Die Sterne über Dalaran - Dritter Abschnitt, Teil 5 (3.5)

Melian

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Krasus musterte Imenia mit einem langen Blick, unter dem Imenia fast schon wieder vergass, wie sie hier her gelangt waren, obschon es nur wenige Augenblicke her war, dass sie in der grossen Halle unten von einem Drachen abgeholt worden waren, der einen ihrer Reitgreifen bis in die oberste Etage des Tempels geleitet hatte.
Nun standen sie vor Krasus, Korialstrasz persönlich, dem Gefährten der Lebensbinderin. Imenia fürchtete um ihre Stimme, hatte sie zur Begrüssung doch kaum einen Ton hervorgebracht.
„Es ist interessant zu sehen, wie manche Dinge viele Jahre vergessen scheinen, und dann, eines Tages, wird gleich mehrmals nach diesen Dingen gefragt“, sprach er bedächtig, und trat einen Schritt zur Seite, blickte kurz über die Drachenöde.
Imenia wartete einen Moment ab, bevor sie die Stimme erhob, die mittlerweile wieder ihre übliche Festigkeit gewonnen hatte. „Verzeiht, ehrwürdiger Krasus, doch wie soll ich diese Worte verstehen?“
Krasus lachte leise, und wandte sich ihr wieder zu.
„Ihr fragt mich, was ich über die alten Schwesterklingen weiss. Doch seid ihr nicht die Einzige, die um dieses Wissen sucht in diesen Tagen.“
„Was.. wer.. aber..“, versuchte Imenia ihre Gedanken zu ordnen.
„Ihr seid zu spät, Imenia Feuerblüte. Uns hat bereits ein anderer Besucher aus Dalaran beehrt, der sich nach den prismatischen Klingen erkundigt hat. Ich habe ihm ein Buch ausgeliehen, welches es euch vermutlich ermöglichen würde, die Klinge zu identifizieren.“
Imenia zog die Augenbrauen hoch. „Das ist allerdings.. ein derart merkwürdiger Zufall, dass ich ihn kaum mehr dieser Kategorie zuschreiben würde.“, sprach sie, und klang dabei etwas harsch. Krasus tippte mit einem Finger der linken Hand nachdenklich gegen seine Lippen. Imenia bemerkte, dass ihm an dieser Hand der kleine und der Ringfinger fehlten. Für ein so perfektes Wesen war dies ein sehr seltsamer Makel, doch noch bevor sie sich weiter wundern konnte, sprach Krasus weiter.
„Ohne es gesehen zu haben kann niemand von uns beurteilen, ob eine derartige Waffe tatsächlich eine der Klingen ist, die ihr vermutet. Ich fürchte, ihr müsst nach Dalaran zurückkehren, und den..“ Er brach den Satz ab, denn in diesem Moment setzte ein majestätisch wirkender blauer Drache an, auf der obersten Plattform zu landen. Imenia wunderte sich nur einen kurzen Moment über die scheinbare Sorglosigkeit der Roten. War es nicht erst wenige Monate her, seit die Blaudrachen den Turm angegriffen hatten, und jeder in Sichtweite bekämpft wurde? Sie und Ylaria tauschten einen Blick, sagten aber nichts.
Der Drache landete neben der Haushofmeisterin der Königin und begann sich zu verwandeln und die beiden Quel'dorei hatten grosse Mühe, den Mund nicht offen stehen zu lassen.
Es war faszinierend und abstossend zugleich, wie sich der massige und dennoch elegante Körper des Blaudrachen begann zu verformen und sich schliesslich in einer Art Nebel, einem Flirren auflöste, einen Moment gar nicht mehr zu existieren schien, bis schliesslich eine humanoides Wesen auf der Plattform stand.
„Ah.. Kalecgos“, sprach Krasus und trat auf den Drachen in der Form eines Halbelfen zu. „Sei gegrüsst.“ Kalecgos erwiderte etwas in einer Sprache, welche weder Ylaria noch Imenia ansatzweise verstanden, doch gingen sie von einer Erwiderung des Grusses aus.
Die beiden Drachen tauschten einige Worte, ehe Krasus Kalecgos zu den beiden Quel'dorei führte, die sich sofort verbeugten.
„Siehe.. Diese Vertreter des Silberbunds haben Überreste einer Klinge gefunden. Es mag sein, dass diese Überreste diejenigen einer prismatischen Klinge sind.“
Kalecgos runzelte die Stirn und zupfte sich die vorwiegend blaue Kleidung zurecht, während Krasus sprach. „Wirst du unseren Besuchern deine Hilfe anbieten?“
Kalecgos' Blick wandte sich nun den beiden Quel'dorei zu und Imenia musste sich beherrschen, den Blick nicht abzuwenden. Sie fühlte sich inspiziert, gemustert, doch war dies nicht feindselig, sondern einfach neutral berechnend, was das Ganze für sie irgendwie schlimmer machte. Schliesslich räusperte sie sich. „Mein Lord, es wäre von Vorteil für die Bemühungen, die der Silberbund..“
„Krasus. Bist du dir sicher, dass du diesen Sterblichen in ihrer Suche nach dem Schwert unterstützen willst?“, wurde sie von Kalecgos unterbrochen, den ihre Worte offensichtlich gar nicht interessiert hatten.
Krasus blickte Kalecgos an. „Diese Klingen“, fuhr Kalecgos fort, und richtete das Wort nun sowohl an Krasus als auch an die beiden Elfen, „wurden vor langer, langer Zeit geschmiedet. In einer Zeit, als die Dinge.. anders waren.“
„Du denkst also, unsere Verbündeten sind nicht in der Lage, die Macht des Schwertes zu kontrollieren?“
„Unsere Feinde haben einst unsere stärkste Waffe gegen uns gerichtet. Was bringt dich zu dem Gedanken, dass es bei den prismatischen Klingen anders wäre? Es war bereits ein Fehler, sie überhaupt herzustellen und den Sterblichen zu überreichen.“
Imenia und Ylaria tauschten erneut einen Blick. Auch ohne Worte hatten sie eine ungefähre Ahnung davon, was Kalecgos mit der stärksten Waffe meinte. Die Drachenseele, die vor tausenden von Jahren vom korrupten Erdwächter selbst gegen die vier anderen Drachenschwärme benutzt worden war. Die dazu geführt hatte, dass die Welt auseinanderbrach, dass der Mahlstrom entstand und Azeroth fast von Sargeras anheim gesucht worden wäre. Alte Lieder und Geschichten erzählten auch unter den Hochelfen diesen Abschnitt der mit den Nachtelfen gemeinsamen Vergangenheit immer und immer wieder.
Imenia zerbrach sich den Kopf, um eine Antwort zu finden, die den Blaudrachen hätte besänftigen können, fand aber keine. In einem Winkel ihres Bewusstseins war ihr klar, dass das Wort einer Sterblichen in diesen Belangen wirklich kaum etwas zählte. Nicht aus Verachtung für die Sterblichen, sondern einfach, weil sie nicht diese Erfahrung hatten, die die Drachen besassen.
Ihr entging fast, dass sich eine weitere Gestalt genähert hatte. Als Ylaria neben ihr sich erneut tief verbeugte und einen Gruss stammelte, wurde sie aus ihren Gedanken gerissen.
„Seid willkommen zurück im Tempel Kalecgos.“, erklang die Stimme der Drachenkönigin.
„Alexstrasza, Königin des roten Schwarms, es ist mir wie immer eine Ehre, hier verweilen zu dürfen.“, antwortete der Angesprochene und verbeugte sich.
Die rote Drachendame trat in der humanoiden Gestalt einer Hochelfe auf sie zu. Sie war ungefähr einen Kopf grösser als Ylaria und Imenia, doch hatte von ihrer Gestalt und ihrer Ausstrahlung her kaum etwas mit einem gewöhnlichen Hochelfen gemein. Die Mischung aus Stoff und Platte, die ihre Figur umhüllte, verdeckte gerade das notwendigste, hätte für einen Sterblichen in der eisigen Kälte der Drachenöden aber kaum gereicht. Die Farben, die sie zierten, schimmerten in allen vorstellbaren Nuancen von Rot, durch goldene Verzierungen, gestickten Ranken und Blumen bereichert und ergänzt durch einen grossen, blutrot glänzenden Edelstein, der an einer Halskette hing. Imenia konnte nicht sagen, wo die ebenfalls verzierten Hörner in dem dichten, gewellten Haarschopf begannen, doch ragten sie an der Seite des Kopfes ab, wirkten aber dennoch nicht störend. Alles an der Gestalt der Drachenkönigin in ihrer humanoiden Form wirkte passend und stimmig, königlich bis in die letzte Zehenspitze.
Sie trat in die Runde und ihre golden glühenden Augen suchten von jedem Anwesenden einmal den Kontakt.
„Kalecgos. Sterbliche Helden haben diese Waffen lange genug geführt, um das Böse zu bekämpfen. Ich sehe keinen Grund, ihnen das Schwert auch in diesem Kampf gegen die Geissel vor zu enthalten“, sprach sie dann, ganz so als hätte sie jedes einzelne Wort der Unterhaltung mitbekommen. Und das hatte sie wohl auch, denn keiner der beiden Drachen stellte dies in Frage. Krasus nickte nur, während Kalecgos offensichtlich skeptisch die Arme verschränkte.
„Wie ihr es wünscht, meine Königin. Ich werde sicherlich nicht in ihrem Wege stehen“, sprach er. „Aber ich werde meinen Blick auf ihnen behalten.“
„Das werden wir alle, Kalecgos“, ergänzte ihn Krasus und lächelte aufmunternd zu den beiden Elfen.
Kalecgos nickte nur noch einmal wortlos, drehte sich dann um und entfernte sich von dem Grüppchen. Er gesellte sich zu einem anderen Drachen in humanoider Form und begann ein Gespräch, widmete sich der Gruppe nicht mehr.
Krasus wandte sich wieder an die Elfen. „Ihr müsst die Bemerkungen Kalecgos' verstehen. Sein Schwarm hat am meisten gelitten.“ „In vergangenen Jahren sowie auch in der Gegenwart“, ergänzte Alexstrasza ihren Gefährten und schenkte ihm ein Lächeln.
Imenia nickte. „Ich.. verstehe durchaus.. Es ist bestimmt nicht leicht, dies.. zu.. nun ja..“
Alexstrasza lächelte amüsiert, als Imenia erneut keinen klaren Satz zustande brachte.
„Ihr solltet zurück nach Dalaran gehen. Ich bin mir sicher, einer eurer Magister des Silberbunds ist befähigt, mit den Sonnenhäschern über eine Herausgabe des Buches zu diskutieren. Denn anders ist es euch wohl nicht möglich, die Klingenüberreste zu identifizieren. Und uns ist es nicht möglich dies zu tun, ohne die Überreste gesehen zu haben.“ Krasus hatte bei den Worten, die er gesprochen hatte, abwechselnd Ylaria und Imenia angesehen.
„Wartet.. ihr sagt.. Sonnenhäscher? Seid ihr sicher?“, entfuhr es Imenia.
„So ist es. Er handelte im Namen der Sonnenhäscher, wie er mir zugetragen hat.“
„Und.. gibt es.. kein anderes Buch?“
„Nein, das gibt es nicht.“
Alexstrasza hatte die ganze Zeit geschwiegen, doch nun erhob sie wieder die Stimme.
„Aber das wird auch nicht notwendig sein, nicht wahr, Imenia Feuerblüte?“ Sie lächelte, blickte Imenia an. „Denn ihr habt es bei euch.“
Imenia stockte der Atem. „Nun.. ehm..“ „Ihr wäret nicht so töricht und würdet es in Dalaran lassen. Auch ein Heiler kann keine Ferndiagnosen stellen, so können wir dies auch nicht. Ihr habt den betreffenden Gegenstand, von dem ihr vermutet, es könnte die Klinge sein, mit genommen.“
Krasus lächelte, als Imenia nur ergeben nickte. „Die Logik meiner Königin schlägt selten fehl.“
„Verzeiht, wir.. ich wollte nicht.. Ich dachte, vielleicht gäbe es eine Möglichkeit, es herauszufinden, ohne.. Wenn es eine Fälschung ist, oder wir uns irrten.. Die Blamage wäre zu gross gewesen.. Entschuldigt, dass ich es euch nicht sofort gesagt habe“, wand sich Imenia im verzweifelten Versuch, eine Erklärung zu finden, die gar nicht so abwegig war. Ein Teil von ihr war wirklich besorgt, ob die Klinge nicht eine Fälschung war. Und sich vor einem derart edlen Geschöpf wie einem Drachen zu blamieren? Unvorstellbar.
„Lasst uns das Relikt durch unsere Haushofmeisterin Torastrasza überbringen und wir werden es untersuchen, ob es das ist, was ihr denkt.“ Sie deutete auf die Drachendame, die sich am anderen Ende der Plattform befand. „Sie wird euch nach unten eskortieren und dort das Relikt in Empfang nehmen. Am morgigen Tage, zur selben Stunde, wird sie euch unten wieder abholen, auf dass ihr die Antwort erfahren mögt.“
„Unser tiefster Dank sei euch gewiss, Königin. Wir fühlen uns geehrt.“
Alexstrasza lächelte sanft. „Shorel'aran, wie die Hochelfen sagen. Wir werden uns wieder sehen.“, sprach sie, senkte leicht den Kopf zum Grusse und ging dann davon, gefolgt von Krasus.
Imenia und Ylaria verbeugten sich tief und wagten sich erst wieder aufzurichten, als sie sicher waren, dass sich in ihrer unmittelbaren Umgebung kein Drache mehr aufhielt. Dann entlud sich ihre Nervosität in einem hysterischen Kichern.
 
Ich mag die Geschichte und ich mag Drachen, aber der erste Satz sollte unbedingt etwas editiert werden. Der ist einfach zuuuuuuu lang ^_-
 
Stimmt.. Das ist etwas holprig geraten. Ich werds mal überarbeiten beizeiten. Wobei.. 4 Zeilen geht eigentlich noch bei meinem Schreibstil. T.t
 
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