Nutzerbetreuung

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09.04.2008
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Ich nehme Anrufe entgegen, weil der der Kollege, der das sonst tut einen Urlaub macht und ich deshalb
niemanden habe, gegen den ich Warcraft 3 spielen kann. Es sind die üblichen
Beschwerden sogenannter ´Power-Nutzer´ aus der Werbeabteilung, die wissen
wollen, wieso sie den Netzwerkdrucker nicht benutzen können.
Da ich relativ entspannt bin, sage ich ihnen nicht, was ich über ihre geistigen
Fähigkeiten denke, da sie offensichtlich unfähig sind, entsprechende Mitteilungen zu
lesen, die ich vor etwa einem Monat auf den Anschlagtafeln hinterlassen, am
fraglichen Drucker angebracht und mittels E-Mail allen geschickt habe, als der
Wartungsvertrag für den Drucker auslief.
Aber sie rufen noch immer an. Trotzdem der Drucker schon vor einer Woche
abgeholt wurde und nun ein Mitarbeiter in der Kabine sitzt, in der der Drucker
installiert war ... Trotzdem ihnen der neue Mitarbeiter gesagt hat, daß das Monster,
das zwei Seiten in der Minute verschluckte nicht mehr da ist.
Ich beruhige meine Gedanken, da ich nur zu gut weiß, daß ich mich darüber nicht
aufregen sollte. Meine Entschlossenheit wird durch den 'Alarmstufe-Rot-Nutzer'
auf eine neue Probe gestellt. Das Wort Inkompetenz in Bezug auf seine technischen
Fähigkeiten zu verwenden, wäre beinahe Hochstapelei - er könnte nicht einmal
seinen Hintern finden, wenn man ihm eine anatomische Karte, einen Kompaß, einen
Spiegel und eine Kerze geben würde. Tatsächlich ist es so, daß man ihm ganz legal
Organe entnehmen könnte, würde die Aktivität seines Gehirns noch etwas
abnehmen. Aber der Chef hat ihn unter seine Fittiche genommen - wieder eine seiner
Missionen, mit der er guten Willen demonstrieren will.
In dieser Woche hat er mich schon dreimal angerufen, weil seine Maschine gehackt
wurde (die Feststelltaste war gedrückt, als er sein Passwort eingegeben hat). Er hat
ebenfalls angerufen, um zu melden, daß er den ´Keine Systemdiskette. Drücken sie
F1´-Virus hat, und um zu sagen, daß unsere Server-Zeit der Zeit seiner
sprechenden Uhr um drei Sekunden hinterherhinkt.
Und noch immer beobachtet der Chef unsere Service-Bemühungen voller Neugier.
Das Telefon klingelt und es entwickelt sich in etwa folgende Konversation:

"Meine Maschine hat mich wieder ausgesperrt!" platzt der Nutzer heraus.
"Ist es wieder die Feststelltaste?" frage ich.
"Natürlich nicht!" stößt er hervor.
"Und welche Meldung kommt, wenn sie ihr Passwort falsch eingegeben haben?"
"Ich gebe mein Passwort nicht falsch ein! Ich schreibe es immer auf den Boden
meiner Tastatur, um ganz sicher zu sein!"
"Natürlich tun sie das", antworte ich ein wenig entgeistert über die Versuche der
Nutzer, ihre Arbeit zu sichern. "Und was meldet der Computer, wenn sie das
Passwort ... ähm ... korrekt eingeben?"
"Er meldet gar nichts!"
"Aha. Und haben sie das Passwort am Morgen geprüft?"
"Natürlich! Ich kann mich schließlich nicht immer an alles erinnern!"
"Und haben sie den Tastaturstecker von der Rückseite ihres Rechners abgezogen?"
Ein paar verräterische Geräusche später ... "Nein, habe ich nicht." Der
Lügendetektor meldet: ´Lügner! Lügner!´, so daß ich mir schon ausmalen kann, was
gleich kommt.
"Oh, jetzt hat es geklappt - muß wohl ein Wackelkontakt gewesen sein ...."
Seufz.
 
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