Ein schmaler Grad

Thorn84

Quest-Mob
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Steam war mal wieder spendabel und hat im Holiday Sale einige tolle Spiele für wenig Geld angeboten. Unter anderem habe ich mir Spec Ops: The Line gekauft. Nachdem ich das Spiel gerade eben durchgespielt habe, ist mein Verlangen groß darüber zu berichten. Denn dieses Spiel ist es wert, dass man davon erzählt.

Als Third Person Shooter funktioniert das Spiel gut. Ein netter Shooter, aber eigentlich nichts wirklich Besonderes. Zu etwas Außergewöhnlichem wird das Spiel aber durch seine Geschichte.

Spec Ops: The Line erzählt eine sehr erwachsene und harte Geschichte. Es handelt von einer Naturkatastrophe. Von Krieg und Leid. Von Fehlentscheidungen, die zum grausamen Tod von Menschen führen. Von einer Kameradschaft, die an den gemeinsamen Erlebnissen zerbricht. Und letzendlich von Menschen, die an dem Erlebten, Gesehenen und an ihren Taten zerbrechen. Ein Antikriegsfilm zum selber spielen.

Das Spiel versetzt den Spieler in der Rolle des Anführers einer dreiköpfigen US Delta Force Einheit nach Dubai. Die Stadt ist nach einem gigantischen Sandsturm untergegangen. Eine US Army Einheit, die Dubai zuvor evakuieren wollte, ist verschollen. Soweit die Vorgeschichte. Und welchen Feind erwartet man in einer Stadt, mitten in den Vereinten Arabischen Emiraten? Genau, böse Turbanträger mit AK-47 im Anschlag. Und gegen wen kämpft man tatsächlich? Gegen US Soldaten! Warum, wieso und weshalb verrate ich hier nicht. Aber das typische Feindbild wird von vorne herein über der Haufen geworfen. Auch sind die Soldaten keine blutrünstigen Monster. Sie werden als Menschen dargestellt. Menschen, die sich an ihr Zuhause erinnern, Witze machen und ihren Kameraden Kaugummis klauen.

Zum ersten Mal habe ich eine Auseinandersetzung mit der viruellen Gewalt in einem Spiel erlebt. Normalerweise ballert man was das Zeug hält, bis sich niemand mehr regt und ist der (mehr oder weniger) strahlende Held. Reflexion? Fehlanzeige. The Line geht aber ganz andere Wege. Man ist genauso wie in anderen Spielen der Täter. Jedoch bekommt man seine Taten knallhart und schonungslos vor Augen geführt. Und man betätigt auch selbst den Abzug bzw die Maustaste, um jemandem den Gnadenschuss zu geben. Das erledigt keine Zwischensequenz für den Spieler.
Ganz ohne zu spoilern kann ich sagen, dass ich während der Mörserszene hart schlucken musste. Und auch die drei Endsequenzen sind allesamt schwer zu verdauen.

Wer solche Dinge schätzt und diesen, für Spiele, neuen Ansatz interessant findet, sollte The Line auf jeden Fall spielen. Die Altersfreigabe "Ab 18" ist dabei wirklich das unterste Minimum. Dankenswerterweise hat auch die USK den Wert dieses Spiels erkannt und es musste nichts geschnitten werden. Diese Vorgehensweise kann man auch bei Antikriegsfilmen feststellen.

Zum Abschluss will ich noch festhalten, dass mich das Spiel bewegt hat. Und zwar in einem Ausmaß, welches noch kein anderes Spiel erreicht hat. Ich wette, ich werde auch noch einige Tage über dieses Spiel nachdenken. Und das ist auch gut so! Ich hoffe, dass die Entwickler von Yager aus Berlin die nötige Anerkennung bekommen. Der Deutsche Entwicklerpreis wäre vielleicht eine gute Plattform dafür.

Wie schrieb schon Felix Schütz von der PC Games in seinem Meinungskasten im Test von The Line... "Krieg ist scheiße!" Ich schließe mich an.
 
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