ficlet: Ein Stück Paradies [3000 Wörter]

Millijana

Rare-Mob
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„Hier ist es Serah.“ Der Mann ließ den großen Lederbeutel von seiner Schulter rutschen und lehnte ihn gegen die Hauswand mit dem Wappen der Familie.
Cathy nickte nur abwesend. Sie war noch immer in Gedanken darüber ob dies eine gute Idee war. Sie hatte sich in Gedanken immer wieder gesagt, dass sie nicht so illusioniert war wie Alistair damals. Sie hatte nicht die kindische Vorstellung, dass sie mit offenen Armen empfangen werden würde. Die Erfahrung mit Goldanna trug wohl einen Teil dazu bei. Sie hatte sich die letzten Tage ihrer Reise in Gedanken immer wieder darauf vorbereitet, wie man sie an der Tür abweisen würde, oder dass die Aufzeichnungen nicht stimmen würden. Dennoch würde sie es nicht unversucht lassen. Rückzug war keine Alternative.
Sie bezahlte den Mann, der ihren Beutel vom Hafen hier her getragen hatte, mit zwei Sovereigns und bedankte sich noch einmal. Dieser freute sich über die großzügige Entlohnung und machte sich dann wieder auf den Weg zurück zu seinem Arbeitsplatz im Hafen.

Cathy schloss ihre Augen und atmete noch einmal tief durch. Das hier war sicher nicht der schwerste Gang ihres Lebens, aber dennoch war es nicht einfach. Es stand viel auf dem Spiel.

Sie zog ihren Beutel über die gepflasterte Straße zu dem Eingang des Hauses und klopfte dann. Es dauerte eine Weile aber dann hörte sie Schritte hinter der schweren Tür.
Cathy konnte nicht anders, als den großen dunkelhaarigen Mann, der ihr die Türe öffnete anzustarren. Er musterte sie neugierig, aber freundlich. Seine Gestalt war imposant, und die lockere Hauskleidung konnte nicht verbergen, dass er muskulös und trainiert war. Die Gerüchte, die der Hafenarbeiter ihr auf dem Weg hier her über Hawke erzählt hatten, waren wohl nicht völlig falsch.
„Ja, bitte?“
Cathy wurde von ihm aus ihren Gedanken gerissen und setzte ein Lächeln auf. „Ihr seid Hawke? Sohn von Leandra Amell?“
„Der bin ich. Was kann ich für Euch tun?“
Sie konnte Alistairs Aufregung plötzlich nachempfinden und hörte sich sehr ähnliche Worte sprechen, wie er damals. „Es mag merkwürdig klingen, aber wir sind miteinander verwandt. Mein Name ist Catharina Amell und ich bin wohl Eure Cousine 2. Grades.“
Die dichten Augenbrauen des Mannes schnellten nach oben und das Lächeln unter seinem Bart verschwand. Kathy merkte, wie er ihr Gesicht musterte und versuchte etwas Vertrautes darin zu finden. Cathy wusste, dass es ein hoffnungsloses Unterfangen war, denn sie waren sich nie begegnet und inwiefern sie ihrer Mutter, oder ihrem Familienzweig ähnlich sah, konnte Cathy nicht beurteilen.

„Garrett?“ Eine weibliche Stimme klang aus der Eingangshalle, die sich hinter dem Mann befinden musste heraus. „Garrett, wer ist da?“, hakte die Frau nach, als von dem Mann vor Cathy keine Reaktion kam.
Eine schmale Hand schob den großen Mann ein Stück zur Seite und eine Frau mittleren Alters trat neben ihm in den Türrahmen. Neben ihm wirkte die zarte Frau noch etwas kleiner und schmaler. Sie sagte nichts und starrte Cathy einfach nur an.
Es war nun Garrett, der die Frau wieder zurück in die Wirklichkeit holte. „Mutter? Sie sagt, ihr Name ist Amell und sie sei eine Cousine.“
Cathy sah wie sich die Überraschung in dem Gesicht von Garretts Mutter, somit Lady Amell, in Verstehen verwandelte. Cathy war selbst völlig überrascht, als sie beobachtete, wie die Augen von Lady Amell feucht zu glänzen begannen.
„Catharina, nicht wahr?“
Cathy nickte. „Ja, aber bitte, nennt mich Cathy.“
Lady Amell gab ihrem Sohn einen Stoß in seine Rippen. „Garrett, nimm ihr doch bitte den Beutel ab. Und du, meine Liebe komm herein. Das ist Garrett, aber das weißt du ja schon. Ich bin Leandra, deine Mutter und ich sind Cousinen.“
Garrett grinste und griff nach dem Beutel, der etwas überrumpelten Cathy, die sich von Leandra am Arm ins Haus ziehen ließ.
Sie sah sich interessiert in den Räumen um durch die sie geführt wurde. Es wirkte wie ein schönes Anwesen - nicht zu groß, aber auch nicht gerade bescheiden.
Sie lief weiter hinter Leandra her, die sie noch immer am Arm hielt und sie betraten einen Raum, der wohl die Bibliothek war, wie sie an den vielen Büchern in den Regalen an den Wänden ausmachen konnte.
In einem der Sessel vor dem Kamin saß eine Person. Ihr fiel als erstes die Nase auf – und sie blieb wie angewurzelt stehen.
Sie konnte es nicht glauben. Als er sich zu ihnen umdrehte musste sie es glauben. Sie würde seine Augen unter allen wieder erkennen, auch wenn er sich ein wenig verändert hatte in den letzten Jahren.
Vergessen hatte er sie allerdings auch nicht. Er verlor die Kraft über seine Gesichtsmuskulatur und starrte sie mit blankem Ausdruck an.
„Anders, darf ich dir Catharina vorstellen? Sie ist die Tochter meiner Cousine.“ Dann drehte sich Leandra zu Cathy um und sprach dann weiter, ihr schien nicht aufzufallen, dass beide einander erkannten: „Catharina, das ist Anders ein .. Freund von Garrett, meinem Sohn. Aber das weißt du ja.“ Sie lächelte Cathy an und schüttelte ihren Kopf. „Nimm doch Platz. Ich werde dir etwas zu Essen bringen lassen. Setz dich doch einfach hin.“ Mit diesen Worten schob sie Cathy zu der Sitzgruppe und lief dann aus dem Raum.
Cathy sah ihr etwas überrumpelt hinterher. Sie hob ihre Hand und wollte Leandra aufhalten, aber Garrett, der neben der Tür stand schüttelte nur grinsend seinen Kopf. „Das hat keinen Sinn. Lass sie einfach tun, was sie glaubt tun zu müssen.“
„So ist sie immer, wenn jemand zu Besuch kommt.“
Sie drehte sich zu Anders um. „Was zum Henker tust du hier?“
„Ich lebe hier, Cathy. Die spannende Frage ist eher, was du hier tust.“
„Ihr kennt euch?“
Anders sah Garrett mit einem Grinsen an und drehte sich noch etwas weiter herum, bis seine Beine über die Armlehne hingen. Er schien die Show nicht verpassen zu wollen, die sich hier gerade anbahnte. „Du hast keinen blassen Schimmer wer sie ist, oder?“ Seine Augen funkelten belustigt.
„Ich weiß nur das, was sie bisher gesagt hat, und das ist im Wesentlichen das, was meine Mutter eben ausgeführt hat.“
Anders nickte mit einem wissenden Lächeln auf seinen Lippen. Er sah Cathy wieder an. „Willst du es ihm sagen, oder soll ich? Wir könnten ihn auch raten lassen.“
„Anders…“ Cathy seufzte.
„Okay, machen wir ein Ratespiel“, grinste Garrett und ging an Cathy vorbei und setzte sich auf den Sessel neben Anders. „Die Möglichkeiten sind begrenzt. Wollen wir also mal sehen: Ich weiß, dass eine Cousine meiner Mutter ein Kind hatte, das Magier ist und ich tippe mal das bist du.“
Cathy nickte. Sie ergab sich und nahm auf einem der Sessel Platz und schlug ihre Beine übereinander. Vielleicht würde es doch ganz witzig werden, wenn ihm so langsam dämmerte, wer hier in seiner Bibliothek saß.
„Also kennt ihr euch aus dem Zirkel.“
„Auch. Aber nur ein wenig. Als wir uns kennenlernten, war Anders schon…“
„Häufiger oder länger abwesend“, beendete er ihren Satz.
Es herrschte einen Moment angespannte Stille. Cathy ging davon aus, dass Garrett dementsprechend Bescheid wusste, was damals vorgefallen war.
„Gut, also habt ihr euch später nochmal getroffen.“ Er sah zwischen den beiden hin und her. Er zog seine Augenbrauen kraus und schien nachzudenken. „Bist du auch aus dem Zirkel geflüchtet?“
Cathy legte ihren Kopf schief als würde sie überlegen, dann lächelte sie. „Nein, so könnte man es nicht sagen. Aber freiwillig haben sie mich auch nicht gehen lassen.“
Garrett sah sie verwirrt an. Dann schnellten seine Augenbrauen wieder nach oben und er sah zu Anders. Dann wieder zu ihr. „Du…“
Sie nickte einmal überdeutlich. „Ja, ich bin die Heldin von Ferelden. Ich bin per Konskriptionsrecht zu den Grauen Wächtern gekommen und habe dann später Anders rekrutiert, der sich mal wieder hat einfangen lassen. Ich würde behaupten, der Zirkel in Ferelden ist nicht sonderlich gut auf mich zu sprechen.“
Garrett ließ sich in seinem Sessel nach hinten sinken und schüttelte seinen Kopf. „Das ist… überraschend.“ Er wirkte ein wenig fassungslos.
Anders lachte leise und beugte sich zu ihm hinüber und griff nach seiner Hand. „Überraschung.“

Leandra kam mit einem Tablett auf dem Tee stand in den Raum. Garrett wartete bis sie das Tablett abgestellt hatte und weihte sie dann in die volle Identität ihrer Besucherin ein.
Sie warf vor Überraschung fast die Kanne um und brauchte noch viel länger als Garrett um sich wieder zu fangen.
Sie sprachen eine Weile darüber, was Cathy erlebt hatte und was an den Gerüchten dran war, die über sie erzählt wurden. Anders und Garrett machen Witze darüber, dass ein Freund von ihnen namens Varric sich beide Beine ausreißen würde wenn er erfuhr, was ihm hier entging.
Cathy bekam erzählt, was an den wenigen Gerüchten die sie auf dem Weg hier her über Hawke erfahren hatte dran war.

„Du hast uns aber noch immer nicht verraten, warum du nach Kirkwall gekommen bist. Du hast doch sicher wichtigere Dinge zu tun als deine entfernten Verwandten zu besuchen“, wechselte Garrett irgendwann das Thema.
Sie lächelte. „Im Grunde bin ich nur auf der Durchreise, aber ich bin schon seit geraumer Zeit auf der Suche nach meiner Familie. Schon als ich noch als Beraterin am Hofe tätig war, vor Amaranthine, hat Alistair mir angeboten, dass er mir bei der Suche hilft, da er wohl eher Zugriff auf die wenigen verbliebenen Niederschriften erhält als ich.“
„Du sprichst vom König?“
Sie nickte. „Ja. Jedenfalls, seid ihr meine einzige Spur. Von meinen Eltern fehlt jede Spur.“
Leandra sah sie nachdenklich an und lächelte dabei. „Weißt du, deine Mutter hat dich damals auch gesucht. Sie hat alle Hebel in Bewegung gesetzt, um zu erfahren, dass du in den Zirkel nach Ferelden gebracht wurdest. Sie ist dir, zusammen mit deinem Vater, gefolgt.“
„Sie waren in Ferelden?“, entfuhr es Cathy überrascht.
Leandra nickte. „Sie war noch nie ein Mensch gewesen, der sich mit Dingen abfindet wie sie sind, wenn sie ihr nicht gefallen.“ Leandra lächelte. „Ich kannte deine Mutter nicht gut, meine Liebe. Ich habe sie nur ein paar Mal gesehen, als wir jünger waren. Aber ich kenne die Briefe, die meine Tante meiner Mutter geschrieben hat. Ihr Inhalt waren häufige Gesprächsthemen zu Tisch zwischen meinen Eltern. Besonders als sie damals die Ehe mit dem Adligen ablehnte und sich stattdessen einen Kaufmann erwählte. Ich habe ihr damals geschrieben, wie neidisch ich auf sie bin, dass sie sich einfach gegen die Entscheidung ihrer Eltern stellt. Sie hat mir damals geantwortet, dass sie es nie ertragen hätte ein Leben an einem Ort zu führen, wo es nichts anderes als Bälle und Gartenfesten gibt und man ewig im Mittelpunkt des Geredes steht. Sie hatte geschrieben, dass sie mehr vom Leben erwarten würde als in einem goldenen Käfig zu sitzen. Durch ihren Mann konnte sie reisen und sie sagte es käme ihr wie Abendteuer vor, wenn sie reisten.“ Leandra seufzte. „Das änderte sich schlagartig, als du zur Welt kamst. Sie gab alles auf, was ihr Leben ausgemacht hatte, um sich um dich zu kümmern. Ihr brach das Herz, als sie dich mitnahmen. Soweit ich weiß haben sie in Redcliffe gewohnt und sind regelmäßig zum Turm gereist. Die ersten Jahre hat sie noch um Einlass gebeten. Ich erinnere mich an ihre erbosten Briefe, weil man sie abgewiesen hatte.“
Cathy konnte es nicht glauben. Sie war ihren Eltern all die Jahre so nah gewesen? „Sie waren in Redcliffe? Aber… was ist aus ihnen geworden?“
„Dein Vater starb vor zehn Jahren. Revka schrieb er habe Tagelang schmerzen in der Brust gehabt und niemand habe ihm helfen können. Den letzten Brief von deiner Mutter erhielt ich vor einem Jahr. Sie hatte Redcliffe verlassen, als merkwürdige Dinge im Ort passiert waren. Sie hatte ihre sieben Sachen gepackt und war mit einigen anderen zusammen geflohen. Da die Verderbnis vor der Tür stand hatte sie sich dazu entschlossen das Land zu verlassen. Auf dem Schiff, das sie aus Amaranthine fortbrachte, lernte sie einen Mann kennen, der ihr schließlich anbot ihr seine Heimat zu zeigen. Seine Heimatstadt sei wohl ein Juwel, so wie er es ihr beschrieben hatte.“
Cathy starrte Leandra noch immer an. Sie konnte das alles kaum glauben. Ihr Vater tot, Ihre Mutter der Erbauer wusste wo. Wobei, diese Beschreibung, die Mutter Leandra geschrieben hatte… es kam ihr so vertraut vor.
„Hat sie gesagt, welche Stadt das ist?“
Leandra lächelte. „Natürlich. Sie ist nach Antiva gereist. Der Mann war so etwas wie ein Geschäftsmann in Antiva. Sie wollte nicht zu sehr ins Detail gehen, sagte aber, dass sie sich dies immer für ihr Leben gewünscht hätte.“
Cathy zog ihre Augenbrauen nach oben ihr steckte ein Klos im Hals und sie brauchte einen Moment ehe ihre Atmung sich wieder beruhigt hatte. „Ein Geschäftsmann… vermutlich sehr einflussreich?“
Leandra nickte. „Ja, so etwas hatte sie erwähnt.“
Cathy lächelte und spielte gedankenverloren mit ihrem Ohrring. Sie hatte eine Ahnung auf welche Art Geschäftsmann ihre Mutter getroffen war.
Sie musste ihren Kopf schütteln. Es war unfassbar abwegig, dass es wirklich so war, aber auf der anderen Seite… warum nicht. Antiva, ihre Mutter war in Antiva.
Als sie wieder aufsah, bemerkte sie, dass sie von allen angesehen wurde.
„Stimmt etwas nicht, Kind?“ Leandra sah besorgt aus.
Doch Cathy konnte sie beruhigen: „Nein, Leandra, habt keine Sorge. Alles ist in bester Ordnung, mehr als Ihr vermutet.“
„Bitte, Catharina, wir sind eine Familie.“
„Dann bestehe ich aber auf Cathy.“ Sie zwinkerte Leandra zu.
Sie unterhielten sich noch eine Weile über ihre Mutter und die wenigen Gelegenheiten, die Leandra gehabt hatte Revka zu treffen. Mit jeder Anekdote fühlte sich Cathy sicherer, dass es sich tatsächlich um ihre Mutter handelte.
Als das Feuer im Kamin herunter gebrannt war verabschiedete sich Leandra und lud Cathy ein über Nacht zu bleiben – es sie alles bereits hergerichtet. Garrett würde ihr ihr Zimmer dann zeigen.

Se nippte an ihrem Tee.
„Du hast zwischendurch ausgesehen, als hättest du einen Geist gesehen.“
Cathy schnaubte in Anders‘ Richtung. „Ein bisschen ist es auch so. Verzeih Garrett, aber ich hatte nicht mit alledem gerechnet. Schon gar nicht, dass ich gleich in den Schoß der Familie aufgenommen werde. Ich bin Magierin.“
Der bärtige Mann grinste. Dann hob er eine Hand und ließ kleine Flammen zwischen seinen Fingern tanzen.
Cathy grinste. „Ich hätte es mir denken können.“
„Hier ist vieles nicht so, wie man es erwarten würde.“
Cathy nickte zu den Händen der beiden Männer, die sich noch immer hielten. „Ich sehe schon, dass ihr von gesellschaftlichen Auflagen nicht so sehr viel haltet.“
Die beiden Männer grinsten und Cathy sah wie glücklich sie zusammen waren. Sie vermutete, dass sie noch nicht lange ein Paar waren. Sie lächelte und dachte daran, wie sehr sie ihn vermisste. Die Angelegenheiten in Amaranthine hatten dafür gesorgt, dass sie seit Monaten nur per Brief miteinander kommuniziert hatten und sie sehnte sich danach ihn endlich wieder zu sehen.
„Nein, so sehr viel gebe ich nicht auf das was andere von mir erwarten“, bestätigte Garrett. „Und? Wie ähnlich sind deine Mutter und du dir, nachdem was du nun gehört hast?“
Sie lächelte. „Ich glaube die Verwandtschaft lässt sich nicht verleugnen.“
Anders lachte „Ich kann mich noch an das Mädchen im Turm erinnern, das mir voller Überzeugung berichtete, dass sie nicht für immer im Zirkel bleiben würde. Es ist nie müde geworden zu erzählen, dass sie ein aufregendes und spannendes Leben in einem Paradies führen würde.“ Er lachte noch einmal. „An der Seite eines aufregenden Mannes, versteht sich.“ Cathy konnte nicht anders als mit ihm zu lachen.
Auch Garrett lachte mit ihnen. „Spannung im Paradies?“
„Ich war da vielleicht 13.“
„Wohl eher 16“, korrigierte sie Anders mit einem Zwinkern.
„Ja, gut. Vielleicht, aber du musst zugeben, dass ich fast alles davon auch erreicht habe. Nun bis auf das Paradies vielleicht.“
„Ja, das mit dem aufregenden Leben kann ich bestätigen, den Mann allerdings bist du mir noch schuldig.“
„Dir etwas schuldig?“, sie lachte. „Ich erinnere mich an das Angebot.“
Garrett sah zwischen den beiden hin und her. „Etwas von dem ich wissen müsste?“
Anders beugte sich zu ihm und küsste seine Schläfe. „Nein“, sagte er dann, als er wieder saß. „Was aber nicht an mir lag.“ Er grinste frech und drückte Garretts Hand ein wenig fester.
„Nun, Anders du bist ein Mensch und wie du ja weißt, hatte ich mich immer schon eine Schwäche für Elfen.“

Cathy wollte schnellstmöglich aufbrechen, es zog sie zu Personen, die sie vermisste. Dabei war es unerheblich, ob sie einander ein Jahr nicht gesehen hatten, oder 25 Jahre.
Leandra trat am nächsten Tag zu Cathy in die Bibliothek, wo diese ihre weitere Reise plante. „Cathy, Liebes, ich habe gestern die Briefe deiner Mutter noch einmal durchgesehen. Ich glaube, einige davon würden dich sehr interessieren. Gerade ihr letzter.“ Sie reichte Cathy einige Briefe, die mit einem Band zusammengebunden waren. Nur den letzten hielt sie ihr einzeln entgegen.
Cathy nahm die Schriftstücke entgegen. Sie sah Leandra verwundert an. „Möchtest du sie nicht behalten, immerhin sind sie an dich gerichtet.“
Doch Leandra schüttelte nur ihren Kopf. „Ich bin mir sicher sie wird sich freuen, wenn sie weiß, dass du sie gelesen hast.“
Cathy nahm erwartungsvoll den letzten Brief ihrer Mutter entgegen und faltete das Blatt auseinander. Er war nicht lang und enthielt zunächst auch nicht viel, was Cathy nicht schon durch Leandra erfahren hatte. Doch dann stieß sie auf einen Teil, der neu für sie war:

„Und du wirst es nicht glauben, lebe Cousine. Erinnerst du dich daran, dass ich fast für einen Skandal bei einem Ball gesorgt habe, weil ich sagte, dass ich mir durchaus vorstellen könnte mit einem Elfen zusammen zu leben? Nun wie es scheint, erfüllt sich dieser Wunsch noch auf meine alten Tage.“


Cathy wusste nicht, ob sie lachen oder sich wundern sollte. Wenn es noch einen Zweifel gegeben hätte, dass es sich um ihre Mutter handelt, so war er hier ausgelöscht worden. Sogar ihre Schrift ähnelte sich.

„Dann also nach Antiva“, sagte Garrett, als er sie zum Schiff brachte, mit dem sie drei Tage später abreiste.
Cathy lächelte und Garrett konnte nun das Mädchen sehen von dem Anders einige Abende zuvor gesprochen hatte. „Dorthin hätte mich mein Weg ohnehin geführt. Dort wartet nämlich auch mein aufregender Elf auf mich.“

Sie konnte es nicht erwarten ihrem Paradies ein Stück näher zu kommen.
 
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