Lehrerlaberthread

"Das geht nebenher". Ich hatte eine 20 - Stunden Woche allein an Unterricht (ja, Unterricht, keine Vorlesungen.. Unterricht wie in der Schule, mit Mitarbeit, Hausaufgaben etc.), dazu sollte jede Stunde mit mindestens zwei Stunden vor-und nachbereitet werden. Macht also 40 Stunden. Dann kommt noch das dazu, was man freiwillig macht, damit man überhaupt eine Chance hat mitzukommen... sind wir bei 50 Stunden. Dann kommen noch fünf Stunden Latein pro Woche dazu, was inklusive Nachbereitung gerne 12 Stunden werden. Sind wir also bei etwa 62 Stunden. Ich fahre am Wochenende immer heim und gehöre da meiner Holden, hatte da also keine Zeit zum lernen. Sprich: 62 Stunden durch 5 Tage macht grob 12 Stunden Arbeit pro Tag. Von 8 Uhr morgens bis 8 Uhr abends. Wenn man jetzt noch nebenher arbeitet, um ein bisschen den Kühlschrank vollzukriegen (Bafög kriegt ja nicht jeder); wie soll man das dann eigentlich schaffen? Da geht man ja über kurz oder lang kaputt.

Genau das war meine Situation und genau deswegen hab ichs geschmissen.

@ Deanne: Wann es genau passiert, kann jede Uni afaik selbst entscheiden. Ich studiere ja nun Jura noch auf Staatsexamen und den Unterschied merkt man eklatant! Aber die meisten dürften nun umgestellt haben - so auch Trier, wo ich bin.

Ich kann dir nur sagen, dass die Schulzeit und die Zeit an der Uni die schönste war, auch wenn ich das Studium dann schlussendlich nicht durchgezogen habe, da ein Jobangebot kam. Du kannst mir nicht erzählen, dass du die angeblichen 62 Stunden Woche für Woche hattest. Außerdem sind 45% vom Kalenderjahr so wie so Ferien, da kann man ruhig mal 8 Wochen am Stück reinackern, bis man blöde ist. Schlimm wird es erst, sobald man Verantwortung übertragen bekommt. Spätestens dann fängt der Stress dann an und du schiebst wirklich 60 Stunden-Wochen. Schlafstörungen und kaputte Partnerschaften bekommst du noch als Zugabe draufgelegt. Dafür hast du dann aber auch ganze 5 Wochen Urlaub, die du aber nicht in Anspruch nehmen kannst, da du Angst haben musst, dass etwas nicht erledigt wird, wärend deiner Abwesenheit. Als Student bist du nur für dich selbst verantwortlich und das ist eine Freiheit, die man später nie wieder hat! Natürlich sind das andere Sorgen und mein Kühlschrank wäre voll, wenn ich denn mal dazu käme etwas einzukaufen, aber ich würde jeder Zeit mit dir tauschen (wenn du noch deine 62 Stunden-Woche hättest), glaub mir das.
 
Ich kann dir nur sagen, dass die Schulzeit und die Zeit an der Uni die schönste war, auch wenn ich das Studium dann schlussendlich nicht durchgezogen habe, da ein Jobangebot kam. Du kannst mir nicht erzählen, dass du die angeblichen 62 Stunden Woche für Woche hattest. Außerdem sind 45% vom Kalenderjahr so wie so Ferien, da kann man ruhig mal 8 Wochen am Stück reinackern, bis man blöde ist. Schlimm wird es erst, sobald man Verantwortung übertragen bekommt. Spätestens dann fängt der Stress dann an und du schiebst wirklich 60 Stunden-Wochen. Schlafstörungen und kaputte Partnerschaften bekommst du noch als Zugabe draufgelegt. Dafür hast du dann aber auch ganze 5 Wochen Urlaub, die du aber nicht in Anspruch nehmen kannst, da du Angst haben musst, dass etwas nicht erledigt wird, wärend deiner Abwesenheit. Als Student bist du nur für dich selbst verantwortlich und das ist eine Freiheit, die man später nie wieder hat! Natürlich sind das andere Sorgen und mein Kühlschrank wäre voll, wenn ich denn mal dazu käme etwas einzukaufen, aber ich würde jeder Zeit mit dir tauschen (wenn du noch deine 62 Stunden-Woche hättest), glaub mir das.

Klar ist die Freizeit toll. Vielleicht hab ich mich auch verrechnet und es waren 50 Stunden.. jedenfalls war es so viel, dass ich dachte, dass es für mich nicht zu bewältigen ist. Schließlich wäre ja im Semester darauf noch ein zusätzliches Fach dazugekommen, ich musste schon drei Hausarbeiten schreiben bzw. vorbereiten - in den ersten zwei Wochen - wohlgemerkt. Und was die Semesterferien angeht: Mein Griechischkurs analog zu Latein dauerte auch während der Ferien an, zusätzlich musste man bis zum Bachelor 12 Wochen Praktikum reinquetschen.

Nein danke, mir war das echt zu viel. Vielleicht lag es auch an der Demotivation, dass ich trotz guter schulischer Leistungen in Latein nichts verstanden habe.
 
Achja das liebe Studium. Ich mach grad mein Abi nach und überlege auch zu studieren. Ob ichs wirklich wage, weiß ich noch nicht.
Stelle es mir teilweise doch arg anstrengend vor, vorallem wenn man nie das Lerntier war.

Sicherlich alles eine Motivationsfrage, zeitlich könnte es durchaus funktionieren, da man als Student ja auch einiges an Freizeit bzw. freier Zeiteinteilung hat. Sobald man das vernünftig nutzen kann, sollte es sich ausgehen....
 
...@Deanne: Deutsch und Geschichte? Erinnert mich an eine Geschichte von meinem Mathelehrer (Mathe/Physik), der meinte, dass man wenn man auf einer Studentenparty diese Fächer angegeben hat auch gleich nach Hause gehen konnte. Danach wollte nämlich keiner mehr mit einem was machen :> ...
Das kann ich als angehender Mathematiker(Ba/Ma) nicht behaupten. :> Im Gegenteil haben die Leute sogar häufig Respekt davor, weil sie während der Schulzeit oder auch in der Uni immer damit Probleme haben/hatten.


Generell ist auch der Stoff komplett der gleiche. Mit Mathe fängst du zuerst mit hochkomplizierter Mengenlehre an (ich war immer gut in Mathe, aber als ich bei einem Komilitonen gesehen habe, was die da so am Anfang machen, war ich recht schockiert), obwohl du das in der Grundschule niemals wieder brauchst...
Joa, man soll als Lehrer auch ein bisschen mehr Hintergrund wissen haben, als die Schüler. Da fängt ja Mathematiker egal ob Lehramt oder Bachelor/Master mit Analysis und Lineare Algebra an. Unter anderem auch, weil man dann sofort weiß, ob Mathematik das richtige ist, weil sie sich grundsätzlich von der "Schulmathematik" unterscheidet.

Edit. Übrigens liegt die Frauenquote mit den Lehramtlern im Schnitt bei knapp 50% :>
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Joa, man soll als Lehrer auch ein bisschen mehr Hintergrund wissen haben, als die Schüler. Da fängt ja Mathematiker egal ob Lehramt oder Bachelor/Master mit Analysis und Lineare Algebra an. Unter anderem auch, weil man dann sofort weiß, ob Mathematik das richtige ist, weil sie sich grundsätzlich von der "Schulmathematik" unterscheidet.

Edit. Übrigens liegt die Frauenquote mit den Lehramtlern im Schnitt bei knapp 50% :>

Hintergrundwissen? Einverstanden, aber doch nicht in solcher Form. Das wäre ja, als wenn ich als Sachkundelehrer an der Grundschule die Genetik auswendig herunterbeten können müsste.

Man macht doch nichts außer den vier Rechenoperatinen Addieren, Subtrahieren, Multiplizieren und Dividieren. Potenzieren und Radizieren kommt da ja gar nicht dran. Dann noch eine Handvoll Textaufgaben und die Zahlenfolge, vielleicht noch ein paar Gesetze wie Klammern und Punkt vor Strich. Dafür braucht man Algebra und Analysis?

Ironischerweise hab ich in Geschichte gar nicht in der Altsteinzeit angefangen, die ich aber in der 5. Klasse hatte. Und im LK hab ich damals mit der Attischen Demokratie angefangen. Wir stiegen aber erst in Rom ein und zwar in der Mittleren Republik. Da fehlt ja unerhört viel Fachwissen. Wo nimmt man als Lehrer denn das dann her? Selbststudium? Dann müsste das doch auch für andere Fächer gelten.

PS: Die Frauenquote lag bei mir subjektiv gesehen bei über 70%. Kann nicht sagen, dass ich was dagegen gehabt hätte...

Im Gegenteil haben die Leute sogar häufig Respekt davor, weil sie während der Schulzeit oder auch in der Uni immer damit Probleme haben/hatten.
Achja, das war vermutlich auch als Respekt gemeint, aber eben Respekt ihm Sinne von: "Wer das studiert, ist entweder ein Genie oder geistesgestört". Ging mir mit Latein übrigens genau so. Gott allein weiß, welches Attribut nun auf mich zutrifft...

Sicherlich alles eine Motivationsfrage, zeitlich könnte es durchaus funktionieren, da man als Student ja auch einiges an Freizeit bzw. freier Zeiteinteilung hat. Sobald man das vernünftig nutzen kann, sollte es sich ausgehen....

Freizeit und selbstbestimmte Zeit sollte man niemals verwechseln.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ironischerweise hab ich in Geschichte gar nicht in der Altsteinzeit angefangen

Die Steinzeit gehört auch nicht zu den vier Zeitfenstern, die man beim Studium in erster Linie abdeckt. Zumindest bei uns.

Alte Geschichte - Mittelalterliche Geschichte - Frühe Neuzeit - Moderne

Dabei konzentrieren sich alle Zeitfenster in erster Linie auf die europäische Geschichte. Internationale Geschichte UND alles, was zeitlich früher einzuordnen ist, bildet gemeinsam einen kleineren Unterbereich.

Natürlich kann es bei den Grundschullehrämtern auch anders laufen. Da unterscheiden sich die LA-Studiengänge teilweise sehr stark voneinander.
So muss beispielsweise ein Mathematik-Student, der Grundschullehrer werden will, auch einige Germanistik-Kurse belegen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Dabei konzentrieren sich alle Zeitfenster in erster Linie auf die europäische Geschichte. Internationale Geschichte UND alles, was zeitlich früher einzuordnen ist, bildet gemeinsam einen kleineren Unterbereich.

Naja, und das fand ich im LK damals auch enttäuschend. Entdeckung Amerikas nur kurz angerissen, Unterwerfung der indogenen Südamerikaner bzw. Nordamerikaner gar nicht behandelt, Unabhängigkeits- und Sezessionskrieg auch nicht. Gleichwohl kein Ägypten gemacht, keine Kreuzzüge und Kreuzfahrerstaaten in Palästina, keine Entdeckung Australiens... alles so viele Lücken. Dagegen muss man europäische Mittelaltergeschichte durchziehen, die ich ziemlich langweilig fand, weil politisch einfach nichts passiert. Bußgang nach Canossa usw. hat mich gar nicht interessiert.

Generell finde ich aber auch, dass man in der Oberstufe (MSS hieß das bei mir) nur zwei LKs wählen sollte und die dafür richtig mit 7 Stunden die Woche durchzieht. Ich musste ja drei wählen und per Zufall wurde bestimmt, dass Geschichte nur vier Stunden hat... klasse.
 
Naja, und das fand ich im LK damals auch enttäuschend. Entdeckung Amerikas nur kurz angerissen, Unterwerfung der indogenen Südamerikaner bzw. Nordamerikaner gar nicht behandelt, Unabhängigkeits- und Sezessionskrieg auch nicht. Gleichwohl kein Ägypten gemacht, keine Kreuzzüge und Kreuzfahrerstaaten in Palästina, keine Entdeckung Australiens... alles so viele Lücken. Dagegen muss man europäische Mittelaltergeschichte durchziehen, die ich ziemlich langweilig fand, weil politisch einfach nichts passiert. Bußgang nach Canossa usw. hat mich gar nicht interessiert.

Generell finde ich aber auch, dass man in der Oberstufe (MSS hieß das bei mir) nur zwei LKs wählen sollte und die dafür richtig mit 7 Stunden die Woche durchzieht. Ich musste ja drei wählen und per Zufall wurde bestimmt, dass Geschichte nur vier Stunden hat... klasse.

Das Problem ist der Lehrplan, der den Unterrichtsstoff vorgibt und dich als Lehrender sehr einschränkt. Die Kids machen das Abitur heute schon nach 12 Jahren und dann gibt es noch Lernstandserhebungen, Zentralabi und, und, und. Man muss seine Schüler in kurzer Zeit auf unglaublich viel Stoff vorbereiten und dann noch darauf achten, dass der Unterricht methodisch möglichst interessant ist. Ich persönlich halte das europäische Mittelalter aber für sehr wichtig, weil sich zu dieser Zeit viele Veränderungen vollzogen haben. Zudem war es eine Epoche, die spätere Entwicklungen entscheidend geprägt hat. So kann man sich den Aufstieg der Nationalsozialisten weniger gut erklären, wenn man die Geschichte Deutschlands nicht von Anfang an betrachtet. Warum hat Weimar nicht funktioniert? Warum eskalierte der Nationalismus in Deutschland so sehr? Und warum gab es erst sehr spät "ein Deutschland". Das finde ich sehr spannend. Wie beispielsweise auch den Konflikt zwischen Papst und Kirche, die Reformation oder das Wirken von Friedrich II..

Dazu kommt, dass wir in Mitteleuropa leben und uns daher auf die Geschichte unserer Region konzentrieren. Frag mal in den USA oder England jemanden nach der deutschen Geschichte nach 1945. In anderen Ländern wird internationale Geschichte nicht umfangreicher gelehrt.

Edit: Ägypten steht normalerweise schon in der 5. Klasse auf dem Lehrplan. Die Geschichte der USA und der Commonwealth-Staaten wurde bei uns im Englisch-LK behandelt. Palästina kam in Sowi häufig zur Sprache.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Edit: Ägypten steht normalerweise schon in der 5. Klasse auf dem Lehrplan.

Also das ist überall verschieden, ich hab in der 5. Klasse nicht einmal Geschichte gehabt und in der 6. (auch nur ein Halbjahr) wurde das Thema zweiwöchig (also 4 Stunden) angeschnitten. Das wars.
Dagegen hat die Gesamtschule, wo ich Praktikum gemacht habe, das Thema in Weltkunde (Geschichte und Erdkunde in einem Fach) gerade durchgenommen.
Ägypten wurde bei uns damals aber auch in Erdkunde eher angeschnitten als in Geschichte.
 
Dagegen muss man europäische Mittelaltergeschichte durchziehen, die ich ziemlich langweilig fand, weil politisch einfach nichts passiert.

Oha. Das ist aber ein ganz gewaltiger Trugschluss. Von den Kreuzzügen bis hin zu - sagen wir mal Ende der Rosenkriege und Henry Tudor ist ist eine extrem spannende Epoche.
Geschichte in der Schule kann natürlich extrem langweilig sein. Ich kann da nur die Lektüre von guten und vor allem gut recherchierten historischen Romanen empfehlen.
 
Oha. Das ist aber ein ganz gewaltiger Trugschluss. Von den Kreuzzügen bis hin zu - sagen wir mal Ende der Rosenkriege und Henry Tudor ist ist eine extrem spannende Epoche.
Geschichte in der Schule kann natürlich extrem langweilig sein. Ich kann da nur die Lektüre von guten und vor allem gut recherchierten historischen Romanen empfehlen.

Naja, ist einfach nicht meine Epoche. Mein Metier war schon immer das 19. Jahrhundert bis zur Weimarer Republik.
 
/me geht einen Laboranten-Laberthread öffnen.
 
Zurück