So, auf Bitte des Autors und reichlich verspätet kommt mal wieder eine Kritik meinerseits.
Ich fange mit Buch 1, Kapitel 5, folgende Textstelle an:
"Ich bin ein Schattenpriester. Ich bin anders als die Anderen.
Ich bin ein Schattenpriester. Ich lüge niemals.
Ich bin ein Schattenpriester. Ich töte, wenn ich muss, nicht, wenn ich will.
Ich bin ein Schattenpriester. Ich lege Rechenschaft nur vor meinem Gewissen ab."
Sehr schön. Zwar nichts bombastisches, aber was erwartet man schon von Untoten? Sicherlich nicht sonderlich viel Protz und Prunk, womit also diese kurzen Sätze gerechtfertigt werden. Was aber danach kommt:
Beide sprachen noch Stunden bis zum Morgengrauen. Über die Verlassenen, Rechte und
Pflichten, Schattenpriester, mit denen Shadoweye Kontakt aufnehmen sollte wenn er von
hier ging. Und über Macht und schwarze Augen.
Tja, das will mir nicht so recht gefallen. Zumindest eine einzige, kleine Regung hätte noch von dem nunmehr vereidigten Priester ausgehen sollen - so einen Eid legt man schließlich nicht alle Tage ab. Und selbst, wenn er sich gar nicht anders fühlt, hätte dies erwähnt werden sollen. So kommt dieser Eid recht substanzlos daher, als läge ihm gar kein Gewicht bei, als wären es nur ein paar Worte, rasch ausgesprochen, um eilig weiterschreiten zu können.
Folgende Stelle könnte auch noch einmal überarbeitet werden:
Shadoweye folgte seinem Meister nach Draußen. Magiern Isabella war mit ihren Schülern
bereits am streiten. "Du wirst erst gehen, wenn ich es dir erlaube. Vorher nicht!"
Das ist doch Erikk, den sie meint!
Dem Gedanken (letzter Satz) sollte auch noch etwas folgen, das klar macht, dass es sich um einen Gedanken handelt. Ein angefügtes ", dachte er." oder ", wunderte er sich." alleine würde schon reichen, um dem Ganzen einen netten Eindruck und Klarheit zu verschaffen.
Die ersten Kämpfe sind nicht schlecht geschildert, könnten aber noch besser sein. Sätze wie
Diese wurde vom Zauber getroffen und starb sofort.
machen einfach nichts her, sind gleichsam nichtsbedeutend. "Sofort sterben" hat einen recht langweiligen Klang an sich; man kennt diese Worte aus Nachrichten und Zeitungen, die nicht umsonst informativ und eher weniger spannend berichten. Vor allem der nachfolgende Satz:
Der Schwung des Galopps ließ das tote Tier ein paar Purzelbäume schlagen.
macht doch bei weitem mehr her - warum also das "starb sofort" nicht einfach weglassen und stattdessen folgendes schreiben:
Der Schwung des Galopps ließ das Tier ein paar Purzelbäume schlagen, bevor es mit verrenkten Gliedmaßen und augenscheinlich tot / bevor es tot / bevor es leblos / bevor es mit gebrochenen, starren Augen liegen blieb.
Das Training missfällt mir derzeit aber noch am meisten. Du musst den einzelnen Segmenten bei weitem mehr Platz geben und darfst sie nicht übereilen. Beispielhaft vertiefe ich mich auf folgenden Absatz:
Sogar Erikk half bei dem Training. Intressiert sog er alle Information über diese neue Gattung
der Magiebegabten in sich auf. Jeden Zauber, der auf ihn zuflog, lenkte er zur Seite oder
absorbierte ihn mit seinem Schild. "Dein größtes Problem ist, dass du von Zauber zu Zauber zu
lange brauchst. Mach schneller!" So flogen einen ganzen Tag schwarze Zauber über das Feld, ab
und zu auch ein Feuerball. Hier musste Shadoweye immer "Aiun!" rufen, um seinen Schild zu
heben, welcher ganz anders wirkte als der des Magiers, doch hierzu ein ander mal Mehr.
"Isabella erlaubt es dir mit mir zu üben?" Erikk lachte und zog einen Kreis um sich.
"Ich hab´ eine Illusion von mir gemacht die ihr zuhört. Sie merkt nie dass ich weg bin."
Shadoweye lachte rau auf und grübelte, was Erikk wohl vorhatte. Der war plötzlich
verschwunden. "Erikk?" Schon knallte Shadoweye auf den Boden.
Gehen wir zu den ersten beiden Sätzen. Das "er" könnte missleitend wirken: Die Rede ist von Erikk, gemeint ist aber Shadoweye. Die nächste Frage ist, wer den gesprochenen Satz äußert - bisher ist in diesem Absatz nur Erikk aufgetaucht, deshalb läge es nahe, dass er das sagt. Andererseits könnte ich mir vorstellen, dass stattdessen Shadoweye's Meister diese Worte äußert, da er ja für seine Ausbildung zuständig ist.
Der dick gekennzeichnete Satz ist einer jener Sätze, die man möglichst immer vermeiden sollte. Sie locken zwar mit netter Beschreibung und Überbrücken einer gewissen Zeitspanne, hören sich aber oftmals langweilig und aus dem Kontext gegriffen an, zumal, wenn man sie mitten im Absatz einsetzt. Am Anfang hingegen können sie gerne stehen und geben so ein ungefähres Verständnis darüber, wie lange der Protagonist / die Protagonisten mit ihrer Tätigkeit bereits beschäftigt sind bzw. waren. Lösung: einfach einen Absatz einbauen.
Nun kommt wieder ein gesprochener Satz, und erneut weiß man nicht so recht, wer ihn äußert. Natürlich kann es nicht Erikk sein, denn der antwortet, aber trotzdem sollte an solchen Stellen die Genauigkeit triumphieren. Wichtig wäre auch, nach dem gesprochenen Satz einen Absatz zu machen, um klar zu zeigen, dass Erikk antwortet. Eine Faustregel, die ich gerne beherzige und welche die Übersicht enorm verbessert, ist, nach jedem abgeschlossenen gesprochenen Satz einen Absatz einzufügen. Ausnahmen könnte ich keine nennen. Vielleicht bei einer Menge, aus der einzelne Wortfetzen dringen, aber selbst dort wären Absätze besser, unterstützen sie doch mit der Form den Inhalt.
Zu guter Letzt der letzte Satz: Langweilig. Zumal unwirklich: Shadoweye unterhält sich mit Erikk und bemerkt nicht, dass dieser plötzlich verschwindet? Eine bessere Lösung für den Satz selbst wäre etwas in dieser Art:
Als er wieder hinsah, war Erikk plötzlich verschwunden. [...] Verwundert blickte sich Shadoweye um, bis er, von einem wuchtigen Schlag in den Rücken getroffen, hart auf den Boden knallte.
Zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: mehr Beschreibung eingebracht und eine mehr oder minder gute Erklärung dafür, dass er seinen Kontrahenten überhaupt aus den Augen verlieren konnte.
Vom Inhalt her gefällt mir das Ganze schon ganz gut, nur muss ich dragon in einem Punkt zustimmen: Ständig nur hassende Untote zu kreieren, wird auf Dauer langweilig. Vor allem, wenn sie immer nur Hass auf das Lebende haben. Ein gewisser Individualismus muss hier einkehren, es sei denn, Du willst mit vielen, vielen anderen in eine Schublade gestopft werden. Und das willst Du bestimmt nicht.
Greets