Die Sterne über Dalaran - Zweiter Abschnitt, Teil 6 (2.6)

Melian

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Am gleichen Abend in Dalaran

„Das bedeutet, dass wir unbedingt die besten unserer Kämpfer hoch schicken müssen. Gleichzeitig müssen wir auch zusehen, dass gerade diese sich nicht womöglich verletzen oder anderweitig untauglich zum Kampf werden“, sprach Arkanist Tyballin. In seiner Stimme klang eine gewisse energische Bestimmtheit mit. Sein Gegenüber, der begabte Portalmagier Braedin, seufzte.
„Mit allem Verlaub, wir können es uns nicht erlauben, dass wir so viele Kräfte aus Tausendwinter abziehen, wir brauchen die..“ Tyballin unterbrach ihn. „Ja, ich weiss. Wir brauchen die Rohstoffe.“
Braedin war einer der besten Taktiker des Silberbunds neben Tyballin, was wohl auch der Grund war, warum Windläufer ihnen soviel Entscheidungsfreiheit einräumte. Neben den beiden standen diverse Vertreter der Allianz, die sich in den letzten zwei Stunden mit ebenso energischen Wortgen geäussert hatten wie Tyballin. Der gnomische Vertreter Dazi Sprigglespruxx war einmal sogar auf den Tisch geklettert, weil die anderen Vertreter ihn überhört hatten. Die Situation war zum Schmunzeln gewesen.
Was aber auch der einzige erfreuliche Moment in den ganzen Stunden gewesen war, denn die Diskussion steckte fest. Sie konnten sich nicht entscheiden, was mehr Gewicht hatte. Die Hochebenen von Tausendwinter und ihre zahlreichen, wenn auch unter schneebedeckten Ressourcen, oder das von Fordring ausgerufene Turnier im Norden.
„Turnier“, brummelte der Mensch, der rechts von Tyballin stand. Tyballin erinnerte sich vage an dessen Namen, irgendetwas mit Stahl.. oder Faust? Rotfaust, genau. Er war aus der Vallianzfeste hierhergekommen, um an den Diskussionen teilzunehmen, und nun erklang seine sonore Stimme erbost. „Ich verstehe sowieso nicht, warum wir an diesem Turnier teilnehmen sollen. Sollten wir nicht lieber dem Lichkönig begegnen? Stattdessen wir dein Turnier aufgebaut, wo wir uns gegenseitig schlachten! Das ist doch Irrsinn.“
Bekräftigendes Murmeln ging um den Tisch. Rotfausts Ansichten waren verbreitet und wurden – wenn auch nicht immer offensichtlich – von vielen unterstützt. Tyballin warf ihm einen scharfen Blick zu und hob die Hand, bevor weitere Diskussionen entstehen konnten.
„Meine Freunde“, sprach er. „Obwohl wir bereits über Fordrings Turnier gesprochen hatten und ich davon ausging, dass das Thema vom Tisch wäre, sehe ich nun, dass es durchaus notwendig ist, gesetzt den Fall, dass ihr mir zuhören möget, dass ich die Intentionen hinter dem Turnier noch einmal erläutere.“ Rotfaust blickte beim Wort „Intentionen“ etwas verständnislos, so beschränkte sich Tyballin auf einfachere Sätze. Er vergass manchmal, dass nicht alle Kämpfer auch gelehrt waren.
„Das Ziel, den Lichkönig zu zerstören, ist auch weiterhin im Vordergrund. Der Argentumkreuzzug ist sich aber bewusst, dass das nicht einfach so geschehen kann. Wir müssen die Lage auskundschaften, und uns vorberieten. Und noch viel wichtiger ist es, dass wir uns an die Lage dort oben gewöhnen müssen. Vorrate müssen herbeigeschafft werden, die Reittiere und auch die Kämpfer müssen an die Kälte gewöhnt werden. Und schliesslich darf es auch nicht sein, dass wir einen Haufen unkontrollierte Kämpfer dorthin schicken, die den Gefahren nicht gewachsen sind, die sich auf der Reise zur Zitadelle einstellen können.“ Er blickte einmal jeden Anwesenden an, inklusive des Gnoms, der sich mittlerweile auf die Tischplatte gesetzt hatte und nickte. „Hört, hört“, sprach er in seiner kindlichen, hohen Stimme. „Das versteh ich ja, aber Fordring duldet auch die Horde auf dem Territorium. Das ist doch unverschämt“, setzte Rotfaust nach.
„Es ist unser gemeinsamer Feind“, sprach Tyballin. Obwohl es ihm selber missfiel, dass die Allianz und die Horde vermutlich schlussendlich gemeinsam gegen die Zitadelle vorrücken würden, behielt er diese Meinung für sich. „Und wir können im direkten Vergleich immer noch beweisen, dass wir die besseren sind, nicht wahr, Rotfaust?“ Rotfaust blickte ihn an, dann grinste er. „Verflixtes Dämonenpack, ihr habt recht! Wir werden's ihnen zeigen.“
Tyballin atmete erleichtert aus. Mit dieser Bemerkung sollte der Mensch zumindest vorerst ruhiggestellt sein.
„Es steht also fest, dass wir dem Kreuzzug unsere Unterstützung immer noch und auch weiterhin zusichern. Daran gibt es nichts zu rütteln. Worum es jetzt gehen soll ist die Einteilung der Truppen, zumindest die vorhandenen im Kristallsangwald und in der Eiskrone.“ Braedin seufzte erneut, und nickte dann. „Und in Tausendwinter. Ich schätze.. ich kann 50 bis 100 Mann aller Völker abziehen. Wenn's ganz dringend nötig ist.“ Tyballin nickte. „Genau das wollte ich von euch hören.“ Er verschob ein blau bemaltes Holzstäbchen, welches auf der Karte in Tausendwinter gelegen hatte, höher in den Norden zum aufgezeichneten Turnierplatz.
„Wir können eine Gruppe der Schwesternschaft hinauf schicken“, kam es da plötzlich von der Gestalt, die schweigend am anderen Ende des Tisches gestanden hatte. Sie war von hohem Wuchs, und ihr Körperbau war als kräftig einzuteilen. Dennoch wirkte sie nicht wie ein Mannsweib. Die violette Haut und die langen, kunstvoll geflochtenen grünen Haare gaben ihr ein ätherisches Aussehen. Die Nachtelfe, die den Namen Aela Sturmfeder trug, war eine Schildwache und war eingeteilt worden, die Kaldorei im Norden zu koordinieren. Die Schildwachen hatten zwar genug zu tun mit dem Kampf gegen die Horde im Eschental und an diversen anderen Heimatfronten. Dennoch hatte Tyrande Wisperwind im Kampf gegen den Lichkönig einige Einheiten geschickt.
Tyballin nickte der Nachtelfe knapp zu. Sein Misstrauen gegen sie hatte er nie ablegen können, und so wie ihr Blick auf ihm lag, vermutete er das gleiche von ihr. Nachtelfen und Hochelfen - eine uralte Feindschaft. Und doch führte sie das Bündnis zusammen. „Gut zu wissen, vielen Dank.“ Er schob ein weiteres Hölzchen in Richtung Norden.
„Wir sollten die Schwarzklingen auch nich' vergessen“, kam es dann von Rotfaust. „Grad die sprechen doch immer von Rache und Hass und so weiter.“
Gerade als er dazu ansetzen wollte, etwas darauf zu erwidern, trat eine Bedienstete durch die Tür, und stammelte „Verzeiht, Arkanist, aber..“. Ihr Satz wurde unterbrochen, als sie bestimmt und energisch zur Seite gedrängt wurde, und ein Elf mit dem Wams des Silberbunds den Raum betrat. „Hört auf mich zu schubsen“, fluchte die Bedienstete. Der Elf schenkte ihr nur ein charmantes Lächeln, und kniete sich dann vor der Gemeinschaft nieder. „Arkanist Tyballin, Magister Braedin, und die anderen Anwesenden, ich richte euch meine Grüsse aus“, sprach er atemlos. Dann wechselte er ins Thalassische: „Verzeiht die Unterbrechung, Arkanist, und mein rüdes Benehmen, doch ich muss euch dringend sprechen.“ Mit den letzten Worten erhob er sich wieder.
Tyballin zog eine Augenbraue hoch. „Hat das nicht bis später Zeit?“
„Verzeiht, Sire, aber mein Auftrag lautet, euch diese Nachricht unverzüglich und unter vier Augen mitzuteilen. Es ist von höchster Wichtigkeit.“
Tyballin seufzte und wandte sich den anderen Anwesenden zu. „Verzeiht, ich schätze, das ist wichtig. Ich werde mich kurz entfernen.“
Der Elf richtete sich auf, und folgte Tyballin auf dessen Wink hin in Tyballins Privatgemächer. Er wandte sich dem Boten zu, und starrte ihn an. „Ich hoffe für euch, dass es tatsächlich von solcher Wichtigkeit ist, dass es euch das wert ist, mich aus dieser wichtigen Besprechung zu reissen.“ Seine Stimme klang kalt.
Der Bote schluckte, und verbeugte sich noch einmal. „Verzeiht, ich bin nur der Bote. Es ist wichtig. Wirklich.“ „Wie ist überhaupt euer Name?“, erwiderte Tyballin.
„Ich bin Lorethiel Dämmerpfeil“, sagte dieser schliesslich, und kramte in seiner Tasche herum. „Dämmerpfeil? Der erste Berater von Arkanist Taelis“ „Genau“, kam sofort die Antwort.
Tybalin zog eine Augenbraue hoch. Nachrichten vom Turnier? Was konnte so dringend sein, dass Arkanist Taelis seinen wichtigsten Berater herschickte? Sie hatten doch oben wahrlich genug zu tun.
„Hier, diesen Brief soll ich euch überbringen, höchstpersönlich.“ „Ihr habt nur einen Brief? Und deswegen habt ihr mich gestört. Ich dachte, es sei dringend!“ Dämmerpfeil nickte erneut. „Wie gesagt, ich habe nur den Auftrag bekommen. Es sei dringend.“
„Dann bringen wir das hinter uns.“, sprach Tyballin und liess seinem Ärger in seinen Worten mitklingen. Dann öffnete er den Brief, und begann zu lesen.

„Ehrwürdiger Arkanist, Freund und Bruder,
Verzeiht, wenn mein Bote euch in einer unpassenden Situation erwischt haben sollte, doch ich habe dringende Neuigkeiten. Wie ich euch bereits berichtet hatte, habe ich den Diebstahl meiner Sachen untersucht. Ich hatte euch auch berichtet, dass wir den Dieb ausfindig machen konnten. Er wurde vorübergehend eingesperrt, und dann für den Dienst bei den Wildtieren eingeteilt, was eine angemessene Strafe darstellt. Er beharrt jedoch weiterhin auf seine Unschuld, was wir nicht ernst nahmen. Seine Schuld war durch den Fund der Gegenstände ja erledigt. Wir dachten, damit hätte sich die Sache erledigt. Doch beim Durchsehen des Diebesguts fiel mir auf, dass alles vorhanden war, bis auf meinen persönlichen Siegelring und den dazugehörigen Stempel. Ich will keine wilden Theorien aufstellen, doch meines Erachtens nach ändert das die Lage deutlich. Es könnte sein, dass wir unterwandert wurden. Dann würde das bedeuten, dass der Dieb mit jemandem zusammenarbeitete, oder womöglich gar wirklich getäuscht wurde. Wir müssen dringend unsere Post abgleichen, um zu sehen, ob mein Siegelring vielleicht für unlautere Zwecke gebraucht wurde. Es kann natürlich auch sein, dass er einfach verlorengegangen ist, aber die letzten Jahren haben mich misstrauisch gemacht.
Ich erwarte eure Mitteilung, gebt sie direkt Dämmerpfeil mit.

Mit ehrerbietigen Grüssen und mit den besten Wünschen, dass die Sonne euch behüten möge,
Arkanist Nyleth Taelis
Gesandter des Silberbunds am Argentumturnier“

Tyballins Hand hatte sich bei den ausschweifenden Worten Taelis immer mehr verkrampft. Er starrte Dämmerpfeil fassungslos an, der schien jedoch nicht zu wissen, worum es sich gehandelt hatte.

„Bei der gütigen Sonne“, entfuhr es Tyballin und eilte hinüber zum Schreibtisch, begann in Papieren zu wühlen.
 
Ich wünschte ich könnte auch so schnell schreiben wie du, nur finde ich bei meinen Schreibunternehmungen immer noch so viele Dinge die mir nicht gefallen, dass ich in zwei Stunden effektiv vll. maximal eine Seite schaffe. Ansonsten schöne Geschichte. Schon mal daran gedacht sie als PDF anzubieten? Liest sich ungemein angenehmer als im Web-Browser.
 
Das werd ich sicherlich machen, wenn sie fertig und überarbeitet ist :)
aber so halb fertig ist es eher unproduktiv denk ich
 
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