Krasses Gegenstück zu den sonst üblichen Buddy Movies wie Lethal Weapon, Nur 48 Stunden usw.
Wegbereiter für ein neues Genre.
Als jemand, der überhaupt nicht auf die Filme Tarantinos steht (wobei ich ansonsten "Reservoir Dogs" mit Abstrichen verdammt gut fand) kann ich dazu nur sagen: Das Ding hat mich seinerzeit "weggeblasen".
Gut, er hat eine Menge Dialog, die eher in einen Theaterworkshop gehörten (andere finden halt, genau das mache den besonderen Reiz an Tarantino-Filmen aus - absolut nicht mein Ding), aber er griff thematisch halt den "Film Noir" und das dazugehörende "Pulp"-Genre auf und schuf etwas völlig neues, ohne sich einen Deut um Konventionen zu scheren.
"Meilensteine" des Films haben übrigens weniger mit der behandelten Thematik zu tun, sondern mehr mit Machart. Es ist sicherlich "vermessen", "Pulp Fiction" mit "Citizen Kane" zu vergleichen, allerdings verbindet beide Filme ihr prägender Stil. Ob man nun "Tarantino-Fanboi" ist oder nicht - er ist einer der ganz, ganz wenigen Regisseure, die einen eigenen, unverwechselbaren Stil haben und nicht austauschbar sind!
Es ist halt so, daß immer wieder behauptet wird, man könne doch im Film nichts neues mehr machen, weil die Pioniere bereits alles abgegrast hätten. Stimmt in Sachen Film und auch in Musik immer nur soweit, bis irgendwer daherkommt und tatsächlich eine Innovation liefert, auf die bisher keiner gekommen ist (siehe auch "Fight Club"). Die Verbindung von absolut absurden Stories; ganz viel "Style" und Liebe zum Detail in der Bildkomposition; der Auswahl eines vortrefflich passenden Soundtracks; eines völlig "unzeitgemäßen" langsamen Erzählstils in Episodenstruktur und nicht zu vergessen hervorragendes Schauspiel ergeben völlig unzureichend erklärt den "Tarantino-Style".
Wieviel Filme (siehe z. B. den durchaus unterhaltsamen "Tuesday") hat man seither gesehen, wo man unwillkürlich dachte, das sei "Tarantino-esque"? Jeder Filmemacher, der etwas abseits des "Mainstreams" neue Impulse geben möchte, wird mit Tarantino und in der Hauptsache "Pulp Fiction" verglichen.
Ich behaupte mal, ein "Sin City" wäre ohne Tarantinos "Vorarbeit" überhaupt nicht möglich gewesen (und Tarantino war ja dort ebenfalls mit den Dreharbeiten verknüpft; ob Rodriguez ohne die Freundschaft zu Tarantino überhaupt in der Lage gewesen wäre, das Teil zu inszenieren, wäre auch noch eine Diskussion wert. Rodriguez ist übrigens ebenfalls einer der wenigen Regisseure, dessen Handschrift man erkennt, auch wenn er zum Teil ziemliches Standard-Zeug abgeliefert hat; immer wieder durchbrochen von einer unglaublichen handwerklichen Fähigkeit mit neuen, frischen Ideen. Ich empfehle "Desperado" abseits von "Sin City").
Ich habe irgendwann mal gesagt, daß Tarantino nur ein Kind seiner Zeit sei und gegen "echte", wenn auch weniger bekannte Innovatoren wie Miike oder Kitano schnell vergessen sein wird. Mittlerweile - und weil ich selbst trotz Abneigung der meisten sonstigen Werke des Herrn Tarantino ein "Fanboi" von "Pulp Fiction" bin - bin ich mir nicht mehr so sicher. Ich behaupte mal, selbst in 50 oder 100 Jahren wird "Pulp Fiction" seinen Platz innerhalb der "wichtigsten Filme des 20. Jahrhunderts" sichern.