Autobiografie eines Menschen

Imbachar

Rare-Mob
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Das dicke Suppenhuhn schwang sich in die Lüfte, drehte eine vertikale Kurve und nahm Kurs auf den Wald von Elwynn. Wir überflogen den Rand von Westfall, erreichten schließlich den Elwynn-Wald und ich sah aus der Luft, wie Kollege Hogger gerade einen von diesen Hasenfürzen in der Mangel hatte. Es war beeindruckend. Stunden und Tage hatte ich gebraucht, um mich über diese Strecke Richtung Westfall vorzuboxen. Ich war tausend mal gestorben, per „Du“ mit dem Geistheiler und hatte etliche Sohlen durchgelaufen. Und jetzt?Binnen weniger Sekunden war ich wieder da, wo ich mal angefangen hatte.

Ich begann dieses übergewichtige Suppenhuhn zu hassen!

Wie konnte man die persönlichen Errungenschaften eines HMs in dieser Kürze der Zeit so relativieren und wertlos machen? Tage bis Westfall, und nun in Sekunden wieder zurück zur Kirche von Northshire. Ich war fertig und am Ende. Alles was ich mühsam erreicht hatte war zunichte gemacht. Mein gesamter Werteanspruch, zerstört von diesem ollen Suppenhuhn.

Wie konnte ich mich rächen für diese Schmach? Wenn ich dem dusseligen Hähnchen mitten im Flug eins auf die Omme semmeln würde, wär das zwar eine Genugtuung für mich gewesen, aber mit Sicherheit hätte es auch eine ordentliche Bruchlandung nach sich gezogen, wenn dieser aufgeplusterte Kanarienbomber vor Schreck vergessen hätte weiter mit den Flügeln zu schlagen. Ich verwarf diesen Plan. Nein, meine Rache musste nachhaltig sein!

Genau in diesem Moment machten sich die 4 Teller Westfall-Eintopf bemerkbar – und ein höllischer Plan schoss mir in den Kopf. Dieser Flattermann war doch ganz offensichtlich in eine Art Linienbetrieb eingebunden. Nach mir würden also etliche andere Gestalten, vielleicht ja auch dieser verzickte Kaninchenfurz von vorgestern, den Greifen benutzen um von A nach B zu kommen. Und nachdem mir dieser manuelle Airbus meine ganz persönlichen Errungenschaften so ad absurdum geführt hatte, blähte ich ihm dermaßen einen unter den Pelz, dass es nur so krachte. So! Das soll der Flattermann dem nächsten Kunden mal erklären.

Wir waren in Stormwind angekommen, ich kletterte fluchs vom Greifen und nahm die Beine in die Hand, bevor der Vogel oder jemand anderes etwas merken würde. Ich lief den Gang runter, bog ab und war mitten in einer Stadt. Jetzt erst hatte ich einen Blick für Stormwind, aber vom Greifen aus hatte ich dieses kleine gallische Dorf gar nicht richtig wahrgenommen. Es war beeindruckend. Was es hier alles gab?

Ich fand einen Käseladen und eine Apotheke. Sogar eine Bank und ein Auktionshaus, und auch wieder so einen bekloppten Gastwirt – sorry, eine Gastwirtösin – die messihaft alles von mir abkaufte, was ich auf den Boden kippte.

Ich beschloss mich erstmal ausgiebig umzusehen! So erkundete ich erst einmal die Bank. Es gab 3 Schalter, die auch alle besetzt waren und vor diesen Schaltern gab es Wartebereiche, die aber scheinbar niemanden wirklich zu interessieren schienen. Alle stürmten direkt an einen Schalter und fingen an ihre Taschen auf den Tresen zu kippen und Waren ein- und auszulagern. Mir gefiel die Vorstellung ein eigenes Bankkonto zu haben und ich beschloss ein Konto zu eröffnen. Ich ging an den Schalter ganz rechts in der Bank; grüsste freundlich und gab zu verstehen, dass ich gerne Kunde werden würde. Die junge Bankdame war begeistert und fing an sich freundlich um mich zu kümmern. In diesem Moment trat eine weitere Person an den Schalter und fing an die mich bedienende Banktusse anderweitig – für seine Zwecke – zu beschäftigen. Ja loll ich denn?

Ich betrachtete diese Witzgestalt von oben bis unten. Grünliche Haut, Ohren bis Mittelindien, eine total verkorkste Frisur, schmale Schultern, breite Hüften und verkehrt rum eingehängte Beine: ein Nachtelf also. Was nahm sich dieser Ohrenzausel raus? Noch nie was von Diskretion gehört? Ich gab zu verstehen, dass es SO nicht ginge und forderte ihn auf Diskretionsabstand einzuhalten. Dieser Nachtelf schaute mich kurz an und brach in lautem Gelächter aus, nahm seine Plörren und verschwand. Ich war von so viel Dreistigkeit beeindruckt und gleichzeitig angewidert; aber gutes Benehmen ist halt nicht jedermanns Sache… allerdings schien das auch nicht so hoch im Kurs zu stehen, denn am ganz linken Schalter – das fiel mir jetzt erst auf - standen gleichzeitig 5 Kunden, einer saß und 2 weitere standen auf dem Tresen und keiner hielt irgendeinen Abstand ein und auch die Bankangestellten schien das nicht im Entferntesten zu beeindrucken. Nennt man so was Datenschutz? Nee, also in SO einer Bank wollte ich dann doch kein Kunde sein. Ich drehte mich um und verließ demonstrativ die Kreissparkasse von Stormwind.

Ich würde mich nach einer anderen Bank umsehen. Einer Bank, die mich als Kunden schätzte, wo meine Bankgeschäfte entsprechend gewürdigt würden und sich die Kunden nicht wie die letzten Hinterweltler benehmen. Also machte ich mich auf mich in Stormwind weiter umzuschauen und eine andere Bank zu finden - und Stormwind kennen zu lernen.

Im Gebäude nahe der Bank - mehr so gegenüber - fand ich ein Auktionshaus. Ich schaute mir die präsentierten Waren an und wurde ganz kleinlaut, was es für Sachen gab! Da hatte es Schwerter, Stäbe, Pulver, Elixiere und Tränke, diverse Helme und viele viele Zauberstäbe und andere Sachen. Was es alles gab! Da stand ich nun, die Taschen voller Murlocaugen und Wildebernieren und war geblendet von dem Angebot. Es überforderte mich sogar, all diese Sachen und Gegenstände zu sichten, sie zu verstehen und auch nur wahrzunehmen. Seitenweise Klamotten in dem Auktionskatalog, die ich supergut gebrauchen konnte.

Da war er! MEIN Stab! Ich erblickte ihn auf Seite 17 im Auktionshaus und stellte kurz das Atmen ein. Anmutig ragte er in die Höhe, funkelte und strahlte wie eine Discokugel. Mein inneres stellte sich vor, wie ich diesen bildschönen Stab Kollegen Hogger über die Deichsel ziehen würde und ich sah ihn vor meinem inneren Augen anmutig umkippen, getroffen von MEINEM NEUEN STAB!

Den musste ich haben! Ich zeigte auf das Ziel meiner Begierde und der Auktionator holte ihn hervor und ich nahm die wirkliche Schönheit dieses Kampfgerätes wahr. Meine Augen quollen hervor. Ich war ganz gierig nach meinem neuen Begleiter, meinem neuen Hexenmeisterstab. Der Wald von Elwynn wird sich warm anziehen müssen dachte ich gerade noch bei mir, als mich ein lautes „593 Gold bitte“ in die Realität zurückholte.

WAAAS? 593 Gold? „und 74 Silber sowie 38 Kupfer“ fügte der Auktionator hinzu. Ich kramte in den Taschen und legte 44 Silber, 19 Kupfer und 2 Pfund Murlocaugen auf den Tresen des Auktionshauses und schaute den Auktionator erwartungsvoll an. Der Auktionator riss den Stab an sich und verstaute ihn wieder hinter sich im Lager. „Du hast doch wohl ne Schraube locker“ fuhr er mich an. „Mehr habe ich nicht zur Zeit“ sagte ich traurig. „Geh farmen!“ erntete ich nur und der Auktionator wandte sich jemand anderem zu.

Traurig, deprimiert und müde verließ ich das Auktionshaus und tippelte durch Stormwind. Diese Welt war hart, gemein und unfreundlich. „Geh farmen“? Was meinte er damit? Ich ging ins Wirtshaus vor der Bank, drückte der Wirtin 10 Murlocaugen in die Hand und tippelte die Treppe hoch, haute mich ins Bett und schlief – bis zum nächsten Morgen.


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