Kapitel 22

Evilslyn

Rare-Mob
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Moos riss aus dem Boden, als Arled Geschwindigkeit aufnahm. Die Krallen an seinen Füßen gruben sich tief ins Erdreich, und gaben ihm perfekten Halt. Wie ein weißer Blitz schoss er dahin. Mit einem Sprung katapultierte er sich mit voller Kraft auf seinen Widersacher zu.
Er schien nicht abwehrbereit. Sein Fehler.

Kurz bevor Arled seine Klauen in ihn schlagen konnte, machte sein Gegenüber eine schnelle Seitwärtsbewegung. Arled, unfähig seinen Schwung noch umzulenken schoss ins Leere und brauchte einige Sekunden bevor er schlingernd zum stehen kam.
Wütend fuhr er herum.
Nahm Maß, und stürmte erneut los.
Die Wut brandete heftig in seinem Innern.
Wie durch einen Schleier sah er den Anderen.
Fast hatte er ihn erreicht.
Und wieder lief er ins Leere.

Mit einem wütenden Aufheulen schnappte er in die Richtung in die der Andere auswich, jedoch ins Nichts. Als er den Blick wieder nach Vorn richtete, ragte ein Baumstamm vor ihm auf. Um ein Haar wäre er damit kollidiert.
Geistesgegenwärtig drückte er sich kräftig vom Boden ab, lenkte seine Kraft um, und schlug seine Klauen in die Rinde.
Mit Hilfe seiner kräftigen Arme und dem Restschwung, schoss er förmlich den Baum hinauf und tauchte in die dichte Baumkrone ein.
Die Blätter rauschten an seinem Kopf vorbei.
Äste splitterten.
Arled drückte sich vom Stamm ab, und sprang in die Krone eines benachbarten Baumes weiter. Dort klammerte er sich fest und verharrte regungslos.

Sein Widersacher stand gute zwanzig Meter unter ihm. Noch immer gut sichtbar auf der Lichtung. Arled konnte sehen wie seine Ohren hin und herzuckten, beim Versuch ihn auszumachen.
Im bestreben sich nicht durch Geräusche zu verraten, atmete Arled so flach es ihm möglich war.

Flugurs Sinne waren aufs Äußerste angespannt.
Die Haare in seinem Nacken waren gesträubt.
Sein Puls raste. All seine Körperfunktionen standen auf kampfbereit.
Er war bereit diesen Emporkömmling zu töten.
Nur sein Verstand, hinderte ihn daran, den Baum hinaufzustürmen, und dieses Versteckspiel ein für alle Mal zu beenden.
Es beleidigte Flugurs Sinne, dass dieser Worg da oben, offenbar davon ausging er könne sich vor ihm verbergen.
Selbst wenn sein weißes Fell nicht wie ein Leuchtfeuer im Grün der Blätter zu sehen gewesen wäre, so hätte er ihn doch gerochen. Obgleich auf diese Distanz nicht einmal dies nötig gewesen wäre.
Flugur konnte sein Herz schlagen hören.
Dieser Worg hatte es gewagt ihn anzugreifen. Dieser Worg…

Nein! Es war nicht „dieser Worg“.
Es war Arled. Sein Sohn.
Flugur hatte seine Mühe gegen den Inneren Drang anzukämpfen, ihn einfach nur als Rivalen zu sehen. Angesichts dessen wie schwer er sich selbst damit tat, konnte er Arled schlecht einen Vorwurf daraus machen wie er sich verhielt. Immerhin war Arled mit dem Worgen Dasein nicht annähernd so vertraut wie er selbst. Die Intensität seiner Sinne und Empfindungen waren ihm völlig neu.

Ein Rauschen über ihm, riss ihn aus seinen Gedanken.
Er spannte seine Muskeln an. Wollte zur Seite springen. Doch zu spät.

Mit voller Wucht traf Arleds massiger Körper auf seinen Rücken. Unter dem heftigen Aufprall knickten Flugurs Beine ein, und er schlug hart auf den Waldboden.
Arled packte seine Arme und presste sie gegen seinen Oberkörper, so dass Flugur nichts zu tun vermochte, denn sich zu winden.
Flugurs stieß ein schrilles Schmerzjaulen aus, als Arled seine Fänge in seine Schulter grub.
Wie Dolche fuhren sie ihm in die Haut.
Der Schmerz ging tief. Tiefer und tiefer kroch er durch Flugurs Bewusstsein.
Bis er in den Tiefen auf Resonanz stieß.
Mit Urgewalt flammte Wut in Flugur auf, und verlieh ihm ungeahnte Kräfte.
Mit einer Pranke fuhr er sich auf den Rücken, packte Arleds Nackenfell, der sich noch immer auf seinem Rücken hielt und grub seine Klauen tief ein.
Als er mit voller Kraft an ihm riss, spürte er wie sie in Arleds Fleisch drangen.
Wie Schaufeln bohrten sie sich in ihn, gaben Flugur den Halt den er benötigte.

Arled röhrte vor Schmerz, schien sich erst jedoch auf seinem Rücken halten zu können.
Noch einmal Riss Flugur mit aller Kraft.
Und Arled verlor den Halt. Flog durch.
Dumpf wie ein Sack Mehl prallte er mit dem Rücken auf den bemoosten Waldboden.
Pfeifend entwich die Luft seinen Lungen.
Arleds und Flugurs Blicke trafen sich.
Arleds Gesicht war eine verzerrte Maske der Wut.
Die erhobenen Lefzen gaben den Blick auf seine Zähne frei, rot gefärbt von Flugurs Blut.
Sein Augen zu dünnen Schlitzen zusammengezogen, blitzten golden.
Purer Hass stand in ihnen.

Flugur spürte wie der Anblick seines Blutes die Mordlust in ihm zusätzlich anfachte.
Wie flüssiges Magma brodelte sie in ihm. Es kostete sein menschliches Ich fast mehr Energie dem inneren Drang nicht nachzugeben, denn es seine Arme kostete, den sich windenden Arled festzuhalten.
„Hör mir zu! Arled! Lass den Unsinn! Ich bin es doch, Flugur!“
Falls seine Worte von Arled überhaupt wahrgenommen wurden, zeigte er es nicht.
Knurrend und sich windend versuchte er nach Flugur zu schnappen.
„Also gut, du lässt mir keine andere Wahl.“, raunte Flugur.
Sein Kopf schnellte nach Vorn, und seine aufgerissenen Kiefer schlossen sich um Arleds Kehle.
Innerhalb weniger Augenblicke erschlaffte der sich windende Körper und lag völlig still.
 
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