Bis heute.

Er stand auf dem Wehrgang und schaute über die Zinnen, als er etwas bemerkte, was anders war. Es war noch weit entfernt, schien jedoch schnell näher zu kommen.
Es fiel ihm schwer zu begreifen was er da sah.
Es sah aus wie eine Welle.
Jedoch lief sie nicht durch einen See oder ein Meer.
Sie lief auf breiter Front, soweit das Auge reichte, direkt durch das Land.
Wie ein Tischtuch, welches man ruckartig nach oben und wieder nach unter riss.
Die Welle rollte, und wo sie vorbei gekommen war, war nichts mehr wie zuvor.
Bäume knickten um, Hügel wurden eingeebnet, und neue Hügel aufgeworfen wo zuvor noch keine waren.
Seen, ergossen ihren Inhalt über das Land, als es sich ihr Grund nach oben wölbte, und die Landwelle, drückte das Wasser vor sich her.
Teilweise rollten riesige Steine wie Murmeln vor der Welle her, und walzten alles in ihrem Weg nieder.
Magnus Augen weiteten sich.
Er hielt es für durchaus möglich, statt als Geist diese Ruine, bald nur noch einen Steinhaufen zu bewohnen.
Die Welle kam näher und näher.
Ein Berg, etwa fünf Kilometer von der Burg entfernt, wurde von der Welle erfasst, und die obere Kuppel des Berges platzte auf wie ein riesiger Pickel. Darin eingeschlossenes Magma, spritzte orange leuchtend hervor, und setzte alle Bäume auf die es spritzte in Brand. Riesige Rauchfahnen stiegen innerhalb von Sekunden auf, und färbten den Himmel schwarz.

Dann erreichte die Welle die Burg.
Einer der vor der Welle dahin rollenden Felsen, schlug direkt unter Magnus in die Burgmauer ein und ließ das Gemäuer erzittern. Doch war dieses Zittern nichts, gegen das, was die Welle, Bruchteile Später anrichtete.
Wie Spielzeug wurden die Burg und alles in ihr, in die Höhe gerissen.
Ächzend und stöhnend, bogen sich die tragenden Balken, und Magnus konnte hören, wie manche von ihnen zerbarsten.
Zentner schwere Steine, welche die Zinnen bildeten, wurde einfach herausgerissen und fielen auf den Wehrgang, oder stürzten in die Tiefe.
Ein erbärmliches Knarren und Quietschen, wie von einem gigantischen Tier, lies Magnus herumfahren, gerade noch rechtzeitig, um den Burgfried dabei zu beobachten, wie er langsam Schlagseite bekam, dann schneller und schneller kippte, und schließlich unter lautem Getöse, in die gegenüberliegenden Burgmauer stürzte.
Die von der Erschütterung eh bereits geschwächte Mauer, hatte seinem Gewicht nichts entgegenzusetzen und stürzte ebenfalls ein.

Dann war alles auch schon wieder vorbei. Hier und da rollte noch eine kleiner Stein, sackte eine Wand nach, oder knarrte noch ein Balken. Doch die Burg schien zur Ruhe zu kommen.
Magnus würde wohl doch noch nicht, auf ein paar Steinen sein Dasein fristen.
Durch das in der gegenüberliegende Mauerloch hindurch, welches der sterbende Burgfried geschlagen hatte, blickte Magnus der Welle nach, die in unvermittelter Geschwindigkeit über das Land raste.

Was konnte nur solche eine Macht freisetzen.
Waren die Götter nach Azeroth zurück gekehrt?
In seiner Existenz als Geist, hatte der Glaube an den jüngsten Tag, einen beruhigende Wirkung. Vielleicht würde das Ende aller Tage viel kürzer auf sich warten lassen, als er es immer vermutet hatte.

Ein Soldatenlied auf den Geisterlippen, machte er sich auf zu seiner Patroullie.
Auch ein naher jüngster Tag, entband ihn jetzt noch nicht von seiner Pflicht.

… to be continued

Mit freundlichen Grüßen
Eure Evi
 
uh wird ja immer besser, wobei mich die geschichte von arled am meisten fesselt =)
 
Ellenoras spürte ihre Nackenhaare bitzelten, als ob sie elektrisch geladen wären.
Doch ihr Atem ging ruhig und gleichmäßig.
Ihn hatte sie schon früh zu kontrollieren gelernt.
So nah wie heute, war sie schon seit ihrer Flucht vor so vielen Jahren, nicht mehr bei Lohenscheit gewesen.
Erinnerungen durchzuckten ihren Geist, als sie die vertrauten Palisaden, und die dahinter aufragenden Dächer erblickte.
Einerseits waren es positive, an Marl und Karl, an Framier und Edina.
Doch sie mischten sich an mit jenen an die Nacht der Worgen.
Sie konnte in ihrem Geist noch immer die Entsetzensschreie vernehmen. Konnte sich an den beißenden Rauchgeruch erinnern welcher in der Luft gelegen hatte.
Und immer wieder tauchten zwei Bilder vor ihrem inneren Auge auf.
Zum einen, das von Edina, die zusammengesunken dalag und sich nicht mehr bewegte.
Zum anderen das Gesicht Framiers, der von den Palisaden zu ihr herab sah, ihr sagte wie sehr er sie liebte, kurz bevor er wieder nach Lohenscheit zurückgekehrt war um Edina zu holen, und nie wieder kehrte.
Tränen stiegen in Ellenoras Augen, funkelten kurz auf, um im nächsten Moment von ihr weg geblinzelt zu werden.
Nur seine Gefühle für Edina, hatten Framiers Leben gekostet, das wusste sie heute.
Außerdem konnte sie eine verschwommene Sicht, hier nicht leisten.
So nah am Feind.
Sie stieg von Framier ab, und band ihn mit einem losen Knoten an einem Baum an.
Er schnaubte gedämpft, für seine Sinne waren die Spuren der Worgen sicher noch wahrnehmbar. Jedes Pferd, welches nicht eine so eingehende Ausbildung wie Framier genossen hätte, wäre sicher bereits durchgegangen und über alle Berge.
Sie tätschelte liebevoll seinen Hals, und flüsterte ihm beruhigende Worte ins Ohr.
Dann wandte sie sich einem großen Baum zu, und begann hinauf zu klettern.

Von ihrem Platz im dichten Blätterdach, konnte sie Lohenscheit komplett überblicken. Ruhig und idyllisch lag es da.
Kleine Rauchwölkchen kräuselten sich über den Schornsteinen.
Ellenora konnte etliche Menschen ausmachen, die auf den Straßen unterwegs waren. Sie erzählten, schafften Dinge von A nach B, scherzten und lachten.
Ellenora wurde ganz schlecht beim Anblick dieses oberflächlich so normalen Alltags. Sie kannte die Wahre Natur dieser Bestien, dieser Worgen im Schafspelz.
Sie, konnten sie nicht täuschen.
Sie ließ ihren Blick weiter über das Dorf gleiten, als er plötzlich auf dem Dorfplatz an etwas hängen blieb.
An einem Holzkäfig.
Um ein Haar hätte sie ihn gar nicht bemerkt, da er von der Ecke eines Hauses fast verdeckt war.
Er war offenbar auf die Schnelle, aus Latten, die man gerade zur Hand hatte, zusammen gezimmert worden.
In ihm konnte Ellenora eine sitzende Gestallt ausmachen.
Auch ohne auf die Distanz Einzelheiten erkennen zu können, wusste sie, dass es sich nur um Tesius handeln konnte.
Er lebte also noch.

Sofort suchte sie nach einer Möglichkeit wie sie zu ihm gelangen konnte.
Doch schon nach kurzem sank ihr Herz.
An allen Eingängen des Dorfes, waren Wachen aufgestellt.
Selbst wenn sie in der Lage gewesen wäre, diese zu umgehen, waren doch überall im Dorf Menschen unterwegs.
Gerade dachte sie darüber nach, auf den Überraschungseffekt zu vertrauen, auf Framier direkt unter sie zu preschen, den Käfig zu öffnen und mit Tesius wieder zu verschwinden, ehe sie recht verstanden was geschah, als der Baumstamm in ihren Händen begann zu vibrieren.

Während sie sich noch fragte, wie das sein konnte, erhob sich ein Lärm, wie sie ihn noch nie vernommen hatte.
Bersten von Holz, knirschen von Stein, und zischende Luft, vermischten sich zu einem Geräusch, als ob die Erde selbst aufstöhne.
Wie Donner.
Nur das dieser Donner nicht, noch im Moment seines Auftretens wieder verstummte, sondern dass er lauter und lauter wurde.
Der Baum vibrierte immer stärker, und Ellenora musste sich verzweifelt festklammern um nicht den Halt zu verlieren.
Sie wandte sich um, und konnte durch die Blätter vage erkennen, dass etwas auf sie zukam. Etwas wie sie es nie zuvor gesehen hatte.
Alle Gedanken an Lohenscheit waren aus ihr gewichen.
Alles woran sie noch dachte, war nicht den Halt zu verlieren.
Sie umklammerte den Stamm des Baumes und stieß ein Stoßgebet aus.
Das Gebet war an niemand bestimmtes gerichtet.
Sie war bereit auf die Milde ein jeder Macht zu hoffen die sie hörte.
Egal ob Waldgeist, die Ahnen, das Licht oder Elune selbst.
Dann erreichte sie der Donner.
Sie wurde in die Höhe gerissen.
Blätter, Erde, Äste, Zweige und Steine hüllten sie ein.
Als sie den Halt um den Baumstamm verlor, durchzuckten Bilder von Miras, Tesius und ihrem Pferd Framier ihren Geist, und sie hoffte, dass ihnen mehr Glück beschienen sei als ihr.
Dann fiel sie, und Dunkelheit umfing sie.


Karl saß im Schneidersitz im Schatten seines Lieblingsbaumes, und dachte nach.
Er zog sich oft hierher zurück, in die Abgeschiedenheit und Ruhe des Waldes, wenn ihm das Leben in Lohenscheit zu viel wurde.
Hier hatten sie als Kinder oft gespielt, Marl, Ellenora und er.
Er verband viele schöne Erinnerungen mit diesem Ort, und noch immer zog es ihn hier her, wenn ihn etwas beschäftigte.
Der Baum war nicht weit von Lohenscheit entfernt, und doch tief genug im Wald, um die Sicht auf das Dorf zu verstellen.
Karl hatte des Öfteren Momente, in denen es ihm Guttat, wenn er Lohenscheit nicht sehen musste.
Das Dorf und seine Bewohner erinnerten ihn Immerzu an das Los, welches sie in jener verfluchten Nacht, vor so vielen Jahren ereilt hatte.
Besonders hatte er damit zu kämpfen, dass viele nur allzu bereit schienen, dieses zu akzeptieren.
Ja es sogar zu genießen schienen.

Allen vorweg Marl, welcher ihn immer mit großen Reden, von den Vorteilen des Worgseins, zu überzeugen suchte.
Selbst die Blutgier und Wildheit, die ihnen in Worgform eigen war, rühmte er als Geschenk. Ein Werkzeug, dessen man sich nur zu bedienen brauchte, um alles erreichen zu können.
Eine Meinung die Karl einfach nicht teilen konnte.

So kam es auch, dass Marl in Lohenscheit der Besprechung beiwohnte, was mit ihrem Gefangenen, welchen Hetsch am Vortag bei seiner Flucht gemacht hatte, geschehen sollte, während er selbst es vorzog, sich hier in den Wald zurück zu ziehen.
Die Besprechung war ohnehin eine Farce.
Das Schicksal des armen Wichts stand praktisch schon fest, als er Lohenscheit mit Hetsch betrat.
Er würde Lohenscheit nicht mehr verlassen.
Entweder würden sie ihn zu einem der ihren machen, oder, und das war wahrscheinlicher, gefoltert werden bis er alles an nützlichen Informationen herausgegeben hätte, und danach als Mitternachtssnack enden.
Karls Magen rumorte beim bloßen Gedanken daran, Menschenfleisch zu essen.
Er widerte sich selbst an, dachte er daran, dies als Worg bereits selbst getan zu haben.
Dann erregte etwas anderes seine Aufmerksamkeit, und verdrängte seine gerade noch so akuten Gedanken.
Die Erde hatte begonnen zu beben, begleitet von einem bedrohlichen dröhnen.

Er drehte sich in die Richtung aus der das Dröhnen zu kommen schien, doch der Wald schränkte seine Sicht stark ein.
Unschlüssig stand er da, bis plötzlich mehrere Rehe aus dem Dickicht brachen, und Richtung Lohenscheit rannten. Die Panik in ihren Augen, reichte ihm völlig an Information.
Er drehte sich, um und begann zu rennen.
Gerade als die Baumreihe hinter ihm, knirschend zu explodieren schien.


Alred und Flugur saßen an einem Fluss, nicht weit von dem kleinen Ort entfernt, welchen das Ortschild als „Dämmerungszuflucht“ auswies, an einem kleinen Feuer, über dem zwei Forellen brieten.
Bis zur Ortsgrenze, hatte Arled die beiden Worgen am Vorabend verfolgt. Dann war er umgekehrt um Flugur zu holen.
Der Ort lag noch ein ganzes Stück hinter Grimmgal, und Arled war nie zuvor dort gewesen.

Zuerst hatte es ihn überrascht, als die Worgen, nach ihrer Mahlzeit nicht den Weg nach Grimmgal einschlugen.
War ihnen aber dennoch gefolgt, da er um keinen Preis den Anschluss an sie verlieren wollte.
Als dann tatsächlich ein Dorf aufgetauchte, war sein Anspannung fast greifbar.
Hier musste er einfach Informationen finden, was mit ihm und Flugur passiert war.
Auf dem Weg, als er Flugur suchte, beschäftigte ihn jedoch vor allem der Geruch, der von Dämmerungszuflucht ausgegangen war.
Der kleine Ort roch, wie ein Hundekorb.
Der Geruch nach Worgen war so stark gewesen, dass es sogar für seine empfindliche Nase kaum möglich war, verschiedene Gerüche auseinander zu halten, geschweige denn abzuschätzen wie viele Worgen, den Ort durchstreiften.
Definitiv jedoch mehr als jene zwei die er verfolgt hatte.

„Jetzt hör mir mal zu Arled.“, sagte Flugur gerade, in jenem Ton, den seine Stimme immer dann annahm, wenn er versuchte ihm seine jugendlichen Flausen auszutreiben. „Ich glaube dir. Nur findest du es nicht selbst seltsam, dass wenn nur annähernd so viele Worgen in Dämmerungszuflucht leben wie du behauptest, es nicht viel mehr Meldungen gab? Ich meine, du weist so gut wie ich, wie triebgesteuert man in der ersten Nacht als Worg reagiert. Wie sollte es also möglich sein, so viele Worgen geheim zu halten?“
„Ich weis, ich weis. Aber dennoch weis ich auch, was ich gerochen habe.“, entgegnete Alred trotzig.
Die Zweifel Flugurs verletzten ihn, wenn er sie auch nachvollziehen konnte.
Sie hatten es nicht vor Sonnenaufgang nach Dämmerungszuflucht geschafft, und so war es Flugur nur mit seinen menschlichen Sinnen, möglich gewesen, den Ort in Augenschein zu nehmen. Arled musste zugeben, dass für ihn als Mensch, auch nichts an dem Ort seltsam wirkte.
Doch seine Erinnerung an diesen wilden Geruch der Stadt, wie der Geruch eines Zwingers, nur viel intensiver, war nach wie vor präsent.
„Wie dem auch sei, bis zum nächsten Vollmond werden wir eh abwarten müssen. Ich würde sagen wir schlagen heute Nacht hier unser Lager auf, und machen uns Morgen auf den Heimweg. Dann können wir nächsten Monat wiederkommen und uns Gewissheit verschaffen.“, sagte Flugur beschwichtigend. Er kannte Arled gut genug, um zu erkennen wie sehr ihm die Sache zusetzte.
„Ja, so können wir es machen. Aber lass uns doch wenigstens für diese Nacht ein Quartier im Dorf beziehen. Vielleicht können wir ja auch so etwas herausfinden. Was kann es schon Schaden?“, entgegnete Arled.
„Also gut, abgemacht. Dann werden wir uns, dieses Dämmerungszuflucht mal genauer ansehen. Aber zuerst essen wir mal unseren Fisch. Ich habe einen Bärenhunger.“, sagte Flugur mit einem Nicken, und machte sich daran, die Fische an ihren Stöcken aus dem Feuer zu holen.

Sie hatten die Fische noch nicht zur Hälfte gegessen, als Donnergrollen in der Ferne, ein Gewitter ankündigte. Sie würden sich beeilen, wollten sie nicht durchnässt nach Dämmerungszuflucht einlaufen.
„Wir sollten uns beeilen. Hörst du auch den Donner?“, als ein Antwort Flugurs ausblieb, schaute Arled von seinem Fisch auf, und sah dass Flugur wie gebannt auf einen Ort hinter ihm blickte.
„Was hast du denn? Steht ein Geist hinter mir?“, fragte er belustig und wandte sich um.
Mitten im Kauen hielt er inne.
Teile seines letzten Bissens, fielen ihm unbemerkt aus dem Mund.
Auf breiter Front, rollte etwas heran.
Etwas das, etwas wie… er fand keine Worte.
Es war wie eine Welle, wie eine Lawine, und es wälzte sich durch das gesamte Land.
Erst als er Flugurs Hand auf der Schulter spürte, und durch den immer lauter werdenden Donner das Wort „LAUF!“ vernahm, erwachte er aus seiner Starre.
Wandte sich um, und rannte hinter Flugur her, auf das kleine Örtchen Dämmerungszuflucht zu, welches angesichts des Weltuntergangs hinter sich, geradezu einladend wirkte.

Sie rannten so schnell sie konnten.
Sie rannten bis ihre Lungen brannten, und ihre Muskeln aus Säure zu bestehen schienen.
Sie rannten um ihr Leben.
Doch die Welle rollte so noch weit schneller, als sie selbst als Worgen in der Lage gewesen wären, zu rennen.
Auch wenn das Crescendo des Donners, und das Bild, welches sich ihnen bei einem Schulterblick darbot, ihre letzten Kraftreserven freisetzte, hatten sie gerade einmal die Hälfte der Strecke zurück gelegt, als die Welle sie erreichte.
Sie hatten das Gefühl von einer riesigen Hand niedergedrückt zu werden, unendlich schwer zu sein.
Dann brach um sie die Erde auf.
Grassoden und Gesteinsbrocken flogen um sie in die Höhe, und trennten die beiden.
Nahmen Arled die Sicht und die Hoffnung.
Er versuchte noch Halt zu finden, als ihn ein umher fliegender Stein am Kopf traf, die Welt vor seinen Augen verschwamm, und er in das warme weiche Schwarz der Besinnungslosigkeit driftete.

… to be continued

Mit freundlichen Grüßen
Eure Evi
 
Bäm! Und Undercity liegt in Trümmern! Toll wie du die Katastrophe aus der Sicht aller Charaktere darstellst.

Ich hab noch immer nichts geschrieben^^ aber ein paar alte Aufschriebe habe ich gefunden.
mal sehen, ob ich weitermache...
 
Lagebericht:

Bedingt durch Frust, Stress und Alltagssorgen, hatte ich gestern, und wohl auch heute, keine Zeit oder Muse ein neues Kapitel zu schreiben. Ich hoffe euch schon bald wieder mit Lesestoff zu versorgen. Vielleicht leg ich ja am Wochenende ne Sonderschicht ein, aber da ist Party angesetzt. Also ich kann nichts versprechen. Spätestens nächste Woche sollte alles wieder im Lot sein.

Liebe Grüße
eure Evi
 
Buhuhu...*schnief*
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Aber ich wünsch Dir viel Spass auf der Party und lass Dich nicht stressen
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nimm am besten ein paar Tage ganz Abstand von deiner Geschichte.

Nach ein paar Tagen haste dann sicher neue Ideen und neuen Schwung!

So ich tippe JETZT! Kann nicht angehen dass ich das immer hinausschiebe^^
 
Karl erwachte und blinzelte in das Dämmerlicht, welches zögerlich durch die Baumkronen schien. Sein Körper fühlte sich an, als sei er von oben bis unten, von Riesen vermöbelt worden. Aber immerhin lebte er noch. Er versuchte sich aufzusetzen, als ein höllischer Schmerz sein Bein durchzuckte.
Er hob seinen Kopf ein Stück weiter an, und blickte nach unten.
Kurz über seinem Knie, ragte ein circa zwanzig Zentimeter langer Ast aus seinem Oberschenkel.
Vorsichtig griff er danach und versuchte ihn herauszuziehen.
Beim auflodern des Schmerzes, entfuhr ihm ein viehisches Grunzen. Schwarze Flecken tanzten durch sein Sichtfeld.
Er wusste, wenn er Ohnmächtig würde, könnte es sein, dass er still und heimlich verbluten und nicht wieder erwachen würde.
Er festigte seinen Griff, spannte seine Muskeln, und mit einem widerlichen Schmatzen löste sich der Ast. Nicht ohne ihm das Gefühl zu vermitteln, er habe sich das halbe Bein abgerissen.
Das Gesicht Schmerzverzerrt, ließ er sich zurück auf den Rücken fallen, und schaute hinauf ins Blätterdach.
Atmete Stoßweise, und genoss das abflauen des Schmerzes.
Nachdem er einige Minuten so dagelegen hatte, fühlte er sich bereit den nächsten Schritt anzugehen. Das Aufstehen.
Es brauchte drei Anläufe, doch dann stand er.
Erst jetzt schaute er sich um, und wurde sich der Verwüstung bewusst die ihn umgab.
Bäume waren geknickt worden wie Zahnstocher.
Felsen lagen herum, deren Gestein so gar nicht in die Wälder Lohenscheits passten.
Sie musste von anderswo, bis hier her gerollt oder geflogen sein. Karl konnte sich kaum vorstellen welche Kräfte dafür nötig waren. Aber nicht nur die Bäume und Felsen stellten eine Veränderung da. Das gesamte Land, lag faltig, wie eine Tischdecke die man, nach dem Auflegen, nicht glatt gestrichen hatte.
Karl fragte sich, wie Lohenscheit die Katastrophe wohl überstanden hatte. Er musste zurück.
Musste sich Klarheit verschaffen.
Er packte sich einen vier Fuß langen Ast, der in dem Gewirr von Ästen die um ihn lagen, nicht schwer zu finden war, und nutzte ihn als Gehstock.
Langsam, immer darauf bedacht, sein verletztes Bein nicht zu sehr zu belasten, schleppte er sich auf eine kleine Lichtung in der Nähe zu.

Ellenora kam zu sich, und wusste erst gar nicht wo sie sich befand.
Dann stürzte die Erinnerung wieder auf sie ein.
Sie erinnerte sich an die Gestallt im Käfig, die Tesius zu sein schien.
Erinnerte sich an das Donnergrollen, an die Wand aus Holz, Nadeln und Steinen, die durch das Unterholz auf sie zugerast war.
Sie erinnerte sich den Halt am Stamm verloren zu haben, und an ihren Sturz.
Dann riss ihre Erinnerung ab. Irgendetwas musste sie getroffen, und ihr das Bewusstsein genommen haben.
Ihr Körper war ein Schmerz. Sie versuchte sich zu bewegen, doch ein dicker Ast, machte eine Bewegung fast unmöglich. Nur ihren Oberkörper konnte sie etwas nach links und rechts drehen, all das begleitet von gewaltigen Schmerzen.
Sie versuchte den Ast mit beiden Händen wegzudrücken, doch er bewegte sich nicht. Wackelte nicht einmal.
Sie mühte sich, doch es war kein Entkommen.
Sie schnalzte mehrmals mit der Zunge, und rief nach Framier.
Ihre Stimme war schwach und kratzig, doch Framier würde kommen.
Das wusste sie.
Wenn sie es schaffte seine Zügel an dem Ast zu befestigen, konnte sie frei kommen.
Doch Framier kam nicht.
Bilder ihres Pferdes, erschlagen von einem Baum, plagten Ellenora.
Doch sie hoffte er war nur erschreckt, und hatte sein Heil in der Flucht gesucht.
Sie konnte es ihm nicht verübeln.
Ein Schrei gellte durchs Dickicht, und ließ Ellenora zusammen fahren.
Der Schrei kündete von gewaltigem Schmerz.
Es gab also noch mindestens eine Andere Person in der Nähe, der es nicht viel besser ergangen war als ihr.
In anbetracht ihrer Position, so nah bei Lohenscheit, beunruhigte sie dieser Gedanke jedoch mehr, als wenn sie allein gewesen wäre.
Es dämmerte bereits. Bald schon würden die Bewohner Lohenscheits ihr wahres Gesicht zeigen, und dann wäre das Blut, welches aus vielen kleinen Wunden an ihrem Körper floss, ein infernalisches Leuchtfeuer, welches ihnen den Weg zu ihrer nächsten Mahlzeit leitete.
Sie verdoppelte ihre Anstrengungen sich zu befreien.
Ignorierte den Schmerz, doch vergebens.
Schritte näherten sich.
Ellenora trat Schweiß auf die Stirn.
So hatte sie sich ihr Ende nicht vorgestellt. Wenn schon dann wollte sie ihm Kampf gegen diese Bestien sterben. Und nicht eingeklemmt, und hilflos.
Sie packte wahllos Äste die um sie herum lagen, und türmte sie über sich.
Vielleicht würde die gerade aufgetretene Katastrophe die Aufmerksamkeit, von wer auch immer da kam, genügend in Beschlag nehmen, dass sie unbemerkt blieb.
Sie lag da und atmete Flach.
Die Schritte näherten sich.
Ellenora blickte durch die Zweige der Äste in Richtung der Geräusche, und für einen Augenblick glaubte sie eine Person zwischen den Stämmen zu erkennen.
Es war ein junger Mann, kein Wolf, ungefähr in ihrem Alter.
Er stützt sich auf einen Stock, und schleppte sich dahin, offenbar ebenfalls verletzt.
Es waren nur Sekunden, bevor die Stämme ihr wieder die Sicht nahmen, doch für einen Moment glaubte sie ihn zu erkennen.
War es möglich?
Seit jener Nacht, vor so vielen Jahren hatte sie niemanden mehr aus Lohenscheit getroffen.
Doch in ihrem Inneren war sie sich gewiss, der junge Mann musste einer ihrer Freunde aus Kindertagen gewesen sein.
Also war Marl, oder Karl wohl noch am Leben.
Noch während sie darüber nachdachte, was das bedeutete, forderten die Anstrengung, der Schmerz, und ihr flaches Atmen, ihren Tribut.
Schwärze übermannte sie und sie versank wieder im tiefen Nichts, eines traumlosen Schlafes.

Karl schleppte sich weiter. Sein Bein brannte bei jedem Schritt wie die Hölle.
Der Stock, welchen er zu dessen Entlastung nutzte, war am Ende gesplittert, und bohrte sich immer wieder in seine Handfläche.
Es war eine Tortur.
Doch die Lichtung war nicht mehr weit.
Dort würde er die Schmerzen hinter sich lassen.
Nur noch dieses kleine Stück.
Humpelnd, passierte er die letzten Bäume.
Trat hinaus auf die Lichtung, ins zarte Licht, des gerade aufgegangenen Mondes.
Er richtete seinen Blick gen Himmel, und spürte sofort wie die Verwandlung einsetzte.
Er krümmte sich nach vorn, als die Knochen begangen ihre Form zu verändern.
Sein Blick fiel auf sein Bein, aus dem der Schmerz bereits gewichen war.
Das franzlige Loch in seinem Oberschenkel blutete nicht mehr, während Haare aus seiner Haut sprossen und die Wunde unter einem dichten Pelz verbarg.
Er warf den Kopf zurück und stieß ein Heulen aus.
Er fühlte sich besser.
Viel besser.
Dann stieg ein vertrauter Geruch, aus längst vergangenen Tagen in seine Nase.
Der Geruch einer Toten.
Oder war es möglich, dass …
Er blähte seine Nüstern auf.
Peilte die Herkunft des Geruchs an, und setzte sich in Bewegung.


Arled schlug die Augen auf, und blickte in das dicke Runde Gesicht, einer Frau um die vierzig. Ihre Kleidung war einfach, jedoch gepflegt.
Als sie bemerkte, dass er erwacht war, überzog ein freundliches Lächeln ihr Gesicht.
„Nicht sprechen mein Kleiner. Sei unbesorgt. Du bist hier in Sicherheit.“, sagte sie mit einer freundlichen fürsorglichen Stimme.
Arleds Augenlieder fielen flatternd wieder zu, und er driftete in einen Traum.
Doch es war kein echter Traum.
Er erkannte die Lichtung mit dem kleinen Silbrigen See, sofort.
Er war bereits hier gewesen. In der Nacht seiner ersten Verwandlung.
Er blickte sich um, war jedoch allein.
Das Moos um den kleinen See, war saftig Grün, so wie es in seiner Erinnerung, auch das letzte Mal gewesen war. Es erstreckte sich so weit er blicken konnte.
Verwand dann in der Schwärze die diesen Ort zu umschließen schien.
Als er sich wieder zum See umwandte, stand, Sie wie aus dem nichts, auf der gegenüberliegenden Seite.
Sie trug das gleiche silbrigweiß schimmernde Kleid, wie immer. Ihre Armreifen aus Gold und Silber zierten ihre zarten Arme, und um ihren Hals hing die kleine Kette, mit dem Tränenförmigen Amulett.
Sorge lag in ihrem Gesicht.
Arleds Herz umfing Trauer, als er dies sah.
„Es hat begonnen, Arled.“, ihre Stimme klang in seinen Ohren wie Musik. Jedoch eine Musik in Mol, da Bedauern und Sorge in ihr lag. „Der Erdwächter wird sich schon bald erheben. Er ist unruhig in seinem Hort. Einst, einer der ehrvollsten der Aspekte, ist sein Geist nur noch ein Schatten. Wut und Hass, haben ihn zu einem Zerrbild seiner selbst werden lassen. Was gerade geschah, war nur ein schwacher Abglanz dessen, was deiner Welt bevorsteht.“
Sie machte eine Pause.
Arled wusste nicht was er tun sollte. Er wollte sie trösten, irgendetwas sagen, um ihre Sorge zu lindern. Doch er hatte keine Ahnung wie.
„Dein Weg führte dich auf die richtige Bahn, Arled. Doch es bleibt wenig Zeit.“
Sie setzte sich in Bewegung, doch etwas war seltsam. Arled brauchte einen Moment um zu begreifen was es war. Bis er sah das ihre Füße auf dem silbrigen Genauso halt fanden wie auf dem Moos. Zarte Wasserwellen breiteten sich von den Stellen aus, wo sie auftrat. Doch sie sank nicht ein. Dann stand sie direkt vor ihm.
„Hab keine Angst. Ich bin nicht deine Feindin.“, Arleds Beunruhigung fiel bei diesen Worten von ihm ab, „Ich will dir ein Geschenk machen. Ich wollte noch warten. Doch die Zeit läuft nach ihrem eigenen Maß. Ihr muss selbst ich mich beugen.“
Bei diesen Worten, streckte sie ihre Hände aus, und legte sie Arled auf die Brust.
Seine Haut begann wohlig unter ihren Handflächen zu prickeln.
„Sonne und Mond, dem Schicksal gezollt. Ein Bund für die…“
Arled konnte ihrem milden Singsang nicht weiter folgen. Wellen des Wohlbefindens durchströmten ihn. Gingen von ihren Handflächen aus, unter denen ein mildes Leuchten ausging, und durchströmten seinen Körper.


Hespa schaute auf ihren jungen Patienten hinab. Er war kurz erwacht, nur um sofort wieder in tiefen Schlag zu fallen.
Seine Kopfverletzung heilte überraschend gut.
Sie hatte schon geglaubt ihn zu verlieren.
Jedes Mal wenn eine Verletzter oder Kranker zu ihr gebracht wurde, sah sie es als ihren Persönlichen Kampf gegen den Tod selbst.
Und sie hasste, es wenn sie gegen ihn verlor.
Für gewöhnlich schaffte sie es, ihm seine Opfer abzutrotzen, doch diesmal hatte sie ihre Zweifel gehabt.
So übel zerschunden wie der Junge zu ihr gebracht worden war, hatte sie nur wenig für ihn zu hoffen gewagt. Doch sein Lebenswille war stark.
Er hatte eine Heilung an den Tag gelegt, die sie normalerweise nur von, den ihren kannte.
Für einen normalen Menschen, war es mehr als beeindruckend.
Während sie so da stand, und auf ihn hinab blickte, erregte plötzlich etwas ihre Aufmerksamkeit. Die Haut auf seiner Brust, nahe der Schultern, schien plötzlich schwach zu leuchten. Sie glaubte erst einer optischen Täuschung zu erliegen, und ging näher heran.
Ihr Augen weiteten sich ungläubig, als zwei Formen sich in seinem Fleisch abzubilden begannen. Erst vage, dann immer deutlicher, und dann eindeutig, formten sich ein Mond und eine Sonne.
Wie Ziernarben, prangten die hellen Linien in seinem Fleisch.
„Äußerst bemerkenswert.“, murmelte Hespa zu sich.
Ging zu einem Regal, kramte ein Notizbuch hervor, glaubte sich eine Zeichenfeder von dem kleinen Tisch in der Ecke, und begann ein Bild des Schlafenden zu zeichnen. Besonderes Augenmerk legte sie auf die genaue Abbildung der Sonne und des Mondes.

…to be continued

Mit freundlichen Grüßen
Eure Evi
 
Freut mich, dass es Dir besser geht
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...und ich somit natürlich in den Genuss der Fortsetzung komme!
 
„Sonne und Mond, dem Schicksal gezollt. Ein Bund für die…Ewigkeit, gewollt!"

Ich frag mich wirklich was mit Arled Vater passiert ist.


Btw hab ich schon 3 Kapitel fertig geschrieben. Intresse an einem Link? Hab einen stillgelegten Thread von
mir dafür per Edit renoviert.
 
ja gib mal nen link ScHaDoWeYe interessante geschichen sind immer gut
 
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