buechse
Rare-Mob
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Das höhnische Gebrüll des Hauptmanns hallt über diese verdammte Insel, wahrscheinlich hat jetzt auch der letzte Peon mein verzweifeltes Vorhaben mitbekommen.
Himmelsdonner schaut von seinem Netherdrachen verächtlich auf mich herab, seine roten Augen blitzen in einem unbändigen Feuer. Dieser Höllenorc hat Macht. Er ist nicht umsonst ein Hauptmann dieser Himmelsteiler, die den Himmel über der Netherscherbe bewachen.
Aber da ist auch etwas anderes in seinen Augen, so schwer sie auch für einen Nachtelfen zu ergründen sein mögen. Eine gewisse Unsicherheit, etwas, das er nicht erwägen kann, immerhin habe ich 5 seiner besten Leute geschlagen. Nosliw sieht großes Potential in mir, er weiß das. Es wird Zeit, dass er es am eigenen Leib erfährt.
Der Hauptmann steuert seinen Netherdrachen in Richtung "Startbahn". Der Gang des gepanzerten Ungetüms ist schleppend, fast schon schwerfällig. Die schweren, abgenutzten Rüstungsteile müssen einiges wiegen, und der einst edelmütige Drache schnaubt mir verächtlich ins Gesicht. Halb betäubt von Gestank und Hitze taumle ich zurück, das lautstarke Lachen einiger Peons nehme ich trotzdem wahr.
Bevor ich meinen Drachen herbeihole, eile ich zu Rumpus. Er ist dumm, keine Frage, aber er ist einer der Höllenorcs, den man trotzdem - oder gerade deswegen - fast schon liebenswert nennen kann.
"Sie lachen dich alle aus, Lorvorc, weil du eine kleine Made im Dreck bist zum Hauptmann!" Wie gesagt, fast.
"Halts Maul!" raunze ich ihn an, um die Tarnung aufrecht zu erhalten. Äusserlich mag ich einem nicht besonders schönen Höllenorc gleichen, aber innerlich... manchmal allerdings kommt es mir so vor, als ob eine Grenze verschwimmt, wo ich nicht mehr unterscheiden kann, wo der Nachtelf aufhört und der Orc beginnt. Nelthraku hatte mich gewarnt, aber ich habe ihn von meiner priesterlichen Willensstärke überzeugt. Hoffentlich habe ich mich nicht überschätzt, denn meine Infiltration des Drachenmals ist noch nicht vorbei!
"Was willst du?" Rumpus kramt mit seinen plumpen Fingern in einigen Körben. Er ist eine Art Händler auf der fliegenden Insel. Er verkauft Gifte und Reagenzien, kauft aber auch fast jeden Schund an.
"Die Federn, die ich dir gestern verkauft habe... hast du sie noch?"
"Warum?"
"Ich will sie zurück" antworte ich mit einem Gesichtsausdruck, der keinen Widerspruch dulden sollte. Rumpus hört mit seiner kramenden Tätigkeit auf und dreht sich zu mir um. Sabber tropft von einem seiner abgebrochenen Hauer, ein Zeichen zahlreicher Kämpfe.
"Was gibst du mir?
"Das gleiche, was DU mir dafür gestern gegeben hast. Hier 12 Silber." Ich halte ihm entnervt die Silberstücke hin, Himmelsdonner wartet sichtlich gelassen an der Startbahn, in einen Plausch mit Corlok, dem Veteran vertieft.
"Ich will mehr. Sonst kein Geschäft!"
Entgeistert starre ich Rumpus an, der mit verschränkten Armen zwischen seinen dutzenden Körben und Kisten mehr wie ein Bettler aussieht als ein Händler.
"Ich habe keine Zeit für diesen Mist! Ich verkaufe dir seit Tagen allen möglichen Scheiss, ich bin dein bester Kunde und du wagst es, mich über den nicht einmal vorhanden Verkaufstisch zu ziehen?!"
Rumpus knurrt und zeigt auf den Hauptmann.
"Rumpus schlägt nochmal richtig zu, bevor bester Kunde gleich stirbt. Angebot und Nachfrage, eh?"
Ich hätte fast gelacht. Da war sie wieder, diese gewisse Bauernschläue, die man Trotteln wie Rumpus gerne zuspricht. "Also, wieviel willst du?"
"Ein Goldstück und du kannst Federchen haben..." Er streckt mir das Büschel von 4 langen, grauen Federn entgegen.
Ich murmle etwas von teurer als im darnassischen AH, schmeisse das Goldstück in den Dreck vor ihm und entreisse ihm mit einem Schwung die Federn.
Er hebt das Gold auf, entfernt den Dreck und schnippt prüfend dagegen.
"Die Firma dankt!" sagt er grinsend, trotz meines wütenden Gesichts. Wäre die Haut der Höllenorcs nicht ohnehin schon rot, meine wäre es jetzt.
Ich schnappe mir die Zügel meines Greifens, der von einem Zauber als Netherdrache getarnt ist und stapfe zu Himmelsdonner. Mein Zorn wird mir in diesem Rennen nichts nützen, fürchte ich. Was ich brauche, ist Konzentration.
Der Hauptmann begrüsst mich mit einem Lachen.
"Was hast du denn mit den Federn vor? Willst du versuchen zu fliegen, wenn du vor Angst von deinem Drachen fällst?"
Es folgt ein gröhlendes Lachen, alle umstehenden Orcs stimmen mit ein und viel Speichel fliegt. Ich beisse die Zähne zusammen dass es knirscht und gehe schnellen Schrittes an meine Position, steige auf.
Himmelsdonner überragt mich trotzdem noch um mindestens einen Meter. Er beugt sich zu mir runter und sagt, so leise das nur ich es verstehen kann:
"Ich werde um dich trauern, Lorvorc. Du weisst nicht, in welche Lage du dich gebracht hast!"
Er startet. Sein Netherdrache beschleunigt mit schweren Schritten, die den Boden erzittern lassen. Und er ist schnell. Eine Beweglichkeit, die ich diesem riesigen Monstrum nie zugetraut hätte. Ich drücke die Füße an den Hals meines Drachens und auch er beschleunigt.
Die anderen haben mit Bomben, Blitzen und Steinen nach mir geworfen, ich nehme an, das der Hauptmann etwas ungleich effektiveres benutzen wird. Aber als ich die ersten Meteore auf mich zufliegen sehe, gerate ich doch etwas aus der Fassung. Meinen ersten Impuls, mein Priesterschild anzuwerfen kann ich gerade noch unterdrücken. Damit wäre meine Tarnung aufgeflogen. Ich reisse meinen Drachen zu Seite, kann gerade noch ausweichen. Der Wind zerrt an meiner Robe, Himmeldonner hat ein unheimliches Tempo, sodass ich Schwierigkeiten habe, an ihm dran zu bleiben. Wie gesagt, er hat Macht. Er beherrscht seinen Netherdrachen wie kein anderer und ist gleichzeitig in der Lage, einen Meteoritenschauer zu beschwören. Wir kreisen über der Insel, einige Himmelsteiler schiessen mit Pfeilen auf mich, die aber alle verfehlen.
Immer wieder weiche ich den brennenden Geschossen aus und mein Greif gibt seine ganze Kraft um trotzdem mitzuhalten. Ich kann es nicht genau sehen, aber der Hauptmann dreht sich um, sieht, dass ich immer noch da bin und fliegt eine unmögliche 180° Kurve! In einem stakkatohaften Tanz ändert er jetzt auf kleinstem Raum immer wieder die Richtung, während unaufhörlich Meteore durch die Luft zischen und explodieren. Ich bestehe nur noch aus Reflexen, bewusstes Nachdenken findet nicht mehr statt. Entweder hat er selbst keine Kraft mehr, oder er will mich abhängen, plötzlich fliegt er Richtung Lande/Startbahn. In meinem Tunnelblick merke ich es zu spät, mein Greif hat keine Kraft mehr! Entkräftet fliegt er an eine Felsspitze, versucht mit seinen Krallen Halt zu finden. Felsbröckchen fliegen umher. "Komm schon!", ich zwinge ihn, den Schwung zu nutzen und weiterzufliegen. So nah am Ziel!
Trotz des kleinen Einbrechers schaffe ich es, die letzten Meter zu Himmelsdonner einzuholen. Er ist sichtlich schockiert: "Ich... ich bin fertig... der neue Toporc ist Lorvorc!"
Ich gebe einen Befreiungsschrei von mir, den ich mir nicht zugetraut hätte. Alle Anspannung der letzten Minuten fällt von mir, zurück bleibt glückliche Zufriedenheit und ermattende Müdigkeit.
Nun lacht keiner mehr. Kein Peon schaut mich verächtlich an. Himmelsdonner hat sich verzogen, hinter irgendeinem Stein verkrochen.
Ich gehe zu Nosliw rüber, der ebenfalls überrascht wirkt.
"Ich hätte es mir nie träumen lassen, dass es jemanden gibt, der talentiert genug ist und Himmelsdonner besiegen kann. Wisst Ihr was das bedeutet, ja? Ihr seid jetzt der Toporc! Ihr müsst Euren Titel verteidigen."
Ich lächle hintergründig und nehme die Peitsche der Himmelsteiler entgegen, das Zeichen des Toporcs. Ich stecke sie in die Satteltasche, wo mir die grauen 1-Gold-Federn ins Auge fallen. Ich hole sie heraus und muss grinsen. Zur Not, falls ich und der Greif wirklich abgestürzt wären, hätte ich mithilfe dieser Leichten Federn levitiert. Unsere Tarnung wäre zwar dahin gewesen, aber bevor wir fallen, fallen wir lieber auf...
