Sean Connery: Für mich der beste aller Bond-Darsteller und abgesehen davon ein toller Mann.
Jean-Jacques Annaud hat im AK zu "Der Name der Rose" wahrscheinlich das schönste Kompliment überhaupt zu einem Darsteller gebracht: Connery sei der "Rolls Royce" unter den Schauspielern: Pünktlich, angenehm, zu 100 % vorbereitet, kritikfähig und kompromißbereit.
Wie sehr sich Connery auf seine Darstellung vorbereitet, verdeutlicht Annaud an einem Beispiel: Eine Szene wurde während der Dreharbeiten umgestellt, um nicht zu viel der Handlung für den Insider zu verraten (eine bestimmte Sandale spielte dabei eine Rolle). Connery brauchte seine Zeit, um den geänderten Text aufzusagen, weil er erst wieder einen Rhythmus für den Text finden mußte: Jedes Wort, jede Geste ist vom Schauspieler Connery vorbereitet, geprobt und schließlich in Film-Form dargebracht - und hinter all dem steckt ein Gedanke, ein Sinn; der dem Zuschauer den Charakter der dargestellten Person näherbringen soll.
In fast ebenso hohen Tönen wie Connery lobt Annaud den in einer kleinen Nebenrolle vertretenen Ron Perlman: Nicht nur sei er ein Profi, sondern darüberhinaus witzig und angenehm im Umgang. Seine Anwesenheit am Set hätte zur Stimmungshebung der gesamten Crew beigetragen.
Das Gegenteil von Connery sei der "Inquisator" F. Murray Abraham gewesen, der kurz vorher mit dem "Oscar" für "Amadeus" ausgezeichnet wurde: Diven- und launenhaft, dessen Unpünktlichkeit und Stimmungsschwankungen für mehr als ein wenig Unruhe am Set gesorgt hätte. Annauds Fazit: Sowas rächt sich, weil sich Filmleute unterhalten. Ein Ron Perlman arbeitet heute jeden Tag, während Abraham schon fast vergessen ist.
Interessant fand ich auch einen Kommentar in den Extras zu "American Psycho": Christian Bale wurde von seinen Kollegen als "Robo-Actor" bezeichnet. Nicht etwa, weil seine Darstellung maschinenhaft wäre, sondern seine Fähigkeit, Emotionen auf Abruf mit derselben Intensität immer und immer wieder zu spielen: Jede Geste; sogar jedes Gesichtsmuskelzucken könne Bale beliebig oft für eine Szene wiederholen.
Jop das bestreitet hier ja auch keiner
Klar ist ein Schauspieler nicht alleine für nen guten Film verantwortlich.
Bei sehr vielen verdammt guten Filmen ist der Schauspieler sogar fast scheißegal. Hitchcock hat meist nur die großen Namen der Schauspieler benutzt - der Rest lag im Schnitt und der Komposition der Bilder, für die oftmals nur der Regisseur verantwortlich zeichnet. Schauspieler sind per se überbewertet: Sie sind vielleicht ein halbes Jahr am Set, um die Ideen anderer Leute zu interpretieren. Den Rest haben andere Leute in mühseliger Kleinarbeit teilweise über Jahre ausgearbeitet - und dafür bekommen sie sehr viel weniger Geld als die Gesichtsvermieter.
Ich will Schauspieler nicht abwerten. Filme allerdings sind in den meisten Fällen Tausende von kleiner Filmschnippsel, die nach der Komposition und Vision des Regisseurs aneinandergereiht werden und die teilweise 1.000-fach wiederholt wurden, bis die Momentaufnahme den Erwartungen des Regisseurs entsprach. Es bedarf sicherlich großer Schauspieler, um bestimmte Visionen der Macher im Hintergrund sicht- und fühlbar zu machen - der größte Teil der Arbeit liegt jedoch bei den Leuten, die man im Film eben nicht sieht.
Film ist nicht das, was in Dialogen oder Aufnahmen der Darsteller passiert (Hitch nannte das verächtlich die "Photographie sprechender Menschen" - siehe Tarantino).
Es gab während der Stummfilmzeit eine Art Wettbewerb zwischen den Regisseuren: Wer ohne erklärende Worte (die damaligen Zwischentitel) seine Geschichte erzählen konnte, der war der Gewinner (das dürfte bis heute F. W. Murnau mit dem sauguten "Der letzte Mensch" sein - diese komplexe Story kommt bis auf zwei Tafeln am Anfang und Ende ohne jeglichen sonstigen Erklärungen aus.
Das "Pure Cinema" ist eine Kunst: Eine Geschichte nur in Bildern zu erzählen. Wer auf Dialog zurückgreifen muß, hat verloren!
Wer sich darunter nichts vorstellen kann, der sei auf Chaplins Dilemma in "City Lights" hingewiesen: Wie erzählt man, daß ein blindes Mädchen einen Vagabunden für einen wohlhabenden Kerl hält - und läßt das gleichzeitig für das sehende Publikum glaubwürdig erscheinen? Und das ganze ohne Dialog, sondern nur in einer einzigen Szene begründet?
Chaplin läßt seinen "Tramp" eine Abkürzung über die Straßenkreuzung durch eine Luxuslimousine nehmen. Eine auf der Tonspur nicht gehörte (aber gesehene) zugeschlagene Autotür (damals galt ein Automobil als absoluter Luxus) reicht, um das Mädel zu überzeugen - und das Publikum gleich mit (und "
City Lights" ist einer jener Filme, den man einfach mal gesehen haben sollte. Vielleicht weint der ein- oder andere am Ende sogar ein wenig - immerhin ist Chaplin der Erfinder der "Dramödie". "City Lights" hat darüberhinaus eine Menge guter Szenen, die einer gesonderten Diskussion würdig wären. Besonders schön ist das wohlhabende, aber lebensmüde Arsch, das Chaplin nur dann als gleichwertigen Menschen wahrnimmt, wenn es besoffen ist).
Der Filmmoment ist erheblich kürzer als die Lektüre des Absatzes - und es wurde wochenlang über diese Szene gebrütet (ein kleiner brillianter Moment gerade in der heutigen Kinolandschaft). "Stumm" ist Chaplins Film übrigens (wie auch "Modern Times") nur im Dialog. Es gab zu dieser Zeit bereits den Tonfilm; Chaplin nutzte ihn allerdings nur für die Musikspur (die er selbst komponierte. Davon abgesehen spielte er die Hauptrolle, führte Regie in seinen eigenen Studios, war selbstverständlich Drehbuchschreiber und vertrieb den Film dann auch noch über "United Artists", die er mitbegründet hatte).
Für mich ist das Kino eine der höchsten Formen der Kunst, weil es in seinen größten Momenten alle anderen Kunstarten vereint: Malerei (Szenenbild), Musik (Soundtrack), Schauspielkunst (Theater), Literatur und Poesie (Story). In den besten - und sprichwörtlichen - Augenblicken vereint Kino all das zu einem atemberaubenden Moment - und deshalb liebe ich das Kino wie keine andere Ausdrucksform, weil es eben in diesen Augeblicken _jede_ Ausdrucksform der Kunst ist.
Das "Pure Cinema" ist weder die einzige Form des Kinos noch die einzige Ausdrucksweise, die ich mag (siehe meine "Trashfilmvorliebe"). Es ist allerdings _für mich_ der Bewertungsgrundsatz des Kinos: Zeig' den Leuten etwas, was sie nie gesehen haben - und erzähl' Deine Story in Bildern!
Für den Zuschauer heißt das natürlich: Interpretier' die Bilder (gut, das fällt in der heutigen "Blockbuster"-Filmwirtschaft recht schwer, wo lediglich gezeigt, aber nichts mehr gesagt wird).
Da muss man sich nur mal nen Abspann von nem langen/erfolgreichen Film anschauen. Viele Leute sollten da geehrt werden für die Klasse arbeit. Aber wir sind hier beim Thema Schauspieler und nicht "Film/produktion/verantwortliche.
Leider. Für mich gehört der Abspann zu einem guten Film dazu; und er wird von mir auch komplett angesehen. Manchmal ist er ein gutes Mittel, um überhaupt wieder "herunterzukommen" (Stimmung der Musik). Wenn mir ein Film gefallen hat, dann lese ich mir auch die Namen derjenigen durch, die verdammt hart für meinen Genuß gearbeitet haben!
Gefällt euch der Film nicht, geht beim Abspann 'raus! Ansonsten erweist den hart arbeitenden Leuten, die dort genannt werden, euren Respekt!
Viel erzählt, viel geschwafelt (ich mag eigentlich mein "Cinema" wie meine Literatur: Möglichst kurz formuliert auf den Punkt kommend). Vielleicht eröffnet es dem ein oder anderen eine neue Sichtweise auf das "Cinema": Bilder, Ausdruck, Emotionen - nix Dialog und Erklärungen.