Die Sterne über Dalaran - Zweiter Abschnitt, Teil 4 (2.4)

Melian

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„Nehmt sofort eure dreckigen Finger von mir!“ Die sonst so sanfte Stimme der Priesterin klang energisch und wütend, während sie erbost einige Schritte Abstand von Connell nahm. Der hob leicht die Hände, beschwichtigend. „Aber..“ „Sagt jetzt nichts!“, fuhr sie ihm sofort ins Wort, und stapfte zu Imenia, die einen Moment vor ihnen gelandet war, baute sich vor ihr auf, und stemmte die Hände in die Hüften.
„Madame Feuerblüte, ich beantrage auf einem anderen Reittier zu reisen. Nicht mehr mit diesem.. Barbaren!“ Imenia zog eine Augenbraue hoch, und schlug die wetterfeste Kapuze zurück. „Verzeihung?“, sagte sie, und blickte die Priesterin an. „Ich verstehe nicht...“
Anklagend deutete Brionna auf den Krieger, der neben dem Greifen stand. „Er hat mich angefasst.“ „Er hat euch angefasst?“ Imenias Blick wanderte zum Menschen, der seinen Kopf etwas einzog. „Hammerschmied, ist das wahr?“, bellte Imenia. „Madame.. Ich wollte doch.. niemals.. ich dachte nur.. „, stotterte dieser. Die Situation schien ihm unangenehm zu sein, verlor er doch normalerweise keine Worte, und sprach recht klar. „Du hast deine Pfoten auf meinen Hintern gelegt!“, erklang Brionnas anklagende stimme erneut. „Aber.. das war doch.. nicht die Absicht...“, seufzte Hammerschmied, und führte den Greifen etwas näher der Stelle, wo Imenia und Brionna standen.
Derweil landeten auch die anderen 3 Greifen und der Transportgreif auf dem Platz zwischen den Zelten des Aussenpostens. Dairean lachte innerlich. Er war bereits zwei Minuten vorher gelandet, und war soeben dabei, Phönix zu verköstigen und ihm den Sattel abzunehmen, als er das Ganze beobachtet hatte.
Die Unsicherheit Brionnas beim Fliegen war nicht nur ihm, sondern auch dem fürsorglichen Connell aufgefallen. Es war aber auch kaum verwunderlich gewesen, denn beim Mittagshalt war nicht nur Verian fast vom Greif gefallen, sondern auch die Priesterin hatte ihre sichtliche Mühe gehabt, von dem massigen Tier zu steigen. Connel hatte ihr, ohne zu fragen, beim Erreichen des Zieles die Hände um die Hüften gelegt, um ihr beim Absteigen vom Greifen behilflich zu sein. < Töricht >, dachte Dairean. Natürlich hatte die fromme Priesterin seine Absichten missverstanden, und so keifte sie ihn nun weiter an, liess ihn nicht zu Wort kommen. Ylaria trat neben ihn, nachdem sie ihren Greifen einem der Stallmeister übergeben hatte. Sie hatte ihre wenigen Habseligkeiten in der Hand, und teilweise über die Schulter geworfen. „Was ist denn hier los?“, fragte sie, als sie die streitenden entdeckte. „Hört selbst“, sprach Dairean. Ylaria wandte den Blick zu Brionna.
„..Wenn ich es doch sage, er hat mich berührt, unsittlich!“, ereiferte diese sich gerade. Imenia hob nun eine Hand. „Nun haltet einmal ein, Miss Tallys. Ich möchte dies hier gerne aufklären, und zwar noch eher, als dass ich Hammerschmied nach Hause schicke.“ sie hielt kurz inne. „Nun, möchtet ihr dazu etwas sagen?“.
Connell druckste etwas herum, und Dairean schien es, als würden die Wangen des Kriegers für einmal nicht von der Kälte gerötet. „Verzeihung“, sprach er etwas leiser in seinen Bart. „'ch wollt nur helfen.. Der Miss mein ich.“, brummte er dann. „Wollt nich grabschen, wirklich nich'.“ „Und warum habt ihr sie dann berührt?“, fragte Imenia skeptisch. „Weil sie vorhin schon fast runtergefallen wär.“ „Vorhin?“ „Mittags“, kam die Antwort. „Da.. das ist doch gar nicht wahr“. Nun war es an der Priesterin, verlegen zu sein. „Tut mir leid. 'ch würd niemals nie begrapsch'n“, sagte Connell, und blickte die Priesterin an. „Kann es sein, dass ihr da etwas missversteht, Miss Tallys?“, sprach Imenia. „Aber.. er hatte seine Hand auf meinem Po!“, versuchte Brionna noch einzuwenden. „'s war nich meine Absicht. Wirklich nich'. Bitte verzeiht mir.“ Brionna seufzte.
Dairean beschloss, der Farce ein Ende zu machen, und trat näher zu Imenia. „Sie schien wirklich nicht sehr sicher heute Mittag. Ich hätte ihr sicherheitshalber auch geholfen, als zu riskieren, dass sie sich ihren Hals bricht.“ Dann lächelte er gewinnend in Brionnas Richtung.
„Einen sehr hübschen Hals, wenn ich das so sagen darf. Ich kann Connell also verstehen.“ Brionna wurde nun ganz rot, und nuschelte en „Hrm.“, während Imenia ein Lachen entschlüpfte. „Charmant, charmant. Nun Brionna, könnt ihr dem wortkargen Tollpatsch hier noch einmal verzeihen? Ich bin auch der Meinung, er hat es nicht böse gemeint.“ „Niemals nie“, sagte dieser, um Imenias Aussagen zu bekräftigen. Brionna seufzte leise, und nickte schliesslich. „Na gut. Aber wenn´s noch einmal vorkommt, dann.. Möge das Licht euch verlassen!“ Während Connell bei der Bemerkung panisch blickte, lächelte Imenia, und wandte sich zu Dairean. „Herr Sonnenhoffnung, sorgt doch bitte dafür, dass die Zelte aufgestellt werden. Wir werden später noch einmal miteinander reden, aber vorerst brauche ich euch nicht.“ Dairean nickte. „Aber sicher, Lady Feuerblüte“, katzbuckelte er, zog sich dann schmunzelnd zurück, und überliess Imenia der Obhut der zwei Menschen.

Die andern drei hatten mittlerweile ihr Gepäck alle von den Greifen geholt und begonnen, den Transportgreifen zu entpacken. Die Zelte wurden den kundigen Arbeitern des Lagers übergeben, die sie aufschlugen. Es waren zwei eher kleine Zelte, doch würden die vier Frauen und drei Männer sich schon irgendwie einrichten. Dairean legte sein Bündel Habseligkeiten in den Windschatten eines anderen Zeltes, dann trat er zu Ylaria. „Nun, Madame. Wir haben unser Ziel für heute erreicht.“
„Stimmt, haben wir“, antwortete sie. „Seid ihr bereits müde und erschöpft?“
Ylaria lachte leise. „Aber wovon denn? Wir haben ja noch nichts gemacht.“ Dairean grinste, und zog schliesslich sein Einhandschwert aus der scheide. „Wie wäre es mit einem Übungskampf?“, grinste er. Ylarias Augen strahlten ihn an, und ohne einen weiteren Kommentar eilte sie zu ihrem Gepäck, um ihr Schwert zu holen.

Wenige Minuten später waren sie bereits in einer komplizierten Abfolge aus Paraden und Konterangriffen verstrickt. Dairean tänzelte mühelos um Ylaria herum, feuerte sie an und reizte sie gleichzeitig auch. Die Magierin hatte ihnen die Waffen kurzzeitig mit einem Zauber belegt, der die Klingen weniger scharf machte, da sie keine Übungsschwerter mit sich führten. Dennoch hatte Ylaria bereits einige Schläge abbekommen, ohne einen Treffer gelandet zu haben.
Dairean grinste, als sie kurz innehielt, und sich die Seite rieb. Er spürte ihren wütenden Blick auf ihm. „Das war schon alles? Ich bin mir sicher, ihr könnt noch mehr. Schlagt nicht zu wie ein Frischling“, provozierte er sie, und sie schnaubte kurz, ehe sie die Klinge wieder hob. Sie hatte definitiv noch einmal trainiert, obwohl ihr erstes gemeinsames Training noch nicht lange zurückgelegen hatte. Mittlerweile hatte sie die Angewohnheit, den Einhänder mit zwei Händen ergreifen zu wollen, abgelegt, und kämpfte mit der linken Hand auf dem Rücken. Nur manchmal nahm sie sie hervor, um das Gleichgewicht zu wahren. Dairean grinste immer noch spöttisch, als er einem ihrer Hiebe auswich, sich seinen Schwung zunutze machte, und in einer eleganten Vierteldrehung neben ihr zu stehen kam. Er hieb ihr mit der Handkante nur leicht auf den Rücken. „Wär das ein richtiger Kampf, wärt ihr jetzt schwer verwundet“, sagte er, während sie keuchend Luft holte. „Das ist nicht fair“, klagte sie schliesslich. „Natürlich nicht. Aber erwartet ihr tatsächlich, dass Kämpfe fair sind?“
„Hmpf“, klang es von ihr, dann drehte sie sich etwas von ihm ab, und ging zwei Schritte. „Nein. Ehrlich gesagt, nach den letzten zwei Lektionen.. Das erwarte ich tatsächlich nicht.“ In ihre Stimme schlich sich etwas überlegenes, als sie plötzlich die leere Hand hob, eine Beschwörung murmelte. Sofort schoss aus der Ecke, wo ihr Gepäck lag, ein langer Gegenstand, den sie sofort in die linke Hand nahm, und sich zu ihm drehte. Noch bevor er realisieren konnte, dass sie soeben ihren Stab zu sich geholt hatte, schwang sie diesen auch schon, und kam auf ihn zu. „Drachenfalkenpisse“, fluchte Dairean, und riss sein Schwert hoch, und parierte den harten Schlag des Stabes nur mit Mühe. , dachte er. Der Stab blieb an der Parierstange seines Schwertes hängen, doch das machte ihn fast handlungsunfähig. Die Hebelwirkung ausnutzend drückte sie sein Schwert zur Seite, dass seine ganze Seite ungeschützt blieb. Er grinste, um sein Erstaunen zu überspielen. Sie lacht leise, und dann kam der vorhersehbare Angriff mit dem Schwert, dem der Stab den Weg geebnet hatte. Siegessicher zielte sie nun auf seine ungeschützte Seite, und schlug mit einem starken Hieb zu.
Und traf ins Leere. Dairean gab plötzlich jeglichen Widerstand auf, wo sein Schwert den Stab gehalten hatte. Ylaria erkannte diesen Kniff zu spät und konnte ihren Körper nicht mehr aufhalten, der durch den Schwung in Bewegung gesetzt worden war. Sie stolperte, und fiel schliesslich auf den Boden, verlor das Schwert, und fluchte leise. Er blickte von oben herab auf sie. „Das war gemein“, protestierte sie erneut. „Ich sagte euch bereits einmal. Wenn ihr mit unfairen Mitteln spielt.. dann tue ich das auch. Und ich kann es gut“, erwiderte er.
„Ich werde euch nie besiegen können“, brummelte sie und griff nach ihrem Schwert. Dairean hielt ihr eine Hand hin, die sie dankbar nahm. Er zog sie hoch. Sie kam nahe an ihm zum Stehen, doch anstatt dass er nun weggetreten wäre, verharrte er kurz in dieser Position. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt, und sie blickte zu ihm hoch. Zuerst blickte sie ihn noch an, doch als sie sein Lächeln sah, blickte sie schnell weg. Dann löste er sich von ihr. Natürlich war das sein Plan gewesen, sie zum Erröten zu bringen. „Lassen wir doch die Förmlichkeit“, schlug er vor, während sie den Staub von ihrer Kleidung klopfte. „Behindert nur bei Kampfübungen. Ich bin Leyan.“ Dann schenkte er ihr ein strahlendes Lächeln. Es wirkte. „Ylaria“, sagte sie, und wandte sich ihm nun ganz zu. „Stimmt, ist wirklich praktischer.“ „Dann auf eine gute Zusammenarbeit.. und auf gute Übungskämpfe. Es ist mir wahrlich eine Freude.“ Er trat etwas zu ihr, griff nach ihrer Hand, und drückte höflich einen Kuss auf den Seidenstoff des Handschuhs. „Die Freude ist ganz meinerseits“, murmelte sie, und erneut errötete sie.
Dairean grinste und nahm ihre Verlegenheit befriedigt zur Kenntnis. Das lief alles ganz prächtig. Genau wie er es geplant hatte.

XXXX
 
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