Ich bin ein Fan und ich steh dazu!

Puabi

Rare-Mob
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In letzter Zeit habe ich mal wieder das Gefühl, dass ich mich wegen meines Musikgeschmacks rechtfertigen müsste. Wieso? Ganz einfach: Ich bin ein Fan der Böhsen Onkelz und irgendwie ist der Großteil der Bevölkerung der Meinung, dass damit gleichzeitig bewiesen ist, dass ich rechts eingestellt bin. Meiner Meinung nach liegt das daran, dass kaum jemand richtig über die Onkelz Bescheid weiß und um dies zu ändern, möchte ich in diesem Blog ein Buch vorstellen, das ich jedem ans Herz legen möchte, der Onkelz-Fans vorschnell verurteilt.

Es handelt sich um das Buch Buch der Erinnerungen/Böhse Onkelz von Klaus Farin. Über das Aussehen des Buches muß ich wohl nicht viel schreiben, ich habe es ja als Blogbild eingestellt. Die Rückseite des Buches zeigt zwei große Fotografien, einmal den Rücken einer Person mit einer großen Onkelz-Tätowierung und einmal zwei Trommelstöcke, von denen der eine mit einem Onkelz-Schriftzug versehen ist.

Im Blog werde ich den Namen der Gruppe mit BO abkürzen, das ist auch wohl die gängigste Abkürzung für eine, meiner Meinung nach, der besten Bands, die es je gab. Das Buch hat 144 Seiten, verfügt über einige Bilder und eine ausführliche Discographie.

Genau genommen hat man bei diesem Buch zwei Bücher in einem, nämlich die Ausführungen über die Band selber, ihre Geschichte sozusagen, und weiterhin zahlreiche kurze und lange Interviews, Briefe und Erzählungen von BO—Fans. Das wurde so gelöst, dass man den einen Teil (den der Fans) auf den Seiten mit geraden Zahlen findet und den anderen Teil auf den ungeraden Seiten. Man liest das Buch also zweimal, denn beides zusammen kann man kaum bewältigen, da man ansonsten sehr leicht durcheinander kommt.

Am faszinierendsten fand ich dabei den Teil, der sich mit der Band speziell beschäftigt. Diesen werde ich nun auch genauer vorstellen, damit zum einen mit vielen Vorurteilen über die BO ausgeräumt wird und man zum anderen einen besseren Einblick in das Buch bekommt. In diesem Teil sind sehr viele Zitate aus der Biographie „danke für nichts“ zu finden.

Zum Geleit
Hier findet sich ein sehr ausführliches Vorwort des Autors Klaus Farin, in dem er beschreibt, wie es überhaupt zu dem Buch gekommen ist und wie er die BO im Laufe der Zeit erlebt hat.
Nachfolgend werden dann erst mal die einzelnen Bandmitglieder vorgestellt, so findet man die Geschichten zu Stephan Weidner, Peter Schorowsky und Kevin Richard Russel. Später kommt dann noch Matthias Röhr dazu.

Punk (1980/81)
Jau, die BO waren zu ihren Anfängen eine Punk-Band, die sich mehr aus einer Laune heraus gebildet hatte und u.a. erst mal in Jugendclubs auftraten, wo z.B. auch so bekannte Leute wie Joschka Fischer Punk-Platten auflegten. Lange Haare und bunte Klamotten gehörten zu ihrer Philosophie und der einzige Gedanke war Rebellion gegen alles, was anderen so normal erschien. Das war auch die Zeit, als Matthias zur Band stieß, die sich damals zugegebenermaßen auch mit Liedern schmückte, die da „Türken raus“ hießen. Nachdem aber der Punk immer weiter verbreitet war und von jedem ausgelebt wurde erfolgte eine Wandlung der Band.

Vom Punk zum Skin (1981-83)
Die Skinwelle schwappte von England rüber und erfasste auch die BO., neben diesem Umschwung kommt es auch zu einigen privaten Veränderungen bei den Mitgliedern der Band. Das erste ausführliche Interview „Anarchie ist nicht durchführbar (1983)“ wird gegeben und ist auch im Buch abgedruckt. Die BO bekennen sich zu den Skins, distanzieren sich aber schon damals vom Nationalsozialismus. 1984 erscheint ihr erstes Album „Der nette Mann“, es ist bis heute noch indiziert und war Anlass dafür, dass so bekannte Läden wie die WOM-Kette keine BO-Musikträger verkaufen. (WOM = World of Music).

Das Verbot
In diesem Abschnitt erfährt man als Leser, wieso das Album “Der nette Mann” auf den Index gesetzt wurde, sämtliche Schriften der BPS (Bundesprüfstelle für Jugendgefährdende Schriften) sind hier zu lesen und es sträuben sich einem die Haare, unter welch fadenscheinigen Begründungen das Verbot des Albums zustande kam. Hier wurden viele Liedtexte und ihre Interpretation des BPS angeführt, was einen guten Überblick verschafft. Nachfolgend sind dann alle verbotenen Lieder der BO aufgeführt.

Vom Skin zum Bonehead
Zeitlich kann man diesen Umschwung in etwas 1985 einordnen, erste negative Schlagzeilen in der Form „Skinheads erschlagen Ausländer“ erscheinen in der Presse. Leider wurden damals alle über einen Kamm geschoren, so wurden die BO in einem Atemzug mit Bands wie in etwa „Kraft der Froide“ genannt, welche sich stark rechts orientierte. In dieser Zeit entstand auch das Album „Hässlich, brutal und gewalttätig“, welches schon der erste Schritt von dem Absprung aus der Szene bedeutet. Auch hier sind wieder viele Liedertexte zu finden, die auch interpretiert werden.

Der Ausstieg
Mit dem Erscheinen des Albums „Onkelz wie wir“ vollzieht sich der endgültige Absprung aus der Skinhead-Szene, im Januar 1988 distanzieren sich die Onkelz in einem Bericht des „Metal Hammer“ noch mal ausdrücklich vom rechtsradikalen Milieu („Böhse ja, rechtradikal nein..!“). Die B.O. erklären:

Nie mehr „Türken raus!“
Wir wissen, dass unsere Wandlung in der Öffentlichkeit auf Skepsis und Misstrauen stößt. Aber wir haben aus unseren Fehlern gelernt und hoffen auf eine faire Chance.
Die neuen
böhze onkelz
sind gegen
- Rechten Terror
- Rassismus
- Gewalt gegen Ausländer
- Intoleranz
Nazis, Faschisten, Ausländerhasser, Rassisten – bei uns seid ihr falsch! DIE ONKELZ!


Auszeit
Es wird erst mal still um die BO. Konzerte waren nicht mehr so gut besucht, was zum großen Teil daran lag, dass Skins nicht mehr so gern gesehen waren und sich eine neue Fangruppe noch nicht ausreichend gebildet hatte. Wie es dann doch wieder besser wurde, wird in diesem Abschnitt sehr deutlich beschrieben.

Der Mythos
Die Wandlung der Band und ihrer Musik wird hier sehr gut dargelegt und zur Unterstützung werden auch wieder Songtexte angeführt. Wer immer noch der Meinung ist, dass die BO rechts sind, wird durch den Song „Ohne mich“ eines Besseren belehrt. An dieser Stelle möchte ich gerne einen kleinen Auszug aus dem Lied liefern, der komplette Text ist in diesem Abschnitt des Buches nachzulesen:

Und hier ein paar Worte
An die rechte Adresse
Leckt uns am Arsch
Sonst gibt’s auf die Fresse

Ich hasse euch
Und eure blinden Parolen
Fickt euch ins Knie
Euch soll der Teufel holen

Ihr seid dumm geboren
Genau wie ich
Doch was ich lernte
Lernt ihr nicht

Ihr seid blind vor Hass
Dumm wie Brot
Ihr habt verschissen
Eure Führer sind tot

Ohne mich.


Nach diesem Kapitel folgt der Serviceteil des Buches, in dem man folgendes findet:
- Discographie – Vinyl (offizielle Veröffentlichungen)
- Discographie – Vinyl (Bootlegs & Counterfeits)
- Discographie – Vinyl (Soloaktivitäten)
- Discographie – CD (offizielle Veröffentlichungen, Soloaktivitäten)
- Discographie – CD (Offizielle Veröffentlichungen)
- Discographie – CD (Bootlegs & Counterfeits)
- Discographie – MC (offizielle Veröffentlichungen)
- Discographie – MC (Bootlegs & Counterfeits)
- Coversongs von anderen Bands
- Anti-Onkelz-Songs
- Pro-Onkelz-Songs
- Alle Konzerte 1981 – 2000
- Infos über den Autor, Danksagungen und Korrekturen

Dies war eine Erläuterung des ersten Buchteils, ich hoffe, man nimmt es mir nicht übel, dass ich immer direkt ein bisschen des Inhalts in meine Zusammenfassung des Inhalts gepackt habe.
Der andere Teil, nämlich der Teil von Fans für Fans entstand aufgrund eines Artikels im Herbst 1998 in verschiedenen Medien, der den Titel „An alle Fans der Böhsen Onkelz“ trug.

In diesem Teil des Buches sind Stellungnahmen verschiedenster Fans zu lesen, wobei auffällt, dass diese sowohl aus allen Bevölkerungsschichten kommen und eine recht große Altersspanne haben. So sind die jüngsten beispielsweise 16-, die ältesten Fans sind 49+.

Die Eindrücke der Fans sind z.T. durch Briefe aber auch durch verschiedene Interviews zu lesen, wobei es äußerst interessant ist, wie die einzelnen BO-Fans zu der Gruppe gekommen sind, welche Vorurteile sie anfangs hatten und wie sie sich mit der Musik identifizieren.

Und JA, es gibt durchaus auch Ausländer, die sich den B.O. verschrieben haben!

Ich halte das Buch für sehr gelungen, da man viel über die Böhsen Onkelz erfährt. Sicherlich wird einem nicht alles über die umfassende Geschichte der BO vermittelt, dazu sollte man sich eher eine umfassende Biographie zulegen (danke für nichts), aber es wird einem ein breit gefächerter Überblick geboten, der einen mitreden lässt.

Das Buch ist für jeden empfehlenswert, egal ob Fan oder Nicht-Fan und vielleicht sollte so mancher mal einen intensiveren Blick riskieren, der immer noch der Meinung ist, dass die BO rechtsradikal und rassistisch sind. BO-Fan zu sein ist ein Lebensgefühl, die Lieder haben mir schon in manchen Lebenssituationen hervorragend geholfen. Besondere Lieblingslieder von mir sind:
- „Nur die besten sterben jung“
- „Bin ich nur glücklich, wenn es schmerzt“
- „Ohne mich“
- „Viva loz Tioz“
- „Nichts ist für die Ewigkeit“
und noch einige andere, die ich aber nicht alle hier aufzählen möchte.

ICH BIN EIN ONKELZ-FAN, NA UND? ICH STEHE AUCH DAZU!!!

http://www.beschrift...ages/big/bo.jpg

So, nun habt ihr am Wochenende etwas zu tun, ihr könnt über eure Einstellung gegenüber den Böhsen Onkelz und ihren Fans nachdenken. Und vielleicht entfallen dann auch Bemerkungen, wie ich sie erst letztens in einem Blog lesen musste:
„Leute, die diese Musik hören, binden auch kleine Russen an die Gleise“ (sinngemäß)

Eure Puabi

P.S. Das Buch habe ich auch mal bei Ciao vorgestellt, wo ich als Knusperratte angemeldet bin. Ich habe diesen Text also nicht geklaut!
smile.png
 
*daumenhoch* obwohl ich nicht aufgeklärt werden musste, weil ich seit meinem 13. Lebensjahr Onkelz höre...*g*
 
Und trotzdem wirst du weiterhin als Onkelfan rechts eingeordnet. Denn die Leute die dieses Bild von einem haben werden sich nicht mit den Hintergründen auseinandersetzen. Dazu ist die Menschheit einfach zu faul.
Stehe trotzdem voll hinter dir.
*daumenhoch*
 
Wenn eine Band erst Titel mit schwer rechten Texten veröffentlicht und dann irgendwann plötzlich eine Wandlung um 180° durchmacht und von nun an gegen rechts ist, sieht das bestimmt nicht nur für mich seltsam aus.
Eher sieht es so aus, als habe man sich den Medien und der Staatsgewalt gebeugt und skandiert von nun an öffentlich gegen rechts, weil es sich einfach auch besser verkaufen lässt. Die Überzeugung jedoch ändert sich dadurch nicht.

Sie wurden indiziert, der Verkauf sogar für Erwachsene aufgrund der Texte verboten. Ihr Label warb explizit mit der Band in der rechten Szene. Wie also soll man diese Band betrachten, wenn nicht rechts?
 
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