Thorrak Dun Morogh
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Drei kleine Geschichten. Viel Spaß.
Buch eins: Geburt
Prolog
"Lass uns heiraten!"
Sie lag in seinen Armen. Ihr Körper schmiegt esich an den seinen. Er atmete den süßen Duft ihrer Haare, spürte ihre warme Haut weich auf der seinen. In 3 Tagen sollte ihre Hochzeit stattfinden. Alles war geplant, vorbereitet. Es sollte der glücklichsten Tag seines Lebens werden. Der perfekte Tag.
"Ich werde dein und du wirst mein. Auf ewig verbunden!"
Jetzt liegt sie vor ihm, ausgestreckt auf dem Boden.
Gekleidet in ein weißes Nachthemd, verdreckt vom Staub der Straße. Sie scheint zu schlafen.
Doch es ist kein erholsamer Schlaf. Ihre einst so makellose Haut ist blass und eingefallen. Die einst glänzenden Haare, jetzt schal und verblichen, liegen büschelweise im Dreck verteilt. Selbst ihre Augen, in seiner Erinnerung leuchtend und voller Leben, wirken nun trüb und ausgestorben.
Er fällt vor ihr auf die Knie, nicht mehr fähig sein eigenes Gewicht zu tragen. Zitternd, mit wässrigem Blick beugt er sich über sie. Ein süßlicher Duft gelangt in seine Nase, erschlägt ihn fast mit seiner Intensität. Seine Arme schließen sich um ihren Körper, heben ihn vom Boden. Ein schmatzendes Geräusch zeugt von der Tat.
"Bis das der Tod uns scheide"
Sie liegt in seinen Armen. Ihr Körper fällt an dem seinen herab. Er atmet den abgestandenen Duft des Todes, spürt ihre kalte Haut schmerzhaft auf der seinen. Vor 3 Minuten ist Karima gestorben. Unvorbereitet. Getötet durch seine eigene Hand. Es sollte der schrecklichste Tag seines Lebens werden.
Adran drückt ihren Körper stärker an sich, eine Träne entfleucht seinem Auge, verdurstet auf dem Weg zu seinem Kinn.
5:30 Uhr Stratholme, Kaserne
"Verdammt, müssen die uns so früh raus holen. Ist ja nicht so dass die dreckigen Orcs wieder angreifen."
"Ich hab' gehört die Toten sollen ihre Gräber verlassen haben und kommen jetzt auf unsere Stadt zu."
"Ruhe da hinten. Ihr führt euch auf wie Waschweiber."
Die Stimme Kerdas', des Kompanieführers sorgte wie immer schlagartig für Ruhe.
"Wir sind hier weil Arthas uns gerufen hat. Mehr müsst ihr nicht wissen"
Seid einer halben Stunde stand die dritte Kompanie bereits auf dem Exerzierplatz der Kaserne. Adran fragte sich ob es mit den Gerüchten über eine schreckliche Krankheit zu tun hatte, die derzeit das Gesprächsthema der Stadt waren. Im Grunde wusste so gut wie niemand genaueres, dennoch versicherte einem jeder von einem Bekannten oder Verwandten Details über die Seuche erfahren zu haben.
"Aber irgendwas besonderes muss doch passiert sein. Sonst würde in Friedenszeiten nicht die gesamte Garnison hier aufmarschieren."
"Ich sagte Ruhe. Der nächste der das Maul aufmachen bekommt Latrinendienst für die nächsten drei Wochen."
Ungeachtet dieser Drohung beugte Banadas sich zu Adran und flüsterte ihm zu:
"Hey, solltest du nicht bei deiner Kleinen sein? Womöglich bekommt sie so kurz vor der Hochzeit noch Muffen sausen und macht sich vom Acker."
Adran verpasste Banadas einen Hieb mit dem Ellbogen zwischen die Rippen und zischte ihn an.
"Pass lieber auf dass dein Weib sich nicht mit einem Jüngeren vom Acker macht und dich mit den Kindern sitzen lässt."
Adran war wohl doch etwas zu laut gewesen, denn Kardas dreht seinen Kopf in Richtung der beiden und warf ihnen einen missbilligenden Blick zu, sagte aber nichts. Obwohl der Kompanieführer seine Drohungen schon des öfteren wahr gemacht hatte, wollte es diesmal wohl seinen Untergebenen etwas mehr durchgehen lassen.
"Oh, ich mach mir keine Sorgen. Meine Frau vergöttert mich, außerdem sind wir durch den heiligen Bund vereint, bei dir ist das was ganz anderes" witzelte Banadas weiter.
Banadas war Adrans bester Freund, schon als sie in einem kleinen Dorf im Herzen Lordaerons aufgewachsen sind. Adran erinnert sich immer wieder gerne daran wie sie über die Felder ihrer Eltern gestreift sind und die Kühe geärgert haben, um den Kuhkönig auf sich aufmerksam zu machen. Später sind dann beide der königlichen Armee beigetreten, Banadas ein Jahr früher als Adran. Banadas war die wichtigste Person in Adrans Leben, neben seinen Eltern und natürlich Karima. Beide würden dem anderen bis in den Tod folgen. Und darüber hinaus.
"Psst, ich glaube da vorne tut sich was."
Köpfe reckten nach vorne um besser zu sehen. Das allgegenwärtige Gemurmel stoppte um besser hören zu können. Alle warteten gespannt auf die Ansprache Arthas' um zu erfahren weswegen sie hier waren.
Adran spähte durch die Reihen vor ihm konnte Arthas aber nicht erspähen. Eine laute Stimme ertönte. Er hatte sie noch nie vorher gehört, doch Adran wusste das es nur die Stimme des Prinzen sein konnte.
"Männer, Ihr seid hier um eurem Land einen großen Dienst zu erweisen. Ihr seid hier um für euer Land zu kämpfen. Ihr seid hier um eurer Land vor dem Unheil und der Verderbnis zu beschützen. Sicher habt ihr alle bereits von den Gerüchten über eine Seuche gehört. Ich sage euch diese Gerüchte sind wahr. Ein Geschwür geht durch Lordaeron. Es raubt den Menschen ihre Seele und lässt sie zu Dienern eines dunklen Fürsten werden. Dieser Schreckensfürst ist Kel'thuzad und er ist gekommen das zu vollenden was die Orcs nicht geschafft haben. Die Vernichtung allen Lebens Azeroths. Und diese von ihm geschaffene Seuche hat eure stolze Stadt erreicht. Ist bereits in sie eingedrungen. Noch in dieser Nacht werden die Bewohner zu seelenlosen Monstern werden und diejenigen grausam abschlachten die nicht infiziert worden sind. Was ich von euch verlange ist nichts leichtes, dennoch müsst ihr es tun. Zum Wohle des Königs, zum Wohle Lordaerons, zum Wohle Azeroths und all seiner Bewohner. Ich selbst werde euch dabei anführen. Wir werden durch die Stadt ziehen und jeden Bürger erlösen bevor sie in die Fänge Kel'thuzad. Wir werden diese Seuche ein für allemal vom Antlitz dieser Welt tilgen!"
Die Menge schwieg. Seine Rede war beendet. Offensichtlich hatte er stürmischen Applaus erwartet denn Arthas schaute sich um und fügte mit erzürnter Stimme hinzu:
"Ich erwarte alle in 10 Minuten in voller Rüstung am Tor. Das ist ein Befehl eures Prinzen. Missachtung dieses Befehl ist Hochverrat an eurem Vaterland. Wegtreten!"
Mit diesen Worten verschwand Arthas wieder in einem der Kasernengebäude.
Die Menge schwieg weiterhin. Erst nach und nach wurden den Soldaten bewusst was ihr zukünftiger König von ihnen verlangte.
"Moment mal, will der dass wir durch die Stadt marodieren und unsere Verwandten abschlachten nur weil sie irgendeine Krankheit haben?"
"Er muss den Verstand verloren haben."
"Das kann nicht sein ernst sein."
"Ich bin zur Armee gegangen um mein Land zu verteidigen, nicht um wehrlose Zivilisten zu massakrieren."
"Aber wenn wir ihm nicht folgen landen wir alle am Galgen."
"Ruhe, ihr habt gehört was der Prinz gesagt hat. Es muss euch nicht gefallen aber ihr werdet diesem Befehl Folge leisten. Also los. Rüstet euch, bewaffnet euch und zwar zackig."
5:44 Uhr Stratholme, Kaserne
Über 150 Mann stehen bereit. Nicht ahnend was sie erwartet. Dieser Tag soll bis in alle Ewigkeit als der Dunkelste gelten den dieses Land je erlebt hat. Der Untergang Stratholmes beginnt.
5:54 Uhr Stratholme, östliches Viertel
"Ich glaube immer noch nicht dass Arthas wirklich von uns verlangt die Bürger zu töten."
Banadas und Adran standen zusammen mit den restlichen Mitgliedern der Einheit vor einem der Häuser. Bisher hat noch niemand gewagt dem Befehl des Prinzen wirklich folge zu leisten, selbst Kerdas zögerte.
"Und wenn sie wirklich alle infiziert sind?"
Plötzlich spürte Adran einen Stoß von hinten. Arthas selbst drängte sich zwischen sie hindurch und baute sich vor der Einheit auf.
"Natürlich sind sie alle infiziert. Wir tun ihnen einen Gefallen wenn wir sie im Schlaf erlösen."
Mit grimmigen Blick schaute sich Arthas unter den Soldaten um, als aber keiner Anstalten machte das Haus zu stürmen schnappte er sich eine Fackel und brach die Tür mit einem beherzten Tritt seiner stählernen Stiefel auf. Kurz darauf war er im Haus verschwunden. Durch die Fenster konnte man den Schein der Fackel erkennen wie er sich durch das Haus ins obere Stockwerk vorarbeitete. Noch immer standen die übrigen Soldaten nur um das Haus herum. Keiner wollte seine Hände als erster mit dem Blut von möglicherweise Unschuldigen besudeln.
Der Schein von Arthas' Fackel hatte derweil die Schlafgemächer der Bewohner erreicht. Ein Schrei ertönte und ließ alle Umstehenden zusammen zucken.
Eines der Fenster öffnete sich. Eine blutbesudelte Gestalt stürzte schreiend hinaus und fiel kopfüber auf das harte Pflaster der Straße. Einige der Soldaten wichen angewidert von dem Leichnam zurück, als ein weiterer Bewohner das aus dem Haus stürzte, diesmal aus der Tür. Es war eine Frau. Mit schmerzverzerrtem Gesicht rannte sie an Adran vorbei. In dem Moment erschien Arthas am Fenster im ersten Stock. Hinter ihm hat sich der Schein der Fackel mit dem eines Feuers vermischt und lies den Prinzen in gelb rotem Licht erscheinen.
"Tötet sie, sie ist infiziert!" schrie Arthas die Soldaten auf der Straße an.
Adran blickte der davon eilenden Frau hinterher und packte den Griff seines Schwertes als sie plötzlich stolperte und fiel. Scheinbar hatte sie sich eine Verletzung zugezogen denn sie krümmte sich als ob sie unerträgliche Schmerzen hätte und schrie wie Adran noch nie einen Menschen hatte schreien hören. Einer der Soldaten, Urvos, näherte sich der Frau zögernd, das Schwert und sein Schild fest umklammert. Er hatte sie fast erreicht, als die Frau auf dem Boden zusammenbrach und bewegungslos liegen blieb. Urvos lies seine Arme sinken und drehte sich zum Rest der Kompanie.
"Sie ist tot!"
In diesem Moment schnellte die vermeintlich Tote auf Urvos zu, schneller als man es einer Frau, einem Menschen zutrauen könnte. Mit einem kräftigen Hieb ihrer Hände aus deren Finger lange Klauen hervor standen zerfetzte sie Urvos' Kehle. Ein Blutschwall ergoss sich auf die Pflastersteine. Die Gestalt die früher mal eine Frau gewesen war erhob sich und Adran konnte ihre Gesicht erkennen, oder besser das was einmal ein Gesicht gewesen was. Die Gesichtszüge der Frau hatten sich zu einer Fratze verformt. Die Augen schienen aus ihren Höhlen hervorzuquellen und Mund hatte sich in ein geiferndes Maul verwandelt. Arthas hatte Recht, das war kein Mensch mehr sondern ein Ausgeburt des Teufels, eine dunkler Diener Kel'thuzads. Die anderen standen immer noch herum und starrten das Monster an als Adran sein Schwert zog und zum Schlag erhob.
"Töte sie. Tötet sie alle!"
6:19 Uhr Stratholme, Stadtmitte
Nach diesem ersten Schock zweifelte niemand mehr an der Richtigkeit von Arthas Worten. Jedes Haus auf dem zu Stadtmitte wurde gestürmt und seine Bewohner hinaus getrieben wo sie von den anderen Soldaten erwartet wurden. Es war schrecklich, ein Schlachtfest. Als ob sie alle demselben Fluch zum Opfer gefallen seien der vor Jahren die Orcs zu blutrünstigen Monstern gemacht hatte. Die Häuser wurden angezündet um jede Spur der Seuche aus der Stadt zu brennen.
Selbst Adran und Banadas waren dieser Raserei anheim gefallen, selbst wenn beide versuchten möglichst nur infizierte Bewohner zu töten. Allerdings konnte man nie sicher sein wer infiziert war und war gesund. Mehr als ein Soldat teilte das Schicksal Urvos' und wurde von einem der Monster angefallen nachdem er einen augenscheinlich gesunden Menschen verschont hatte.
Nachdem sie wieder ein Haus ausgeräuchert hatten fasste Banadas Adran bei der Schulter und zog ihn etwas abseits des Schlachtgetümmels.
" Adran, ich weiß nicht was der Tag noch bringt, aber du musst mir etwas versprechen.", Banadas nahm einen tiefen Atemzug und fuhr fort, "falls ich mich aus welchen Gründen auch immer in eines dieser Dinger verwandelt versprich mir dass du nicht zögern wirst mich zu töten."
Nach kurzer Bedenkzeit nickte Adran mit dem Kopf.
" Und du musst mir auch versprechen, falls ich sterben sollte sorge dafür dass ich auch wirklich tot bin."
Auch Banadas nickte und besiegelt einen Schwur zwischen beiden.
Die Kompanie war derweil im Begriff ihren Vernichtungsfeldzug fortzusetzen. Haus für Haus verschwand in loderndem Feuer, zusammen mit all den zum Untergang geweihten Seelen. Plötzlich erschienen mehrere Soldaten der anderen Kompanie, die den östlichen Straßenzug säuberten, an einer Ecke. Wild winkend und rufend stürmten sie auf Adrans Kompanie zu. Was sie riefen konnte man unter dem Knacken der brennenden Stadt nicht erahnen. Aber ein paar Sekunden später war das auch nicht mehr nötig. Jeder konnte sehen weswegen die heranstürmenden Soldaten so erschreckt waren. Hunderte, Tausende Albtraumgestalten schwappten einer Woge gleich durch die Straßen der Stadt. Eine Meute, über und über bewehrt mit riesigen Zähnen und scharfen Klauen, bereit jeden Menschen innerhalb von Sekunden zu zerfetzen. Und mitten unter ihnen der Schreckensfürst, Kel'thuzad höchstpersönlich.
Wie auf Kommando erschien auch Arthas und setze sich an die Spitze der Kompanie.
"Das ist der Augenblick auf den ihr gewartet habt. Wir müssen sie vernichtend schlagen und aus unserer Stadt treiben. Männer, zum Angriff!"
So trafen an diesem Tag zwei Armeen aufeinander und stritten sich um das Schicksal Stratholmes.
Adran stand an vorderster Front als beide Seiten aufeinander prallten. Sein Schwert fand keine Ruhe als er einen Ghul nach dem anderen nieder streckte. Er hatte sein Schwert immer in besten Zustand gehalten so dass es nun ohne Widerstand durch die Reihen der Untoten glitt. Selbst die gewaltigen Fleischberge, die sich durch die Straßen schleppten und aus hunderten einzelnen Körperteilen zusammengesetzt schienen, konnten seiner Klinge nicht lange standhalten.
20 Minuten kämpfte er so. Der Zustrom der Untotenarmee schien kein Ende zu nehmen.
Tausend Leichen bedeckten den Boden der Stadt und einige Ghule und Untote taten sich lieber an diesem Festmahl gütlich als dem Kampf beizuwohnen. Aus dem Augenwinkel konnte Adran erkennen dass Banadas ebenfalls noch lebte und einen blutigen Wegzoll unter den Untoten entrichtete. Als Adran sich wieder zu einem herannahenden Ghul drehte um ihm seine Klinge in den Körper zu rammen konnte er einen kurzen Blick auf eine nur allzu vertraute Gestalt werfen. Er konnte sie nur ein paar Sekunden sehen und doch traf es ihn wie ein Hammerschlag. Anders als die meisten anderen der verwandelten Menschen waren bei ihr die Gesichtszüge noch gut erkennbar, fast schien es ihm wie eine unwirkliche Erscheinung. Es konnte nicht sein. Gelähmt vor Entsetzen bemerkte Adran nicht wie der Ghul den er Sekunden zuvor noch bekämpft und tödlich verwundet hatte seine Zähne in die Stahlplatten seiner Rüstung schlug. Adran wischte den Untoten mit seinem Schild weg und lies seinen Blick wieder über die Reihen der feindlichen Armee gleiten.
Und da war sie wieder. Die vertraute Gestalt. Direkt vor ihm keine drei Schritte entfernt. Die restlichen unheiligen Monster schienen eine Gasse zu bilden als ob sie ahnen würden dass es das Schicksal wollte dass diese beiden Personen sich an diesem Morgen zum letzten Mal gegenüber sollten.
Es schien ihm wie eine Ewigkeit. Beide sahen sich sich in die Augen. Sie in seine weit geöffneten Augen, voller Unglauben. Er in ihre Augen, ebenfalls weit geöffnet jedoch dunkel und leblos. Es versuchte sich einzureden dass es immer noch die gleiche Person war, doch die Anzeichen war zu deutlich.
Auf einmal preschte sie auf Adran zu, die Hände zu Klauen verformt, das Gesicht zu einem Grimasse verzerrt, den Mund aufgerissen, bereit in menschliches Fleisch zu fahren und es zu zerreißen. Zwei Schritt entfernt. Ein Schritt.
Fassungslos bemerkt Adran wie sich sein rechter Arm bewegte.
Adran war immer ein guter Soldat gewesen. Pünktlich, aufopferungsvoll und gehorsam. Der Großteil der Ausbildung bestand aus dem Kampftraining. Aus den Rekruten wurden Soldaten geformt, Krieger, Kampfmaschinen. Sie sollten in der Lage sein die richtige Entscheidung in der gegebenen Situation zu treffen, die richtige Reaktion auf die gegebene Aktion auszuführen. Kämpfen ohne Nachzudenken. Reiz und Reflex. Actio und Reactio.
Sein Arm fuhr nach vorne. Adran war immer ein guter Soldat gewesen. Sein Schwert war gepflegt. Ohne Nachzudenken. Scharf. Reiz und Reflex. Kein Widerstand.
Epilog
Die Schlacht war geschlagen. Der Feind war zurückgedrängt worden und doch war es kein Sieg.
Adran drückte Karimas leblosen Körper stärker an sich. Der einzelnen Tränen folgen weitere, geboren aus Trauer, Scham und Wut. Trauer um seine verlorene Frau. Scham wegen seiner Unfähigkeit seine Reflexe zu unterdrücken. Wut auf den Schreckensfürsten Kel'thuzad, der Karima zu dem gemacht hatte was sie geworden ist. Auf Arthas, der es versäumt hatte die Seuche vor Stratholme aufzuhalten. Auf sich selbst.
Die umstehenden Soldaten ließen Adran in Ruhe, einerseits weil sie beschäftigt waren die Verwundeten zu versorgen, andererseits weil sie wohl wussten dass er jetzt mit seiner toten Frau allein sein wollte. Allein sein musste.
Niemand ahnte dass weit im Norden eine dunkle Macht die gesamte Trauer, Wut und das Leiden dieses Morgens in sich aufsog, sich daran ergötzte. Diese Macht war aber auch auf der Suche. Und sie wurde fündig.
"Komm zu mir. Komm zu mir und diene mir. Und ich werde sie dir wiedergeben."
Die Stimme war dumpf und eisig. Dennoch war sie deutlich zu hören. Alle anderen Geräusche schienen dieser Stimme Platz machen zu wollen als fürchteten sie ihren Zorn. Unwiderruflich brannte sie sich ins Gehirn.
"Sie wird wieder dein und du wirst mein. Auf ewig verbunden."
Es war keine Stimme derer man Glauben schenken sollte. Es war die Stimme eines Blenders. Eines Verräters.
Adran glaubte ihr.
Buch eins: Geburt
Prolog
"Lass uns heiraten!"
Sie lag in seinen Armen. Ihr Körper schmiegt esich an den seinen. Er atmete den süßen Duft ihrer Haare, spürte ihre warme Haut weich auf der seinen. In 3 Tagen sollte ihre Hochzeit stattfinden. Alles war geplant, vorbereitet. Es sollte der glücklichsten Tag seines Lebens werden. Der perfekte Tag.
"Ich werde dein und du wirst mein. Auf ewig verbunden!"
Jetzt liegt sie vor ihm, ausgestreckt auf dem Boden.
Gekleidet in ein weißes Nachthemd, verdreckt vom Staub der Straße. Sie scheint zu schlafen.
Doch es ist kein erholsamer Schlaf. Ihre einst so makellose Haut ist blass und eingefallen. Die einst glänzenden Haare, jetzt schal und verblichen, liegen büschelweise im Dreck verteilt. Selbst ihre Augen, in seiner Erinnerung leuchtend und voller Leben, wirken nun trüb und ausgestorben.
Er fällt vor ihr auf die Knie, nicht mehr fähig sein eigenes Gewicht zu tragen. Zitternd, mit wässrigem Blick beugt er sich über sie. Ein süßlicher Duft gelangt in seine Nase, erschlägt ihn fast mit seiner Intensität. Seine Arme schließen sich um ihren Körper, heben ihn vom Boden. Ein schmatzendes Geräusch zeugt von der Tat.
"Bis das der Tod uns scheide"
Sie liegt in seinen Armen. Ihr Körper fällt an dem seinen herab. Er atmet den abgestandenen Duft des Todes, spürt ihre kalte Haut schmerzhaft auf der seinen. Vor 3 Minuten ist Karima gestorben. Unvorbereitet. Getötet durch seine eigene Hand. Es sollte der schrecklichste Tag seines Lebens werden.
Adran drückt ihren Körper stärker an sich, eine Träne entfleucht seinem Auge, verdurstet auf dem Weg zu seinem Kinn.
5:30 Uhr Stratholme, Kaserne
"Verdammt, müssen die uns so früh raus holen. Ist ja nicht so dass die dreckigen Orcs wieder angreifen."
"Ich hab' gehört die Toten sollen ihre Gräber verlassen haben und kommen jetzt auf unsere Stadt zu."
"Ruhe da hinten. Ihr führt euch auf wie Waschweiber."
Die Stimme Kerdas', des Kompanieführers sorgte wie immer schlagartig für Ruhe.
"Wir sind hier weil Arthas uns gerufen hat. Mehr müsst ihr nicht wissen"
Seid einer halben Stunde stand die dritte Kompanie bereits auf dem Exerzierplatz der Kaserne. Adran fragte sich ob es mit den Gerüchten über eine schreckliche Krankheit zu tun hatte, die derzeit das Gesprächsthema der Stadt waren. Im Grunde wusste so gut wie niemand genaueres, dennoch versicherte einem jeder von einem Bekannten oder Verwandten Details über die Seuche erfahren zu haben.
"Aber irgendwas besonderes muss doch passiert sein. Sonst würde in Friedenszeiten nicht die gesamte Garnison hier aufmarschieren."
"Ich sagte Ruhe. Der nächste der das Maul aufmachen bekommt Latrinendienst für die nächsten drei Wochen."
Ungeachtet dieser Drohung beugte Banadas sich zu Adran und flüsterte ihm zu:
"Hey, solltest du nicht bei deiner Kleinen sein? Womöglich bekommt sie so kurz vor der Hochzeit noch Muffen sausen und macht sich vom Acker."
Adran verpasste Banadas einen Hieb mit dem Ellbogen zwischen die Rippen und zischte ihn an.
"Pass lieber auf dass dein Weib sich nicht mit einem Jüngeren vom Acker macht und dich mit den Kindern sitzen lässt."
Adran war wohl doch etwas zu laut gewesen, denn Kardas dreht seinen Kopf in Richtung der beiden und warf ihnen einen missbilligenden Blick zu, sagte aber nichts. Obwohl der Kompanieführer seine Drohungen schon des öfteren wahr gemacht hatte, wollte es diesmal wohl seinen Untergebenen etwas mehr durchgehen lassen.
"Oh, ich mach mir keine Sorgen. Meine Frau vergöttert mich, außerdem sind wir durch den heiligen Bund vereint, bei dir ist das was ganz anderes" witzelte Banadas weiter.
Banadas war Adrans bester Freund, schon als sie in einem kleinen Dorf im Herzen Lordaerons aufgewachsen sind. Adran erinnert sich immer wieder gerne daran wie sie über die Felder ihrer Eltern gestreift sind und die Kühe geärgert haben, um den Kuhkönig auf sich aufmerksam zu machen. Später sind dann beide der königlichen Armee beigetreten, Banadas ein Jahr früher als Adran. Banadas war die wichtigste Person in Adrans Leben, neben seinen Eltern und natürlich Karima. Beide würden dem anderen bis in den Tod folgen. Und darüber hinaus.
"Psst, ich glaube da vorne tut sich was."
Köpfe reckten nach vorne um besser zu sehen. Das allgegenwärtige Gemurmel stoppte um besser hören zu können. Alle warteten gespannt auf die Ansprache Arthas' um zu erfahren weswegen sie hier waren.
Adran spähte durch die Reihen vor ihm konnte Arthas aber nicht erspähen. Eine laute Stimme ertönte. Er hatte sie noch nie vorher gehört, doch Adran wusste das es nur die Stimme des Prinzen sein konnte.
"Männer, Ihr seid hier um eurem Land einen großen Dienst zu erweisen. Ihr seid hier um für euer Land zu kämpfen. Ihr seid hier um eurer Land vor dem Unheil und der Verderbnis zu beschützen. Sicher habt ihr alle bereits von den Gerüchten über eine Seuche gehört. Ich sage euch diese Gerüchte sind wahr. Ein Geschwür geht durch Lordaeron. Es raubt den Menschen ihre Seele und lässt sie zu Dienern eines dunklen Fürsten werden. Dieser Schreckensfürst ist Kel'thuzad und er ist gekommen das zu vollenden was die Orcs nicht geschafft haben. Die Vernichtung allen Lebens Azeroths. Und diese von ihm geschaffene Seuche hat eure stolze Stadt erreicht. Ist bereits in sie eingedrungen. Noch in dieser Nacht werden die Bewohner zu seelenlosen Monstern werden und diejenigen grausam abschlachten die nicht infiziert worden sind. Was ich von euch verlange ist nichts leichtes, dennoch müsst ihr es tun. Zum Wohle des Königs, zum Wohle Lordaerons, zum Wohle Azeroths und all seiner Bewohner. Ich selbst werde euch dabei anführen. Wir werden durch die Stadt ziehen und jeden Bürger erlösen bevor sie in die Fänge Kel'thuzad. Wir werden diese Seuche ein für allemal vom Antlitz dieser Welt tilgen!"
Die Menge schwieg. Seine Rede war beendet. Offensichtlich hatte er stürmischen Applaus erwartet denn Arthas schaute sich um und fügte mit erzürnter Stimme hinzu:
"Ich erwarte alle in 10 Minuten in voller Rüstung am Tor. Das ist ein Befehl eures Prinzen. Missachtung dieses Befehl ist Hochverrat an eurem Vaterland. Wegtreten!"
Mit diesen Worten verschwand Arthas wieder in einem der Kasernengebäude.
Die Menge schwieg weiterhin. Erst nach und nach wurden den Soldaten bewusst was ihr zukünftiger König von ihnen verlangte.
"Moment mal, will der dass wir durch die Stadt marodieren und unsere Verwandten abschlachten nur weil sie irgendeine Krankheit haben?"
"Er muss den Verstand verloren haben."
"Das kann nicht sein ernst sein."
"Ich bin zur Armee gegangen um mein Land zu verteidigen, nicht um wehrlose Zivilisten zu massakrieren."
"Aber wenn wir ihm nicht folgen landen wir alle am Galgen."
"Ruhe, ihr habt gehört was der Prinz gesagt hat. Es muss euch nicht gefallen aber ihr werdet diesem Befehl Folge leisten. Also los. Rüstet euch, bewaffnet euch und zwar zackig."
5:44 Uhr Stratholme, Kaserne
Über 150 Mann stehen bereit. Nicht ahnend was sie erwartet. Dieser Tag soll bis in alle Ewigkeit als der Dunkelste gelten den dieses Land je erlebt hat. Der Untergang Stratholmes beginnt.
5:54 Uhr Stratholme, östliches Viertel
"Ich glaube immer noch nicht dass Arthas wirklich von uns verlangt die Bürger zu töten."
Banadas und Adran standen zusammen mit den restlichen Mitgliedern der Einheit vor einem der Häuser. Bisher hat noch niemand gewagt dem Befehl des Prinzen wirklich folge zu leisten, selbst Kerdas zögerte.
"Und wenn sie wirklich alle infiziert sind?"
Plötzlich spürte Adran einen Stoß von hinten. Arthas selbst drängte sich zwischen sie hindurch und baute sich vor der Einheit auf.
"Natürlich sind sie alle infiziert. Wir tun ihnen einen Gefallen wenn wir sie im Schlaf erlösen."
Mit grimmigen Blick schaute sich Arthas unter den Soldaten um, als aber keiner Anstalten machte das Haus zu stürmen schnappte er sich eine Fackel und brach die Tür mit einem beherzten Tritt seiner stählernen Stiefel auf. Kurz darauf war er im Haus verschwunden. Durch die Fenster konnte man den Schein der Fackel erkennen wie er sich durch das Haus ins obere Stockwerk vorarbeitete. Noch immer standen die übrigen Soldaten nur um das Haus herum. Keiner wollte seine Hände als erster mit dem Blut von möglicherweise Unschuldigen besudeln.
Der Schein von Arthas' Fackel hatte derweil die Schlafgemächer der Bewohner erreicht. Ein Schrei ertönte und ließ alle Umstehenden zusammen zucken.
Eines der Fenster öffnete sich. Eine blutbesudelte Gestalt stürzte schreiend hinaus und fiel kopfüber auf das harte Pflaster der Straße. Einige der Soldaten wichen angewidert von dem Leichnam zurück, als ein weiterer Bewohner das aus dem Haus stürzte, diesmal aus der Tür. Es war eine Frau. Mit schmerzverzerrtem Gesicht rannte sie an Adran vorbei. In dem Moment erschien Arthas am Fenster im ersten Stock. Hinter ihm hat sich der Schein der Fackel mit dem eines Feuers vermischt und lies den Prinzen in gelb rotem Licht erscheinen.
"Tötet sie, sie ist infiziert!" schrie Arthas die Soldaten auf der Straße an.
Adran blickte der davon eilenden Frau hinterher und packte den Griff seines Schwertes als sie plötzlich stolperte und fiel. Scheinbar hatte sie sich eine Verletzung zugezogen denn sie krümmte sich als ob sie unerträgliche Schmerzen hätte und schrie wie Adran noch nie einen Menschen hatte schreien hören. Einer der Soldaten, Urvos, näherte sich der Frau zögernd, das Schwert und sein Schild fest umklammert. Er hatte sie fast erreicht, als die Frau auf dem Boden zusammenbrach und bewegungslos liegen blieb. Urvos lies seine Arme sinken und drehte sich zum Rest der Kompanie.
"Sie ist tot!"
In diesem Moment schnellte die vermeintlich Tote auf Urvos zu, schneller als man es einer Frau, einem Menschen zutrauen könnte. Mit einem kräftigen Hieb ihrer Hände aus deren Finger lange Klauen hervor standen zerfetzte sie Urvos' Kehle. Ein Blutschwall ergoss sich auf die Pflastersteine. Die Gestalt die früher mal eine Frau gewesen war erhob sich und Adran konnte ihre Gesicht erkennen, oder besser das was einmal ein Gesicht gewesen was. Die Gesichtszüge der Frau hatten sich zu einer Fratze verformt. Die Augen schienen aus ihren Höhlen hervorzuquellen und Mund hatte sich in ein geiferndes Maul verwandelt. Arthas hatte Recht, das war kein Mensch mehr sondern ein Ausgeburt des Teufels, eine dunkler Diener Kel'thuzads. Die anderen standen immer noch herum und starrten das Monster an als Adran sein Schwert zog und zum Schlag erhob.
"Töte sie. Tötet sie alle!"
6:19 Uhr Stratholme, Stadtmitte
Nach diesem ersten Schock zweifelte niemand mehr an der Richtigkeit von Arthas Worten. Jedes Haus auf dem zu Stadtmitte wurde gestürmt und seine Bewohner hinaus getrieben wo sie von den anderen Soldaten erwartet wurden. Es war schrecklich, ein Schlachtfest. Als ob sie alle demselben Fluch zum Opfer gefallen seien der vor Jahren die Orcs zu blutrünstigen Monstern gemacht hatte. Die Häuser wurden angezündet um jede Spur der Seuche aus der Stadt zu brennen.
Selbst Adran und Banadas waren dieser Raserei anheim gefallen, selbst wenn beide versuchten möglichst nur infizierte Bewohner zu töten. Allerdings konnte man nie sicher sein wer infiziert war und war gesund. Mehr als ein Soldat teilte das Schicksal Urvos' und wurde von einem der Monster angefallen nachdem er einen augenscheinlich gesunden Menschen verschont hatte.
Nachdem sie wieder ein Haus ausgeräuchert hatten fasste Banadas Adran bei der Schulter und zog ihn etwas abseits des Schlachtgetümmels.
" Adran, ich weiß nicht was der Tag noch bringt, aber du musst mir etwas versprechen.", Banadas nahm einen tiefen Atemzug und fuhr fort, "falls ich mich aus welchen Gründen auch immer in eines dieser Dinger verwandelt versprich mir dass du nicht zögern wirst mich zu töten."
Nach kurzer Bedenkzeit nickte Adran mit dem Kopf.
" Und du musst mir auch versprechen, falls ich sterben sollte sorge dafür dass ich auch wirklich tot bin."
Auch Banadas nickte und besiegelt einen Schwur zwischen beiden.
Die Kompanie war derweil im Begriff ihren Vernichtungsfeldzug fortzusetzen. Haus für Haus verschwand in loderndem Feuer, zusammen mit all den zum Untergang geweihten Seelen. Plötzlich erschienen mehrere Soldaten der anderen Kompanie, die den östlichen Straßenzug säuberten, an einer Ecke. Wild winkend und rufend stürmten sie auf Adrans Kompanie zu. Was sie riefen konnte man unter dem Knacken der brennenden Stadt nicht erahnen. Aber ein paar Sekunden später war das auch nicht mehr nötig. Jeder konnte sehen weswegen die heranstürmenden Soldaten so erschreckt waren. Hunderte, Tausende Albtraumgestalten schwappten einer Woge gleich durch die Straßen der Stadt. Eine Meute, über und über bewehrt mit riesigen Zähnen und scharfen Klauen, bereit jeden Menschen innerhalb von Sekunden zu zerfetzen. Und mitten unter ihnen der Schreckensfürst, Kel'thuzad höchstpersönlich.
Wie auf Kommando erschien auch Arthas und setze sich an die Spitze der Kompanie.
"Das ist der Augenblick auf den ihr gewartet habt. Wir müssen sie vernichtend schlagen und aus unserer Stadt treiben. Männer, zum Angriff!"
So trafen an diesem Tag zwei Armeen aufeinander und stritten sich um das Schicksal Stratholmes.
Adran stand an vorderster Front als beide Seiten aufeinander prallten. Sein Schwert fand keine Ruhe als er einen Ghul nach dem anderen nieder streckte. Er hatte sein Schwert immer in besten Zustand gehalten so dass es nun ohne Widerstand durch die Reihen der Untoten glitt. Selbst die gewaltigen Fleischberge, die sich durch die Straßen schleppten und aus hunderten einzelnen Körperteilen zusammengesetzt schienen, konnten seiner Klinge nicht lange standhalten.
20 Minuten kämpfte er so. Der Zustrom der Untotenarmee schien kein Ende zu nehmen.
Tausend Leichen bedeckten den Boden der Stadt und einige Ghule und Untote taten sich lieber an diesem Festmahl gütlich als dem Kampf beizuwohnen. Aus dem Augenwinkel konnte Adran erkennen dass Banadas ebenfalls noch lebte und einen blutigen Wegzoll unter den Untoten entrichtete. Als Adran sich wieder zu einem herannahenden Ghul drehte um ihm seine Klinge in den Körper zu rammen konnte er einen kurzen Blick auf eine nur allzu vertraute Gestalt werfen. Er konnte sie nur ein paar Sekunden sehen und doch traf es ihn wie ein Hammerschlag. Anders als die meisten anderen der verwandelten Menschen waren bei ihr die Gesichtszüge noch gut erkennbar, fast schien es ihm wie eine unwirkliche Erscheinung. Es konnte nicht sein. Gelähmt vor Entsetzen bemerkte Adran nicht wie der Ghul den er Sekunden zuvor noch bekämpft und tödlich verwundet hatte seine Zähne in die Stahlplatten seiner Rüstung schlug. Adran wischte den Untoten mit seinem Schild weg und lies seinen Blick wieder über die Reihen der feindlichen Armee gleiten.
Und da war sie wieder. Die vertraute Gestalt. Direkt vor ihm keine drei Schritte entfernt. Die restlichen unheiligen Monster schienen eine Gasse zu bilden als ob sie ahnen würden dass es das Schicksal wollte dass diese beiden Personen sich an diesem Morgen zum letzten Mal gegenüber sollten.
Es schien ihm wie eine Ewigkeit. Beide sahen sich sich in die Augen. Sie in seine weit geöffneten Augen, voller Unglauben. Er in ihre Augen, ebenfalls weit geöffnet jedoch dunkel und leblos. Es versuchte sich einzureden dass es immer noch die gleiche Person war, doch die Anzeichen war zu deutlich.
Auf einmal preschte sie auf Adran zu, die Hände zu Klauen verformt, das Gesicht zu einem Grimasse verzerrt, den Mund aufgerissen, bereit in menschliches Fleisch zu fahren und es zu zerreißen. Zwei Schritt entfernt. Ein Schritt.
Fassungslos bemerkt Adran wie sich sein rechter Arm bewegte.
Adran war immer ein guter Soldat gewesen. Pünktlich, aufopferungsvoll und gehorsam. Der Großteil der Ausbildung bestand aus dem Kampftraining. Aus den Rekruten wurden Soldaten geformt, Krieger, Kampfmaschinen. Sie sollten in der Lage sein die richtige Entscheidung in der gegebenen Situation zu treffen, die richtige Reaktion auf die gegebene Aktion auszuführen. Kämpfen ohne Nachzudenken. Reiz und Reflex. Actio und Reactio.
Sein Arm fuhr nach vorne. Adran war immer ein guter Soldat gewesen. Sein Schwert war gepflegt. Ohne Nachzudenken. Scharf. Reiz und Reflex. Kein Widerstand.
Epilog
Die Schlacht war geschlagen. Der Feind war zurückgedrängt worden und doch war es kein Sieg.
Adran drückte Karimas leblosen Körper stärker an sich. Der einzelnen Tränen folgen weitere, geboren aus Trauer, Scham und Wut. Trauer um seine verlorene Frau. Scham wegen seiner Unfähigkeit seine Reflexe zu unterdrücken. Wut auf den Schreckensfürsten Kel'thuzad, der Karima zu dem gemacht hatte was sie geworden ist. Auf Arthas, der es versäumt hatte die Seuche vor Stratholme aufzuhalten. Auf sich selbst.
Die umstehenden Soldaten ließen Adran in Ruhe, einerseits weil sie beschäftigt waren die Verwundeten zu versorgen, andererseits weil sie wohl wussten dass er jetzt mit seiner toten Frau allein sein wollte. Allein sein musste.
Niemand ahnte dass weit im Norden eine dunkle Macht die gesamte Trauer, Wut und das Leiden dieses Morgens in sich aufsog, sich daran ergötzte. Diese Macht war aber auch auf der Suche. Und sie wurde fündig.
"Komm zu mir. Komm zu mir und diene mir. Und ich werde sie dir wiedergeben."
Die Stimme war dumpf und eisig. Dennoch war sie deutlich zu hören. Alle anderen Geräusche schienen dieser Stimme Platz machen zu wollen als fürchteten sie ihren Zorn. Unwiderruflich brannte sie sich ins Gehirn.
"Sie wird wieder dein und du wirst mein. Auf ewig verbunden."
Es war keine Stimme derer man Glauben schenken sollte. Es war die Stimme eines Blenders. Eines Verräters.
Adran glaubte ihr.
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