Hinter hohen Mauer ...Teil 13

Evilslyn

Rare-Mob
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Den gesamten Tag über war der Vorfall Stadtgespräch. Obgleich meist geflüstert wurde, konnte man an jeder Ecke aus dem Gemurmel Worte wie: Worg, Zauberer und Dalaran, vernehmen.
Ellenora, Marl und Karl welche das Geschehen vom Wehrgang aus nächster Nähe beobachtet hatten, mussten unzählige Male die Geschichte wiedergeben. Die interessierten Dorfbewohner hingen förmlich an ihren Lippen.
In ihrer Art zu berichten unterschieden sich die Zwillinge Marl und Karl sehr deutlich.
Während Karl schon mit fast wissenschaftlicher Genauigkeit berichtete, schmückte Marl die Geschichte kräftig aus.
Karls Bericht umfasst Dinge wie die länge der Eckzähne, die Körpergröße, die von ihm geschätzte Spitzengeschwindigkeit des Worgen und die Fellbeschaffenheit.
Marl konzentrierte sich eher darauf zu vermitteln, wie nah – und todesmutig - er an dem Worgen stand, als dieser über die Palisade hinwegsetzte. Vom Wahnsinn und der ungezügelten Wildheit die er in seinen Augen sah und vom animalischen Geruch der den Worgen umgeben hatte.
Von der Stadtwache zeichnete er ein wenig schmeichelhaftes Bild. Da waren Bemerkungen über riesige Schweißflecke und in der Luft liegende Flatulenzgase.
Die in umstehende Menge quittierte solche Pointen teils mit Gekicher, teils mit lauthalsem Gelächter. Was Marl nur immer mehr anspornten.

Es verwunderte Ellenora wenig dass sich schon bald eine Traube von Menschen um Marl gesammelt hatte. Karl dagegen stand ziemlich verloren da und machte ein verdrossenes Gesicht.
„Na komm, lass uns gehen, wie es scheint ist Marl fürs Erste beschäftigt.“, freundschaftlich knuffte sie ihn in die Seite. Nach kurzem Zetern folge er ihr.



Jeniro lachte leise vor sich hin, während er sich die von der Kälte steif gewordenen Finger rieb. Vor seinem Inneren Auge erzählte der Junge vom Dorfplatz wieder und wieder die Geschichte wie Elgar reagiert hatte als der Worg unvermittelt vor ihm gestanden hatte.
Sonst für sein strenges Regiment berühmt berüchtigt, waren ihm dabei Schweißperlen auf die Stirn und, konnte man dem Jungen glauben, noch ganz andere Dinge in die Hose getreten.
Jeniro bedauerte umso mehr das er an diesem Tag Nachtwache schieben musste. Was hätte er dafür gegeben dabei gewesen zu sein.
Nachtwache, da war sich Jeniro sicher, war eh die schlimmste von allen. Und ganz besonders wenn es auf einen Tag wie diesen fiel.
Der am Vortag gefallene Regen, war über Tag von der spärlichen Sonne erwärmt worden, und zum Teil verdunstet. Nun in der Kühle der Nacht, kondensierte es wieder und Lohenscheit schien wie eine Insel die in einem Meer aus Nebel trieb.
Die hohe Luftfeuchte schien auch die letzte Körperwärme aus Jeniro heraussaugen zu wollen.
Wehmütig erinnerte er sich an seinen Urlaub in Tanaris.
Sonne, Strand und Meer, ließen ihn damals sogar über das ewige Gelärme der Goblins von Gadgezhan hinweghören, die ununterbrochen am Sägen, Schrauben, Erfinden, Verwerfen und Testen waren. Leider konnte er sich so eine Reise von seinem Sold nur alle paar Jahre leisten.
Ein knackender Ast im Nebel riss ihn aus seinen Gedanken. Mit zusammen gekniffenen Augen starrte er in den Nebel, konnte jedoch nichts erkennen. Doch der Nebel war in Bewegung gekommen. Irgendetwas schlich doch da draußen herum.
Jeniro packte seine Lanze fester und kämpfte die in ihm aufsteigende Angst nieder.
„Wer ist da?!“, seine Stimme klang sogar fester als er erwartet hatte. „Geben sie sich zu erkennen!“
Seine Kehle war wie zugeschnürt.
„Sofort stehen bleiben!“, der Befehl war als solcher kaum zu erkennen, so dünn klang seine Stimme.
Plötzlich brach mit einem höllischen Quieken ein Wildschwein aus der Nebelwand und kam schlingernd vor dem Palisadenzaun zum stehen. Um ein Haar wäre es Kopf voran dagegen gerannt.
„Man du Sau! Das kannst du doch nicht mit mir machen! Du hast mich fast zu Tode erschreckt.“ Jeniro stieß ein erleichtertes Lachen aus.
Das Schwein blickte kurz zu ihm auf, quiekte erneut und verschwand im Schweinsgalopp wieder im Nebel.
Jeniro blickte ihr kurz nach, schüttelte grinsend über sich und die ganze Situation den Kopf und blickte wieder auf den See aus Nebel hinaus.

Gerade noch rechtzeitig um die Wirbel im Nebel zu erkennen.
Was da durch den Nebel kam war jedoch kein Schwein. Wie eine Bugwelle schob dieses Was-auch-immer den Nebel vor sich her.
Diesmal war Jeniros Mut erschöpft.
Er ließ seine Lanze fallen und rannte in Richtung der Glocke die an einem Holzbalken, an der Seite der Palisade befestig war. Die Glocke diente ebenso dazu Verstärkung auf die Palisaden zu rufen, wie auch um die Dorfbevölkerung vor drohenden Gefahren zu warnen.
Jeniro hatte sie fast erreicht als er einen Schulterblick riskierte.
Die Nebelbugwelle war auf zehn Meter an die Palisaden herangekommen. Dort wurde sie für den Bruchteil einer Sekunde langsamer und Spie im nächsten Moment drei Worgen aus. Mit atemberaubendem Tempo stiegen sie aus dem Nebel auf.
Jeniro verharrte an Ort und Stelle. Fassungslos verfolgte er ihren Sprung. Wie in Zeitlupe nahm er alles Wahr.
Die Drei sprangen nicht etwa zu ihm auf die Palisade, sie übersprangen sie.
Jeniro wäre fast nach hinten übergekippt, so weit legte er den Kopf in den Nacken.
Die Schemen der Worgen zeichneten sich nur undeutlich vor dem Nachthimmel ab, und verschmolzen fast völlig mit der Dunkelheit.
Ein Stoß durchfuhr die Palisade und drohte Jeniro das letzte Quäntchen Gleichgewicht zu rauben.
Nach Halt suchend streckte er seine Hände aus, und fand ihn.
Seine Finger versanken in dem dichten Fell. Und sein Blick im gelben Schein der Augen seines Gegenübers.
Als Jeniro gegriffen hatte, das die Erschütterung von einem direkt vor in auf die Befestigung gesprungenen Worgen stammte, und er sich an eben diesem festhielt; als er seine Lungen mit Atem gefüllt hatte, um nach Hilfe zu schreien; schlossen sich mit alles zermalmender Kraft Kiefer um seinen Schädel.
Sein Gesicht steckte mit Mund und Nase im Rachen des Worgen, und alles was sein Schrei hervorrief war ein leichtes Gurgeln, welches in dem Geräusch brechender Knochen und reißender Haut unterging.
Jeniro würde Tanaris nie wieder sehen.

To be continued…

Mit freundlichen Grüßen
Eure Evi
 
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