Die Stratholme-Trilogie

Thorrak Dun Morogh

Welt-Boss
Mitglied seit
04.05.2007
Beiträge
1.374
Reaktionspunkte
0
Kommentare
190
Buffs erhalten
39
Drei kleine Geschichten. Viel Spaß.

Buch eins: Geburt

Prolog


"Lass uns heiraten!"
Sie lag in seinen Armen. Ihr Körper schmiegt esich an den seinen. Er atmete den süßen Duft ihrer Haare, spürte ihre warme Haut weich auf der seinen. In 3 Tagen sollte ihre Hochzeit stattfinden. Alles war geplant, vorbereitet. Es sollte der glücklichsten Tag seines Lebens werden. Der perfekte Tag.
"Ich werde dein und du wirst mein. Auf ewig verbunden!"

Jetzt liegt sie vor ihm, ausgestreckt auf dem Boden.
Gekleidet in ein weißes Nachthemd, verdreckt vom Staub der Straße. Sie scheint zu schlafen.
Doch es ist kein erholsamer Schlaf. Ihre einst so makellose Haut ist blass und eingefallen. Die einst glänzenden Haare, jetzt schal und verblichen, liegen büschelweise im Dreck verteilt. Selbst ihre Augen, in seiner Erinnerung leuchtend und voller Leben, wirken nun trüb und ausgestorben.
Er fällt vor ihr auf die Knie, nicht mehr fähig sein eigenes Gewicht zu tragen. Zitternd, mit wässrigem Blick beugt er sich über sie. Ein süßlicher Duft gelangt in seine Nase, erschlägt ihn fast mit seiner Intensität. Seine Arme schließen sich um ihren Körper, heben ihn vom Boden. Ein schmatzendes Geräusch zeugt von der Tat.

"Bis das der Tod uns scheide"

Sie liegt in seinen Armen. Ihr Körper fällt an dem seinen herab. Er atmet den abgestandenen Duft des Todes, spürt ihre kalte Haut schmerzhaft auf der seinen. Vor 3 Minuten ist Karima gestorben. Unvorbereitet. Getötet durch seine eigene Hand. Es sollte der schrecklichste Tag seines Lebens werden.
Adran drückt ihren Körper stärker an sich, eine Träne entfleucht seinem Auge, verdurstet auf dem Weg zu seinem Kinn.


5:30 Uhr Stratholme, Kaserne

"Verdammt, müssen die uns so früh raus holen. Ist ja nicht so dass die dreckigen Orcs wieder angreifen."
"Ich hab' gehört die Toten sollen ihre Gräber verlassen haben und kommen jetzt auf unsere Stadt zu."
"Ruhe da hinten. Ihr führt euch auf wie Waschweiber."
Die Stimme Kerdas', des Kompanieführers sorgte wie immer schlagartig für Ruhe.
"Wir sind hier weil Arthas uns gerufen hat. Mehr müsst ihr nicht wissen"
Seid einer halben Stunde stand die dritte Kompanie bereits auf dem Exerzierplatz der Kaserne. Adran fragte sich ob es mit den Gerüchten über eine schreckliche Krankheit zu tun hatte, die derzeit das Gesprächsthema der Stadt waren. Im Grunde wusste so gut wie niemand genaueres, dennoch versicherte einem jeder von einem Bekannten oder Verwandten Details über die Seuche erfahren zu haben.
"Aber irgendwas besonderes muss doch passiert sein. Sonst würde in Friedenszeiten nicht die gesamte Garnison hier aufmarschieren."
"Ich sagte Ruhe. Der nächste der das Maul aufmachen bekommt Latrinendienst für die nächsten drei Wochen."
Ungeachtet dieser Drohung beugte Banadas sich zu Adran und flüsterte ihm zu:
"Hey, solltest du nicht bei deiner Kleinen sein? Womöglich bekommt sie so kurz vor der Hochzeit noch Muffen sausen und macht sich vom Acker."
Adran verpasste Banadas einen Hieb mit dem Ellbogen zwischen die Rippen und zischte ihn an.
"Pass lieber auf dass dein Weib sich nicht mit einem Jüngeren vom Acker macht und dich mit den Kindern sitzen lässt."
Adran war wohl doch etwas zu laut gewesen, denn Kardas dreht seinen Kopf in Richtung der beiden und warf ihnen einen missbilligenden Blick zu, sagte aber nichts. Obwohl der Kompanieführer seine Drohungen schon des öfteren wahr gemacht hatte, wollte es diesmal wohl seinen Untergebenen etwas mehr durchgehen lassen.
"Oh, ich mach mir keine Sorgen. Meine Frau vergöttert mich, außerdem sind wir durch den heiligen Bund vereint, bei dir ist das was ganz anderes" witzelte Banadas weiter.
Banadas war Adrans bester Freund, schon als sie in einem kleinen Dorf im Herzen Lordaerons aufgewachsen sind. Adran erinnert sich immer wieder gerne daran wie sie über die Felder ihrer Eltern gestreift sind und die Kühe geärgert haben, um den Kuhkönig auf sich aufmerksam zu machen. Später sind dann beide der königlichen Armee beigetreten, Banadas ein Jahr früher als Adran. Banadas war die wichtigste Person in Adrans Leben, neben seinen Eltern und natürlich Karima. Beide würden dem anderen bis in den Tod folgen. Und darüber hinaus.
"Psst, ich glaube da vorne tut sich was."
Köpfe reckten nach vorne um besser zu sehen. Das allgegenwärtige Gemurmel stoppte um besser hören zu können. Alle warteten gespannt auf die Ansprache Arthas' um zu erfahren weswegen sie hier waren.
Adran spähte durch die Reihen vor ihm konnte Arthas aber nicht erspähen. Eine laute Stimme ertönte. Er hatte sie noch nie vorher gehört, doch Adran wusste das es nur die Stimme des Prinzen sein konnte.
"Männer, Ihr seid hier um eurem Land einen großen Dienst zu erweisen. Ihr seid hier um für euer Land zu kämpfen. Ihr seid hier um eurer Land vor dem Unheil und der Verderbnis zu beschützen. Sicher habt ihr alle bereits von den Gerüchten über eine Seuche gehört. Ich sage euch diese Gerüchte sind wahr. Ein Geschwür geht durch Lordaeron. Es raubt den Menschen ihre Seele und lässt sie zu Dienern eines dunklen Fürsten werden. Dieser Schreckensfürst ist Kel'thuzad und er ist gekommen das zu vollenden was die Orcs nicht geschafft haben. Die Vernichtung allen Lebens Azeroths. Und diese von ihm geschaffene Seuche hat eure stolze Stadt erreicht. Ist bereits in sie eingedrungen. Noch in dieser Nacht werden die Bewohner zu seelenlosen Monstern werden und diejenigen grausam abschlachten die nicht infiziert worden sind. Was ich von euch verlange ist nichts leichtes, dennoch müsst ihr es tun. Zum Wohle des Königs, zum Wohle Lordaerons, zum Wohle Azeroths und all seiner Bewohner. Ich selbst werde euch dabei anführen. Wir werden durch die Stadt ziehen und jeden Bürger erlösen bevor sie in die Fänge Kel'thuzad. Wir werden diese Seuche ein für allemal vom Antlitz dieser Welt tilgen!"
Die Menge schwieg. Seine Rede war beendet. Offensichtlich hatte er stürmischen Applaus erwartet denn Arthas schaute sich um und fügte mit erzürnter Stimme hinzu:
"Ich erwarte alle in 10 Minuten in voller Rüstung am Tor. Das ist ein Befehl eures Prinzen. Missachtung dieses Befehl ist Hochverrat an eurem Vaterland. Wegtreten!"
Mit diesen Worten verschwand Arthas wieder in einem der Kasernengebäude.
Die Menge schwieg weiterhin. Erst nach und nach wurden den Soldaten bewusst was ihr zukünftiger König von ihnen verlangte.
"Moment mal, will der dass wir durch die Stadt marodieren und unsere Verwandten abschlachten nur weil sie irgendeine Krankheit haben?"
"Er muss den Verstand verloren haben."
"Das kann nicht sein ernst sein."
"Ich bin zur Armee gegangen um mein Land zu verteidigen, nicht um wehrlose Zivilisten zu massakrieren."
"Aber wenn wir ihm nicht folgen landen wir alle am Galgen."
"Ruhe, ihr habt gehört was der Prinz gesagt hat. Es muss euch nicht gefallen aber ihr werdet diesem Befehl Folge leisten. Also los. Rüstet euch, bewaffnet euch und zwar zackig."

5:44 Uhr Stratholme, Kaserne

Über 150 Mann stehen bereit. Nicht ahnend was sie erwartet. Dieser Tag soll bis in alle Ewigkeit als der Dunkelste gelten den dieses Land je erlebt hat. Der Untergang Stratholmes beginnt.

5:54 Uhr Stratholme, östliches Viertel

"Ich glaube immer noch nicht dass Arthas wirklich von uns verlangt die Bürger zu töten."
Banadas und Adran standen zusammen mit den restlichen Mitgliedern der Einheit vor einem der Häuser. Bisher hat noch niemand gewagt dem Befehl des Prinzen wirklich folge zu leisten, selbst Kerdas zögerte.
"Und wenn sie wirklich alle infiziert sind?"
Plötzlich spürte Adran einen Stoß von hinten. Arthas selbst drängte sich zwischen sie hindurch und baute sich vor der Einheit auf.
"Natürlich sind sie alle infiziert. Wir tun ihnen einen Gefallen wenn wir sie im Schlaf erlösen."
Mit grimmigen Blick schaute sich Arthas unter den Soldaten um, als aber keiner Anstalten machte das Haus zu stürmen schnappte er sich eine Fackel und brach die Tür mit einem beherzten Tritt seiner stählernen Stiefel auf. Kurz darauf war er im Haus verschwunden. Durch die Fenster konnte man den Schein der Fackel erkennen wie er sich durch das Haus ins obere Stockwerk vorarbeitete. Noch immer standen die übrigen Soldaten nur um das Haus herum. Keiner wollte seine Hände als erster mit dem Blut von möglicherweise Unschuldigen besudeln.
Der Schein von Arthas' Fackel hatte derweil die Schlafgemächer der Bewohner erreicht. Ein Schrei ertönte und ließ alle Umstehenden zusammen zucken.
Eines der Fenster öffnete sich. Eine blutbesudelte Gestalt stürzte schreiend hinaus und fiel kopfüber auf das harte Pflaster der Straße. Einige der Soldaten wichen angewidert von dem Leichnam zurück, als ein weiterer Bewohner das aus dem Haus stürzte, diesmal aus der Tür. Es war eine Frau. Mit schmerzverzerrtem Gesicht rannte sie an Adran vorbei. In dem Moment erschien Arthas am Fenster im ersten Stock. Hinter ihm hat sich der Schein der Fackel mit dem eines Feuers vermischt und lies den Prinzen in gelb rotem Licht erscheinen.
"Tötet sie, sie ist infiziert!" schrie Arthas die Soldaten auf der Straße an.
Adran blickte der davon eilenden Frau hinterher und packte den Griff seines Schwertes als sie plötzlich stolperte und fiel. Scheinbar hatte sie sich eine Verletzung zugezogen denn sie krümmte sich als ob sie unerträgliche Schmerzen hätte und schrie wie Adran noch nie einen Menschen hatte schreien hören. Einer der Soldaten, Urvos, näherte sich der Frau zögernd, das Schwert und sein Schild fest umklammert. Er hatte sie fast erreicht, als die Frau auf dem Boden zusammenbrach und bewegungslos liegen blieb. Urvos lies seine Arme sinken und drehte sich zum Rest der Kompanie.
"Sie ist tot!"
In diesem Moment schnellte die vermeintlich Tote auf Urvos zu, schneller als man es einer Frau, einem Menschen zutrauen könnte. Mit einem kräftigen Hieb ihrer Hände aus deren Finger lange Klauen hervor standen zerfetzte sie Urvos' Kehle. Ein Blutschwall ergoss sich auf die Pflastersteine. Die Gestalt die früher mal eine Frau gewesen war erhob sich und Adran konnte ihre Gesicht erkennen, oder besser das was einmal ein Gesicht gewesen was. Die Gesichtszüge der Frau hatten sich zu einer Fratze verformt. Die Augen schienen aus ihren Höhlen hervorzuquellen und Mund hatte sich in ein geiferndes Maul verwandelt. Arthas hatte Recht, das war kein Mensch mehr sondern ein Ausgeburt des Teufels, eine dunkler Diener Kel'thuzads. Die anderen standen immer noch herum und starrten das Monster an als Adran sein Schwert zog und zum Schlag erhob.
"Töte sie. Tötet sie alle!"

6:19 Uhr Stratholme, Stadtmitte

Nach diesem ersten Schock zweifelte niemand mehr an der Richtigkeit von Arthas Worten. Jedes Haus auf dem zu Stadtmitte wurde gestürmt und seine Bewohner hinaus getrieben wo sie von den anderen Soldaten erwartet wurden. Es war schrecklich, ein Schlachtfest. Als ob sie alle demselben Fluch zum Opfer gefallen seien der vor Jahren die Orcs zu blutrünstigen Monstern gemacht hatte. Die Häuser wurden angezündet um jede Spur der Seuche aus der Stadt zu brennen.
Selbst Adran und Banadas waren dieser Raserei anheim gefallen, selbst wenn beide versuchten möglichst nur infizierte Bewohner zu töten. Allerdings konnte man nie sicher sein wer infiziert war und war gesund. Mehr als ein Soldat teilte das Schicksal Urvos' und wurde von einem der Monster angefallen nachdem er einen augenscheinlich gesunden Menschen verschont hatte.
Nachdem sie wieder ein Haus ausgeräuchert hatten fasste Banadas Adran bei der Schulter und zog ihn etwas abseits des Schlachtgetümmels.
" Adran, ich weiß nicht was der Tag noch bringt, aber du musst mir etwas versprechen.", Banadas nahm einen tiefen Atemzug und fuhr fort, "falls ich mich aus welchen Gründen auch immer in eines dieser Dinger verwandelt versprich mir dass du nicht zögern wirst mich zu töten."
Nach kurzer Bedenkzeit nickte Adran mit dem Kopf.
" Und du musst mir auch versprechen, falls ich sterben sollte sorge dafür dass ich auch wirklich tot bin."
Auch Banadas nickte und besiegelt einen Schwur zwischen beiden.
Die Kompanie war derweil im Begriff ihren Vernichtungsfeldzug fortzusetzen. Haus für Haus verschwand in loderndem Feuer, zusammen mit all den zum Untergang geweihten Seelen. Plötzlich erschienen mehrere Soldaten der anderen Kompanie, die den östlichen Straßenzug säuberten, an einer Ecke. Wild winkend und rufend stürmten sie auf Adrans Kompanie zu. Was sie riefen konnte man unter dem Knacken der brennenden Stadt nicht erahnen. Aber ein paar Sekunden später war das auch nicht mehr nötig. Jeder konnte sehen weswegen die heranstürmenden Soldaten so erschreckt waren. Hunderte, Tausende Albtraumgestalten schwappten einer Woge gleich durch die Straßen der Stadt. Eine Meute, über und über bewehrt mit riesigen Zähnen und scharfen Klauen, bereit jeden Menschen innerhalb von Sekunden zu zerfetzen. Und mitten unter ihnen der Schreckensfürst, Kel'thuzad höchstpersönlich.
Wie auf Kommando erschien auch Arthas und setze sich an die Spitze der Kompanie.
"Das ist der Augenblick auf den ihr gewartet habt. Wir müssen sie vernichtend schlagen und aus unserer Stadt treiben. Männer, zum Angriff!"
So trafen an diesem Tag zwei Armeen aufeinander und stritten sich um das Schicksal Stratholmes.
Adran stand an vorderster Front als beide Seiten aufeinander prallten. Sein Schwert fand keine Ruhe als er einen Ghul nach dem anderen nieder streckte. Er hatte sein Schwert immer in besten Zustand gehalten so dass es nun ohne Widerstand durch die Reihen der Untoten glitt. Selbst die gewaltigen Fleischberge, die sich durch die Straßen schleppten und aus hunderten einzelnen Körperteilen zusammengesetzt schienen, konnten seiner Klinge nicht lange standhalten.
20 Minuten kämpfte er so. Der Zustrom der Untotenarmee schien kein Ende zu nehmen.
Tausend Leichen bedeckten den Boden der Stadt und einige Ghule und Untote taten sich lieber an diesem Festmahl gütlich als dem Kampf beizuwohnen. Aus dem Augenwinkel konnte Adran erkennen dass Banadas ebenfalls noch lebte und einen blutigen Wegzoll unter den Untoten entrichtete. Als Adran sich wieder zu einem herannahenden Ghul drehte um ihm seine Klinge in den Körper zu rammen konnte er einen kurzen Blick auf eine nur allzu vertraute Gestalt werfen. Er konnte sie nur ein paar Sekunden sehen und doch traf es ihn wie ein Hammerschlag. Anders als die meisten anderen der verwandelten Menschen waren bei ihr die Gesichtszüge noch gut erkennbar, fast schien es ihm wie eine unwirkliche Erscheinung. Es konnte nicht sein. Gelähmt vor Entsetzen bemerkte Adran nicht wie der Ghul den er Sekunden zuvor noch bekämpft und tödlich verwundet hatte seine Zähne in die Stahlplatten seiner Rüstung schlug. Adran wischte den Untoten mit seinem Schild weg und lies seinen Blick wieder über die Reihen der feindlichen Armee gleiten.
Und da war sie wieder. Die vertraute Gestalt. Direkt vor ihm keine drei Schritte entfernt. Die restlichen unheiligen Monster schienen eine Gasse zu bilden als ob sie ahnen würden dass es das Schicksal wollte dass diese beiden Personen sich an diesem Morgen zum letzten Mal gegenüber sollten.
Es schien ihm wie eine Ewigkeit. Beide sahen sich sich in die Augen. Sie in seine weit geöffneten Augen, voller Unglauben. Er in ihre Augen, ebenfalls weit geöffnet jedoch dunkel und leblos. Es versuchte sich einzureden dass es immer noch die gleiche Person war, doch die Anzeichen war zu deutlich.
Auf einmal preschte sie auf Adran zu, die Hände zu Klauen verformt, das Gesicht zu einem Grimasse verzerrt, den Mund aufgerissen, bereit in menschliches Fleisch zu fahren und es zu zerreißen. Zwei Schritt entfernt. Ein Schritt.
Fassungslos bemerkt Adran wie sich sein rechter Arm bewegte.
Adran war immer ein guter Soldat gewesen. Pünktlich, aufopferungsvoll und gehorsam. Der Großteil der Ausbildung bestand aus dem Kampftraining. Aus den Rekruten wurden Soldaten geformt, Krieger, Kampfmaschinen. Sie sollten in der Lage sein die richtige Entscheidung in der gegebenen Situation zu treffen, die richtige Reaktion auf die gegebene Aktion auszuführen. Kämpfen ohne Nachzudenken. Reiz und Reflex. Actio und Reactio.
Sein Arm fuhr nach vorne. Adran war immer ein guter Soldat gewesen. Sein Schwert war gepflegt. Ohne Nachzudenken. Scharf. Reiz und Reflex. Kein Widerstand.


Epilog


Die Schlacht war geschlagen. Der Feind war zurückgedrängt worden und doch war es kein Sieg.
Adran drückte Karimas leblosen Körper stärker an sich. Der einzelnen Tränen folgen weitere, geboren aus Trauer, Scham und Wut. Trauer um seine verlorene Frau. Scham wegen seiner Unfähigkeit seine Reflexe zu unterdrücken. Wut auf den Schreckensfürsten Kel'thuzad, der Karima zu dem gemacht hatte was sie geworden ist. Auf Arthas, der es versäumt hatte die Seuche vor Stratholme aufzuhalten. Auf sich selbst.
Die umstehenden Soldaten ließen Adran in Ruhe, einerseits weil sie beschäftigt waren die Verwundeten zu versorgen, andererseits weil sie wohl wussten dass er jetzt mit seiner toten Frau allein sein wollte. Allein sein musste.
Niemand ahnte dass weit im Norden eine dunkle Macht die gesamte Trauer, Wut und das Leiden dieses Morgens in sich aufsog, sich daran ergötzte. Diese Macht war aber auch auf der Suche. Und sie wurde fündig.
"Komm zu mir. Komm zu mir und diene mir. Und ich werde sie dir wiedergeben."
Die Stimme war dumpf und eisig. Dennoch war sie deutlich zu hören. Alle anderen Geräusche schienen dieser Stimme Platz machen zu wollen als fürchteten sie ihren Zorn. Unwiderruflich brannte sie sich ins Gehirn.
"Sie wird wieder dein und du wirst mein. Auf ewig verbunden."
Es war keine Stimme derer man Glauben schenken sollte. Es war die Stimme eines Blenders. Eines Verräters.
Adran glaubte ihr.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Buch zwei: Wachstum

Prolog


Die Gestalt steht gebückt auf dem Bett ihrer Eltern. Ein Faden dunkler Flüssigkeit hängt aus ihrem Maul, aus dem lange Reißzähne ragen. Der Mond und das Feuer der brennenden Stadt tauchen die Gestalt in unheilvolles Licht.
Karima betrachtet die Szene von der Tür aus. Unfähig sich zu bewegen kann sie noch nicht einmal den Mund öffnen um ihm einen Schrei zu entlocken. Die Gestalt hat sie noch nicht bemerkt sondern führt ihr grausames Ritual weiter durch. Sie kann hören wie Fleisch mit scharfen Klauen vom Knochen geschabt wird. Wie der Saft des Lebens sich plätschernd auf den Holzfußboden ergießt. Sie kann auch das Röcheln der Gestalt hören, es klingt gedämpft, düster und zugleich ... bekannt. Vertraut.
Endlich wird sie von der Gestalt bemerkt. Ihr unförmiger Kopf dreht sich, ihre leeren Augenhöhlen fixieren sie, scheinen sie genau zu mustern und abzuschätzen. Sie bäumt sich auf, lässt einen markerschütternden Schrei aus ihrem Rachen fahren. Sie schüttelt sich, Teile ihrer Eltern verteilen sich dabei im Raum. Der Kopf ihrer Mutter landet direkt vor ihren Füßen. Zitternd weicht sie einen Schritt zurück, bekommt keinen Atem mehr. Mit einem gewaltigen Satz springt sie vom Bett und landet vor ihr. Das Gesicht ihrer Mutter zerbirst unter ihren klauenartigen Füßen. Sie starrt auf ihre Fratze, sie scheint zu grinsen. Karima schließt ihre Augen und wartet auf den tödlich Schlag. Ein Schrei von der Straße. Sie öffnet ihre Augen.
Sie ist allein.
Der Tag bricht an. Der Untergang Stratholmes hat bereits begonnen..
Die Gestalt verlässt das Zimmer ihrer Eltern.


Irgendwann nach Mitternacht, Stratholme, westliches Viertel

Karima erwachte. Ihr Nachthemd war verschwitzt.
Ihre Zunge klebte ihr wie eine ausgetrocknete Schnecke am Gaumen. Sie hatte Durst. Mit einem dumpfen Hämmern hob sie den Kopf. Wo war sie? In ihrem Bett war sie jedenfalls nicht. Unter ihren Fingern spürte sie kaltes Holz. Verschwommen konnte sie vor sich einen Umriss erkennen. Er war länglich, und schien aus dem Boden zu wachsen. Nach oben wurde der Umriss dicker bis er sich nach beiden Seiten erstreckte wie gewaltige Arme. Langsam lichtete sich ihr Blick. Der schwarze Umriss wurde zu einem Tischbein, die gewaltigen Arme zur Tischplatte. Sie lag in der Küche. Doch wie war sie dorthin gekommen? War sie sie plötzlich zum Schlafwandler geworden? Doch sie war gemeinhin als ruhige Schläferin bekannt, die in genau der gleich Stellung aufzuwachen pflegt in der sie sich zur Ruhe bettet. Oder war sie irgendwann in der Nacht aufgestanden um etwas zu essen zu holen und dabei wieder eingeschlafen?
Schwankend erhob sich Karima vom Boden. Ihr Magen versuchte sie indes zu überzeugen sich wieder hinzulegen. Hatte sie möglicherweise verdorbenes Essen zu sich genommen? Mit quälendem Gesicht hielt sie ihren Bauch. Hatte sie nicht erst vor kurzem von einem Nachbarn gehört dass eine Seuche das Land heimsuchen würde? Wurde diese Seuche möglicherweise durch die Nahrung verbreitet? Sie erinnerte sich dass das Brot tatsächlich etwas seltsam geschmeckt hatte. Aber das lag wohl eher daran das ihr Bäckermeister zur Zeit nicht in der Stadt war und die Lehrlinge die Arbeit selbst machen mussten.
Nachdem sich ihr Magen wieder etwas beruhigt hatte machte sich Karima auf den Weg zu ihrem Zimmer im ersten Stock. Auf Zehenspitzen schlich sie die Treppe hoch. Sie wollte ihre Eltern, deren Zimmer direkt neben ihrem lag, nicht unnötigerweise wecken. Als sie am Zimmer ihrer Eltern vorbei kam bemerkte sie dass die Tür eine Spalt offen stand. Sonst schlossen sie ihre Tür immer ab bevor sie zu Bett gingen. Vorsichtig schob sie die Zimmertür ein kleines Stückchen auf um einen Blick in den Raum werfen zu können. Schon bevor sie ihren Vater sehen kann hört Karima das typisch stotternde Schnarchen. Ihre Mutter liegt friedlich daneben. Karima fragte sich immer wie ihre Mutter bei dem Schnarchen schlafen konnte und ob sie möglicherweise aufwachen würde falls das Schnarchen plötzlich verschwinden würde.
Glücklicherweise war ihr Adran ebenfalls ein ruhiger Schläfer, genau wie sie. Kein Laut kam während des Schlafes über seine Lippen. Das erinnerte sie daran dass bereits in 3 Tagen ihre Hochzeit bevorstand. Möglicherweise hing ihr schlechter Schlaf damit zusammen. Eine Hochzeit war nun mal kein alltägliches Ereignis und sie war tatsächlich etwas aufgeregt deswegen.
Karima erreichte die Tür ihres Zimmers und ihre Hand umschloss den Türgriff. Und zuckte erschrocken zurück. Der Türgriff war feucht. Ihre Handfläche war jetzt von einer dunklen zähen Flüssigkeit bedeckt. Was war das schon wieder? Hatte sie ...?
Plötzlich Schmerz.
In ihrem Kopf.
Schwer.
Karima fällt vor ihrer Tür zu Boden.
Dunkelheit.

Karima fällt. Unter ihr sieht sie den einen Berg, vollkommen weiß. Gewaltig erhebt er sich aus dem blauen Meer. Sie stürzt weiter. Kalte Luft umgibt sie, zerrt an ihren Haaren, ihrem Körper. Es wird kälter, immer kälter. Karima beginnt zu frieren. Stürzt weiter.
Ein gefrorener kalter Körper zerschellt an den Hängen des frostigen Berges.

Karima erwacht. Ihr Mund ist trocken wie eine Wüste. Sie hat schrecklichen Durst. Sie versucht ihren Kopf zu heben doch er bewegt sich. Ihre Muskeln versagen ihr den Dienst. Diesmal versucht sie nur ihren Kopf etwas zu drehen was sogleich mit einem stechenden Schmerz belohnt wird. Ein Schmerz der tief aus ihrem Kopf kommt. Sie schließt ihre Augen. Farben explodieren vor ihr. Rot. Gelb. Weiß. Rot. Sie schmeckt Blut.
Dunkelheit.

Karima öffnet ihre Augen. Es ist Schwarz. Eine kalter Luftzug fährt über ihren Kopf. Sie ist nackt. Eine zähe Flüssigkeit umgibt sie. Sie schwimmt darin. Plötzlich gerät die Flüssigkeit um sie herum in Wallung. Ein Sog erfasst sie. Etwas zieht sie in die Tiefe. Dort lauern dutzende Mäuler mit messerscharfen Reißzähnen. Die Flüssigkeit bleibt rot.

Karima erwacht. Ihr Kopf ist frei. Ihr Blick klar. Sie liegt auf dem Boden. Über sich kann sie ihre Tür sehen. In einer einzigen Bewegung erhebt sie sich und öffnet in der gleichen Bewegung die Tür zu ihrem Zimmer. Der Raum ist hell erleuchtet, das Mondlicht taucht alles in blaues Licht. Es ist wunderschön, so friedlich. Karima tänzelt auf ihren Spiegel zu, betrachtet sich eine Weile aufmerksam. Ihre Wangen leuchten, ihre Haare glänzen, fallen schwungvoll auf ihre Schultern. Sie ist zufrieden, so sieht eine Braut aus. Sie wird eine wundervolle Braut werden. Beschwingt springt sie aufs Bett, mit dem Fuß fährt sie unter ihre Bettdecke und wirft sie in die Luft. Während die Decke zurück aufs Bett segelt lässt sich Karima fallen. Sie zieht ihre Beine an ihren Körper, kuschelt sich in ihr Kopfkissen. Noch bevor die Bettdecke sich auf ihren Körper legt ist sie schon eingeschlafen.

Karima steht auf einer Wiese. Es ist Sommer. Die Sonne steht hoch im azurblauen Himmel. Es duftet nach Blumen. Eine Biene schwirrt von Blüte zu Blüte. Kleine, fleißige Biene. Eine Hand greift nach ihr. Klauen umschließen das Insekt. Die Biene sticht nicht zu. Es gibt nichts Lebendiges das sie stechen könnte.

Karima erwacht. Sie hat keinen Durst, sie hat Angst. Schreckliche Angst. Etwas ist passiert. Durchs Fenster sieht sie ein flackerndes rötliches Licht, begleitet von Schreien. Als sie sich umsieht erblickt sie ihre Zimmertür. Sie ist ist offen und hinter ihr kann sie den Schatten einer unförmigen Gestalt erkennen. Angsterfüllt zieht sie ihre Decke hoch bis sie gerade noch so darüber hinweg sehen kann. Der Schatten bewegt, scheint zu schnüffeln. Plötzlich hört sie ein Knarren. Die Tür ihrer Eltern. Karima versucht ihre Eltern zu rufen, versucht sie vor der drohenden Gefahr zu warnen. Doch keine Worte verlassen ihren Mund, nur ein Röcheln vermag sie von sich zu geben. Möglichst leise schiebt sie ihre Decke zur Seite, schwingt ihre Beine über die Bettkante. Sie zuckt zusammen als die Bodenbretter quietschen und knarzen. Hat die Kreatur sie gehört? Behutsam setzt sie einen Fuß vor den anderen, nähert sich ihrer Tür. Als sie sie erreicht späht sie vorsichtig in den Gang hinaus. Aus dem Zimmer ihrer Eltern wirft das Licht Schatten auf die gegenüberliegende Wand. Karima schleicht auf das Licht zu, bleibt in der Tür ihrer Eltern stehen.
Die Kreatur steht gebückt auf dem Bett ihrer Eltern. Blut hängt in Fäden von ihrem Gesicht.

Epilog


Auf den Straßen herrscht das Chaos. Der Tod hat seine Sense geschärft und fährt die Ernte ein. Die beste Ernte seit Jahren. Überall kämpfen Menschen gegen die Meute der Untoten. Leichen ersetzten Steine als Pflaster der Straße.
Die Tür eines Hauses öffnet sich und entlässt Karima in das blutige Fest. Sie schaut sich um. Einige Ghule hetzen an ihr vorbei nehmen aber keine Notiz von ihr. Karima torkelt durch die Stadt, erblickt einen Soldaten der in einem Abwassergraben liegt, getränkt von seinem eigenen Blut. Ein unwiderstehlicher Duft breitet sich in Karimas Nase aus. Sie beugt sich über den Leichnam, versucht ihren niemals endenden Hunger zu stillen. Es schmeckt gut. Düster kann sie sich an einen ähnlichen Geschmack erinnern, an den Geschmack süßen Blutes, deftigen Fleisches. Ihr eigenes Fleisch und Blut.
Ein vertrautes Röcheln entweicht ihrer Kehle.
Karima wankt weiter durch die Straßen.
Der Untergang Stratholmes hat bereits begonnen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Buch drei: Tod

Aus "Stratholme - Tagebücher des Untergangs"

10 Jahre ist es her dass ich diese Mauern gesehen habe. Doch während sie früher ein Zeichen des Schutzes vor den Feinden der Stadt waren sind sie nun nichts weiter als ein nutzloses Bollwerk gegen den Wind, der über dieses verderbte Land streift. Die Eingänge der Stadt sind von schweren Eisentoren versperrt. Ich weiß aber nicht ob sie etwas aus der Stadt fernhalten oder doch eher in der Stadt eingeschlossen halten sollen. Wahrscheinlich trifft in diesen Tagen zweiteres zu. Die Stadt ist heute vom Tod selbst bewohnt. Die einzigen menschlichen Lebewesen innerhalb der Mauern sind die Anhänger des scharlachroten Kreuzzugs, die sich zwar der Bekämpfung der untoten Geißel verschrieben haben aber bereits selbst verderbt und korrumpiert worden sind, so dass sie jeden angreifen der sich ihrem Stützpunkt nähert. Kurzum, es ist zu gefährlich für einen einzelnen. Aus diesem Grund habe ich mir Unterstützung geholt.
Zuerst ist da Gambar, ein Zwerg und Meisterschütze. Ich weiß nicht allzu viel über ihn da er nicht gerne über sich zu reden scheint, aber es heisst er könne einen Tauren aus 200 Metern Entfernung mit einem Schuss vom Rücken eines Kodos ballern. Darüber hinaus wird er von einem weißen Bären begleitet den er liebevoll "Fellball" zu nennen pflegt. Ich würde die Bezeichnung "Loch ohne Boden" vorziehen, denn ich habe wohl noch kein Lebewesen gesehen dass so viel Nahrung frisst wie dieser Bär. Besonders Brot scheint er zu lieben was mich zum zweiten Mitglied unserer Gruppe führt, unserer Magierin, die die Hälfte der Zeit mit dem Herbeizaubern von Brot beschäftigt ist. Manch anderer Magier würde das wohl schon aus Prinzip nicht verweigern, aber nicht Milla. Sie ist der Sonnenschein unserer Runde, eine kleine quirrlige Gnomin mit wirren grünen Haaren, stets gut gelaunt und zu Späßen aufgelegt. Ich habe Milla vor ungefähr 4 Jahren getroffen als sie fröhlich jauchzend zwischen einer Horde Murlocs herumsprang und eine arkane Explosion nach der anderen zauberte. Ein paar Sekunden später stand sie grinsend zwischen den Leichen der Fischmenschen und winkte mir zu. Seitdem ziehen wir öfter durchs Land und ich kann mir keine bessere Begleitung vorstellen. Doch da sie mit ihren Kamikazeaktionen trotz meinen Bemühungen oftmals die Aumerksamkeit der Gegner auf sich zieht ist etwas göttliche Heilung vorteilhaft. Aus diesem Grund hat sich noch eine weitere Person unserer Gemeinschaft angeschlossen. Alyune, eine bildschöne Nachtelfin und geweihte Priesterin Elunes. Ich kenne sie zwar erst einen Tag aber ich glaube sie ist die Erfahrenste unter uns. Sie scheint in jeder Situation die richtige Entscheidung zu treffen und hat wohl bereits jeden Winkel dieser Welt zu Gesicht bekommen. Selbst solch gefährliche Orte wie die Tiefen des Schwarzfels Im Herzen Azeroths oder die Stadt der Trolle scheint sie wie ihre Westentasche zu kennen. Sie ist eine starke Verbündete aber wohl auch eine ebenso gnadenlose Gegnerin wenn man ihren Zorn auf sich zieht.

So stehen wir also nun vor dem geschmiedeten Tor des Hintereingangs von Stratholme der direkt in den Ostteil der Stadt führt. Der Hinteringang hat den Vorteil dass wir so einen Großteil der Untoten innerhalb der Stadtmauern umgehen können, denn so gerne ich Stratholme auch von all diesen unheiligen Kreaturen befreien möchte, es sind einfach zu viele und wir sind zu wenige um sie alle zu bekämpfen. Außerdem erspart es mir an meinem alten Haus vorbeizukommen dass in unmittelbarer Nähe des Haupttores steht. Die Erinnerungen sind bereits zu verblasst um sie jetzt wieder heraufzubeschwören. Ich muss nur diese eine Sache erledigen die ich zu lange hinausgezögert habe, danach kann ich mich wieder in die wohligen Arme des Vergessens begeben. So ähnlich muss sich Milla gefühlt haben als wir zusammen in der ehemaligen Hauptstadt der Gnome, Gnomeregan, waren. Gnomeregan wurde vor nicht allzu langer Zeit heftigen Angriffen der Troggs heimgesucht. Als letzte Verteidigung wurde die gesamte Stadt mit tödlichem Gas gefüllt, das unglücklicherweise nicht nur die Troggs zurückschlug sondern Gnomeregan selbst für die Gnome unbewohnbar machte. Diejenigen die nicht rechtzeitig vor dem gas fliehen konnten sind entweder tot oder wahnsinnig geworden, sogenannten Lepra-Gnomen. Während wir durch die verpesteten Gänge der unterirdischen Stadt streiften habe ich sie nicht ein einziges Mal Lächeln sehen, einmal glaubte ich sogar ein Träne auf ihrer Wange erblickt zu haben. Erst nachdem wir wieder an der Oberfläche waren gewann sie nach und nach ihr fröhliches Gemüt zurück.

Hinter uns haben wir eine Gruppe Orcs und Tauren erblickt. Obwohl wir uns offiziell im Kriegszustand mit der Horde befinden gibt es eine stillschweigende Übereinkunft jede feindliche Handlung zu unterbinden solange beide Parteien das selbe Ziel haben. In diesem Fall der Kampf gegen die Geißel. Der Feind meines Feindes ist mein Freund.

Wir sind in der Stadt. Der Gestank ist überwältigend. Stratholme war noch nie als wohlriechende Stadt bekannt, besonders in den heißen Sommermonaten stank es in den engen Gassen nach Fäkalien und Unrat. Dieser Gestank ist zwar seitdem nicht vollständig verschwunden, wird aber jetzt von einem stärkeren Geruch überragt.
Wenn der Tod selbst einen Geruch hat dann wäre es dieser. Direkt hinter dem Tor des befindet sich ein Platz auf dem ein kleine Kapelle steht. Ich kann mich daran erinnern dass auf diesem Platz früher öfter Gaukler aufgetreten sind, manchmal war ich sogar mit meinem Sohn bei einer ihrer Vorstellungen. Einmal war ein Feuerspucker darunter und die Menge hatte Angst dass die umstehenden Häuser Feuer fangen könnten. Letzten Endes hätte das aber keinen Unterschied gemacht.
Auf dem Platz haben sich mehrere Untote versammelt. Ghule und Skelette. Die perfekte Gelegenheit für Milla ihrer Lieblingsbeschäftigung nachzugehen, "bomben", so nennt sie es. Alyune unterstützt sie dabei, indem sie sie mit ihrem göttlichen Schild vor Schaden bewahrt. Gambar hat eine seiner Fallen gelegt und feuert einen wahren Kugelhagel aus dem Lauf seines Gewehrs während sein Begleiter seine Zähne in die Knochen der Untoten schlägt. Normalerweise wäre es meine Aufgabe die Aufmerksamkeit der Gegner zu lenken um sie vom Rest der Gruppe fernzuhalten aber Angesichts ihrer Feuerkraft ist das im Moment unmöglich, so bleibt mir nichts anderes übrig als mich um den vermeintlich stärksten der Gegner zu kümmern während um mich herum Funken fliegen und Kugeln vorbei zischen.

Wir sind tiefer in die Stadt vorgedrungen. Überall in der Stadt schleichen Ghule und Banshees herum und geflügelte Kreaturen patroullieren durch die Strassen. Dabei erweist sich die Fähigkeit unserer Priesterin Untote fesseln zu können als wahrer Segen und erleichtert mir die Sache erheblich. Nur Milla beschwert sich ständig dass die Untoten immun gegen ihren Verwandlungszauber sind. Zwischen ihr und Grambar scheint auch ein kleiner Wettstreit entbrannt zu sein wer von beiden mehr Gegner zur Strecke bringt, ich glaube Milla führt zur Zeit. Für sie gleicht das hier eher einem Spiel da sie nicht dieselbe Beziehung zu dieser Stadt haben wie ich, doch ich kann es ihnen nicht verübeln. Wahrscheinlich muss man heutzutage die Welt etwas lockerer zu sehen um nicht zu zerbrechen angesichts des Elends und der Schrecken die immer noch das Land heimsuchen.
Im Moment stehen wir vor einem Gebäude dass nachträglich von der Geißel errichtet. Es scheint sich dabei um Außenposten für mächtigere Offiziere der Untotenarmee zu handeln, denn vor diesem merkwürdigen Gebäude wachte eine Banshee namens Baroness Anastari. Jetzt habe ich eine Vorstellung bekommen wie es den Leuten ergangen ist nachdem sie von der Seuche infiziert wurden, denn die Banshee hat die fürchterliche Fähigkeit sich in die Gedanken ihrer Feinde zu schleichen und die Kontrolle über ihre Körper zu übernehmen. Und ich war ihr erstes Opfer. Es war als ob sie mich aus meinem eigenen Körper ausgesperrt hätte und ich dazu verdammt war mir selbst dabei zuzusehen wie ich meine Kameraden angriff. Doch es war nicht wirklich mein Köper, es wirkte eher wie ein verzerrte Parodie. Es erinnerte mich an einen Karikaturisten dem ich einmal in Sturmwind bei seiner Abreit zugesehen habe. Zur Belustigung der Bürger zeichnete er sie gegen ein geringes Entgelt als Untote. Mit allen ihren charakteristischen Gesichtszügen doch mit verfaulter Haut und toten Augen. So in etwa sah ich in dem Moment meinen Körper, obwohl mir die anderen nach dem Kampf versicherten dass ich wie immer aussah, nur meine irren Augen verrieten dass ich nicht mehr Herr über meine Handlungen war. Nachdem wir die Banshee dann nach langem Kampf besiegt hatten betraten wir das fremde Gebäude. Ich glaube man bezeichnet sie als Ziggurat. Darin haben mehrere vermummte Gestalten ein obskures Ritual abgehalten und uns unverzüglich angegriffen als sie uns erblickten. Ich weiß nicht welchen Zweck dieses Ritual hatte doch es scheint dass es überaus wichtig für die Geißel in Stratholme war. Achja, im Besitz der Banshee befand sich ein mächtiger Bogen. Erst dachte ich dass unser Jäger Besitzansprüche darauf stellen würde doch er bevorzugt wohl doch Gewehre. "Meine Feinde müssen wissen dass ich auf sie schieße. Bögen machen da nicht genug Lärm" hat er gesagt. Ein seltsamer Haufen diese Zwerge. Also habe ich den Bogen an mich genommen, möglicherweise wird er nochmal nützlich sein.

Wir sind auf einen weiteren der Ziggurats gestossen, bewacht von einer der abscheulichen Spinnenkreaturen. Auch dort wurde dasselbe Ritual wie beim ersten abgehalten. Direkt daneben war ein Durchgang, den ich früher oft durchschritten habe. Doch jetzt beherbergte es eine tückische Falle. Grambar ging voraus und als er direkt unterhalb des Durchgangs stand fiel ein Gitter herab und aus den Löchern des Mauerwerks strömten Unmengen kleiner Insekten. Es waren zuviele als dass er sie alleine einzeln mit seiner Flinte töten konnte und wir restlichen war auf der anderen Seite des Gitters zum untätigen Zuschauen verdammt. Plötzlich fiel Grambar zu Boden und fing an zu zucken bevor er reglos liegen blieb. Ich befürchtete dass die Insekten ihn vergiftet hatten und sich jetzt über seine Leiche hermachten, doch sie schienen dass Interesse an ihm verloren zu haben und verkrochen sich wieder in den Löcher aus denen sie kamen. Kurze Zeit später gelang es uns das Gitter zu öffnen und zu meiner Überraschung stand Grambar wieder auf. Ich habe mich mal wieder von den Schauspielkünsten täuschen lassen die allen Jäger zu eigen sind. Milla hat ihm daraufhin gedroht die Brotrationen für Fellball zu kürzen sollte Grambar es wagen sie nochmal so erschrecken.

Wir kommen näher. Unsere Pausen werden kürzer. Die Anspannung ist allen Mitgliedern unsere Gruppe anzumerken.

Vor uns sehen wir den Vorplatz der Kaserne doch er hat sich verändert. In der Mitte steht nun ein finsteres Gebäude, anders als die Ziggurats doch offensichtlich von demselben Erbauer. Außerdem wandern mehrere der riesigen Monstrositäten über den Platz und verbreiten ihren Gestank. Hier ist es fast unerträglich, selbst das Atmen durch den Mund hilft nicht. Es ist als ob uns...

Als ich den letzten Satz schreiben wollte ist gerade ein schweres Gitter hinter uns zugefallen. Die Stadt scheint jetzt gespickt mit Fallen zu sein. Abgeschnitten vom Rückweg blieb uns nur der Weg nach vorne. Möglichst vorsichtig versuchten wir je eine der Monstrositäten zu uns zu locken ohne dass es die anderen bemerken. Einmal wurde eine weitere der Kreaturen von einer verirrten Kugel unseres Jägers angelockt, doch Alyune hat sie geistesgegenwärtig mit ihrem Fesselzauber in eines dieser Stachelgefängnisse gesperrt. Währenddessen ertrage ich die Schläge der Ungeheuer, ich merke dass ich etwas müde werde. Nachdem wir die letzten der Monstrositäten getötet hatten öffnete sich das Tor des Gebäudes in der Mitte des Platzes. Heraus kam noch eine der zusammengeklebten Kreaturen, doch diesmal war es ein besonderes Exemplar, über dass ich bereits zuvor Geschichten gehört hatte. Ramstein der Verschlinger, eine abscheuliche Kreatur, die während der Zerstörung Stratholmes hunderte Menschen getötet hatte. Der Tod dieser Kreatur erfüllte mich mit besonderer Befriedigung. Doch dies war nicht mein einziger Grund weshalb ich in diese einst stolze Stadt zurückgekehrt bin. Er ist nah. Ich kann ihn spüren, und ich glaube dass er mich bereits erwartet. Wir rasten gerade einen kurzen Moment und Alyune spricht auf jeden von uns einen Segen der uns neue Kraft spendet. Der letzte Kampf steht bevor und er wird von jedem von uns das Äußerste verlangen.

Der Kampf ist vorbei. Feind liegt vor uns im Staub. Er nennt sich Baron Rivendare, doch ich kannte ihn noch unter anderem Namen. Er war der Grund weshalb ich hergekam. Er ist besiegt doch ich muss ganz sichergehen...

Es ist getan. Ich habe mein Schwert tief in den Körper des am Boden liegenden Barons getrieben. Er ist endgültig tot. Ich habe mein Versprechen erfüllt, das ich einst meinem besten Freund gegeben habe. "Falls ich sterben sollte, sorge dafür dass ich auch wirklich tot bin". Verzeih mir dass ich ich so lange gebraucht habe. Möge deine Seele nun ihren Frieden finden. Leb wohl, Adran.
Milla winkt mir zu, sie hat ein Portal nach Sturmwind geöffnet. Es ist Zeit diesen Ort wieder zu verlassen. Die Erinnerung darf wieder verblassen.
 
Entschuldigt dass ich die olle Kamelle hier wieder vorhole, aber...

... ich überlege mir gerade die Geschichte jetzt so umzusetzen wie sie eigentlich geplant war, mit Bildern zwischen dem Text. Und naja, da damals keine Kritik oder Verbesserungsvorschläge kamen schieb ich das Teil mal wieder nach vorne. Vielleicht fällt euch ja was hilfreiches ein.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hi, finde die Geschichte toll und gut beschrieben.
Das versetzt einen selbst wieder in die alten Zeiten der Stratholm runs um sich seine T0 Setteile zu erfarmen.

Wenn du noch was auf lager hast immer her damit
smile.gif


Mfg Ost (Ex-Paladin, Ex-WoW`ler)
 
Ich drücke dir hiermit meine Bewunderung aus. Deine Geschichte hat mich gefässelt. Ich habe angefangen zu lesen und könnte nicht mehr aufhören. Bitte mach weiter so und gegenenfalls eine andere Geschichte
smile.gif
smile.gif
 
....... <--- soll unglaubliches Staunen ausdrücken

Meine Fr**** ich bekomm den Mund gar nich mehr zu. Hast du das wirklich selber geschrieben???
Ich bin echt begeistert
 
ich weiß dieser port liegt schon einige "tage" zurück und ich habe auch bloß erst ein paar zeilen
gelesen aber ich hab gänsehaut bekommen! *weiterles*

Edit: nfertig gelesen und immernoch begeistert!
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Zurück