Der verostete Traum in Istanbul o0

zeugma

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11.08.2011
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"Nicht ein einziges mal durfte ich die Kinder sehen" sagte der Mann im überfüllten Bus, während acht der Fahrgäste hellhörig zuhörten.
"Meine Frau hat die Koffer samt Kinder gepackt und ist davon... ohne ein Wort zu sagen. Als ich von der Arbeit kam, stand sogar die Wohnung leer, leergeräumt hat sie einfach alles. Was soll ich denn jetzt tun?" Fragte der Mann im Bus während schätzungsweise weitere 5 Fahrgäste noch näher traten.
"Ein Anruf bei der Mutter hat auch kein Erfolg gebracht, vermutlich ist sie in Deutschland bei ihrem Bruder und einigen anderen aus der Familie. Hoffentlich treten wir bald der EU bei, so dass ich nachfliegen, und wenigstens die Kinder wiedersehen kann"
Einige der Fahrgäste standen von ihren plätzen auf und schlängelten sich zum Mann durch, der sein Herz ausschüttete. Schnell wurden die frei gewordenen Plätze von den stehenden gästen belegt, was in etwa wie /Die Reise nach Jerusalem/ aussah.
Ich stand fast neben diesem jenen... Ich gehörte zu den ersten die zuhörten.
Und wie als ob es Platz im Bus gäbe, drückte mich jemand von hinten zur seite und rief dem verzweifelten Mann zu: "Hey, ich an deiner Stelle würde mit diesem Thema zum TV. Erstens, im Fernsehen hören dir mehr Menschen zu als hier im Bus, und zweitens, du bekommst ein Döner und etwas Geld dafür."
Ja, und dafür dass der sich blamiert...
Was ist mit dem Erfolg den man im TV hat? Also wenn die Ehefrau in Deutschland die Sendung verfolgt, vielleicht kommt sie ja zurück... oder geht's nur um den Döner? Ich weiss es nicht.

Schliesslich stiess ich eine Dame von hinten an, während diese mich verbittert anstarrte, ich innerlich lachte und ihr mit einer Kopfbewegung zum verzweifelten Mann hinwiess. Hörte sie denn nicht mit? Sie drehte sich dazu, rieb ihren Po an meine Hüfte und gaffte den fast heulenden Mann an.
Der Mann der sein inneres ausschüttete hatte plötzlich den ganzen Bus um sich versammelt. Jeder sorgte sich irgendwie um ihn... Sie liebten ihn.
Dann plötzlich, ein abrupter halt des busses und kurz danach schaltete sich der Motor ab. Es wurde aufeinmal sehr still im Bus und alle Gäste schauten nach vorne...
"Was ist da hinten los?" Schrie der Busfahrer, indem er aus seiner Ecke hervortrat und auf dem Weg nach hinten alle Passagiere, so gut es ging, beiseite schob.
Er stellte sich vor den fast heulenden Mann, packte ihn am Kragen, schüttelte ihn und schrie: "Junge, wegen dir hätten wir beinahe das Zeitliche gesegnet. Wegen dir wäre der ganze Bus draufgegangen... Du Asi." -und donnerte dem typen mit geballter Faust voll eins auf die zwölf.
Der nun heulende Mann war entsetzt, das konnte man sehen. Er rieb sich die Augen und steckte sich kurz danach den linken Zeigefinger ins linke Ohr. Es juckte wohl.
"So mein Freund..." Schrie der Busfahrer. "...du steigst an der nächsten Haltestelle aus -und diejenigen unter den Fahrgästen die mehr von der Geschichte hören möchten, mit ihm. Ich habe hier absolut kein Bock auf den Kindergarten, damit das klar ist und wegen diesem Volltrottel der seine Frau sicherlich falsch behandelt hat, möchte ich keinen Busunfall in Kauf nehmen. Wer weiss was der seiner Frau alles angetan hat..."
Das ging anscheinend unter die Gürtellinie, denn der heulende zwiebeläugige Mann stand auf, packte sich in die Jackeninnentasche, zog ein Messer, sprang auf den Busfahrer und stach mit seinem Rambomesser zu: "Hier ist Endstation für dich und für niemand sonst du Arsch...ge...sicht."
Kinder schrien sowie Frauen und Männer. Alles war in Bewegung. Um das Gemetzel herum gab es aufeinmal Platz. Mir fiel auf, dass der Bus doch noch mehr Fahrgäste aufnehmen kann. Es hätten locker 20 mehr reingepasst, obwohl es nie so gewirkt hatte.
Ich konnte das Blut an der Decke sehen, oder war es Rost? An den Scheiben an den Passagieren, für mich sahen alle Blutbedeckt aus. Alle schrien, Panik stand bevor... Von Hand öffneten einige die Bustür. Auf dem Notausstiegschalter fehlten ein paar Buchstaben.
" otau st eg". Es war Rot.

"Aaaaaah" schrie der Busfahrer, "Du verdammter Hur...ensoh... AaahAaahh" Der Busfsahrer hatte Todesangst, das konnte man raushören.
Ich wollte raus, schnell stellte ich mich in die Reihe an und schaute zum allerletztenmal an die Decke, ich wollte mich vergiwissern ob es nun Blut oder Rost war, was an der Decke klebte -doch von hinten drückten schon einige, sodass ich wieder nachvorn schauen musste. Ein Paar der Passagiere stolperten beim Ausstieg und fielen von der letzten Stufe auf den Vordermann in den Rücken -einige mit der Fresse zu Boden, so glaubte ich, denn es lagen sicher 3, 4 Leute auf dem Boden, evtl. wegen dem Schock. Ich weiss es nicht.
Im Bus ging das Gemetzel weiter. Der Busfahrer wollte einfach nicht sterben... Beide schrien ganz laut während ich nach einer schönen Frau ausschau hielt. Irgendwie hatte ich das Bedürfniss mit 'ner netten Dame über das brutale Geschehen im Bus zu Quatschen. Alles was sich auffinden liess war eine ca. 40 Jahre alte charmante Bankkauffrau, deren Blick ich nur zu gut erkannte. Es war die mit dem verbitterten Blick, die, die den heulenden Mann im Bus, als dieser sein Herz ausschütete, garnicht bemerkte.
"Na, wie geht's?" Fragte ich die Dame mit einem George Clooney Grinsen im Gesicht. Sie schaute mich perplex an und scheuerte mir eine gepfefferte Backpfeife.
"Was soll der mist? Siehst du denn nicht, dadrin stirbt einer und anstatt zu helfen grinst du mich hier an... Willst du mich etwa anbaggern Bursche? Wenn ja, dann steig in diesen gottverlassenen Bus und hilf dem Fahrer."
Gesagt getan... Ich wollte diese 40 Jährige Frau nicht einfach links liegen lassen. Ich musste was tun. So stieg ich in den Bus, von vorn. In der Mitte des busses ca. fand das Horror-Spektakel statt -auf dem Boden waren mindestens 2 Liter Blut, an den Scheiben 1 Liter und ein bisschen an der Decke. Ich näherte mich also dem Tatort, bis ich die Stelle an der Decke bemmerkte, es war doch Rost, ganz eindeutig, verkrusteter Rost. Wahrscheinlich eine undichte Stelle an der Decke aus der wer weiss wieviel Liter Regenwasser herunter getrieft ist. Ich schaute raus, noch ein kurzer Blick aus dem Fenster zur charmanten Dame, um mich zu vergewissern, dass ich ja als Held ausgehe, sobald ich der Rauferei ein Ende setze. Sie schaute mich an... Ich holte tief Luft und rannte die verbliebenen drei Meter auf die zwei zu und schliesslich zur eins, sprang in die Luft, schaute nochmal kurz hoch zum Rostfleck an der Decke und trat wie in guter Bruce Lee Manier dem Messerstecher-Rambo volle Möre in die Rippen. Dieser flog bis fast in die hintere Reihe, wären da nicht die Sitzplätze und die Stangen, an denen der Typ seinen Kopf gestossen hat, sicher wäre er sogar aus der Rückscheibe rausgeflogen...
Ich packte den verblutenden Busfahrer an den Beinen und zog ihn rückwärts aus der Mitteltür raus.
/Klock, klock klock/, hörte ich nur noch auf dem Weg nach draussen. Der Busfahrer war bewustlos und verpasste mit dem Hinterkopf allen drei Stufen eine Kopfnuss.
"Verdammt..." rief ich laut, "...jetzt stirbt der schon wegen den blöden Stufen"
Das Blut lief die Stufen herunter.
Schnell schaute ich mich um. Wo war die verbitterte Bankkauffrau? Ich wollte die Lorbeeren kasieren, als mich ein Polizist an meinem Schulter packte und zu sich drehte.
"Junge, du hast da eine ganz hervorragende Arbeit geleistet... und die Frau hast du dir verdient..."
Alle klatschten und ich wurde als Held gefeiert. Ich hob meine Arme wie ein Ringboxer der seinen Kampf gewonnen hat in die höhe, nickte mit meinem Kopf und schrie ganz laut;

"JAAAAH!"

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