Gestern in Hanau: Dieter Nuhr

Khanor

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Gestern erwähnte ich es: wir haben uns einen Abend wirkliche "Auszeit" von den anstehenden Klausuren gegönnt, haben den Mitsu gesattelt und durch die wilde Bundesstraßenprärie nach Hanau geritten um uns Dieter Nuhr anzusehen.

"Freie Platzwahl, bestuhlt" stand auf der Karte. Das bedeutet im Allgemeinen: "Wer nicht lange vor Einlass dort ist hat echt gelitten." Wir waren um halb sieben dort, um 19:00 Uhr sollte der Einlass beginnen. Natürlich wartete schon eine Traube von Menschen darauf in die Halle zu stürmen.

Es ging dann doch erstaunlich gesittet zu (schließlich liegt der Altersdurchschnitt eher über 35) und Yvonne konnte einige sehr gute Plätze für uns in der 5. Reihe sichern. "Bestuhlt" war wohl der Hinweis, dass die Sitzplätze recht besch...eiden sind: Klappstühle, in den hinteren Reihen dann nur noch nackte Steintreppen.

Das Programm begann pünktlich um 20:00 Uhr wie angekündigt und die ersten 15 Minuten waren großartig. Ein kleinwenig Lästerei über Hanau bzw. das großartige Ambiente der August-Schärttner-Halle (eine tolle Konstruktion mit weitem Dachbogen aus Brettschichtholz aber dennoch: eine Mehrzweck-, sprich Turnhalle) und ganz zu meiner Freude durfte auch die Erwähnung der Hanauer Mundart nicht fehlen.

Ein Reporter neben der Bühne, knippst ihn, knippst das Publikum. Dieter Nuhr hält inne und schaut ihn schief an. "Hallo... Lassen Sie sich nicht stören, aber ich werd immer so nervös wenn neben der Bühne jemand steht und auf das Publikum ziehlt... Für wen sind Sie denn hier? ... Hanauer Anzeiger... ... so so... Hanau hat eine eigene Zeitung?"

Nachdem ich die ersten 15 Minuten schon befürchtete mein Gesicht nicht mehr bewegen zu können, sollte das Programm so weiter gehen nahm Herr Nuhr scheinbar Rücksicht darauf und ließ bis zur Pause etwas nach. Klar gab es noch viel zu schmunzeln und für kurze Lacher wurde regelmäßig gesorgt, aber die Brüller des Beginns blieben weitestgehend aus.

Der zweite Teil des Programms "Nuhr die Ruhe" zog dann, in meinen Augen, wieder etwas an, ich habe wieder viel und ausgiebig lachen können.

Dieter Nuhr gibt keine Zugaben.

Das war mir schon bekannt. Er zieht das Programm durch und ist dann fertig. Finde ich auch sinnvoll, warum sollte man auch ein Programm unnötig noch weiter stückeln?

Was er statt dessen tut, wenn das Publikum einfach keine Lust hat nach hause zu gehen, ist sich einfach auf die Bühne zu stellen und zu improvisieren mit der Unterstützung der Anwesenden. Er ruft zu Fragen auf die er dann spontan beantwortet - und natürlich kommen hier Witz und Spaß nicht zu kurz.

Es gibt dann Leute, die so tolle Sachen fragen wie: "Wie lange sind Sie allgemein in den Städten, in denen Sie auftreten?" Seine Antwort: "Welche Stadt?" Lautes Gelächter (um das zu verstehen muss man Hanau einfach mal gesehen haben), da es in Hanau nicht einmal wirklich Restaurants gibt (was er uns gleich zu Beginn des Programms wissen ließ).

"Wieso sind Sie nicht als Lehrer tätig?" - So erzählte er von einem 'Schlüsselerlebnis', von seiner Hospitation und anschließendem Unterricht in der Schule (man siehe Yvonnes Blogs aus dem vergangenen Sommer) und von Schülerinnen, die nur vier Jahre jünger waren als er, ihn bereits kannten und sich in seinem Unterricht einen Spaß aus aufgeknöpften Rüschenblusen in der ersten Reihe machten. "Da wurde mir klar, dass ich aus diesem Beruf nicht ohne Klage wegen Sittenverstößen heraus komme."

"Krieg ich ein Foto?" - "Ja klar, gern. Aber du musst schon herkommen, ich kann hier nicht weg, ich arbeite hier." Als sich die junge Dame dann von ihm auf die Bühne hatte helfen lassen laß er ihren Shirt-Aufdruck: 'Nuhr ein Foto'. "Was ist das denn? ... Das erinnert mich an meine Unterrichtsstunde. Aber in diesem Beruf ist das wenigstens erlaubt."

"Wie sind Sie dann vom Lehrer zum Komiker gekommen?" - "Der Sprung vom Lehrer zum Komiker ist... eigentlich... fließend. Jeder Lehrer ist Komiker. Es gibt da nur die, die es merken und die, die es nicht merken."

"Was für ein Auto fahren Sie?" - Stille. Suchende Blicke, wie man auf so etwas reagiert. "... Zug." Gelächter. Ich persönlich fand die Frage ziemlich doof. Auch die darauf folgende von der selben Person: "Was, so wenig verdienen Sie?" - Die wurde dann aber sehr gut gekontert: "Bezahl du mal deinen eigenen Zug..." Das fand er offenbar selbst spaßig und baute die ganze Sache noch etwas aus. "Das ist immer ein Murren und diese Blicke, wenn dann alle anderen aussteigen müssen, weil ich zu einem Auftritt fahre." Seinerseits kam auch leichtes Lachen dabei auf. "Welche Klasse fahren Sie, erste oder zweite? - Erste UND zweite, und den Speisewagen nehm ich auch noch."

Man könnte tatsächlich das Gefühl bekommen, dass er Spaß an seinem Beruf hat
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Alles in allem ein sehr gelungener Abend, wobei ich tatsächlich sagen muss, dass die "Flauten" zwischendurcht etwas schade waren, aber kein Grund den Genuss des Abends zu schmälern. Ich muss Yvonne allerdings auch recht geben, dass einige Themen zwar angeschnitten, dann aber leider nicht im geringsten ausgenutzt wurden wie sie es ermöglicht bzw. sogar verdient hätten. Beispielsweise, dass heutzutage kein einziges Kind mehr dumm ist. Alle sind übermäßig schlau, wenn man den Eltern glaubt. Dazu gab es einige kurze Lacher, der Sprung zum nächsten Thema folgte aber bald.

Ich bin gespannt auf das nächste Programm im nächsten Jahr, sofern er sich nicht wieder 7 Rippen beim Skifahren bricht und einen längeren Aufenthalt im Krankenhaus hat.

"Wann ist der Unfall passiert?" - "Am 30. Dezember... Ich habe Silvester im Krankenhausbett mit drei Folgen 'Die nackte Kanone' verbracht... und durfte nicht lachen!"
 
Das lohnt sich auf jeden Fall, glaub mir ;)
 
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