Bildungsstreik 2009 Teil 2: Die Forderungen

grandmastr

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So kommen wir nun direkt zum 2. Teil meiner Analyse zum Bildungsstreik 2009 oder anders: Was ich davon halte...

2. Die Forderungen
Wenn man sich die Forderungen anschaut, die da zusammengeschrieben wurde muss ich schon ein wenig schmunzeln. Gehen wir zunächst einmal ein paar der Forderungen durch
selbstbestimmtes Lernen und Leben statt starrem Zeitrahmen, Leistungsdruck und Konkurrenzdruck,

Klingt erstmal gut, leider völlig unrealistisch. Das fehlt hier! Ich kann auch die tollsten Dinge fordern wie kostenlose Krankenversicherung, Neuwagen und Freibier für alle Deutschen und alle Ausländer. Ich nehme mal sehr stark an, dass die Forderungen primär die Schule betreffen. Denn einen starren Zeitrahmen gibt es an der Universität nicht, da bestimme ich selbst ob und wann ich welche Klausuren schreibe (ok, es gibt Ausnahmen gerade bei Übergangssituationen).
Bleibt noch der schulische Werdegang und da muss ich mich schon wundern. Einen Konkurrenzdruck hatte ich in meiner Schullaufbahn nur im Sportunterricht im Mannschaftssport. Stattdessen wurde ich stark in Richtung Teamwork getrimmt. Leistungsdruck war durch die Noten vorhanden. Mir fällt da nur gerade auch keine Möglichkeit ein, wie man bewerten soll und dem späteren Arbeitgeber eine Möglichkeit der Auswahl geben soll.

freier Bildungszugang und Abschaffung von sämtlichen Bildungsgebühren wie Studiengebühren, Ausbildungsgebühren und Kita-Gebühren,

Gut, kommen wir mal zu den Punkten:
a) freier Bildungszugang ist meines Wissens gegeben vielleicht mit Ausnahme des Numerus Clausur. Den sollte man aus meiner Sicht aber nicht als Beschränkung registrieren sondern kann ihn als Vorwarnung sehen. Studiengänge mit NC haben oft ein weit höheres Niveau als ein 0815 Studium.
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Abschaffung von Studiengebühren und zwar weil? Es gibt jetzt schon genug Möglichkeiten sich befreien zu lassen von Studiengebühren. Und es gibt nicht wenige Studenten, die mit Studiengebühren gut leben können. Weil diese durch Tutorien, durch zusätzliche Angebote an der Uni und viele "Kleinigkeiten" wie mehr Mitarbeiter weit besser studieren können.
c) Ausbildungsgebühren muss ich an meine Ausbildung denken und überlege gerade, wie man das machen will. Gebühren gingen dabei an die IHK und damit wurde ein Teil meiner Ausbildung finanziert. Ich hab da nix zahlen müssen...
d) Kita-Gebühren sind ein lustiges Thema. Kitas sind zum Teil privatwirtschaftlich und zum Teil zugehörig zu sozialen Vereinen wie der Caritas. Sollen nun sämtliche Gebühren wegfallen? Und woher kommt das ganze Geld? Wenn die Kitas die Knete eh kriegen fällt da Konkurrenzdruck weg und wenn die Kita-Privatwirtschaftlichen nicht total behämmert sind erhöhen die nach und nach die Preise.

öffentliche Finanzierung des Bildungssystems ohne Einflussnahme der Wirtschaft unter anderem auf Lehrinhalte, Studienstrukturen und Stellenvergabe

OK...ich kenne jetzt keinen Ort wo das Bildungssystem durch die Wirtschaft finanziert wird...

und Demokratisierung und Stärkung der Mit- und Selbstverwaltung in allen Bildungseinrichtungen.

*g* OK. In meiner Schulzeit sowohl auf der Realschule, als auch dem Berufskolleg Moers, dem Berufskolleg Duisburg wurde gewählt und zwar Schülervertreter. Dies nannte man damals Kurssprecher oder Klassensprecher und es gab auch Schulsprecher. Gibt es das nicht mehr? An der Uni geht das sogar noch weiter...da gibt es alljährlich sogenannte Wahlen zum Studierendenparlament und zum Senat. Was genau möchte man denn noch Mitbestimmen und Selbstverwalten?

So weiter im Text...
die finanzielle Unabhängigkeit der Studierenden – ohne Kredite!

Finanzielle Abhängigkeit ist durch das BAföG gegeben bzw. durch die Eltern (wenn diese zuviel verdienen gibts kein BAföG). Die Alternative zur finanziellen Unabhängigkeit sind nicht Kredite sondern die Alternative sind schlicht und ergreifend Jobs. Diese gibt es in allen möglichen Varianten, ich kriege davon täglich 3-4 Angebote an meine AStA-Mailadresse geschickt ohne groß im Internet rumzusuchen. Oder wie wäre es mit einem Stipendium? Geld kriegen, Kontakte knüpfen für die Zukunft, weitere Bildungsangebote etc. klingt doch gut...und Bewerbungen kosten nix.

die Abkehr vom Bachelor als Regelabschluss!

OK, ich bin kein Bachelorfan. Bachelor sorgt derzeit dafür, dass ein dezentes Chaos in meiner Studienrichtung herrscht. Abschaffung halte ich aber für unrealistisch, Bachelor soll ja ursprünglich der Internationalisierung dienen. Dennoch ist dies eine Forderung, die ich noch unterstützen kann.

die tatsächliche Umsetzung der Mobilität zwischen den Hochschulen!

Heißes Thema an der Universität Duisburg-Essen seit der Zwangsfusionierung. Wenn es um solche Einzelfälle geht lasse ich das mal stehen. Wenn es um die Mobilität zwischen allen Hochschulen geht, dann kann ich nur auf das öffentliche Verkehrsnetz hinweisen und die Möglichkeiten, die damit gegeben sind.

die Umsetzung freier alternativer Bildungskonzepte

Das verstehe ich jetzt ehrlich gesagt nicht...

Die Forderung nach mehr Personal ist so zu unterstützen...wird aber zum Teil schon durchgesetzt durch die Studiengebühren

die Förderung aller Studierenden statt einseitiger Elitenbildung!
die Einheit von Forschung und Lehre statt der Exzellenzinitiative!

Wenn es um die finanzielle Förderung geht: siehe oben...Elitenbildung sind wohl Stipendianten, wobei es jedem freigestellt ist sich da zu bewerben bei Stiftungen. Einheit von Forschung und Lehre ist ne lustige Sache, da beispielsweise die Ausstattung der Universitäten ganz anders ist. Klar kann man da nachrüsten, die Frage ist nur ob sich das auch lohnt. Man muss für 20 Leute nicht ein Labor haben wie für 500 Leute.

So wenden wir uns nunmal den Schülerforderungen zu.
Eine Schule für Alle – Weg mit dem mehrgliedrigen Schulsystem
Kostenlose Bildung für Alle
Mehr Lehrer_innen, kleinere Klassen
Beendet den Einfluss der Wirtschaft auf die Schulen!
Gegen Schulzeitverkürzung! Wie dem G8-Abitur!
Schluss mit Repressionen gegen Schüler und Schülerinnen
Für eine Demokratisierung des Bildungssystems!

Mehr Lehrpersonal und kleinere Klassen kann ich nur unterstützen. Schulzeitverkürzung ebenso. Demokratisierung des Bildungssystems kann ich mir alles oder nix vorstellen. Wo möchte man denn bitte da mehr Demokratie haben?
Kostenlose Bildung für alle: Wo gibts das nicht an Schulen? Wurde das Bildungssystem in den letzten Jahren so radikalisiert, dass man nun Geld zahlen muss? Oder geht es um Privatschulen? Da hat der Staat recht wenig Einfluss. Aber man kann natürlich versuchen an Privatschulen kostenlose Bildung durchzusetzen, die Wahrscheinlichkeit ist eher gering.

Eine Schule für alle kann ich so nicht gelten lassen. Es ist nunmal so, dass einige Leute schneller lernen und andere langsamer. Es ist für beide Seiten Contraproduktiv, wenn alle nun die gleiche Lerngeschwindigkeit haben. Wer vorher nicht mitkommt, der kommt dann noch schlechter weg. Und die Schüler, die schnell lernen, die bleiben dann mal weit unter ihren Möglichkeiten.
Ganz einfaches Beispiel?
Schüler A hat Probleme mit dem + und dem - Rechnen. Schüler B kann es schon gut und rechnet so was im Kopf. Die Klasse übt noch ein wenig...Schüler B langweilt sich und könnte schon längst * und / rechnen während Schüler A verzweifelt versucht mitzukommen. Wenn nun die Lehrerin oder der Lehrer weitergeht und * und / durchnimmt freut sich Schüler B denn es gibt was Neues nachdem er Tagelang gelangweilt in der Schule war. Schüler A hat das Prinzip noch nicht verstanden und darf nun noch mehr lernen....

Weiter gehts morgen mit den geplanten Aktionen...
 
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