Warum ein Bauingenieur kein Koch ist

Khanor

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Man denkt einfach zu technisch.

Doch der Reihe nach.

Vor ein oder zwei Wochen sehnte ich mich mal wieder nach einer Lasagne. Besser gesagt: seit der letzten Lasagne sehne ich mich wieder nach Lasagne... Yvonne ist vor zwei Monaten auf fleischlose Ernährung umgestiegen was die Sache schon etwas schwieriger gestaltet.

Ich bin nicht so der Freund davon, dass man zwei verschiedene Gerichte kocht. Das hat so etwas befremdliches an sich, außerdem verbraucht man für eine gemeinsame Mahlzeit die doppelte Menge an Strom. Das kann man "mal" machen, aber ein Dauerzustand sollte es nicht sein.

Meine Blitzidee vor einiger Zeit, um meine bemittleidenswerte Situation zu retten: Spinat-Lachs-Lasagne.

Eine bestechende Kombination.

Neu ist die Idee bestimmt nicht, allerdings ist mir noch kein Kühl- oder Tiefkühlprodukt untergekommen, das derlei Ansprüchen gerecht werden könnte. Es gibt nur eine Lasagne aus dem Kühlregal, die wirklich schmeckt (1000 g bei Penny, mjamm!), aber außer der gewohnten Bolognese-Version ist mir noch nichts begegnet.

Yvonne ernüchterte mich damit, dass es bei Spinat und der erforderlichen Soße nicht unbedingt möglich wäre, die Lasagneplatten in genießbarem Zustand herzustellen. So weit hatte ich gar nicht darüber nachgedacht, nach der Entstehung der Idee gelangten meine Gedanken gleich beim Verzehr an, den Zwischenteil wollte ich gekonnt in die Hände meiner Meisterköchin abtreten.

Ich bin eben ein Kerl
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Seither verfolgt mich der Gedanke, ich schleiche mich heimlich in den Keller in meine geheime Komandozentrale, in der ich sonst Komplotte für hohe Regierungskreise aushecke (erst habe ich z.B. zu Guttenbergs Doktorarbeit geschrieben um durch ihn ein wenig an der Politik zu drehen, als er mir aber zu doof wurde hab ich die entsprechenden Tipps weiter geleitet...), hab Lasagneplatten in den Schraubstock geklemmt, deren Zugfestigkeit getestet, Auftauverhalten von Spinat studiert sowie die rheologischen Eigenschaften von Lachssoße und bin zu dem Entschluss gekommen: da geht noch was!

Da Yvonne heute den wohl grausamsten Tag des Semesters vor sich hat und mich den ganzen Tag allein gelassen hat konnte ich also Bohrmaschine, Stichsäge, Werkzeugkoffer und Dampfmaschine aus der Garage holen und mich an dem Projekt versuchen.

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Was nun hier in freudiger Erwartung auf Yvonnes Klausurende und das Erreichen seines Endzustandes hofft ist das Produkt von sage und schreibe 2,5 Stunden Arbeit.

Ja, tatsächlich.

Und dabei habe ich die Zeit nicht mitgerechnet, die ich benötigte um die Spax-Schrauben hinterher wieder herauszusuchen
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Aber mal ernsthaft: falls ihr euch fragt, was zum Geier so lang daran brauchen kann, wenn sie trotzdem nachher noch gut 30 bis 45 Minuten im Ofen brauchen wird will ich mir gern die Blöße geben und - in Erinnerung an die guten alten Zeiten, als man sich noch freiwillig im Internet zum Idioten machte ohne Angst zu haben, dass der künftige Chef davon Wind bekommt - preis geben, was ich da verbockt habe.

*räusper*

Angefangen hat es alles ganz gut. Spinat und Lachs auftauen, Milch (anstatt Sahne) für die Soße abmessen und leicht erwärmen und alles weitere bereit stellen.

Wenn die Nudelplatten in der Form schwer Dampfgekocht werden können, was kann man also tun? Richtig, sie vorkochen. Aber nicht mit normalem Wasser, das würde ja hinterher schmecken wie eine rosa Motorhaube an einem grünen Auto - irgendwie abstrakt.

Nein, meine Idee war, die Platten in der Soße ein wenig vorzugaren. Ich habe mehr Flüssigkeit in die Soße verfrachtet, damit ich nicht hinterher nur noch Schmiermittel übrig habe, und die Platten hinein gelegt, langsam erhitzt (damit die Milch nicht anbrennt) und im Auge behalten.

Soweit war die Idee auch gut.

Was ich aber nicht bedacht hatte war der Einfluss von Eigengewicht der Platten und deren zunehmendem Steifigkeitsverlust sowie der Verdängung von Flüssigkeit unter diesen beiden Gesichtpunkten.

Ende vom Lied: Die Soße wurde beim Garen zwischen den Platten heraus gequetscht und es blieb ein einzelner großer Klotz Nudel in der Größe eines Mauerziegels übrig.

Somit verbrachte ich eineinhalb Stunden damit zu retten was zu retten ist und habe in mühseeliger Frickelei Stück für Stück und Fetzen für Fetzen aus dem Klumpen herausgelöst, gerissen, geschnitten und gepuzzelt - denn Lebensmittel wegwerfen kann ich aufgrund meiner Erziehung erst dann, wenn durch Magenkrämpfe erwiesen ist, dass der grüne Flaum auf der Nahrung nicht gewollt sondern Verwesungserscheinung ist.

Mittlerweile sieht die Küche wieder aus wie ein brauchbarer Wohnraum, meine Finger, Hände und Unterarme sind von Soße und Eiernudelschleim befreit und jetzt gilt es nur noch darauf zu warten, dass ich das Versuchsobjekt in drei Stunden in den Ofen schieben und darauf hoffen kann, dass doch noch so etwas ähnliches wie Nahrung daraus wird.

Guten Hunger :happy:
 
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