Die Sterne über Dalaran - Part 7

Melian

Dungeon-Boss
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Seine Lippen lächelten, als sie errötete und zur Seite blickte. Seine Augen blickten jedoch so scharf und wachsam wie immer. „Verzeiht“, murmelte sie, während ihre langen, schlanken Finger über ihre Wangen rieben. „Ich hatte damit natürlich nicht euch gemeint.“ Nun musste Dairean ehrlich schmunzeln. „Ich weiss.“ „Wie..?“ Sie blickte ihn erstaunt an. „Ich habe eure Unterhaltung mitbekommen“, entgegnete er. „Oh.“ Ihr Mund öffnete sich und sie komplettierte somit den erstaunten Ausdruck, der bereits auf ihrem Gesicht lag. Dann fing sie sich. „Schätze, wir waren wohl etwas laut.“ Mit den Worten wischte sie sich etwas Schweiss vom Gesicht. „Ich muss euch einfach fragen; Nach dieser Vorstellung müsstet ihr doch müde sein. Warum möchtet ihr noch weiter trainieren?“ Er gab sich Mühe, seinem Gesicht einen interessierten Ausdruck zu geben, den er wohl brauchte, damit sie seine Fragen beantwortete. Und siehe da, sie lächelte. Es funktionierte. Sie veränderte ihr Gewicht im Sitzen etwas, so dass ihr Körper ihm etwas näher kam. Vermutlich bemerkte sie dies nicht einmal selbst, aber seinen geübten Augen fielen solche Dinge auf, ebenso wie ihr Griff in ihr Haar, um es zurecht zu zupfen.
„Stimmt, ich bin recht erschöpft, aber diese Erschöpfung bezieht sich vor allem auf meine magische Energie“, antwortete sie ihm, und ihre Stimme klang dabei langsam wieder normal, ebenso wie ihre Wangen, die wieder ihre normale Farbe angenommen hatten. „Mmh“, brummte er nur, und wirkte weiterhin interessiert. „Ihr habt damit keine Erfahrungen?“, fragte sie.
„Ich bin kein Magier. Es ist nicht so, dass ich gar keine Magie ausüben könnte, aber ich beschränke mich auf das übliche.“
„Das Übliche?“
„So ist es.“ Er wandelte auf gefährlichen Pfaden. Selbst nach dem Verrat ihres ehemaligen Prinzen, und der daraufhin erfolgenden Verseuchung durch die Fel-Kristalle übten die Sin´dorei, die Kinder des Blutes, immer noch den Gebrauch der Magie, und das durchaus oft. Es war für die meisten Vertreter seines Volkes üblich, sich mit kleinen oder grösseren magischen Tricks selbst zur Hand zu gehen, und wenn es nur eine schwebende Teetasse war. Seine Recherchen in Bezug auf die verhassten Quel´dorei hatten ihn leider nicht allzu viel weiter gebracht, denn die meisten, die er beobachten konnte, waren tatsächlich ausgebildete Magier, von denen sich in Dalaran – wie zu erwarten war – viele herumtrieben. So wusste er nicht, wie weit das Einsetzen der Magie für alltägliche Dinge überhaupt noch als angemessen betrachtet wurde. Er wusste nur, dass das achtlose Anwenden von Magie zumindest unter den neuen Verbündeten der Allianz, den Nachtelfen, absolut nicht gerne gesehen wurde. Auch die Zwerge konnten sich selten damit anfreunden, wenn jemand übermässig viel Magie benutzte. Die Gnome und die Menschen jedoch experimentierten selber oft genug mit Magie, und waren deutlich aufgeschlossener.
„Nun, das klingt interessant. Was versteht ihr denn unter dem Üblichen?“ Sie blickte ihn an und riss ihn somit aus seinen Gedanken. Er fuhr sich einmal über das glattrasierte Kinn, bevor er sich entschloss, die Frage in eine andere Ebene zu lenken. „Hauptsächlich verstärke ich damit die Festigkeit meiner Waffen. Ab und zu sorge ich auch dafür, dass eine Klinge etwas mehr Schwung erhält.“ Selbst die Waldläufer benutzten Magie, um ihre Pfeile zu verstärken, also hoffte er, dass seine Aussage ihn nicht verraten würde. Gleichzeitig legte er die Hand auf das einhändige Schwert, welches er geistesgegenwärtig noch mitgenommen hatte.
„Ohh“, ihre Augen funkelten, und er wusste, dass er das Richtige getan hatte. Innerlich atmete ihr auf. „ihr kämpft mit Schwertern?“ „So ist es.“ „Ich frage mich“, sie brach den Satz mittendrin ab, und kaute auf ihrer Unterlippe herum. „Hmm?“, kam es fragend über seine Lippen, obwohl er bereits wusste, was sie wollte. „Ach.. nichts..“ Sie blickte zu Boden, dann fuhr sie sich durch das kurze Haar.
„Ich sagte bereits, dass ich die Auseinandersetzung mit eurem Freund mitbekommen habe. Und auch, dass ihr Ihn..“ „Er ist nicht mein Freund“, fiel sie ihm erbost ins Wort. „Ich habe auch die Beschimpfungen mitbekommen. Gestern und heute.“ Wie auf ein Stichwort hin errötete sie ein zweites Mal. „Ach, jetzt weiss ich auch, warum mir eure Stimme so bekannt vorkommt.“ Er schmunzelte und senkte höflich den Kopf. „Stets zu Diensten, M´lady“
„Ich kann nur noch einmal betonen, wie es mich betrübt, dass ihr so etwas mitbekommen habt, Herr.. Herr.. ehm.. Verzeiht.. ?“
Er grinste. „Es gibt nichts zu verzeihen. Ich hatte mich gestern Abend nicht vorgestellt.“ Sie atmete auf. „Nun dann.. ehm.. mein Name ist Ylaria Silbersang, ich bin Angehörige des Silberbunds. Aber.. ach.. das habt ihr ja sicherlich grad eben gesehen.“ Sie zupfte an ihrem Wams herum, der in Hellblau und Weiss das Symbol des Bundes trug. Er liess etwas Respekt für das uralte Geschlecht der Silbersangs in seine Stimme mit hinein fliessen, als er die angemessene Antwort sprach: „Angenehm. Mein Name ist Leyan Sonnenhoffnung. Es freut mich sehr, eure Bekanntschaft zu machen, Ylaria Silbersang.“ Er hatte lange überlegt, wie er seine Tarnung perfektionieren konnte. Was er sagte, war nicht einmal gelogen. Ein Teil von ihm war tatsächlich Leyan. Sein Körper glich bis auf einige winzige Details wirklich einem Elfen namens Leyan Sonnenhoffnung, der dasselbe Fleisch und Blut gewesen war wie Dairean, der dieselben Ideale gehabt, die selben Freunde, ja sogar dieselben Gesichtsausdrücke gehabt hatte wie sein Zwillingsbruder Dairean. Gerade deswegen hatte man bereits früh den Nutzen Daireans erkannt, und setzte ihn regelmässig in seiner zweiten Identität ein, um Dinge zu erfahren, die er sonst niemals hätte erfahren können. „Sonnenhoffnung“, hauchte sie. „Aber sind diese nicht alle zu Verrätern geworden?“ Es war schon fast beängstigend, wie Ylaria getreu dem nicht vorhandenen Skript folgte, und ihm die Fragen stellte, die er gut beantworten konnte. Es hatte auch zur Verschleierungstaktik gehört, dem Zwillingsbruder Leyans innerhalb der Sin´dorei einen Ruf eines unbarmherzigen und treuen Diener Silbermonds zu geben, der den Idealen der Blutskinder nachhing, ohne sie in Frage zu stellen.
„Nicht alle“, erwiderte er, und liess seine Stimme einen Hauch höher werden, um Emotionalität anzudeuten. „Ich habe diesen Weg niemals als meinen angesehen“, sprach er schlicht, und blickte dabei weg. „Das tut mir sehr leid. Muss sicher schrecklich sein, seine eigene Familie unter den Verrätern zu wissen.“ Er nickte nur, und biss sich leicht auf die Zunge, um keinen schnippischen Kommentar abzugeben. < Du hast eine Mission, also konzentrier dich >, sprach er zu sich selbst.
„Verstehe. Nun, es freut mich ebenso, eure Bekanntschaft zu machen“, erwiderte sie, und lächelte ihn an. „Kopf hoch, das wird schon wieder. Ich bin mir sicher, dass diese Verräter die Strafe ereilt, die sie verdienen.“ Er nickte erneut, und schluckte einen Kloss hinunter. In diesem Moment war er sehr froh, dass er es in den letzten Jahren geschafft hatte, beinahe jede Regung seines Gesichts unter seine Kontrolle zu bekommen, ebenso wie seine eigenen Gefühle. Wenn Ylaria gewusst hätte, dass er sie am liebsten geschlagen hätte für ihre Aussage, wäre seine Mission wohl sofort gescheitert.
Wie konnte es diese hochelfische Schlampe eigentlich wagen, so über sein Volk zu sprechen? Sie war doch die Verräterin.
Dairean erhob sich plötzlich, die Hand immer noch auf dem Schwertknauf, und wischte sich in bester schauspielerischer Manier über die Augen, drückte mit dem Daumen einmal kurz auf seine Augäpfel, bis Sterne vor seinen Pupillen tanzten. Dann blickte er zu Ylaria. „Danke für eure Worte, ihr seid wahrlich eine edle Dame.“ Sie lächelte. „Wenn ihr möchtet, kann ich euch gerne etwas die Kunst des Schwertkampfes nahebringen, als Revanche.“
Ihre Augen weiteten sich. „Das.. das würdet ihr wirklich tun? Also.. ehm..“ Sie rieb sich die Nase, und ihr Blick wanderte zu seinem Schwert. „Ich würde natürlich sehr gern.. Ich meine.. Aber.. eigentlich müsste ich mich ja revanchieren, für eure Hilfe gestern Abend.“ „Ach was, das war nichts. Und ihr könntet euch revanchieren, indem ihr mir die Stadt zeigt.“ Er lächelte sie an. „Die Stadt zeigen?“, ihr Blick war verständnislos, als sie ihn von seinem Schwert wieder zurück in sein Gesicht zwang. „Nun, ich komme gerade aus dem Norden, vom Turnierplatz. Und selbst bevor ich da stationiert war, hatte ich kaum Zeit, die Stadt hier anzuschauen.“ „Aber sicher doch. Jederzeit. Soviel ihr wollt. Ich zeige euch alle schönen Plätze.“, rief sie begeistert, und stand auf. „Na dann haben wir ja eine Abmachung. Habt ihr hier irgendwo Übungsschwerter?“ „Ja natürlich, gleich dort hinten.“
In ihrer Euphorie legte sie ein bemerkenswertes Tempo zu, und als sie mit ihm den Trainingsplatz durchquerte bis zur anderen Seite und den Übungspuppen, kam er nur noch in den Genuss ihrer, so musste er zugeben, hübschen Rückansicht.

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